[0001] Die Neuerung betrifft einen Bremsbelag für Scheibenbremsen, insbesondere für Lastkraftwagen,
bestehend aus einer ebenen Trägerplatte mit einem aufgepreßten duroplastischen Reibmaterial,
wobei die Trägerplatte auf der den Reibbelag tragenden Fläche eine Strukturoberfläche
aus kraft- und formschlußbildenden Elementen aufweist, sowie Verfahren zur Herstellung
derartiger Bremsbeläge.
[0002] Es ist bekannt bei der Herstellung von Bremsbelägen den Reibbelag auf eine Trägerplatte
zu pressen und zwischen dem Reibbelag und der Trägerplatte eine Kleberschicht vorzusehen,
um die Bindung zwischen Reibmaterial und Trägerplatte zu erhöhen. Diese Bindung hält
jedoch bei hochbeanspruchten Bremsen, insbesondere bei Hochleistungs- und Nutzfahrzeugen,
den hohen Scherbeanspruchungen nicht stand.
Des weiteren behindert die Kleberschicht die Wärmeleitung, was bei großflächigen Belägen
zu unerwünschten Wärmespannungen führt Das Phänomen der ungleichmäßigen Wärmeverteilung
führt generell zur Ablösung der Reibbelagmasse von der Trägerplatte in den Randbereichen
oder zentralen Bereichen.
[0003] Zur weiteren Haftungserhöhung sind Beläge bekannt, die ein zusätzliches Halterungsbett
aufweisen, bzw. mit Elementen versehen sind die Hinterschneidungen auf der den Belag
tragenden Fläche bilden, so daß das Reibmaterial sich während des Preßvorganges darin
zusätzlich verankert und das Reibmaterial in tangentialer wie in axialer Richtung
formschlüssig gehalten wird.
[0004] Aus der FR-A-1 392 681 ist bekannt, eine Trägerplane reibbelagseitig mit einem dünnen
Metallgitter zu versehen, das Hohlräume bildet, bzw. eine Käsereibe ähnliche Struktur
hat, wobei ein solches Metallgitter auf der Trägerplatte aufgenietet oder aufgeschweißt
wird. Das Gitter wird über Punktschweißungen befestigt Für die Niete muß die Trägerplatte
eine entsprechende Anzahl von Durchstellungen aufweisen.
[0005] Derartige Gitterbefestigungen sind sehr aufwendig in der Herstellung und Montage,
zumal nur wenige Schweißpunkte gleichzeitig gesetzt werden können. Des weiteren wird
die Trägerplatte durch das Schweißverfahren thermisch beeinflußt, so daß Verformungen
an der Trägerplatte auftreten. Durch eine notwendige Anzahl von Durchstellungen zum
Vernieten eines Gitters wird die Trägerplatte in Ihrer Festigkeit geschwächt Haltegitter
dieser Art müssen in einem zusätzlichen Arbeitsschritt vorkonfektioniert , d.h. auf
Maß zugeschnitten, werden.
[0006] Die US-A-3 767 018 beschreibt eine Trägerplatte, die vor dem Aufpressen eines Reibmaterials
mit Nieten bestückt wird, die durch die Formgebung des Nietkopfes auf der den Reibbelag
tragenden Seite Hinterschneidungen zum Verkrallen des Reibmaterials bilden.
Die Vielzahl der notwendigen Durchstellungen schwächt die Trägerplatte und führt im
Stanzprozeß zum Verzug der Trägerplatte.
[0007] Aus der EP-A-0 084 591 ist bekannt, die Trägerplatte mittels eines Sinterverfährens
mit einem Haltebett zu versehen. Reibbelagseitig wird auf der Trägerplatte eine Schicht
aus nebeneinander liegenden Kügelchen aus Metallpulvergranulaten aufgebracht und diese
mittels eines Sinterprozesses auf der Trägerplatte gebunden, wobei sich Hinterschneidungen
und Einziehungen bilden, in die das Reibmaterial während des Preßvorgangs hineinfließt.
Aus der US-A-4 799 579 ist bekannt, die Trägerplatte nach einer Reinigung die Trägerplatte
mit einem Flußmittel zu benetzen, danach Metallpartikel in Chip- oder Drahtform ungeordnet
aufzubringen, ein Kupfer-Zinn-Zink-Gemisch als Bindemittel aufzubringen und die Platte
mit den Partikeln in einer oxidationsfreien Zone in einem Ofen zu verlöten, um dann
auf der abgekühlten Trägerplatte das Reibmaterial aufzupressen.
Die EP-A- 0 254 827 beschreibt die Aufbringung eines Haltebetts mittels Verflüssigung
eines Metalls, das anschließend mit Preßluft in flüssiger Form auf die den Reibbelag
tragende Fläche der Trägerplatte aufgespritzt wird, so daß sich bei der Erkaltung
eine unregelmäßige Oberflächenstruktur mit Hinterschneidungen ergibt
[0008] Diesen Verfahren ist gemeinsam, daß sie in der Vorbereitung der Trägerplatte aufwendig,
nur mit einem hohen Wärmeenergieaufwand möglich sind und komplizierte Anlagen benötigt
werden. Aufgrund der Energiekosten sind diese Verfahren unwirtschaftlich. Außer dem
Aufsintern von Metallpartikeln haben sich diese Verfahren auf dem Markt nicht durchsetzen
können. Des weiteren sind diese Verfahren nur bei metallischen Trägerplatten möglich.
[0009] Der Neuerung liegt somit die Aufgabe zugrunde einen Bremsbelag zu schaffen, der höchsten
Scherbelastungen standhält, der axialen Belagablösung durch eine gute Wärmeleitung
und optimalen Formschluß entgegenwirkt und diese Eigenschaften auf allen Tägerplattenmaterialien
ermöglicht, sowie ein Verfahren zu schaffen, das eine wirtschaftliche Fertigung mit
geringem Zeit und Kostenaufwand, ohne negative Beeinflussung der Trägerplattenfestigkeit
und - ebenheit, ermöglicht.
[0010] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß als kraft- und formschlußbildende
Elemente scharfkantige Metallpartikel verwendet werden, die in einer Kleberschicht
auf der Trägerplatte gebunden sind und daß nach einer reinigenden Vorbehandlung der
Trägerplatte ein Kleber auf die Reibbelagseite der Trägerplatte aufgebracht wird,
danach scharfkantige Metallpartikel gleichmäßig in die noch nicht abgebundene Kleberschicht
eingestreut werden und nach Abbinden des Klebers das Reibmaterial aufgepreßt wird
oder nach einer reinigen Vorbehandlung der Trägerplatte ein mit Metallpartikeln versetzter
Kleber auf die den Reibbelag tragenden Seite der Trägerplatte aufgebracht wird und
nach Abbinden des Klebers der Reibbelag aufgepreßt wird.
[0011] Mit der Erfindung wird eine sichere Befastigung des Reibbelages auf allen denkbaren
Trägerplattenwerkstoffen erreicht, als auch ein einfaches und wirtschaftliches Verfahren
zur Herstellung derartiger Beläge zur Verfügung gestellt. Die Trägerplatten werden
weder durch eine Vielzahl von Durchstellungen noch durch verfahrensbedingte Wärmeeinwirkungen
in ihrer Festigkeit und Ebenheit negativ beeinflußt. Gefügeveränderungen in der Trägerplatte
können ausgeschlossen werden. Die Hinterschneidungen werden in einfachster Weise mittels
der Metallpartikel gebildet.
[0012] Vorzugsweise sieht die Erfindung vor, daß die Kleberschicht eine Dicke von 0,2 bis
1,5 mm aufweist, bei der die Partikel eine optimale Bindung erfahren.
[0013] Vorzugsweise sieht die Erfindung vor, daß die Metallpartikel eine Siebgröße von 0,25
bis 2,5 mm aufweisen, so daß die Partikel ausreichend in der Kleberschicht verankert
sind und ein genügender Teil zur Bildung der Hinterschneidungen hervorsteht.
[0014] Vorzugsweise ist vorgesehen, daß die Metallpartikel aus Nichteisenmetallen bestehen,
so daß Korrosionseinflüsse, d.h. Unterrostungserscheinungen wie sie bei nichtgeschützten
Eisenpartikeln entstehen, vermieden werden.
[0015] Vorzugsweise ist vorgesehen, daß die Metallpartikel Messing- und / oder Aluminiumpartikel
sind, die sehr gute Korrosionsbeständigkeit bei guter Wärmeleitfähigkeit aufweisen.
[0016] Vorzugsweise ist vorgesehen, daß die Kleberschicht aus einem anorganischen Kleber
gebildet wird, um eine hochtemperaturfeste Bindung zu bilden.
[0017] Im folgenden werden unter Bezugnahme auf die Zeichnung Ausführungsbeispiele näher
erläutert.
Es zeigt Fig.1 : ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Bremsbacke im Schnitt
[0018] Die in Fig. 1 im Schnitt dargestellte Bremsbacke 1 besteht im einzelnen aus einer
Trägerplatte 2, einem aufgepreßten Reibmaterial 3, das Metallpartikel 5 formschlüssig
umbettet, die in einer Kleberschicht 4 auf der Trägerplatte 2 gebunden sind. Die Metallpartikel
5 sind in diesem Fall Metallspäne aus Messing oder Aluminium, bzw. einem Gemisch aus
Messing und Aluminiumspänen. Die Späne werden als ganzes oder in gebrochener Form
verwendet und bilden mit den gekrümmten Bereichen hervorragende Hinterschneidungen.
Die Kleberschicht 4 ist im Verhältnis zu der Spangröße so dünn aufgetragen, daß die
Metallpartikel 5 aus der Kleberschicht herausragen, so daß Hinterschneidungen und
Vorsprünge gebildet werden, die das Reibmaterial 3 im Preßvorgang ausfüllt. Ein Unterrosten
wird vermieden, indem als Metallpartikel korrosionsbeständige Messing- und Alumuniumspäne
verwendet werden. Die Oberflächen von Stahlträgerplatten werden ohnehin durch Überzüge
gegen Korrosion geschützt. Bei Kunststoffträgerplatten erübrigt sich ein Korrosionsschutz
der Trägerplatte.
[0019] Die Dicke der Kleberschicht 4 beträgt zwischen 0,2 bis 1,5 mm, vorzugsweise liegt
die Stärke der Kleberschicht 4 zwischen 0,4 bis 0,7 mm, so daß kleinere Metallpartikel
5 noch herausragen und große Partikel noch eine ausreichende Bindung erfahren. Die
mittlere Größe ,d.h. Siebgröße, der scharfkantigen Metallpartikel 5 liegt bei 0,25
bis 2,5 mm, vorzugsweise werden Metallpartikel 5 mit einer Siebgröße von 0,5 bis 1,0
mm verwendet.
Als Metallpartikel 5 werden Drehspäne verwendet, die eine Drillung aufweisen. Derartige
Späne weisen allseitig scharfe Kanten auf, so daß die Lage des Partikels nach dem
Aufstreuen für die Funktion unerheblich ist. Die Späne werden als ganzes oder in gebrochener
Form verwendet.
[0020] Die Trägerplatte 2 wird üblicherweise aus Bandmaterial ausgestanzt und vor der weiteren
Berabeitung einem Reinigungsprozess unterzogen, wie z.B. Sandstrahlen o.ä.. Anschließend
wird eine Kleberschicht 4 aufgewalzt oder aufgesprüht. Darauf werden vor dem Abbinden
des Klebers gleichmäßig Metallpartikel 5 aufgestreut. Nach dem Abbinden der Kleberschicht
4 sind die Metallpartikel 5 fest auf der Trägerplatte 2 gebunden. Vorzugsweise kommt
ein spezieller anorganischer Kleber auf Wasserglas-Basis zur Verwendung, der eine
hitzebeständige Bindung garantiert und leicht zu verarbeiten ist.
Auf die so vorkonfektionierte Trägerplatte 2 wird in einer Preßform das duroplastische
Reibmaterial 3 aufgepreßt.
[0021] Durch das Ausfüllen der Hinterschneldungen und Vorsprünge werden formschlüssige Verbindungen,
die in alle Richtungen wirken, gebildet, so daß zum einen ein Ablösen des Reibmaterials
in axialer Richtung erschwert wird und auch tangentiale Scherkräfte aufgefangen werden.
Insbesondere bei höheren Temperaturen versagen die üblichen in der Reibbelagindustrie
verwendeten Phenolharzkleber häufig.
[0022] Den Ablöseerscheinungen in axialer Richtung wird auch durch eine gute Wärmeleitung
unter Verwendung von Messing- und / oder Aluminiumspänen entgegengetreten. Die Metallpartikel
5, die zum einen in der Kleberschicht 4 auf die Trägerplatte 2 reichen und zum anderen
mit den überstehenden Teilen im Reibmaterial 3 gebunden sind, bilden eine Wärmebrücke
, so daß Wärmespannungen und dadurch ausgelöste Ablösungen vermieden werden. Messing-
bzw. Aluminiumspäne übertreffen Stahl bezüglich der Wärmeleitung erheblich.
[0023] Gemäß einem weiteren Beispiel kann die Kleberschicht 4 in Form einer Mischung aus
Kleber und Metallpartikeln 5 auf die Trägerplatte 2 aufgebracht werden. Eine derartige
Mischung kann aufgerakelt werden. Während des Abbindeprozesses setzt sich der Kleber,
so daß die Metallpartikel 5 um das gewünschte Maß aus der Kleberschicht 4 herausragen.
[0024] Die Verfahren werden bei niedrigen Temperaturen durchgeführt, so daß keine Gefügeveränderungen
oder der Verzug der Trägerplans durch Wärmeeinflüsse auftreten. Die Verfahren können
im Bereich von 20°C bis 100°C durchgeführt werden. Im oberen Temperaturbereich kann
der Abbindeprozess beschleunigt werden.
[0025] Durch die relativ geringen Verarbeitungstemperaturen kann auf Kühlzonen verzichtet
werden. Die so vorkonfektionierte Trägerplatte 2 ist zügig weiterverarbeitbar.
1. Bremsbelag (1) für Scheibenbremsen, insbesondere für Lastkraftwagen bestehend aus
einer ebenen Trägerplatte (2) mit einem aufgepreßten duroplastischen Reibmaterial
(3) , wobei die Trägerplatte (2) auf der den Reibbelag (3) tragenden Fläche eine Strukturoberfläche
aus kraft- und formschlußbildenden Elementen aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß
die kraft- und formschlußbildenden Elemente scharfkantige Metallpartikel (5) sind,
die in einer Kleberschicht (4) auf der Trägerplatte (2) gebunden sind.
2. Bremsbelag (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kleberschicht (4)
eine Dicke von 0,2 bis 2,5 mm aufweist.
3. Bremsbelag (1) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Metallpartikel
(5) eine Siebgröße von 0,25 bis 2,5 mm aufweisen.
4. Bremsbelag (1) nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die scharfkantigen Metallpartikel
(5) Metallchips oder Metallspäne sind.
5. Bremsbelag (1) nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Metallpartikel (5)
aus Nichteisenmetallen bestehen.
6. Bremsbelag (1) nach Anspruch 5 dadurch gekennzeichnet, daß die Metallpartikel (5)
Messing- und / oder Aluminiumpartikel sind.
7. Bremsbelag (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 6 , dadurch gekennzeichnet, daß die
Kleberschicht (4) aus einem anorganischen Kleber gebildet wird.
8. Verfahren zur Herstellung eines Bremsbelages (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß nach einer reinigenden Vorbehandlung der Trägerplatte
(2) ein Kleber auf die Reibbelagseite der Trägerplatte (2) aufgebracht wird, danach
scharfkantige Metallpartikel (5) gleichmäßig in die noch nicht abgebundene Kleberschicht
(4) eingestreut werden und nach Abbinden des Klebers das Reibmaterial (3) aufgepreßt
wird.
9. Verfahren zur Herstellung eines Bremsbelages (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß nach einer reinigenden Vorbehandlung der Trägerplatte
(2) ein mit Metallpartikeln (5) versetzter Kleber auf die Trägerplatte (2) aufgebracht
wird und nach Abbinden des Klebers der Reibmaterial (3) aufgepreßt wird.