[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Transport und zur Speicherung von Acetylen
nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Bei Umgebungstemperatur wird Acetylen gewöhnlich in Stahlflaschen transportiert und
gelagert. Zur Verhinderung eines spontanen Acetylenzerfalls sind diese Stahlflaschen
vollständig mit einer porösen Masse, wie Kieselgur oder Bimsstein gefüllt, die ihrerseits
ein Lösungsmittel zur Aufnahme des Acetylens enthält. Um den Speicherwirkungsgrad
generell zu steigern, wurden abweichend von dieser Methode in der Vergangenheit ihrerseits
verschiedene andere Verfahren bekannt, beispielsweise aus der US-PS 2 925 385, bei
der auf eine poröse Masse im Behälter verzichtet werden kann, wenn das Lösungsmittel
bei einer tiefen Temperatur von - 76 °C gehalten wird. In diesem Fall ist der sich
im Gasraum über der Lösung einstellende Acetylen-Partialdruck sehr niedrig, und die
Zerfallsneigung des Acetylens entsprechend gering.
[0003] Bei diesem Verfahren besteht das Problem, daß insbesondere bei länger andauernder
Lagerung auch bei Verwendung von isolierten Behältern - bedingt durch Wärmeeinfall
- ein erheblicher Aufwand an Kühlleistung zu erbringen ist.
[0004] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Lagerung und zum
Transport von Acetylen zu schaffen, welches eine höhere Lagertemperatur zulässt als
bisher möglich und bei dem somit Kühlleistung eingespart werden kann. Auf aufwendige
Verfahrensschritte soll verzichtet werden.
[0005] Ausgehend von dem im Oberbergriff des Anspruchs 1 berücksichtigten Stand der Technik
ist die Aufgabe erfindungsgemäß gelöst mit den im kennzeichnenden Teil des Anspruchs
1 angegebenen Merkmalen.
[0006] Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß man Acetylen in Behältern bei Einhaltung
von einem maximalen Partialdruck von 1,1 bar unter sicherheitstechnisch unbedenklichen
Bedingungen lagern und transportieren kann, wenn das Massenverhältnis zwischen Acetylen
und dem Lösungsmittel 0.25 nicht übersteigt. Die zur Sicherheit erforderliche Lagertemperatur
beträgt hier nur -50°C, so daß ein geringerer Kälteaufwand notwendig ist, um Wärmeeinfall
von außen zu kompensieren.
[0007] Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0008] In der beigefügten Zeichnung ist eine Apparatur dargestellt, mit deren Hilfe Zerfallsversuche
gemäß den folgenden Beispielen ausgeführt wurden.
[0009] Sie zeigt als Behälter 1 für eine Acetylen-DMF Lösung eine Stahlflasche, die mit
einem Zündventil 2 ausgestattet ist, welches zur Zündung Nickeldrähte 3 als Elektroden
aufweist. An dem Zündventil 2 ist ein Druckaufnehmer 4 als Detektor angebracht. In
der Flasche befindet sich eine Acetylen-DMF Lösung 5.
[0010] Zur Füllung wurden die Flaschen evakuiert, dann das DMF eingesaugt, erneut abgepumpt
und anschließend unter Schütteln Acetylen eingegeben. Die Füllmengen wurden jeweils
durch Wägung bestimmt. Der Volumenanteil der Lösung in den Flaschen lag zwischen 25
und 48 %. In den Versuchsreihen wurde nun durch Anlegen einer Wechselspannung von
50 V ein Acetylenzerfall in einer liegenden Flasche eingeleitet. Die Einstellung des
Versuchsdruckes erfogte durch Temperieren der Flasche. Vor der Zündung hat der Gasraum
der Flasche einen bekannten Druck. Durch die Zündung wird nun die Zerfallsreaktion
ausgelöst, die zu einem Druckanstieg führt, der mit dem Druckaufnehmer gemessen wird.
Da die Zerfallsreaktion exotherm verläuft, tritt durch die Reaktionswärme Acetylen
aus der flüssigen Phase aus, und bewirkt durch Zerfall einen erneuten Druckanstieg,
der sich als zweites Druckmaximum bemerkbar macht.
[0011] In der Tabelle sind die Ergebnisse der Versuche wiedergegeben. Zeile 1 zeigt die
Massenverhältnisse von Acetylen und DMF in der Lösung. In Zeile 2 sind die Ausgangsdrücke
(Po) vor der Zündung angegeben. In den Zeilen 3 und 4 ist das erste Druckmaximum (P1)
nach der Zündung und das zweite Druckmaximum (P2) , das durch das Austreten des Acetylens
aus der Lösung bedingt ist, aufgeführt.
[0012] Die Spalten II und III der Tabelle zeigen die Ergebnisse der Explosionsversuche für
einen Flaschendruck von 1,8 bis 2,0 bar bei einem Massenverhältnis von Acetylen zu
DMF von 0,2 beziehungsweise 0,25. Wie den Versuchswerten zu entnehmen ist, sind bei
gleichen Druck (Po) für den Versuch mit der geringeren Acetylenkonzentration mit dem
Massenverhältnis von 0,2 für die folgenden Druckmaxima P1 und P2 geringere Werte zu
verzeichnen als für das Massenverhältnis von 0,25. Bei den Versuchen sind die Werte
für P1 in vergleichbarer Größenordnung, während der Wert P2 für den Versuch mit dem
Massenverhältnis von 0,25 einen mehr als doppelt so großen Betrag annimmt. Beide Ergebnisse
sind aus sicherheitstechnischen Gesichtspunkten akzeptabel. Spalte I der Tabelle zeigt
im Vergleich zu Spalte II, daß bei gleicher Zusammensetzung der Acetylen-DMF-Lösung
mit einem Massenverhältnis von 0,2 beide Druckwerte P1 und P2 einen mehr als doppelt
so großen Betrag annehmen, wenn der Ausgangsdruck P0 zwischen 3,8 und 4,3 bar liegt.
Wie aus Spalte IV zu entnehmen ist, führt eine geringfügige Erhöhung des Massenverhältnisses
von 0,25 auf 0,26 zu so hohen Druckentwicklungen, daß nur noch eine drastische Senkung
des Druckes P0 auf 1,0 bis 1,2 bar zu akzeptablen Werten P1 und P2 führt. Bereits
das erste Explosionsdruckmaximum P1 steigt auf Werte bis zum 20-fachen des Anfangsdruckes,
während das 2. Maximum Werte um das 50-fache des Ausgangsdruckes erreicht.
[0013] Als Lösungsmittel wird vorzugsweise DMF (Dimethylformamid) eingesetzt, jedoch kommen
auch andere Lösungsmittel, wie Aceton oder Lösungsmittelgemische, wie sie für den
Transport von Acetylen im allgemeinen verwendet werden, in Frage. Vorteilhafterweise
wird man einen Behälter, der unter diesen Bedingungen mit Acetylen beschickt wird,
mit einem auf den Gesamtdruck ansprechenden Druckentlastungsventil ausstatten, das
bei Überschreiten eines Acetylen-Partialdruckes von 1,1 bar einen Gasaustritt aus
dem Behälter ermöglicht. Weiterhin wird man für den Fall, daß der Innendruck 1 bar
unterschreitet, ein weiteres Gas, wie beispielsweise Stickstoff, in die Gasphase aufgeben,
um ein Eindringen von Sauerstoff in den Innenraum der Gasflasche zu verhindern.
[0014] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es nunmehr möglich, Acetylen bei höheren
Temperaturen gegenüber dem Stand der Technik zu lagern und zu transportieren. Insbesondere
bei langen Lagerzeiten kann somit Kühlleistung und der damit verbundene Kostenaufwand
reduziert werden.
Tabelle
|
I |
II |
III |
IV |
mA/mL |
0,20 |
0,20 |
0,25 |
0,26 |
p₀ [ bar ] |
3,8...4,3 |
1,8...2,0 |
1,8...2,0 |
1,0...1,2 |
p₁ [ bar ] |
47 |
22 |
25 |
20 |
p₂ [ bar ] |
60 |
28 |
56 |
48 |
1. Verfahren zum Transport und zur Speicherung von Acetylen in einem Behälter (1), wobei
das Acetylen in einem Lösungsmittel gelöst ist und ein maximaler Acetylen-Patrialdruck
von 1,1 bar eingehalten wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Massenverhältnis von Acetylen und Lösungsmittel maximal 0.25 beträgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei Überschreitung eines Acetylen-Partialdruckes von 1,1 bar eine Druckentlastung
durchgeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Lösungsmittel DMF eingesetzt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Behälter ein thermisch isolierter Druckbehälter eingesetzt wird.