[0001] Die Erfindung betriff eine Steuerung für eine Druckmaschine, insbesondere Bogenoffsetdruckmaschine
gemäß dem Oberbegriff von Anspruch 1.
[0002] Bogenoffsetdruckmaschinen der heute weit verbreiteten Art weisen in der Regel sogenannte
Zentralsteuerungen auf, welche insbesondere in Form einer SPS- bzw. PC-Board-Steuerung
aufgebaut sind. Auch ist es bekannt, die Steuerung der Druckmaschine funktional aufzuteilen.
So kann ein Rechner vorgesehen sein, der permanent die Schaltzustände bzw. Signale
von Aktuatoren, Bedientastern bzw. Sensoren einliest und ein zweiter Rechner insbesondere
den Hauptantrieb sowie die aufden Drehwinkel von bewegten Maschinenteilen bezogenen
Schaltvorgange der Druckmaschine steuert Als sogenannte drehwinkelabhängige Schaltfunktionen
seien hier beispielhaft das Druck-An- / Druck-Abstellen, das An- und Abstellen von
Farb- und Feuchtauftragwalzen, das Sperren des Bogeneinlaufes, das Schalten des Anlegers
sowie das Schalten bestimmter Funktionen im Ausleger genannt. Diese Schaltvorgänge
sind zeitkritisch, d.h. insbesondere das Anstellen des eingefärbten Gummituchzylinders
an den den Bogen tragenden Gegendruckzylinder darf nur während der Kanalkorrespondenz
der Zylinder erfolgen, wenn also der erste zu bedruckende Bogen bereits aufdem Gegendruckzylinder
liegt.
[0003] Nachteilig bei derartig zentral aufgebauten und eine Folgeschaltung realisierenden
Steuerungen ist dabei, daß der Programmaufbau im Rechner der Steuerung exakt auf die
Konfiguration der Maschine abgestellt sein muß. Eine Bogendruckmaschine mit einer
unterschiedlichen Anzahl von Druckwerken bedingt somit eine unterschiedliche Programmierung
der entsprechenden Steuerung. Dieser Sachverhalt verkompliziert sich dadurch erheblich,
das heutzutage ein deutlicher Trend zur sogenannten In-Line-Veredelung bzw. Weiterverarbeitung
besteht. Bei Bogenoffsetdruckmaschinen sind häufig nach dem letzten Druckwerk und
vor dem Ausleger ein oder mehrere Lackiereinrichtungen oder sonstige Beschichtungswerke
zwischengeschaltet. Da auch in diesen Einrichtungen drehwinkelstellungsabhängige Schaltvorgänge
auszuführen sind, müssen auch diese Funktionen von der Zentralsteuerung übernommen
werden.
[0004] Aus der DE 3 815 534 A1 ist eine Zentralsteuerung der oben kurz umrissenen Art bekannt,
welche ein System zur Erfassung der Position von beweglichen Maschinenteilen aufweist.
Dazu werden die Signale eines an einer eintourig drehenden Welle der Maschine angebrachten
Inkrementalgebers ausgewertet. Eine Zentralsteuerung mit einem derartigen System weist
die zuvor genannten Nachteile auf. Anstelle eines Inkrementalgebers kann zur Erfassung
der Stellung von beweglichen Maschinenteilen auch ein sogenannter Absolut-Winkelgeber
verwendet werden. Dies ändert jedoch nichts an der Komplexität der Steuerung, die
sich ergibt, wird eine Druckmaschine individuell mit einer verschiedenen Anzahl von
Aggregaten ausgestattet.
[0005] Aus der EP 0 543 281 A1 ist eine Steuerung für Rotationsdruckmaschinen bekannt, bei
welcher jedem Anlagenteil ein die Steuerung darstellender Rechner zugeordnet ist und
die Rechner in den einzelnen Anlagenteilen über ein als Netzwerk bezeichnetes Bus-System
miteinander verbunden sind. Als Vernetzungsschnittstelle zwischen den einzelnen Rechnern
wird ARCNET mittels Coaxkabel vorgeschlagen. Wie einzelne drehwinkelabhängige Schaltvorgänge
auszuführen sind, ist in dieser Schrift nicht beschrieben.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, eine Steuerung gemäß dem Oberbegriff
von Anspruch 1 derartig zu erweitern, so daß die zuvorstehend beschriebenen Nachteile
vermieden werden können und eine Flexibilität hinsichtlich der Ausrüstung der Maschine
erzielbar ist.
[0007] Gelöst wird diese Aufgabe durch die kennzeichnenden Merkmale von Anspruch 1. Weiterbildungen
der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0008] Gemäß der Erfindung ist vorgesehen, daß das die einzelnen Stationen der Einheiten
verbindende Bus-System als ein ereignisgesteuertes, nachrichtenorientiertes Kommunikationssystem,
also als ein Bus-System mit einem nachrichtenorientiertem Protokoll ausgebildet ist.
Bevorzugt findet hier der CAN-Bus (Controller-Area-Network) Verwendung. Ferner ist
vorgesehen, daß jede Station einer Einheit der Druckmaschine dazu ausgebildet ist,
die eintourige Winkellage der Druckmaschine permanent zu erfassen und auszuwerten.
In Verbindung mit einer über das erfindungsgemäß ausgebildete Bus-System den einzelnen
Stationen mitgeteilten Nachricht bzw. von den Stationen empfangenen Ereignisses erfolgt
durch die jeweiligen Stationen das Auslösen sämtlicher in der den Stationen zugeordneten
Einheiten entsprechend der der Nachricht / dem Ereignis vorgesehenen winkelabhängigen
Schaltvorgänge. Eine einem bestimmten Ereignis entsprechende Nachricht kann dabei
von der sendenden Station gleichzeitig an alle übrigen Stationen gesendet werden.
Auch ist es möglich, daß die das Ereignis feststellende Station die vorgesehene Nachricht
gemaß einem für das Ereignis vorgesehenen Verteilugsplan an eine oder mehrere Stationen
sendet und diese wiederum eine Nachricht an eine oder mehere Stationen weiterleitet.
[0009] Die über das Bus-System übertragene Nachricht bzw. das Ereignis wird dabei von derienigen
Station gesendet, durch welche das Ereignis festgestellt worden ist. Hier sei beispielsweise
die Feststellung eines Fehlbogens / Schiefbogens an der Anlage des ersten Druckwerkes
oder ein Bogenverlust zwischen dem zweiten und dritten Druckwerk genannt. Die der
jeweiligen Einheit zugeordnete und das Ereignis feststellende Station sendet nun über
das Bus-System die Nachricht 'Fehlbogen Anlage' bzw. 'Schiefbogen Anlage' bzw. 'Bogenverlust
zw. DW2 u. DW3' an die übrigen Stationen. Im Falle eines Fehlbogens / Schiefbogens
löst nun die dem ersten Druckwerk zugeordnete Station die winkelabhäng zu schaltenden
Vorgänge im ersten Druckwerk (z.B. Druck-Ab) aus. Entsprechend den in den übrigen
Stationen für die empfangene Nachricht gespeicherten Soll-Winkelstellungswerten lösen
nun diese die jeweiligen Schaltvorgäge in den ihnen zugeordneten Einheiten aus (z.B.
folgerichtiges Druck-Ab in den dem ersten Druckwerk nachgeordneten Druckwerken sowie
Auskuppeln des Anlegers).
[0010] Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung kann vorgesehen sein, daß jede Einheit der
Druckmaschine einen als Inkremental- oder Absolutwinkelgeber ausgebildete Winkelmeßeinrichtung
aufweist. Diese Winkelgeber sind dabei an einer eintourig umlaufenden Welle bzw. Walze
der jeweiligen Einheit angebracht. Bei den Druckwerken einer Bogenoffsetdruckmaschine
kann dies beispielsweise der Gummituch- bzw. der Plattenzylinder sein.
[0011] Erfindungsgemäß kann aber auch vorgesehen sein, daß die Druckmaschine insbesondere
am ersten Druckwerk einen Winkelgeber (Inkremental bzw. Absolut) aufweist und diese
Winkelwerte über ein separates Bus-System den übrigen Stationen in den einzelnen Einheiten
zuführt. Diese Ausgestaltungsvariante der Erfindung bedingt wohl einen zusätzlichen
Verkabelungsaufwand für das die Winkelwerte übertragene Bus-System, jedoch wird nur
ein Winkelmeßsystem benötigt, was entsprechend hoch auflösend ausgebildet sein kann.
[0012] Des weiteren erfolgt die Erläuterung eines Ausführungsbeispieles der Erfindung anhand
der einzigen Zeichnung. Diese zeigt die den angedeuteten Einheiten einer Bogendruckmaschine
zugeordneten einzelnen Stationen, welche als Rechner ausgebildet sind.
[0013] In der Figur sind mit 1 bis 5 die einzelnen Einheiten einer Bogenoffsetdruckmaschine
angedeutet, wobei Einheit 1 den Anleger, die Einheiten 2 und 3 Offset-Druckwerke,
die Einheit 4 ein Lackierwerk und die Einheit 5 einen Ausleger darstellen. Den einzelnen
Einheiten 1 bis 5 sind als Rechner ausgebildete Stationen 1' bis 5' zugeordnet, welche
über nicht dargestellte Schnittstellen und Stellmittel die Schaltfunktionen in den
einzelnen Einheiten ausführen. So übernimmt die Station 1' sämtliche Schaltfunktionen
für die den Anleger darstellende Einheit 1. Hier sei insbesondere das phasenrichtige
An- und Abschalten des Anlegers erwähnt. Die Stationen 2', 3' und 4' übernehmen in
den Druck- bzw. Lackierwerken der Einheiten 2 bis 4 die entsprechenden An- und Abstellvorgänge
der dort angeordneten Zylinder. Die Station 5' übernimmt in der den Ausleger der Bogendruckmaschine
darstellenden Einheit 5 sämtliche für den Ausleger relevanten Schaltvorgange, wie
insbesondere das aufden Bogenlaufabgestimmte, d.h. also auch zu einer bestimmten Winkelstellung
erfolgende Schalten von Mitteln für einen automatisierten Stapelwechsel bzw. eine
Probebogenentnahme. Die Station 2' in der das erste Druckwerk darstellenden Einheit
2 steht zusätzlich noch mit Sensoren für die Bogenankunft an die Anlage in Verbindung
- dargestellt ist hier lediglich eine Bogenkontrolle 9. Die einzelnen Stationen 1'
bis 5' sind zum Signalaustausch über einen Bus 6 miteinander verbunden, wobei dieser
Bus 6 als ein Nachrichtenbus (CAN-Bus / Controller-Area-Network) ausgebildet ist.
Über den Bus 6 sind die einzelnen Stationen 1' - 5' zusätzlich noch mit einem nicht
dargestellten Leitstandrechner sowie dem Hauptantrieb der Maschine verbunden, so daß
Daten für Voreinstellungen u. dgl. an die einzelnen Rechner weiterleitbar sowie Laufkomandos
auslösbar sind.
[0014] Die Station 2' der das erste Druckwerk darstellenden Einheit 2 der Bogenoffsetdruckmaschine
weist einen an einer eintourigen Welle angebrachten Winkelgeber 7 auf, der zum einen
direkt mit der Station 2' verbunden ist und zum anderen über ein die Winkelwerte dieses
Gebers übertragenen weiteren Bus 8 an die übrigen Einheiten 1', 3', 4' und 5' geschaltet
ist. Jede der Einheiten 1' bis 5' weist dabei entsprechende, als Interface ausgebildete
Einrichtungen auf, vermittels der die Signale des Winkelgebers 7 ständig erfaßt und
eingelesen werden können.
[0015] Des weiteren erfolgt die Funktionsweise der hier dargestellten Ausführungsvariante
der Erfindung am Beispiel eines sogenannten Fehlbogens. Unter einem Fehlbogen wird
dabei ein Ausbleiben eines Bogens an der Anlage bei laufender Maschine verstanden.
Bei einem solchen Fehlbogen ist es somit unbedingt nötig, daß in den einzelnen Druckwerken
die Gummituchzylinder von den Gegendruckzylindern abgestellt werden, um ein Einfarben
der Gegendruckzylinder zu verhindern. Auch der den Lackauftrag bewirkende Zylinder
in dem Lackwerk (Einheit 4) muß abgestellt werden. Die beschriebenen Absteilvorgänge
haben dabei dem Bogenlaufentsprechend zu erfolgen, damit die noch korrekt in die Maschine
einlaufenden Bogen ausgedruckt werden.
[0016] Die Station 2' der das erste Druckwerk darstellenden Einheit 2 steht mit einer Bogenkontrolle
9 in Signalverbindung und wertet das Signal dieser Bogenkontrolle 9 permanent aus.
Zu einem bestimmten Zeitpunkt wird durch die Station 2' ein Ausbleiben des Bogens,
also ein Fehlbogen festgestellt. In einem Speicher der als Rechner ausgebildeten Station
2' sind Winkelwerte abgelegt, welche denjenigen Werten entsprechen, zu denen das Abstellen
der Druckwerkszylinder zu erfolgen hat. Die Station 2' bewirkt nun bei den entsprechend
vorgesehenen Winkelwerten das Sperren der Anlage, des Vorgreifers sowie daraufhin
das Abstellen des Gummituchzylinders vom Gegendruckzylinder sowie das Abstellen gegenüber
dem Plattenzylinder im ersten Druckwerk.
[0017] Während des Zeitpunktes, zu welchem durch die Station 2' der Fehlbogen festgestellt
worden ist, gibt die Station 2' ein das Ereignis "Fehlbogen im ersten Druckwerk" entsprechendes
Signal auf den Bus 6. In den Speicher der Stationen 1', 3', 4' und 5' sind ebenfalls
Winkelwerte abgespeichert, bei welchen in diesen Einheiten 1, 3, 4, 5 vorzunehmende
Schaltmaßnahmen auszuführen sind. Nachdem die Station 1 über den Bus 6 das Ereignis
"Fehlbogen im ersten Druckwerk" empfangen hat, wird durch die Station 1 der Anleger
abgeschaltet. Nach einer dem Bogenlauf entsprechenden Anzahl von Umdrehungen wird
durch die ebenfalls die Nachricht "Fehlbogen im ersten Druckwerk" empfangenen Stationen
3', 4', 5' zu vorgesehenen, abgespeicherten Winkelwerten das Druck-Abstellen eingeleitet.
Dazu werten die Stationen 1' - 5' sowohl die Winkelsignale innerhalb einer Umdrehung
als auch die Anzahl der Umdrehungen insgesamt aus.
[0018] Beim zuvorstehend aufgezeigten Ausführungsbeispiel der Erfindung wurde das Druck-Abstellen
bei einem Fehlbogen beschrieben. Entsprechend dem aufgezeigten Ablauf werden auch
die sonstigen Schaltvorgänge in den einzelnen Einheiten 1 bis 5 eingeleitet. Wesentlich
ist hierbei, daß ein bestimmte Maßnahmen bedingendes Ereignis von einer der Stationen
1' - 5' an die übrigen Stationen 1'- 5' gesendet wird und dabei jede der Stationen
1' - 5' die erforderlichen Schaltvorgänge in den zugehörigen Einheiten 1 - 5 durch
ein Vergleich der erfaßten aktuellen mit den entsprechend gespeicherten Winkelwerten
selbsttätig ausführt. Ein weiterer Vorteil der permanenten Erfassung und Auswertung
der Winkelstellungssignale in den einzelnen Stationen 1' - 5' liegt ferner darin,
daß die einzelnen Stationen 1' - 5' auch unabhängig vom Vorliegen bzw. Empfang einer
Nachricht / eines Ereignisses winkelabhängige Schaltfunktionen in den zugehörigen
Einheiten ausführen können. Hier sei als Beispiel das Steuern der Pendelbewegung einer
Heberwalze, das schrittweise Antreiben einer Duktorwalze, das auf den Bogenlauf abgestimmte
Pudern mittels elektronisch ansteuerbarer Antriebe oder sonstigen Einrichtungen während
des normalen Druckvorganges genannt. Eine derartig erfindungsgemäß aufgebaute dezentrale
Steuerung gestaltet sich dabei sehr vorteilhaft bei sogenannten zeitkritischen Funktionen.
Bezugszeichenliste
[0019]
- 1 - 5
- Einheiten (Anleger, Druckwerk, Lackwerk, Ausleger)
- 1' - 5'
- Station (Rechner)
- 6
- Bus (Nachrichtenbus)
- 7
- Winkelgeber
- 8
- Bus (Winkelwerte des Winkelgebers 7)
- 9
- Bogenkontrolle
1. Steuerung für eine Druckmaschine, insbesonder Bogenoffsetdruckmaschine, mit mehreren
Einheiten wie Anleger, Druckwerken, Lackier- bzw. Beschichtungseinrichtungen, Ausleger,
Falzapparaten und dergleichen, wobei jeder Einheit eine wenigstens einen Rechner aufweisende
Station zugeordnet ist und die Stationen über einen Bus miteinander verbunden sind,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Bus (6) als ein auf einem nachrichtenorientierten Protokoll basierenes Bus-System
ausgebildet ist, daß jeder Station (1'- 5') permanent ein der Winkelstellung entsprechendes
Signal wenigstens eines rotierenden Teiles der Druckmaschine zuführbar ist, und daß
durch die Stationen (1'- 5') in Abhängigkeit der von einer der Stationen (1'- 5')
über den Bus (6) gesendeten Nachricht ein Auslösen von winkelabhängig auszuführenden
Schaltvorgängen in den jeweiligen Einheiten (1 - 5) auslösbar ist.
2. Steuerung für eine Druckmaschine nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß in jeder Einheit (1 - 5) ein eintourig umlaufender Winkelgeber (7) angeordnet
ist.
3. Steuerung für eine Druckmaschine nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine der Einheiten (1 bis 5) einen eintourig umlaufenden Winkelgeber (7) aufweist
und diese Signale des Winkelgebers (7) über einen separaten Bus (8) den Stationen
(1' bis 5') der Einheiten (1 bis 5) zuführbar sind.
4. Steuerung für eine Druckmaschine nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Winkelgeber (7) an dem das erste Druckwerk der Druckmaschine darstellenden
Einheit (2) angebracht ist.