[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Oberflächenbehandlung von aus Edelstahl
bestehendem, insbesondere bandförmigen Behandlungsgut, bei dem das Behandlungsgut
in mindestens einem Behälter mit einer Beizlösung behandelt und anschließend gespült
wird.
[0002] Edelstähle, dies sind nicht rostende bzw. rostbeständige, legierte Stähle, müssen
zur Erreichung einer optimalen chemischen Beständigkeit eine metallisch saubere Oberfläche
mit geringer Rauhtiefe besitzen. Um diese zu erreichen, müssen die bei der Warmformgebung
bzw. Wärmebehandlung entstandenen Zunderschichten und Anlauffarben entfernt werden,
da dieselben die Ausbildung einer korrosionshemmenden Passivschicht beeinträchtigen.
Auch bei Edelstählen werden die Zunderschichten und Anlauffarben durch einen Beizvorgang
beseitigt. Bei einem solchen Beizvorgang ist jedoch zu berücksichtigen, daß das Grundmetall
gegenüber einem Säureangriff verhältnismäßig beständig ist und daß bei einem stärkeren
Angriff der Säure die Oberfläche nicht gleichmäßig, sondern stellenweise stärker abgetragen
wird. Die vorhandene Zunderschicht haftet auf dem Grundmetall verhältnismäßig stark
und ist daher erheblich schwieriger und nur mit erhöhtem Aufwand zu beseitigen. Weiterhin
ist bei Edelstählen zu berücksichtigen, daß die Zunderschicht neben den Eisenoxiden
auch noch Oxide der Legierungsmetalle und Mischoxide enthält. Ferner ist zu berücksichtigen,
daß für die Beizbarkeit von Edelstählen auch der Gefügezustand, der austenitisch,
ferritisch, martensitisch, austenitisch-ferritisch und ferritisch-martensitisch sein
kann, von Bedeutung ist. Unter Berücksichtigung dieser Umstände wird ein aus Edelstahl
bestehendes Band zunächst durch einen Strahl- und Bürstvorgang mechanisch entzundert.
Anschließend wird das Band, je nach dem Gefügezustand, in mehreren Behältern mit unterschiedlichen
Beizlösungen, wie Schwefel-säure, Flußsäure und Zusätzen ohne Salpetersäure, Mischsäure
(Flußsäure-Salpetersäure-Gemisch) oder in elektrolytischen Bädern von Schwefelsäure
oder Neutralsalzen gebeizt. Nach einer ausreichenden Spülung wird dann das Edelstahlband
passiviert.
[0003] Aufgrund der verwendeten Beizlösungen ist das Beizen von aus Edelstahl bestehendem
Behandlungsgut verhältnismäßig aufwendig. Dies gilt auch für die Aufarbeitung bzw.
Regenerierung von verbrauchten Beizlösungen. Ferner ist zu berücksichtigen, daß bei
der Aufbereitung bzw. Regenerierung der Beizlösungen Schlamm anfällt, der kostbaren
Deponieraum benötigt. Darüberhinaus arbeiten die bisher zum Beizen von Edelstahl eingesetzten
Beizverfahren nicht abwasserfrei.
[0004] Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Oberflächenbehandlung
von aus Edelstahl bestehendem, insbesondere bandförmigem Behandlungsgut aufzuzeigen,
bei dem die mechanische Vorbehandlung entfallen kann, eine verhältnismäßig preiswerte
Säure mit besonders guter Regenerierbarkeit einsetzbar ist und welches abwasserfrei
arbeitet. Dabei soll jedoch sichergestellt sein, daß bei dem Beizverfahren keine Rauhigkeitswerte
von mehr als 3 µm auftreten.
[0005] Zur Lösung dieser Aufgabe wird gemäß der Erfindung bei einem Verfahren der eingangs
beschriebenen Gattung vorgeschlagen, daß als Beizlösung eine Salzsäure als einzige
Säure enthaltende Lösung verwendet und das Behandlungsgut zumindest in mindestens
einem Behälter mindestens einer Spritzbehandlung mit der Salzsäure enthaltenden Beizlösung
unterzogen wird.
[0006] Salzsäure ist zwar als Beizlösung allgemein bekannt, wird jedoch zum Beizen von Edelstahl
bisher nicht eingesetzt. Dies hängt damit zusammen, daß beim Beizen von Edelstahl
mittels Salzsäure die Gefahr der sogenannten Spaltriß- und/ oder interkristallinen
Korrosion besteht, da die entstehenden Flouride normalerweise den Edelstahl angreifen.
[0007] Umfangreiche Versuche haben jedoch ergeben, daß diese Gefahren bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren nicht bestehen. Das Spritzbeizen mit einer ausschließlich Salzsäure als
Säure enthaltenden Lösung hat einen verhältnismäßig hohen Wirkungsgrad. Durch den
Spritzvorgang wird eine besonders glatte Oberfläche des Behandlungsgutes erzielt,
die eine Rauhigkeit von mehr als 3 µm nicht überschreitet. Die ausschließlich Salzsäure
als Säure enthaltende Beizlösung ist verhältnismäßig preiswert, gut regenerierbar
und ermöglicht eine abwasserfreie Oberflächenbehandlung.
[0008] Weitere Merkmale eines Verfahrens gemäß der Erfindung sind in den Ansprüchen 2 bis
14 offenbart.
[0009] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines in einer Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispieles
näher erläutert.
[0010] In dieser Zeichnung ist das Verfahrensschema einer Anlage zur Oberflächenbehandlung
eines aus Edelstahl bestehenden Bandes 1 gezeigt, welches entweder direkt von einer
Walzenstraße zugeführt oder von einem nicht dargestellten Bund abgewickelt wird. Dieses
Band 1 wird im gewählten Ausführungsbeispiel zunächst durch einen Behandlungsbehälter
2 geführt, in dem das Band mittels einer Salzsäure als einzige Säure enthaltenden
Lösung elektrolytisch gebeizt wird. Dabei kann dieses elektrolytische Beizen als eine
Art Vorbeizen bezeichnet werden, so daß eine bisher vorgenommene mechanische Entzunderung
entfallen kann.
[0011] In den Fign. 2 und 3 der Zeichnung ist der Behandlungsbehälter 2 jeweils vergrößert,
jedoch ebenfalls nur schematisch dargestellt. Gemäß der Fig. 2 der Zeichnung besteht
der Behandlungsbehälter 2 aus mehreren hintereinander ausgebildeten Abteilen bzw.
Elektrolysezellen 3 mit den einzelnen Elektroden 4. Dabei bilden die einzelnen Elektroden
4 in den aufeinanderfolgenden Elektrolysezellen 3 jeweils abwechselnd die Anode und
die Kathode, während das Band 1 dann in den entsprechenden Elektrolysezellen 3 ebenfalls
abwechselnd die Kathode und die Anode ist, d.h., hier findet ein wechselweises kathodisches
und anodisches Beizen statt. Über einen an sich bekannten Polumschalter bzw. Polwendeschalter
kann bedarfsweise die Polarität der Elektroden 4 der aufeinanderfolgenden Abteile
bzw. Elektrolysezellen 3 in verhältnismäßig kurzen Zeiträumen, beispielsweise innerhalb
von 1 bis 2 Sekunden, geändert werden.
[0012] Die Fig. 3 der Zeichnung zeigt den Behandlungsbehälter 2, bei dem das Beizen mit
dem sogenannten Mittelleiterverfahren erfolgt. Hier ist der Behandlungsbehälter 2
ebenfalls in einzelne Elektrolysezellen 3 bzw. Abteile mit wechselseitiger Anordnung
der Kathoden und Anoden unterteilt. Auch dies führt dazu, daß das Stahlband 1 beim
Durchzug einem wiederholten Wechsel der Polarität unterliegt, wodurch die Wasserstoffbeladung
und die damit verbundene Beizsprödigkeit vermieden werden. Das Freiwerden von Chlorgasen
wird durch die wechselnde Polarität der Elektroden vermieden.
[0013] Der Behandlungsbehälter 2 ist sowohl bei der Ausgestaltung nach der Fig. 2 als auch
nach der Fig. 3 mit einer Beizlösung gefüllt, die ausschließlich Salzsäure als Säure
enthält, wobei die Beizlösung etwa 70 - 140 Gramm, vorteilhaft etwa 90 - 120 Gramm,
freie Salzsäure pro Liter Beizlösung enthält. Die Temperatur der Beizlösung beträgt
etwa 50 - 95°C, vorteilhaft etwa 70 - 85°C. Die Stromdichte beträgt bei der elektrolytischen
Behandlung etwa 3 bis 40 A/dm
2, vorteilhaft etwa 20 A/dm
2. Die als Elektrolyt wirkende Beizlösung sollte einen Eisenchloridgehalt von etwa
30 - 200 Gramm pro Liter aufweisen.
[0014] Im Anschluß an den Behandlungsbehälter 2 gelangt das Stahlband 1 in einen weiteren
Behandlungsbehälter 5, der als Tauchbeizbehälter ausgebildet ist und der ebenfalls
eine ausschließlich Salzsäure enthaltende Beizlösung aufnimmt. Hier ist es vorteilhaft,
wenn die Beizlösung im Gegenstrom zur Bewegungsrichtung des Stahlbandes 1 geführt
wird. Auch in diesem Behandlungsbehälter 5 weist die Beizlösung in etwa die gleiche
Konzentration und die gleiche Temperatur wie im Behandlungsbehälter 2 auf. Bedarfsweise
kann zwischen dem Behandlungsbehälter 2 und dem Behandlungsbehälter 5 ein nicht dargestellter
Behandlungsbehälter angeordnet sein, der als sogenannter Spritzbehandlungsbehälter
6 ausgebildet ist, wie er im vorliegenden Fall dem Behandlungsbehälter 5 nachgeordnet
ist.
[0015] In dem dem Behandlungsbehälter 5 nachgeordneten Behandlungsbehälter 6 wird das Stahlband
1 mittels einer ebenfalls ausschließlich Salzsäure enthaltenden Beizlösung unter Druck
bespritzt. Auch die hier aufgespritzte Beizlösung ist mit den Beizlösungen der Behandlungsbehälter
2 und 5 identisch.
[0016] Im Anschluß an den Behandlungsbehälter 6 gelangt das Stahlband 1 zu einem Spülbehälter
7, in dem alle noch auf dem Stahlband 1 befindlichen Restchloride entfernt werden.
In dem Spülbehälter 7 wird in vorteilhafter Weise voll entsalztes Wasser verwendet.
Der Spülbehälter 7 kann entweder als Tauch- und/oder Spritzbehälter ausgebildet sein.
[0017] Im Anschluß an den Spülbehälter 7 wird dann das Stahlband 1 noch durch eine Passivierungsanlage
8 geführt, in der vorzugsweise Wasserstoffperoxid aufgebracht wird. Danach muß das
Stahlband 1 nur noch getrocknet werden.
[0018] In Abänderung des erläuterten Ausführungsbeispieles ist es möglich, nur eine Spritzbehandlung
des Stahlbandes 1 in mindestens einem Behälter 6 durchzuführen. Dabei kann diese Spritzbehandlung
zusätzlich entweder nur mit einer Tauchbehandlung oder nur einer elektrolytischen
Behandlung kombiniert werden. Bedarfsweise kann nach der Spritzbehandlung gemäß dem
erläuterten Ausführungsbeispiel noch eine weitere Tauchbehandlung erfolgen, wobei
sich an dieselbe dann eine weitere Spritzbehandlung anschließen kann.
1. Verfahren zur Oberflächenbehandlung von aus Edelstahl bestehendem, insbesondere bandförmigen
Behandlungsgut, bei dem das Behandlungsgut in mindestens einem Behälter mit einer
Beizlösung behandelt und anschließend gespült wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Beizlösung eine Salzsäure als einzige Säure enthaltende Lösung verwendet und
das Behandlungsgut zumindest in mindestens einem Behälter mindestens einer Spritzbehandlung
mit der Salzsäure enthaltenden Beizlösung unterzogen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Behandlungsgut vor der Spritzbehandlung elektrolytisch behandelt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Behandlungsgut in einem Behälter zwischen sich weitgehend als Anoden und Kathoden
abwechselnden Elektrodenpaaren behandelt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die dem Behandlungsgut zugeordneten Elektrodenpaare in verhältnismäßig kurzen
Zeitabständen umgepolt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 3 und/oder 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die dem Behandlungsgut zugeordneten Elektroden über das sogenannte Mittelleiterverfahren
mit Gleichstrom beaufschlagt werden.
6. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 3 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die den Elektrolyt bildende Beizlösung etwa 30 bis 200 Gramm Eisenchlorid pro
Liter Beizlösung enthält.
7. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Behandlungsgut vor und/oder nach der Spritzbehandlung mindestens einer Tauchbehandlung
unterzogen wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei der Tauchbehandlung des Behandlungsgutes die Beizlösung zumindest weitgehend
im Gegenstrom geführt wird.
9. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Beizlösung etwa 70 bis 140 Gramm freie Salzsäure pro Liter Beizlösung enthält.
10. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Beizlösung eine Temperatur von etwa 50 bis 90°C aufweist.
11. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 2 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß das elektrolytische Beizen mit einer Stromdichte von etwa 3 bis 40 A/dm2 durchgeführt wird.
12. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß die sich an den letzten Beizbehälter anschließende Spülung des Behandlungsgutes
mit voll entsalztem Wasser durchgeführt wird.
13. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 12,
dadurch gekennzeichnet,
daß sich an die Spülung des Behandlungsgutes eine Passivierung anschließt.
14. Verfahren nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Passivierung des Behandlungsgutes vorzugsweise mit Wasserstoffperoxid durchgeführt
wird.