(19)
(11) EP 0 714 823 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
05.06.1996  Patentblatt  1996/23

(21) Anmeldenummer: 95250288.8

(22) Anmeldetag:  22.11.1995
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6B61L 3/22
(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH DE DK IT LI NL SE

(30) Priorität: 30.11.1994 DE 4444516

(71) Anmelder: SIEMENS AKTIENGESELLSCHAFT
D-80333 München (DE)

(72) Erfinder:
  • Lange, Hans-Arnim
    D-38124 Braunschweig (DE)

   


(54) Einrichtung zur Aufnahme eines Zuges in einen LZB-Streckenbereich


(57) In Fahrrichtung vor einem solchen Streckenbereich befindet sich eine Anfangsschleife (A), die dazu dient, einem vorüberlaufenden Zug eine Information zu übermitteln, unter der der Zug im ersten Abschnitt des LZB-Streckenbereiches von einem Streckengerät aus mit für seine Weiterfahrt wichtigen Informationen versorgt wird. Diese Anfangsschleife wird vom Streckengerät über den Linienleiter (L) gespeist, über den die für die Weiterfahrt des Zuges wichtigen Informationen übertragen werden. Die Signalströme für die Anfangsschleife sind von den Linienleiterströmen des Linienleiters dadurch entkoppelt, daß sie eine deutlich andere Frequenz als diese aufweisen. Ein Frequenzumsetzer (F) zwischen dem Linienleiter und der Anfangsschleife dient dazu, die Signalströme für die Anfangsschleife auf die gleiche Frequenz umzusetzen wie die Signalströme des Linienleiters. Damit können auf den Zügen die gleichen Empfangs- und Auswerteeinrichtungen sowohl für die Übermittlung einer Rufnummer durch die Anfangsschleife als auch für die Übermittlung der für die Fahrzeugsteuerung wichtigen Daten über den Linienleiter verwendet werden. Für die Speisung der Anfangsschleife ist weder ein gesondertes Streckengerät noch ein gesondertes Übertragungskabel erforderlich.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Einrichtung nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1. Eine derartige Einrichtung ist z. B. aus der DE 21 54 913 A1 bekannt. Dort sind vor den Einfahrabschnitten eines mit Einrichtungen zur linienförmigen Zugbeeinflussung ausgerüsteten Streckenbereiches sogenannte Kurzschleifen angeordnet, über die den sie passierenden Zügen oder Fahrzeugen Kennungen übermittelt werden, unter denen sie anschließend zug- oder ortsselektiv mit Linienleiterinformationen versorgt werden.

[0002] Bei den bekannten Einrichtungen zur Aufnahme eines Zuges oder Fahrzeugs in einen mit einem Linienleiter zur kontinuierlichen Informationsübertragung ausgerüsteten Streckenbereich bedarf es zum übermitteln von Rufnummern für die anschließende Übertragung von LZB-Informationen regelmäßig dann gesonderter Energieversorgungseinrichtungen, wenn für das Erkennen dieser Rufnummern auf den Fahrzeugen die gleichen Einrichtungen verwendet werden sollen wie für das Erkennen der LZB-Informationen.

[0003] Aus der DE-OS 15 30 384 ist ein Zugsicherungssystem mit linienförmiger Signalübertragung zwischen Zug und Strecke bekannt, bei dem zur Übermittlung zusätzlicher punktförmiger Informationen entlang der Strecke Ortsübertragungseinrichtungen angeordnet sind, die über den Linienleiter mit Energie versorgt werden. Hierzu wird in den Linienleiter zusätzlich zum Signalstrom ein Gleich- oder Wechselstrom eingespeist, der an den ortsfesten Übertragungseinrichtungen aus dem Linienleiter ausgekoppelt wird und dort zum Speisen eines Frequenzumsetzers dient, an den eine Übertragungsschleife für die ortsselektive Übermittlung einer Zusatzinformation an einen vorüberlaufenden Zug oder ein vorüberlaufendes Fahrzeug angeschlossen ist. Die Frequenz der von den ortsfesten Übertragungseinrichtungen abgestrahlten Signale ist von Fall zu Fall verschieden und unterscheidet sich immer von der Frequenz der Linienleitersignale. Die von einer ortsfesten Übertragungseinrichtung übermittelbare Information besteht also in der jeweiligen Frequenz der abgestrahlten Signale und ist daher sehr begrenzt. Für die Übermittlung von Rufnummern, wie sie für die Aufnahme von Zügen und Fahrzeugen in einen LZB-Bereich benötigt werden, sind die bekannten Übertragungseinrichtungen daher nur bedingt geeignet. Wegen der Übermittlung von Signalen unterschiedlicher Frequenzen müssen auf den Fahrzeugen auch entsprechende Selektionsmittel vorhanden sein, welche einen zusätzlichen Aufwand in den Fahrzeuggeräten bedeuten.

[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Einrichtung nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 so auszubilden, daß die Speisung einer gesonderten Leiterschleife für die Rufnummernübermittlung in an sich bekannter Weise zwar ebenfalls über einen Linienleiter geschieht, daß aber über diese Leiterschleife vielfältige Informationen in der gleichen Darstellungsform und der gleichen Frequenz übermittelt werden können wie über den Linienleiter, so daß auf den Fahrzeugen für das Erkennen der Rufnummern keinerlei zusätzlicher Aufwand erforderlich ist.

[0005] Die Erfindung löst diese Aufgabe durch die kennzeichnenden Merkmale des Patentanspruches 1. Vorteilhafte Aus- und Weiterbildungen der erfindungsgemäßen Einrichtung sind in den Unteransprüchen angegeben.

[0006] Die Erfindung ist nachstehend anhand eines in der Zeichnung schematisch dargestellten Ausführungsbeispieles näher erläutert. Die Zeichnung zeigt ein Lichtsignal S, dessen jeweiliger Signalbegriff über einen in Fahrrichtung vor dem Lichtsignal verlegten Linienleiter L möglicherweise zusammen mit anderen Informationen an einen sich dem Lichtsignal nähernden Zug übermittelt werden soll. Der Linienleiter ist durch Kreuzen seines Hin- und Rückleiters in vorgegebenen, vorzugsweise gleichen Abständen mit Markierungsstellen versehen, die von einem vorüberlaufenden Fahrzeug erkennbar sind. Hierzu wird der Linienleiter auf noch zu erläuternde Weise mit einem Signalwechselstrom gespeist. Ein Fahrzeug, dessen Fahrzeugantennen z. B. an die gleismittig verlegten Teile des Linienleiters angekoppelt ist, erkennt aus dem Phasenwechsel der Linienleitersignale in den aufeinanderfolgenden Abschnitten das Überfahren einer solchen Markierungsstelle und kann sich damit innerhalb des Linienleiterbereiches orientieren. Die Linienleitersignale beinhalten Fahrbefehle, die durch Informationstelegramme dargestellt sind. Diese Informationstelegramme sollen es dem Fahrzeug ermöglichen, am Lichtsignal S oder an einem sonstigen Streckenpunkt auf eine vorgegebene Zielgeschwindigkeit abzubremsen. Sie beinhalten neben der auf das Ende des betreffenden Abschnitts bezogenen Zielgeschwindigkeit und der jeweiligen Zielentfernung zum Ziel, hier zum Lichtsignal, u. a. die am Ende der einzelnen Abschnitte jeweils zulässige Vorrückgeschwindigkeit. Aus dieser Vorrückgeschwindigkeit hat das Fahrzeug beim Vorrücken entsprechend der Länge des Abschnittes und der im jeweiligen Abschnitt zurückgelegten Wegstrecke sowie einer vorgegebenen Bremsverzögerung ständig seine aktuelle Geschwindigkeit zu bestimmen, bis diese Angaben in einem folgenden Streckenabschnitt durch neue Linienleiterinformationen aktualisiert werden. Ob dabei das Fahrzeug seinen jeweiligen Fahrort an die Streckenzentrale meldet und diese Streckenzentrale dann gezielt nur die für den vom Fahrzeug besetztgemeldeten Abschnitt bereitgehaltenen Daten oder zyklisch nacheinander die für alle Abschnitte bereitgehaltenen Daten auf den Linienleiter schaltet, braucht hier nicht zu interessieren. Auf jeden Fall ist es so, daß ein Fahrzeug, das in den mit Einrichtungen zur kontinuierlichen Informationsübertragung ausgerüsteten Streckenbereich einfahren will, vorher unterrichtet werden muß mindestens über die Kennung, die den für den ersten Abschnitt der LZB-Strecke bestimmten Linienleiterinformationen beigegeben ist. Hierzu dient eine vor dem LZB-Streckenbereich angeordnete Anfangsschleife A. Diese wird von einem Frequenzumsetzer F gespeist, der an den Linienleiter L angeschlossen ist. Damit für die Übermittlung der nachfolgend als Rufnummer bezeichneten Kennung auf den Fahrzeugen die gleichen Antennen und Signalauswerteeinrichtungen verwendet werden können wie für das Aufnehmen und Bewerten der Linienleiterinformationen, sollen über die Anfangsschleife Telegramme übertragen werden, deren Aufbau dem der LZB-Telegramme entspricht und diese Telegramme sollen mittels eines Signalstromes dargestellt werden, der die gleiche Übertragungsfrequenz aufweist wie die Signalströme des Linienleiters. Dennoch ist sicherzustellen, daß die Rufnummerntelegramme ausschließlich über die Anfangsschleife, nicht jedoch über den Linienleiter auf die Fahrzeuge übermittelbar sind. Dies geschieht dadurch, daß zum Speisen des Frequenzumsetzers F ein Signalstrom verwendet wird, dessen Frequenz sich zur Linienleiterübertragungsfrequenz umgekehrt proportional verhält wie das Eingangs/Ausgangsumsetzerverhältnis des Frequenzumsetzers. Wenn der Frequenzumsetzer wie im angenommenen Beispiel zu einer ausgangsseitigen Verdoppelung der Eingangsfrequenz eingerichtet ist, so erfolgt die Einspeisung der Rufnummerntelegramme in den Linienleiter L mit der halben Frequenz der für die Übermittlung der LZB-Telegramme verwendeten Signalströme. Im dargestellten Beispiel werden die LZB-Telegramme von einem Sender S1 mit einer Mittenfrequenz von 36 kHz übertragen und die Telegramme für die Anfangsschleife von einem Sender S2 mit einer Mittenfrequenz von 18 kHz. Die Signalübertragung erfolgt durch Frequenzmodulation nach Maßgabe von aus Telegrammspeichern entnehmbaren Daten. Diese Daten - soweit es sich um Fahrbefehlsdaten handelt - werden in aus Gründen der Sicherheit doppelt vorhandenen Telegrammspeichern TL.1 und TL.2 zur Übertragung bereitgehalten und nach Maßgabe des am Lichtsignal S jeweils angeschalteten Signalbegriffs wechselweise über ein Signalinterface SI aus den Telegrammspeichern abgerufen. Die von der Anfangsschleife zu übertragenden Telegramme für Festdaten werden aus einem gesonderten Telegrammspeicher TA entnommen und führen zur Frequenzmodulation des 18 kHz-Signals. Dieses 18 kHz-Signal kann von einem den Linienleiterbereich befahrenden Zug nicht aufgenommen werden, weil es außerhalb der Bandbreite seiner Empfangsantennen liegt. In entsprechender Weise kann das 36 kHz-Signal nicht von einem die Anfangsschleife A befahrenden Zug detektiert werden, weil es infolge der Frequenzumsetzung dort mit einer Frequenz von 72 kHz abgestrahlt wird, die ebenfalls außerhalb der Bandbreite der fahrzeugseitigen Empfangsantennen liegt, oder durch einen selektiven Frequenzumsetzer unterdrückt wird. Dadurch, daß die jeweils zur Übertragung anstehenden Telegramme nur dort durch SignalstrÖme vorgegebener Frequenz (36 kHz) dargestellt werden, wo sie auch tatsächlich übertragen werden sollen, ist eine eindeutige Selektion der Telegramme nach Rufnummer und LZB-Telegrammen gegeben.

[0007] Die Mindestlänge mindestens der Anfangsschleife ist bestimmt durch die maximal zulässige Fahrgeschwindigkeit eines Zuges im Bereich der Anfangsschleife, die Telegrammübertragungszeit und die Anzahl der Telegramme, die während der Kopplung von Anfangs schleife und Fahrzeugantenne mindestens übermittelbar sein sollen.

[0008] Im vorliegenden Beispiel ist die Anfangsschleife A als Kurzschlußschleife ausgeführt. Es ist jedoch auch möglich, die Anfangsschleife durch eine längere Schleife nach Art eines Linienleiters auszuführen, der dann jedoch durch den Wellenwiderstand abzuschließen ist. Über diese verlängerte Anfangsschleife können neben der Rufnummer weitere Informationen an einen auf den LZB-Bereich vorrückenden Zug übermittelt werden, beispielsweise Angaben über dort zulässige Fahrgeschwindigkeiten. Damit ist es möglich, Informationen z. B. über Langsamfahrstellen an den Zug zu übertragen und auf dem Zug das Einhalten der vorgegebenen Geschwindigkeitswerte zu überwachen. Die Übermittlung dieser Informationen kann ortsselektiv erfolgen, wobei für jeden Abschnitt gesonderte Informationen vorgegeben werden, oder aber in allen Abschnitten der Anfangsschleife können die gleichen Informationen übertragen werden.


Ansprüche

1. Einrichtung zur Aufnahme eines Zuge/Fahrzeugs in einen mit einem Linienleiter zur kontinuierlichen Informationsübertragung ausgerüsteten Streckenbereich beim Eindringen in diesen Bereich unter Verwendung einer in Fahrrichtung vor dem ersten Abschnitt des Streckenbereiches gelegenen gesonderten Leiterschleife zur Übermittlung einer Rufnummer an den Zug oder das Fahrzeug, unter der nachfolgend an diesen/dieses Daten ortsselektiv zu übertragen sind, wobei die Energieversorgung dieser Leiterschleife über einen in den Linienleiter einbezogenen Frequenzumsetzer erfolgt,
dadurch gekennzeichnet,
daß das den Linienleiter (L) speisende Streckengerät (SG) dem Frequenzumsetzer (F) über den Linienleiter für die Übermittlung der Rufnummer Signale zuführt, deren Frequenz (18 kHz) sich zur Linienleiter-Übertragungsfrequenz (36 kHz) umgekehrt proportional (2:1) verhält wie das Eingangs/Ausgangs-Umsetzverhältnis (1:2) des Frequenzumsetzers.
 
2. Einrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Rufnummer durch mindestens ein Datentelegramm dargestellt ist.
 
3. Einrichtung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Ausdehnung der Leiterschleife (A) in Längsrichtung des Gleises mindestens so groß ist, daß bei einer angenommenen maximalen Fahrgeschwindigkeit eine verabredete Anzahl von Datentelegrammen vereinbarter Länge an einen vorüberlaufenden Zug vollständig übermittelbar sind.
 
4. Einrichtung nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Leiterschleife (L) als Kurzschlußschleife ausgeführt ist.
 
5. Einrichtung nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Leiterschleife als ein- oder mehrfach gekreuzte, mit dem Wellenwiderstand abgeschlossene Linienleiterschleife ausgeführt ist, über die neben der Rufnummer auch weitere Daten übermittelbar sind.
 




Zeichnung