[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Schützen von eine Strahlung, insbesondere
IR-Strahlung, abgebenden Objekten, insbesondere Schiffen, gegen Flugkörper, die mit
intelligenten Suchköpfen, insbesondere scannenden, abbildenden, korrelierenden und/oder
spektral filternden Suchköpfen, vorzugsweise IR-Suchköpfen, ausgerüstet sind, bei
dem durch Abschuß eines mit einem brennbaren Wurfmittel beladenen Wurfkörpers aus
einem auf dem bedrohten Objekt oder in der Nähe desselben installierten Abschußrohr,
Zerlegung des Wurfkörpers und gleichzeitige Anzündung und Verteilung des Wurfmittels
neben dem Ziel im Bereich der Suchoptik des Suchkopfes eine Scheinzielwolke, insbesondere
Infrarot-Scheinzielwolke, mit gegenüber dem bedrohten Objekt höherer Strahlungsleistung,
insbesondere Infrarot-Strahlungsleistung, gebildet wird.
[0002] Ein derartiges Verfahren, mit dem sich unter gewissen Umständen Objekte, beispielsweise
S-Boote, vor mit Infrarot-Lenksuchköpfen ausgerüsteten Flugkörpern ausreichend schützen
lassen, bildet die Grundlage für die in der DE-OS-34 21 734 A1 und der EP-PS 0 240
819 B1 offenbarten Erfindungen. Es nutzt die Funktionsweise der Suchköpfe wie folgt
aus: Die Suchköpfe haben Optiken, die zu Beginn der sogenannten Suchphase, die gewöhnlich
in einer Entfernung von etwa 10 bis 15 km vom Objekt beginnt, verhältnismäßig große
Öffnungswinkel haben, so daß sie beispielsweise einen Suchbereich von etwa 3000 bis
5000 m im Azimut und etwa 300 bis 500 m in der Elevation erfassen können. Nach Erkennung
des Objekts schaltet der Suchkopf im Laufe des weiteren Anflugs des Flugkörpers auf
das Objekt auf, was man auch als Lock-On bezeichnet. Mit diesem Vorgang verkleinert
sich der Blickwinkel der Optik des Suchkopfes sowohl im Azimut als auch in der Elevation
sehr stark. In einer Entfernung von etwa 5 bis 8 km, in der gewöhnlich das Aufschalten
auf das Objekt erfolgt, beträgt der vom Suchfenster des Suchkopfes erfaßte Bereich
dann nur noch 100 m im Azimut und etwa 50 m in der Elevation. Dieser Bereich wird
dann im Verlaufe des weiteren Anflugs des Flugkörpers bis zum Aufschlag ständig kleiner.
Die zur Ablenkung des Flugkörpers zu bildende Infrarot-Scheinzielwolke darf daher
nur etwa 40 bis 50 m seitlich vom Strahlungsschwerpunkt des Objekts entfernt sein
und nur etwa 25 bis 30 m über dem Boot liegen, damit sie noch vom bereits verkleinerten
Blickwinkel der Optik des Infrarot-Lenksuchkopfes erfaßt wird. Ferner muß sie eine
im Vergleich zum eigentlichen Objekt wesentlich höhere Infrarot-Strahlungsleistung
aufweisen.
[0003] Das herkömmliche Verfahren weist jedoch den Nachteil auf, daß in der Zeit zwischen
dem Abschuß und der Ausbringung des Scheinzieles noch kein Ablenkeffekt bzw. Schutz
besteht. Darüber hinaus ist zwischen dem Abschußort und dem Wirkort (Zerlegungspunkt)
ein räumlicher Abstand gegeben, der eine erhöhte Anforderung an die Positionierung
des Scheinzieles im Gesichtsfeld des Suchkopfes - insbesondere im Seduktionsfall nach
Lock-On - mit sich bringt, andernfalls der gewünschte Abzieheffekt nicht verwirklicht
wird.
[0004] Aus der DE 33 26 884 C2 ist ein Verfahren bekannt, bei dem ein im Infrarotbereich
wirksamer Abschirmeffekt durch einen Wurfkörper erzielt wird, der kurze Zeit nach
dem Abschuß ein heißes Aerosol entwickelt. Dabei handelt es sich um ein Abschirm-
bzw. Vernebelungsverfahren, welches keine Möglichkeit gibt, einen bereits auf das
zu schützende Objekt aufgeschalteten Suchkopf von dem Objekt wegzuführen.
[0005] Die DE-AS 10 96 805, die DE-PS 258 538 und die DE 34 21 734 A1 beschreiben Geschosse,
die während des Fluges im Infrarotbereich wirksame Energie abstrahlen, jedoch finden
sich hier keine Hinweise auf die Ablegung von Suchköpfen.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Scheinzieleffektivität des gattungsgemäßen
Verfahrens dahingehend zu verbessern, daß auch ein auf das zu schützende Objekt als
aufgeschalteter Suchkopf zuverlässig von dem Objekt weggeführt werden kann.
[0007] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe in Weiterbildung des gattungsgemäßen Verfahrens
dadurch gelöst, daß bereits beim Abschuß des Wurfkörpers eine im Wurfkörper befindliche
Abstrahleinrichtung in Betrieb genommen wird, die eine dem späteren Scheinziel entsprechende
Energieform beginnend unmittelbar nach dem Abschuß bis zum Aufbau des Scheinzieles,
insbesondere IR-Scheinzieles, in suchkopfrelevanter Intensität abstrahlt.
[0008] Dabei kann vorgesehen sein, daß die Abstrahleinrichtung kontinuierlich abstrahlt.
[0009] Die Erfindung schlägt auch vor, daß die Abstrahleinrichtung getaktet abstrahlt.
[0010] Nach der Erfindung kann auch vorgesehen sein, daß weitere Wurfkörper unter solcher
zeitlicher und/oder räumlicher Versetzung verschossen, ihre jeweiligen Abstrahleinrichtung
in Betrieb genommen und mit nachfolgender Anzündung und Verteilung des in ihnen befindlichen
Wurfmittels zerlegt werden, daß eine sich von der jeweils vorherigen Scheinzielwolke
fortpflanzende Kette aus aufeinanderfolgenden weiteren neuen Scheinzielwolken, insbesondere
Infrarot-Scheinzielwolken, entsteht, die durch die von den jeweiligen Abstrahleinrichtungen
verursachten suchkopfrelevanten Energieabstrahlbahnen verbunden sind.
[0011] Die Abstrahleinrichtung kann bei der Erfindung einen pyrotechnischen Satz, z.B. einen
Gasgenerator, einen Leuchtsatz oder einen Raketenmotor aufweisen.
[0012] Der Erfindung liegt die überraschende Erkenntnis zugrunde, daß es gelingt, die Schutzeffektivität
des bekannten Verfahrens entscheidend zu verbessern, indem in der Silhouette des zu
schützenden Objektes selbst beim Abschuß des Wurfkörpers mittels der sofort wirksam
werdenden Abstrahleinrichtung ein vorläufiges Scheinziel erzeugt wird, welches den
Rest des zu schützenden Objektes überstrahlt und vom Suchkopf identifiziert wird.
Der Suchkopf "sieht" von diesem Augenblick an nicht mehr den Rest des zu schützenden
Objektes, auf den er bereits aufgeschaltet ist, sondern das vorläufige Scheinziel.
Mit dem Fortbewegen des Wurfkörpers von dem zu schützenden Objekt folgt der Suchkopf,
dem sich dabei aus der Silhouette des zu schützenden Objektes herausbewegenden vorläufigen
Scheinziel, welches durch die Abstrahleinrichtung leuchtspurmunitionsartig gebildet
wird, und wird auf diese Weise zuverlässig in das spätere, endgültige Scheinziel gelenkt.
Auf diese Weise kann eine Ablenkung des Suchkopfes auch dann erfolgen, wenn das Scheinziel
z.B. wegen mangelhafter Positionierung außerhalb des Gesichtsfeldes des Suchkopfes
aufblüht. Hierdurch ergibt sich eine Vereinfachung der Selbstschutzanlage, wobei die
Schutzwirkung unmittelbar nach dem Abschuß wirksam wird.
[0013] Nachstehend ist das erfindungsgemäße Verfahren unter Bezugnahme auf die beigefügte
Zeichnung erläutert
[0014] Dabei zeigt die aus einer einzigen Figur bestehende Zeichnung anhand eines im Anflug
auf ein Objekt befindlichen Suchkörpers den Ablauf des erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0015] Wie die Zeichnung zeigt, bewegt sich ein mit einem Infrarot-Suchkopf versehener gesteuerter
Flugkörper FK, der ein Schiff S geortet hat, zunächst auf einer Flugbahn F1 auf das
Schiff S zu. Zu einem Zeitpunkt, in dem der Flugkörper FK bereits auf das Schiff S
aufgeschaltet hat, wird von dem zu schützenden Schiff S aus entlang einer Wurfbahn
WB ein Wurfkörper aus einer Position WK1 in Richtung auf die Position eines Scheinzieles
SZ abgeschossen. Bereits in der Position WK1 wird mit dem Abschuß des Wurfkörpers
ein Raketenmotor gezündet, der ähnlich einer Leuchtspurmunition kontinuierlich Wärme
abstrahlt, wodurch das Schiff S bereits beim Abschuß des Wurfkörpers in der Position
WK1 für den Infrarot-Suchkopf des Flugkörpers FK überstrahlt wird. Der Wurfkörper
FK visiert demzufolge bereits in der Wurfkörperposition WK1 diesen an und ändert seine
Flugbahn dann laufend von F1 in F2, F3, F4 und F5, während sich der Wurfkörper kontinuierlich
durch die Positionen WK2, WK3 und WK4 entlang der Flugbahn WB in Richtung auf die
Scheinzielposition SZ, Wurfkörperposition WK5, bewegt und dann das Scheinziel SZ bildet,
wo der Flugkörper FK auf das Scheinziel trifft.
[0016] Die in der vorstehenden Beschreibung, in der Zeichnung sowie in den Ansprüchen offenbarten
Merkmale der Erfindung können sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination für
die Verwirklichung der Erfindung in ihren verschiedenen Ausführungsformen wesentlich
sein.
1. Verfahren zum Schützen von eine Strahlung, insbesondere IR-Strahlung, abgebenden Objekten,
insbesondere Schiffen, gegen Flugkörper, die mit intelligenten Suchköpfen, insbesondere
scannenden, abbildenden, korrelierenden und/oder spektral filternden Suchköpfen, vorzugsweise
IR-Suchköpfen, ausgerüstet sind, bei dem durch Abschuß eines mit einem brennbaren
Wurfmittel beladenen Wurfkörpers aus einem auf dem bedrohten Objekt oder in der Nähe
desselben installierten Abschußrohr, Zerlegung des Wurfkörpers und gleichzeitige Anzündung
und Verteilung des Wurfmittels neben dem Ziel im Bereich der Suchoptik des Suchkopfes
eine Scheinzielwolke, insbesondere Infrarot-Scheinzielwolke, mit gegenüber dem bedrohten
Objekt höherer Strahlungsleistung, insbesondere Infrarot-Strahlungsleistung, gebildet
wird, dadurch gekennzeichnet, daß bereits beim Abschuß des Wurfkörpers eine im Wurfkörper
befindliche Abstrahleinrichtung in Betrieb genommen wird, die eine dem späteren Scheinziel
entsprechende Energieform beginnend unmittelbar nach dem Abschuß bis zum Aufbau des
Scheinzieles, insbesondere IR-Scheinzieles, in suchkopfrelevanter Intensität abstrahlt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Abstrahleinrichtung kontinuierlich
abstrahlt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Abstrahleinrichtung getaktet
abstrahlt.
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß weitere
Wurfkörper unter solcher zeitlicher und/oder räumlicher Versetzung verschossen, ihre
jeweiligen Abstrahleinrichtung in Betrieb genommen und mit nachfolgender Anzündung
und Verteilung des in ihnen befindlichen Wurfmittels zerlegt werden, daß eine sich
von der jeweils vorherigen Scheinzielwolke fortpflanzende Kette aus aufeinanderfolgenden
weiteren neuen Scheinzielwolken, insbesondere Infrarot-Scheinzielwolken, entsteht,
die durch die von den jeweiligen Abstrahleinrichtungen verursachten suchkopfrelevanten
Energieabstrahlbahnen verbunden sind.