[0001] Die Erfindung betrifft eine Brunnenbestrahlungsanlage zur Verhinderung biologischer
Verockerung und ist anwendbar insbesondere zum Schutz von Förderbrunnen, Absenkbrunnen,
Infiltrationsbrunnen und Wärmepumpenbrunnen in der Wasserwirtschaft, Industrie und
Landwirtschaft.
[0002] Die biologische Verockerung ist die Folge der Tätigkeit von Mikroorganismen, insbesondere
Eisen- und Manganverbindungen beeinflussende Bakterien. Diese Bakterien können unter
bestimmten Voraussetzungen das im Grundwasser gelöst vorhandene zweiwertige Eisen
und Mangan aufnehmen und in Form von unlöslichen Eisen- und Manganverbindungen wieder
ausscheiden. Diese Vererzung erfolgt vor allem in den Filterrohrschlitzen, im Lückenvolumen
der Kiesschüttung sowie am Einlaufsieb der Förderpumpen und in den Förderleitungen.
Die Folge ist der immer stärker werdende Rückgang der Förderleistung.
Die Zuverlässigkeit der Wasserfassung wird damit bedeutend herabgesetzt. Sich ständig
wiederholende Regenerierungen sowie Ersatzinvestitionen erfordern hohe ökonomische
Aufwendungen.
[0003] Es ist bekannt, der biologischen Verockerung mit mechanischen- hydraulischen, chemischen
oder elektrischen Verfahren entgegenzuwirken.
Nachteilig an diesen Lösungen ist ein hoher Arbeits- und Geräteaufwand sowie die diskontinuierliche
Wirkungsweise.
[0004] Weiterhin ist aus der DD 48 766 ein Verfahren zur Verhinderung von Verockerungen
in Brunnen bekannt, welches dadurch gekennzeichnet ist, daß der Brunnenfilter einem
ständigen oder periodisch aufeinanderfolgenden Einfluß einer ionisierenden Strahlung
unterworfen wird, wodurch die Wirkung der mikrobiologischen Behinderung der Lebensvorgänge
der Kleinlebewesen eintritt und der bestrahlte Verockerungsschlamm abbaugemäße kolloidchemische
Veränderungen erfährt. Zur Realisierung dieses Verfahrens wird eine radioaktive Strahlenquelle
wasserdicht gekapselt in ein Schutzrohr aus Kunststoff oder Metall eingelassen, das
über die gesamte Filterlänge im Inneren des Brunnenfilters eingebaut ist.
[0005] Nachteilig an dieser bekannten technischen Lösung ist, daß der Einbau der Strahlenquellen
in den Brunnenfilter erfolgt und Maßnahmen zur Gewährleistung der erforderlichen Sicherheit
den heutigen nationalen und internationalen Anforderungen nicht entsprechen.
[0006] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Brunnenbestrahlungsanlage zur
Verhinderung biologischer Verockerung zu schaffen, welche zuverlässig und über einen
langen Zeitraum die Brunnenverockerung wirksam verhindert, einen hohen Sicherheitsstandard
gewährleistet und einfach und wirtschaftlich hergestellt, installiert und gewartet
werden kann.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch die Merkmale im kennzeichnenden Teil
des Anspruches 1 in Verbindung mit den Merkmalen im Oberbegriff. Zweckmäßige Ausgestaltungen
der Erfindung sind in den Unteransprüchen enthalten.
[0008] Ein besonderer Vorteil der Erfindung besteht darin, daß bei einem einmaligen Investitionsaufwand
ein Dauerschutz von ca. 10 Jahren erreicht wird, wobei der Brunnen ständig eine stabile
Förderleistung hat, indem die Strahlenquellen in einem Rohrsystem, bestehend aus Schutzrohr,
darin befindlichem Sondenrohr und darin befindlichem Quellenrohr angeordnet werden,
und das Rohrsystem am Brunnenkopf mit einem mindestens ein Sicherheitsventil und einen
Filter aufweisenden Sondenoberteil abgeschlossen ist.
Nach etwa 10 Jahren ist die Nachladung neuer Strahlenquellen in das Quellenrohr erforderlich,
um die Schutzwirkung weiter aufrecht zu erhalten. Die vorhandenen Strahlenquellen
können dabei weiter genutzt werden. Insgesamt ist für die Strahlenquellen eine Nutzungsdauer
von ca. 20 Jahren im Brunnen vorgesehen, ehe sie einer Entsorgung zugeführt werden.
Es ist zweckmäßig, daß biologisch verockerungsgefährdete Brunnen mit Beginn ihrer
Nutzung bestrahlt werden, um von vornherein einen Leistungsabfall zu verhindern. In
Einsatzfällen mit bereits vorliegender Verockerung, wenn die Ablagerungen noch nicht
fest verkrustet sind, wird über einen komplizierten Dehydrations- und Mineralisationsprozeß
der Verockerungsvorgang nicht nur gestoppt, sondern sogar wieder eine Leistungssteigerung
erreicht.
[0009] Die Erfindung soll nachstehend an Hand von Ausführungsbeispielen näher erläutert
werden.
[0010] Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Prinzipdarstellung des Rohrsystems mit den Strahlenquellen;
- Fig. 2
- eine Schnittdarstellung durch das Sondenoberteil;
- Fig. 3
- eine Prizipdarstellung für die Beschickung und die Entnahme der Strahlenquellen.
[0011] Wie aus Fig. 1 zu ersehen ist, besteht die Brunnenbestrahlungsanlage aus drei ineinander
angeordneten senkrecht stehenden Rohrsäulen, welche das Rohrsystem bilden.
Das äußere Rohr, das Schutzrohr 2, ist in einem definierten Abstand zum Brunnenausbaurohr
in der Kiesschüttung des Brunnens niedergebracht. Der gleichmäßige Abstand zum Brunnenrohr
wird mittels Abstandhaltern gewährleistet. Das Schutzrohr 2 steht lotrecht auf einer
Abstützung am Brunnengrund. Die Anzahl der Rohrsysteme für einen Brunnen ist von den
hydrologischen Bedingungen abhängig.
Das Rohrsystem ist parallel zum Brunnenrohr im Filterkies eingebaut und besteht aus
Schutzrohr 2, Sondenrohr 3, Quellenrohr 4 und den darin angeordneten Strahlenquellen
1. Die Erzeugung des Strahlenfeldes erfolgt durch Strahlenquellen 1 mit dem Isotop
Co-60 in doppelt gekapselter hermetisch verschlossener Form. Durch die dreifach gestaffelte
Schutzbarriere des Rohrsystems und Quellenkapsel sowie einem Kontrollsystem wird eine
radioaktive Kontamination mit Sicherheit verhindert. Die Verwendung des Isotops Co-60
schließt eine Aktivierung des Wassers und der Ausbaustoffe aufgrund seiner Gammaquantenenergie
prinzipiell aus. Innerhalb der Grenzen der Bemessungsrichtwerte ist gewährleistet,
daß Veränderungen des Wassers und der gelösten Inhaltstoffe im Bereich einer vernachlässigbaren
Nebenwirkung bleiben.
Der Austritt von Strahlung in den Zugangsbereich des Brunnens wird durch die Abschirmwirkung
des Erdbereiches und einen genügend hohen Betriebswasserspiegel sicher ausgeschlossen.
Die senkrecht ineinanderstehenden Sonden- und Quellenrohre sind durch spezielle Zentrierelemente
mit einem definierten Abstand zueinander positioniert.
Das Schutzrohr 2 füllt sich durch eingefügte Filterteile bis zur Höhe des Grundwasserleiters
mit Grundwasser.
Das im Schutzrohr 2 angeordnete Sondenrohr 3 ist als wasserdichtes Rohr ausgebildet,
da es neben dem kompletten Quellenrohr 4 die Lagerflüssigkeit aufnimmt. Die Lagerflüssigkeit
kommt nicht mit dem Brunnenwasser in Berührung. Die Lagerflüssigkeit ist im vorliegenden
Ausführungsbeispiel bidestilliertes Wasser und umschließt die Strahlenquellen 1. Die
Lagerflüssigkeit reicht bis zum Sondenoberteil 5. Durch die konstruktive Gestaltung
des Quellenrohres 4 und des Sondenrohres 3 wird eine Zirkulation der Lagerflüssigkeit
gewährleistet. Durch diese Zirkulation erfolgt einmal eine Kühlung der Strahlenquellen
1 und zum anderen ergibt sich die Möglichkeit zur Kontrolle der Dichtheit der Strahlenquellen
1.
Das Quellenrohr 4 enthält und führt die Strahlenquellen 1. Die Anzahl der Strahlenquellen
1 wird entsprechend der Brunnengeometrie und der hydrologischen Bedingungen festgelegt.
Die Lage der Strahlenquellen 1 ist durch die Unterkante des Quellenrohres 4 und die
Länge der Distanzrohre 12 festgelegt. Durch Schlitze im Bodenbereich und durch Bohrungen
im oberen Rohrbereich sowie im Kopfbereich des Quellenrohres 4 ist dieses für austretende
Gasblasen und für die Zirkulation der Lagerflüssigkeit durchlässig.
[0012] Oberhalb des Rohrsystems ist das Sondenoberteil 5 angeordnet. Das Sondenoberteil
5 ist in der Brunnenstube zugänglich. Es schließt das Rohrsystem nach oben ab und
nimmt erforderliche Bauelemente zur Gewährleistung der Funktion und der Anlagensicherheit
auf.
[0013] In der in Fig. 2 dargestellten Grundausführung bildet das Sondenrohr 3 und das Sondenoberteil
5 ein druckdichtes System. In diesem System baut sich durch Radiolyse verursachte
Ausgasung der Lagerflüssigkeit ein Betriebsdruck auf. Dieser Druck wird an dem Manometer
10 angezeigt und durch das Sicherheitsventil 7 begrenzt. Durch die Kontrolle des Manometerdruckes
ist die Beurteilung der Dichtheit des Systems möglich. Durch einen integrierten Aerosol-Filter
6 werden Feuchtigkeitsanteile des Radiolyse-Gases zurückgehalten. Der das Schutzrohr
2 abschließende Anschlußflansch 8a und die Haube 8 mit integrierten Mitteln 9 zu Be-
und Entlüftung bilden einen Schutz vor mechanischer Beanspruchung. Die Haube 8 ist
mit einer Schraubverbindung auf dem Anschlußflansch 8a befestigt.
[0014] Neben einer mechanischen Sicherung kann eine Verplombung der Haube vor einem unberechtigten
Zugriff schützen. Durch die Mittel 9 zur Be- und Entlüftung wird die Luft innerhalb
der Haube vor einer Kontrolle oder vor Öffnung aus anderen Gründen durchgespült, um
möglicherweise vorhandenes Knallgas zu entfernen.
[0015] Für die Beschickung und Entnahme der Strahlenquellen 1 ist die Brunnenbestrahlungsanlage
entsprechend vorzubereiten. Es wird die Haube 8 und der innere Teil des Sondenoberteiles
5 demontiert bzw. bei Erstbeschickung wird die Montage nur bis zum beschriebenen Zustand
ausgeführt. Während der Entnahme der Strahlenquellen wird die Lagerflüssigkeit abgepumpt.
Vor der Beschickung wird die Lageflüssigkeit aufgefüllt.
[0016] Zum eigentlichen Beschickungs- bzw. Entnahmevorgang wird, wie in Fig. 3 schematisch
dargestellt, mit einer speziellen Be - und Entladetechnik mit dem Verbindungsrohr
13 eine Verbindung zwischen dem Quellenrohr 4 und dem in Anlagenachse ausgerichteten
Manipulations-container 11 herstellt. Die Entnahme der Strahlenquellen 1 und der Distanzrohre
12 erfolgt mit speziellen Greifvorrichtungen. Dabei werden die Strahlenquellen 1 und
Distanzrohre 12 aus dem Quellenrohr 4 herausgezogen. Die Strahlenquellen 1 verbleiben
im Manipulationscontainer 11, die Distanzrohre 12 werden durch den Manipulationscontainer
11 hindurch entnommen.
Beim Beschickungsvorgang werden die Strahlenquellen 1 und Distanzrohre 12 in der erforderlichen
Länge, Anzahl und Reihenfolge in die Brunnenbestrahlungsanlage eingebracht. Nach dem
Entfernen des Manipulationscontainers 11 und der Be- und Entladetechnik wird die Lagerflüssigkeit
auf den erforderlichen Füllstand gebracht und das Sondenoberteil 5 entsprechend der
vorgesehenen Ausführung komplettiert.
[0017] Im Sondenoberteil 5 sind in der Fig. 2 nicht dargestellte Sensoren angeordnet, welche
zur Erfassung der verschiedensten Parameter dienen und mit einer Prozeßdatenverarbeitungsanlage
verbunden sind. Die zu erfassenden bzw. zu überwachenden Parameter können Druck, radioaktive
Strahlung und gegebenenfalls Temperatur sein. Die von den Sensoren erfaßten Daten
werden über Datenfernübertragung drahtgebunden oder drahtlos zu der Prozeßdatenverarbeitungsanlage
übertragen.
[0018] Die Erfindung ist nicht auf die hier beschriebenen Ausführungsbeispiele beschränkt.
Vielmehr ist es möglich, durch Kombination der genannten Merkmale weitere Ausführungsvarianten
zu realisieren, ohne den Rahmen der Erfindung zu verlassen.
1. Brunnenbestrahlungsanlage zur Verhinderung biologischer Verockerung mit parallel zum
Brunnenfilterrohr angeordneten Strahlenquellen,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Strahlenquellen (1) in einem Rohrsystem, bestehend aus Schutzrohr (2), darin
befindlichem Sondenrohr (3) und darin befindlichem Quellenrohr (4) angeordnet sind
und das Rohrsystem am Brunnenkopf mit einem mindestens ein Sicherheitsventil (7) und
einen Filter (6) aufweisenden Sondenoberteil (5) abgeschlossen ist.
2. Brunnenbestrahlungsanlage nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Sondenoberteil (5) mit einer Haube (8) verschlossen ist, welche Mittel (9)
zur Be- und Entlüftung aufweist und am Sondenoberteil (5) ein Manometer (10) angeordnet
ist.
3. Brunnenbestrahlungsanlage nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Filter (6) Aerosol-Filter sind.
4. Brunnenbestrahlungsanlage nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß zwischen dem Brunnenrohr und dem Schutzrohr (2) Abstandhalter angeordnet sind
und das Schutzrohr (2) im Grundwasserleiterbereich Filterteile zum Grundwassereintritt
aufweist.
5. Brunnenbestrahlungsanlage nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Sondenrohr (3) wasserdicht ausgebildet und mit einer Lagerflüssigkeit gefüllt
ist, welche die Strahlenquellen (1) im Quellenrohr (4) umschließt und die Lagerflüssigkeit
bidestilliertes Wasser ist.
6. Brunnenbestrahlungsanlage nach Anspruch 1 oder 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Quellenrohr (4) im unteren Bereich Schlitze und im oberen Bereich Bohrungen
aufweist und im Quellenrohr (4) zwischen den Strahlenquellen (1) Distanzrohre (12)
angeordnet sind und das Quellenrohr (4) im Sondenrohr (3) mit Zentrierelementen zentriert
ist.
7. Brunnenbestrahlungsanlage nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß im Sondenoberteil (5) Sensoren zur Erfassung veschiedenster Parameter angeordnet
und mit einer Prozeßdatenverarbeitung verbunden sind.
8. Brunnenbestrahlungsanlage nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Parameter Druck und/oder Temperatur und/oder radioaktive Strahlung sind.
9. Brunnenbestrahlungsanlage nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Beschickung und Entnahme der Strahlenquellen (1) bei entferntem Sondenoberteil
(5) über einen Manipulationscontainer (11), welcher über ein Verbindungsrohr (13)
mit dem Quellenrohr (4) gekoppelt ist, erfolgt.
10. Brunnenbestrahlungsanlage nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Entnahme der Strahlenquellen (1) und der Distanzrohre (12) mit speziellen
Greifvorrichtungen erfolgt und die Strahlenquellen (1) im Manipulationscontainer (11)
verbleiben und die Distanzrohre (12) durch den Manipulationscontainer (11) hindurch
entnommen werden.