[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Metallstranges mit thixotropen
Eigenschaften in einer Stranggiesskokille mit einer sich über die gesamte Verfestigungszone
der zu vegiessenden Metallschmelze erstreckenden elektromagnetischen Rühreinrichtung
zum Abscheren sich bildender Dendriten, wobei das von der Rühreinrichtung erzeugte
Magnetfeld sich ohne Nullstellen über den gesamten Querschnitt der Kokille erstreckt.
[0002] Ein Verfahren der eingangs genannten Art ist in der DE-C-3006588 offenbart. Das vorbekannte
Verfahren führt zu einem Gussgefüge mit einer feinkörnigen Mikrostruktur mit thixotropen
Eigenschaften bei der Weiterverarbeitung. Die erforderlichen Abschergeschwindigkeiten
sind jedoch relativ hoch. Zudem bildet sich eine verhältnismässig dicke dendritische
Randschale aus, die sich auf die weitere Verarbeitung des Metallstranges durch Schmieden
oder Druckgiessen im thixotropen Zustand störend auswirken kann.
[0003] Angesichts dieser Gegebenheiten hat sich der Erfinder die Aufgabe gestellt, ein Verfahren
der eingangs genannten Art zu schaffen, mit welchem bei verhältnismässig geringen
Abschergeschwindigkeiten ein praktisch bis zur Strangoberfläche reichendes feinkörniges
Mikrogefüge erzeugt werden kann.
[0004] Zur erfindungsgemässen Lösung der Aufgabe führt, dass das Magnetfeld so eingestellt
wird, dass die Abscherrate zwischen 10 und 450 s
-1 liegt. Ein bevorzugter Bereich für die Abscherrate liegt zwischen 10 und 180 s
-1.
[0005] Bei einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens wird die
Rühreinrichtung während des Giessvorgangs in einer Ebene senkrecht zur Kokillenachse
in eine Oszillationsbewegung versetzt.
[0006] Der erfindungsgemässe Rührvorgang führt zu einem kontinuierlich sich ändernden Magnetfeld,
welches an jedem Ort im flüssigen Metall kontinuierlich zu- oder abnimmt.
[0007] Bei einer zweckmässigen Ausgestaltung des erfindungsgemässen Verfahrens erfolgt die
Oszillationsbewegung in zwei senkrecht aufeinanderstehenden Achsenrichtungen.
[0008] Die Oszillationsfrequenz der Rühreinrichtung liegt bevorzugt zwischen 1 und 10 Hz,
die Oszillationsamplitude zwischen 1 und 5 mm.
[0009] Wird die Rühreinrichtung gleichzeitig in den beiden Achsenrichtungen in eine Oszillationsbewegung
versetzt, so liegt das Verhältnis der Oszillationsfrequenzen und/oder der Oszillationsamplituden
der beiden überlagerten Oszillationsbewegungen bevorzugt zwischen 1:1 und 3:1.
[0010] Das erfindungsgemässe Verfahren ist nicht auf die Herstellung eines Metallstranges
aus einem bestimmten Werkstoff beschränkt. Bevorzugte Werkstoffe sind jedoch Aluminium,
Magnesium, Kupfer, Stahl sowie deren Legierungen, wobei sich insbesondere bei Aluminium-
und Magnesiumlegierungen, die auch faser- oder partikelverstärkt sein können, ausgezeichnete
Ergebnisse erzielen lassen.
[0011] Zur Erzeugung eines rotierenden Magnetfeldes können bekannte mehrphasige Statoren
von zwei- oder mehrpoligen Induktionsmotoren eingesetzt werden.
[0012] Das erfindungsgemässe Verfahren wird bevorzugt zur Herstellung von Metallsträngen
mit kreisrundem Querschnitt auf einer horizontalen oder vertikalen Stranggiessanlage
angewendet. Es ist jedoch auch denkbar, das Verfahren auch zur Herstellung von Metallsträngen
mit anderer Querschnittsform, beispielsweise mit einem rechteckigen Querschnitt, anzuwenden.
[0013] Die Optimierung der Verfahrensparameter für ein bestimmtes Legierungssystem erfolgt
auf einfache Weise mittels Routineversuchen.
[0014] Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele sowie anhand der Zeichnung; diese zeigt
schematisch in
- - Fig. 1
- das Fliessgeschwindigkeitsfeld in der Metallschmelze über den Strangquerschnitt;
- - Fig. 2
- die Fliessgeschwindigkeit und die Abscher rate in der Metallschmelze in Abhängigkeit
von der Distanz zur Strangachse;
- - Fig. 3
- Beispiele von Lissajous-Figuren bei überlagerten Oszillationsbewegungen der Rühreinrichtung;
- - Fig. 4
- einen Schnitt durch eine Rühreinrichtung senkrecht zur Strangachse;
- - Fig. 5
- die Lage der Oszillationsebene bezüglich der Giessachse.
[0015] Eine in der Zeichnung nicht näher wiedergegebene Horizontalstranggiessanlage umfasst
gemäss Fig. 4 und 5 eine Stranggiesskokille 12, in welcher eine flüssige Metallschmelze
zu einem Metallstrang 10 erstarrt. Konzentrisch um die Kokillen-, Strang- oder Giessachse
z angeordnet ist eine Rühreinrichtung 14, die sich über die gesamte Verfestigungszone
der zu vergiessenden Metallschmelze erstreckt.
[0016] Die Rühreinrichtung 14 kann mittels bekannter Schwingungseinrichtungen 16 in einer
Ebene E senkrecht zur Strangachse z in den beiden Hauptachsenrichtungen x,y mit einer
den Achsenrichtungen x,y zugeordneten Frequenz f
x,y in eine Oszillationsbewegung versetzt werden. Bei überlagerten Oszillationsbewegungen
der Rühreinrichtung 14 in beiden Achsenrichtungen x,y beschreibt jeder Ort mit einer
definierten magnetischen Induktion im flüssigen Metall eine vom Verhältnis f
x:f
y der Oszillationsfrequenzen abhängige Figur. Eine kreisförmige Figur ist hierbei besonders
vorteilhaft. In Fig. 3 sind Beispiele dieser sogenannten Lissajous-Figuren dargestellt.
[0017] Die Angaben in Fig. 2 beziehen sich auf einen Metallstrang 10 mit einem Durchmesser
von 130 mm.
[0018] Insbesondere aus den Fig. 1 und 3 geht klar hervor, dass mit der vorliegenden Erfindung
ein rotierendes, nicht konstantes Magnetfeld ohne Nullstellen über den gesamten Strangquerschnitt
erzeugt wird.
1. Verfahren zur Herstellung eines Metallstranges (10) mit thixotropen Eigenschaften
in einer Stranggiesskokille (12) mit einer sich über die gesamte Verfestigungszone
der zu vergiessenden Metallschmelze erstreckenden elektromagnetischen Rühreinrichtung
(14) zum Abscheren sich bildender Dendriten, wobei das von der Rühreinrichtung erzeugte
Magnetfeld sich ohne Nullstellen über den gesamten Querschnitt der Kokille erstreckt,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Magnetfeld so eingestellt wird, dass die Abscherrate zwischen 10 und 450
s-1 liegt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Abscherrate zwischen 10
und 180 s-1 liegt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Rühreinrichtung
(14) während des Giessvorgangs in einer Ebene (E) senkrecht zur Kokillenachse (z)
in eine Oszillationsbewegung versetzt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Oszillationsbewegung in
zwei senkrecht aufeinanderstehenden Achsenrichtungen (x,y) erfolgt.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Oszillationsfrequenz
(fx,fy) der Rühreinrichtung (14) zwischen 1 und 10 Hz liegt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Oszillationsamplitude
der Rühreinrichtung (14) zwischen 1 und 5 mm liegt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Verhältnis
der Oszillationsfrequenzen fx:fy und/oder der Oszillationsamplituden bei überlagerten Oszillationsbewegungen in den
beiden Achsenrichtungen (x,y) zwischen 1:1 und 3:1 liegt.
8. Anwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 7 zur Herstellung eines Metallstranges
aus einer ggf. faser- oder partikelverstärkten Aluminium- oder Magnesiumlegierung.