[0001] Die Erfindung betrifft eine neue Handgranate in Form einer Schnellnebelhandgranate.
[0002] Handgranaten sind militärische Nahkampfwaffen und dienen dazu, verdeckte Ziele, die
in Wurfweite liegen, zu bekämpfen. Üblicherweise bestehen Handgranaten aus einer Hülle,
einer Sprengstoffüllung und einem Zünder. Gegebenenfalls kann die Hülle der Handgranate
so ausgebildet sein, daß sie stark splittert. In jedem Fall wird durch Zündung die
Sprengstoffüllung zur Explosion gebracht.
[0003] Weiterhin ist es bekannt, zur Tarnung oder zur Verwirrung des Gegners mit Hilfe eines
Nebelwurfkörpers eine Nebelwolke zu erzeugen. Nebelwurfkörper sind in verschiedenen
Ausführungsformen bekannt. So sind zum Beispiel aus DE-B 11 85 510 und DE-B 14 28
657 Nebelwurfkörper bekannt, deren in einem Wurfmittelbehälter befindlicher Nebelsatz
über einen Kontaktkopf zur Wirkung gebracht werden kann. Aus EP-A 0 046 230 ist ein
Nebelwurfkörper bekannt, dessen Nebelsatz aus in einer mit Längssollbruchstellen versehenen
Hülle schichtförmig gestapelten Preßkörpern mit zentraler Aussparung besteht, in der
ein Anzündsatz angeordnet ist. Dazu muß der Nebelwirkstoff granuliert und zu Preßkörpern
verpreßt werden. Der Nachteil einer derartigen Preßmasse besteht jedoch darin, daß
sich das Granulat sofort entzündet und dann auch schnell reagiert, so daß die Nebelwirkung
nicht sehr lange vorhält. Außerdem fällt das Granulat schnell zu Boden, so daß keine
länger stehende Wolke entwickelt werden kann. Mit Preßkörpern kann zwar eine verlängerte
Nebeldauer erreicht werden, jedoch stellen solche Wurfkörper aufgrund ihrer Masse
besonders im Falle der Zerlegung einer Nebelhandgranate ein Gefährdungspotential dar.
[0004] Aus DE-A 28 11 016 sind schließlich Wurfkörper mit einem elektrisch betätigbaren
Kontaktkopf und einem daran angeordneten mit einem Deckel verschlossenen dosenförmigen
Wurfmittelbehälter bekannt, die von einem Schießbecher aus abgeschossen werden, um
durch Infrarotstrahlung Flugkörper anzulocken und zu täuschen.
[0005] Die bisher bekannten Nebel erzeugenden Vorrichtungen waren alle mit Nachteilen verbunden.
Entweder wurden sehr toxische Verbindungen, zum Beispiel weißer Phosphor, zur Erzeugung
des Nebels verwendet oder die sich bildende Nebelwolke hielt nicht sehr lange. Andere
Nebelstoffe werden in der Handgranate nur als Punktnebler eingesetzt und haben den
Nachteil einer länger dauernden Nebelaufbauzeit.
[0006] Es war nun Aufgabe der Erfindung, einen Nebel erzeugenden Körper in Form einer Schnellnebelhandgranate
zu entwickeln, bei der das Nebelmittel sehr schnell einen lang flächig anhaltenden
Nebel bildet, der neben dem visuellen Bereich auch im Infrarotbereich Wirkung erzielt,
und dessen Bestandteile weniger toxisch sind als bei bekannten Nebelmitteln. Zugleich
soll von den bei der Zerlegung einer solchen Handgranate verbleibenden schwereren
Bauteilen keine Verletzungsgefahr für den diese Granate betätigenden Werfer ausgehen.
Das selbe gilt auch für den Nebelstoff.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch eine Schnellnebelhandgranate mit
(I) einem manuell betätigbaren Zünderkopf aus einem eine zentrale Bohrung aufweisenden
Kopfstück mit einem an der einen Seite des Kopfstücks schwenkbar angeordneten, über
eine Spannfeder betätigbaren und einen Schlagbolzen aufweisenden Schlagstück und mit
einem an der gegenüberliegenden anderen Seite des Kopfstücks schwenkbar angeordneten
und über ein Sicherungselement gesicherten Sicherungsbügel, der in gesichertem Zustand
das Schlagstück über dessen Feder gespannt hält,
(II) einem Wirkmassenkörper aus einer gezogenen Aluminiumdose mit einem dem Kopfstück
des Zünderkopfes zugeordneten und verstärkt ausgebildeten Boden, einem in der Aluminiumdose
unter Bildung eines das Doseninnere mittig durchsetzenden Kanals angeordneten Nebelmittel
in Form von mit Nebelwirkstoff auf Basis von mit rotem Phosphor beschichteten brennbaren
scheibenförmigen oder scheibensektorförmigen dünnen Blättchen (Flares) geringer Masse
und mit einem die Aluminiumdose an ihrem Kopfteil fest verschließenden Deckel, sowie
(III)einer Anzündzerlegereinheit aus einem das Kopfstück des Zünderkopfes mit dem
Boden der Aluminiumdose des Wirkmassenkörpers jeweils über Schraubgewinde verbindenden
Einsatzstück und aus einer in einer zentralen Bohrung des Einsatzstücks fixierten
gezogenen dünnwandigen Aluminiumhülse, die den vom Nebelmittel freigelassenen Kanal
praktisch bis zum Boden der Aluminiumdose durchsetzt und in der eine Ansündzerlegerladung
zur Anzündung des Nebelmittels und zur Zerlegung der Aluminiumdose mittels einer gegebenenfalls
vorhandenen zentralen Anzündseele angeordnet ist,
wobei die pyrotechnische Wirkkette vom Schlagstück zur Anzündzerlegerladung von einem
in den zentralen Bohrungen des Kopfstücks und des Einsatzstücks angeordneten Anzündhütchen
mit nachfolgendem Anzündverzögerungselement gebildet wird, der Sicherungsbügel über
ein erstes Verbindungselement sicher mit dem Kopfstück des Zünderkopfes verbunden
ist und der die Aluminiumdose verschließende Deckel sicher über ein zweites Verbindungselement
mit dem verstärkten Boden der Aluminiumdose verbunden ist.
[0008] Mit der erfindungsgemäßen Schnellnebelhandgranate kann in kürzester Zeit eine sehr
stabile Nebelwolke aufgebaut werden, die entweder zur Tarnung oder zur Verwirrung
des Gegners dient. Mit der erfindungsgemäßen Schnellnebelhandgranate ist es möglich,
eine Nebelwolke mit einem Durchmesser von bis zu 10 m innerhalb von 1 bis 2 Sekunden
aufzubauen, die dann bis zu 2 Minuten lang in der Luft stehenbleibt. Die Inhaltsstoffe
und der daraus gebildete Nebel sind ökotoxikologisch nicht toxisch. Die Abbrandstoffe
sind höchstens gering toxisch, so daß eine nur geringe Belastung der Umwelt erreicht
wird. Darüber hinaus sind die einzelnen massiven Teile der Schnellnebelhandgranate
so miteinander verbunden, daß der Werfer davon nicht verletzt werden kann. Die verteilten
Nebelpartikel wiederum sind so leicht, daß sich deren Ablage im Umkreis von maximal
10 m um den Zerlegungspunkt erstreckt und auch dadurch keine Gefährdung für den Werfer
auftritt.
[0009] Beim vorliegenden Wirkmassenkörper kann anstelle einer Aluminiumdose, vorzugsweise
einer gezogenen Aluminiumdose, auch eine Dose aus einem anderen hierfür üblichen Metall,
wie Blech, oder auch aus einem geeigneten Kunststoff verwendet werden, wobei hier
insbesondere aus Umweltgründen dann vor allem abbaubare Kunststoffe verwendet werden.
[0010] Der Zünderkopf der erfindungsgemäßen Schnellnebelhandgranate ist in an sich bekannter
Weise aufgebaut, wobei sich sein Sicherungsbügel vor allem dadurch auszeichnet, daß
er durch seine besondere Form und insbesondere seine verlängerte Bügelgabel ein ungewolltes
Ausklinken aus dem am Kopfstück angeordneten Sicherungselement verhindert. Weiter
wird eine unerwünschte Abtrennung des Sicherungsbügels nach Betätigung des Zünderkopfes
und somit eine davon für den Werfer ausgehende Gefahr erfindungsgemäß dadurch verhindert,
daß der Sicherungsbügel über ein Verbindungselement sicher mit dem Kopfstück des Zünderkopfes
verbunden ist, wozu dieses Verbindungselement vorzugsweise aus einem an den jeweils
zu verbindenden Teilen sicher fixierten Stahlseil, Stahldraht oder Stahlbügel besteht.
Das Kopfstück des Zünderkopfes kann aus irgendeinem hierfür üblichen Material gefertigt
sein. Es besteht insbesondere aus Aluminium und ist vorzugsweise durch Druckguß hergestellt.
Das in der zentralen Bohrung des Kopfstücks angeordnete Anzündhütchen ist ein in der
Technik übliches Bauteil, dessen Wirkkomponente beim Aufschlag des Schlagstücks über
den daran angeordneten Schlagbolzen in einer Weise initiiert wird, die zur unmittelbaren
Anzündung des damit in Wirkverbindung stehenden und im Einsatzstück der Anzündzerlegereinheit
angeordneten Anzündverzögerungselements führt. Dieses Schlagstück ist einschließlich
seiner einzelnen Elemente ebenfalls in an sich bekannter Weise aufgebaut.
[0011] Die bevorzugte Aluminiumdose des Wirkmassenkörpers ist vorzugsweise durch Tiefziehen,
Fließpressen oder Druckguß hergestellt. Dies ermöglicht eine einfache Herstellung
einer kompakten und mit einem verstärkten Boden versehenen Dose, der sowohl aus Gründen
der Festigkeit als auch zur sicheren Anordnung und Montage der im Boden zu verankernden
oder um diesen herum anzuordnenden weiteren Bauteile der erfindungsgemäßen Schnellnebelhandgranate
benötigt wird. Die Aluminiumdose wird nach Anordnung der Anzündzerlegereinheit in
der zentralen Bohrung ihres verstärkten Bodens, was vorzugsweise über ein Schraubgewinde
erfolgt, von ihrem offenen Boden her mit den darin anzuordnenden Elementen versehen.
Hierzu gehört unter anderem die vorzugsweise vorhandene, am Boden aufliegende und
von einer Feder, insbesondere einem Schnappring, beaufschlagte Ausgleichscheibe. Ferner
gehört hierzu das vorzugsweise ebenfalls vorhandene Verbindungselement, sofern dies
im Ringspalt zwischen der dünnwandigen Aluminiumhülse der Anzündzerlegereinheit und
dem um diese herum angeordneten Nebelmittel verlaufend innerhalb der Aluminiumdose
angeordnet sein soll. Natürlich kann dieses Verbindungselement in einem solchen Fall
zuerst am Boden der Aluminiumdose fixiert werden. Hierauf wird das in Form brennbarer
scheibenförmiger oder scheibensektorförmiger dünner Blättchen (Flares) geringer Masse
vorliegende Nebelmittel in die Aluminiumdose eingebracht. Nach vollständiger Füllung
der Aluminiumdose mit den das Nebelmittel bildenden Flares wird diese Dose fest mit
einem Deckel verschlossen, was unter Anwendung an sich üblicher Maßnahmen erfolgen
kann und vorzugsweise durch Anordnung eines Klebstoffs zwischen dem Innenmantel des
Deckels und dem diesem zugeordneten Außenmantel der Aluminiumdose erfolgt. Nach Anordnung
des Deckels an der Aluminiumdose muß am Boden des Deckels auch noch das in einer bevorzugten
Ausführungsform im Ringspalt vorhandene Verbindungselement unter Anwendung von Maßnahmen
befestigt werden, die eine sichere Verbindung des verstärkten Bodens der Aluminiumdose
mit ihrem Deckel ergeben.
[0012] Dieses Verbindungselement kann beispielsweise aus einem sicher fixierten Stahlseil,
Stahldraht oder Stahlbügel bestehen, wobei vorzugsweise durch eine gewisse Überlänge
dafür gesorgt wird, daß sich dieses Element vor dem Laborieren des Wirkmassenkörpers
bereits fest am Deckel fixieren läßt, bevor dieser abschließend aufgesetzt wird. Statt
dessen kann ein solches Verbindungselement auch ein sogenanntes Siebrohr sein, wie
es zum festen Verbinden des Bodens derartiger Dosen mit dem jeweiligen Deckel an sich
üblich ist. Hierzu wird um die Jeweilige Hülse der Anzündzerlegereinheit herum, nämlich
in einem freigelassenen Kanal, einfach ein Siebrohr (zwecks problemlosem Durchtritt
der Verbrennungsgase) angeordnet und in geeigneter Weise, wie durch Verschrauben,
an den zu verbindenden Teilen fixiert.
[0013] Die in einer bevorzugten Ausführungsform zwischen dem verstärkten Boden und der dazu
benachbarten obersten Schicht des Nebelmittels ebenfalls vorhandene Anordnung aus
einem mit einer Feder, vorzugsweise einem Schnappring, beaufschlagten Ausgleichscheibe
dient zum Ausgleich maßlicher Toleranzen und vor allem dazu, daß das Nebelmittel hierdurch
in Form eines kompakten Körpers in der Aluminiumdose fixiert wird.
[0014] In einer bevorzugten Ausführungsform weist die Aluminiumdose des Wirkmassenkörpers
in ihrem Mantel radiale oder besser längs verlaufende Sollbruchstellen auf, bei denen
es sich zweckmäßigerweise um im Mantel der Aluminiumdose angeordnete Längsnuten handelt,
die gleich bei der Herstellung der Aluminiumdose eingeprägt werden können. Durch diese
Sollbruchstellen wird eine Zerlegung der Aluminiumdose erleichtert und zugleich eine
saubere Rundumverteilung des in der Aluminiumdose befindlichen Nebelmittels mit der
Folge ermöglicht, daß die gewünschte großflächige und saubere Nebelwolke gebildet
wird, welche verhältnismäßig lange in der Schwebe bleibt und vom brennenden Nebelmittel
nachgenährt wird.
[0015] Als Träger für die das Nebelmittel bildenden dünnen Blättchen eignen sich die verschiedensten
Kunststoffe sowie unbeschichtetes oder beschichtetes Papier. Letzteres ist bevorzugt,
da ersteres normalerweise immer etwas Wasser enthält, so daß sich eine vorzeitige
Reaktion mit dem die Basis des Nebelwirkstoffs darstellenden roten Phosphor ergeben
könnte. Die auf den Träger aufzubringende pyrotechnische Wirkmasse enthält zur Erzeugung
des Nebels als Hauptwirkstoff roten Phosphor. Sie besteht vorzugsweise aus etwa 70
Gew.-% bis 80 Gew.-% pyrotechnischer Masse umfassend roten Phosphor und aus etwa 20
Gew.-% bis 30 Gew.-% eines Bindemittels, welches vorzugsweise ein pastöses Polyvinylchlorid
ist. Diese pyrotechnische Masse kann auch noch andere übliche Zusätze enthalten, beispielsweise
einen Anteil an Magnesium, um die Nebelbildung weiter zu beschleunigen.
[0016] Die das Nebelmittel bildenden brennbaren scheibenförmigen oder scheibensektorförmigen
dünnen Blättchen (Kreissegmentteilchen, die gegebenenfalls über Stege miteinander
verbunden sind und so scheibenförmige Teilchen darstellen) entsprechen in ihrem äußeren
Umfang in etwa dem Innendurchmesser der Aluminiumdose und in ihrem inneren Umfang
etwa der in den gebildeten zentralen Kanal einzusetzenden dünnwandigen Aluminiumhülse
der Anzündzerlegereinheit. Allerdings ist dabei vorzugsweise eine verhältnismäßig
enge Ringnut oder wenigstens ein kleiner Kanal ausgespart, wo das bevorzugt zwischen
dem Boden der Aluminiumdose und deren Deckel angeordnete Verbindungselement untergebracht
werden kann. Die besondere Form des Nebelmittels hat den Vorteil, daß sich das Nebelmittel
in sehr ökonomischer und dicht gepackter Weise in der Aluminiumdose anordnen läßt,
wobei diese Blättchen nach ihrem Anzünden relativ langsam vom Rand zur Mitte hin abbrennen.
Hierdurch bleiben die Blättchen verhältnismäßig lange in der Luft schweben und hält
ihre nebelbildende Wirkung - im Gegensatz zum Abbrennen von körnigem Nebelmittel -
auch verhältnismäßig lange an. Selbstverständlich kann der Träger des Nebelmittels
einseitig oder vorzugsweise beidseitig mit Nebelwirkstoff beschichtet sein.
[0017] Das dritte wesentliche Bauteil der erfindungsgemäßen Schnellnebelhandgranate ist
eine Anzündzerlegereinheit, deren Einsatzstück vorzugsweise über ein Schraubgewinde
fest und dicht schließend in der zentralen Bohrung des verstärkten Bodens der Aluminiumdose
angeordnet ist. Das Kopfteil dieses Einsatzstücks ist über geeignete Mittel, vorzugsweise
wiederum ein Schraubgewinde, mit dem Kopfstück des Zünderkopfes fest verbunden, wobei
die einzelnen Bauteile erforderlichenfalls zudem in geeigneter Weise gasdicht gegeneinander
abgeschlossen sind. In der zentralen Bohrung des Einsatzstücks ist eine sich praktisch
durch den gesamten Wirkmassenkörper erstreckende dünnwandige Aluminiumhülse angeordnet.
Das Einsatzstück der Anzündzerlegereinheit kann wiederum aus irgendeinem hierfür üblichen
Material bestehen und ist vorzugsweise aus Aluminium gefertigt. In der dünnwandigen
Aluminiumhülse der Anzündzerlegereinheit kann eine an sich übliche Anzündzerlegerladung
enthalten sein, doch ist der aktive Inhaltsstoff dieser Ladung vorzugsweise ein klassischer
Knallsatz auf Basis von Aluminiumkaliumperchlorat (Al/KClO
4), da ein solcher Satz weit weniger toxisch ist als ein Satz auf Basis von Magnesium
und Bariumnitrat (Mg/Ba(NO
3)
2). Die Wirkkette und somit die Zündstrecke vom im Kopfstück des Zünderkopfes angeordneten
Anzündhütchen zur Anzündzerlegerladung in der dünnwandigen Aluminiumhülse wird über
ein in der zentralen Bohrung des Einsatzstücks der Anzündzerlegereinheit angeordnetes
Anzündverzögerungselement gebildet. Dieses sorgt infolge seiner vorgegebenen Verzögerung
dafür, daß die erfindungsgemäße Schnellnebelhandgranate nach einmal erfolgter mechanischer
Initiierung erst nach einer gewünschten Zeit, und somit auch Wurfstrecke, unter Zerlegung
der Aluminiumdose und Anzündung sowie Austrag des Nebelmittels seine Wirkung entfalten
kann. Zugleich erlaubt das Anzündverzögerungselement dem Werfer eine gewisse Zeit
zum Abwerfen der Granate und um sich erforderlichenfalls auch in Sicherheit bringen
zu können. Zur schnelleren Anzündung und besseren Durchreaktion der in der Aluminiumhülse
vorhandenen Anzündzerlegerladung ist in letzterer vorzugsweise auch eine Anzündseele
angeordnet. Statt dessen können in der Anzündzerlegerladung gegebenenfalls auch Partikel
aus stärker aktiven Material statistisch verteilt sein, wodurch erforderlichenfalls
wiederum für eine rasche Anzündung und Durchreaktion der eigentlichen Anzündzerlegerladung
gesorgt wird. Die vorbestimmte Zeit, innerhalb welcher das Anzündverzögerungselement
durchreagiert und dann die Anzündzerlegerladung anzündet, beträgt nur wenige Sekunden
und kann beispielsweise im Bereich von 3 bis 8 Sekunden liegen.
[0018] Die Verwendung von Aluminium als Baumaterial für die wesentlichen Komponenten der
erfindungsgemäßen Schnellnebelhandgranate bringt neben dem Vorteil der leichteren
Herstellbarkeit derartiger Gegenstände den weiteren Nutzen mit sich, daß dieses Material
über die bei derartigen Geräten gewünschte Korrosionsfestigkeit und Verträglichkeit
mit den meisten pyrotechnischen Sätzen verfügt, so daß dann auf einen speziellen Korrosionsschutz
verzichtet werden kann. Außerdem sind in einem solchen Fall auch die bei der Zerlegung
entstehenden Teilchen so leicht, daß sie nicht weit fliegen und keine Verletzung bewirken
können.
[0019] Vor dem Werfen wird die erfindungsgemäße Schnellnebelhandgranate mit der Wurfhand
so umfaßt, daß der Sicherungsbügel festgehalten wird. Mit der anderen Hand wird das
Sicherungselement entriegelt. Dann wird der Sicherungsbügel nur noch von der Wurfhand
festgehalten. Wenn die Granate jetzt geworfen wird, dann kann der Sicherungsbügel
von dem unter Federdruck stehenden Schlagstück weggedrückt und so dessen Schlagbolzen
auf das im Kopfstück des Zünderkopfes angeordnete Anzündhütchen schlagen und hierdurch
die darin befindliche Ladung initiieren und anschließend die gesamte Wirkkette in
Gang bringen. Nach der vorgegebenen Verzögerungszeit wird die in der Anzündzerlegereinheit
vorhandene Anzündzerlegerladung angezündet, die dünnwandige Aluminiumhülse zerlegt
und hierdurch der diese umgebende Nebelwirkstoff in Brand gesetzt. Gleichzeitig wird
durch den entstehenden Druck der Mantel der Aluminiumdose zerlegt, und die brennenden
nebelbildenden Blättchen werden unter Bildung einer sauberen und schwebenden Wolke
in die Umgebung ausgestoßen. Hierbei wird der Werfer der Granate vor allem auch dadurch
vor mechanischen Verletzung geschützt, daß die massiveren Teilchen der erfindungsgemäßen
Schnellnebelhandgranate durch entsprechende Sicherungselemente zusammenhängen und
nicht auseinanderfliegen können.
[0020] Die Erfindung wird nun anhand einer einzigen Figur näher erläutert, der ein Längsschnitt
durch eine erfindungsgemäße Schnellnebelhandgranate zu entnehmen ist.
[0021] Im einzelnen zeigt die Figur einen Zünderkopf A, der manuell mittels eines Sicherungsbügels
11 betätigt werden kann. Der Sicherungsbügel 11 ist mit einem Sicherungselement 13
am Kopfstück 1 des Zünderkopfes A befestigt. Ferner ist am Kopfstück 1 und in etwa
dem Sicherungselement 13 gegenüberliegend in einer mittels der Spannfeder 7 und deren
Befestigung schwenkbarer Anordnung ein einen Schlagbolzen 9 aufweisendes Schlagstück
5 befestigt, das in gesichertem Zustand vom Sicherungsbügel 11 unter Federdruck gehalten
wird. Das Kopfstück 1 weist eine zentrale Bohrung 3 auf, in deren dem Schlagstück
5 zugeordnetem oberen Ende ein Anzündhütchen 37 angeordnet ist, das einen üblichen
und durch Schlag initiierbaren Anzündsatz enthält. Der Sicherungsbügel 11 ist über
ein Verbindungselement 41 (im vorliegenden Fall ein Stahldraht) fest mit dem Kopfstück
1 des Zünderkopfes verbunden, um auf diese Weise eine Loslösung und ein getrenntes
Wegfliegen des Sicherungsbügels 11 vom Kopfstück nach dem Werfen und der Reaktion
der vorliegenden Schnellnebelhandgranate zu unterbinden. Im Kopfstück 1 ist ferner
ein Schraubgewinde 27 angeordnet, durch das der Zünderkopf fest mit einer Anzündzerlegereinheit
C und über letztere auch fest mit einem Wirkmassenkörper B verbunden werden kann.
[0022] Weiter zeigt die Figur im einzelnen einen Wirkmassenkörper B mit zunächst einer gezogenen
Aluminiumdose 15. In der vorzugsweise ein Schraubgewinde 29 aufweisenden zentralen
Bohrung des verstärkten Bodens 17 dieser Dose ist die später noch im einzelnen zu
beschreibende Anzündzerlegereinheit C gasdicht schließend angeordnet. Im Inneren der
Aluminiumdose 15 ist unmittelbar im Bereich von deren verstärktem Boden 17 eine einer
bevorzugten Ausführungsform entsprechende Ausgleichscheibe 47 angeordnet, die über
eine Feder 49, welche in der dargestellten Form ein Schnappring ist, mit Druck beaufschlagt
wird.
[0023] In der zentralen Bohrung des Einsatzstücks 25 der Anzündzerlegereinheit C ist in
ebenfalls gasdicht schließender Form die dünnwandige Aluminiumhülse 31 angeordnet.
Die dünnwandige Aluminiumhülse 31 erstreckt sich axial praktisch durch die gesamte
Aluminiumdose 15 und ist insgesamt mit einer Anzündzerlegerladung 35 gefüllt, die
in der bevorzugten Ausführungsform auf einem klassischen Knallsatz aus Aluminium und
Kaliumperchlorat beruht, zumal dieser wesentlich weniger toxisch ist als die sonstigen
üblicherweise verwendeten Anzündzerlegersätze, die auf einem Gemisch aus Magnesium
und Bariumnitrat beruhen, das als toxisch einzustufen ist. In der zentralen Bohrung
33 des Einsatzstücks 25 der Anzündzerlegereinheit C ist das Anzündverzögerungselement
39 angeordnet, dessen Wirkmasse die jeweils gewünschte Verzögerung ergibt, beispielsweise
eine Standardverzögerung von 3,5 ± 0,5 Sekunden. Die Aluminiumdose 15 ist unter Bildung
eines Kanals 21 oder auch nur einer Aussparung zur Führung eines Verbindungselements
43 insgesamt mit dem Nebelmittel 19 in Form beschichteter brennbarer scheibenförmiger
und in der bevorzugten Ausführungsform scheibensektorförmiger Blättchen (Flares) gefüllt.
Diese sind in der bevorzugten Ausführungsform beidseitig mit einem Nebelwirkstoff
auf Basis von rotem Phosphor beschichtet sind, wobei diese Beschichtung vorzugsweise
aus etwa 70 Gew.-% bis 80 Gew.-% pyrotechnischer Masse umfassend roten Phosphor und
etwa 20 Gew.-% bis 30 Gew.-% Bindemittel besteht.
[0024] Die Aluminiumdose 15 des Wirkmassenkörpers B ist an ihrem ursprünglich offenen Ende
fest mit einem Deckel 23 verbunden, wobei diese feste Verbindung in der bevorzugten
Ausführungsform über einen nicht gezeigten und zwischen dem Innenmantel des Deckels
23 und dem zugehörigen Teil der Aluminiumdose 15 angeordneten Klebstoff besteht. Der
verstärkte Boden 17 der Aluminiumdose 15 ist mit dem Deckel 23 über ein Verbindungselement
43 fest verbunden, bei dem es sich in der gezeigten und bevorzugten Ausführungsform
um einen Stahldraht handelt, welcher in einer vom Kanal 21 freigehaltenen Ringnut
zwischen der dünnwandigen Aluminiumhülse 31 und dem Nebelmittel 19 oder als Alternative
auch nur einer davon ausgesparten Längskerbe geführt ist. Die von der Feder 49 beaufschlagte
Ausgleichscheibe 47 dient im übrigen, wie bereits erwähnt, zum Ausgleich maßlicher
Toleranzen, eines eventuellen restlichen Volumens und zum praktisch festen Zusammenhalten
der das Nebelmittel 19 bildenden brennbaren scheibenförmigen oder scheibensektorförmigen
dünnen Blättchen (Flares).
[0025] Die Funktionsweise der erfindungsgemäßen Schnellnebelhandgranate ist dem Fachmann
an sich bekannt und wurde auch bereits kurz beschrieben. Es erübrigt sich daher, hierauf
noch näher einzugehen. Selbstverständlich ist die Erfindung nicht nur auf die erwähnten
besonderen Ausführungsformen beschränkt, sondern soll sich auch auf im Rahmen des
fachmännischen Könnens liegende Abwandlungen erstrecken, sofern dabei von den wesentlichen
Elementen der Erfindung Gebrauch gemacht wird.
Bezugszeichenliste
[0026]
- A
- = Zünderkopf
- B
- = Wirkmassenkörper
- C
- = Anzündzerlegereinheit
- 1
- = Kopfstück
- 3
- = zentrale Bohrung (im Kopfstück 1)
- 5
- = Schlagstück
- 7
- = Spannfeder
- 9
- = Schlagbolzen
- 11
- = Sicherungsbügel
- 13
- = Sicherungselement
- 15
- = Aluminiumdose
- 17
- = verstärkter Boden (der Aluminiumdose 15)
- 19
- = Nebelmittel
- 21
- = Kanal
- 23
- = Deckel
- 25
- = Einsatzstück
- 27
- = Schraubgewinde (am Kopfstück 1)
- 29
- = Schraubgewinde (am Einsatzstück 25)
- 31
- = dünnwandige Aluminiumhülse
- 33
- = zentrale Bohrung (im Einsatzstück 25)
- 35
- = Anzündzerlegerladung
- 37
- = Anzündhütchen
- 39
- = Anzündverzögerungselement
- 41
- = erstes Verbindungselement (am Zünderkopf A)
- 43
- = zweites Verbindungselement (am Wirkmassenkörper B)
- 47
- = Ausgleichscheibe
- 49
- = Feder
- 51
- = Anzündseele
1. Schnellnebelhandgranate mit
(I) einem manuell betätigbaren Zünderkopf (A) aus einem eine zentrale Bohrung (3)
aufweisenden Kopfstück (1) mit einem an der einen Seite des Kopfstücks (1) schwenkbar
angeordneten, über eine Spannfeder (7) betätigbaren und einen Schlagbolzen (9) aufweisenden
Schlagstück (5) und mit einem an der gegenüberliegenden anderen Seite des Kopfstücks
(1) schwenkbar angeordneten und über ein Sicherungselement (13) gesicherten Sicherungsbügel
(11), der in gesichertem Zustand das Schlagstück (5) über dessen Feder (7) gespannt
hält,
(II) einem Wirkmassenkörper (B) aus einer gezogenen Aluminiumdose (15) mit einem dem
Kopfstück (1) des Zünderkopfes (A) zugeordneten und verstärkt ausgebildeten Boden
(17), einem in der Aluminiumdose (15) unter Bildung eines das Doseninnere mittig durchsetzenden
Kanals (21) angeordneten Nebelmittel (19) in Form von mit Nebelwirkstoff auf Basis
von mit rotem Phosphor beschichteten brennbaren scheibenförmigen oder scheibensektorförmigen
dünnen Blättchen (Flares) geringer Masse und mit einem die Aluminiumdose (15) an ihrem
Kopfteil fest verschließenden Deckel (23), sowie
(III)einer Anzündzerlegereinheit (C) aus einem das Kopfstück (1) des Zünderkopfes
(A) mit dem Boden (17) der Aluminiumdose (15) des Wirkmassenkörpers (B) jeweils über
Schraubgewinde (27, 29) verbindenden Einsatzstück (25) und aus einer in einer zentralen
Bohrung (33) des Einsatzstücks (25) fixierten gezogenen dünnwandigen Aluminiumhülse
(31), die den vom Nebelmittel (19) freigelassenen Kanal (21) praktisch bis zum Boden
(17) der Aluminiumdose (15) durchsetzt und in der eine Anzündzerlegerladung (35) zur
Anzündung des Nebelmittels (19) und zur Zerlegung der Aluminiumdose (15) mittels einer
gegebenenfalls vorhandenen zentralen Anzündseele (51) angeordnet ist,
wobei die pyrotechnische Wirkkette vom Schlagstück (5) zur Anzündzerlegerladung (35)
von einem in den zentralen Bohrungen (3, 33) des Kopfstücks (1) und des Einsatzstücks
(25) angeordneten Anzündhütchen (37) mit nachfolgendem Anzündverzögerungselement (39)
gebildet wird, der Sicherungsbügel (11) über ein erstes Verbindungselement (41) sicher
mit dem Kopfstück (1) des Zünderkopfes (A) verbunden ist und der die Aluminiumdose
(15 ) verschließende Deckel (23) sicher über ein zweites Verbindungselement (43) mit
dem verstärkten Boden (17) der Aluminiumdose (15) verbunden ist.
2. Schnellnebelhandgranate nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß das erste Verbindungselement (41) und/oder das zweite
Verbindungselement (43) aus einem an den jeweils zu verbindenden Teilen sicher fixierten
Stahlseil, Stahldraht, Stahlbügel oder Siebrohr besteht.
3. Schnellnebelhandgranate nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß das zweite Verbindungselement (43) im vom Kanal (21) gebildeten
Ringspalt zwischen der dünnwandigen Aluminiumhülse (31) und dem Nebelmittel (19) verlaufend
angeordnet ist.
4. Schnellnebelhandgranate nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Aluminiumdose (15) des Wirkmassenkörpers (B) in ihrem
Mantel radial oder vorzugsweise längs verlaufende Sollbruchstellen aufweist.
5. Schnellnebelhandgranate nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die in der Aluminiumdose (15) vorhandenen Sollbruchstellen
in deren Mantel in Form von Längsnuten angeordnet sind.
6. Schnellnebelhandgranate nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß der auf dem Nebelmittel (19) angeordnete Nebelwirkstoff
aus etwa 70 Gew.-% bis 80 Gew.-% pyrotechnischer Masse umfassend roten Phosphor und
etwa 20 Gew.-% bis 30 Gew.-% Bindemittel besteht.
7. Schnellnebelhandgranate nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Anzündzerlegerladung (35) als aktiven Inhaltsstoff
Aluminium und Kaliumperchlorat enthält.