[0001] Die Erfindung betrifft ein Antriebssystem mit einem einseitigen Linearmotor für einen
Aufzug.
[0002] Mit der EP 599 331 ist ein konventionelles Linearmotor-Antriebssystem für Aufzüge
bekanntgeworden, bei dem die Kabine und ein Gegengewicht mittels Seilen über Umlenkrollen
miteinander verbunden und durch mehrere Führungsschienenpaare im Aufzugsschacht geführt
sind. Der Antrieb in Form eines flachen Linearinduktionsmotors (FLIM) ist am Gegengewicht
angebracht. Die Primärelemente mit den Spulen sind im Gegengewicht untergebracht.
Als Sekundärteil dient ein, mit einem leitfähigen Material beschichtetes Band, das
am oberen und unteren Schachtende befestigt ist. Der Sekundärteil ist so angeordnet,
dass er mittig durch das Gegengewicht verläuft.
[0003] Ein solches Antriebssystem erfordert aufgrund der Seilführung mit dem Gegengewicht
einen erheblichen mechanischen Aufwand und einen relativ grossen Platzbedarf im Schacht.
Der flache Linearinduktionsmotor erlaubt nur relativ niedrige Fahrgeschwindigkeiten
und arbeitet mit einem niedrigen Wirkungsgrad. Zudem müssen im Maschinenraum grosse
und teure Frequenzumrichter plaziert werden.
[0004] Mit der DE 41 15 728 ist ein Aufzug mit einem Linearmotor-Antrieb bekanntgeworden,
bei dem die Kabine seillos mittels einem zweiseitigen linearen Permanentmagnet-Synchronmotor
(PM-SLIM) angetrieben wird. Die mit Permanent- oder Elektromagneten versehenen Sekundärelemente
sind an einem Paar flügelförmiger Tragteile befestigt, die an der rechten und linken
Seitenwand der Aufzugskabine angeordnet sind. Die Sekundärelemente sind dabei in vier
Teile unterteilt. Mehrere Primär-Seitenspulen, die ebenfalls in vier Teile unterteilt
sind, sind längs des gesamten Schachtes angebracht. Die Speisung des Antriebs erfolgt
über einen frequenzvariablen Umrichter (ACVF).
[0005] Bei der vorstehend beschriebenen Lösung wird zum Betrieb des Linearmotors eine relativ
hohe elektrische Leistung benötigt. Diese Anordnung der Primär- und Sekundärelemente
benötigt für die Beibehaltung eines konstanten Luftspaltes einen grossen technischen
Aufwand. Zudem ist die beschriebene Linearmotor-Anordnung aufgrund der beidseitigen
Anordnung der Primär- und Sekundärelemente in ihrem Aufbau relativ aufwendig und das
Gewicht der Kabine wird durch das Anbringen der zahlreichen Permanent- oder Elektromagneten
unnötigerweise erhöht. Sicherheitseinrichtungen, beispielsweise für Stromausfall,
sind aufgrund des ACVF-Antriebes nur unter erhöhtem technischen Aufwand realisierbar.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Antriebssystem für Aufzüge der eingangs
genannten Art vorzuschlagen, welches die vorgenannten Nachteile nicht aufweist und
durch einen einfachen mechanischen Aufbau gekennzeichnet ist.
[0007] Diese Aufgabe wird durch die im Patentanspruch 1 gekennzeichnete Erfindung gelöst.
[0008] Die durch die Erfindung erreichten Vorteile sind im wesentlichen darin zu sehen,
dass durch die Verwendung eines Direktantriebs in Form eines kompakten, flachen, einseitigen
Permanentmagnet-Linearsynchronmotors (PM-FLSM) als Aufzugsantrieb der benötigte Energiebedarf
und das Gewicht des Antriebs klein gehalten werden können. Zudem kann im Vergleich
zum flachen Linearinduktionsmotor (FLIM) auf ein Gegengewicht verzichtet werden. Aufgrund
dessen und durch die kompakte Bauweise des Antriebs, insbesondere infolge der Verwendung
von starken Permanentmagneten, können die Abmessungen des Aufzugsschachtes auf ein
Minimum reduziert werden.
[0009] Durch die in den Unteransprüchen aufgeführten Massnahmen sind vorteilhafte Weiterbildungen
und Verbesserungen des im Anspruch 1 angegebenen Antriebssystems für Aufzüge möglich.
Im Vergleich mit dem zweiseitigen linearen Permanentmagnet-Synchronmotor ergeben sich
vereinfachte Montage- und Unterhaltsanforderungen. Durch die Verwendung eines einseitigen,
flachen Permanentmagnet-Synchronmotors verringern sich die Probleme zur Beibehaltung
eines konstanten Luftspaltes. Zur Beibehaltung eines konstanten Luftspaltes wird der
bewegliche Motorteil des einseitigen, flachen Permanentmagnet-Linearsynchronmotors
direkt von den Lagern der Kabine getragen.
[0010] In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt und im folgenden
näher erläutert. Es zeigen:
- Fig.1
- eine schematische Darstellung einer Aufzugsanlage mit einer Kabine mit einem einseitigen,
flachen Permanentmagnet-Linearsynchronmotor-Antrieb,
- Fig.2
- eine Ansicht eines einseitigen, flachen Permanentmagnet-Linearsynchronmotors, und
- Fig.3
- einen Querschnitt durch einen einseitigen, flachen Permanentmagnet-Linearsynchronmotor.
[0011] Fig.1 zeigt eine Aufzugsanlage 1 mit einer Kabine 2 mit einem flachen Permanentmagnet-Linearsynchronmotor-Antrieb
3. Die Hauptmerkmale dieser Aufzugsanlage 1 sind eine kompakte und leichte Antriebsstruktur
sowie das Fehlen des Maschinenraums und des Gegengewichts aufgrund der Verwendung
des Permanentmagnet-Linearsynchronmotor-Direktantriebs 3. Die Kabine 2 ist in einem
Schacht 4 an Führungsschienen 5 mittels Führungsrollen 6 geführt und bedient mehrere
Stockwerke 7.
[0012] Die Kabine 2 ist von einem einseitigen, flachen Permanentmagnet-Linearsynchronmotor
3 (PM-FLSM) angetrieben. Ein Sekundärelement 10 des Linearmotors 3 ist mit Permanentmagneten
11 bestückt und an einer Seite des Schachts 4 befestigt. Ein mit Spulen ausgerüstetes
Primärelement 12 ist an der Aussenseite der Kabine 2 angeordnet. Der bürstenlose,
flache Permanentmagnet-Linearsynchronmotor 3 ist zweiphasig ausgeführt, was eine Reduktion
der magnetischen Kopplung zwischen den Motorphasen zur Folge hat. Durch die Verwendung
von starken Permanentmagneten 11 wie beispielsweise Selten-Erden-Magneten, insbesondere
Neodymium, wird die Effizienz des Permanentmagnet-Linearsynchronmotors 3 erhöht und
das Motorvolumen lässt sich weiter verkleinern, was zu einer kompakten Motorstruktur
führt. Das Primärelement 12 des Linearsynchronmotors 3 bewegt sich mit der Kabine
2 entlang des am Schacht 4 angeordneten Sekundärelements 10. Das Sekundärelement 10
dient in diesem Sinne auch als Führungselement für das an der Kabine 2 angeordnete
und mit Spulen ausgerüstete Primärelement 12. Am Primärelement 12 angeordnete Lagerungen
sorgen für eine Beibehaltung des konstanten Luftspaltes L zwischen dem Primärelement
12 und dem Sekundärelement 10.
[0013] Als weitere Ausführungsvariante kann das mit den Permanentmagneten 11 bestückte Sekundärelement
10 an der Kabine 2 und das Primärelement 12 am Schacht 4 angeordnet sein. Ebenso kann
der Antrieb als dreiphasiger, flacher Permanentmagnet-Linearsynchronmotor 3 ausgeführt
sein.
[0014] Im Vergleich mit einem flachen oder rohrförmigen Linearinduktionsmotor ist bei einem
flachen Permanentmagnet-Linearsynchronmotor 3 die Ausgangsleistung pro Volumeneinheit
aufgrund des erhöhten nutzbaren Flusses wesentlich grösser. Das Gewicht des Permanentmagnet-Linearsynchronmotors
3 kann durch die Verwendung von starken Permanentmagneten 11 zusätzlich verringert
werden und der Wirkungsgrad wird durch das Verkleinern der Joule'schen Wärmeverluste
erhöht. Aufgrund dieser Einsparungen ist der Energieverbrauch des Permanentmagnet-Linearsynchronmotors
3 gegenüber konventioneller Linearmotorantriebe erheblich kleiner.
[0015] Fig.2 und Fig.3 zeigen eine Ansicht und einen Querschnitt des flachen Permanentmagnet-Linearsynchronmotors
3. Das Sekundärelement 10 mit den Permanentmagneten 11 ist an mehreren Punkten mittels
Befestigungselementen 13 mit dem Schacht 4 verbunden. Am Primärelement 12 angeordnete
Lagerungen 14, die ebenfalls direkt mit der Kabine verbunden sind, sorgen für eine
Beibehaltung des konstanten Luftspaltes L zwischen dem Primärelement 12 und dem Sekundärelement
10.
[0016] Der flache Permanentmagnet-Linearsynchronmotor 3 hat für den Antrieb einen Pulsbreitenmodulator
(PWM) mit einem 16-bit (oder 32-bit) Single-Chip Mikroprozessor und einer H-Brücke
mit acht IGBT/MOSFET. Es besteht auch die Möglichkeit, den Permanentmagnet-Linearsynchronantrieb
3 mit einem frequenzgesteuerten Umrichter auszurüsten, der im Generatorbetrieb des
Permanentmagnet-Linearsynchronmotors 3 Energie ins Netz zurückspeisen kann. Besonders
vorteilhaft ist die Netzrückspeisung bei Hochgeschwindigkeitsaufzügen in hohen Gebäuden.
[0017] Auf das Sekundärelement 10 des Permanentmagnet-Linearsynchronmotors 3 werden Hall-Effekt-Sensoren
plaziert, die an die Steuerung Positionssignale in Form von Sinus- und Cosinus-Schwingungen
liefert. Zusammen mit dem frequenzvariablen Antrieb und der Steuerung erzielt diese
Positionsbestimmung auf Basis einer linearen Inkrementalmessung eine sehr hohe Messgenauigkeit,
typischerweise ±0.5mm. Nach einem Stromausfall des Antriebs liefert eine Initialisierungs-Phase
die genauen, absoluten Positionssignale.
[0018] Eine sinusförmige Kommutation in Verbindung mit den von der Initialisierungs-Phase
gelieferten, absoluten Positionssignalen erlaubt die Erzeugung einer glatten, stossfreien
Antriebskraft mit minimen Kraftspitzen für den flachen Permanentmagnet-Linearsynchronmotor
3.
[0019] Im Falle eines plötzlichen Stromausfalls des Permanentmagnet-Linearsynchronmotors
3 können die Spulen des Primärelements 12 in Kurzschlussstellung gebracht werden und
als dynamische Bremse arbeiten. Die in den Kurzschlusswindungen des im Generatorbetrieb
arbeitenden Permanentmagnet-Linearsynchronmotors 3 erzeugte Bremskraft begrenzt die
Absinkgeschwindigkeit der voll belasteten Kabine 2. Beispielsweise bei einer prozentualen
Impedanz der Primärspulen von 5% sollte die Absinkgeschwindigkeit der Kabine 2 nicht
5% der Kabinen-Nenngeschwindigkeit überschreiten. Bei einer Kabinen-Nenngeschwindigkeit
von 6m/s würde dieser Wert aufgrund der Dimensionierung der Spulen des Primärelements
12 auf 0.3m/s limitiert. Diese Anordnung hat den Vorteil, dass bei einem Stromausfall
die Kabine 2 ohne Verwendung von zusätzlichen Notstromaggregaten (bspw. Batterien)
automatisch in das unterste Stockwerk gefahren werden kann.
[0020] Um die Kabine 2 endgültig anzuhalten, kann eine konventionelle Bremse, beispielsweise
eine normale Band- oder Trommelbremse, verwendet werden. Auch hier besteht die Möglichkeit,
die konventionellen Bremsen durch kurze, schmale Linearmotoren zu ersetzen, womit
eine noch kompaktere Struktur der Aufzugsanlage 1 erreicht werden kann.
[0021] Die oben beschriebene Aufzugsanlage 1 mit dem einseitigen, flachen Permanentmagnet-Linearsynchronmotor
3 enthält desweitern die bei Aufzugsanlagen 1 üblichen Sicherheitseinrichtungen (Fangvorrichtung,
Übergeschwindigkeitsdetektor, Endschalter usw.).
1. Antriebssystem mit einem Linearmotor (3) für eine Aufzugsanlage (1), bei der die Kabine
(2) in einem Schacht (4) an Führungsschienen (5) geführt und direkt vom Linearmotor
(3) angetrieben wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Linearmotor (3) als einseitiger, flacher Linearsynchronmotor mit Permanentmagneten
(11) ausgebildet ist.
2. Antriebssystem nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Sekundärelement (10) mechanisch mit der Kabine (2) und ein Primärelement
(12) mechanisch mit dem Schacht (4) verbunden ist.
3. Antriebssystem nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Sekundärelement (10) mechanisch mit dem Schacht (4) und das Primärelement
(12) mechanisch mit der Kabine (2) verbunden ist.
4. Antriebssystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Permanentmagnete (11) des Sekundärelements(10) Selten-Erde-Magnete, insbesondere
aus Neodymium, sind.
5. Antriebssystem nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Permanentmagnet-Linearsynchronmotor (3) für den frequenzvariablen Antrieb
einen Pulsbreitenmodulator (PWM) mit einem Mikroprozessor und einer H-Brücke mit IGBT/MOSFET
aufweist.
6. Antriebssystem nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass auf dem Sekundärelement (10) des Permanentmagnet-Linearsynchronmotors (3) Hall-Effekt-Sensoren
angeordnet sind.