[0001] Die Erfindung betrifft einen elektrostatischen Freifallscheider zur Trennung von
Stoffgemischen, z.B. zur Trennung mineralischer Rohstoffe oder auch zur Trennung von
Kunststoffgemischen.
[0002] Nach dem Stand der Technik sind verschiedene Freifallscheider bekannt, die alle nach
dem gleichen Prinzip arbeiten. Die zu trennenden Partikel werden auf triboelektrischem
Wege selektiv gegensinnig aufgeladen und fallen durch einen Trennraum, der durch ein
Elektrodenpaar begrenzt wird, dessen Elektroden durch Anlegen einer Gleichspannung
gegensätzliche elektrische Polarität aufweisen. Dabei können die Elektroden als Platten,
umlaufende Bänder oder auch als Reihe feststehender oder drehbar gelagerter Röhren
ausgebildet sein. Durch die entsprechend der Ladung erfolgende Auslenkung der Teilchen
werden in der Regel drei Produkte erhalten, ein negativ aufgeladenes Gut, ein positiv
aufgeladenes Gut und ein Mittelgut. Durch am Ende der Fallstrecke angebrachte Trennzungen
kann die Qualität der Produkte gesteuert werden. Ein Scheider, der nach dem bekannten
Prinzip arbeitet, ist in Schubert, Aufbereitung fester mineralischer Rohstoffe, Band
II, S. 233/234, Leipzig 1967, beschrieben. Nach der DE 26 09 048 ist bekannt, als
Elektroden umlaufende Bänder aus leitfähigem Material zu verwenden. Ein Röhrenfreifallscheider
zur Trennung von Kunststoffgemengen ist Stand der Technik nach der DE 44 38 704. Zur
Verbesserung der Reinheit der Trennprodukte werden hiernach die an sich bekannten
Röhren versetzt angeordnet, so daß sie auf Lücke zueinander stehen. Die Selektivität
der Trennung kann dadurch verbessert werden.
[0003] Bei der elektrostatischen Trennung reicht normalerweise ein einziger Scheider nicht
aus, um selektiv in zwei Komponenten mit zufriedenstellender Reinheit zu trennen.
Es ist erforderlich, die Produkte in zwei- oder mehrstufigen Anlagen nachzutrennen.
Es sind große Förderwege zwischen den Stufen zu überwinden, der Platzbedarf ist beträchtlich,
und die Investitionskosten steigen mit zunehmender Stufenzahl. Ein Nachteil solcher
mehrstufigen Anlagen, die in der Regel zwei und in speziellen Fällen auch drei oder
mehr Scheider umfassen können, besteht darin, daß horizontale Förderorgane, z.B. Schnecken,
Kettenförderer erforderlich werden, um Zwischenfraktionen wechselseitig von einem
Scheider zum anderen befördern zu können. Bei einer Anlage mit zwei Scheidern sind
zwei solcher Horizontalförderer erforderlich. Durch die Horizontalförderer wird die
Menge an umlaufendem Fördergut beträchtlich erhöht. Dies ist mit zwei wesentlichen
Nachteilen verbunden. Zum einen erhöht sich die Verweilzeit des Gutes in der Anlage,
was zu einer erhöhten Entladung der aufgeladenen Teilchen führen kann. Die Entladung
kann durch Ladungsaustausch zwischen den aufgeladenen Teilchen erfolgen, aber auch
durch Kontakt der Teilchen mit den Wandmaterialien der Fördergerätegehäuse. Der andere
Nachteil der erhöhten Umlaufmenge besteht darin, das sich die Einstellung der Trenngleichgewichte
verzögert. Es ist daher die Aufgabe zu lösen, den gattungsgemäßen Freifallscheider
zur elektrostatischen Trennung so weiterzubilden, daß der Raumbedarf bei gleicher
oder höherer Trennleistung sinkt und ein stabiler Betriebszustand schneller erreicht
wird.
[0004] Die Aufgabe wird nun erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Elektroden ihr elektrisches
Potential über zwei separate Spannungsquellen unterschiedlicher Polarität erhalten.
Die eine Spannungsquelle liefert eine positive Spannung gegen das Potential Erde und
die andere eine negative Spannung gegen das Potential Erde, wodurch in der Scheidermitte
die Potentialdifferenz gegen Erde Null ist. Der große Vorteil dieser Anordnung liegt
nun darin, daß bei vorgegebener Feldstärke im Trennraum und bei den gegebenen Abmessungen
die Feldstärke zwischen Elektroden und Gehäuse auf den halben Wert absinkt, z.B. von
dem nach der DIN-Norm maximal zulässigen Wert von 2 KV/cm auf nur noch 1 KV/cm. Durch
die erfindungsgemäße Spannungsaufteilung wird somit eine Halbierung der Sicherheitsabstände
zwischen Elektroden und Gehäuse bei ansonsten gleicher Trennleistung möglich. Allein
dadurch läßt sich bei einem einzelnen Scheider das Scheiderbauvolumen zum Beispiel
für einen Durchsatz von 1 t/h von 8,6 auf 3,8 m
3 reduzieren.
[0005] Alternativ läßt sich statt der Reduzierung der Gehäuseabstände auch die Feldstärke
im Trennraum erhöhen, ohne gleichzeitig die Abstände zum Gehäuse hin erhöhen zu müssen.
Da durch die höhere Feldstärke die Teilchen im Feld besser ausgelenktwerden, kann
die Fallhöhe vermindert und damit Bauhöhe eingespart werden, oder es kann bei vorgegebenen
Abmessungen auch gröberes Granulat getrennt werden. Bei vorgegebener Oberflächenladungsdichte
ist nämlich bei einem kugelförmigen Teilchen mit dem Radius r die Auslenkung im elektrischen
Feld bei konstanter Feldstärke umgekehrt proportional dem Radius des Teilchens, d.h.
bei einer Verdoppelung des Teilchenradius verringert sich die Auslenkung auf die Hälfte.
Dies wiederum läßt sich, soweit es die Spannungsfestigkeit des Scheiders zuläßt, durch
eine Verdoppelung der Feldstärke kompensieren. Bei vorgegebenen Maßen eines Scheiders
wird daher durch die Spannungsaufteilung die Auftrennung gröberen Granulats ermöglicht.
Dies ist vor allem interessant, bei der Auftrennung von Kunststoffgranulat im Rahmen
des Recyclings von Kunststoffen.
[0006] Nach einer besonderen Ausführung der Erfindung kann das Scheideranlagenvolumen für
eine Anlage mit zwei Trennstufen zusätzlich reduziert werden. Dies wird dadurch erreicht,
daß zwei Trennräume in Reihe so angeordnet werden, daß die Elektrodenpaare, die jeweils
einen Trennraum bilden, dicht nebeneinander liegen und nur durch eine nichtleitende
Wand voneinander getrennt sind. Dabei befinden sich die Elektroden gleicher Polarität
jeweils in einer Flucht. Jeder der Trennräume ist mit einem Trennraumeinlauf in üblicher
Bauart und am unteren Ende der Fallstrecke mit den bekannten Gutausträgen für Mittelgut,
positiv geladenes Gut und negativ geladenes Gut versehen. Dabei sind insgesamt mindestens
zwei Produktausläufe vorhanden. Je nach Trennaufgabe und geforderter Trennproduktqualität
kann jeder der übrigen Gutausträge wahlweise mit einem der beiden Trennraumeinläufe
über ein Förderaggregat verbunden werden. Die Förderung erfolgt zweckmäßigerweise
pneumatisch über Fördergebläse oder über einen Elevator.
Nach dieser Ausführung läßt sich z.B. für einen Durchsatz von 1 t/h und zwei Trennstufen
das Scheideranlagenvolumen von ca. 22 m
3 auf 10 m
3 senken.
[0007] Werden beim Bau einer Anlage mit zwei Scheidern und vorgegebener Korngröße eines
zu trennenden Granulates beide Erfindungsmerkmale miteinander kombiniert, läßt sich
im Falle einer 1 t/h Anlage eine Reduzierung des Scheideranlagenvolumens von ca. 22
m
3 auf ca. 6 m
3 realisieren. Dies entspricht nahezu nur noch einem Viertel des Volumens der Anlage
nach dem Stande der Technik. Ein weiterer Vorteil der Erfindung besteht darin, daß
zwei Horizontalförderorgane eingespart werden.
[0008] Die erfindungsgemäße technische Lösung wird nachfolgend anhand einer Trennvorrichtung
mit zwei Trennstufen näher beschrieben. Dabei zeigen die
- Figur 1 -
- Frontansicht
- Figur 2 -
- Seitenansicht
- Figur 3 -
- Querschnitt in Höhe der Elektroden
- Figur 4 -
- Querschnitt durch den Auslaufbereich anhand einer Schaltung mit Vor- und Nachtrennung,
Mittelgutrückführung und Ausfuhr von zwei Endprodukten
[0009] In dem Gehäuse 1 sind vier Reihen Röhrenelektroden, die zwei Elektrodenpaare 2a,
2b bilden, vertikal so angeordnet, daß sich die Elektroden gleicher Polarität in Flucht
befinden. Die Elektrodenpaare sind durch eine elektrisch nicht leitende Wand 3 voneinander
getrennt und liegen dicht nebeneinander. Es werden zwei durch die Wand 3 und die gegenüberliegenden
Elektroden 2a, 2b begrenzte Trennräume gebildet, die über je einen Trennraumeinlauf
4a, 4b der jeweils als Schurre ausgebildet ist, beschickt werden. Über Wellen 5a,
5b wird die Stellung der Trennzungen 6a, 6b getrennt eingestellt. Die Trennprodukte
positiv geladenes Produkt, Mittelgut, negativ geladenes Produkt fallen in die unter
der Trennstrecke angebrachten Gutausträge 7a, 7b, wobei mindestens zwei Produktausträge
vorhanden sind und die übrigen Gutausträge wahlweise mit einem der Förderaggregate
8a und 8b verbunden werden können. Die getrennten Spannungsquellen 9a und 9b werden
zweckmäßigerweise in einem abgeschirmten Bereich der Elektroden angeschlossen.
[0010] Für die verschiedenen Trennaufgaben kann die Polung der Elektroden sowie die Verbindung
der Gutausläufe (7a, 7b) mit den Trennraumeinläufen (4a, 4b) beliebig variiert werden,
wobei die erfindungsgemäßen Vorteile eintreten und ein wirtschaftlicher Trennerfolg
erreicht wird.
1. Elektrostatische Trennvorrichtung zur Sortierung triboelektrisch aufgeladener Stoffgemische,
bestehend aus in einem Gehäuse (1) senkrecht angeordneten Elektroden gegensätzlicher
Polarität, die ein Elektrodenpaar bilden, zwischen denen der Trennraum gebildet wird,
einer Einlaufschurre, über die das zu trennende Gemisch im freien Fall in den Trennraum
geführt wird sowie Auslaufvorrichtungen zur Ausfuhr der Trennprodukte, dadurch gekennzeichnet, daß an jeder Elektrode jeweils eine separate Spannungsquelle (9a, 9b) derart angeschlossen
ist, daß die eine Quelle eine positive Spannung gegen das Potential Erde und die andere
eine negative Spannung gegen das Potential Erde liefert und dadurch in Scheidermitte
die Potentialdifferenz gegen Erde gleich Null ist.
2. Elektrostatische Trennvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Potentialdifferenz gegen Erde unabhängig vom Vorzeichen an beiden Elektroden
gleich oder angenähert gleich ist und etwa je 20.000 bis 80.000 Volt beträgt, wodurch
sich eine Gesamtpotentialdifferenz zwischen den Elektroden von 40.000 V bis 160.000
V ergibt.
3. Elektrostatische Trennvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Elektroden durch zwei dicht nebeneinander angeordnete Elektrodenpaare (2a,
2b) gebildet werden, die durch eine nichtleitende Wand (3) dergestalt voneinander
getrennt sind, daß sich die Elektroden gleicher Polarität jeweils in einer Flucht
befinden und dadurch zwei Trennräume bilden, die mit je einem Mittelgutauslauf und
je einem Auslauf für das positiv bzw. negativ geladene Gut ausgestattet sind, wobei
mindestens zwei Produktausläufe vorhanden sind und die übrigen Gutausläufe (7a, 7b)
über ein Förderaggregat (8a, 8b) wahlweise mit einem der beiden Trennraumeinläufe
(4a, 4b) verbunden sind.
4. Elektrostatische Trennvorrichtung nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Elektroden als Plattenelektroden, statische Röhrenelektroden, rotierende
Röhrenelektroden oder als umlaufende Bänder ausgebildet sind.
5. Elektrostatische Trennvorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Förderaggregat zwischen den Gutausläufen (7a, 7b) und den Trennraumeinläufen
4a, 4b) z.B. ein Elevator oder ein pneumatisch wirkendes Förderorgan ist.
6. Elektrostatische Trennvorrichtung nach Anspruch 1, 3 und 5, dadurch gekennzeichnet, daß sich unmittelbar vor dem Trennraumeinlauf (4a, 4b) eine Aufladevorrichtung befindet.