(19)
(11) EP 0 746 989 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
11.12.1996  Patentblatt  1996/50

(21) Anmeldenummer: 96108779.8

(22) Anmeldetag:  31.05.1996
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6A41D 13/12, A41D 13/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE

(30) Priorität: 06.06.1995 AT 303/95 U
04.01.1996 DE 19600213

(71) Anmelder: Pointner, Josef Dr.
4490 St. Florian (AT)

(72) Erfinder:
  • Pointner, Josef Dr.
    4490 St. Florian (AT)

(74) Vertreter: DIEHL GLAESER HILTL & PARTNER 
Flüggenstrasse 13
80639 München
80639 München (DE)

   


(54) Einweg-Seuchenkleidung


(57) Die Erfindung betrifft eine zweiteilige Einweg-Seuchenkleidung, insbesondere zum Schutz gegen Übertragung von Seuchen, Keimen und Bakterien sowie als Strahlenschutz und als Schutz für militärische Verbände beim Durchqueren von atomar, bakteriologisch und/oder chemisch verseuchtem Gelände, bestehend aus einer Latzhose 1 aus flüssigkeitsdichtem Kunststoff, die geschlossenen Fußabschnitte 2a, 2b aufweist, und von einem Bund 3 in einen vorderen und hinteren Latz 4 zur Befestigung am Körper einer Person übergeht, und aus einer Langärmeljacke 5 aus flüssigkeitsdichtem Kunststoff, deren Ärmel geschlossen in Handschuhen 6, 7 enden und deren brustseitige Abschnitte 5a, 5b für eine gegenseitige Befestigung nach Umschließen des Oberkörpers seitlich verlängert sind.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine Einweg-Seuchenkleidung für das Überziehen über die normale Straßenbekleidung von Personen und dient zur Verwendung im Bereich der Human- und Veterinärmedizin. Die Seuchenkleidung kann jedoch auch als sonstige Arbeitsschutzbekleidung und Strahlenschutz getragen werden und kann auch für militärische Verbände beim Durchqueren atomarer, biologisch und/oder chemisch verseuchtem Gelände eingesetzt werden.

[0002] Beispielsweise ist es im Bereich der Veterinärmedizin bekannt, daß Tierseuchen auch heute noch Millionenschäden verursachen. Besonders die virusbedingten Seuchen Maul- und Klauenseuche und die Schweinepest sind gefürchtet und nur mit hohen Kosten und brutalen Vorgangsweisen auszurotten, wobei die Eigentumsbegriffe hintangestellt werden müssen und mit ausgedehnten Keulungen betroffener Bestände vorgegangen wird, um noch nicht betroffene Betriebe zu verschonen.

[0003] Die Schweinepest-Epedimien in Norddeutschland und Bayern haben schon mehrere hunderttausend Tiere in die Tierkörperverwertung gebracht, wonach dann nur mehr Tierkörpermehl zu verkaufen ist, die Differenz zum Lebendwert zahlt der Staat, also der Steuerzahler. Der Tierbesitzer leidet nicht nur an der Wegnahme seines Bestandes, sondern auch noch unter den folgenden Sperrmaßnahmen.

[0004] Nicht nur im humanmedizinischen Bereich, sondern auch im veterinärmedizinischen Bereich nehmen durch bakterielle Infektionen hervorgerufene Erkrankungen mit seuchenähnlichem Auftreten an Bedeutung zu, da die Antibiotika-Resistenz auch übertragbar ist und bereits eine Menge von Bakterien, vornehmlich Staphylokokken gegen zahlreiche Antibiotika eine Resistenz und Kreuzresistenz entwickelt haben, die manchen Betrieb zur Verzweiflung bringen, aber auch in lebensmittelpolizeilicher Hinsicht bedenklich sind, denn die Erkrankungen nach Genuß von solchermaßen verdorbenen Lebensmitteln, sind insbesondere bei älteren Menschen nicht unbedenklich, weil die Unwirksamkeit gewisser Antibiotika die Therapie unwirksam machen und die Erstellung notwendiger Antibiogramme mehrere Tage in Anspruch nimmt.

[0005] So sind also alle Beteiligten, vom Staat bis zum Bauern, brennend an der Verhütung von Tierseuchen interessiert.

[0006] Besonders gilt dies für jenes Personal, das zwangsweise in Berührung mit verseuchten Beständen kommt, also Amtstierärzte bei der Seuchenerhebung, Tierärzte bei der Ausübung ihrer Praxis und Angestellte der Tierkörperverwertung beim Abtransport, aber auch jeder Bauer, der einen Tierbestand mühsam aufgezogen hat und daraus seine Früchte ziehen möchte.

[0007] Der Grundsatz ist und bleibt die Aseptik und die Antiseptik. Diese ist zu erreichen, indem eine Person bzw. der Untersucher sich beim Verlassen eines betroffenen oder seuchenverdächtigen Tierbestandes einer gründlichen Desinfektion mit einem geeigneten und rasch wirksamen Desinfektionsmittel unterziehen muß. Hierzu notwendig ist auch eine abwaschbare Seuchenkleidung aus beschichteten Stoffen. Die gründliche Reinigung der Hände verursacht häufig Verletzungen und schlecht heilende Wunden, besonders bei Verwendung eines scharfwirksamen Desinfektionsmittels, wie dem Ätznatron.

[0008] Auch bei atomar, chemisch und/oder biologisch verseuchtem Gelände bedarf bisher bekannte Schutzkleidung aufwendiger Pflege und Reinigung nach Gebrauch und ist häufig umständlich zu handhaben.

[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine preiswert herstellbare und einfach zu handhabende Einweg-Seuchenkleidung verfügbar zu machen.

[0010] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch die im Patentanspruch 1 genannten Merkmale gelöst. Bevorzugte Merkmale, die die Erfindung vorteilhaft weiterbilden, sind den nachgeordneten Patentansprüchen zu entnehmen. Die erfindungsgemäße Einweg-Seuchenkleidung ist für die eingangs genannten Verwendungszwecke geeignet.

[0011] In vorteilhafter Weise besteht die erfindungsgemäße Einweg-Seuchenkleidung aus einem geeigneten flüssigkeitsdichtem Kunststoff, vorzugsweise in Form einer thermoplastischen Folie, der vor Betreten eines gefährdeten Bereichs, beispielsweise einem Seuchenort oder einem verseuchtem Gelände oder in besonders gefährdeten Krankenhausabteilungen einfach über die Straßenbekleidung übergestreift und am Körper der betreffenden Person befestigt werden kann, wobei anschließend nach Benutzung eine problemlose thermische Entsorgung vorgesehen ist. Hierdurch kann am Seuchenort rasch und wirksam eingegriffen werden, ohne daß die Gefahr einer Seuchenverschleppung und die Übertragung von Seuchen besteht. Darüberhinaus schafft die Einweg-Seuchenkleidung auch eine preiswerte, leichte und bequeme Schutzmöglichkeit für bestimmte Arbeitsbereiche sowie für Personen beim Durchqueren von atomar, chemisch und/oder biologisch verseuchtem Gelände.

[0012] Die erfindungsgemäße Latzhose benötigt keine Ferse. Hierdurch wird die Herstellung wesentlich erleichtert, weil zwei gleichgroße Kunststoff-Folien nur an den Beinen, also bis zur Hüfte, zusammengeschweißt werden müssen und sich die Ferse dann von selbst bildet. Die Stärke der thermoplastischen Folie kann auf die jeweiligen Bedürfnisse und die zu erwartenden Beanspruchungen abgestimmt werden.

[0013] Die erfindungsgemäße Einweg-Seuchenkleidung verhindert vorteilhaft eine Übertragung von hospitalisierten Keimen und Bakterien durch Transport mit der Straßenkleidung und macht die oben erwähnten gründlichen Desinfektionsmaßnahmen mit den damit verbundenen Problemen und Unzulänglichkeiten überflüssig

[0014] Aus der AT 393 595 B ist eine Schutzkleidung für inkontinente und/oder geistesbehinderte Patienten bekannt, die nur das ungehinderte Abfließen der Ausscheidungen des Körpers an die Umgebung durch einen flüssigkeitsdichten sackartigen Behälter verhindert, der eine Beweglichkeit des Patienten ausschließt und diesen an seine Unterlage bindet. In diesen Sack laufen sämtliche Ausscheidungen des Körpers, deren Masse und Menge durch die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme bestimmt wird. Die Ausscheidungen, insbesondere der Harn, führen durch die ständige Umspülung zu einer Aufweichung der Lederhaut und deren Abschabung, zu Entzündungen der Haut mit der Möglichkeit einer bakteriellen Infektion und zum gefürchteten Dekubitus, dem Wundliegen mit all seinen Begleiterscheinungen. Sinn und Zweck des Sackes ist somit das Verhindern des Abflusses nach außen und eine Vermeidung von Geruchs- und Flüssigkeitsbelästigung. Demgemäß unterscheidet sich diese vorbekannte Schutzkleidung nicht nur nach Aufbau, sondern auch nach Anwendungszweck von der Einweg-Seuchenkleidung der vorliegenden Erfindung.

[0015] Aus der US-PS 4,932,078 ist eine aus mehreren Teilen zusammengesetzte Schutzkleidung zum Schutz des Patienten vor Infektionen durch Ausscheidungen des Operateurs bekannt, bei der ein luftdurchlässiges Stoffsystem vorgesehen ist. Diese vorbekannte Schutzkleidung ist daher geeignet, die gewöhnlichen Abscheidungen und eventuelle bakterielle Beisätze zurückzuhalten oder gar nicht übertragbar zu machen, ist jedoch insbesondere zur Vermeidung von Virusseuchen ungeeignet.
In der GB-2 101 469 A ist ein Operationsanzug aus verschiedenen Textilien und Kunststoffgeweben zusammengesetzt und bedarf daher nach jeder Anwendung einer gründlichen Reinigung und Desinfektion, ggf. durch Auskochen, um erneut verwendet zu werden. Hinzu kommt, daß die Verwendung von Kunststoff mit Textil keine seuchensichere Verwendung darstellt und daher insbesondere nicht geeignet ist, Tierseuchen und auch bakterielle Erkrankungen zu unterbinden.

[0016] Aus der EP O496696A1 ist ein Kleidungsstück zur Verhinderung der Beschädigung der Haut bei juckenden Ekzemen etc. offenbart, das aus Textilstoff hergestellt ist. Im Gegensatz zum Anmeldungsgegenstand ist hier an eine Verhinderung der Übertragung von Seuchenerregern oder Bakterien nicht gedacht, sondern lediglich an die Abwehrbewegung in Folge des Juckens und Juckreizes bei gewissen Hauterkrankungen. Dabei werden die Hände nach Art eines Fäustlings vollkommen bedeckt, wobei die Fäustlinge jedoch aus einem verstärkten Stoff bestehen, und die Reißverschlüsse, Bänder und sonstige Abschlüsse vorgesehen sind, die nach jedem Gebrauch zu desinfizieren sind. Hierdurch wird nicht nur die Herstellung sondern auch der Gebrauch verteuert bzw. erschwert. Eine Vermeidung der Übertragung von Seuchenkeimen und Bakterien ist mit diesem vorbekannten Kleidungsstück nicht möglich.

[0017] Nachfolgend wird die Erfindung anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1
in Seitenansicht eine Latzhose gemäß einem Ausführungsbeispiel der Einweg-Seuchenkleidung nach der vorliegenden Erfindung,
Fig. 2
die Latzhose gemäß Fig. 1 von vorn, bei eingeschlagenem Bund;
Fig. 3
die Latzhose gemäß Fig. 1 und 2 nach dem Anlegen;
Fig. 4
eine Vorderansicht einer Langärmeljacke gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel der Einweg-Seuchenkleidung nach der vorliegenden Erfindung; und
Fig. 5
eine mit der Langärmeljacke gemäß Fig. 4 bekleidete Person.


[0018] Die Latzhose 1 besteht aus einem geschlossenen Hosenteil aus Kunststoff, d. h. die Hosenröhren (1a, 1b) sind am Fußteil 2a und 2b nicht offen, sondern sackartig geschlossen. Der Bund 3, also der Bauchteil der Latzhose 1 geht in einen Latz 4 über, der vorne und hinten hochgezogen ist und dadurch ermöglicht, daß die über die Alltagskleidung übergestreifte Latzhose 1 über der Schulter, am Hosenträger oder sonstwie verknotet oder in den Hosenbund, oder bei Damen in den Rockbund, gesteckt werden kann, um seinen sicheren Sitz zu ermöglichen.

[0019] Weil es sich um eine Einweg-Seuchenkleidung handelt, können eventuelle Übergrößen einfach mit einem Klebestreifen oder Textilklebestreifen ausgeglichen werden.

[0020] Die Langärmeljacke 5 besteht aus zwei Plastikhandschuhen 6, 7, die fest an einen Plastikfleck 8 angeschweißt sind. Dieser Plastikfleck 8 ist trapezförmig, und die beiden Basisteile 5a, 5b werden nach dem Hineinschlüpfen mit den Armen in die Handschuhe 6, 7 über dem Leib zusammengeschlungen, so daß sie sich überdecken und den Vorderteil des Körpers einhüllen, somit der ganze Körper rundherum sicher bedeckt ist und jede Arbeitsmöglichkeit besteht.

[0021] Solchermaßen bekleidet, kann beispielsweise im Tierbestand jede Tätigkeit ausgeübt werden, und der Kontakt mit Aus- und Abscheidungen der Tiere braucht nicht gefürchtet zu werden.

[0022] Nach dem Verlassen der Arbeitsstelle bzw. des Betriebes werden die Latzhose 1 und die Langärmeljacke 5 umgestülpt ausgezogen und verbleiben im Betrieb zur raschen Entsorgung.

[0023] So kann beispielsweise ein Veterinär mit normaler Straßenkleidung ohne Gefahr einer Übertragung von Infektionsstoffen arbeiten, und die Gefahr einer Weiterverbreitung gebannt werden.

[0024] Dazu kommt noch die rasche Einkleidung und kleiderschützende Hülle und die rasche Ablegung der Seuchen-Schutzkleidung ohne komplizierte und nicht in ihrer Wirksamkeit zu überwachende Desinfektion.

[0025] Die Latzhose und die Langärmeljacke können in lediglich zwei Größen angefertigt, von allen Personen zweckmäßig übergezogen werden, auch Frauen mit Rock können die Seuchen-Latzhose überziehen. Bei Übergrößen genügt die Straffung und Fixierung mit Klebestreifen, so daß diese Schutzkleidung bequem und doch straff sitzt und ein bequemes und zweckmäßiges Arbeiten ermöglicht wird.

[0026] Bei den Ärmeln genügt die handelsübliche Größe, wie diese beispielsweise im Veterinärhandel angeboten wird und üblich ist. Wesentlicher scheint die Verschweißung mit dem Plastikfleck an einer Seite der Ärmelöffnung und zwar an der Rückseite des Ärmels, wodurch die Öffnung nach dem Innenteil gewährleistet ist.

[0027] Zuerst wird die Latzhose 1 angezogen und fixiert und so dann die Langärmeljacke übergezogen, so daß der ganze Körper mit dieser Seuchenkleidung bedeckt ist und alle Kontakte mit Infektionsmöglickeiten außen an der Seuchen-Schutzkleidung stattfinden bzw. erfolgen und beim Ablegen und Abstülpen ohne weitere Kontaktnahme entfernt werden können.

[0028] Dabei wird zuerst die Langärmeljacke 5 abgestülpt und so dann die Latzhose 1.

[0029] Zu beachten ist, daß das Schuhwerk ausgezogen werden und seuchensicher vorher abgestellt werden soll und erst nach dem Abstülpen der Schutzkleidung wieder in Verwendung genommen werden kann, also außerhalb der Gefahrenzone bzw. Infektionsmöglichkeit.


Ansprüche

1. Einweg-Seuchenkleidung, insbesondere zum Schutz gegen Übertragung von Seuchen, Keimen und Bakterien sowie als Strahlenschutz und als Schutz für militärische Verbänden beim Durchqueren von atomar, bakteriologisch und/oder chemisch verseuchtem Gelände, bestehend aus
einer Latzhose (1) aus flüssigkeitsdichtem Kunststoff die geschlossene Fußabschnitte (2a, 2b) aufweist, und von einem Bund (3) in einen vorderen und einen hinteren Latz (4) zur Befestigung am Körper einer Person übergeht, und/oder aus einer Langärmeljacke (5) aus flüssigkeitsdichtem Kunststoff, deren Ärmel geschlossen in Handschuhen (6, 7) enden und deren brustseitige Abschnitte (5a, 5b) für eine gegenseitige Befestigung nach Umschließen des Oberkörpers seitlich verlängert sind.
 
2. Einweg-Seuchenkleidung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der vordere und der hintere Latz (4) über eine der beiden Schultern zur Befestigung verknotbar sind.
 
3. Einweg-Seuchenkleidung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die brustseitigen Abschnitte (5a, 5b) der Langärmeljacke (5) zur Befestigung miteinander, vorzugsweise am Rücken der Person, verknotbar oder mit Klebeband aneinander befestigbar sind.
 
4. Einweg-Seuchenbekleidung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Langärmeljacke (5) eine schließbare Kapuze aufweist.
 
5. Einweg-Seuchenkleidung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Langärmeljacke (5) über den Bund (3) der Latzhose ziehbar und an der Latzhose (1) abgedichtet befestigbar ist.
 
6. Einweg-Seuchenkleidung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Kunststoff thermisch entsorgbar ist.
 
7. Einweg-Seuchenkleidung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß als Kunststoff eine thermoplastische Folie vorgesehen ist.
 




Zeichnung