[0001] Die Erfindung befaßt sich mit einem Verfahren zum Fließpressen eines napfförmigen
Teils aus einem etwa zylindrischen Grundkörper unter Einsatz eines fließfähigen Schmierstoffs.
Beim Fließpressen kann es sich beispielsweise um das Rückwärtsfließpressen, Vorwärtsfließpressen,
Kombinationen hiervon oder auch beispielsweise um das Querfließpressen handeln.
[0002] Bei der Ausformung von napfförmigen Teilen mittels des Fließpressens erfolgt das
Napfziehen aus einem etwa zylindrischen Grundkörper in vielen Fällen in einem Arbeitsschritt
und es werden bei diesem Fließpreßvorgang fließfähige Schmierstoffe, wie Flüssigschmierstoff
oder auch Schmierstoff in pastöser Konsistenz, eingesetzt. Da die beim Napftiefziehen
gebildete Hülse äußerst genau zentrisch sein muß, bereitet der Einsatz der Schmierstoffe
Schwierigkeiten, da es durch die hohen auftretenden Preßkräfte dazu kommen kann, daß
das Preßwerkzeug zum Fließpressen aus seiner exakt zentrischen Lage verdrängt wird.
Zum anderen besteht die Gefahr, daß die fließfähigen Schmierstoffe beim Fließpressen
Deformationen der gebildeten Innenwandflächen bewirken können, die zu unerwünschten
Formabweichungen führen, deren Beseitigung Nachbearbeitungen an der Innenwand des
gebildeten hülsenförmigen Teils erforderlich macht.
[0003] Die Erfindung zielt daher darauf ab, ein Verfahren zum Fließpressen eines napfförmigen
Teils bereitzustellen, welches die Ausformung eines napfförmigen Teils unter Einsatz
von fließfähigen Schmierstoffen derart gestattet, daß eine achszentrische Ausbildung
des hülsenförmigen Teils mit hoher Präzision sichergestellt ist und sich Nachbearbeitungen
weitgehend vermeiden lassen.
[0004] Nach der Erfindung wird hierzu ein Verfahren zum Fließpreßen eines napfförmigen Teils
aus einem etwa zylindrischen Grundkörper unter Einsatz eines fließfähigen Schmierstoffs
bereitgestellt, welches sich dadurch auszeichnet, daß vor dem Preßvorgang zum Fließpressen
des napfförmigen Teils bis auf Endtiefe zuerst mittels eines Stempels ein vertiefter
Zentrieransatz derart eingepreßt wird, daß zugleich wenigstens eine Freisparung an
der Innenwandfläche ausgeformt wird.
[0005] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird somit ausgehend von dem zylindrischen Grundkörper
zuerst ein leicht vertiefter Zentrieransatz mittels eines Stempels ausgeformt und
zugleich wird auch eine Freisparung an der Innenwandfläche ausgeformt, über die dann
bei dem anschließenden Fließpreßvorgang des napfförmigen Teils bis zur Endtiefe der
fließfähige Schmierstoff nach außen ungehindert entweichen und verdrängt werden kann.
Durch diese gezielte Abführung des fließfähigen Schmierstoffs während des Fließpreßvorganges
wird zuverlässig verhindert, daß der Stempel von seiner achszentrischen Lage verdrängt
wird, und es werden zugleich auch Deformationen der Innenwandfläche des gebildeten
hülsenförmigen Teils verhindert, so daß Nachbearbeitungen dieser Innenwandfläche entfallen
können, da diese qualitativ hochwertig und genau mit hoher Präzision ausgebildet ist.
Somit gestattet das erfindungsgemäße Verfahren die Herstellung eines napfförmigen
Teils umfassend eine zylindrische Hülse und einen Boden auf äußerst präzise und kostengünstige
Weise, ohne daß nennenswerte Nachbearbeitungen an dem mittels Fließpressen erzeugten
napfförmigen Teil erforderlich sind. Auch wird zugleich eine zentrische Ausbildung
der zylindrischen Hülse hierbei sichergestellt.Wesentlich ist insbesondere, daß vor
der Hauptfließpreßbearbeitung wenigstens eine Freisparung im Bereich der späteren
Randzone des napfförmigen Teils ausgebildet wird. Hierüber kann dann der beim Fließpressen
eingesetzte Schmierstoff entweichen.
[0006] Selbst wenn daher kein Zentrieransatz vorgesehen ist, reicht(en) die Freisparung(en)
aus, um das nach der Erfindung gewünschte Ziel zu erreichen.
[0007] Vorzugsweise reicht die Freisparung bis zum Ansatzrand. Hierdurch kann der Schmierstoff
entgegen oder auch in der Stempelbewegungsrichtung gezielt abgeleitet werden, wobei
aber auch sichergestellt ist, daß der Schmierstoff zuvor zuverlässig seine Schmierfunktion
erfüllt hat und allseitig auch in Umfangsrichtung gesehen durch Bildung eines Schmiermittelfilmes
wirksam gemacht worden ist.
[0008] Vorzugsweise werden mehrere Freisparungen in Umfangsrichtung der Innenwand verteilt
ausgeformt, welche insbesondere in regelmäßigen Umfangsabständen angeordnet sind.
Hierdurch wird erreicht, daß der fließfähige Schmierstoff vor seinem Austritt über
die Freisparungen gleichmäßig in Umfangsrichtung verteilt zur zuverlässigen Erfüllung
seiner Schmierfunktion strömen kann, und daß er über möglichst kurze Austrittswege
nach außen über die Freisparungen entweichen kann. Zugleich bilden die zwischen den
Freisparungen vorhandenen, in Richtung nach innen vorspringenden Abschnitte eine zuverlässige
Führung bei der axial gerichteten Bewegung des Fließpreß-Werkzeugs, welches für den
Preßvorgang zur Ausbildung des napfförmigen Teils bis auf Endtiefe eingesetzt wird.
Durch die in Umfangsrichtung gleichförmige Abführung des fließfähige Schmierstoffes
über die Freisparungen wird wirksam einer axialen Verdrängung des Fließpreß-Werkzeugs
entgegengewirkt.
[0009] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform ist die oder sind die Freisparungen kanalförmig
ausgebildet und haben einen im wesentlichen halbkreisförmigen Querschnitt. Hierdurch
läßt sich eine Ableitung des fließfähigen Schmierstoffes über die Freisparungen mit
möglichst geringem Strömungswiderstand erzielen.
[0010] Vorzugsweise wird beim erfindungsgemäßen Verfahren der Grundkörper zum Fließpressen
insbesondere nach der Ausbildung des vertiefen Zentrieransatzes vorgewärmt, so daß
der abschließende Fließpreßvorgang nach dem sogenannten Halbwarm-Fließpressen durchgeführt
wird.
[0011] Zusammenfassend ist es beim erfindungsgemäßen Verfahren wesentlich, daß eine oder
mehrere Freisparungen an der Innenwandfläche derart ausgeformt werden, daß ein später
eingesetzter fließfähiger Schmierstoff beim Fließpressen gezielt und zuverlässig nach
Erfüllung seiner Schmiermittelfunktion derart abgeführt werden kann, daß eine Verdrängung
des Fließpreß-Werkzeuges wirksam verhindert wird und auch verhindert wird, daß der
fließfähige Schmierstoff zu Deformationen der Wandfläche führen kann. Hierdurch können
auf wirtschaftlich kostengünstige Weise mittels Fließpressen napfförmige Teile in
hochpräziser Weise und ohne nennenswerte Nachbearbeitung hergestellt werden. Vorzugsweise
wird die wenigstens eine Freisparung zugleich bei der Ausbildung eines vertieften
Zentrieransatzes ausgeformt.
[0012] Die Erfindung wird nachstehend an Hand einer bevorzugten Ausführungsform unter Bezugnahme
auf die beigefügte Zeichnung näher erläutert. Darin zeigt:
- Fig. 1
- eine perspektivische Ansicht eines zylindrischen Grundkörpers,
- Fig. 2
- den in Figur 1 gezeigten Grundkörper nach der Ausbildung eines vertieften Zentrieransatzes
und der Ausformung einer oder mehrerer Freisparungen an der Innenwandfläche, und
- Fig. 3
- eine schematische Ansicht eines nach dem Fließpressen, insbesondere beispielsweise
dem Rückwärtsfließpressen, erhaltenen napfförmigen Teils.
[0013] An Hand den Figuren 1 bis 3 der Zeichnung werden die bevorzugten Herstellungsschritte
gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren zum Fließpressen verdeutlicht. In Figur 1 ist
der Ausgangskörper gezeigt, welcher von einem etwa zylindrischen Grundkörper 1 gebildet
wird, welcher beispielsweise von einem Stangenmaterial mit vorbestimmter Länge zuvor
abgeschnitten worden ist.
[0014] Ausgehend von diesem zylindrischen Grundkörper 1 kann mittels eines nicht näher dargestellten
Stempels beispielsweise in einem ersten Schritt ein geringfügig vertiefter ausgebildeter
Zentrieransatz 2 ausgebildet werden. Insbesondere werden aber, wie dargestellt, mehrere
Freisparungen 3 an der Innenwandfläche 4 vorzugsweise zugleich mit dem Zentrieransatz
ausgeformt, welche vorzugsweise regelmäßig in Umfangsabständen angeordnet sind. Die
so ausgebildeten Freisparungen 3 sind vorzugsweise achsparallel zur Mittelachse des
zylindrischen Grundkörpers gerichtet und reichen bis zum Ansatzrand 5. Zwischen den
so in Umfangsrichtung der Innenwandfläche 4 verteilt ausgebildeten Freisparungen 3
bleiben radial nach innen vorspringende Abschnitt 6 stehen.
[0015] Unter Bezugnahme auf Figur 3 wird vorzugsweise in einem Arbeitsgang ausgehend von
dem in Figur 2 gezeigten Grundkörper mit dem beispielsweise vorgesehenen Zentrieransatz
2 und insbesondere den Freisparungen 3 unter Einsatz eines fließfähigen Schmierstoffs
eine Fließpreßbearbeitung mittels eines entsprechenden Werkzeugs durchgeführt, so
daß man abschließend ein napfförmiges Teil 10 nach Figur 3 erhält, welches ein hülsenförmiges
Teil 11 und einen geschlossenen Boden 12 umfaßt. Der bei diesem Fließpreßvorgang eingesetzte
an sich auf diesem Gebiet übliche fließfähige Schmierstoff kann hierbei über die Freisparungen
3, welche bis zum Rand 5 reichen, entweichen, nachdem er entgegen oder in der Werkzeugbewegungsrichtung
beim Fließpreßvorgang für die gewünschte Schmierung gedient hat. Durch diese gezielte
Zwangsabführung des Schmierstoffes über die Freisparungen 3 kann zuverlässig und wirksam
verhindert werden, daß das nicht gezeigte Fließpreß-Werkzeug aus einer achszentrischen
Lage durch den eingesetzten fließfähigen Schmierstoff versetzt und verdrängt werden
kann, und zugleich wird hierbei auch verhindert, daß der fließfähige Schmierstoff
bei den hierbei auftretenden hohen Temperaturen und Drücken Deformationen der Innenwandfläche
7 des ausgeformten hülsenförmigen Teils 11 und/oder des Bodens 12 verursachen kann,
was zu unerwünschten Formabweichungen führen könnte, die sich nur durch eine nachträgliche
gesonderte Nachbearbeitung beseitigen lassen könnten.
[0016] Somit wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren einerseits eine hochpräzise Ausformung
des napfförmigen Teils 10 unter Einsatz des Fließpressens sichergestellt und zugleich
hat die Innenwandfläche 7 des hülsenförmigen Teils 11 des hierbei ausgebildeten napfförmigen
Teils 10 eine für den unmittelbaren Einsatz geeignete Oberflächengüte, so daß Nachbearbeitungen
weitgehend entbehrlich sind.
[0017] Obgleich nicht näher dargestellt ist, kann der beispielsweise nach der Ausbildung
des Zentrieransatzes 2 mit den Freisparungen 3 erhaltene Körper oder allgemein der
Körper unmittelbar vor dem Anwenden des Fließpressens vorgewärmt werden, bevor der
eigentliche Fließpreßvorgang bis zur Ausformung des napfförmigen Teils 10 bis auf
die gewünschte Endtiefe durchgeführt wird, so daß sich auch das Halbwarm-Fließpressen
hierbei in effektiver Weise einsetzen läßt.
[0018] Selbstverständlich ist die Erfindung nicht auf die voranstehend beschriebenen bevorzugten
Einzelheiten beschränkt, sondern es sind zahlreiche Abänderungen und Modifikationen
möglich, die der Fachmann im Bedarfsfall treffen wird, ohne den Erfindungsgedanken
zu verlassen. So wird die Anzahl der ausgeformten Freisparungen 3 sowie deren Verteilung
in Abhängigkeit von den jeweils gewünschten Einsatzverhältnissen insbesondere auch
der Größe und der geometrischen Gestalt des herzustellenden napfförmigen Teils 10
gewählt. Auch kann die Querschnittsform der Freisparungen 3 unter Berücksichtigung
der jeweils vorhandenen Einsatzbedingungen abweichend von der dargestellten Gestalt
gewählt werden. Gleiches gilt auch für die axiale Länge der Freisparungen 3. Wesentlich
vielmehr ist, daß diese so ausgeformten Freisparungen 3 in zuverlässiger Weise sicherstellen,
daß der fließfähige Schmierstoff nach seinem bestimmungsgemäßen Einsatz nach außen
abgeführt und entweichen kann, ohne den eigentlichen Fließpreßvorgang zu beeinträchtigen
und insbesondere eine Achsversetzung oder Achsverdrängung des beim Fließpreßvorgang
eingesetzten Werkzeugs wirksam zu vermeiden, ohne daß die Wirkung des eingesetzten
fließfähigen Schmierstoffs herabgesetzt wird. Ferner können die erfindungsgemäßen
Maßnahmen, insbesondere die Freisparungen zur gezielten Abführung des Schmierstoffs,
in gleicher oder ähnlicher Weise auch beispielsweise beim Vorwärtsfließpressen, Rückwärtsfließpressen,
kombinierten Fließpreßbearbeitungen oder beim Querfließpressen verwirklicht werden.
Die Aufzählung der Arten von Fließpreßbearbeitungen erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Bezugszeichenliste
[0019]
- 1
- Zylindrischer Grundkörper
- 2
- Zentrieransatz
- 3
- Freisparungen
- 4
- Innenwandfläche
- 5
- Ansatzrand
- 6
- Vorspringende Abschnitte
- 7
- Innenwandfläche von hülsenförmigen Teil 11
- 10
- Napfförmiges Teil
- 11
- Hülsenförmiges Teil
- 12
- Boden
1. Verfahren zum Fließpressen eines napfförmigen Teils (10) aus einem etwa zylindrischen
Grundkörper (1) unter Einsatz eines fließfähigen Schmierstoffs, dadurch gekennzeichnet, daß vor dem Preßvorgang zum Fließpressen des napfförmigen Teils (10) bis auf Endtiefe
zuerst mittels eines Stempels wenigstens eine Freisparung (3) an der Innenwandfläche
(4) ausgeformt wird, wobei vorzugsweise mittels des Stempels ein vertiefter Zentrieransatz
(2) und zugleich die Freisparung (3) ausgeformt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Freisparung (3) bis zum Ansatzrand (5) reicht.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß mehrere Freisparungen in Umfangsrichtung der Innenwand (4) verteilt ausgeformt
werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Freisparungen (3) in regelmäßigen Umfangsabständen ausgeformt werden.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Freisparungen (3) kanalförmig ausgebildet sind.
6. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Freisparungen (3) im Querschnitt im wesentlichen halbkreisförmig ausgebildet
sind.
7. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Grundkörper zum Rückwärtsfließpressen vorgewärmt wird.
8. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß als Fließpreßbearbeitung ein Rückwärtsfließpressen, ein Vorwärtsfließpressen,
ein Querfließpressen oder Kombinationen hiervon durchgeführt werden.