[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Ermittlung einer Steuergröße
für den Betrieb eines mit einem Trockenluftstrom betriebenen Trockners, vorzugsweise
für Keramikwaren.
[0002] Die meisten keramischen Produkte werden naß, viele davon plastisch, stranggeformt
und müssen anschließend vor der Weiterverarbeitung getrocknet werden. Der Trockenvorgang
verläuft in verschiedenen Phasen, wobei für die Qualität des Endproduktes bezüglich
Rissen, Gefügestörungen und inneren Spannungen die erste Phase von besonderem Interesse
ist. In dieser ersten Phase ist die Oberfläche des Trockenguts feucht, dessen Temperatur
sich auf die Kühlgrenztemperatur einstellt. Für die Verdunstungsgeschwindigkeit des
Wassers und damit die Qualität des Endproduktes ist die Kühlgrenztemperatur des Trockengutes
von entscheidender Bedeutung. Es ist daher versucht worden, den Trockner so zu betreiben
bzw. konditionieren, daß die Temperatur der Trocknerluft um einen bestimmten Betrag
oberhalb der Kühlgrenztemperatur des Trockengutes liegt, um eine optimale Temperaturkurve
im Hinblick auf die Qualität der Endprodukte und die Trockengeschwindigkeit zu erzielen.
Sobald die Oberfläche des Trockenguts abgetrocknet ist und der Trockenvorgang sich
in das Innere desselben verlagert, ist die erste und entscheidende Trockenphase abgeschlossen.
[0003] Zur Umsetzung dieses Verfahrens ist es jedoch erforderlich, sowohl die Trocknerlufttemperatur
als auch die Kühlgrenztemperatur an der Oberfläche des Trocknungsgutes zu bestimmen.
Zur Ermittlung der letzteren Temperatur ist es bekannt, mit Berührungsthermometern
oder mit optischen Meßgeräten die Oberflächentemperatur der nassen Formlinge während
des Trockenvorganges zu ermitteln. Dieses Verfahren ist jedoch beim industriellen
Betrieb insbesondere von Tunneltrocknern wenig praktikabel, da sich das Trockengut
auf Wagen durch den Trockner bewegt und daher die Fixierung eines Berührungsthermometers
oder das Anvisieren eines geeigneten Trockengutmusters für eine optische Messung sehr
aufwendig wäre. Außerdem sind die kauin vermeidbaren Ungleichlmäßigkeiten in einem
großen Trockenraum so nicht erfaßbar.
[0004] Daher liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein einfach zu handhabendes Verfahren
zum Betrieb des Trockners vorzuschlagen, bei dem die Qualität der getrockneten Produkte
sowie die Trockengeschwindigkeit optimiert werden kann.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die in Anspruch 1 beschriebenen Verfahrensmerkmale
und die in Anspruch 2 beschriebenen Vorrichtngsmerkmale gelöst.
[0006] Mit einer ersten Meßeinrichtung wird die Temperatur der Trocknerluft und mit einer
zweiten Meßeinrichtung die Temperatur an der Oberfläche einer in Berührung mit der
Trocknerluft befindlichen Wassermenge ermittelt, wobei letztere als Maß für die Kühlgrenztemperatur
an der Oberfläche des Trockengutes dient. Die Differenz der beiden ermittelten Temperaturen
dient dann als Steuergröße für den Betrieb des Trockners.
[0007] Der Vorteil dieses erfindungsgemäßen Verfahrens und der Vorrichtung liegt darin,
daß auf einfache Weise eine brauchbare Referenztemperatur zur Steuerung des Trockners
ermittelt werden kann. Ein weiterer Vorteil liegt darin, daß das Verfahren an jeder
beliebigen Stelle im Trockner und auch bei Tunneltrocknern mit auf Wagen bewegtem
Trockengut durchgeführt werden kann. Darüber hinaus ist die Nachrüstung eines Trockners
für das erfindungsgemäße Verfahren verhältnismäßig einfach und der Betrieb eines Ofens
mit dem erfindungsgemäßen Verfahren erfordert wenig zusätzlichen Wartungsaufwand.
[0008] Vorteilhaft sind die erste und zweite Temperaturmeßeinrichtung nahe beieinanderliegend
angeordnet, damit beide Temperaturmeßeinrichtungen den gleichen Trocknerluft-Strömungsverhaltnissen
ausgesetzt sind. Die beiden Temperaturmeßeinrichtungen können vorteilhaft an der Decke
des Trockners angeordnet sein. Es ist auch möglich, mehrere Paare von ersten und zweiten
Temperaturmeßeinrichtungen an verschiedenen Stellen des Trockners vorzusehen. Als
Temperaturmeßeinrichtungen können beispielsweise Thermoelemente verwendet werden.
Die mit der Trocknerluft in Berührung stehende Wassermenge befindet sich vorteilhaft
in einer Wanne, wobei über eine automatische Regelung eine bestimmte, vorher definierte
Füllstandshöhe eingehalten wird.
[0009] Im folgenden ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Zeichnung näher
beschrieben.
[0010] Durch den Trockentunnel 1 eines Tunneltrockners bewegt sich das Trockengut (nicht
dargestellt) auf einem Wagen 2. An der Decke des Trockentunnels befindet sich eine
flache Wanne 3, der von einer Wasserleitung 4 kontinuierlich eine etwas größere als
der Verdunstungsmenge entsprechende Wassermenge zufließt. Durch einen Überlaufrohrstutzen
5 kann überschüssiges Wasser abfließen, so daß eine konstante Füllhöhe ständig beibehalten
wird. In die Wanne 3 taucht ein Thermo-Element 6 ein, mit dem die Temperatur an der
Oberfläche des Wassers gemessen wird, die annähernd der Kühlgrenztemperatur der Formlinge
in der Nähe der Wanne 3 entspricht. Ein weiteres, neben der Wanne angeordnetes Thermo-Element
7 mißt die Trocknerlufttemperatur in der Umgebung der Wanne 3. In einer Schaltung
10 wird die Differenz der beiden durch die Thermoelemente 6 und 7 ermittelten Temperaturen
gebildet, welche Temperaturdifferenz als Steuergröße zur Regelung der Energiezufuhr
zum Trockner im betroffenen Abschnitt des Trockentunnels 1 über ein oder mehrere Ventile
dient.
1. Verfahren zur Ermittlung einer Steuergröße für den Betrieb eines mit einem Trockenluftstrom
betriebenen Trockners (1), vorzugsweise für Keramikwaren,
dadurch gekennzeichnet, daß
- mit einer ersten Temperaturmeßeinrichtung (7) die Temperatur der Trocknerluft ermittelt
wird,
- mit einer zweiten Temperaturmeßeinrichtung (6) die Temperatur an der Oberfläche
einer in Berührung mit der Trocknerluft befindlichen Wassermenge (9) ermittelt wird,
die als Maß für die Kühlgrenztemperatur an der Oberfläche des Trockengutes dient,
und
- die Differenz beider Temperaturen als Steuergröße für den Betrieb des Trockners
(1) ermittelt wird.
2. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1,
gekennzeichnet durch
- ein wannenförmiges Gefäß (3) zur Aufnahme einer Wassermenge (9),
- eine erste Temperaturmeßeinrichtung (7) in der Umgebung des Gefäßes (3) zur Messung
der Temperatur der Trocknerluft,
- eine zweite Temperaturmeßeinrichtung (6), die in die Wassermenge (9) eintaucht,
zur Messung der Temperatur an der Oberfläche der Wassermenge (9), und
- eine Einrichtung (10), die ein der Differenz der von den beiden Temperaturmeßeinrichtungen
(6, 7) gemessenen Temperaturen entsprechendes Signal zur Steuerung des Trockners (1)
erzeugt.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß erste und zweite Temperaturmeßeinrichtung (6, 7) nahe beieinanderliegend angeordnet
sind.
4. Vorrichtung nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß das wannenförmige Gefäß (3) und die erste und zweite Temperaturmeßeinrichtung
(6, 7) an der Trocknerdecke angeordnet sind.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß mehrere wannenförmige Gefäße (3) sowie erste und zweite Temperaturmeßeinrichtungen
(6, 7) zur Temperaturdifferenzermittlung an verschiedenen Orten des Trockners (1)
vorgesehen sind.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß als erste (7) und/oder als zweite (6) Temperaturmeßeinrichtung Thermoelemente
vorgesehen sind.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß das wannenförmige Gefäß (3) eine automatische Regelung einer definierten Füllstandshöhe
der Wassermenge (9) aufweist.