[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Einrichtung zur kontinuierlichen Behandlung
von geglühtem und ungeglühtem Warmband aus nichtrostendem Stahl, insbesondere mit
hohen Legierungsanteilen an Chrom der Serien AISI 300 und 400, in einer Entzunderungsanlage,
bestehend aus Zunderbrecher, Strahler, Bürsten oder dergl.abrasiven Oberflächenreinigungseinrichtungen,
elektrolytischen Beizbädern, Wäschern sowie Nachbehandlungs- und ggf. Weiterverarbeitungseinrichtungen.
[0002] Bei der Herstellung von Erzeugnisse aus nichtrostendem Stahl, insbesondere von Banderzeugnissen
mit hohem Legierungsanteil an Chrom der Serien AISI 300 und 400, spielen die wärmetechnische
Behandlungen der Produkte in der Formgebung und zur Herstellung der kristallinen Gefügegestalt
eine entscheidende Rolle. Bei diesen thermischen Behandlungen, die in einzelnen Produktionsstufen
bis zu Temperaturen von über 1.200° C erreichen können, sind Oxidationsprozesse, auch
Verzunderungsprozesse genannt, unvermeidlich, da produktions- und prozeßbedingt nicht
in sauerstofffreien Atmosphären gearbeitet werden kann.
[0003] Die in diesen Verzunderungsprozessen auf den Oberflächen entstehenden Oxidschichten
sind im Produktionsablauf immer wieder zu entfernen, da derartige Schichten in den
weiteren Produktionsschritten, insbesondere in den formgebenden Walzschritten, nicht
nur äußerst unerwünscht und hinderlich sind, sondern weil auch schon das Belassen
von geringsten Restzundermengen auf den Stahlband oberflächen das Errreichen der erwünschten
Oberflächenqualitäten des Stahls in den Produktionsschritten unmöglich macht.
[0004] Das Entfernung der Zunderschichten vom nichtrostenden Stahl stellt besondere Anforderungen
an die anzuwendende Technik und die damit verbundene Prozeßführung bei der Produktion
der Edelstahlerzeugnisse, wenn man sich vergegenwärtigt, daß diese Oberflächen korrosionsbeständig
sind. Korrosionsbeständig bedeutet, daß über die Oberflächen der nichtrostenden Stähle
ein Stoffaustausch mit der sie umgebenden Phase, in der Regel der Luft, unter Bildung
von entsprechenden Reaktionsprodukten, z.B. "Rost", nur sehr langsam ablaufen kann.
Dies auch deshalb, weil, nichtrostende Stähle, bevorzugt in oxidierenden Säuren, aber
auch schon unter normalen atmosphärischen Bedingungen, d.h. an der Luft, sogenannte
Passivschichten ausbilden, die dadurch gekennzeichnet sind, daß sie eine äußerst geringe
Fehlordnung aufweisen, so daß Diffusionsvorgänge (Stoffaustausch über Ionentransport)
nur stark verzögert ablaufen und folglich nur ein sehr langsames Schichtwachstum stattfinden
kann. Diese hinsichtlich des Korrosionsverhanltens sehr effizienten Passivschichten
der nichtrostenden Stähle bestehen aus nur einigen Atomlagen (1-20 nm) dicken Oxid-
und auch Hydroxidschichten in verschiedenen Mischkristallformen, die nur noch in geringem
Maße das Element Eisen enthalten und vorwiegend aus den chemisch sehr stabilen Sauerstoffverbindungen
des für die hier interessierenden Stähle charakteristischen Legierungselementes Chrom
(Cr
2O
3) bestehen. Das Element Chrom in der Stahllegierung spielt auch bei den einzelnen
Verzunderungsvorgängen im Laufe des Produktionsprozesses und damit natürlich auch
bei den Techniken zur Entfernung der Zunderschichten eine besondere Rolle, auf die
weiter unten noch eingegangen wird.
[0005] Neben der Korrosionsbeständigkeit und den mechanischen Eigenschaften der Edelstähle
spielt die Güte der Oberfläche des Edelstahlproduktes - technisch ausgedrückt ihrer
Rauheit - eine große Rolle für das Einsatzspektrum solcher Produkte. Korrosionsbeständigkeit
und Oberflächengüte sind, neben den reinen Materialparametern, die wichtigsten charakteristischen
Merkmale von Edelstahlerzeugnissen.
[0006] Banderzeugnisse aus nichtrostendem Stahl werden im Zuge ihrer Herstellung Walzprozessen
unterzogen, bei denen das Band unter erzwungener Reduzierung der Banddicken zu größeren
Längen, d.h. damit auch zu größeren Oberflächen ausgewalzt wird. Es werden zwei Walzprozesse
unterschieden:
Warmwalzprozesse und
Kaltwalzprozesse
Wird das Vormaterial, z.B. die Bramme, für den Walzprozeß auf eine Temperatur von
rund 1.250° C erwärmt, so spricht man bei dem entstehenden Produkt von Warmband; wird
das Stahlband jedoch bei Raumtemperatur einem Walzprozeß unterzogen, so bezeichnet
man das Produkt als Kaltband.
[0007] Im Allgemeinen hat man es, wie man sich auch leicht vorstellen kann, bei Warmband
mit größeren Banddicken, bei Kaltband naturgemäß mit den kleineren Banddicken zu tun,
wobei sich die Dickenbreiche der einzelnen Produktionslinien mehr oder weniger überschneiden
können.
Vorzugsweise wird in einer seriellen Abfolge, ausgehend von sogenannten Brammen als
Produkt der Stahlherstellung zunächst in teilweise mehrfachen Warmwalz- und ab einer
gewissen Banddicke in abschließenden Kaltwalzstichen das Kaltband mit der gewünschten
Banddicke und Oberflächenqualität hergestellt.
[0008] Die thermischen Bedingungen während der formgebenden Warmstiche führen unter den
vorherrschenden Bedingungen nicht nur zur Bildung von ausgeprägten Zunderschichten
auf den Stahloberflächen, sondern darüber hinaus auch zu nicht erwünschten Kristall-
und Gefügestrukturen der Stahlgrundmatrix.
[0009] Durch eine thermische Behandlung (Glühen) will man bei Warmband durch Umwandlung
aus austenitischem nichtrostendem Stahl (AISI-Serie 300) ein vollständig rekristallisiertes
Gefüge schaffen. Das Warmband hat in seiner Mitte und zum auch Teil über den gesamten
Querschnitt langgestreckte, nicht rekristallisierte Körner, da wegen des hohen Legierungsanteils
die Rekristallisation so stark verzögert wird, daß sie während des Walzprozesses und
bei der folgenden Abkühlung im Coil nur teilweise ablaufen kann. Bei den ferritischen
nichtrostenden Stählen der AISI-Serie 400 soll durch den Glühprozeß - neben der Rekristallisation-
ein Weichglühen des martensitischen Gefüges (= Ausscheidung des gelösten Kohlenstoffs
als kugelige Carbide und Abbau der hohen Versetzungsdichte) erreicht werden, das sich
nach dem Walzen bei der Abkühlung gebildet hat. Für stabilisierte ferritische Stähle
von z.B. AISI 409 und 439, die im Walzzustand ein Ferritgefüge aufweisen (der Kohlenstoff
ist als Titancarbid TiC stabil abgebunden), ist eine Weichglühung nicht erforderlich.
[0010] Auch dieser zur Herstellung der gewünschten Kristall- und Gefügestrukturen des Stahls
notwendige Glühprozeß, in dem im Falle der Erzielung von durchgehenden ferritischen
bzw. austenitischen Gefügestrukturen Materialtemperaturen von 800 bis 900° C bei Ferriten
und von bis zu 1.200° C bei Austeniten erreicht werden müssen, führt zu weiteren Verzunderungen
der Stahloberflächen. Die Oxidbildung hinsichtlich ihrer Qualität und auch Quantität
kann durch entsprechende Prozeßführung in Grenzen beeinflußt werden; hierauf soll
später noch eingegangen werden.
[0011] Zunder, der beim Warmwalzen auf den Stahloberflächen gebildet wird, wird als Walzzunder
bezeichnet, entsprechend wird der Zunder, der sich im vorerwähnten Glühprozeß auf
den Stahloberflächen bildet, Glühzunder genannt. Beide vorgenannten Zunderarten unterscheiden
sich in charakteristischer Weise, wobei die Unterschiede ihren Ursprung in den Anfangs-
und Randbedingungen bei der Zunderentstehung haben, auf die im Folgenden noch näher
eingegangen wird.
[0012] Mit den Verzunderungsprozessen während der Herstellung von Bandstahl, insbesondere
von nichtrostendem Stahl der Serien AISI 300 und 400 mit hohem Chromanteil, ergibt
sich gleichzeitig und zwangsläufig die Aufgabe, die erwähnten Zunderschichten immer
wieder in einem weiteren nachfolgenden Verfahrensschritt völlig zu entfernen, zum
einen, um das Band für einen nachfolgenden weiteren Walzprozeß vorzubereiten, zum
anderen, um das Band und damit natürlich auch die Bandoberfläche in den hinsichtlich
der Qualität erwarteten Zustand zu bringen.
[0013] Die Zunderbildung auf Oberflächen von nichtrostenden Stählen mit hohem Chromanteil
ist zwar komplex und von einer Reihe unterschiedlicher Parameter und Bedingungen abhängig,
,doch liegt dieser Zunderbildung im Prinzip der folgende Mechanismus zugrunde:
[0014] Wird Eisen einer oxidierenden Atmosphäre ausgesetzt, so bilden sich je nach Temperaturbereich
und Sauerstoffdruck unterschiedlich aufgebaute Schichten der Oxide Wüstit ()FeO),
Magnetit (Fe
30
4) und/oder Hämatit (Fe
20
3). Welches Oxid im Gleichgewicht mit der Gasphase stabil ist und wie die Schichtenfolge
der Oxidationsprodukte ist, kann aufgrund thermodynamischer Gesetzmäßigkeiten und
Daten vorausgesagt werden. Das Wachstum der Oxidschichten ist zunächst durch Oberflächenreaktionen
bestimmt und linear zeitabhängig. Bei größerer Dicke der Oxidschicht werden Diffusionsvorgänge
in den Oxiden geschwindigkeitsbestimmend, und es gilt das parabolische Zeitgesetz.
Diffusion in den Oxiden ist möglich durch Fehlordnung des lonengitters, Leerstellen
oder Zwischengitteratome.
[0015] Oxide mit geringer Fehlordnung, die eine geschlossene Oxidschicht bilden, wachsen
nur langsam und können guten Schutz gegen Hochtemperaturkorrosion vermitteln. Schützende
Oxidschichten bilden die Legierungselemente Chrom, Aluminium und Silicium.
[0016] Werden Edelstahllegierungen mit einem Chromanteil von mehr als etwa 15,5 % bei Temperaturen
von bis zu 1.200° C in Atmosphären mit ausreichendem freien Sauerstoffanteil geglüht,
so bildet sich an der Grenzfläche von Gas- und Metallphase spontan eine stabile und
durchgehende Mischoxidschicht aus (Cr, Fe)
2O
3. Diese durchgehende Schicht stellt für den Sauerstoff der Gasphase und für die Elemente
der Stahllegierung eine Diffusionssperre dar, die eine weitere Oxidation der darunter
gelegenen Legierungselemente des Stahls weitgehend verhindert. Gleichzeitig mit der
Bildung dieser Mischoxidschicht an der Oberfläche der Metallmatrix wird die Metallmatrix
in die Tiefe hinein an Chrom verarmt.
[0017] Die Bildung der Mischoxidschicht an der Metalloberfläche und die damit gleichzeitig
verbundene Chromverarmung der darunterliegenden Metallmatrix können mit der hohen
Affinität des Chroms erklärt werden, sich mit Sauerstoff zu einem stabilen Oxid zu
verbinden. Aus thermodynamsichen Stabilitätsdiagrammen ist zu entnehmen, daß Aluminium,
Silicium, Mangan und Chrom bereits bei sehr niedrigen Sauerstoffdrücken oxidiert werden
und daher in Atmosphären mit niedrigem Sauerstoffgehalt eine Oxidschicht bilden. Die
erforderlichen Sauerstoffdrücke, um Oxidschichten auf Eisen und Nickel zu bilden,
sind um einige 10er-Potenzen höher. Der Oxidationsvorgang führt zu einem starken Konzentrationsgefälle
des Chromanteils in der Metallmatrix -hin zur Grenzfläche mit der Oxidphase, womit
eine Diffusion von Chrom aus den tiefer gelegenen Schichten der Metallmatrix in Richtung
auf die Grenzfläche und die dort stattfindende Oxidationsreaktion hervorgerufen wird.
[0018] Durch diese physikalisch und chemisch induzierten Vorgänge in der Metallmatrix, den
sich bildenden Grenzflächen zwischen den einzelnen Phasen, den einzelnen Oxidphasen
und der Außenatmosphäre während der thermischen Behandlung, wird gegenüber den anderen
Bestandteilen der Legierung verstärkt Chrom aus den oberflächennahen Schichten der
Metallmatrix in Richtung der sich bildenden Zunderschichten transportiert, wobei damit
in den oberflächennahen Schichten der Metallgrundmatrix unterhalb der gebildeten Mischoxidschicht
eine Verminderung der Konzentration an dem Legierungselement Chrom eintritt.
[0019] Dieser Effekt wird als Chromverarmung bezeichnet, die oberflächennahen Schichten
der Metallgrundmatrix, in denen dieser Effekt stattgefunden hat, werden als chrom-
verarmte Zone der Metallmatrix bezeichnet.
[0020] Solange die Mischoxidschicht durchgehend intakt ist, kann die weitere Oxidation der
Metallmatrix nur sehr langsam verlaufen; erfolgt jedoch ein Durchbruch dieser schützenden
Schicht, so schreitet die Oxidation der darunterliegenden Metallmatrix sehr schnell
weiter voran, wobei eine "heilende" Mischoxidschicht an dieser Stelle nur dann ausgebildet
wird, wenn der Chromgehalt des darunterliegenden Metalls eine bestimmte Konzentration
- bei einer Temperatur von 700° C etwa 18,5 %; bei einer Temperatur von 1.000°C etwa
15,5 % - nicht unterschreitet. Kann diese "heilende" Mischoxidschicht an den Druchbruchstellen
nicht ausgebildet werden, so kommt es im weiteren Verlauf des Prozesses zu einer Oxidation
unter Bildung von (Fe,Cr)
3O
4-Spinellstrukturen. Diese Spinellstrukturen stellen eine schlechtere Diffusionssperre
dar als die genannte Mischoxidschicht. Die Oxidationsgeschwindigkeit nimmt unter sonst
gleichen Bedingungen zwischen 16 % und 8 % Cr um etwa vier 10er-Potenzen zu.
[0021] Kann zu Beginn der Hochtemperaturoxidation der hier infrage stehenden Materialien
aufgrund eines nicht ausreichenden freien Sauerstoffanteils in der Glühatmosphäre
oder eines zu niedrigen Chromgehaltes in der Legierung keine stabile und durchgehende
Mischoxidschicht mit ihren vor weiterer Oxidation schützenden Eigenschaften gebildet
werden, so wird zunächst eine Schicht aus (Fe,Cr)
3O
4-Spinellen auf den Metalloberflächen gebildet. Fe-Ionen diffundieren relativ schnell
durch diese Spinellschicht hindurch und werden sodann an der Grenzfläche Oxid/Gas
zu den Eisenoxiden Wüstit FeO, Magnetit Fe
3O
4 und Hämatit Fe
2O
3 oxidiert. Es wird so eine Zunderschicht ausgebildet, die aus zwei Schichten - einer
inneren aus Fe-Cr-Oxid und einer äußeren aus Fe-Oxid - besteht. Die Bildung dieser
deutlich ausgeprägten Doppelstruktur kann erklärt werden mit der sehr viel größeren
Beweglichkeit von Fe im Vergleich zu Cr in der Fe,Cr-Oxidschicht, was dazu führt,
daß im Gegensatz zu Fe nur sehr wenig Cr diese Fe,Cr-Oxidschicht unter den gegebenen
Bedingungen passieren kann und somit nahezu reines Fe-Oxid in den äußeren Zunderschichten
gebildet wird. Die relative Beweglichkeit der einzelnen an der Legierung beteiligten
Metalle in der Spinellschicht kann in der folgenden Reihe dargestellt werden:
Mn
2+ > Fe
2+ > Co
2+ > Ni
2+ > Cr
2+
[0022] Unter solchen Bedingungen hält die Oxidation des Metalls, nicht behindert von einer
schützenden Schicht, durchgend an.
[0023] Wird aufgrund der Glühbedingungen, insbesondere des freien Sauerstoffpartialdruckes
in der Glühatmosphäre und eines ausreichenden Chromanteils in der Metallegierung eine
(Cr,Fe)
2O
3-Schicht, die vor weiterer Oxidation der Metallmatrix schützt, ausgebildet, so liegen
die Zunderdicken im Bereich von um 1,0 µm. Die Zunderdicken sind unter diesen Bedingungen
nur wenig abhängig von der Glühzeit. Der Zunder besteht im wesentlichen aus Mischoxid
(Cr,Fe)
2O
3.
[0024] Kann diese Mischoxidschicht nicht ausgebildet werden oder wird sie gestört, kommt
es zu weiterer Oxidation des darunterliegenden Materials.
[0025] Ist ein unter den gegebenen Bedingungen zur Mischoxidbildung ausreichender Chromanteil
in diesem Material vorhanden, so kommt es zur Bildung einer "heilenden" Mischoxidschicht,
die wieder vor weiterer Oxidation schützt. In diesem Fall liegen die Zunderdicken
im Bereich von einigen µm und sind abhängig vom Grad der Störungen. Der Zunder besteht
auch hier weitgehend aus Mischoxid (Cr,Fe)
2O
3
[0026] Ist der vorgenannte Chromanteil in der Metallegierung nicht vorhanden oder kann die
genannte Mischoxidschicht aufgrund der Glühbedingungen - zu niedriger freier Sauerstoffpartialdruck
in der Glühatmosphäre - nicht ausgebildet werden, so hält die Oxidation des Metalls
durchgehend an. Im wesentlichen werden dann initial (Fe,Cr)
3O
4-Spinellstrukturen sowie sekundär sehr dicke Eisenoxidschichten gebildet. Die Zunderdicke
ist dann eine Funktion der Glühzeit und kann im Bereich von einigen 10
1 µm bis 10
3 µm liegen.
[0027] Werden Brammen aus nichtrostendem Stahl im Stoß- oder Hubbalkenofen auf Tempe raturen
von etwa 1.200 bis 1.250° C erwärmt, kann sich unter den vorliegenden Bedingungen
eine stabile und durchgehende Mischoxidschicht nicht ausbilden. Vielmehr entsteht
an der Phasengrenze zum Metall eine eine (Fe,Cr)
3O
4-Spinellschicht und darüber eine Deckschicht aus Eisenoxid. Diese Oxidschicht (Zunder)
hat eine Dicke von mehreren Millimetern. Die Zuderschicht wird vor Eintritt in das
erste Walzgerüst in einem Zunderwäscher mit Hochdruckwasser von 100 bis 200 bar abgespritzt.
Auf der Bramme verbleibender Zunder würde beim Walzen in die Werkstoffoberfläche eingedrückt
und sogenannte Zundernarben hinterlassen, die zum Verwerten des Fertigproduktes führen.
Während des Warmwalzens bildet sich aber fortlaufend neuer Zunder, der unter den mechansichen
Beanspruchungen beim Walzprozeß vielfach einreißt und vor und zwischen den Gerüsten
einer Warmbreitbandstraße immer wieder mit Hochdruckwasser abgespritzt wird. Aus dem
letzten Gerüst der Fertigstaffel tritt das Band mit einer Temperatur von 900 bis 1.000°
C aus; die Bandoberfläche ist von einer sehr dünnen Oxidschicht (< 1 mym) bedeckt.
[0028] Bei der folgenden Abkühlung des Bandes in der Kühlstrecke, im Haspel und als gewickeltes
Coil wächst die Zunder schicht auf eine Dicke von 5 bis 10 µm. Der Zunder besteht
aus (Fe,Cr)
3O
4-Spinell an der Phasengrenze zum Metall und aus einer Deckschicht aus Eisenoxid. Oberhalb
560° C besteht das Eisenoxid überwiegend aus Wüstit FeO; bei tieferen Temperaturen
zerfällt der Wüstit in Magnetit Fe
3O
4 und darin eingelagerte Eisenpartikel. Außerdem kann sich unter stärker oxidierenden
Bedingungen vorzugsweise an den Bandkanten sowie auf den äußeren und inneren Windungen
der Coils eine Deckschicht aus Hämatit Fe
2O
3 bilden. Während der Abkühlung bilden sich im Zunder Risse.
[0029] Die chromverarmte Zone an der Bandoberfläche hat eine Dicke von << 1 µm; die Cr-reiche
Zunderschicht hat eine Dicke von rund 2 µm. Mit sinkender Haspeltemperatur nehmen
die Dicke der Cr-reichen Zunderschicht und die der Cr-verarmten Schicht an der Metalloberfläche
ab.
[0030] Wird eine mit einem derartigen Warmwalzzunder bedeckte Oberfläche einer Langzeitglühung
(> 20 h) in einem Haubenglühofen ausgesetzt, kommt es durch Diffusionsprozesse zu
einer Vergrößerung der Cr-reichen Spinellschicht an der Phasengrenze zum Metall und
zu einer ausgeprägten Cr-Verarmung an der Oberfläche des Metalls. Die Dicke der Spinellschicht
beträgt etwa 3 µm; ihr Cr-Gehalt ist deutlich höher als vor der Glühbehandlung. Die
Cr-verarmte Zone kann bis 5 µm breit werden. Die gesamte Zunderschicht hat eine Dicke
von 10 bis 15 µm. Auf der Oxidschicht liegt häufig eine dünne Schicht aus Eisen (reduziertes
Eisenoxid).
[0031] Erfolgt die Glühung des Warmbandes im Durchlaufofen einer Glüh-Beizlinie mit Glühzeiten
von wenigen Minuten und regelbarem Sauerstoffpartialdruck, tritt ebenfalls eine Erhöhung
der Gesamtzunderschichtdicke auf 10 bis 15 µm ein. Die Cr-Verarmung kann jedoch wegen
der kurzen Glühzeiten nur in geringerem Umfang stattfinden, so daß die Cr-verarmte
Zone eine Dicke von rund 2 µm aufweist und auch die Höhe der Cr-Anreicherung in der
Oxidschicht an der Phasengrenze zum Matrixmetall geringer ist. Hinsichtlich der Entfernung
solcher Glühzunderschichten auf Warmband ist zu bemerken, daß sie keine durchgehende
Mischoxidschicht tragen, so wie dies bei entsprechend geglühtem Kaltband der Fall
ist. Diese Zunderschichten sind daher auch um den Faktor 10 dicker als vergleichbare
Zunderschichten auf Kaltband.
[0032] Die Zunderoberfläche eines derart geglühten Warmbandes zeigt einen hohen Anteil von
Eisenoxiden mit eingelagerten Cr-reichen Oxiden. Mit diesem Flächenanteil von Eisenoxiden
wäre also die chemisch sehr stabile Mischoxidschicht schon durchlässig für einen Beizangriff
zur Entfernung der Zunderauflage durch Säure mit einer wirtschaftlich interessanten
Beizrate, (Oxide lösen sich jedoch nur sehr langsam in Säuren oder Säuregemischen)
wenn durch eine Elektrolytverbindung mit der chromverarmten Zone oder der Grundmatrix
das zum chemischen Beizen notwendige Lokalelement mit den Zunderschichten und somit
das entsprechende Potential zur schnellen Lösung der chromverarmten Zone oder der
Grundmatrix in der Säure mit dem damit einhergehenden Unterwanderungs- und Absprengmechanismus
für die Oxidauflagen gebildet werden kann. Die Einstellung des o.g. Lokalelementes
geschieht jedoch nur sehr langsam, so daß wirtschaftliche Beizraten bei einem solchen
Warmbandzunder in Säure nicht erreicht werden können.
[0033] Vorzugsweise werden deshalb derartige Zunderschichten auf solchen Oberflächen durch
physikalische Verfahren wie Strahlen oder/und Bürsten zu einem solchen Anteil entfernt,
daß eine ausreichende freie Fläche an chromverarmter Schicht oder auch an Grundmatrix
freigelegt wird, um eine wirtschaftliche Beizrate zu erzielen.
[0034] Da meist in dem mechanischen Entzunderungsverfahren nach dem Glühen von Warmband
nicht nur der kritische, sondern schon ein sehr großer Flächenanteil der chromverarmten
Schicht bzw. auch der Grundmatrix freigelegt wird, - zudem die chromverarmte Schicht
nicht so deutlich wie im Falle des Kaltbandes ausgeprägt ist, die Dicke dieser Schicht
daher auch nicht sehr groß ist, - kann bei entsprechender Wahl der Konzentration der
einzelnen Komponenten in der Mischsäure mit hohen Beizraten gebeizt werden.
[0035] Das Glühen von Warmband erfolgt, um eine Rekristallisation des Metallgefüges nach
dem Warmwalzen und Kühlen durchzuführen. Dieses ist gleichbedeutend mit einem Abbau
der durch das Warmwalzen und Kühlen erfolgten Erhöhung der Festigkeitswerte. Bei Materialien
der Serie AISI 300 und bei 80 % der Materialien der Serie AISI 400 beträgt die Festigkeitserhöhung
jedoch nur 10 bis 20 %. Diese Materialien könnten ohne einen Glühprozeß (50 - 80 %)
kaltverformt werden. Die restlichen 20 % der Materialien der Serie AISI 400 müssen
jedoch vor einer Kaltverformung geglüht werden.
[0036] Um den vorgenannten technologischen Gegebenheiten gerecht zu werden, wurden bisher
für die einzelnen Behandlungsstufen mit folgenden Anlagenkonfigurationen gearbeitet:
Warmbandbehandlung für alle Materialien
- Glühen
- Strahlen
- Beizen in oxidierenden Säuren
verschiedendlich auch mit vorgeschalteter
elektrolytischer Beize (der Wirkungsgrad bei gestrahltem Material liegt jedoch bei
nur 20 bis 30 %).
[0037] Hiernach erfolgt die Kaltverformung in Reversierwalzwerken in bis zu 13 Walzstichen,
um das Kaltband mit den gewünschten Fertigdicken herzustellen.
[0038] Stellt man Warmband als Endprodukt her, so wird mit dieser Anlagenkonfiguration Band
mit einem Rauheitsgrad von 4 - 6 Ra µm erzeugt.
[0039] Die Kaltbandbehandlung erfolgt entsprechend der Materialqualität und dem Verformungsgrad
in einem oder zwei Durchläufen in einer Kaltbandglüh- und -beizlinie mit folgenden
Behandlungsstufen:
- Glühen
- elektrolytisches Beizen
- Beizen in oxidierender Säure.
[0040] Faßt man diese bisher angewandte Praxis zusammen, so ,ergeben sich enorme Nachteile
bezogen auf folgende materialspezifische und ökonomische sowie ökologische Parameter.
1. Warmband als gebeiztes Endprodukt wird mit einer Oberflächenrauhheit von 4 - 6
Ra µm erzeugt.
2. Kaltband wird in drei unabhängigen Verfahrensschritten
- Glühen und Beizen des Warmbandes
- Kaltverformen
- Glühen und Beizen des Kaltbandes
erzeugt.
Dieses mit hohem Aufwand an Energie, Personal, Transportkosten sowie einer hohen Umweltbelastung
[0041] Zur teilweisen Vermeidung der o.g. Nachteile wurden bereits Verfahren entwickelt,
die eine Prozeßfolge von Warmband zu fertigem Kaltband in einer Linie möglich machen
sollen. Hierbei werden folgende Verfahrensschritte in einer Produktionslinie vorgesehen,
nämlich
:
- mechanische Entzunderung des Warmbandes (ungeglüht oder geglüht)
- Kaltwalzen in 2 bis 5 Gerüsten
- Glühen
- Beizen
[0042] Der Nachteil dieser Konfiguration besteht darin, daß mit einer mechanischen Entzunderung
keine 100 %ige Entfernung des Zunders möglich ist, und daß nach wie vor gebeiztes
Warmband mit hohen Oberflächenrauhhigkeitswerten erzeugt wird. Der wichtigste Bedingung,
daß für eine optimale Oberflächenqualität des Kaltbandes eine 100 %ige Entfernung
des Zunders erforderlich ist, um im Nachfolgeschritt Kaltwalzen einwandfreie Oberflächen
erzeugen zu können, läßt sich nicht einhalten.
[0043] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ausgehend von den beschriebenen Problemen
und Nachteilen des Standes der Technik ein Verfahren und eine eine Anlage vorzustellen,
das bzw. die es möglich macht, auf wirtschaftliche Weise und in einer Linie gebeiztes
rostfreies Warmband (rostfreien Serien AISI 300 und 400)-auch in Materialqualitäten,
die als Warmband vor einer weiteren Behandlung geglüht werden müssen, wie z.B. Ferrit
430 - mit Oberflächenrauhigkeiten von nur 1 - 2 µm Ra herzustellen und in einem Durchlauf
100 %ig zu entzundern, je nach Walzprozeß 50 - 80 % in der Dicke zu reduzieren, zu
glühen, zu entzundern und zu dressieren. Gleichzeitig soll sichergestellt werden,
daß das vor der Kaltverformung 100 % zunderfreie Band eine Passivierungsschicht aufweist,
um durch eine gute Dunkelfärbung der Oberfläche sicherzustellen, daß der Reflektionsfaktor
gravierend gesenkt wird.
[0044] Zur Lösung der Aufgabe werden zwei Verfahrenskonzepte, jeweils für geglühtes bzw.
ungeglühtes Warmband vorgeschlagen, die durch die Merkmale der Patentansprüche 1 und
4 beschrieben sind. Die Unteransprüche beanspruchen günstige Ausgestaltungen der Verfahrensschritte.
[0045] Eine Anlage zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist im Patentanspruch
7 unter Schutz gestellt.
[0046] Mit der Erfindung gelingt es ein 100 %iges Entzunden des Warmbandes vor der Kaltverformung
sicherzustellen ohne die Oberflächenrauhheit des Bandeszu erhöhen bzw die Oberflächenrauhigkeit
des Bandes zu reduzierent, sofern der notwendige Entzunderungsprozeß die Oberflächenrauhigkeit
erhöht hat..
Dieses ist besonders wichtig für die Materialqualitäten, die als Warmband vor einer
weiteren Behandlung geglüht werden müssen, wie z.B. Ferrit 430. Der hierbei, wie eingangs
beschrieben, entstehende Zunder ist beiztechnisch bisher noch nicht wirtschaftlich
zu entfernen. Um den Zunder zu entfernen müssen durch mechanische Einrichtungen wie
z.B. Strahler, Bürsten, Schleifpulver ect. ausreichend freie Flächen an chromverarmter
Schicht oder an Grundmatrix freigelegt werden. Bis heute hat sich für diesen Anwendungsfall
das Strahlen der Bandoberfläche als wirkungsvollste und ökonomischste Lösung gezeigt.
Dieses jedoch mit dem Nachteil eines Anstiegs der Oberflächenrauhheit von bis zu 6
µm Ra. Das erfindungsgemäße Verfahren und die Anlage weisen die technische Möglichkeit
auf, auch für diese Materialien unter Einsatz von Schleifbürsten eine Reduzierung
der Oberflächenrauhigkeit auf 1,0 - 2 µm Ra durchzuführen.
[0047] Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens und der Entzunderungsanlage
zeigt sich in dem Reflektionsfaktor des entzunderten Bandes. Bekanntlich haben kaltgewalzte
rostfreie Stahlbänder einen hohen Reflektionsfaktor, der beim anschließenden Glühen
einen höheren apparativen und energetischen Aufwand erfordert. Aus diesem Grunde ist
es aus ökonomischen Gründen von Vorteil, die Entzunderungsanlage so zu konzipieren,
daß das Band vor der Kaltverformung 100 % zunderfrei ist, jedoch eine Passivierungsschicht
aufweist. Diese Passivierungsschicht sollte maximal eine Schichtdicke von 100 nanometer
haben, um beim Kaltwalzen keine Oberflächenfehler zu erzeugen, jedoch auch eine gute
Dunkelfärbung der Oberfläche sicherstellen, um den Reflektionsfaktor gravierend zu
senken.
[0048] Allen diesen materialspezifischen und ökonomischen Gesichtspunkten trägt die Erfindung
Rechnung, sie ist als multifunktionelle Technologieeinheit konzipiert und erlaubt:
1. eine 100 %ige Entzunderung sowohl von ungeglühtem Warmband als auch von geglühtem
Warmband aller Materialien der rostfreien Serien AISI 300 und 400
2. Eine 100 %ige Entzunderung von ungeglühtem Warmband ohne eine Erhöhung der Oberflächenrauhigkeit
des Warmbandes durch Strahlen.
3. Eine 100 %ige Entzunderung von geglühtem Warmband mit der Möglichkeit, die durch
eine Strahleinrichtung erhöhte Oberflächenrauhigkeit dieser Bänder durch Schleifbürsten
zu reduzieren.
4. Alle Bänder mit einer Passivierungsschicht zu versehen, die den nachfolgenden Walzprozeß
nicht behindert, jedoch die Oberfläche des von allen Oxiden befreiten Warmbandes so
verfärbt, daß der Reflektionsfaktor des Bandes gravierend reduziert wird.
[0049] Gemäß dem Erfindungsgedanken besteht die Entzunderungsanlage aus einer Konfiguration
an sich bekannter Einzelaggregate gepaart mit einem völlig neuen Konzept einer elektrolytischen
Beize.
[0050] Sie besteht aus einem Aggregat, das als Zunderbrecher und Streckrichter arbeitet,
um bei allen Materialien die Zunderentfernung für die anschließenden Aggregate zu
ermöglichen bzw. zu erleichtern und um ein gutes, planes Band zu erzeugen. Hiernach
werden Strahler vorgesehen (je nach Bandgeschwindigkeit 1 bis n Aggregate), um für
geglühtes Warmband die notwendigen freien Oxidflächen zur schnellen Bildung des erforderlichen
Potentials und damit zum wirtschaftlichen Beizen zu erzeugen. Die nun folgende elektrolytische
Beize bietet in ihrem neuen Konzept in Zellen nach dem bekannten Sytem einer elektrolytischen
Beize mit einer Schaltung des Stromflusses Anodenlänge 1/3 Kathodenlänge 2/3 zu arbeiten.
Die Anzahl (n) der Zellen richtet sich nach der Banddurchlaufgeschwindigkeit. Nach
diesen Zellen wird eine Zelle installiert, die mehr als zwei Anoden als Stromzuführer
enthält. Hiernach folgt eine Zelle, die nur eine Kathode enthält. Diese Kathode ist
über einen Gleichrichter mit einer der Anoden aus der Anoden-Zelle geschaltet.
[0051] Nach der anodisch geschalteten Zelle werden Hochdruckflüssigkeits- oder Bürstaggregate
eingesetzt, die in ihrer Funktion
1. bei ungeglühtem Warmband den durch den elektrolytischen Beizteil oxidierten und
gelösten Zunder entfernen oder
2. bei geglühtem Warmband zusätzlich die durch das Strahlen erzeugte höhere Oberflächenrauheit
des Bandes reduziert.
[0052] Versuche haben aber gezeigt, daß das Band mit der bis hier beschriebenen Technologie
noch nicht zunderfrei ist, wie für eine Kaltverformung oder für eine optimale Oberflächengüte
bei geglühtem und gebeiztem Warmband gewünscht. Hierzu bedarf es einer weiteren Nachbehandlung
nach der abrasiven Oberflächenreinigung. Erfindungsgemäß führen zwei Zellen einer
elektrolytischen Beize mit kathodischer Schaltung die Endreinigung (100 % Entfernung
des Restzunders) durch.
[0053] Der technologische Aspekt dieser Anordnung und des erfindungsgemäßen Verfahrens basiert
auf folgenden Gegebenheiten:
[0054] Unter der Anode ist das Band kathodisch und hat damit zwangsläufig an der Bandoberfläche
einen pH-Wert von ca. 14, das bedeutet, daß hier nur die Gasentwicklung als Absprengfaktor
für eine Entzunderung wirksam wird. Auf der kathodischen Seite jedoch ist das Band
anodisch, so daß sich auf der Bandoberfläche ein pH-Wert von ca. 0 einstellt. Dies
entspricht am Band einer 1-molaren H
2SO
4. Nur diese Sektion der elektrolytischen Beize ist in der Lage, auch eine porentiefe
Entzunderung zu gewährleisten.
[0055] Für den Materialpart, der als geglühtes Warmband behandelt wird, wird der gesamte
elektrolytische Teil anstatt mit oder zusätzlich zu Na
2SO
4 als Elektrolyt mit einer ca. 3 mol-haltigen H
2SO
4 gefahren, um den Gradienten der Entzunderungswirkung zu erhöhen.
[0056] Hierbei ist von entscheidender Bedeutung, daß der Einsatz einer 3-molaren H
2SO
4 nur in den nach den abrasiven Einrichtungen angeordneten Zellen -neben der porentiefen
Restentzunderung- eine dunkelgefärbte Passivschicht bildet. Die Schichtdicke dieser
Passivschicht liegt bei 50 - 100 nm. Diese stört, bezogen auf die Oberflächenqualität
des Bandes, den Walzprozeß nicht. Sie beeinflußt jedoch den Reflektionsfaktor für
das Glühen positiv.
[0057] Die erfindungsgemäße Anlage ist in der einzigen Zeichnungsfigur erläutert.
1. Verfahren zur kontinuierlichen Behandlung von ungeglühtem Warmband aus nichtrostendem
Stahl, insbesondere mit hohen Legierungsanteilen an Chrom der Serien AISI 300 und
400, in einer Entzunderungsanlage , bestehend aus Zunderbrecher, Strahler, Bürsten
oder dergl. abrasiven Oberflächenreinigungseinrichtungen, elektrolytischen Beizbädern,
Wäschern sowie Nachbehandlungs- und ggf. Weiterverarbeitungseinrichtungen,
gekennzeichnet durch die Kombination der aufeinanderfolgenden Verfahrensschritte:
a) Brechen des Zunders durch Streckbiegerichten des einlaufenden ungeglühtem Warmbandes,
b) elektrolytisches Beizen in einem alkalischen Elektrolyten mit mehrfach abwechselnder
anodisch und kathodisch geschalteter Bandpolarisation
c) direkt anschließendes Beizen in diesem oder einem anderen Elektrolyten mit mehreren
unmittelbar hintereinander angeordneten anodisch geschalteten Elektroden und entsprechender
kathodischer Bandpolarisation gefolgt von einer mittels einer kathodisch geschalteten
Elektrode erzeugten anodischen Bandpolarisation.
c) abrasives Behandeln der Bandoberfläche,
d) erneutes elektrolytisches Beizen in mindestens einem alkalischen Elektrolythen
mit mehreren ausschließlich kathodisch geschalteten Elektroden und anodischer Bandpolarisation,
e) Nachbehandeln wie Waschen, Bürsten, Nachwaschen und Trocknen der Bandoberfläche.
2. Verfahren zur kontinuierlichen Behandlung von ungeglühtem Warmband aus nichtrostendem
Stahl nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei den Verfahrensschritten b) und c) Na2SO4 als Elektrolyt verwendet wird.
3. Verfahren zur kontinuierlichen Behandlung von ungeglühtem Warmband aus nichtrostendem
Stahl nach Anspruch 1 und 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß beim Verfahrensschritt d) als Elektrolyt Na2SO4 und/oder zum Passivieren der Bandoberläche H2SO4 vorzugsweise 3-molar verwendet wird.
4. Verfahren zur kontinuierlichen Behandlung von ungeglühtem Warmband aus nichtrostendem
Stahl nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Verfahrensschritt c) mittels Hochdruckflüssigkeitsabspritzung durchgeführt
wird.
5. Verfahren zur kontinuierlichen Behandlung von ungeglühtem Warmband aus nichtrostendem
Stahl nach Anspruch 4
dadurch gekennzeichnet,
daß als Hochdruckflüssigkeit Wasser oder Elektrolyth verwendet wird.
6. Verfahren zur kontinuierlichen Behandlung von geglühtem Warmband aus nichtrostendem
Stahl, insbesondere mit hohen Legierungsanteilen an Chrom der Serien AISI 300 und
400, in einer Entzunderungsanlage , bestehend aus Zunderbrecher, Strahler, Bürsten
oder dergl. abrasiven Oberflächenreinigungseinrichtungen, elektrolytischen Beizbädern,
Wäschern sowie Nachbehandlungs- und ggf. Weiterverarbeitungseinrichtungeneinrichtungen,
gekennzeichnet durch die Kombination der aufeinanderfolgenden Verfahrensschritte:
a) Brechen des Zunders durch Streckbiegerichten des einlaufenden geglühte Warmbandes,
b) einmaliges oder mehrfaches Strahlen der Bandoberfläche
c) elektrolytisches Beizen in einem alkalischen Elektrolyten mit mehreren abwechselnd
anodisch und kathodisch geschalteten Elektroden und
d) unmittelbar anschließendes Beizen in dem oder einem anderen Elektrolyten mit mehreren
unmittelbar hintereinander angeordneten anodisch geschalteten Elektroden, die von
einer kathodisch geschalteten Elektrode gefolgt werden
e) Schleifen des Bandoberfläche,
f) erneutes elektrolytisches Beizen in mindestens einem alkalischen Elektrolythen
mit mehreren ausschließlich kathodisch geschalteten Elektroden und anodischer Bandpolarisation,
g) Nachbehandeln wie Waschen, Bürsten, Nachwaschen und Trocknen der Bandoberfläche.
7. Verfahren zur kontinuierlichen Behandlung von geglühtem Warmband aus nichtrostendem
Stahl nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß daß bei den Verfahrensschritten c) und d) H2SO4 als Elektrolyt verwendet wird
8. Verfahren zur kontinuierlichen Behandlung von geglühten Warmband aus nichtrostendem
Stahl nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß beim Verfahrensschritt f) als Elektrolyt Na2SO4 und/oder zum Passivieren der Bandoberläche H2SO4, vorzugsweise 3-molar verwendet wird.
9. Anlage zur kontinuierlichen Behandlung von geglühtem und ungeglühtem Warmband aus
nichtrostendem Stahl, insbesondere mit hohen Legierungsanteilen an Chrom der Serien
AISI 300 und 400, in einer Entzunderungsanlage , bestehend aus Zunderbrecher, Strahler,
abrasiven Oberflächenreinigungseinrichtungen, elektrolytischen Beizbädern, Wäschern
sowie Nachbehandlungs- und ggf. Weiterverarbeitungseinrichtungeneinrichtungen,
gekennzeichnet durch die Hintereinanderanordnung der folgenden Anlagenteile:
a) Streckbiegerichteinheit als Zunderbrecher für das einlaufende Warmband,
b) ein oder mehrere Strahler zum Reinigen der Bandoberfläche
c) elektrolytische Beize mit einem oder mehreren alkalischen Beizbädern und n Zellen
mit abwechselnden anodisch und kathodisch geschalteten Elektroden bei bekannter 1/3
zu 2/3 Anoden/Kathodenlänge
d) unmittelbar anschließend mindestens eine Zelle mit mehr als zwei ausschließlich
anodischen Elektroden, die von einer nur eine kathodische Elektrode enthaltenden Zelle
gefolgt wird, wobei die letztere Elektrode über einen Gleichrichter mit einer der
anodischen Elektroden verbunden ist
e) Einrichtungen zur wahlweise abrasiven oder schleifenden Oberflächenbearbeitung
der Bandoberfläche,
f) ein weiteres elektrolytisches Beibad mit mindestens einem alkalischen Elektrolythen
mit mindestens zwei ausschließlich kathodisch geschalteten Elektroden, die mit den
anodischen Elektroden des ersten Beizbades über Gleichrichter verbunden sind
g) Nachbehandlungseinrichtungen wie Wäscher, Bürsten, Nachwäscher und Bandtrockner
der Bandoberfläche.
10. Anlage zur kontinuierlichen Behandlung von ungeglühtem Warmband aus nichtrostendem
Stahl nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Einrichtung zur abrasiven Oberflächenbearbeitung der Bandoberfläche eine Hochdruckflüssigkeitsabspritzeinrichtung
für Wasser oder Elektrolyth ist.