[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Bewegen von Bauwerken, mit mindestens
einer an jeder Angriffsposition des zu bewegenden Bauwerks angreifenden hydraulischen
Triebstelle, wobei jeder Angriffsposition bzw. der zugeordneten Triebstelle mindestens
ein eigenes Hydraulikaggregat und eine eigene Steuereinheit zugeordnet sind, so daß
das Hydraulikaggregat und die Steuereinheit in unmittelbarer Nähe der Angriffsposition
anordenbar sind, und wobei die einzelnen Steuereinheiten an eine gemeinsame Datenbus-Leitung
angeschlossen sind, mit mindestens einem jeder Angriffsposition zugeordneten Weggeber
und mit einem an die Datenbus-Leitung angeschlossenen Rechner.
[0002] Die Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zum Bewegen von Bauwerken mit einer derartigen
Vorrichtung, wobei an jeder Angriffsposition des zu bewegenden Bauwerks mindestens
eine hydraulische Triebstelle angeordnet wird, wobei jeder Angriffsposition bzw. der
zugeordneten Triebstelle mindestens ein eigenes Hydraulikaggregat und eine eigene
Steuereinheit zugeordnet werden, welche ebenfalls in unmittelbarer Nähe der Angriffsposition
angeordnet werden, wobei die einzelnen Steuereinheiten an eine gemeinsame Datenbus-Leitung
angeschlossen werden, wobei ein Rechner an die Datenbusleitung angeschlossen wird
und wobei an jeder Angriffsposition der Vortrieb der zugeordneten Triebstelle ermittelt
wird.
[0003] Aus der deutschen Patentschrift 36 11 753 ist bereits eine Vorrichtung zum gleichmäßigen
Heben und Senken sowie zum gleichmäßigen horizontalen Verschieben von Bauwerken bekannt.
Diese Vorrichtung umfaßt einzelne oder Gruppen von mehreren Kolbentriebwerken als
Triebstellen, die an eine gemeinsame Druckmittelversorgung angeschlossen sind, d.h.
an ein gemeinsames Hydraulikaggregat, umfassend eine Hydraulikpumpe und Steuerventile
für die Triebstellen. Jeder Triebstelle bzw. jeder Gruppe von Triebstellen ist ein
Weggeber zugeordnet. Die Steuerung der Triebstellen erfolgt über einen Zentralrechner,
an den sowohl alle Weggeber als auch alle Hydraulikaggregate angeschlossen sind.
[0004] Die bekannte Vorrichtung zum Bewegen von Bauwerken ist in der Praxis in mehrerlei
Hinsicht problematisch. Die zentralen Hydraulikaggregate sind, da sie mehrere Triebstellen
versorgen müssen, in der Regel so groß und schwer, daß sie nicht ohne weiteres in
den Baustellenbereich transportiert werden können. Die Hydraulikaggregate müssen oftmals
aufgrund der beengten Verhältnisse in der unmittelbaren Umgebung der Angriffspositionen
des zu bewegenden Bauwerks bzw. der Triebstellen in einiger Entfernung von den Triebstellen
positioniert werden. Entsprechend groß ist dann der Aufwand zum Anschließen der einzelnen
Triebstellen an die Hydraulikaggregate über Druckmittelschläuche. Je größer die Entfernung
zwischen den Hydraulikaggregaten und den einzelnen Triebstellen ist, um so größer
ist auch die Gefahr der Beschädigung der Druckmittelschläuche, die ja durch den Baustellenbereich
geführt werden müssen. Bei der bekannten Vorrichtung werden neben den Druckmittelschläuchen
auch die Anschlußleitungen der Weggeber sowie die Steuerleitungen für die Triebstellen
durch den Baustellenbereich zu dem Zentralrechner geführt. Auch die zentrale Steuerung
bedingt also große Leitungslängen und die Gefahr von Leitungsbeschädigungen.
[0005] In der deutschen Offenlegungsschrift 30 23 892 werden ein Verfahren und eine Vorrichtung
zum Heben und/oder Senken von Gebäuden oder Gebäudeteilen unter Verwendung von hydraulischen
Zylinder-Kolben-Einheiten beschrieben. Gemäß der DE-0S 30 23 892 werden an jeder Angriffsposition
des zu bewegenden Bauwerks eine Zylinder-Kolben-Einheit, ein Weggeber sowie ein Regler
angeordnet. Die Regler der verschiedenen Angriffspositionen sind über eine Bus-Leitung
miteinander verbunden. Daneben ist als wesentlicher Bestandteil der bekannten Vorrichtung
ein Zentralregler vorgesehen. Dieser Zentralregler koordiniert zentral die Steuerung
der einzelnen Zylinder-Kolben-Einheiten. Dazu wird die Schiefstellung des zu hebenden
bzw. zu senkenden Gebäudes als Ist-Wert ausgemessen und dem Zentralregler zugeführt.
Außerdem werden dem Zentralregler die Positionen der einzelnen Zylinder-Kolben-Einheiten
im Gebäude übermittelt. Aus der Schieflage und den Positionen der Zylinder-Kolben-Einheiten
errechnet der Zentralregler in Abhängigkeit von einer vorgegebenen Höhe, um die das
Gebäude schrittweise angehoben bzw. abgesenkt werden soll, den jeweiligen Anhubweg
der einzelnen Zylinder-Kolben-Einheiten. Diese Soll-Werte werden den Reglern der einzelnen
Zylinder-Kolben-Einheiten vorgegeben. Da die Zylinder-Kolben-Einheiten mit einem Weggeber
gekoppelt sind, findet eine Rückmeldung auf die zugehörigen Regler und von diesen
und auf den Zentralregler statt, wo dann ein Vergleich zwischen dem vorgegebenen Hubweg,
Soll-Wert, und dem tatsächlich zurückgelegten Hubweg erfolgt.
[0006] Wesentlicher Bestandteil der bekannten Vorrichtung ist also der Zentralregler. Über
diesen wird das mit der bekannten Vorrichtung durchführbare Verfahren zum Bewegen
von Bauwerken zentral gesteuert, indem die an den einzelnen Angriffspositionen angeordneten
Zylinder-Kolben-Einheiten über den Zentralregler koordiniert werden. Der Einsatz der
bekannten Vorrichtung steht und fällt also mit dem Zentralregler. Ist dieser in seiner
Funktionsfähigkeit beeinträchtigt oder der Informationsaustausch zwischen dem Zentralregler
und den Reglern der einzelnen Zylinder-Kolben-Einheiten gestört, so ist die gesamte
Vorrichtung außer Gefecht gesetzt. Da dem Zentralregler die gesamt Prozeßsteuerung
obliegt, ist er auch nicht ohne weiteres zu ersetzen, was insbesondere im Baustellenbetrieb
oftmals zu Verzögerungen führt.
[0007] Angesichts des voranstehend erörterten Standes der Technik liegt der Erfindung die
Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung zum Bewegen von Bauwerken der in Rede stehenden
Art anzugeben, die einen möglichst geringen Installationsaufwand erfordert und einen
möglichst störunanfälligen Aufbau aufweist.
[0008] Die erfindungsgemäße Vorrichtung zum Bewegen von Bauwerken löst die voranstehende
Aufgabe durch die Merkmale des Patentanspruchs 1. Danach ist die eingangs genannte
Vorrichtung derart ausgebildet, daß die Meßwertauswertung und Steuerung der Triebstellen
durch die jeweils zugeordnete Steuereinheit erfolgt, daß die Datenbus-Leitung zum
direkten Datenaustausch zwischen den einzelnen Steuereinheiten dient, daß eine der
Steuereinheiten als Mastersteuerung dient, d.h. den Zugriff der einzelnen Steuereinheiten
auf die Datenbus-Leitung regelt, und daß der Rechner zur Eingabe von externen Steuerbefehlen
an die Datenbus-Leitung angeschlossen ist.
[0009] Die voranstehende Aufgabe wird ferner durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs
11 gelöst. Danach ist das eingangs genannte Verfahren derart ausgebildet, daß die
Auswertung von an jeder Angriffsposition erfaßten Meßwerten und die Steuerung der
Triebstellen durch die jeweils zugeordnete Steuereinheit erfolgt, daß die Steuerung
der Triebstellen koordiniert wird, wozu ein Datenaustausch zwischen den einzelnen
Steuereinheiten direkt über die Datenbus-Leitung erfolgt, daß eine der Steuereinheiten
als Mastersteuerung dient, d.h. daß der Zugriff der einzelnen Steuereinheiten auf
die Datenbus-Leitung über die Mastersteuerung geregelt wird, und daß externe Steuerbefehle
über den an die Datenbus-Leitung angeschlossen Rechner eingegeben werden.
[0010] Erfindungsgemäß ist zunächst erkannt worden, daß sich der Installationsaufwand erheblich
reduzieren läßt, wenn anstelle einer zentralen Hydraulik und einer zentralen Meß-
und Regeltechnik eine dezentrale Hydraulik und eine dezentrale Meß- und Regeltechnik
eingesetzt wird. Es wird daher vorgeschlagen, für jede Angriffsposition des zu bewegenden
Bauwerks bzw. für die dieser Angriffsposition zugeordneten Triebstellen ein eigenes
Hydraulikaggregat und eine eigene Steuereinheit zu verwenden. An die Stelle eines
zentralen Hydraulikaggregats für mehrere auch verschiedenen Angriffspositionen zugeordnete
Triebstellen treten jetzt mehrere kleinere Hydraulikaggregate für jede der Angriffspositionen
des zu bewegenden Bauwerks. Jedes dieser kleineren Hydraulikaggregate kann nun auch
örtlich der entsprechenden Angriffsposition zugeordnet werden. Dadurch kann die Länge
der Druckmittelschläuche zwischem einem Hydraulikaggregat und den zugeordneten Triebstellen
verkürzt werden. Die Druckmittelschläuche müssen nicht mehr durch den gesamten Baustellenbereich
geführt werden, was die Gefahr einer Beschädigung der Druckmittelschläuche vermindert.
Da jeder Angriffsposition des zu bewegenden Bauwerks bzw. den dieser Angriffsposition
zugeordneten Triebstellen auch eine eigene Steuereinheit zugeordnet ist, die ebenfalls
vor Ort in der unmittelbaren Umgebung der Angriffsposition angeordnet wird, vermindert
sich auch der Verkabelungsaufwand zwischen dem Weggeber sowie dem Hydraulikaggregat
einerseits und der Steuereinheit andererseits.
[0011] Erfindungsgemäß ist ferner noch erkannt worden, daß die voneinander unabhängigen
Steuereinheiten in irgendeiner Form miteinander kommunizieren können müssen, d.h.
daß ein Datenaustausch zwischen den einzelnen Steuereinheiten möglich sein muß, um
die Bewegung der einzelnen Triebstellen koordinieren zu können. Dazu werden die Steuereinheiten
erfindungsgemäß an eine Datenbus-Leitung angeschlossen, über die sie dann direkt miteinander
kommunizieren. Eine der Steuereinheiten dient als Mastersteuerung. In dieser Funktion
regelt sie den Zugriff der einzelnen Steuer-einheiten auf die Datenbus-Leitung. Vorteilhaft
ist es nun, wenn Erfindungsgemäß ist schließlich noch erkannt worden, daß auch die
Eingabe von externen Steuerbefehlen, wie z.B. einer Wegvorgabe für die Bewegung des
Bauwerks, möglich sein muß. Besonders vorteilhaft ist es nun, wenn die Steuerbefehle
ebenfalls auf die Datenbus-Leitung geschickt werden, so daß die einzelnen Steuereinheiten
auch auf die externen Steuerbefehle über die Datenbus-Leitung zugreifen können. Es
wird daher vorgeschlagen, einen Rechner zur Eingabe von externen Steuerbefehlen an
die Datenbus-Leitung anzuschließen.
[0012] Wesentlich für die erfindungsgemäße Vorrichtung ist die dezentrale Hydraulik sowie
die dezentrale Meß- und Regeltechnik, die die Verwendung von gut handhabbaren, d.h.
relativ leichten und kleineren, Bauteilen ermöglichen. Die erfindungsgemäße Vorrichtung
läßt sich dadurch einfach installieren. Außerdem sind insgesamt nur noch kurze Leitungen
für das Druckmittel, die Weggeber und die Triebstellen erforderlich. Durch den Baustellenbereich
wird lediglich eine Datenbus-Leitung geführt, die die einzelnen Steuereinheiten untereinander
verbindet.
[0013] An dieser Stelle sei nochmals ausdrücklich darauf hingewiesen, daß sowohl die Auswertung
der Meßwerte der einer Angriffsposition des zu bewegenden Bauwerks zugeordneten Weggeber
als auch die Steuerung der entsprechenden Triebstellen mittels einer vor Ort in der
unmittelbaren Umgebung der Angriffsposition angeordneten Steuereinheit erfolgt. Lediglich
die Eingabe von externen Steuerbefehlen erfolgt mit Hilfe des Rechners. Bei dem Rechner
im Sinne der erfindungsgemäßen Vorrichtung handelt es sich also nicht um einen Zentralrechner,
der die gesamte Steuerung aller Triebstellen koordiniert, sondern in erster Linie
um eine Eingabeeinheit, die im Rahmen von vorteilhaften Ausgestaltungen auch weitere
Funktionen übernehmen kann.
[0014] In einer vorteilhaften Variante der erfindungsgemäßen Vorrichtung sind die den einzelnen
Angriffspositionen des zu bewegenden Bauwerks zugeordneten Steuereinheiten gleichberechtigt
und beliebig untereinander austauschbar. Dies ist insbesondere im Hinblick auf den
Einsatzort derartiger Vorrichtungen zum Bewegen von Bauwerken vorteilhaft. Sind die
einzelnen Steuereinheiten nämlich beliebig austauschbar, so muß das Baustellenpersonal
beim Aufbau der Vorrichtung lediglich jeder Angriffsposition des Bauwerks eine beliebige
Steuereinheit zuordnen, wozu keine speziellen Kenntnisse erforderlich sind.
[0015] In einer anderen vorteilhaften Variante der erfindungsgemäßen Vorrichtung dient die
Mastersteuerung auch gleichzeitig als Schnittstelle zwischen dem Rechner und der Datenbus-Leitung.
In diesem Falle könnte die Mastersteuerung für eine Priorisierung der externen Steuerbefehle
sorgen, so daß die Vorrichtung unverzüg-lich auf derartige externe Steuerbefehle anspricht.
[0016] Auch wenn eine der Steuereinheiten als Mastersteuerung dient, ist es vorteilhaft,
wenn die einzelnen Steuereinheiten beliebig austauschbar sind, was einfach mit Hilfe
eines Codiersteckers oder Codierschalters realisiert werden kann. Jede Steuereinheit
kann damit zur Mastersteuerung umfunktioniert werden.
[0017] In einer vorteilhaften Variante der erfindungsgemäßen Vorrichtung zum Bewegen von
Bauwerken wird nicht nur der Weg, d.h. die Verschiebestrecke des Bauwerks, überwacht,
sondern auch der an den einzelnen Triebstellen herrschende Druck, d.h. die auf die
einzelnen Triebstellen wirkende Last. Dazu ist an jeder Angriffsposition zumindest
ein Druckgeber angeordnet. Die Druckmessungen ermöglichen Rückschlüsse auf die Gleichmäßigkeit
des Bewegungsvorgangs und damit auf etwaige Verspannungen des Bauwerks, bedingt durch
einen ungleichmäßigen Vortrieb der Triebstellen. Außerdem kann mit Hilfe eines Druckgebers
beispielsweise auch das Verkanten oder Anstoßen des zu bewegenden Bauwerks detektiert
werden, was sich im Absolutbetrag des gemessenen Drucks wiederspiegelt. Besonders
vorteilhaft ist es, wenn auch die von den Druckgebern erfaßten Meßwerte von den jeweils
zugeordneten Steuereinheiten ausgewertet und in die Steuerung der entsprechenden Triebstellen
miteinbezogen werden.
[0018] In verschiedenen vorteilhaften Varianten der erfindungsgemäßen Vorrichtung dient
der Rechner nicht nur zur Eingabe von externen Steuerbefehlen; dem Rechner können
vielmehr auch andere Funktionen zukommen, die im folgenden erläutert werden sollen.
[0019] Von Vorteil ist es, wenn der Rechner auch zum Protokollieren der Bauwerksbewegung
einsetzbar ist. Dazu sollte der Rechner über entsprechende Speicherkapazitäten verfügen.
Dann können in vorgebbaren Zeitabständen beispielsweise die Meßwerte der Weggeber
und gegebenenfalls der Druckgeber sowie externe Steuerbefehle abgespeichert werden.
Erfolgt dies mit Hilfe einer Echtzeituhr, so läßt sich die Bauwerksbewegung aus den
abgespeicherten Daten einfach rekonstruieren. Protokolliert werden können außerdem
etwaige Betriebsstörungen, beispielsweise das Ausfallen einer Triebstelle oder Not-Abschaltungen
einer Triebstelle aufgrund von zu hoher Druckbelastung. Besonders vorteilhaft ist
es, wenn die Bauwerksbewegung auch visualisierbar ist, d.h. wenn die abgespeicherten
Daten beispielsweise in einer Grafik auf dem Bildschirm des Rechners dargestellt werden
oder ausgedruckt werden. In diesem Falle kann ein Bediener den Vorgang der Bauwerksbewegung
auf einen Blick erfassen und im Falle von unkontrollierten Abweichungen sofort Gegenmaßnahmen
ergreifen. In diesem Zusammenhang besonders vorteilhaft ist es, wenn der Rechner an
eine Datenfernübertragung angeschlossen ist, so daß eine Überwachung der Bauwerksbewegung
nicht nur vor Ort sondern auch über große Distanzen möglich ist. Beispielsweise können
die protokollierten Daten der Bauwerksbewegung einem Experten übermittelt werden,
der dann im Falle von Notfällen unverzüglich beratend tätig werden kann, ohne am Ort
der Baustelle anwesend sein zu müssen.
[0020] In einer vorteilhaften Variante der erfindungsgemäßen Vorrichtung umfassen die Hydraulikaggregate
eine Zweistufen-Hydraulik, was ein effizienteres Arbeiten der Triebstellen ermöglicht.
Bei Leerhüben arbeitet eine solche Hydraulik im Niederdruckbereich, so daß das Rückholen
des Hydraulikzylinders einer Triebstelle sehr schnell erfolgen kann. Bei belastetem
Hydraulikzylinder, unter Arbeitsdruck arbeitet die Hydraulik im Hochdruckbereich,
so daß die eigentliche Bauwerksbewegung langsam von statten geht.
[0021] Wie bereits erläutert ist die erfindungsgemäße Vorrichtung dezentral aufgebaut. In
diesem Zusammenhang besonders vorteilhaft ist es, wenn die Vorrichtung erweiterbar
ist, und zwar um weitere Module für weitere Angriffspositionen, bestehend aus mindestens
einer Triebstelle, einem Hydraulikaggregat, einem Weggeber und gegebenenfalls einem
Druckgeber sowie einer Steuereinheit. Ein modularer Aufbau ist nicht nur im Hinblick
auf einen geringen Installationsaufwand sondern auch im Hinblick auf die Anpassung
der erfindungsgemäßen Vorrichtung an unterschiedliche Bauwerke mit unterschiedlich
vielen Angriffspositionen besonders vorteilhaft.
[0022] Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten, die Lehre der vorliegenden Erfindung in vorteilhafter
Weise auszugestalten und weiterzubilden. Dazu ist einerseits auf die dem Patentanspruch
1 nachgeordneten Ansprüche, andererseits auf die nachfolgende Erläuterung eines Ausführungsbeispiels
der Erfindung anhand der Zeichnung zu verweisen. In Verbindung mit der Erläuterung
des bevorzugten Ausführungsbeispiels der Erfindung anhand der Zeichnung werden auch
im allgemeinen bevorzugte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Lehre erläutert.
In der Zeichnung zeigt
- Fig. 1
- in schematischer Darstellung eine erfindungsgemäße Vorrichtung zum Bewegen von Bauwerken
und
- Fig. 2
- in schematischer Darstellung die in Fig. 1 dargestellte Vorrichtung angeschlossen
an eine Datenfernübertragung.
[0023] Fig. 1 zeigt eine Vorrichtung 1 zum Bewegen von Bauwerken mit zwei hydraulischen
Triebstellen 2, die hier durch jeweils einen Hydraulikzylinder gebildet sind. Jede
der Triebstellen 2 ist einer Angriffsposition 3 des zu bewegenden, hier nicht dargestellten
Bauwerks zugeordnet. Im Rahmen der hier dargestellten Vorrichtung 1 ist für jede Triebstelle
2 bzw. für jede Angriffsposition 3 ein eigenes Hydraulikaggregat 4 vorgesehen. Neben
der hier dargestellten Variante besteht auch die Möglichkeit, daß jeder Angriffsposition
eines Bauwerks mehrere Triebstellen zugeordnet sind, die dann an eine gemeinsame Druckmittelversorgung,
d.h. ein gemeinsames Hydraulikaggregat angeschlossen sind. Außerdem ist jeder Angriffsposition
3 auch ein Weggeber 5 zugeordnet, der den Vortrieb der Triebstellen 2 erfaßt, d.h.
in dem hier dargestellten Ausführungsbeispiel den Hub des Bauwerks. Jeder Angriffsposition
3 ist außerdem eine Steuereinheit 6 und 7 zugeordnet, an die jeweils der entsprechende
Weggeber 5 und das entsprechende Hydraulikaggregat 4 angeschlossen sind. Die Steuereinheiten
6 und 7 dienen der Meßwertauswertung der zugeordneten Weggeber 5 und der Steuerung
der entsprechenden Triebstellen 2.
[0024] Aufgrund des vorab beschriebenen dezentralen Aufbaus der erfindungsgemäßen Vorrichtung
1 lassen sich sowohl die Hydraulikaggregate 4 als auch die Steuereinheiten 6 und 7
in unmittelbarer Nähe der entsprechenden Angriffspositionen 3 anordnen. Die einzelnen
Steuereinheiten 6 und 7 sind an eine Datenbus-Leitung 8 angeschlossen, über die ein
Datenaustausch zwischen den Steuer-einheiten 6 und 7 erfolgen kann. Schließlich ist
noch ein Rech-ner 9 an die Datenbus-Leitung 8 angeschlossen, der zur Eingabe von externen
Steuerbefehlen dient.
[0025] In dem hier dargestellten Ausführungsbeispiel dient eine der Steuereinheiten, nämlich
die Steuereinheit 6 als Mastersteuerung. Die Mastersteuerung 6 regelt den Zugriff
der einzelnen Steuereinheiten 6 und 7 auf die Datenbus-Leitung 8, d.h. wann welche
Steuereinheit ihre Daten auf die Datenbus-Leitung 8 senden darf und wann welche Steuereinheit
Daten von der Datenbus-Leitung 8 lesen darf. Außerdem bildet die Mastersteuerung 6
die Schnittstelle zwischem dem Rechner 9 und der Datenbus-Leitung 8. Der Rechner 9
ist also an die Mastersteuerung 6 angeschlossen und kann über diese Steuerbefehle
auf die Datenbus-Leitung 8 senden.
[0026] Die einzelnen Steuereinheiten 6 und 7 der hier dargestellten Vorrichtung unterscheiden
sich lediglich durch einen Codierstecker oder einen Codierschalter, durch den eine
einfache Steuereinheit zur Mastersteuerung umfunktionierbar ist.
[0027] Neben einem Weggeber 5 ist jeder Angriffsposition 3 auch ein Druckgeber 10 zugeordnet,
der hier die auf jede Triebstelle 2 einwirkende Last erfaßt. Damit läßt sich feststellen,
ob das Bauwerk in allen Angriffspositionen 3 gleichmäßig bewegt wird oder ob ggf.
Verspannungen innerhalb des Bauwerks aufgrund eines ungleichmäßigen Vorschubs auftreten.
Die Druckgeber 10 sind genauso wie die Weggeber 5 jeweils an die zugeordneten Steuereinheiten
6 und 7 angeschlossen. Über die Datenbus-Leitung 8 können also neben den Meßwerten
der Weggeber 5 auch die Meßwerte der Druckgeber 10 abgerufen werden.
[0028] In dem hier dargestellten Ausführungsbeispiel dient der Rechner 9 nicht nur zur Eingabe
von externen Steuerbefehlen, wie z.B. vom Sollvorschub der Triebstellen, sondern auch
zum Protokollieren der Bauwerksbewegung. Dazu verfügt der Rechner 9 über entsprechende
Speicherkapazitäten. In vorgebbaren Zeitabständen werden so Kenndaten der Bauwerksbewegung,
wie z.B. die Meßwerte der Weggeber und Druckgeber, Steuerbefehle oder auch etwaige
Betriebsstörungen, abgespeichert. Die Speicherung der Daten erfolgt über eine Echtzeituhr,
so daß ein Nachvollziehen der Bewegungsabläufe möglich ist.
[0029] Mit Hilfe der in Fig. 1 dargestellten Vorrichtungen läßt sich die Bauwerksbewegung
aber nicht nur abspeichern und protokollieren sondern auch visualisieren. Dazu können
die Meßwerte mit Hilfe von Grafikprogrammen aufbereitet werden und entweder auf dem
Bildschirm des Rechners 9 dargestellt oder mit Hilfe eines Druckers 11 ausgedruckt
werden, so daß der Bewegungsablauf einfach zu überblicken ist.
[0030] Fig. 2 soll verdeutlichen, daß sich die so erfaßten Bauwerksbewegungen mit Hilfe
eines Modems und über Telefon auch über große Entfernungen übertragen lassen. Auf
diese Weise kann ein Experte die Bauwerksbewegung on Line verfolgen und dem Bediener
vor Ort auch über große Entfernungen und Ländergrenzen hinweg beratend zur Seite stehen.
[0031] Mit der dargestellten Vorrichtung können durch Visualisierung der Bauwerksbewegung
Störungen während des Betriebs angezeigt und erkannt werden, so daß ein Bediener schnell
Abhilfe schaffen kann. Dazu kann er Steuerbefehle über den Rechner auf die Datenbus-Leitung
und letztlich an die einzelnen Steuereinheiten der Hydraulikaggregate schicken. Dies
kann entweder über die Tastatur des Rechners oder auch mit Hilfe einer Maus erfolgen.
[0032] Die in den Figuren dargestellte Vorrichtung wird nachfolgend nochmals anhand eines
Beispiels erläutert.
[0033] Mit Hilfe der Triebstellen 2 soll ein Bauwerk verschoben werden. Der Bewegungsvorgang
wird von den Weggebern 5 erfaßt. Die Meßdaten der Weggeber 5 werden an die entsprechenden
Steuer-einheiten 6 und 7 weitergeleitet. Hier erfolgt ein Vergleich der erfaßten Meßwerte,
um die Gleichmäßigkeit des Schubvorgangs zu gewährleisten. Über die Datenbus-Leitung
8 stehen die Meß-werte der einzelnen Angriffspositionen 3 bzw. Triebstellen 2 allen
Steuereinheiten 6, 7 zur Verfügung, so daß ein Ausgleich zwischen den einzelnen Triebstellen
2 hergestellt werden kann, d.h. die vorlaufende Triebstelle wird gestoppt bis die
nachlaufende Triebstelle wieder aufgeholt hat. Das Stoppen der Triebstellenbewegung
geschieht durch Unterbrechung der Druckmittelzufuhr. Außer den Weggebern 5 führen
auch die Druckgeber 10 ihre Daten der jeweiligen Steuereinheit 6, 7 zu. Die Drucküberwachung
soll das zu bewegende Bauwerk vor Überbelastung schützen. Ist ein vorgegebener Druckwert
erreicht, so schaltet die Vorrichtung 1 selbsttäig ab und verhindert dadurch Beschädigungen
des Bauwerks.
[0034] Wie bereits erwähnt werden die Bewegungsabläufe mit Hilfe eines Visualisierungsprogramms
auf dem Bildschirm des Rechners 9 entweder digital oder auch grafisch dargestellt.
[0035] Auch die Eingabe von Steuerbefehlen kann in vorteilhafter Weise über ein grafisch
dargestelltes Auswahlmenü erfolgen. Als Bewegungsarten stehen zur Auswahl: Heben/Senken,
Vor-/Zurückschie-ben, Schnell, Langsam, Handbetrieb/Automatik. In einer Parametermaske
können weitere Parameter vorgewählt werden. Zu diesen Angaben gehören die Anzahl der
Trieb-/Meßstellen, die Vorgabe eines Maximaldrucks z.B. 0 bis 600 bar, die Wegvorgabe
z.B. 0 bis 9.999 mm, die Toleranz z.B. 0 bis 100 mm, der Regelbeginn z.B. 0 bis 20
mm und die Speicherintervalle z.B. 0 bis 120 s. Außerdem können auf dem Bildschirm
auch Fehlermeldungen angezeigt werden, z.B. wenn die Datenbus-Verbindung zwischen
den einzelnen Steuerungen unterbrochen ist, ein Not-Ausschalter betätigt wurde, die
Verbindung zu einem Weggeber oder Druckgeber unterbrochen ist, die Wegvorgabe erreicht
ist oder die Toleranz überschritten wurde. Wenn kein Speicherintervall vorgewählt
wurde oder nicht genügend Speicherplatz zur Verfügung steht, erfolgt ebenfalls eine
Fehlermeldung. Treten mehrere Fehler gleichzeitig auf, so erkennt das der Bediener
durch die wechselnde Anzeige der einzelnen Fehler im Display.
[0036] Wichtig ist, daß sich die erfindungsgemäße Vorrichtung auch über ein Handsteuergerät
bedienen läßt, das dann an die Stelle des Rechners 9 tritt.
[0037] Abschließend sei nochmals darauf hingewiesen, daß wesentlich für die erfindungsgemäße
Vorrichtung ihr dezentraler, modularer Aufbau ist, der in einfacher Weise eine Erweiterung
der erfindungsgemäßen Vorrichtung um weitere Triebstellen ermöglicht.
1. Vorrichtung zum Bewegen von Bauwerken, mit mindestens einer an jeder Angriffsposition
(3) des zu bewegenden Bauwerks angreifenden hydraulischen Triebstelle (2),
wobei jeder Angriffsposition (3) bzw. der zugeordneten Triebstelle (2) mindestens
ein eigenes Hydraulikaggregat (4) und eine eigene Steuereinheit (6, 7) zugeordnet
sind, so daß das Hydraulikaggregat (4) und die Steuereinheit (6, 7) in unmittelbarer
Nähe der Angriffsposition (3) anordenbar sind, und wobei die einzelnen Steuereinheiten
(6, 7) an eine gemeinsame Datenbus-Leitung (8) angeschlossen sind,
mit mindestens einem jeder Angriffsposition (3) zugeordneten Weggeber (5) und mit
einem an die Datenbus-Leitung (8) angeschlossenen Rechner (9),
dadurch gekennzeichnet, daß die Meßwertauswertung und Steuerung der Triebstellen (2) durch die jeweils zugeordnete
Steuereinheit (6, 7) erfolgt, daß die Datenbus-Leitung (8) zum direkten Datenaustausch
zwischen den einzelnen Steuereinheiten (6, 7) dient, daß eine der Steuereinheiten
(6, 7) als Mastersteuerung (6) dient, d.h. den Zugriff der einzelnen Steuereinheiten
(6, 7) auf die Datenbus-Leitung (8) regelt, und daß der Rechner (9) zur Eingabe von
externen Steuerbefehlen an die Datenbus-Leitung (8) angeschlossen ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die den einzelnen Angriffspositionen
(3) zugeordneten Steuereinheiten (6, 7) beliebig austauschbar sind.
3. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Mastersteuerung
(6) die Schnittstelle zwischen dem Rechner (9) und der Datenbus-Leitung (8) bildet.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß jede Steuereinheit
(6, 7) mit Hilfe eines geeigneten Codiersteckers oder Codierschalters zur Mastersteuerung
(6) umfunktionierbar ist.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß jeder Angriffsposition
(3) mindestens ein Druckgeber (10) zugeordnet ist.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Hydraulikaggregate
(4) eine Zweistufen-Hydraulik umfassen.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß eine Erweiterung
durch weitere Module für weitere Angriffspositionen vorgesehen ist, bestehend aus
mindestens einer Triebstelle, einem Hydraulikaggregat, einem Weggeber und ggf. einem
Druckgeber sowie einer Steuereinheit.
8. Verfahren zum Bewegen von Bauwerken mit einer Vorrichtung nach einem der Ansprüche
1 bis 7, wobei an jeder Angriffsposition (3) des zu bewegenden Bauwerks mindestens
eine hydraulische Triebstelle (2) angeordnet wird, wobei jeder Angriffsposition (3)
bzw. der zugeordneten Triebstelle (2) mindestens ein eigenes Hydraulikaggregat (4)
und eine eigene Steuereinheit (6, 7) zugeordnet werden, welche ebenfalls in unmittelbarer
Nähe der Angriffsposition (3) angeordnet werden, wobei die einzelnen Steuereinheiten
(6, 7) an eine gemeinsame Datenbus-Leitung (8) angeschlossen werden, wobei ein Rechner
(9) an die Datenbusleitung (8) angeschlossen wird und wobei an jeder Angriffsposition
(3) der Vortrieb der zugeordneten Triebstelle (2) ermittelt wird,
dadurch gekennzeichnet, daß die Auswertung von an jeder Angriffsposition (3) erfaßten Meßwerten und die
Steuerung der Triebstellen (2) durch die jeweils zugeordnete Steuereinheit (6, 7)
erfolgt, daß die Steuerung der Triebstellen (2) koordiniert wird, wozu ein Datenaustausch
zwischen den einzelnen Steuereinheiten (6, 7) direkt über die Datenbus-Leitung (8)
erfolgt, daß eine der Steuereinheiten (6, 7) als Mastersteuerung (6) dient, d.h. daß
der Zugriff der einzelnen Steuereinheiten (6, 7) auf die Datenbus-Leitung (8) über
die Mastersteuerung (6) geregelt wird, und daß externe Steuerbefehle über den an die
Datenbus-Leitung (8) angeschlossen Rechner (9) eingegeben werden.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Vortrieb der einzelnen
Triebstellen (2) miteinander verglichen wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß externe Steuerbefehle
priorisiert werden, so daß die Steuereinheiten (6, 7) unverzüglich auf externe Steuerbefehle
reagieren.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß an jeder
Angriffsposition (3) die auf die zugeordnete Triebstelle (2) wirkende Last ermittelt
wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß der Vortrieb der Triebstellen
(2) automatisch unterbrochen wird, wenn an mindestens einer Triebstelle (2) eine vorgebbare
Maximallast bzw. ein vorgebbarer Maximaldruck überschritten wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Bauwerksbewegung
mit Hilfe des Rechners (9) in vorgebbaren Zeitabständen protokolliert wird, indem
insbesondere die Meßwerte, die Steuerbefehle und etwaige Betriebsstörungen abgespeichert
werden.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß die Bauwerksbewegung
mit Hilfe des Rechners (9) visualisiert wird, insbesondere die Meßwerte und die Steuerbefehle
in Form von Sollwerten graphisch dargestellt werden und etwaige Betriebsstörungen
in Form von Fehlermeldungen angezeigt werden und daß die Eingabe von Steuerbefehlen
über ein graphisch dargestelltes Auswahlmenü erfolgt.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß eine Datenfernübertragung
(DFÜ) der während der Bauwerksbewegung protokollierten Daten vorzugsweise on-line
erfolgt.