[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine hydraulische Stufenkolbenanordnung gemäss dem
Oberbegriff des Anspruchs 1, einen Antrieb, basierend auf der hydraulischen Stufenkolbenanordnung,
ein Verfahren zum Betrieb des Antriebs, und eine Anwendung des Antriebs zur Betätigung
von Ventilen in Brennkraftmaschinen.
[0002] Stufenkolben sind in der hydraulischen Antriebstechnik bekannt als Kolben oder Kolbensysteme,
bei denen Kolben mit unterschiedlicher Querschnittsfläche mit einer sich unter einem
hydrostatischen Druck P befindenden Hydraulikflüssigkeit in Verbindung stehen. In
praktischen Anwendungen wird gewöhnlich der Effekt ausgenutzt, dass die Hydraulikflüssigkeit
auf Kolben mit verschiedener Querschnittsfläche A
i Kräfte F
i = P*A
i (i: Index zur Unterscheidung verschiedener Kolben) verschiedener Stärke ausübt und
dass sich die Hydraulikflüssigkeit wegen ihrer geringen Kompressibilität im wesentlichen
wie eine inkompressible Flüssigkeit verhält.
[0003] Eine bekannte Anwendung eines Stufenkolbens ist eine hydraulische Übersetzung mit
zwei unabhängigen, über eine Hydraulik gekoppelte Kolben mit den Querschnittsflächen
A
i (i=1,2). Die Kopplung zwischen den Kolben ist eine Kraftkopplung. Die Kraftkopplung
wird erzielt mit Hilfe einer mit einer Hydraulikflüssigkeit gefüllten Druckzelle,
indem die Kolben derart auf die Hydraulikflüssigkeit einwirken, dass durch die Bewegung
jedes der Kolben senkrecht zu den Querschnittsflächen in Richtung auf die Hydraulikflüssigkeit
verdrängt wird. Da alle Kolben dem gleichen von der Hydraulikflüssigkeit vermittelten
hydrostatischen Druck in der Druckzelle ausgesetzt sind, dient die Druckzelle der
Kraftübertragung zwischen den Kolben. Bei der hydraulischen Übersetzung stehen die
auf die Kolbenflächen wirkenden Kräfte im gleichen Verhältnis wie die Kolbenflächen,
d. h. F
1 = F
2 *A
1/A
2, während die Verschiebungen Δs
i der Kolben senkrecht zu den Kolbenflächen im umgekehrten Verhältnis zu den Kolbenflächen
stehen, d. h. Δs
1 = Δs
2 * A
2/A
1. Die hydraulische Übersetzung dient der Umwandlung von Kräften unter Erhaltung der
mechanischen Energie, wobei die Hydraulik eine kraftschlüssige Verbindung zwischen
den Kolben herstellt. Eine typische Anwendung der hydraulischen Übersetzung ist die
Verstärkung von Kräften durch Übertragung einer Kraft von einem Kolben auf einen anderen
Kolben mit grösserer Querschnittsfläche, z. B. in einer hydraulischen Presse.
[0004] Eine andere bekannte Applikation von Stufenkolben ist ein Antrieb mit einer variablen
Schubkraft, wobei zur Erzeugung der Schubkraft eine Hydraulikflüssigkeit dient, die
unter einem vorgegebenen Druck P steht. Die variable Schubkraft wird z. B. dadurch
erzielt, dass mehrere Kolben mit unterschiedlicher Querschnittsfläche starr miteinander
verkoppelt werden und nacheinander verschiedene Kolbenflächen mit der Hydraulikflüssigkeit
beaufschlagt werden bzw. wieder von der Hydraulikflüssigkeit entkoppelt werden. Nach
diesem Prinzip arbeitet z. B. der Antrieb für ein Auslassventil einer Brennkraftmaschine
gemäss EP-A2-0 075 472: die Stellung des offenbarten Auslassventils wird kontrolliert
mittels zweier starr mit seiner beweglichen Ventilnadel gekoppelten, hydraulisch angetriebenen
Kolben, wobei ein kleinerer Kolben verwendet wird, um das Ventil gegen den nach dem
Entweichen der Verbrennungsgase relativ geringen Gasdruck im Brennraum der Brennkraftmaschine
zu schliessen, und ein grösserer Kolben verwendet wird, um das Ventil gegen den während
eines Verbrennungszyklus entstehenden, relativ grossen Gasdruck geschlossen zu halten.
[0005] Diese Nutzung eines Stufenkolbens zur Erzeugung einer variablen Schubkraft hat den
Nachteil, dass die Veränderung der Schubkraft mit einer komplexen hydraulischen Steuerung
erreicht wird. Für jeden einzelnen Kolben ist nämlich eine gesonderte Druckzelle für
die Hydraulikflüssigkeit, die die Kraft auf den Kolben bewirkt, und für jede Druckzelle
eine aktive Ansteuerung, die den Druck in der Druckzelle geeignet einstellt, vorgesehen.
[0006] Hier will die Erfindung Abhilfe schaffen. Die Erfindung, wie sie in den Ansprüchen
gekennzeichnet ist, löst die Aufgabe, eine hydraulische Stufenkolbenanordnung mit
einer vereinfachten Steuerung zur Umsetzung einer beliebigen Kraft in eine zeitlich
variable Kraft, einen Antrieb auf der Basis dieser Stufenkolbenanordnung, ein Verfahren
zum Betrieb dieses Antriebs und ein mit dem Antrieb betätigtes Ventil einer Brennkraftmaschine
zu schaffen.
[0007] Eine erfindungsgemässe hydraulische Stufenkolbenanordnung und ein erfindungsgemässer
Antrieb enthält zwei geführte Kolben unterschiedlichen Querschnitts, welche Kolben
sich in einer Stellung an ihren Stirnflächen berühren, eine mit einer Hydraulikflüssigkeit
gefüllte Druckzelle zur Kraftübertragung zwischen den beiden Kolben und Mittel zur
Veränderung der Menge der Hydraulikflüssigkeit in der Druckzelle. Durch Veränderung
der Menge der Hydraulikflüssigkeit in der Druckzelle während des Vorschubs eines Kolbens
in Richtung auf die Hydraulikflüssigkeit wird die Kraftübertragung auf den zweiten
Kolben kontrolliert modifiziert.
[0008] Beispielsweise kann diese Anordnung so betrieben werden, dass sie beim Vorschub eine
vorgegebene Kraft auf einen ersten Kolben in eine Kraft auf einen zweiten Kolben umwandelt,
deren Stärke auf zwei verschiedenen Teilstücken der Bewegung verschieden ist, wobei
die Änderung der Kraft erzielt wird durch eine von einer Steuervorrichtung kontrollierten
Umschaltung der Art der Kopplung zwischen den beiden Kolben von einer formschlüssigen
Kopplung, bei der die Kraft auf den ersten Kolben im wesentlichen vollständig auf
den zweiten Kolben übertragen wird, auf eine kraftschlüssige Kopplung in Form einer
hydraulischen Übersetzung, wobei die Querschnittsflächen der beiden Kolben bestimmen,
um welchen Faktor modifiziert die Kraft vom ersten auf den zweiten Kolben übertragen
wird. Ein Vorteil der Erfindung besteht darin, dass die Steuervorrichtung ohne Elemente
realisiert werden kann, die durch geeignete Steuerbefehle gesondert aktiviert werden
müssen. Vielmehr bestimmt in einer Ausführungsform der Steuervorrichtung allein die
Position eines Kolbens über den Charakter der Kraftübertragung zwischen den beiden
Kolben. Ein weiterer Vorteil dieses Prinzips liegt in der Möglichkeit, Kaskaden aus
mehr als 2 unabhängig bewegbarer Kolben aneinander zu koppeln. So kann im Prinzip
ein Antrieb geschaffen werden, bei dem ohne weitere aktive Steuerelemente eine Kraft
während des Vorschubs in eine Kraft mit beliebig vielen diskreten, von der Position
eines Kolbens abhängigen Werten umgewandelt wird.
[0009] Im folgenden werden Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung im Detail erläutert
anhand der folgenden Figuren. Es zeigen:
- FIG. 1A-C
- Längsschnitt durch einen Antrieb mit hydraulischer Stufenkolbenanordnung während des
Vorschubs,
- FIG. 1D
- Längsschnitt durch einen Antrieb mit hydraulischer Stufenkolbenanordnung während der
Rückwärtsbewegung in die Ausgangsposition,
- FIG. 2A-C
- Längsschnitt durch einen Antrieb mit hydraulischer Stufenkolbenanordnung während des
Vorschubs wie in FIG. 1A-C, jedoch mit hydraulischer Kraftübertragung auf den grossen
Kolben,
- FIG. 2D
- Längsschnitt durch einen Antrieb mit hydraulischer Stufenkolbenanordnung während der
Rückwärtsbewegung in die Ausgangsposition wie in FIG. 1D, jedoch mit hydraulischer
Kraftübertragung auf den grossen Kolben.
[0010] Als Beispiele in den FIG. 1 und 2 werden Antriebe mit der erfindungsgemässen hydraulischen
Stufenkolbenanordnung aus einem ersten und einem zweiten Kolben betrachtet, wobei
der erste Kolben 9 (in FIG. 1) bzw. 10 (in FIG. 2) einen grösseren Querschnittsdurchmesser
(A
1) hat als der zweite Kolben 11 (A
2) und eine Kraft F
1 auf den ersten Kolben beim Vorschub des ersten Kolbens in Richtung der Kraft F
1 umgesetzt wird in eine Kraft F
2. Die Kraft F
2 dient dazu, in einer hier nicht näher spezifizierten Anwendung einer Kraft F
3 (<F
2), die von einer nicht näher spezifizierten Vorrichtung 40 generiert wird und ihrerseits
auf den zweiten Kolben wirkt, entgegenzuwirken. Indizes i=1 bzw. 2 kennzeichnen im
folgenden grundsätzlich physikalische Grössen, die sich auf den ersten bzw. zweiten
Kolben beziehen.
[0011] Die beiden Kolben in den FIG. 1 und 2 bewegen sich im wesentlichen in der gleichen
Richtung und die Kopplung der beiden Kolben wird so gesteuert, dass sich auf einem
ersten Teilstück der Bewegung die beiden Kolben an ihren Stirnflächen berühren. Dann
ist F
1=F
2 und für die Verschiebungen Δs
i der beiden Kolben gilt Δs
1=Δs
2. Auf einem zweiten Teilstück der Bewegung wirken die beiden Kolben als hydraulische
Übersetzung zusammen. Dann ist F
2=F
1*A
2/A
1 und Δs
2=Δs
1*A
1/A
2, d. h. der zweite Kolben erfährt eine reduzierte Kraft und einen vergrösserten Vorschub
im Vergleich zum ersten Kolben. Solch eine Anordnung ist geeignet, einen Vorschub
zu gewährleisten bei einer Gegenkraft F
3 (s. o.), die während des Vorschubs grössenordnungsmässig im Verhältnis A
2/A
1 reduziert wird.
[0012] Die FIG. 1A-D illustrieren das Grundprinzip der Erfindung anhand vier charakteristischer
Stellungen der beiden Kolben während des Vorschubs und während der Rückbewegung der
Kolben in ihre Ausgangsposition. Die FIG. 1A-D zeigen die Kolbenanordnung im Längsschnitt.
Die Kolben 9, 11 weisen die Form eines geraden Zylinders (9) bzw. zweier in Richtung
der Zylinderachsen aneinandergesetzter Zylinder (11) auf. Zur Führung der Kolben 9,
11 ist ein Führungsorgan 15 für die beiden Kolben vorgesehen, wobei das Führungsorgan
ein erstes und ein zweites Teilsegment 15a, 15b aufweist, wobei das erste Teilsegment
15a die Bewegungsrichtung des ersten Kolben 9 und das zweite Teilsegment 15b die Bewegungsrichtung
des zweiten Kolbens 11 definiert und die Teilsegmente so dimensioniert und so angeordnet
sind, dass sich die beiden Kolben in einer Grundstellung an ihren Stirnflächen 9b
und 11a berühren können. Die Teilsegmente 15a, 15b haben die Form von Hohlzylindern,
deren Innenraum formschlüssig an den Mantel 9c bzw. 11c der Kolben 9 bzw. 11 angepasst
ist, so dass das Führungsorgan 15 die Bewegungsrichtungen der Kolben parallel zu den
Innenwänden der Teilsegmente, d. h. in y-Richtung, festlegt. In der speziellen Ausführungsform
in FIG. 1 sind die Bewegungsrichtungen der beiden Kolben identisch.
[0013] FIG. 1A kennzeichnet die Grundstellung des Antriebs. In der Grundstellung befindet
sich der erste Kolben 9 in einem vorgegebenen Abstand s=s
max von der Stelle, an der sich das Führungsorgan 15 an der Verbindungswand 15c zwischen
den Teilsegmenten 15a und 15b verengt. Der zweite Kolben 11 ist in y-Richtung derart
verschoben, dass er über einen Teil seiner Länge in das Teilsegment 15a hineinragt
und mit seiner Stirnfläche 11a die Stirnfläche 9b des ersten Kolbens berührt. In der
Anordnung in FIG. 1 ist das Führungsorgan 15 derart ausgestaltet, dass es zusammen
mit den Stirnflächen 11a und 9b zwischen den beiden Kolben einen Hohlraum 30 abgrenzt.
Dieser Hohlraum ist mit einer Hydraulikflüssigkeit gefüllt. Für die Füllung des Hohlraums
mit Hydraulikflüssigkeit ist ein Reservoir 21 vorgesehen, aus dem Hydraulikflüssigkeit
über den Kanal 26 in der Nähe der Verbindungswand 15c in den Hohlraum 30 eingeleitet
werden kann. Kanal 26 ist mittels konventioneller Mittel wie einem Rückschlagventil
als Einwegleitung für die Hydraulikflüssigkeit eingerichtet.
[0014] Mittels einer konventionellen Vorrichtung 5 zur Erzeugung einer Kraft (z. B. ein
mechanischer Hebel, eine Hydraulische Presse) wird eine konstante Kraft F
1 in negativer y-Richtung auf den ersten Kolben 9 erzeugt. Ohne Verdrängung der Hydraulikflüssigkeit
aus dem Hohlraum 30 würden die beiden Kolben 9 und 11 als hydraulische Übersetzung
wirken, die die Kraft F
1 um den Faktor A
2/A
1 (A
1: Querschnittsfläche des Hohlraums 30 senkrecht zur y-Achse im Bereich des Teilsegments
15a; A
2:
Querschnittsfläche des Hohlraums 30 senkrecht zur y-Achse im Bereich des Teilsegments
15b) reduziert in die Kraft F
2 auf den zweiten Kolben umwandelt, wobei sich die Kolben gemäss der obengenannten
Gesetzmässigkeit separieren.
[0015] Die erfindungsgemässe gesteuerte Umschaltung zwischen einer formschlüssigen Kopplung
zwischen dem ersten Kolben 9 und dem zweiten Kolben 11, wie sie in der Grundstellung
gemäss FIG. 1A realisiert ist, und einer kraftschlüssigen Kopplung in Form einer hydraulischen
Übersetzung wird erreicht, indem auf einem ersten Teilstück der Bewegung des ersten
Kolben aus der Grundstellung in -y-Richtung eine Verdrängung der Hydraulikflüssigkeit
aus dem Hohlraum 30 ermöglicht wird und auf einem zweiten Teilstück der Bewegung die
Verdrängung der Hydraulikflüssigkeit aus dem Hohlraum 30 unterbunden wird. Diese gesteuerte
Verdrängung sorgt dafür, dass auf dem ersten Teilstück der Bewegung die beiden Kolben
an den Stirnflächen 9b und 11a in Berührung bleiben und somit die Kraft in Bewegungsrichtung
vollständig vom ersten Kolben 9 auf den zweiten Kolben 11 übertragen wird, während
die Wirkung der hydraulischen Übersetzung sich erst auf dem zweiten Teilstück der
Bewegung entfaltet. Eine Steuervorrichtung zur Realisierung dieser gesteuerten Umschaltung
zeigt die Anordnung in FIG. 1A-D. Die Wand des Führungsorgans 15 weist eine Öffnung
auf, durch die Hydraulikflüssigkeit über den Kanal 25 in das Reservoir 20 verdrängt
werden kann, wobei der erste Kolben 9 als Durchflusssperre für den Kanal 25 dient.
Dabei ist die Öffnung in y-Richtung zwischen der Position s=s
max (FIG. 1A) und einer zweiten Grenzstellung, die den maximalen Vorschub des ersten
Kolbens in -y-Richtung markiert (s=0), angeordnet. Bei dieser Konstruktion wird die
Wirkung der hydraulischen Übersetzung erst in Kraft gesetzt, wenn die Mantelfläche
9c des ersten Kolbens 9 den Zufluss zum Kanal 25 und zum Reservoir 20 verschliesst.
Die Positionierung und Dimensionierung der Öffnung zum Kanal 25 bestimmt somit die
genannten Teilstücke der Bewegung, auf dem die beiden Kolben entweder an ihren Stirnflächen
in Berührung sind (FIG. 1A und 1B) oder wie eine hydraulische Übersetzung wirken (FIG.
1C).
[0016] FIG. 1D zeigt, wie der Antrieb nach erfolgtem Vorschub (z. B. gemäss FIG. 1C) wieder
in seine Grundstellung gemäss FIG. 1A zurückgebracht wird. Es wird angenommen, dass
die von der Vorrichtung 40 erzeugt Gegenkraft F
3 stets gross genug ist, um die Kolben nach entsprechender Verringerung der Kraft F
1 (z. B. F
1=F
2=0) wieder in ihre Grundstellung zu bewegen. Bei dieser Rückbewegung wirken die beiden
Kolben zunächst als hydraulische Übersetzung für die Kraft F
3, wobei F
3 im Verhältnis A
1/A
2 verstärkt auf den ersten Kolben 9 wirkt. Gleichzeitig verringert sich der Abstand
zwischen den Stirnflächen 11a und 9b der beiden Kolben, bis sich die beiden Kolben
berühren. Bis zu diesem Punkt bewegen sich die beiden Kolben so, dass das Volumen
des Hohlraums 30 konstant bleibt entprechend dem Volumen der eingeschlossenen Menge
Hydraulikflüssigkeit. Bei einer weiteren Bewegung der Kolben in Richtung auf ihre
Ausgangsposition wächst das Volumen des Hohlraums an, und die eingeschlossene Menge
Hydraulikflüssigkeit reicht nicht mehr aus, um den Hohlraum 30 zu füllen. Um den Hohlraum
30 wieder zu füllen, wird die beim Vorschub verdrängte bzw. durch kleine Lecks entwichenen
Mengen Hydraulikflüssigkeit ergänzt. Zu diesem Zweck fliesst Hydraulikflüssigkeit
aus den Reservoiren 21 und/oder 20 in den Hohlraum 30. Der Zufluss aus dem Reservoir
20 ist erst möglich, wenn die Öffnung zum Kanal 25 von der Mantelfläche 9c des ersten
Kolbens nicht mehr verdeckt wird. Der Zufluss von Hydraulikflüssigkeit aus dem Reservoir
20 bzw. 21 kann besonders einfach dadurch realisiert werden, dass Reservoir und Hohlraum
als kommunizierendes System für die Hydraulikflüssigkeit ausgelegt werden, bei dem
z. B. aufgrund eines Druckgefälles oder der Schwerkraft Hydraulikflüssigkeit so lange
in den Hohlraum fliesst, bis dieser gefüllt ist.
[0017] Bei der Anordnung in FIG. 1 ist die Position s des ersten Kolben 9, bei der die Verdrängung
von Hydraulikflüssigkeit aus dem Hohlraum 30 unterbunden und die hydraulische Übersetzung
in Funktion gesetzt wird, festgelegt durch die Anordnung der Öffnung im Führungsorgan,
die den Zugang zum Kanal 25 bildet. Die Anordnung in FIG. 1 kann leicht so modifiziert
werden, dass die hydraulische Übersetzung an einer beliebigen Position s im Bereich
0<s<s
max aktiviert werden kann. Dieses Ziel wird dadurch erreicht, dass anstelle des Kanals
25 in FIG. 1 ein Verbindungskanal zwischen dem Hohlraum 30 und dem Reservoir 20 geschaffen,
welcher Kanal unabhängig von der Position s für die Hydraulikflüssigkeit im Hohlraum
30 zugänglich ist, der aber mit einem steuerbaren Ventil in Abhängigkeit von der Position
s wahlweise geöffnet oder gesperrt werden kann. Auf diese Weise wird die Position
s, bei der die hydraulische Übersetzung in Funktion gesetzt wird, regelbar. Eine Kanalöffnung,
die unabhängig von der Position s eine Verbindung zum Hohlraum 30 ermöglicht, kann
z. B. am Übergang zwischen der Verbindungswand 15c und dem Teilsegment 15b installiert
werden.
[0018] FIG. 2 zeigt eine spezielle Ausführungsform des erfindungsgemässen Antriebs in FIG.
1. Im Zusammenhang mit der Erklärung der Funktionsweise der Anordnung in Fig. 1 war
es nicht relevant, die Vorrichtung 5 zur Erzeugung der Kraft F
1 näher zu spezifizieren. Die Anordnung in FIG. 2 ist eine spezielle Ausgestaltung
des Antriebs in FIG. 1 derart, dass die Vorrichtung 5 als hydraulisches System ausgebildet
ist.
[0019] Die spezielle Ausbildung der Vorrichtung 5 als hydraulisches System bedingt die Installation
zusätzlicher Elemente am Führungsorgan 15. Weiterhin ist der erste Kolben 9 ersetzt
durch einen modifizierten Kolben 10, um die Kraftübertragung auf den ersten Kolben
zu ermöglichen und eine Steuerung des Bewegungsablaufs der Kolben 10, 11 zu realisieren.
Insbesondere enthält die Anordnung in FIG. 2 eine hydraulische Bremsvorrichtung, die
dafür sorgt, dass die Geschwindigkeit der Kolben gedrosselt wird, wenn die Position
s des ersten Kolbens eine untere Grenze unterschreitet oder eine obere Grenze überschreitet;
auf diese Weise wird der Aufprall der Kolben auf feststehende Begrenzungselemente
gedämpft und ein verschleissarmer Betrieb des Antriebs gewährleistet.
[0020] In der Anordnung in FIG. 2 wird die Kraft F
1 hydraulisch übertragen als Druckkraft auf die dem zweiten Kolben 11 abgewandte Stirnfläche
10a des Kolbens 10. Als Vorrichtung zur Erzeugung der Druckkraft ist eine Druckkammer
80 eingerichtet, die von der Stirnfläche 10a des ersten Kolbens, der Wand des Teilsegments
15a und der Begrenzungswand 16 gebildet wird und der Aufnahme einer Hydraulikflüssigkeit
dient. Die Hydraulikflüssigkeit wird unter dem Druck P
1 mittels eines Versorgungssystems, zu dem das Reservoir 60 für Hydraulikflüssigkeit
und die Verbindungskanäle 53 und 51 gehören, unter Kontrolle der Steuereinheit 70
durch die Öffnung 51a zugeführt. Für die Druckkammer 80 bildet der erste Kolben 10
eine bewegliche Wand, auf die die Kraft F
1=P
1*A
1 in -y-Richtung wirkt. Zum Ablassen der Hydraulikflüssigkeit aus der Druckkammer 80
ist ein gesteuerter Abfluss vorgesehen: Ebenfalls unter Kontrolle der Steuereinheit
70 kann die Hydraulikflüssigkeit über die Verbindungskanäle 52 und 54 in ein Reservoir
61, das unter dem Innendruck P
2<P
1 steht, abfliessen. Der Zufluss bzw. Abfluss von Hydraulikflüssigkeit wird kontrolliert
mit Hilfe eine Steuerventils 50, das von der Steuereinheit 70 mittels der Kommunikationsschnittstelle
71 gesteuert wird. Das Steuerventil ist ausgeführt als Schiebeventil, das entweder
den Zufluss von Hydraulikflüssigkeit aus dem Reservoir 60 in die Druckkammer ermöglicht
und gleichzeitig den Abfluss in das Reservoir 61 unterbindet oder umgekehrt: Zu diesem
Zweck werden synchron Verbindunsglieder 50a bzw. 50b als steuerbare Verbindungen zwischen
die Verbindungskanäle 53 und 51 bzw. die Verbindungskanäle 52 und 54 geschoben, wobei
das Verbindungselement 50a die angeschlossenen Verbindungskanäle gegeneinander isoliert
und das Verbindungselement 50b zwischen den angeschlossenen Verbindungskanälen eine
offene Verbindung realisiert, die den Durchfluss von Hydraulikflüssigkeit in der in
FIG. 2 durch einen Pfeil gekennzeichneten Richtung gestattet.
[0021] Im folgenden wird die Funktionsweise des Antriebs in FIG. 2 im Detail beschrieben.
Die FIG. 2A-C kennzeichnet die Stellung der Elemente des Antriebs während der Bewegung
der Kolben 10, 11 aus einer Grundstellung, bei der der Abstand s einen durch die Position
der Begrenzungswand 16 gegebenen Maximalwert annimmt (FIG. 2A) und sich die beiden
Kolben 10 und 11 an den Stirnflächen 10b und lla berühren, in eine Endstellung (FIG.
2C), in der der Abstand s einen Minimalwert annimmt. FIG. 2D beschreibt den Antrieb
während der Rückbewegung der Kolben aus der Endstellung in die Grundstellung gemäss
FIG. 2A. FIG. 2C markiert eine Zwischenstellung des Antriebs, in der die Kolben 10
und 11 sich an den Stirnflächen 10b und 11a voneinander zu lösen zu beginnen, indem
die hydraulische Übersetzung aktiviert wird. Die FIG. 1X und 2X (X=A, B, C, D) zeigen
somit äquivalente Bewegungszustände.
[0022] Während der Bewegung der Kolben aus der Grundstellung in die Endstellung gelangt
Hydraulikflüssigkeit aus dem Reservoir 60 in die Druckkammer 80. Das Steuerventil
verbindet in diesem Stadium die Verbindungskanäle 51 und 53 und unterbindet den Abfluss
von Hydraulikflüssigkeit, indem es die Verbindungskanäle 52 und 54 voneinander isoliert.
[0023] Um eine Steuerung des Bewegungsablaufs der beiden Kolben zu realisieren, ist eine
Regulierung des Zuflusses von Hydraulikflüssigkeit in die Druckkammer 80 durch den
ersten Kolben selbst vorgesehen. Um diese Regulierung zu erreichen, leitet der Verbindungskanal
51 Hydraulikflüssigkeit durch eine Öffnung 51a durch die Wand des Teilsegments 15a.
Diese Öffnung 51a ist bezüglich der y-Richtung so positioniert, dass sie in der Grundstellung
gemäss FIG. 2A von der Mantelfläche 10c des ersten Kolbens 10 blockiert wäre, gäbe
es nicht mindestens einen speziellen Durchgangskanal, der Hydraulikflüssigkeit von
der Öffnung 51a zur Druckkammer 80 leiten würde. Der Antrieb in FIG. 2 weist zwei
solche Durchgangskanäle 12, 13 auf, die im ersten Kolben 10 untergebracht sind und
somit mit dem Kolben relativ zu der Öffnung 51a bewegt werden. Die beiden Durchgangskanäle
stellen jeweils eine Verbindung her zwischen einer Öffnung auf dem der Öffnung 51a
zugewandten Teil der Mantelfläche 10c des Kolbens 10 und einer Öffnung in der Stirnfläche
10a. Die beiden Durchgangskanäle weisen unterschiedliche Querschnittsflächen auf und
bieten somit unterschiedliche Strömungswiderstände für die Hydraulikflüssigkeit. Sie
sind so angeordnet, dass am Anfang der Bewegung des ersten Kolben nur der Durchgangskanal
12 mit der grösseren Querschnittsfläche eine Verbindung zwischen der Öffnung 51a und
der Druckkammer 80 (siehe FIG. 2C-D) herstellt. Diese Verbindung bleibt nur so lange
bestehen, als während des Vorschubs des ersten Kolbens 10 die Eingangsöffnung 12a
mit der Öffnung 51a überlappt. Der zweite Durchgangskanal 13 ist so eingerichtet,
das er beim Vorschub des ersten Kolbens von dem Moment, von dem an die Eingangsöffnung
12a nicht mehr mit der Öffnung 51a überlappt, die Verbindung zwischen Verbindungskanal
51 und der Druckkammer 80 herstellt (FIG. 2B, C). Da der zweite Durchgangskanal 13
eine kleinere Querschnittsfläche aufweist als der erste Durchgangskanal, reduziert
er den Zufluss von Hydraulikflüssigkeit zu der Druckkammer 80 pro Zeiteinheit im Vergleich
zur Grundstellung gemäss FIG. 2A. Da die Geschwindigkeit des ersten Kolbens beim Vorschub
um so grösser ist, je grösser die pro Zeiteinheit in die Druckkammer 80 fliessende
Menge Hydraulikflüssigkeit ist, wird auf diese Weise die obenerwähnte Bremswirkung
erzielt, wenn die Distanz s reduziert ist auf weniger als eine bestimmte, von der
Positionierung und Dimensionierung der Durchgangskanäle und der Öffnung 51a bestimmte
Distanz.
[0024] Der Zufluss von Hydraulikflüssigkeit in den Hohlraum 30 durch die Kanäle 25 und 26
und die Verdrängung von Hydraulikflüssigkeit aus de Hohlraum 30 durch den Kanal 25
funktioniert beim Antrieb in FIG. 2 nach den gleichen Prinzipien wie im Fall des Antriebs
in FIG. 1 abgesehen von einer konstruktiven Vereinfachung beim Antrieb in FIG. 2:
Beim Antrieb in FIG. 2 sind die Kanäle 25 und 26 nicht verschiedenen Reservoiren zu
geführt wie in FIG. 1 (Reservoire 20, 21), sie haben vielmehr über den Kanal 28 Verbindung
zu einem gemeinsamen Reservoir 29 für die Hydraulikflüssigkeit. Da die Kanal 26 in
FIG. 1 und FIG. 2 ausschliesslich dem Füllen des Hohlraums 30 mit Hydraulikflüssigkeit
dient und eine Verdrängung von Hydraulikflüssigkeit durch den Kanal 26 mit der Funktion
des Antriebs nicht vereinbar ist, ist in FIG. 2 zwischen Kanal 26 und Kanal 28 ein
Rückschlagventil 27 eingebaut. Auf diese Weise ist Kanal 26 sowohl in FIG. 1 als auch
in FIG. 2 als Einwegleitung für Hydraulikflüssigkeit ausgelegt. Ein freier bidirektionaler
Austausch von Hydraulikflüssigkeit zwischen dem Reservoir 29 und des Hohlraums 30
ist nur über den Kanal 25 möglich. Die Flussrichtung von Hydraulikflüssigkeit in den
Kanälen 25 und 26 ist für die verschieden Stellungen des Antriebs in FIG. 2 durch
Pfeile gekennzeichnet.
[0025] Bei der Rückbewegung der Kolben in die Grundstellung (FIG. 2C) ist durch das Schiebeventil
50 die Verbindung der Druckkammer 80 zum Reservoir 60 unterbrochen, während die Verbindung
zum Reservoir 61 geöffnet ist, um eine Verdrängung von Hydraulikflüssigkeit aus der
Druckkammer 80 zu ermöglichen und die Kräfte F
1 und F
2 derart zu verkleinern, dass die Kraft F
3 die Rückbewegung bewirken kann. Der erste Kolben 10 in FIG. 2 besitzt eine Bremsvorrichtung,
die die Geschwindigkeit der Kolben bei der Rückbewegung aus der Endstellung gemäss
FIG. 2C in die Grundstellung gemäss FIG. 2A kurz vor Erreichen der Endstellung verlangsamt
und nach einem ähnlichen Prinzip organisiert ist wie die bereits behandelte Bremsung
beim Vorschub: Wie aus FIG. 2D im Vergleich mit FIG. 2A zu erkennen ist, geschieht
die Abbremsung bei der Rückbewegung über eine Verringerung der pro Zeiteinheit aus
der Druckkammer 80 über den Verbindungskanal 52, das geöffnete Steuerventil 50, den
Verbindungskanal 54 in das Reservoir 61 verdrängten Hydraulikflüssigkeit. Am Beginn
der Rückbewegung ist die Verdrängung von Hydraulikflüssigkeit aus der Druckkammer
80 limitiert durch den Teil der Fläche der Durchgangsöffnung im Teilsegment 15a zwischen
Druckkammer 80 und Verbindungskanal 52, der nicht von der Mantelfläche 10c des ersten
Kolbens abgedeckt ist. Der Strom der Hydraulikflüssigkeit ist für diese Situation
in FIG. 2D durch Pfeile im Verbindungskanal 52 dargestellt. Dieser Strom wird bei
fortschreitender Rückbewegung reduziert und schliesslich unterbunden, wenn die Mantelfläche
10c die Öffnung zum Kanal 52 abdeckt. Um die Verdrängung von Hydraulikflüssigkeit
aus der Druckkammer 80 nicht schlagartig zu unterdrücken und somit den ersten Kolben
10 abrupt abzubremsen und statt dessen stets eine minimale, wohl definierte Verdrängung
sicherzustellen, ist ein Durchgangskanal 14 im ersten Kolben 10 installiert, der die
Stirnfläche 10a und die Mantelfläche 10c des ersten Kolbens 10 so verbindet, dass
Hydraulikflüssigkeit über den Durchgangskanal 14 immer dann aus der Druckkammer 80
in den Verbindungskanal 52 gelangt, wenn das Volumen der Druckkammer ein vorgegebene
Grenze unterschreitet und ohne einen solchen Durchgangskanal 14 der Zugang zum Verbindungskanal
52 durch den Kolben selbst versperrt wäre. Durch geeignete Dimensionierung des Querschnitts
des Durchgangskanals kann die pro Zeiteinheit aus der Druckkammer 80 verdrängte Menge
der Hydraulikflüssigkeit und somit die Geschwindigkeit der Kolben 10 und 11 auf dem
letzten Stück der Rückbewegung in die Grundstellung des Antriebs festgelegt werden.
[0026] Eine naheliegende Anwendung eines Antriebs gemäss FIG. 2 ist die Betätigung eines
Ventils einer Brennkraftmaschine (z. B. ein Zylindereinlass- oder -auslassventil)
bei einer Gegenkraft, die sich mit der Zeit verändert. Ein Beispiel ist ein Auslassventil
am Zylinder einer Brennkraftmaschine, bei dem die Ventilnadel beim Öffnen des Ventils
gegen die Kraft aufgrund des im Verbrennungsraum der Brennkraftmaschine herrschenden
Gasdrucks und die Kraft einer Rückstellvorrichtung, die einer Verschiebung der Ventilnadel
mit einer geeigneten Gegenkraft entgegenwirkt, verschoben werden muss. Beim Öffnen
des Auslassventils entweichen unter hohem Druck stehende Verbrennungsgase aus dem
Verbrennungsraum. Der Gasdruck nimmt dabei meist derart schnell ab, dass die Gesamtkraft
F
4, die der Öffnung des Ventils entgegensteht, nämlich die Kraft aufgrund des Gasdrucks
und die Kraft der Rückstellvorrichtung, während der Öffnung des Ventils stark abnimmt.
Ein Antrieb, der beim Öffnen des Ventils die Ventilnadel um eine vorgegebene Distanz
verschieben muss und dabei die Schubkraft angepasst an die Gesamtkraft F
4 verringert, hat eine günstigere Energiebilanz gegenüber einem Antrieb ohne eine entsprechende
Anpassung der Schubkraft.
[0027] Zur Betätigung solch einer Ventilnadel kann ein Antrieb der in FIG. 2 dargestellten
Art wie folgt genutzt werden. Die Ventilnadel entspricht der Vorrichtung 40 mit F
3=F
4, wobei es nicht relevant ist, auf welche Weise die Kraft des zweiten Kolbens 11 auf
die Ventilnadel übertragen wird, z. B. durch eine starre Verbindung oder durch eine
kraftschlüssige Verbindung über eine Hydraulik. Um bei der Öffnung des Ventils die
Ventilnadel um eine vorgegebene Distanz S
N zu verschieben, wird der Antrieb gemäss FIG. 2 nach den folgenden Kriterien eingerichtet,
wobei der Distanz S
N eine Verschiebung s
2 des zweiten Kolbens 11 entspricht:
- Vorgegeben ist ein konstanter Druck P1 im Reservoir 60 für die Hydraulikflüssigkeit. Um einen Vorschub der Ventilnadel zu
gewährleisten, muss auf dem ersten Teilstück der Bewegung vor Aktivierung der hydraulischen
Übersetzung F4<F1=F2=P1*A1 sein.
- Auf dem zweiten Teilstück der Bewegung nach Aktivierung der hydraulischen Übersetzung
muss F4<F2=F1*A2/A1=P1*A2 sein.
- Um den Energieverbrauch des Antriebs zu optimieren, soll die Strecke, um die der erste
Kolben 10 bewegt werden muss, um den Vorschub der Ventilnadel um die Distanz SN zu realisieren, minimal sein. Dadurch wird die Menge Hydraulikflüssigkeit, die in
die Druckkammer 80 befördert werden muss, minimiert.
- Um das Ventil zu schliessen, wird das Steuerventil 50 gemäss FIG. 2D geschaltet. F4 muss gross genug sein, um die Kolben wieder in ihre Grundstellung zu befördern. Sollte
der Gasdruck dazu nicht ausreichen, dann lässt sich die fehlende Kraft immer aufbringen
durch eine geeignete Gestaltung der genannten Rückstellvorrichtung mit konventionellen
Mitteln, z. B. durch Installation einer geeignet vorgespannten Luftfeder.
[0028] Wegen des dritten Kriteriums sollte das erste Teilstück der Bewegung möglichst kurz
und das Verhältnis A
2/A
1 möglichst klein sein unter der Nebenbedingung, dass die in den beiden ersten Kriterien
genannten Beziehungen für die Kräfte F
4 und F
2 erfüllt sind. Die Erfüllung dieser Nebenbedingung ist naheliegend, wenn konkrete
Angaben für F
4 als Funktion der Zeit und der Position der Ventilnadel vorgegeben sind.
[0029] Die genannten speziellen Ausführungsformen des erfindungsgemässen Antriebs können
auf verschiedene Weise modifiziert werden. Im Falle des Antriebs gemäss FIG. 2 kann
die Hydraulikflüssigkeit zur Erzeugung der Kraft F
1 durch ein beliebiges druckübertragendes Medium, z. B. ein Gas, ersetzt werden. Weiterhin
müssen die Kolben nicht notwendigerweise die gleichen Bewegungsrichtungen haben. Allerdings
wäre dann bezüglich der Kraftübertragung zwischen den Kolben während des Teils der
Bewegung, bei dem sich die Kolben an ihren Stirnflächen 10b und lla berühren, zu berücksichtigen,
dass eine Komponente der Kraft, die auf den zweiten Kolben wirkt, vom Teilsegment
15b aufgenommen wird. Die genannten Beziehungen für F
1 und F
2 wären entsprechend zu modifizieren. Weiterhin können die Antriebe in FIG. 1 und FIG.
2 auch invers betrieben werden, nämlich derart, das die Kraft F
3 auf den kleineren Kolben umgesetzt wird in eine Kraft auf den grösseren Kolben (wobei
F
2=0), wobei die Kolben wiederum über einen Teil der Bewegung wie eine hydraulische
Übersetzung wirken und sich über einen anderen Teil der Bewegung an ihren Stirnflächen
9b bzw. 10b und 11a berühren, wodurch die hydraulische Übersetzung deaktiviert wird.
In diesem Fall würden sich im Gegensatz zu der Anordnung in FIG. 1 und 2 die Kolben
in einer Anfangsstellung an ihren Stirnflächen nicht berühren und während des ersten
Teilstücks der Bewegung wäre die Menge Hydraulikflüssigkeit im Hohlrum 30 konstant.
Weiterhin kann man eine Kaskade aus drei und mehr Kolben durch Erweiterung der diskutierten
Antriebe aufbauen, indem man jeweils zwei Kolben mit den obengenannten konstruktiven
Mitteln z. B. gemäss FIG. 1 oder 2 aneinanderkoppelt.
[0030] Der Kern der Erfindung kann wie folgt zusammengefasst werden:
[0031] Die erfindungsgemässe hydraulische Stufenkolbenanordnung besitzt zwei geführten Kolben
(9, 10, 11) unterschiedlichen Querschnitts, wobei die Kolben sich in einer Stellung
an ihren Stirnflächen (9b, 10b, 11a) berühren, eine mit einer Hydraulikflüssigkeit
gefüllten Druckzelle (30, 15a-c) zur Kraftübertragung zwischen den beiden Kolben,
und Mittel (25, 20) zur Veränderung der Menge der Hydraulikflüssigkeit in der Druckzelle.
Die Menge Hydraulikflüssigkeit wird dadurch verändert, dass Hydraulikflüssigkeit durch
einen mit der Druckzelle verbundenen Kanal (25) verdrängt werden kann und der Durchfluss
von Hydraulikflüssigkeit durch den Kanal gesteuert wird, indem einer der Kolben (9,
10) bei einer Verschiebung um eine vorgegebene Strecke den Zugang von Hydraulikflüssigkeit
zum Kanal (25) nur auf einem Teil der Strecke versperrt. Durch die Steuerung der Menge
der Hydraulikflüssigkeit während der Bewegung der Kolben kann die durch die Druckzelle
vermittelte Kraftübertragung zwischen den beiden Kolben gesteuert werden und eine
konstante Kraft auf einen der Kolben in eine variable Kraft auf den zweiten Kolben
umgesetzt werden, wobei die Kolben sich während eines Teils der Bewegung an ihren
Stirnflächen (9b, 10b, 11a) berühren und während eines anderen Teils wie eine hydraulische
Übersetzung für die an den Kolben angreifenden Kräfte wirken.
1. Hydraulische Stufenkolbenanordnung mit zwei geführten Kolben (9, 10, 11) unterschiedlichen
Querschnitts, welche Kolben sich in einer Stellung an ihren Stirnflächen (9b, 10b,
11a) berühren, und mit einer mit einer Hydraulikflüssigkeit gefüllten Druckzelle (30,
15a-c) zur Kraftübertragung zwischen den beiden Kolben, gekennzeichnet durch Mittel
(25, 20) zur Veränderung der Menge der Hydraulikflüssigkeit in der Druckzelle.
2. Stufenkolbenanordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Mittel einen
für die Hydraulikflüssigkeit durchgängigen, mit der Druckzelle verbundenen Kanal (25)
und eine Vorrichtung (9, 10) zum Steuern des Durchflusses der Hydraulikflüssigkeit
durch den Kanal enthalten.
3. Stufenkolbenanordnung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass einer der Kolben
(9, 10) Teil der Vorrichtung ist und bei einer Verschiebung um eine vorgegebene Strecke
den Zugang von Hydraulikflüssigkeit zum Kanal (25) nur auf einem Teil der Strecke
versperrt.
4. Stufenkolbenanordnung nach einem der Ansprüche 2-3, dadurch gekennzeichnet, dass der
Kanal (25) mit einem Reservoir (20) für die Hydraulikflüssigkeit verbunden ist.
5. Antrieb mit einer Stufenkolbenanordnung nach einem der Ansprüche 1-4 und einer Einrichtung
(5) zur Erzeugung einer Kraft auf einen der Kolben (9, 10) in Richtung auf den anderen
Kolben (11).
6. Antrieb nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass zur Einrichtung (5) zur Erzeugung
einer Kraft auf den einen der Kolben eine Vorrichtung zur Übertragung einer Druckkraft
auf eine Stirnfläche (10a) des einen der Kolben mit einem Druckmittel gehört, welche
Vorrichtung eine Druckkammer (80) und ein Versorgungssystem (50, 51, 53) zum Einleiten
des Druckmittels aus einem Reservoir (60) in die Druckkammer (80) enthält, wobei der
eine der Kolben (10) eine bewegliche Wand der Druckkammer bildet.
7. Antrieb nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass zum Versorgungssystem eine Vielzahl
von Durchgangskanälen (12, 13) für die Hydraulikflüssigkeit in dem einen der Kolben
(10) gehören, welche Durchgangskanäle in Verbindung (12b) zur Druckkammer (80) stehen
und eine Öffnung (12a) auf der Mantelfläche (10c) des einen der Kolben (10) haben,
wobei die Öffnungen mit dem Reservoir (60) verbunden sind in für verschiedene Durchgangskanälen
(12, 13) unterschiedlichen Bereichen für die Position des einen der Kolben (10).
8. Antrieb nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Durchgangskanäle derart
beschaffen sind, dass die Strömungswiderstände der Durchgangskanäle (12, 13) in der
Reihenfolge wachsen, in der die Durchgangskanäle bei einer Verschiebung des einen
der Kolben (10) aufgrund der Wirkung der Kraft (5) nacheinander mit dem Reservoir
(60) verbunden werden.
9. Antrieb nach einem der Ansprüche 6-8, dadurch gekennzeichnet, dass Mittel (61, 54,
52, 50) zur Aufnahme von Hydraulikflüssigkeit, die aus der Druckkammer (80) bei einer
Verkleinerung ihres Volumens durch Verschiebung des einen der Kolben (10) verdrängt
wird, vorhanden sind, wobei die verdrängte Hydraulikflüssigkeit durch einen Kanal
(14) in dem einen der Kolben (10) fliesst, wenn das Volumen eine vorgegebene untere
Grenze unterschreitet.
10. Verfahren zum Betrieb eines Antriebs nach einem der Ansprüche 5-9, dadurch gekennzeichnet,
dass
• sich die beiden Kolben (9, 10, 11) in einer Anfangsstellung an ihren Stirnflächen
(9b, 10b, 11a) berühren,
• der Kolben mit der gösseren Querschnittsfläche mittels der Vorrichtung (5) zur Erzeugung
einer Kraft bewegt wird, und
• während seiner Bewegung die Menge Hydraulikflüssigkeit in der Druckzelle (30, 15a-c)
zunächst reduziert und anschliessend konstant gehalten wird.
11. Verfahren zum Betrieb eines Antriebs nach einem der Ansprüche 5-9, dadurch gekennzeichnet,
dass
• sich die beiden Kolben (9, 10, 11) in einer Anfangsstellung an ihren Stirnflächen
(9b, 10b, 11a) nicht berühren,
• der Kolben mit der kleineren Querschnittsfläche mittels der Vorrichtung (5) zur
Erzeugung einer Kraft bewegt wird, und
• während seiner Bewegung die Menge Hydraulikflüssigkeit in der Druckzelle (30, 15a-c)
zunächst konstant und nach Berührung der beiden Kolben (9, 10, 11) an ihren Stirnflächen
(9b, 10b, 11a) vergrössert wird.
12. Ventil einer Brennkraftmaschine, mit einem Antrieb nach einem der Ansprüche 5-9.
13. Brennkraftmaschine mit einem Ventil, insbesondere Zylindereinlassventil oder Zylinderauslassventil,
nach Anspruch 12.