(19)
(11) EP 0 839 652 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
06.05.1998  Patentblatt  1998/19

(21) Anmeldenummer: 97117937.9

(22) Anmeldetag:  16.10.1997
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6B41F 35/00, B41F 35/02, B41F 35/04
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV RO SI

(30) Priorität: 02.11.1996 DE 19645169

(71) Anmelder: MAN Roland Druckmaschinen AG
63075 Offenbach (DE)

(72) Erfinder:
  • Müller, Joachim, Dipl.-Phys.
    82049 Pullach (DE)

(74) Vertreter: Stahl, Dietmar 
MAN Roland Druckmaschinen AG, Abteilung FTB/S, Postfach 101264
63012 Offenbach
63012 Offenbach (DE)

   


(54) Verfahren zur Reinigung von Zylindern und Walzen in einer Druckmaschine


(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Reinigung von Zylindern und Walzen in einer Druckmaschine. Aufgabe der Erfindung ist es ein Verfahren zu entwickeln, daß insbesondere in der Betriebsart Reinigen von Walzen" die äußere Reibung an den Walzenoberflächen aufrecht erhält, so daß kein Abfall der übertragbaren Umfangskraft zu verzeichnen ist. Gelöst wird es dadurch, daß bei aktivierter Sprüheinrichtung eine mit einem separaten Antrieb gekoppelte Duktorwalze, bezogen auf einen im Druckbetrieb oder Lackierbetrieb üblichen maximalen Produktionswert zeitlich begrenzt überhöht angetrieben wird und die zugeordnete Auftragwalze mit synchroner Umfangsgeschwindigkeit zur Umfangsgeschwindigkeit der Duktorwalze vom Plattenzylinder her angetrieben wird.







Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Reinigung von Zylindern und Walzen in einer Druckmaschine, vorzugsweise einer Offsetdruckmaschine oder einem Inline-Lackierwerk nach dem Oberbegriff des jeweiligen Hauptanspruches.

[0002] Aus der DE 195 01 806 A1 ist ein Verfahren zur Reinigung von Zylindern und Walzen bekannt, nach dem auch der Feuchtwerkswalzenzug gereinigt wird. Dazu wird der Feuchtwerkswalzenzug mittels einer Brückenwalze in den Farbwerkswalzenzug integriert. Die Feuchtauftragwalze kann dabei vom Plattenzylinder an- oder abgestellt werden.

[0003] Aus der EP 0 450 155 B1 ist ein Feuchtwerk für eine Offsetdruckmaschine bekannt, bei welchem eine Feuchtauftragswalze zum Plattenzylinder und zu einem Feuchtduktor (Tauchwalze) an- und abstellbar gelagert ist. Die Feuchtauftragwalze wird vom Plattenzylinder angetrieben, d.h. im an- als auch abgestelltem Zustand läuft sie mit dessen Umfangsgeschwindigkeit. Die in einem Feuchtmittelbehälter eintauchende Feuchtduktorwalze weist einen eigenen, drehzahlsteuerbaren Antrieb auf, so daß entsprechend des Feuchtmittelbedarfes der Druckform bei unterschiedlichen Maschinengeschwindigkeiten die notwenige Feuchtmittelmenge zuführbar ist.

[0004] Gemäß der DE 36 38 469 A1 ist ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Antrieb einer Lackiereinrichtung bekannt. Die Lackiereinrichtung besitzt eine Schöpfwalze und eine mit einem Formzylinder in Kontakt stehende Auftragwalze. Weiterhin ist der Schöpfwalze einer Dosierwalze zugeordnet. Die Schöpfwalze ist über ein Zahnradgetriebe mit einem separaten drehzahlsteuerbaren und drehrichtungsumschaltbaren Elektroantrieb gekoppelt. Beim Walzenwaschen kann insbesondere durch das die Reibungszahl reduzierende Reinigungsfluid, die zu verarbeitende Farbe bzw. der Lack, die Walzenpressung und oder die Werksstoffpaarung selbst die äußere Reibung von mindestens zwei sich berührenden Walzen an deren Kontaktflächen derart reduzieren, daß die übertragbare Umfangskraft gegen Null geht. D.h. im Extremfall kann wenigstens eine Walze

stehenbleiben" oder es treten Stick-Slip-Bewegungen an der Walzenoberfläche auf Dies wirkt sich negativ auf die Standzeit der Walzen im jeweiligen Druckwerk aus. Weiterhin wirkt eine stehenbleibende Walze wie ein Abstreifelement (analog einer Rakel) und rakelt die Waschmittel-Farb/Lack-Emulsion von der benachbarten Walze ab. Dabei kann die Emulsion in den Feuchtmittelbehälter oder ggf. in einen Lackvorratsbehälter gelangen und das dort jeweils vorhandene flüssige Medium verunreinigen. Derart verschmutzte flüssige Medien müssen zwangsläufig ausgetauscht werden, was zusätzlichen Aufwand darstellt.

[0005] Weiterhin führt dies zu längeren Waschzeiten mit erhöhtem Waschmittelverbrauch. Durch das

stehenbleiben" einer Walze, kann sich Farbe bzw. Lack oder eine Emulsion an der Walzenoberfläche aufbauen, was ein manuelles Nachreinigen erfordert. Ein mögliches Verschmutzen des in einem Vorratsbehälter verbliebenen flüssigen Mediums ist ebenso nicht auszuschließen, da eine stehenbleibende Walze eine Abstreiffunktion erfüllt und beispielsweise die Emulsion von der Walzenoberfläche abrakelt, welche dabei in den Vorratsbehälter laufen kann.

[0006] Aufgabe der Erfindung ist es daher ein Verfahren zu schaffen, daß die genannten Nachteile vermeidet, daß insbesondere in der Betriebsart

Reinigen von Walzen" (und von Zylindern) die äußere Reibung aufrecht erhalten wird, so daß ein Abfallen der übertragbaren Umfangskraft in der Walzenpaarung vermieden wird.

[0007] Die Aufgabe wird durch die Ausbildungsmerkmale von Anspruch 1 und 3 gelöst.Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.

[0008] In einem Druckwerk einer vorzugsweise Offsetdruckmaschine ist vorgesehen, neben dem Farbwerkswalzenzug auch den Plattenzylinder und den Feuchtwerkwalzenzug zu reinigen. Mittels einer Steuerung kann einzeln, gruppenweise oder gemeinsam der Farbwerkswalzenzug, der Plattenzylinder sowie der Feuchtwerkswalzenzug in den Reinigungsprozess einbezogen werden. Für die Betriebsart

Reinigen von Walzen" wird über eine Brückenwalze der Feuchtwerkswalzenzug in den Farbwerkswalzenzug integriert.
Wahlweise kann die Feuchtauftragwalze des Feuchtwerkswalzenzuges zusätzlich an den Plattenzylinder angestellt werden.
Im Reinigungsprozess wird als Reinigungsfluid, vorzugsweise ein vegetabiles Reinigunsmittel und /oder Wasser verwendet. Das Feuchtmittel ist aus dem Feuchtmittelbehälter entfernt oder soweit abgesenkt, daß der Feuchtduktor nicht mehr in das Feuchtmittel eintaucht. Der Feuchtduktor wird mit dem separaten drehzahlsteuerbaren Antrieb gekoppelt und bezogen auf einen im Druckbetrieb üblichen maximalen Produktionsfeuchtwert zeitlich begrenzt mit überhöhter Drehzahl angetrieben. Gleichzeitig wird die Maschinengeschwindigkeit des Druckwerkes auf die Drehzahl eingestellt, bei der die vom Plattenzylinder angetriebene Feuchtauftragwalze zum separat angetriebenen Feuchtduktor eine synchrone Umfangsgeschwindigkeit aufweist.

[0009] Das Arbeitsverfahren ist jedoch nicht aufeinen Walzenzug in einem Druckwerk beschränkt. Vielmehr eignet sich dieses auch für Lackiereinheiten, die neben dem Formzylinder wenigstens eine Auftragwalze und eine benachbarte Duktorwalze (Zweiwalzenwerk) aufweisen. Dabei kann der Duktorwalze zusätzlich eine Dosierwalze zugeordnet, oder zwischen Auftragswalze und Duktorwalze weitere Übertragwalzen angeordnet werden. Dem Walzenspalt ist ein Sprührohr zugeordnet für das Aufbringen von Reiningungsfluid. Die Duktorwalze ist in einer Lackiereinheit dieser Art ebenfalls mir einem separaten drehzahlsteuerbaren Motorantrieb gekoppelt. Die Auftragwalze ist über ein Zahnradgetriebe mit dem Formzylinder gekoppelt. Für die Betriebsart

Reinigen der Walzen" wird die Duktorwalze analog zum Feuchtwerksbetrieb in ihrer Drehzahl aufeinen Wert zeitlich begrenzt überhöht angetrieben. Gleichzeitig zur Duktorwalze wird die Auftragwalze vom Formzylinder angetrieben und dies mit synchroner Umfangsgeschwindigkeit.
Der Vorteil dieser Ausführungen ist, daß eine spürbare Ergebnisverbesserung beim Walzenreinigen erzielt wird, indem die Walzen im Feuchtwerkswalzenzug oder im Lackierwerk schneller gereinigt werden. Dabei kann auch der Plattenzylinder in den Reinigungsprozess integriert werden, indem die Feuchtauftragswalze bzw. die Lackauftragswalze während des Reinigungsprozesses mit dem Plattenzylinder in Kontakt steht. Das

stehenbleiben" einer Walze wird vermieden und somit verringern sich der Reinigungsfluidverbrauch sowie die Reinigungszeit. Auch das Verschmutzen des Vorratsbehälters und das damit verbundene Säubern entfällt.

[0010] Die Erfindung soll an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert werden.
Dabei zeigt:
Fig. 1
ein Druckwerk einer Offsetdruckmaschine,
Fig. 2
eine Lackiereinheit.


[0011] Das Druckwerk besteht im wesentlichen aus einem Farbauftagwalzenzug 4, einem Feuchtauftragwalzenzug 3, einem Plattenzylinder 1 und einem Gummituchzylinder 2. Dem Farbwerkswalzenzug 4 ist eine Sprüheinrichtung zugeordnet, die mit einem vegetabilen Reinigungsmittel und/ oder Wasser betreibbar ist. Dem Plattenzylinder 1 sind zum Farbauftragwalzenzug 4 gehörende Farbauftragwalzen 13 sowie eine zum Feuchtwerkwalzenzug 3 gehörende Feuchtauftragwalze 6 an- und abstellbar zugeordnet. Der Feuchtwerkswalzenzug 3 ist über eine Brückenwalze 5 mit dem Farbwerkswalzenzug 4 koppelbar. Auf weitere Bauteile des Druckwerkes soll hier nicht eingegangen werden.
In Drehrichtung des Plattenzylinders 1 gesehen ist an einer der letzten Walzen des Farbwerkswalzenzuges 4 eine Rakeleinrichtung 11 angeordnet, die in einem Drehgelenk aufgenommen ist und mittels einer Betätigungseinrichtung 10 zum an- und abstellen an die Walze schwenkbar ist. Die Betätigungseinrichtung 10 sowie die Sprüheinrichtung sind mittels Leitstand steuerbar. Der Feuchtwerkswalzenzug 3 weist neben Feuchtauftragwalze 6 und Brückenwalze 5 einen mit einem separaten, drehzahlsteuerbaren Antrieb gekoppelten Feuchtduktor 7 auf, der in einen Feuchtmittelbehälter 9 eintaucht. Der Feuchtduktor 7 ist in Kontakt mit einer Dosierwalze 8. Die Brückenwalze 5 ist als Reiterwalze der Feuchtauftragswalze 6 zugeordnet.

[0012] In einer weiteren Ausbildung kann die Feuchtauftragwalze eine zusätzliche Reiterwalze 12 tragen, die zur Brückenwalze 5 benachbart angeordnet ist. Für die Betriebsart

Reinigen von Walzen" wird nachdem der Farbwerkswalzenzug 4 gereinigt wurde, die an der Feuchtauftragwalze 6 aufliegende Brückenwalze 5 mit dem Farbwerkswalzenzug 4 gekoppelt.

[0013] Damit ist der Feuchtwerkswalzenzug 3 in den Farbwerkswalzenzug 4 integriert.
Der Antrieb des Feuchtduktors 7 wird aktiviert und der Feuchtduktor 7 wird bezogen auf einen im Druckbetrieb üblichen Wert zeitlich begrenzt mit überhöhter Umfangsgeschwindigkeit betrieben. Gleichzeitig wird die Maschinengeschwindigkeit des Druckwerkes auf eine definierte Drehzahl eingestellt, bei der die Umfangsgeschwindigkeiten der vom Plattenzylinder 1 angetriebenen Feuchtauftragwalze 6 zum Feuchtduktor 7 synchron sind. Es wurde gefunden, daß für das Reinigungsverfahren günstige synchrone Geschwindigkeiten in einem Bereich von 3000 bis 8000 Bogen pro Stunde erzielbar sind.
Die zum Feuchtduktor 7 benachbarten Dosierwalze 8 wird dabei mittels Friktion durch den Feuchtduktor 7 angetrieben. Ist der Feuchtwerkswalzenzug 3 mit einer zusätzlichen, auf der Feuchtauftragwalze 6 aufliegenden Reiterwalze 12 ausgebildet, so kann diese aus ihrer Position 12 in Richtung der Dosierwalze 8 verschwenkt werden derart, daß die Reiterwalze 12 dann die Position 12' einnimmt und mit der Feuchtauftragwalze 6 und der Dosierwalze 8 in Kontakt steht. Diese Walzenposition 12' erhöht die übertragbare Umfangskraft zusätzlich. Der Feuchtdoktor 7 wird dabei wie bereits beschrieben angetrieben.

[0014] Gemäß Fig. 2 ist der Walzenzug eines Lackierwerkes gezeigt. Eine Auftragswalze 15 ist mit einem Formzylinder 14 in Kontakt. Neben der Auftragswalze 15 ist eine in einen Lackvorratsbehälter 19 eintauchende Duktorwalze 17 angeordnet und durch eine Übertragwalze 16 sind beide Walzen 15,17 gekoppelt. Die Duktorwalze 17 trägt in dieser Ausbildung eine Dosierwalze 18. Dem Walzenspalt, gebildet aus Übertragwalze 16 und Duktorwalze 17, ist ein Sprührohr für Reinigungsfluid zugeordnet (nicht gezeigt). Die Duktorwalze 17 ist mit einem separaten, drehzahlsteuerbaren Antrieb gekoppelt und die Auftragswalze 15 ist mit dem Antrieb des Formzylinders 14 formschlüssig in Eingriff Zum Reinigen der Lackiereinheit wird nach dem Aufsprühen von Reinigungsfluid die Duktorwalze 17 zeitlich begrenzt durch den Antrieb auf einen Drehzahlwert angetrieben, der über dem üblichen Produktionslackwert liegt. Gleichzeitig wird die Umfangsgeschwindigkeit der Auftragswalze 15 vom Formzylinder 14 derart gesteuert, daß Duktorwalze 17 und Auftragswalze 15 mit synchroner Umfangsgeschwindigkeit betreibbar sind.

Bezugszeichenaufstellung



[0015] 
1
Plattenzylinder
2
Gummituchzylinder
3
Feuchtwerkswalzenzug
4
Farbwerkswalzenzug
5
Brückenwalze
6
Feuchtauftragwalze
7
Feuchtduktorwalze
8
Dosierwalze
9
Feuchmittelbehälter
10
Betätigungseinrichtung
11
Rakeleinrichtung
12
Reiterwalze
13
Farbaufragwalze
14
Formzylinder
15
Auftragswalze
16
Übertragwalze
17
Lackduktor
18
Dosierwalze
19
Lackvorratsbehälter



Ansprüche

1. Verfahren zur Reinigung von Zylindern und Walzen in einer Druckmaschine mit einem Farbwerkswalzenzug, dem eine Sprüheinrichtung und eine Rakeleinrichtung zugeordnet sind und einem wenigstens eine Feuchtauftrasgwalze und einen Feuchtduktor aufweisenden Feuchtwerkwalzenzug, der mittels einer schaltbaren Brückenwalze in den Farbwerkswalzenzug integriert wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei aktivierter Sprüheinrichtung und Rakeleinrichtung der Feuchtduktor auf einen, bezogen auf einen im Druckbetrieb üblichen maximalen Produktionsfeuchtwert zeitlich begrenzt überhöht angetrieben wird und die Feuchtauftragwalze mit synchroner Umfangsgeschwindigkeit zur Umfangsgeschwindigkeit des Feuchtduktors vom Plattenzylinder angetrieben wird, wobei weitere Walzen des Feuchtwerkswalzenzuges mit Friktion betrieben werden.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine zur Feuchtauftragswalze reibsschlüssig angeordnete Reiterwalze mit einer dem Feuchtduktor zugeordneten Dosierwalze in Reibkontakt gebracht wird.
 
3. Verfahren zur Reinigung von Zylindern und Walzen eines Lackierwerkes einer Druckrmaschine mit wenigstens einer Auftragwalze und einer in einen Lackvvorratsbehälter eintauchenden Duktorwalze, wobei die Duktorwalze mit einem separaten Antrieb getriebetechnisch gekoppelt wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei aktivierter Sprüheinrichtung die Duktorwalze auf einen, bezogen im Druckbetrieb üblichen maximalen Produktionslackwert zeitlich begrenzt überhöht angetrieben wird und die Auftragwalze mit synchroner Umfangsgeschwindigkeit zur Umfangsgeschwindigkeit der Duktorwalze vom Formzylinder angetrieben wird, wobei weitere lackführende Walzen mit Friktion betrieben werden.
 




Zeichnung