[0001] Funkenstreckenanordnungen stellen unter anderem aufgrund ihres großen Energieableitvermögens
ein bevorzugtes Bauteil für den Überspannungsschutz dar. Speziell bei Funkenstreckenanordnungen,
die im Niederspannungsversorgungssystem installiert sind, kann es bei der Ableitung
einer Überspannung zu einem Netzfolgestrom kommen. Aus diesem Grund ergibt sich für
derartige Geräte die Forderung nach dem Folgestromlöschvermögen. Hierzu sind eine
Vielzahl von Lösungen bekannt, mit denen bei Funkenstrecken ein gewisses Folgestromlöschvermögen
erreicht wird. Der gegenwärtig erreichte Wert liegt bei einigen kA. Da in realen Netzen
der an den Einbauorten auftretende Folgestrom dieses Löschvermögen häufig übersteigt,
sind Schutzeinrichtungen (z.B. Sicherungen) zum Schutz der Funkenstrecke notwendig.
[0002] Die Erfindung, welche sich mit dieser Problematik befaßt, betrifft zunächst ein Verfahren
zur Löschung des Lichtbogens eines Netzfolgestromes in einer stoßstromtragfähigen,
bevorzugt in Niederspannungsversorgungssystemen einzusetzenden Funkenstrecke, wobei
ein Gasstrom etwa quer zur Längsrichtung des Lichtbogens gegen diesen geblasen wird
(Oberbegriff des Anspruches 1). Ein solches Verfahren ist aus DE-OS 29 34 236 bekannt.
Dabei wird ein quer zum Lichtbogen strömender, diesen aber nur von einer Seite her
treffenden Gasstrom erzeugt. Dieser bewirkt zwar eine Ausdehnung des Lichtbogens,
was zur Erhöhung der Bogenfeldstärke und damit zur Förderung des Löschvorganges beiträgt.
Diese Aufweitung des Lichtbogens bedingt entsprechend große geometrische Abmessungen
der Funkenstreckenanordnung. Auch ist dies an bestimmte geometrische Bedingungen für
die Form der Elektroden gebunden. Die hiermit erzielte Kühlung des Lichtbogens ist
allerdings relativ gering, da der Gasstrom das Plasma des Lichtbogens nur von einer
Seite her trifft und im wesentlichen um die Lichtbogensäule herumgeleitet wird. Eine
ähnlich wirkende Funkenstreckenanordnung ist aus DE-OS 29 34 238 bekannt. Mit den
vorbekannten Anordnungen ist eine Stromreduzierung auf ca. die Hälfte des unbeeinflussten
Wertes des Folgestromes erreichbar. Aus DE 566 462 ist ein Druckgasschalter mit druckgasbeblasenen
Elektroden bekannt. Hierbei wird in Axialrichtung einer der Elektroden ein Druckgas
in das Innere einer Kammer geblasen. Nahe der Kammerinnenwand ist ein Rohr angebracht,
wobei zwischen Kammerinnenwand und Rohr ein schmaler Zwischenraum bzw. Trennfuge gebildet
ist. Das Rohr besitzt Durchtrittsöffnungen, durch welche das eingebrachte Gas in die
vorgenannte Trennfuge eintreten kann. Hiermit sollen Kriechstrecken verhindert und
dadurch die Isolierfestigkeit erhöht werden. Eine Anblasung des im Überschlagsfall
gebildeten Lichtbogens findet nicht statt. Die Literaturstelle DE 38 29 650 A1 beschreibt
eine Löschfunkenstrecke, bei der die durch den Überschlag bzw. Lichtbogen gebildeten
heißen Gase mit Hilfe von Löschlöchern und Ausblasöffnungen ausgeblasen werden sollen.
Sämtliche vorgenannten Literaturstellen geben daher keine Anregung gemäß der Aufgabenstellung
und Lösung der vorliegenden Erfindung.
[0003] Die Aufgaben- bzw. Problemstellung der Erfindung besteht demgegenüber darin, ein
Verfahren und eine insbesondere zur Durchführung dieses Verfahrens geeignete Funkenstreckenanordnung
zu schaffen, um eine wesentlich intensivere, d.h. stärker und schneller wirkende Löschung
des Netzfolgestromes zu erreichen. Hiermit soll jeder nach dem Ableitvorgang des Stoßstromes
fließende Netzfolgestrom selbsttätig auf einen so kleinen Restwert begrenzt werden,
daß eine Unterbrechung im nachfolgenden Stromnulldurchgang völlig unproblematisch
ist.
[0004] Zur Lösung dieser Aufgabe ist, ausgehend vom eingangs genannten Oberbegriff des Anspruches
1, zunächst gemäß dem Kennzeichen des Anspruches 1 vorgesehen, daß ein Gasstrom von
allen Seiten her radial gegen den Lichtbogen des Netzfolgestromes geblasen wird und
zwar unter Verwendung eines Löschgases, das von einem Isoliermaterial (Hartgas) der
Funkenstrecke abgegeben wird, wobei diese Anblasung über etwa die gesamte Länge des
Lichtbogens erfolgt. Damit befindet sich der Lichtbogen des Netzfolgestromes konzentrisch
in dem radial von allen Seiten gegen ihn strömenden Gasstrom. Diese konzentrische
Gasströmung erfaßt somit das Plasma des Lichtbogens allseitig und bewirkt nicht nur
eine seitliche Anströmung. Dies hat eine sehr intensive und schnelle Kühlung des Lichtbogens
zur Folge. Durch diese optimale Kühlung des Lichtbogens wird ein für eine effektive
Strombegrenzung notwendiger großer Lichtbogenwiderstand erreicht mit dem Effekt, daß
der noch fließende Reststrom nur etwa 2 - 5% des Betrages des möglichen Kurzschlußstromes
beträgt. Dabei wird die o.g. Kühlwirkung noch durch eine gewisse Druckerhöhung im
Innern der Funkenstrecke und damit im Bereich des Lichtbogens erhöht. Es erfolgt also
selbsttätig eine wesentlich schnellere und dabei auch intensivere Reduzierung des
Netzfolgestromes als beim Stand der Technik. Somit wird im Sinne der Aufgabenstellung
jeder nach dem Ableitvorgang des Stoßstromes fließende Netzfolgestrom selbständig
auf einen Restwert begrenzt der so klein ist, daß seine Unterbrechung im nachfolgenden
Stromnulldurchgang erfolgt. Der Einsatz weiterer strombegrenzender Elemente oder Sicherungen,
die bei vorbekannten Schaltungen vorgesehen sind, entfällt und zwar unabhängig von
der Größe des Kurzschlußstromes bei Einbau in allen vorkommenden Niederspannungsnetzen.
Zur Erreichung der vorgenannten Vorteile trägt noch der nachfolgend erläuterte, ebenfalls
selbsttätig eintretende Effekt bei: Durch das intensive Kühlen des Lichtobgens wird
dessen Feldstärke und damit die Bogenspannung erhöht. Dies hat eine Erhöhung des ohmschen
Widerstandes des Lichtbogens zur Folge. Dies bedeutet, daß der Anteil des ohmschen
Widerstandes in Relation zum induktiven Widerstand hierdurch wesentlich größer wird,
d.h. der Wert des Cos. ρ nähert sich 1. Hiermit wird der bei solchen Funkenstreckenanordnungen
bekannte Einschwingvorgang, bei dem der Stromnulldurchgang und der Spannungsnulldurchgang
aufgrund der dabei vorhandenen Phasenverschiebung nicht zusammenfallen, mit der Erfindung
entweder ganz vermieden oder zumindest in der Amplitude sehr klein und sehr schnell
beendet. Durch das Nullwerden der Spannung über der Funkenstrecke beim Erreichen des
Nulldurchgangs des Stromes werden die günstigsten Bedingungen für die Löschung des
Netzfolgestromes erreicht. Es sind also somit zwei Effekte vorhanden, nämlich die
schnelle Reduzierung des Betrages des Netzfolgestromes und die Reduzierung der wiederkehrenden
Spannung an der Funkenstrecke durch den gemeinsamen Nulldurchgang von Strom und Spannung,
wobei diese Effekte synergistisch zusammenwirken. Die Verwendung eines Löschgases,
das von einem Isoliermaterial (Hartgas) der Funkenstrecke abgegeben wird, macht eine
externe Druckgasquelle, wie sie z.B. bei der o.g. Literaturstelle DE 566 462 erforderlich
ist, überflüssig. Da die Funkenstrecke sowieso ein Isoliermaterial aufweisen muß wird
hiermit weder ein weiteres Bauteil notwendig noch ein zusätzlicher Raum erforderlich.
Beim Funktionsablauf ergibt sich der wesentliche Vorteil, daß das Löschgas zum richtigen
Zeitpunkt und zwar sofort zur Verfügung steht, nämlich wenn der Lichtbogen zündet.
[0005] Anspruch 2 gibt bevorzugte Materialien zur Erzeugung von Löschgas an.
[0006] Gemäß Anspruch 3 kann eine Einstellung des Massendurchsatzes der aus der Funkenstrecke
austretenden erhitzten Gase erfolgen. Der Massendurchsatz bestimmt die Verweilzeit
der erhitzten Gase in der Lichtbogenbrennkammer innerhalb der Funkenstreckenanordnung
und damit auch den Betrag an Wärmemenge, der in der Lichtbogenbrennkammer durch die
Gase aufgenommen wird. Eine Veränderung des Massendurchsatzes kann gemäß Anspruch
5 durch eine Einstellung der Austrittsgeschwindigkeit der aus der Funkenstreckenanordnung
ausströmenden erhitzten Gase erfolgen. Da diese Gase eine sehr hohe Geschwindigkeit
von über 1 Mach haben können ist eine solche Einstellung ferner von Vorteil oder zumindest
zweckmäßig, um die durch eine hohe Ausströmgeschwindigkeit erzeugten Geräusche zu
reduzieren.
[0007] Die bereits erwähnte Funkenstreckenanordnung, die sich insbesondere zur Durchführung
des Verfahrens nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4 eignet, ist zunächst
Gegenstand des Anspruches 5. Der Oberbegriff dieses Anspruches 5, nämlich eine Funkenstreckenanordnung
mit mindestens zwei Elektroden, einem die Elektroden und eine Lichtbogenbrennkammer
umgebenden Gehäuse, einem ein Gas, insbesondere ein Löschgas abgebenden Hartgas und
zumindest einer Austrittsöffnung für das Löschgas ist aus der eingangs bereits erwähnten
Funkenstreckenanordnung gemäß De-OS 29 34 236 bekannt. Dabei sind die Elektroden mittels
eines Isolierstückes auf Abstand gehalten. Eine den Bereich der Bogenentladung umschließende
Kammer ist mit einer zylindrischen umlaufenden Wand aus Isolierstoff (Hartgas) versehen,
der bzw. das unter Wärmeeinwirkung das Löschgas abgibt. Dieser konstruktive Aufbau
ist relativ kompliziert. Er bewirkt lediglich das eingangs erwähnte Wegdrücken des
Lichtbogens aus einem Spalt zwischen den beiden Elektroden. Die ionisierten Gase werden
nach außen geblasen. Wie ebenfalls erwähnt ist nur ein relativ kleiner Energieaustausch
zwischen dem kalten Gas und dem heißen Lichtbogen möglich.
[0008] Unter Vermeidung der Nachteile, die zum o.g. Stand der Technik, insbesondere zu DE-OS
29 34 236 erläutert sind, ist somit bei einer Funkenstreckenanordnung lt. vorstehend
angegebenem Oberbegriff des Anspruches 5 gemäß dessen Kennzeichen zunächst vorgesehen,
daß die Lichtbogenbrennkammer zylindrisch ausgebildet ist, wobei die Elektroden sich
an den beiden stirnseitigen Endbereichen dieses Zylinders befinden und daß die Lichtbogenbrennkammer
innenseitig mit dem Hartgas zumindest soweit ausgekleidet ist, daß das hieraus austretende
Gas über den Umfang des Zylinders verteilt zu dem etwa sich in der Mittellängsachse
des Zylinders befindenden Lichtbogen strömt. Somit ist konstruktiv im Prinzip nur
eine zylindrische Anordnung zu schaffen, bei der das Gehäuse den Zylindermantel bildet
und die Elektroden die stirnseitigen Abschlüsse des Zylinders. Innerhalb des hohlzylindrischen
Gehäuses sind innenseitig die Hartgasteile anzubringen, die gemäß Anspruch 6 bevorzugt
ein hohlzylindrischer, an der Innenseite des Gehäuses angebrachter Zylinder sind.
Schließlich ist noch eine Austrittsöffnung für die erhitzten Gase vorzusehen. Eine
solche Funkenstreckenanordnung ist konstruktiv einfach und robust. Ihr Raumbedarf
ist sehr gering. Auch ist die Anordnung funktionell von Vorteil. Der Lichtbogen des
Netzfolgestromes verläuft geradlinig und zwar etwa in der Mittellängsachse des Zylinders
zwischen den beiden stirnseitig positionierten Elektroden. Das von allen Seiten, d.h.
von der Innenfläche des Hartgas her konzentrisch auf den Lichtbogen strömende Gas
drückt gegen das Plasma des Lichtobgens und kann nicht, wie beim Stand der Technik,
seitlich vom Plasma ausweichen, da dies durch das von den anderen Seiten her zuströmende
Gas verhindert wird. Bei Verwendung eines Hartgases kommt der weitere Vorteil hinzu,
daß die Hitzestrahlung des Lichtbogens in weniger als einer Millisekunde, d.h. im
Mikrosekundenbereich, den Austritt von Gas aus dem Hartgasmaterial und damit dem Beginn
der Löschung des Netzfolgestromes bewirkt. Hiermit ergibt sich ein sehr schnelles
Anwachsen der Bogenspannung und damit eine entsprechend schnelle Strombegrenzung.
Dies wirkt synergistisch mit dem zuvor geschilderten Effekt eines gemeinsamen Nulldurchganges
der Spannungs- und der Stromkurve, und damit der Vermeidung eines Einschwingvorganges
zusammen. Die Löschung des Netzfolgestromes wird ferner dadurch gefördert, daß die
vorgenannten Gase den Druck im Innern der Lichtbogenbrennkammer erhöhen und dies die
Feldstärke und damit die Bogenspannung erhöht, wodurch sich der Netzfolgestrom verkleinert.
[0009] Von Vorteil ist mit der Erfindung ferner, daß sie selbststeuernd ist. Eine wesentliche
Selbststeuerung besteht darin, daß die Menge des durch die Wärmestrahlung des Lichtbogens
erzeugten Löschgase von der jeweiligen Stärke des Lichtbogenstromes abhängt. Hiermit
ergibt sich automatisch, daß ein sehr hoher Lichtbogenstrom die entsprechend notwendige
große Menge an Löschgas freisetzt, während ein demgegenüber kleinerer Lichtbogen eine
entsprechend kleinere Menge an Löschgas aus dem Hartgasmaterial erzeugt. Das Verfahren
und die zugehörige Funkenstreckenanordnung nach der Erfindung schaffen also eine selbsttätige
und stromabhängige Steuerung des Lichtbogenwiderstandes. Hiermit kann man den möglichen,
prospektiven Folgestrom im Netz, insbesondere einem Niederspannungsnetz auf einige
100 A begrenzen. Die Funkenstreckenanordnung schafft sich selbsttätig die günstigsten
Löschbedingungen. Zum anderen ist eine solche Selbststeuerung der bereits vorstehend
beschriebene, durch die Schaffung eines im wesentlichen ohmschen Widerstandes des
Lichtbogens sich ohne besondere Steuerungsmittel ergebende gemeinsame Nulldurchgang
der Spannungs- und der Stromkurve.
[0010] Weitere Vorteile und Merkmale der Erfindung sind sowohl den weiteren Unteransprüchen,
auf deren Inhalt hiermit ausdrücklich Bezug genommen wird, als auch der nachfolgenden
Beschreibung und der zugehörigen, im wesentlichen schematischen Zeichnung von erfindungsgemäßen
Ausführungsmöglichkeiten zu entnehmen. In der Zeichnung zeigt:
- Fig. 1:
- eine Funkenstreckenanordnung nach der Erfindung in einem Längsschnitt gemäß der Linie
I-I in Fig. 2,
- Fig. 2:
- einen Schnitt gemäß der Linie II-II in Fig. 1,
- Fig. 3 und 4:
- im Längsschnitt verschiedene Ausführungsmöglichkeiten der Austrittsöffnung für das
erhitzte Gas,
- Fig. 5:
- in einem Längsschnitt zwei Funkenstreckenanordnungen nach der Erfindung in einem Einbaugehäuse,
- Fig. 6:
- eine Funkenstreckenanordnung nach der Erfindung in einem Einbaugehäuse.
[0011] Die in den Fig. 1 und 2 dargestellte Funkenstreckenanordnung besteht aus einer ersten
Elektrode 1, einer zweiten Elektrode 2, einem bei Erhitzung ein Gas abgebenden Isolierstoffkörper
3 und einem gehäuseartigen Trägerelement 4. Im Überschlagsfall bildet sich zwischen
den beiden Elektroden 1, 2 ein geradlinig verlaufender Lichtbogen 6 aus. Hierzu ist
zwischen diesen beiden Elektroden und innerhalb des Isolierstoffkörpers 3 eine Lichtbogenbrennkammer
5 vorgesehen. Gemäß dem dargestellten Ausführungsbeispiel sind das Trägerelement 4
und der Isolierstoffkörper 3 jeweils hohlzylindrisch ausgebildet. Dabei kann der Isolierstoffkörper
3 als hohlzylindrische Auskleidung der Innenwand des Trägerelementes 4 ausgebildet
sein. Der Isolierstoffkörper 3 besteht bevorzugt aus einem sogenannten Hartgas, d.h.
einem Material, das bei entsprechender Erhitzung ein Löschgas freisetzt. Dies können
beispielsweise POM (Polyoxymethylen) als bevorzugte Ausführungsform, sowie alternativ
auch PMMA (Polymehylenmethacrylat), oder PTFE (Polytetraflourethylen) sein. Die Isolier-
bzw. Hartgaskörper 3 umgibt den hohlzylindrischen Raum in seinem Innern, nämlich die
o.g. Lichtbogenbrennkammer 5. An den Stirnseiten dieser Kammer 5 befinden sich die
Elektroden 1, 2, zwischen denen sich im Überschlagsfall der geradlinige Lichtbogen
6 ausbildet, der somit in der Mittellängsachse A-A dieser Funkenstreckenanordnung
und damit auch in der Mittellängsachse der Lichtbogenbrennkammer 5 verläuft. Die an
die Umgebung abgebende thermische Energie, insbesondere Strahlungswärme des Lichtbogens
6 setzt aus dem Hartgas des Isolierstoffkörpers 3 das Löschgas frei, welches gemäß
den Pfeilen 7 von allen Seiten des hohlzylindrischen Mantels aus Hartgas in die Kammer
5 und dabei radial nach innen gegen das Plasma des Lichtbogens 6 strömt. Somit wird,
wie bereits erwähnt, der für eine effektive Strombegrenzung notwendige hohe Widerstand
des Lichtbogens 6 durch seine hiermit optimierte Kühlung mittels der Gasströmung 7
erreicht. Besonders günstige Kühlbedingungen lassen sich erreichen, wenn ein hierfür
besonders geeignetes Löschgas (siehe hierzu die obigen Beispiele) verwendet wird.
Hierunter fällt auch beispielsweise H
2, SF
6. Es ist ferner ersichtlich, daß die vorteilhafte radiale Beblasung des Lichtbogens
durch das Löschgas durch die hohlzylindrische Gestaltung der Lichtbogenkammer 6 besonders
gefördert wird.
[0012] Die erläuterte rotationssymmetrische Beblasung des Lichtbogens durch das Löschgas
7 erfolgt über die gesamte Länge L des in der Lichtbogenbrennkammer 5 befindlichen
Lichtbogens 6, wobei aufgrund seiner rotationssymmetrischen Anblasung von allen Seiten
her der Lichtbogen zusammengepreßt wird. Da die Strömungsrichtung des kalten Löschgases
in Richtung des Temperaturgradienten im Lichtbogen verläuft, kann das Gas optimal
thermische Energie aus dem Lichtbogen aufnehmen.
[0013] Hierdurch ergibt sich die o.g., optimierte und gegenüber dem Stand der Technik verstärkte
Kühlwirkung. Ein optimaler Energieaustausch läßt sich aus dem vorherrschenden thermodynamischen
Bedingungen ableiten. Es empfiehlt sich ein Verhältnis des Innendurchmesses D der
Lichtbogenbrennkammer 6 zu der o.g. Lichtbogenlänge L von etwa 1 : 3 bis 1 : 5.
[0014] Das durch den Lichtbogen erhitzte Gas strömt durch eine Durchtrittsöffnung 8 der
Elektrode 2 gemäß den Pfeilen 9 nach außen. Die Öffnung 8 ist bevorzugt ebenfalls
hohlzylindrisch ausgebildet und umgibt die Mittellängsachse A-A.
[0015] Es ist ferner eine Fokussierung des Fußpunktes 9 des Lichtbogens 6 an der der Lichtbogenbrennkammer
zugewandten Stirnfläche 10 der Elektrode 1 vorgesehen. Hierzu verläuft das zugehörige
stirnseitige Ende der Lichtbogenbrennkammer 5 etwa gemäß Ziffer 11 abgerundet, wobei
dieser Teil 11 der entsprechenden Stirnfläche des Hartgases gemäß Fig. 1 etwas in
Richtung zum äußeren, in der Zeichnung nicht mehr dargestellten Ende der Elektrode
1 verlagert ist. Somit kann eine Gasströmung 7' über die Randkanten 12 der Elektrode
1 nach innen strömen und die vorgenannte Fokussierung des Fußpunktes 9 etwa in der
Mitte der Stirnfläche 10 bewirken. Hiermit wird auch der Bereich der Randkante 12
vom Lichtbogen freigehalten, so daß dort keine Abbrände erfolgen, welche die Ansprechspannung
der Funkenstrecke nachteilig beeinflussen könnten. Es erfolgt lediglich ein geringer
Abbrand an der Fußpunktstelle 9. Damit und auch durch die nachfolgend erläuterte Positionierung
der Fußpunkte an der Elektrode 2 wird der Verschleiß der aktiven Teile der Funkenstrecke
sehr gering gehalten.
[0016] Der Fußpunkt des Lichtbogens 6 an der gegenüberliegenden Elektrode 2 wandert spiralförmig
(siehe strichpunktierte Linie 13) von der Stelle 14 zur Stelle 14'. Seine Wanderungsgeschwindigkeit
ist relativ hoch, so daß kein störender Abbrand an der Wandung der Austrittsöffnung
8 erfolgt. Somit wird eine unzulässige thermische Belastung auch im Bereich dieser
Austrittsöffnung 8 vermieden. Hierzu empfiehlt sich ein Verhältnis der Länge L2 der
Durchtrittsöffnung 8 zu ihrem Durchmesser D2 von etwa 3 : 1. Somit bleibt der Verschleiß
auch dieser Elektrode 2 sehr klein. Die vorliegende konstruktive Konzeption und auch
der geringe Verschleiß beider Elektroden ergibt den wesentlichen Vorteil, daß hiermit
eine sehr kompakte Funkenstreckenanordnung geschaffen ist, die trotz ihres sehr großen
Folgestromlöschvermögens nur sehr kleine äußere Abmessungen aufweist.
[0017] Das erhitzte Gas steht in der Lichtbogenbrennkammer unter einem sehr hohen Druck,
der die angestrebte Kühlwirkung verstärkt. Das Gas kann beim Ausströmen durch die
Öffnung 8 eine Geschwindigkeit erreichen, die ein Mehrfaches der Schallgeschwindigkeit,
d.h. von 1 mach betragen kann. Mittels Variation des Durchmessers D2 der Durchtrittsöffnung
8 kann man die Verweilzeit der Gase in der Lichtbogenbrennkammer und damit die Bedingungen
des Energieaustausches zwischen Lichtbogen und Löschgas beeinflussen. Die Durchtrittsgeschwindigkeit
der heißen Gase durch die Öffnung 8 kann durch entsprechende Gestaltung des Querschnittes
dieser Öffnung 8 variiert werden. Beispiele hierzu sind den Fig. 3 und 4 zu entnehmen.
Eine kleine Austrittsgeschwindigkeit der erhitzten Gase aus der Öffnung 8 bedingt
einen entsprechend kleinen Massendurchsatz und damit eine hohe Verweilzeit der erhitzten
Gase in der Lichtbogenbrennkammer. Ferner bewirkt der sehr schnell und stark aus der
Lichtbogenbrennkammer 5 in die Öffnung 8 eindringende Gasstrom die bereits erläuterte
Bewegung des Fußpunktes 14 in Richtung zur Ausblasseite 8' der Öffnung 8 und damit
in seine Position 14'. Wird hierbei die Länge des Lichtbogens zu groß, so erlischt
er und es kann eine erneute Zündung im Bereich der Lichtbogenbrennkammer 6 erfolgen,
wenn die Isolationsfähigkeit im Innern der Lichtbogenbrennkammer noch nicht wieder
ihren optimalen Wert erreicht hat.
[0018] Nach einem Löschen des Netzfolgestromes könnte es unter Umständen zu einem Nachstrom
kommen, der aber mit der Erfindung verhindert wird, da das nach dem Verlöschen des
Lichtbogens noch nachströmende Löschgas wirksam das Auftreten eines Nachstromes verhindert.
[0019] Im Beispiel der Fig. 3 ist die Strömungsrichtung 15 der heißen Gase eingezeichnet.
Sie durchsetzt erst die im Querschnitt D1 kleinere Eintrittsfläche der Durchtrittsöffnung
8 und tritt an deren im Querschnitt D2 größeren Austrittsfläche aus. Dies bewirkt
eine Reduzierung der Austrittsgeschwindigkeit gegenüber der Eintrittsgeschwindigkeit
bei D1.
[0020] Auch ist eine Querschnittsform gemäß Fig. 4 möglich. Der aus der Lichtbogenbrennkammer
gemäß Pfeil 15 kommende Strom der erhitzten Gase gelangt zunächst in den sich verengenden
Bereich 8, so daß sich die Geschwindigkeit des Gasstromes bis zu einer Engstelle 8''
hin steigert und damit den Massendurchsatz dort entsprechend erhöht. In dem sich anschließenden
Bereich 8''' vergrößert sich in der Gasströmrichtung 15 dessen Querschnitt. Entsprechend
der Größe des Öffnungswinkels dieses Bereiches 8''' sinkt dann die Durchtrittsgeschwindigkeit
der Gase. Der Effekt dieser Anordnung nach Fig. 4 liegt darin, daß man die verengte
Öffnung 8'' nur so groß wählt, daß die von einem Stoßstrom freigesetzten Gase noch
gerade hindurchgefördert werden können, wobei deren Austrittsgeschwindigkeit aus der
Engstelle 8'' möglichst groß sein soll. Bei der nachfolgenden, vom Netzfolgestrom
bestimmten Phase wünscht man eine größere Verweilzeit der erhitzten Gase in der Lichtbogenbrennkammer
als während der Periode des Stoßstromes. Für diesen Fall wird der Bereich 8'' mit
einem entsprechenden, in Strömungsrichtung sich erweiternden Öffnungswinkel wirksam,
wodurch die Geschwindigkeit der Gasströmung verringert wird, ohne daß der verengte
Durchtrittsquerschnitt 8'' geändert werden müßte. Die unterschiedlichen Durchmesser
D1 beim Eintritt des Gasstromes 15, D2 bei seinem Austritt und schließlich D3 in der
verengten Stelle 8'' der Durchtrittsöffnung 8 sind eingezeichnet.
[0021] Fig. 5 zeigt zwei Funkenstreckenanordnungen F gemäß der Erfindung innerhalb eines
Einbaugehäuses 16, wobei diese Funkenstreckenanordnungen elektrisch in Reihe geschaltet
sind. Die jeweiligen externen Anschlüsse sind mit 17 und eine elektrische Verbindung
zwischen beiden Funkenstreckenanordnungen mit 18 beziffert. Die aus den Funkenstreckenanordnungen
austretenden Gasströme 19 werden durch Öffnungen 20 des Einbaugehäuses nach außen
abgeführt. Eine ähnliche Anordnung, jedoch für nur eine Funkenstreckenanordnung F
ist Fig. 6 zu entnehmen. Es gelten die Bezifferungen gemäß Fig. 5.
[0022] Alle dargestellten und beschriebenene Merkmale, sowie ihre Kombinationen untereinander
sind erfindungswesentlich.
1. Verfahren zur Löschung des Lichtbogens eines Netzfolgestromes einer stoßstromtragfähigen,
bevorzugt in Niederspannungsversorgungssystemen einzusetzenden Funkenstrecke, wobei
ein Gasstrom etwa quer zur Längsrichtung des Lichtbogens gegen diesen geblasen wird,
dadurch gekennzeichnet, daß ein Gasstrom von allen Seiten radial her gegen den Lichtbogen (6) des Netzfolgestromes
geblasen wird, wobei diese Anblasung über etwa die gesamte Länge (L) des Lichtbogens
erfolgt und zwar unter Verwendung eines Löschgases, das von einem Isoliermaterial
(Hartgas) der Funkenstrecke abgegeben wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch die Verwendung von POM (Polyoxymethylen),
oder PMMA (Polymehylenmethacrylat) oder PTFE (Polytetraflourethylen) als Hartgas.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet durch eine Einstellung des Massendurchsatzes
der aus der Funkenstreckenanordnung (F) ausströmenden erhitzten Gase.
4. Verfahren nach Anspruch 3, gekennzeichnet durch eine entsprechende Einstellung der
Austrittsgeschwindigkeit der aus der Funkenstreckenanordnung (F) ausströmenden erhitzten
Gase.
5. Funkenstreckenanordnung mit mindestens zwei Elektroden, einem die Elektroden und eine
Lichtbogenbrennkammer umgebenden Gehäuse, einem ein Gas, insbesondere ein Löschgas
abgebendes Isoliermaterial und zumindest einer Durchtrittsöffnung für das Löschgas,
insbesondere zur Durchführung des Verfahrens nach einem oder mehreren der Ansprüche
1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Lichtbogenbrennkammer (5) zylindrisch ausgebildet ist, wobei die Elektroden
(1, 2) sich an den beiden stirnseitigen Endbereichen dieses Zylinders befinden und
daß die Lichtbogenbrennkammer innenseitig mit dem Isoliermaterial zumindest soweit
ausgekleidet ist, daß das hieraus austretende Gas (7) über den Umfang des Zylinders
verteilt zu dem etwa sich in der Mittellängsachse (A-A) des Zylinders befindenden
Lichtbogen (6) strömt.
6. Funkenstreckenanordnung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Isoliermaterial
ein hohlzylindrischer Körper (5) ist, der zur Mittellängsachse (A-A) des Lichtbogens
(6) konzentrisch ist.
7. Funkenstreckenanordnung nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Länge
(L) der zylindrischen Lichtbogenbrennkammer (5) sich zu deren Durchmesser (D) etwa
wie 3 : 1 bis 5 : 1 verhält.
8. Funkenstreckenanordnung nach einem oder mehreren der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß sich die Auskleidung aus Isoliermaterial über die gesamte Länge (L) des Lichtbogens
(6), der sich zwischen den beiden Elektroden (1, 2) befindet, erstreckt.
9. Funkenstreckenanordnung nach einem oder mehreren der Ansprüche 5 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
daß die Durchtrittsöffnung (8) für die erhitzten Gase sich in einer der Elektroden
(2) befindet.
10. Funkenstreckenanordnung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Durchtrittsöffnung
(8) die betreffende Elektrode (2) in der Axialrichtung (A-A) der Funkenstreckenanordnung
durchsetzt.
11. Funkenstreckenanordnung nach einem oder mehreren der Ansprüche 5 bis 10, gekennzeichnet
durch eine Fokussierung des Fußpunktes (9) des Lichtbogens (6) an der Elektrode (1),
die nicht mit der Durchtrittsöffnung (8) versehen ist.
12. Funkenstreckenanordnung nach einem oder mehreren der Ansprüch 5 bis 11, gekennzeichnet
durch einen Fußpunkt (14) des Lichtbogens (6) an der die Durchtrittsöffnung (8) umgebenden
Innenwand der anderen Elektrode (2).
13. Funkenstreckenanordnung nach einem oder mehreren der Ansprüche 5 bis 12, dadurch gekennzeichnet,
daß sich der Querschnitt der Durchtrittsöffung (8) in der Elektrode (2) zu deren Austrittsseite
(8') hin erweitert.
14. Funkenstreckenanordnung nach einem oder mehreren der Ansprüche 5 bis 12, dadurch gekennzeichnet,
daß in der Strömungsrichtung (15) der Gase sich der Querschnitt der Durchtrittsöffnung
(8) zunächst verringert, sich daran eine Engstelle (8'') anschließt und daß danach
ein Bereich (8''') folgt, der sich von der Engstelle (8'') her bis zum Austritt erweitert.
15. Funkenstreckenanordnung nach einem oder mehreren der Ansprüche 5 bis 14, dadurch gekennzeichnet,
daß zwei Funkenstreckenanordnungen (F) in elektrischer Reihenschaltung in einem gemeinsamen
Einbaugehäuse (16) vorgesehen sind, das Austrittsöffnungen (20) für die aus den Funkenstreckenanordnungen
austretenden erhitzten Gase (19) aufweist.
16. Funkenstreckenanordnung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet,
daß eine einzige Funkenstreckenanordnung (F) in einem Einbaugehäuse (16) vorgesehen
ist, daß ein oder zwei Durchtrittsöffnungen (20) für die aus der Funkenstreckenanordnung
ausströmenden erhitzten Gase (19) aufweist.
17. Funkenstreckenanordnung nach Anspruch 15 oder 16, dadurch gekennzeichnet, daß die
elektrischen Anschlüsse (17) für die Funkenstreckenanordnungen bzw. Funkenstreckenanordnung
aus dem Einbaugehäuse (16) herausgeführt sind.