[0001] Die Erfindung betrifft hochschrumpfende Polyamidfasern, ein Verfahren zu deren Herstellung
und deren Verwendung zur Herstellung von Garnen.
[0002] Von Polyamidfasern wird für gewisse Anwendungen ein hoher Schrumpf gewünscht. Diese
hochschrumpfenden Fasertypen werden bis zu 40 % normal schrumpfenden Fasern zugemischt,
um eine Verdichtung von Filzen oder Vliesen durch Schrumpfen zu ermöglichen oder um
bauschige Fasern für den Stricksektor, für voluminöse Gewebe für die Damen- und Herrenbekleidung
sowie textile Bodenbeläge und schlussendlich optimaler Strumpfgarne zu erzielen (B.
Von Falkai (Herausg.), Synthesefasern, Verlag Chemie (1981), S. 129).
[0003] Bei den teilkristallinen Synthesefasern, die normalerweise aus Homopolymerisaten
hergestellt sind, ergeben sich beim Herstellen von hochschrumpfenden Fasern in Abhängigkeit
des gewählten Polymeren unterschiedliche Probleme.
[0004] Als bekannt kann vorausgesetzt werden, dass nach dem Streckprozess ein unbehandelter
Polyamidfaden die Tendenz des starken Schrumpfens zeigt, sobald er mit Wasser in Berührung
kommt. Diese Schrumpfung beträgt max. 12-14 % (Klare, H. Fritsche, E. und Gröbe, U.:
Synthetische Fasern aus Polyamiden, Berlin, Akademie-Verlag (1963), S. 328).
[0005] Das Herstellen von hochschrumpfenden Fasern wie auch Folien kann in vier Prozesseinheiten
gegliedert werden
- physikalische Methoden
- Co-Polyamide
- Legierungen
- Bikomponenten-Fasern
[0006] Vollständigkeitshalber sei noch erwähnt, dass das Herstellen von Filamenten und Garnen
mit hohem Bausch bzw. Volumen vorteilhaft in Zusammenhang mit hochschrumpfenden Materialien
gesehen wird.
- Physikalische Methoden
Zur Herstellung von hochschrumpfenden Fasern wie auch Folien basierend auf physikalischen
Methoden werden zusammenfassend drei Ziele verfolgt.
Zum einen werden teilfixierte Polyamidgarne beschrieben, welche es erlauben haltbare
Wickel herzustellen (AT-PS-243137).
Es ist die Rede von kaltgereckten PA-Fäden, bei welchen das Schrumpfverhalten in Abhängigkeit
von der Schrumpftemperatur für verschiedene Erhitzungsgeschwindigkeiten beschrieben
wird.
Dabei nimmt die hohe Schrumpfbarkeit bei raschem Erhitzen nach vorhergehendem Tempern
der gereckten Fäden ab (Schutze-Gebhardt und Müller, Faserforschung und Textiltechnik
23, Heft 6, (1972), 247).
Maximaler Schrumpf nach Tempern von gereckten Polyamid 6
Temperbedingung |
Temperzeit Min. |
% Maximalschrumpf bei raschem Erhitzen auf 200 °C |
Silikonöl, 200°C |
0 |
52,7 |
1 |
42,0 |
Probenlänge |
2 |
34,5 |
konstant |
3 |
23,7 |
ges. Wasserdampf 105 °C (techn. thermofixiert) |
|
25,7 |
Silikonöl (22-199 °C) Heizrate 6,5 grd/min. Probe um 15 % frei geschrumpft |
27 |
1,0 |
Diese äusserst interessanten Ergebnisse sind jedoch nur mit sehr grossem Aufwand in
der Praxis zu realisieren.
Schlussendlich werden Verfahren und Vorrichtungen zur Herstellung von schrumpffähig
verstreckten Schläuchen und Folien aus thermoplastischen Kunststoffen wie PA 12 und
Co-Polyamiden Basis PA-66/6 angesprochen (CH-PS-543 366, US-PS-4 431 705, US-PS-4
467 084).
- Co-Polyamide
Fasern aus Co-Polyamiden sind wohl in der Patentliteratur beschrieben, doch bei denen
im wesentlichen erwähnten ternären Produkten wird die Wärmeformbeständigkeit durch
Verwendung von Terephthalsäure verbessert (GB-PS-1 249 730, DE-OS-26 51 534, US-PS-4
238 603). Eine zweite Entwicklungstendenz geht dahin, dass Produkte mit 2-Methylpentamethylendiamin
formuliert werden (WO 92/08754, WO 92/10525).
- Legierungen
Verschiedentlich werden auch Co-Polyamid-Legierungen beschrieben (DE-PS-1 435 620,
Derwent-Abstracts zu JP-A-118959 und JP-A-069076) beschrieben, welche im Schrumpfvermögen
differenzieren, wie
PA 66 / 5-30 % Co-Polyamid PA 66 / 6 IPS
12 T / Co-PA 12 T (TH) TH = Hexahydroterephthalamid
PA 6 / Co-PA wie 6 / 6,10
Als bekannt kann vorausgesetzt werden, dass das Schrumpfvermögen von Fasern aus PA-Legierungen
gegenüber einem Homopolymeren nicht wesentlich erhöht werden kann (Kochschrumpf 7,2
- > 10,8 %).
Zusätzlich werden unverträgliche Legierungskomponenten aufgezeigt, bei welchen das
Auslösen des Schrumpfens durch spezielle Lösungsmittel erfolgt (DE-OS-28 09 346).
Auch kann beim Herstellen von Polyamid 66 POY-Garn durch Zugabe von Caprolactam oder
dem Salz bestehend aus 2 Methylpentamethylendiamin und Adipinsäure der Strecktexturierprozess
verbessert werden (US-PS-5 137 666).
Ferner sind zum Herstellen von thermoplastischen flexiblen Filmen Legierungen bestehend
aus zwei Copolyamiden wie PA 6/12 und 6I / 6T zitiert (US-PS-5 053 259).
- Bikomponentenfasern
Bikomponentenfasern, womit vorzugsweise die Seite-an-Seite und Kern/Mantel-Typen basierend
auf Polyamid angesprochen sind, waren in den vergangenen Jahren Ausgangspunkt für
viele Patentschriften. Der Aufbau dieser Fasern fundiert vorzugsweise auf Homopolyamiden
wie PA6, 11, 12, 66, 6.10, 6.12 und B-ACHM 12 und Co-Polyamiden (DE-AS-1 435 623,
DE-PS-14 69 155, JP-A-053833, DE-AS-16 69 436, Derwent-Abstract zu JP-A-058010, -
DE-OS-2 338 286, US-PS-3 901 989, DE-OS-2 406 491, US-PS-3 817 823, CH-PS-581 708,
DE-OS-28 48 897, US-PS-4 521 484).
6 / 6.12
6 / HMD. Dimersäure
6 / 66 / 6T
6 / 66 / 6.10
6 / 66 / 6.12
66 / 6.10
66 / HMD-Dimersäure
66 / Ätherdiamin · 6
66 / 6 IPS /6 TPS
66 / 6T /6.10
66 / 6T /6.12
B-ACHM · 12 / B-ACHM · IPS
Als bekannte Nachteile dieser Verfahren sind hohe Investitionskosten für eine Produktionsmaschine
sowie teilweise teure Rohstoffe zu nennen.
[0007] Aufgabe der Erfindung war es deshalb, preisgünstige hochschrumpfende färbbare PA-Fasern
zu entwickeln, welche unter Verwendung der konventionellen Spinn- und Strecktechnologie
hergestellt und aus welchen Garne, insbesondere Hochbausch-Teppichgarne und Strumpfgarne
gefertigt werden können.
[0008] Gelöst wird diese Aufgabe durch die hochschrumpfenden Polyamidfasern gemäß Anspruch
1 sowie das Verfahren gemäß Anspruch 3. Vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich
aus den Unteransprüchen.
[0009] Die Fasern werden unter Verwendung von Co-Polyamiden aus gewinkelten Monomeren synthetisiert
und einem modifizierten Krimp-Prozess unterworfen, der sich dadurch auszeichnet, daß
das Kräuseln mit geringer Kabelfeuchte geschieht.
[0010] Erfindungsgemäß werden Co-Polyamide unter Verwendung der folgenden Monomerbausteine
synthetisiert: Isophorondiamin, Hexamethylendiamin, meta-Xylylendiamin, Isopthalsäure
oder Adipinsäure, wobei mindestens einer der Monomerbausteine gewinkelt sein muß.
Bevorzugte Kombinationen sind:

[0011] Die relativ höchsten Schrumpfwerte können dabei mit den Co-Polyamiden, welche die
gewinkelten Monomereinheiten Isophorondiamin und Adipinsäure aufweisen, erhalten werden.
[0012] Die Zusammensetzung der hochschrumpfenden Polyamidfasern ist 80-95 Gew.% ε-Caprolactam
und 5-20 Gew.% Comonomere aus den oben genannten Monomerbausteinen.
[0013] Besonders bevorzugte Zusammensetzungen sind (Prozentangaben = Gewichtsprozent):
|
1. Komponente |
2. Komponente |
1 |
95 % Capro + |
5% HMD und IPS |
2 |
90 % Capro + |
10% HMD und IPS |
3 |
85 % Capro + |
15% HMD und IPS |
4 |
95 % Capro + |
5% MXD und APS |
5 |
90% Capro + |
10% MXD und APS |
6 |
95% Capro + |
5% IPD und APS |
7 |
90 % Capro + |
10% IPD und APS |
8 |
85% Capro + |
15% IPD und APS |
[0014] Die Co-Monomeranteile der zweiten Komponente werden in annähernd stöchiometrischem
Verhältnis dem Caprolactam zugegeben, wobei aus technischen Gründen die Verwendung
eines leichten Überschußes an Diamin bevorzugt ist.
Erklärung der verwendeten Abkürzungen:
Capro = ε-Caprolactam |
MXD = meta-Xylylendiamin |
HMD = Hexamethylendiamin |
APS = Adipinsäure |
IPS = Isophthalsäure |
IPD = Isophorondiamin |
[0015] Die erfindungsgemäßen Polyamidfasern zeichnen sich dadurch aus, daß der Thermoschrumpf
über 15% beträgt.
[0016] Die erfindungsgemäßen Fasern lassen sich durch ein Verfahren herstellen, bei dem
in an sich bekannter Weise Filamente hergestellt werden durch Aufschmelzen der Monomeren
in einem Extruder, Austritt der Schmelze aus einer Spinndüse, Verspinnen der erhaltenen
Filamente zur Fasern, Verstrecken, Dämpfen, Kräuseln und Schneiden der Fasern, wobei
die Kräuselung mittels eines Krimpers durch Stauchkräuselung erreicht wird und für
die Kühlung der Krimper-Einzugswalzen und -Stauchkammer eine Trockeneiskühlung verwendet
wird. Die Trockeneiskühlung hat den Vorteil, daß die Fasern nicht feucht werden und
eine vorzeitige Schrumpfung vermieden wird.
[0017] Die Erfindung wird weiter durch die nachfolgenden ausführlichen Beispiele erläutert.
Beispiele
1) Polymerisation
[0018] Die Copolyamide wurden im Technikumsmassstab mit einem Versuchsautoklaven, welcher
einen Volumeninhalt von 130 l aufweist, hergestellt. Die Ansatzmenge je Variante betrug
40 kg. Die Lösungsviskosität der verschiedenen Copolyamidvarianten in 0,5 % m-Kresol
ergab Werte im Bereich von 1,93 bis 2,08.
Tabelle 1
Zusammensetzung der Copolyamide (% = Gew.-%) |
|
1. Komponente |
2. Komponente |
1 |
95 % Capro + |
5% HMD und IPS |
2 |
90 % Capro + |
10% HMD und IPS |
3 |
85 % Capro + |
15% HMD und IPS |
4 |
95 % Capro + |
5% MXD und APS |
5 |
90% Capro + |
10% MXD und APS |
6 |
95% Capro + |
5% IPD und APS |
7 |
90 % Capro + |
10% IPD und APS |
8 |
85% Capro + |
15% IPD und APS |
[0019] Die Co-Monomeranteile der zweiten Komponente wurden in annähernd stöchiometrischem
Verhältnis dem Caprolactam zugegeben.
[0020] Die physikalischen Kerngrössen der unterschiedlichen Capolyamide werden im Vergleich
zu konventionellen Polyamid 6-Typen (A30 und A34), welche sich durch einen unterschiedlichen
Polymerisationsgrad auszeichnen, in Tabelle 2 zusammengestellt.

[0021] Die Bestimmung von den Schmelzpunkten und der spezifischen Schmelzenthalpie der untersuchten
Polyamide und Copolyamide wurde mit Hilfe des Wärmestrom DSC (Differential Scanning
Calorimetrie) Gerätes TC 11 der Firma Mettler durchgeführt.
[0022] Dazu wurden die Polyamid-und Copolyamidproben zweimal mit einer Heizrate von 10K/min
geregelt aufgeheizt und dazwischen mit 5K/min gleichmässig abgekühlt.
[0023] Mit der folgenden mathematischen Beziehung kann die Kristallinität der Probe berechnet
werden.
▲Hprobe = Schmelzenthalpie von der Probe [J/g]
▲HKrist. = Schmelzenthalpie von 100% Kristallinem Polymer [J/g]
[0024] Die Schmelzenthalpie für 100% kristallines PA 6 ist in der Literatur mit 26,0 kJ/mol,
das entspricht 229,9 J/g, angegeben (Journal of Polymer Science, Part-B, Polymer Physics,
Vol.28, Number 10, Seiten 2271-2290, 1990)
[0025] Zu erwähnen ist noch, dass bei den Copolyamiden mit 15 % Co- Monomerenanteil eine
starke Zunahme der Schmelzviskosität zu beobachten ist. - Demnach wurde die Polymerenschmelze
beim Spinnprozess 0,1 % Pesoftal UK®, ein Gleitmittel auf Basis eines Amidwachses,
der Firma BAYER, beigemengt.
2) Spinnen der Fasern
[0026] Mit einem Einschneckenextruder mit 2-Zonen Heizung und konisch genuteter Einzugszone
wird das Polymere eingezogen, plastifiziert und der nötige Druck aufgebaut, um die
am Extruder angeflanschte Spinnpumpe mit der erforderlichen Schmelzmenge zu versorgen.
Die Schnecke besitzt einen Durchmesser von 39,8 mm und ein L/D-Verhältnis von 15.
Die Spinnpumpe, eine Zahnradpumpe der Firma BARMAG mit einem Durchsatz von 6 cm
3/Umdrehung erzeugt den nötigen Druck, um die Schmelze pulsationsfrei durch den beheizten
Spinnkasten und durch die Kapillaren der Spinndüse hindurchzufördern.
[0027] Nach dem Austritt der Schmelze aus der Spinndüse fallen die Filamente durch einen
ca. 1,5 m langen Querstrom-Anblasschacht. In diesem wurden bei allen Spinnversuchen
die Filamente mit Luft von 20°C und einem Druck von 20 mm WS angeblasen.
[0028] Im darauffolgenden ca. 4 m langen Fallschacht kühlen die Filamente weiter ab und
nach Verlassen des Fallschachtes wird mit einer Präparationswalze die Spinnpräparation
auf die Filamente aufgebracht. Anschliessend werden die gesponnenen Filamente zu einem
Faden zusammengeführt, mit 2 Galetten abgezogen und mit einem Wickler auf eine Spule
aufgespult.
[0029] Damit die hergestellten Fasern das gewünschte halbmatte Aussehen, welches für Teppichfasern
üblich ist, bekommen, wurden alle verwendeten Granulatvarianten mit den folgenden
Zusätzen angerollt:
- 0.01%
- Baysilon®, ein flüssiges Polydimethylsiloxan der Firma BAYER
- 0.01%
- Tween 20®, ein ethoxylierter Sorbitanmonolaurat der Firma ICI
- 0.30%
- Kronos AVF 9009®, ein Titandioxid der Firma KRONOS.
[0030] Die durchgeführten Spinnversuche mit den dazugehörigen Einstellparametern zum Herstellen
einer 11,0 dtex Copolyamid-Hochschrumpffaser zeigt Tabelle 3.

Berechnung des Vorverzuges
[0031] Der Vorverzug VV ist das Verhältnis zwischen Spritzgeschwindigkeit und Abzugsgeschwindigkeit

wobei die Spritzgeschwindigkeit vspr. die Austrittsgeschwindigkeit der Schmelze aus
der Spinndüse in m/min darstellt
- m*
- = Spinnpumpendurchsatz [g/min]
- dD
- = Düsenlochdurchmesser [cm]
- ρs
- = Dichte bei Schmelzetemperatur [g/cm3]
- z
- = Lochzahl der Spinndüse
[0032] Für die Dichte ρ
S wurde für die Berechnung von vspr. die Feststoffdichte von Polyamid 6 (ρ (PA) = 1,14
g/cm
3) eingesetzt.
[0033] Der dadurch entstandene Fehler hat für die durchgeführten Versuche keine Konsequenz,
da die Ergebnisse nur untereinander verglichen und nicht als Absolutwerte verwendet
wurden.
[0034] Als bekannt kann vorausgesetzt werden, dass der Verzug zur Herstellung von HS-Polyamidfasern
einen äusserst kleinen Einfluss auf den Faserschrumpf ausübt, im Vergleich zu Polyester.
3) Strecken der Fasern
[0035] Zur Verbesserung der textilen Eigenschaften wurden jeweils 6 Spinnspulen zusammen
auf der Faserstrasse der Firma NEUMAG verstreckt. Die Faserstrasse setzt sich aus
Rollengang, Netztrog, Streckwerk 1 (S1), Dampfkanal, Streckwerk 2 (S2) und Streckwerk
3 (S3) zusammen.
[0036] Bei den Streckwerten handelt es sich um 7-Walzen-Streckwerke, wobei Streckwerk 1
mit Wasser und Streckwerk 2 und 3 mit Dampf beheizt werden. Die verstreckten Filamente
werden anschliessend mit einem Wickler vom Typ DS 34 Z von DIETZE & SCHELL aufgespult.
[0037] Die Spinnkabel wurden nun unter Verwendung der folgenden Grundeinstellung
Streckgeschwindigkeit = 120 m/min
Strecktemperatur (S1/S2/S3) = 50°C/kalt/kalt/ ohne Dampfkanal
gestreckt, wobei die gewählten Streckverhältnisse für die verschiedenen Varianten
in der Tabelle 4 dargestellt sind.
Tabelle 4
Streckverhältnisse der unterschiedlichen Versuche |
Var. |
Spinngut |
Streckverhältnis 1) S2 / S1 |
|
PA6, A30 |
2,3 - 3,0 - 3,7 |
|
PA6, A34 |
2,3 - 3,0 - 3,55 |
1 a-b-c-d-e |
95%Capro + 5% HMD u. IPS |
2,5 - 3,0 - 3,5 - 3,7 - 4,0 |
2 a-b-c-d-e |
90% Capro + 10% HMD u. IPS |
2,1 - 2,3 - 2,5 - 2,8 - 3,0 |
3 a-b-c |
85% Capro + 15% HMD u. IPS |
1,4 - 1,6 - 1,83) |
4 a-b-c-d |
95% Capro + 5% MXD u. APS |
2,5 - 3,0 - 3,3 - 3,5 |
5 a-b-c |
90% Capro + 10% MXD u. APS |
2,1 - 2,3 - 2,45 |
6 a-b-c-d |
95% Capro + 5% IPD u. APS |
2,5 - 3,0 - 3,5 - 3,7 |
7 a-b-c-d |
90% Capro + 10% IPD u. APS |
2,1 - 2,3 - 2,5 - 2,6 |
8 a-b-c |
85% Capro + 15% IPD u. APS |
1,4 - 1,6 - 1,83) |
1) Das letzte Streckverhältnis der jeweiligen Variante ist das maximal mögliche Streckverhältnis,
d.h. kurz vor dem Faserbruch. |
2) Es sind nur die Streckverhältnisse zwischen Streckwerk 1 und 2 (S2 / S1) angegeben.
Das Streckverhältnis S3/S2 ist bei allen Versuchen konstant und beträgt 1,01. |
3) aus anlagetechnischen Gründen konnten diese kleinen Streckverhältnisse nur zwischen
Streckwerk 2 und 3 gefahren werden. |
4) Kräuseln und Schneiden der Fasern
[0038] Für die spätere Garnherstellung ist es notwendig, dass die Fasern eine Kräuselung
besitzen. Diese Kräuselung wurde mit einem Krimper hergestellt, der nach dem Prinzip
der Stauchkräuselung arbeitet. Für die Kühlung der Einzugswalzen und der Stauchkammer
wurde eine Trockeneiskühlung entwickelt, da die Fasern unter keinen Umständen mit
Wasser in Berührung kommen dürfen, da sonst bereits bei der Herstellung der Schrumpf
ausgelöst wird. Versuche haben ergeben, dass der verbleibende Koch-Schrumpf durch
blosses Eintauchen der verstreckten Fasern in kaltes Wasser (ca. 20°C) mit anschliessendem
trocknen an Luft (Raumtemperatur) um ca. 20% kleiner ist, als der Anfangsschrumpf.
[0039] Die gekräuselten Fasern wurden mit der GRU-GRU Stapelschneidmaschine der Firma NEUMAG
zu Stapelfasern mit einer Schnittlänge von 80 mm geschnitten.
5) Physikalische Kenndaten der unterschiedlichen Filamente
[0041] Die Tabelle 6 beinhaltet physikalische Kenndaten von ausgewählten Co-Polyamid-Filamenten
vor und nach dem Kräuselprozess.
Tabelle 6
Faserdaten, der für die Garnherstellung verwendeten HS-Fasern (Spinnpräparation 8%ige
Lösung, Synthesin W®, Vorverzug = 79, ohne Dampfkanal, Streckgeschwindigkeit S3 =
120m/min, Strecktemp. = 50/kalt/kalt, Trockeneiskühlung, keine Endavivage) Wenn keine
anderen Angaben gemacht werden, erfolgt die Probenlagerung über P2O5) |
Variante |
9 |
10 |
Materialtyp |
90% Capro + 10% HMD u. IPS |
90% Capro + 10% IPD u. APS |
Steckverhältnis S2/S11) |
2,7 |
2,2 |
glatte Fasern, d.h. nur verstreckt |
Titer |
[dtex] |
10,9 |
12,7 |
Titer CV |
[%] |
18,3 |
21,0 |
Festigkeit |
[cN/dtex] |
4,6 |
4,8 |
Dehnung |
[%] |
68,7 |
71,2 |
Koch-Schrumpf (Prüfverfahren I) |
[%] |
28,1 ± 1,8 |
24,6 ± 2,4 |
Koch-Schrumpf (Prüfverfahren II) |
[%] |
25,7 ± 1,3 |
24,5 ± 1,1 |
Koch-Schrumpf (gelagert in Normklima) (Prüfverfahren I) |
[%] |
25,1 ± 2,0 |
23,5 ± 1,9 |
Koch-Schrumpf (gelagert in Normklima) (Prüfverfahren II) |
[%] |
22,8 ± 1,6 |
22,2 ± 1,5 |
gekräuselte Fasern |
Titer |
[dtex] |
12,0 |
12,8 |
Titer CV |
[%] |
21,7 |
23,1 |
Festigkeit |
[cN/dtex] |
4,2 |
3,9 |
Dehnung |
[%] |
78,3 |
69,6 |
Koch-Schrumpf (Prüfverfahren I) |
[%] |
25,8 ± 2,1 |
20,3 ± 2,3 |
Koch-Schrumpf (Prüfverfahren II) |
[%] |
26,8 ± 1,8 |
24,6 ± 1,5 |
Koch-Schrumpf (gelagert in Normklima) (Prüfverfahren I) |
[%] |
27,3 ± 1,8 |
18,7 ± 2,4 |
Koch-Schrumpf (gelagert in Normklima) (Prüfverfahren II) |
[%] |
22,8 ± 2,0 |
22,0 ± 1,1 |
Bogenzahl |
[pro cm] |
10,8 |
12,4 |
Stapellänge |
[mm] |
78,4 |
77,4 |
1) Das Streckverhältnis S3/S2 = 1,01 ist bei beiden Varianten konstant. |
[0042] Um den Einfluss der Feuchtigkeit beim Lagern ausschliessen zu können, wurden die
Proben vorzugsweise mindestens 24 Stunden lang über Phosphorpentoxid (P
2O
5, Trocknungsmittel) im Exsikkator gelagert oder im Normklima (20°C, 65% relative Luftfeuchtigkeit)
klimatisiert.
Bestimmung des Kochschrumpfes von Einzelfasern und Garnen
Prüfverfahren I
[0043] Bei dem Prüfverfahren (I) werden von jeder Probe 8 Einzelfasern bzw. Garnstücke mit
einer Länge von ca. 250 mm mit einer Klemmfeder an einem speziellen Probenrahmen befestigt.
Am unteren Ende der Probe wird ein feinheitsbezogenes Gewicht (Richtwert 100 mg/dtex)
angebracht, das eine konstante Vorspannung in der Probe erzeugt. Nach der Ermittlung
der Ausgangslänge L
0 wurden die Probekörper entlastet und 5 min lang in kochendem Wasser "gekocht". Nach
einer Akklimatisierungs- und Relaxationszeit von einer Stunde für Fasern und zwei
Stunden für Garne werden die Probekörper wieder belastet und die Länge L
1 abgelesen.
Prüfverfahren II
[0044] Der Unterschied des zweiten Prüfverfahrens (II) besteht darin, dass statt 8 Einzelfasern
10 Fasern je Probe getestet werden, was eine geringfügig bessere statistische Genauigkeit
zur Folge hat. Weiterhin beträgt die Behandlungsdauer im kochenden Wasser 30 min statt
5 min und die Akklimatisierungszeit wird von einer Stunde auf 24 Stunden erhöht. Die
Berechnung des Schrumpfes und die Schrumpfwertangabe unterscheiden sich nicht voneinander

[0045] Beim Herstellen der Hochschrumpf-Faser mit 10% Co-Monomerenanteil für die Garnproduktion,
trat durch zu lange Liegezeit der Spinnfasern zwischen dem Spinnen und Verstrecken
eine gewisse Versprödung ein. Dies äusserte sich in der Abnahme des maximal möglichen
Streckverhältnisses. Dadurch verkleinerte sich ebenfalls der Koch-Schrumpf der verstreckten,
glatten Fasern von ca. 31 - 33% der ersten Versuchsproduktion auf ca. 25 - 28% bei
der Faserproduktion für die Garnherstellung.
[0046] Durch das Krimpen nimmt der vorhandene Koch-Schrumpf der verstreckten Fasern, trotz
wasserfreier Kühlung der Krimperwalzen mit Trockeneis, um ca. 3% ab.
6) Garnherstellung
[0047] Für die Garnherstellung wurde der Langstapel-Kammgarnspinnprozess unter Verwendung
einer Doppelkrempel ausgewählt.
[0048] Um dem Einfluss von Polyamid-Hochschrumpf-Fasern (HS-Fasern) auf die Bauschigkeit,
die Schrumpfkraft und den Längenschrumpf von gesponnenen Garnen zu untersuchen, wurden
4 verschiedene Garnvarianten mit einem Mischungsansatz von je 15 kg hergestellt. Die
Mischungszusammensetzung ist in Tabelle 7 dargestellt.
Tabelle 7
Mischungszusammensetzung der Garnvarianten |
|
Anteil (%) |
Mischungspartner |
Anteil (%) |
Hochschrumpfkomponente |
Mischung 1 |
85 |
6,7 dtex TS 28-2R |
15 |
14,0 dtex TN-12R |
Mischung 2 |
85 |
6,7 dtex TS 28-2R |
15 |
11,0 dtex [90% Capro + 10% IPD und APS] |
Mischung 3 |
85 |
6,7 dtex TS 28-2R |
15 |
11,0 dtex [90% Capro + 10% HMD und IPS] |
Mischung 4 |
100 |
6,7 dtex TS 282R |
|
|
[0049] Als Mischungspartner der Hochschrumpfkomponenten wurde eine Polyamid 6-Faser von
dem Typ TS-28-2R mit einem Titer von 6,70 dtex, 80 mm Stapellänge und 0,5 bis 3,0
% Kochschrumpf verwendet. Diese niedrigschrumpfende Type wurde gewählt, damit bei
der Schrumpf- und Bauschigkeitsprüfung des Garnes nur der Einfluss der hochschrumpfenden
Mischungskomponente zum Tragen kommt. Darüber hinaus besteht Mischung 4 aus 100% TS-28-2R
und kann somit als Referenzmuster verwendet werden.
[0050] Die HS-Komponente von Mischung 1 ist eine bereits in der Produktpalette der EMS-CHEMIE
vorhandene Polyamide 6HS-Faser mit 14,0 dtex, 80 mm Stapellänge und einem Kochschrumpf
von 10 bis 14 %.
[0051] Bei den HS-Komponenten von Mischung 2 und 3 handelt es sich um hochschrumpfende Copolyamide
mit 11,0 dtex, 80 mm Stapellänge und einem Kochschrumpf von bis zu 27% (Tabelle 8).
Tabelle 8
Koch-Schrumpf der verwendeten Hochschrumpf-Fasern |
Mischung |
1 |
2 |
3 |
Hoch-Schrumpffaser in der jeweiligen Mischung |
TN-12R |
90% Capro + 10% IPD u. APS Var. 10 |
90% Capro + 10% HMD u. IPS Var. 9 |
Koch-Schrumpf [%] der gekräuselten Fasern (nach Prüfverfahren I) |
10-14 |
20,3 ± 2,3 |
25,8 ± 2,1 |
[0052] Die Ergebnisse der verschiedenen Garnprüfungen sind in der Tabelle 9 dargestellt.

Bestimmung des Thermoschrumpfes von gesponnenem Garn
[0053] Der Thermoschrumpf von gesponnenem Garn wurde mit dem Kräuselungskonstruktionsmessgerät
TEXTURMAT der Firma TEXTECHNO bestimmt.
[0054] Vor der Prüfung ist es zunächst erforderlich, durch Weifen der Endlosgarne mit einer
Haspel (Umfang 1 m), von jeder Probenkörpervariante je 5 Garnstränge mit definiertem
Gesamttiter herzustellen. Diese Garnstränge werden direkt nach dem Weifen in das Magazin
des Messgerätes eingehängt. Mit einer Gabel, die in der unteren Schlaufe der Garnstränge
aufliegt, werden die einzelnen Garnstränge mit einer Kraft von 250 cN nacheinander
10 Sekunden lang belastet. Die Länge der Garnstränge nach der jeweiligen Belastungszeit
wird ermittelt und als Ausgangslänge L
0 bezeichnet. Anschliessend werden die Garnstränge 15 Minuten bei 160°C im Heissluftofen
behandelt. Nach einer zweistündigen Abkühlzeit werden die einzelnen Garnstränge erneut
10 Sekunden lang mit einer Kraft von 250 cN belastet, wobei jetzt die Länge L
1 ermittelt wird.
Bestimmung der Bauschigkeit von gesponnenem Garn
[0055] Die Bauschigkeit bzw. die Einkräuselung von gesponnenem Garn nach einer Wärmebehandlung
wurde mit dem Kräuselungskontraktionsmessgerät TEXTURMAT der Firma TEXTECHNO in Anlehnung
an DIN 53 840 bestimmt.
[0056] Von jeder Probenvariante werden zunächst mit einer Weife (Umfang 1 m) je 3 Garnstränge
mit genau definiertem Gesamttiter hergestellt. Diese Garnstränge werden anschliessend
in einen Heizschrank gehängt und dort 10 Minuten lang einer Heissluftbehandlung bei
120°C unterworfen. Diese Behandlung löst den Schrumpf des Garnes aus, was sich in
einer zunehmenden Einkräuselung bzw. Bauschigkeit äussert. Für die quantitative Bestimmung
der Einkräuselung werden die Garnstränge nach einer Akklimatisierungszeit von 2 Stunden
in das Magazin des Kräuselungskontraktionsmessgerätes eingehängt und mit einer Gabel,
die in der unteren Schlaufe der Garnstränge aufliegt, nacheinander mit verschiedenen
Kräften belastet.
[0057] Im ersten Prüfzyklus wird durch die Belastungsgabel eine Belastung von 250 cN aufgebracht.
Nach einer Belastungszeit von 10 Sekunden wird die Länge L
g des Garnstranges ermittelt und die Belastungsgabel schwenkt in die Ausgangslage zurück,
um den nächsten Garnstrang zu belasten. Nach Beendigung des ersten Durchganges beginnt
der zweite Prüfzyklus, in dem die Länge L
z der Garnstränge unter einer Belastung von 2,5 cN ermittelt wird.
[0058] Die Einkräuselung, die durch die Wärmebehandlung ausgelöst wird, kann mit der folgenden
Formel berechnet werden.
- Lg
- = Stranglänge bei einer Belastung von 250 cN
- Lz
- = Stranglänge bei einer Belastung von 2.5 cN
[0059] Die Einkräuselung ergibt sich in Prozent und wird als Mittelwert aus den 3 Einzelmessungen
und dem Vertrauensbereich des Mittelwertes (95%) angegeben.
Schrumpfkraftmessung an laufendem Garn
[0060] Für die Ermittlung der Schrumpfkraft der gesponnenen Garne, wurde die Konstruktions-
und Dehnkraftprüfmaschine DYNAFIL M der Firma TEXTECHNO eingesetzt. Das Messgerät
setzt sich im wesentlichen aus Antriebsteil, Heizrohrteil und Messkopfteil, der mit
einem Diagrammschreiber gekoppelt ist, zusammen. Das zu prüfende Garn wird mit definierter
Vorspannkraft zu einer zweistufigen Galette geführt, wobei die hintere Galette (Einzugsgalette)
das Garn der Messzone zuführt und die vordere auswechselbare Galette (Abzugsgalette)
das Garn abzieht. Bei der Schrumpfkraftmessung sind die Durchmesser der beiden Galetten
gleich gross, so dass kein Verzug zwischen Einzugs- und Abzugsgalette entsteht. Nach
der Abzugsgalette wird das Garn mit einstellbarer Fadenzugkraft auf eine Metalltrommel
aufgewunden.
[0061] Das zu untersuchende Garn gelangt von der Einzugsgalette aus durch das Heizrohr senkrecht
nach unten zur Kraftmessrolle, die mit einem Kraftmesskopf verbunden ist. Der Faden
wird um die Kraftmessrolle gelegt und ausserhalb des Heizrohres wieder nach oben zur
Abzugsgalette geführt. Der ausgelöste Schrumpf des Garns beim Durchlaufen der Heizzone
bewirkt eine Kraft in der Garnachse, Die mit dem Kraftmesskopf ermittelt und als Schrumpfkraft
in cN angegeben wird. Die statistische Sicherheit der Messwerte wurde durch den Variationskoeffizienten
CV angegeben.
[0062] Bei den durchgeführten Schrumpfkraftmessungen wurde das Heizrohr auf 160°C aufgeheizt,
das bei dieser Temperatur die grössten Schrumpfkräfte aufgetreten sind. Die Prüfgeschwindigkeit
bzw. die Garndurchlaufgeschwindigkeit betrug 10 m/min.
[0063] Der Koch-Schrumpf der verschiedenen Garnvarianten verhält sich genauso, wie der Koch-Schrumpf
der beigemischten Hoch-Schrumpf-Fasern, d.h. die Garnmischung mit dem höchsten Schrumpf,
beinhaltet auch die am stärksten schrumpfenden Copolyamidfasern. Garnmischung 4, die
keine Hochschrumpffasern beinhaltet (Referenzvariante) zeigt den niedrigsten Schrumpf.
Mit zunehmender Belastungsgewicht (2 g, 4 g) beim Ablesen der Garnlängen vor und nach
der Behandlung, nimmt der Schrumpf ab. Der Thermoschrumpf bei 160° ist wesentlich
kleiner als der Koch-Schrumpf. Die Schrumpfunterschiede zwischen den einzelnen Mischungen
weisen aber die gleiche Tendenz auf, wie beim Kochschrumpf.
[0064] Die Messung der Einkräuselung liefert bei allen 4 Varianten ähnliche Werte und ermöglicht
somit keine Aussage über Kräuselungsfähigkeit und Bauschigkeit.
[0065] Hingegen beim visuellen Vergleich der 4 Garnvarianten vor und nach einer 5 minütigen
Heisswasserbehandlung ist eine Zunahme der Bauschigkeit nach der Behandlung deutlich
zu erkennen, korrelierend mit dem höheren Kochschrumpf der beigemischten Hochschrumpf-Fasern.