[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung einer weichmagnetischen, durch Wärmebehandlung
aushärtbaren Ni-Fe Legierung für Relaisteile mit Zusätzen aus einem oder mehrerer
der Elemente Titan und Niob, die übliche Desoxidationszusätze und normale Schmelzverunreinigungen
enthalten kann.
[0002] Aus dem Buch "Weichmagnetische Werkstoffe", 3. Aufl. 1977, S. 124, 126, 200 bis 205
sowie S. 288 ist es bekannt, hochnickelhaltige Legierungen, wie beispielsweise RECOVAC
100, (S. 288) für Relaisteile einzusetzen. Diese zeichnen sich durch eine besonders
hohe Permeabilität aus, so daß sie für empfindliche Relais gut geeignet sind. Aber
auch Legierungen mit geringerem Nickelanteil im Bereich von 45 bis 50 % werden für
diesen Zweck eingesetzt, wie auf S. 126 der angegebenen Literaturstelle bei PERMENORM
5000 H3 hervorgeht. Dieser Werkstoff besitzt eine relativ hohe Sättigung, so daß mit
wenig elektrischer Energie hohe Kräfte zum Schalten des Relais aufgebracht werden
können.
[0003] Weiterhin verwendet man auch Nickel-Eisen-Legierungen mit einem Nickelgehalt zwischen
35 und 40 % Nickel für solche Relaisteile, bei denen die magnetischen Eigenschaften
weniger eine Rolle spielen, als die Verarbeitbarkeit des Materials.
[0004] Bei hochnickelhaltigen Legierungen zur Anwendung für Magnetköpfe ist es zur Erzielung
einer hohen Permeabilität bei gleichzeitig hoher Härte zur Verminderung des Verschleißes
des Magnetkopfes aus DE 22 12 062 bekannt, der Legierung u. a. Titan und Niob zuzusetzen.
Bei langsamer Abkühlung der geschmolzenen Legierung im Ofen oder einer zusätzlichen
Anlaßbehandlung erreicht man damit eine Aushärtung des Materials durch Ausscheidung
von Nickel-Verbindungen mit Titan oder Niob, so daß sich bei hoher Permeabilität auch
eine hohe Härte des Materials ergibt. Diese hohe Härte ist für Relaisteile dann von
besonderer Bedeutung, wenn eine hohe Lebensdauer des Relais gewährleistet sein muß.
Man kann dann darauf verzichten, die Oberflächen der Relaisteile, die beim Schalten
des Relais zusammenschlagen, mit einer verschleißfesten Schicht zu versehen, wie es
erforderlich ist, wenn hohe Schaltzahlen erreicht werden sollen. Die Vermeidung dieser
zusätzlichen Schicht bringt Vorteile hinsichtlich der Herstellungskosten, aber auch
hinsichtlich der magnetischen Eigenschaften, da es sich hier in den meisten Fällen
wohl um nichtmagnetische Schichten handelt. Bei austenitischen Eisen-Nickel-Legierungen
nach DE 30 12 673 ist es ebenfalls bekannt, u. a. Titan oder Niob zuzusetzen, um so
eine Härtung durch Wärmebehandlung zu erreichen. Hier werden niedrige Nickelgehalte
zwischen 33 und 45 % mit höheren Anteilen der Zusätze zur Aushärtung im Bereich von
4 bis 10 % so kombiniert, daß nach der Aushärtung der Nickelanteil unter 30 % liegt.
Hierdurch erreicht man, daß das Gefüge der fertigen Legierung unmagnetisch ist.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen Legierungsbereich innerhalb des
Legierungssystems mit den Hauptelementen Nickel und Eisen anzugeben, der eine weitere
entscheidende Verbesserung der für Relaisteile eingesetzten Legierungen im Hinblick
auf diesen Verwendungszweck bringt. Die Kombination bestimmter Bereiche im Nickelgehalt
zusammen mit entsprechenden Bereichen bei den Zusatzstoffen zur Aushärtung von Niob
und Titan, läßt sich erfindungsgemäß gleichzeitig eine hohe Sättigungsinduktion bei
gleichzeitig hoher Vickershärte und für die Empfindlichkeit des Relais ausreichender
Permeabilität im Bereich von 25 000 bis 30 000 µ
max ein genügend weichmagnetischer Werkstoff mit einer Koerzitivfeldstärke unter 0,15
A/cm angeben. Hierdurch können Relaisteile für Relais mit sehr hoher Lebensdauer angegeben
werden, die durch ihre hohe Maximalinduktion relativ hohe Kräfte bei niedriger Erregung
erzeugen und ohne verschleißfeste Beschichtung der mechanisch beanspruchten Oberflächen
auskommen.
[0006] Die Lösung besteht erfindungsgemäß darin, daß zur Erzielung einer Sättigungsinduktion
über 1.0 Tesla bei gleichzeitig hoher Vickershärte über 150 HV eine Legierung mit
in Gew.%: 40 - 55 % Ni, 0,5 - 6 % Ti und 0 - 5 % Nb mit der Maßgabe verwendet wird,
daS der Anteil von Ti + Nb zusammen größer als 1 % ist.
[0007] Vorteilhafte Weiterbildungen der verwendeten Legierung sind in den Unteransprüchen
beschrieben.
[0008] Als Ausführungsbeispiel wurden unterschiedliche Legierungen folgendermaßen verarbeitet:
1. Heißwalzen zu Achtkantstäben mit 40 mm ⌀ bei einer Heißwalztemperatur von 1180
bis 1200 °C
2. Schälen der erhaltenen Stäbe zu einem runden ⌀ von 35 mm
3. Wärmebehandlung 5 h bei 1000 °C im Vakuumofen, anschließend Abschrecken in Wasser
4. Ziehen der Stäbe auf einen runden ⌀ von erst 24 und dann 19,5 mm.
[0009] Die Meßproben wurden bei 19,5 mm in walzhartem Zustand bei einer Schlußverformung
von etwa 70 % entnommen. Die Messung der magnetischen Eigenschaften, wie Koerzitivfeldstärke,
Permeabilitäts- und Induktionswerte erfolgte an Massivringen, die Messung der mechanischen
Eigenschaften einschließlich der Härte an Proportionalstäben aus dem gezogenen Material.
Bevor die magnetischen Eigenschaften gemessen wurden, sind die Massivringe einer Glühbehandlung
bei einer Temperatur von 1150 °C über 4 h unterworfen und dann mit normaler Ofenabkühlung
abgekühlt worden. Anschließend erfolgte eine Anlaßbehandlung zur Aushärtung bei 650
°C mit rascher Abkühlung in einer Kühlfalle. In der nachstehend aufgeführten Tabelle
1 sind die Zusammensetzungen der Probelegierungen entsprechend der Chargen-Nr. 81/8476
bis 84/8529 aufgeführt.
[0010] Die Tabelle 2 zeigt für die gleichen Chargen-Nr. die gemessene Koerzitivfeldstärke
Hc und die dazugehörige Vickershärte HV nach der Hochglühung sowie nach der zusätzlichen
Anlaßbehandlung abhängig vom Anteil an Titan und Niob. Man sieht, daß zur Erzielung
einer Vickershärte von über 150 Titan vorhanden sein muß, bei niedrigen Titangehalten
jedoch ein höherer Anteil an Niob unerläßlich ist. Für optimierte Legierungen mit
46 bis 46,5 % Nickel, 1,45 bis 1,8 % Titan, 0 bis 1 % Niob, 0,45 bis 0,5 % Mangan,
0,25 bis 0,45 % Si, Rest Eisen, ergaben sich folgende Meßwerte nach der Schlußglühung:
Permeabilität µmax |
= 25.000 - 30.000 |
Koerzitivfeldstärke Hc |
= 0,10 - 0,15 A/cm |
Sättigungsinduktion BS |
= 1,35 T |
Remanenzverhältnis BR / BS |
= 0,40 |
Curietemperatur Tc |
= 350 °C |
spez. elektr. Widerstand |
= 0,7 Ω * mm2/mm |
Härte HV |
= 220 - 280 |
Zugfestigkeit Rm |
= 600 - 700 N/mm2 . |
Tabelle 1
Chargen-Nr. |
Ni |
Mn |
Si |
Ti |
Nb |
Fe |
1 kg - Schmelzen: |
81/8476 |
50,1 |
0,46 |
0,21 |
0,73 |
- |
48,4 |
81/8478 |
49,6 |
0,37 |
0,19 |
1,82 |
- |
47,8 |
81/8479 |
50,6 |
0,06 |
0,20 |
2,54 |
- |
46,4 |
81/8480 |
50,2 |
0,18 |
0,20 |
3,79 |
- |
45,7 |
81/8486 |
49,8 |
0,29 |
0,20 |
- |
0,88 |
48,2 |
81/8484 |
49,7 |
0,32 |
0,21 |
- |
1,84 |
47,5 |
81/8487 |
49,6 |
0,31 |
0,21 |
- |
2,88 |
45,8 |
81/8481 |
50,3 |
0,19 |
0,22 |
0,72 |
1,77 |
46,6 |
81/8626 |
49,9 |
0,61 |
0,21 |
2,10 |
1,00 |
46,2 |
81/8630 |
50,2 |
0,63 |
0,19 |
3,15 |
2,00 |
43,8 |
60 kg - Schmelzen: |
84/8530 |
49,2 |
0,50 |
0,25 |
2,80 |
- |
47,0 |
84/8565 |
50,1 |
0,53 |
0,22 |
1,28 |
1,79 |
46,0 |
84/8529 |
49,5 |
0,40 |
0,20 |
2,60 |
1,80 |
45,6 |
Tabelle 2
Chargen-Nr. |
Ti |
Nb |
4h 1150°C, OK |
4h 1150°C, OK +4h 650°C |
|
|
|
Hc(A/cm) |
HV1 |
Hc(A/cm) |
HV1 |
1 kg - Schmelzen: |
81/8476 |
0,73 |
- |
0,030 |
120 |
0,032 |
120 |
81/478 |
1,82 |
- |
0,047 |
128 |
0,069 |
251 |
81/8479 |
2,54 |
- |
0,300 |
190 |
0,530 |
289 |
81/8480 |
3,79 |
- |
4,700 |
290 |
4,790 |
378 |
81/8486 |
- |
0,88 |
0,032 |
118 |
0,036 |
130 |
81/8484 |
- |
1,84 |
0,045 |
130 |
0,050 |
130 |
81/8487 |
- |
2,88 |
0,042 |
135 |
0,047 |
140 |
81/8481 |
0,72 |
1,77 |
0,060 |
135 |
0,065 |
159 |
81/8626 |
2,10 |
1,00 |
0,230 |
350 |
0,300 |
370 |
81/8630 |
3,15 |
2,00 |
5,400 |
359 |
7,300 |
380 |
60 kg - Schmelzen: |
84/8530 |
2,80 |
- |
3,100 |
240 |
4,350 |
356 |
84/8565 |
1,28 |
1,79 |
0,090 |
161 |
0,086 |
270 |
84/8529 |
2,60 |
1,80 |
4,400 |
375 |
5,850 |
395 |
[0011] Besonders vorteilhafte Legierungen mit optimalen magnetischen Eigenschaften (höchstmögliche
Permeabilität und höchstmögliche Sättigungsmagnetisierung) werden erhalten, wenn der
Ti-Gehalt 1 bis 2 Gew.-% beträgt und der Legierungsgehalt an Ni so gewählt wird, daß
nach der Bildung der Phase Ni3Ti der Ni-Gehalt der Matrix 47,5 Gew.-% beträgt. Bei
gegebenem Ti-Gehalt läßt sich für diese Fälle der Ni-Gehalt berechnen nach:

wobei
- Ni(Ni3Ti): Nickel in der Phase Ni3Ti (in Gew.-%),
- Ti(Ni3Ti): Titan in der Phase Ni3Ti (in Gew.-%) = Ti-Gehalt der Legierung und
- Ni(Gesamt): Gesamtgehalt der Legierung an Ni, d. h. Ni in der Ni3Ti-Phase plus Ni
in der Matrix (in Gew.-%) bedeuten.
[0012] Wenn die dynamischen Eigenschaften in Bezug auf die Anwendung eher im Vordergrund
stehen, wird eine Legierungsvariante mit niedrigerem Ni-Gehalt der Matrix von 45,5
Gew.-% bevorzugt. Diese Variante führt bei geringen Abstrichen bezüglich (statischer)
Permeabilität, Sättigungsmagnetisierung und Curietemperatur zu einem höheren spezifischen
Widerstand: Für den Gesamtgehalt an Ni muß in diesem Fall gelten:

1. Verwendung einer weichmagnetischen, durch Wärmebehandlung aushärtbaren Ni-Fe Legierung
mit Zusätzen aus einem oder mehrerer der Elemente Ti und Nb, die übliche Desoxidationszusätze
und normale Schmelzverunreinigungen enthalten kann, für Relaisteile, dadurch gekennzeichnet, daß zur Erzielung einer Sättigungsinduktion über 1.0 Tesla bei gleichzeitig hoher
Vickershärte über 150 HV eine Legierung mit in Gew.%: 40 - 55 % Ni, 0,5 - 6 % Ti und
0 - 5 % Nb mit der Maßgabe verwendet wird, daß der Anteil von Ti + Nb zusammen größer
als 1 % ist.
2. Verwendung einer weichmagnetischen, durch Wärmebehandlung aushärtbaren Ni-Fe Legierung
mit Zusätzen aus einem oder mehrerer der Elemente Ti und Nb, die übliche Desoxidationszusätze
und normale Schmelzverunreinigungen enthalten kann, für Relaisteile, dadurch gekennzeichnet, daß zur Erzielung einer Sättigungsinduktion über 1.0 Tesla bei gleichzeitig hoher
Vickershärte über 150 HV eine Legierung mit in Gew.%: 40 - 55 % Ni, 0,5 - 6 % Ti und
0 - 5 % Nb mit der Maßgabe verwendet wird, daß der Anteil von Ti + Nb zusammen größer
als 2 % ist.
3. Verwendung einer Legierung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Legierung als Desoxidationszusätze 0,1 bis 2 % Mn und 0,1 bis 2 % Si enthält.
4. Verwendung einer Legierung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Legierung über 45 bis 50 % Ni, 0,7 bis 3 % Ti und 0 bis 3 % Nb enthält.
5. Verwendung einer Legierung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Legierung folgender Zusammensetzung genügt: 46 bis 46,5 % Ni, 1,45 bis 1,8
% Ti, 0 bis 1 % Nb, 0,45 bis 0,5 % Mn, 0,20 bis 0,45 % Si, Rest Eisen.
6. Verwendung einer Legierung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch einen Ti-Gehalt von 1,5 bis 2 Gew.% und einen Gesamtgehalt an Ni gemäß der Formel

wobei
- Ni(Ni3Ti): Nickel in der Phase Ni3Ti (in Gew.-%),
- Ti(Ni3Ti): Titan in der Phase Ni3Ti (in Gew.-%) = Ti-Gehalt der Legierung und
- Ni(Gesamt): Gesamtgehalt der Legierung an Ni, d. h. Ni in der Ni3Ti-Phase plus Ni
in der Matrix (in Gew.-%) bedeuten.
7. Verwendung einer Legierung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch einen Ti-Gehalt von 1,5 bis 2 Gew.% und einen Gesamtgehalt an Ni gemäß der Formel

wobei
- Ni(Ni3Ti): Nickel in der Phase Ni3Ti (in Gew.-%),
- Ti(Ni3Ti): Titan in der Phase Ni3Ti (in Gew.-%) = Ti-Gehalt der Legierung und
- Ni(Gesamt): Gesamtgehalt der Legierung an Ni, d. h. Ni in der Ni3Ti-Phase plus Ni
in der Matrix (in Gew.-%) bedeuten.
8. Verwendung einer Legierung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Legierung nach dem Schmelzen einer Schlußglühung bei 1000 bis 1200 °C sowie
einer Anlaßbehandlung bei 600 bis 750 °C zur Ausscheidung der intermetallischen Gammaphase
ausgesetzt wird.