[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum automatischen Vertikalstranggiessen von
Metallen, insbesondere von Aluminiumlegierungen, in einer mehrere Kokillen umfassenden
Giessanlage, bei welchem Verfahren das flüssige Metall von einem Ofen über eine Giessrinne
an die Kokillen herangeführt und über Düsen mit regelbarem Durchfluss in die von auf
einem absenkbaren Giesstisch angeordneten Anfahrböden zunächst geschlossenen Kokillen
geleitet wird, wobei die Metalldurchflussmenge jeder Düse, ausgehend von einer Anfangszeit
und einem Anfangsniveau des Metalls, bei der die Metallstandsregelung beginnt, in
jeder Kokille individuell so geregelt wird, dass das Metall in allen Kokillen zu einer
vorbestimmten Startzeit ein im wesentlichen gleiches Startniveau aufweist, bei dem
das Absenken des Giesstisches zur Erzeugung der Metallstränge beginnt.
[0002] Entscheidend für den störungsfreien Betrieb einer mehrsträngigen Giessanlage ist
die Beherrschung des Anfahrvorganges, d.h. die optimale Steuerung der Metallzufuhr
zu den einzelnen Giesseinheiten bis zum eigentlichen Giessstart, der durch das Absenken
des Giesstisches eingeleitet wird.
[0003] Während der Anfahrboden- und Kokillen-Füllphase erfolgt üblicherweise eine individuelle
Regelung der Metallzufuhr zu den einzelnen Kokillen über diesen zugeordnete Düsen,
deren Metalldurchflussmenge mittels einer motorisch angetriebenen Stopfenstange veränderbar
eingestellt werden kann. Gleichzeitig wird in bekannter Weise über Niveaumessgeräte
der Metallstand in jeder Kokille kontinuierlich gemessen, mit der Sollwertvorgabe
verglichen und über die Differenz zwischen Ist- und Sollwert durch entsprechende Ansteuerung
des Stopfenstangen-Antriebs in der zugehörigen Düse die Geschwindigkeit der Metallzufuhr
in die Kokille angepasst.
[0004] Aus der GB-A-2 099 189 ist eine Metallstandsregelung für eine mehrsträngige Giessanlage
bekannt, bei der mit dem Erreichen eines ersten Metallniveaus in einer Kokille ein
zeitlich linear ansteigender Sollwert auf ein für alle Kokillen gemeinsames zweites
Niveau vorgegeben wird. Die Regelung des Metallstandes in den einzelnen Kokillen erfolgt
aufgrund des ansteigenden Sollwertes, sobald dieser in den einzelnen Kokillen erreicht
ist.
[0005] Die EP-B-0 517 629 offenbart ein Verfahren der eingangs genannten Art, bei dem die
individuelle Metallstandsregelung in jeder Kokille einsetzt, sobald das einströmende
Metall eine vorbestimmte Minimalhöhe über dem jeweiligen Anfahrboden erreicht hat.
Ausgehend von dieser Minimalhöhe über dem Anfahrboden erfolgt die Niveauregelung in
jeder Kokille aufgrund individueller, zeitlich linear ansteigender Sollwertkurven,
so dass ein vorbestimmtes, gemeinsames Niveau in allen Kokillen gleichzeitig erreicht
wird.
[0006] Ein wesentlicher Nachteil der Verfahren nach dem Stand der Technik mit unterschiedlichen
Füllkurven für jede Kokille liegt in der Gefahr, dass das System ausser Kontrolle
gerät, wenn sich eine der Kokillen wegen vorzeitiger Erstarrung von Metallschmelze
nicht oder mit grosser Verspätung zu füllen beginnt. Zudem können grosse Unterschiede
in der Füllkinetik beim Absenken des Giesstisches auftreten, wenn sich einzelne Kokillen
zu spät füllen und demzufolge gegen Ende des Füllvorgangs eine steile Füllkurve aufweisen.
Bei unterschiedlichen Füllkurven wird auch der Algorithmus wesentlich komplizierter.
[0007] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs genannten
Art zu schaffen, bei dem der Metallstand in den einzelnen Kokillen während der Anfahrboden-
und Kokillen-Füllphase auf einfache Weise und in möglichst kurzer Zeit auf ein für
den Beginn des Absenkens des Giesstisches vorbestimmtes Niveau geregelt werden kann,
ohne dass die Gefahr des Einfrierens von Metall besteht.
[0008] Zur erfindungsgemässen Lösung der Aufgabe führt, dass das Metallniveau während des
Füllvorganges zwischen dem Anfangsniveau bei der Anfangszeit und dem Startniveau bei
der Startzeit in allen Kokillen gleichzeitig und als Funktion der Zeit nach einer
für alle Kokillen identischen Sollwertkurve
geregelt wird, wobei die Steigung
der Sollwertkurve in einem Bereich ausgehend vom Anfangsniveau grösser und in einem
Bereich gegen das Startniveau kleiner ist als die mittlere Steigung zwischen Anfangs-
und Startniveau.
[0009] Bevorzugt erstreckt sich der Teil der Sollwertkurve mit der grösseren Steigung, ausgehend
vom Anfangsniveau, in einem Bereich von etwa 10 bis 70%, vorzugsweise 30 bis 60%,
des gesamten Niveauanstiegs. Der Teil der Sollwertkurve mit der kleineren Steigung
gegen das Startniveau erstreckt sich bevorzugt über einen Bereich von 10 bis 40%,
vorzugsweise 15 bis 25%, des gesamten Niveauanstiegs.
[0010] In der Praxis hat sich gezeigt, dass eine genügend genaue Regelung erzielt werden
kann, wenn die Sollwertkurve aus 4 bis 8, vorzugsweise 5 bis 6, Wertepaaren zusammengesetzt
ist.
[0011] Bei einer einfachen und zweckmässigen Durchführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens
beginnt die Metallstandsregelung in allen Kokillen gleichzeitig, sobald in einer Kokille
das Anfangsniveau erreicht ist. Zweckmässigerweise beginnt auch das Absenken des Giesstisches
mit den Anfahrböden, sobald in einer Kokille das Startniveau erreicht ist.
[0012] Bevorzugt wird auch der Metallstand in der Giessrinne vom Beginn der Füllphase der
Anfahrböden und der Kokillen bis und mit der stationären Giessphase auf einem konstanten
Niveau gehalten.
[0013] Die Metallzufuhr in die Kokillen aufgrund der Sollwertkurve erfolgt bevorzugt PID-geregelt.
[0014] Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Bescheibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels sowie anhand der Zeichnung; diese
zeigt schemtisch in
- - Fig. 1
- einen vereinfachten Querschnitt durch einen Teil einer Kokille mit eingefahrenem Anfahrboden;
- - Fig. 2
- eine Sollwertkurve des zeitlichen Verlaufs des Metallstandes in den einzelnen Kokillen.
[0015] Vor Beginn eines Abgusses werden während einer Prüfphase sämtliche Einstellungen
an der Giessanlage überprüft. Wenn sämtliche Startbedingungen erfüllt sind, wird durch
Kippen des das flüssige Metall enthaltenden Ofens die Giessrinne bis auf ein vorgegebenes
Metallniveau gefüllt. Sobald ein Sensor -- z.B. ein induktiver Messwertgeber -- die
richtige Füllhöhe anzeigt, öffnet sich ein Schieber und das Füllen der Anfahrböden
12 und der Kokillen 10 mit dem flüssigem Metall 14 beginnt. Der Metallstand im Anfahrboden
12 bzw. in der Kokille 10 erfolgt z.B. PID-geregelt über einen induktiven Messwertgeber.
[0016] Sobald das Metall in einer Kokille einen vorbestimmten Wert N
o erreicht hat, beginnt in allen Kokillen der Giessanlage die Metallstandsregelung
aufgrund einer gemeinsamen Sollwertkurve
vom Anfangsniveau N
o bei der Anfangszeit t
o bis zum Startniveau N
s bei der Startzeit t
s, wo das Absenken des Giesstisches zur Erzeugung der Metallstränge beginnt.
[0017] Die in Fig. 2 gezeigte Sollwertkurve kann in einen vom Anfangswert N
o ausgehenden Bereich A und in einen daran anschliessenden, gegen das Startniveau N
s verlaufenden Bereich B aufgeteilt werden. Es ist ohne weiteres ersichtlich, dass
der Bereich A der Sollwertkurve eine gegenüber der mittleren Steigung
grössere Steigung aufweist. Entsprechend ergibt sich für den Bereich B eine kleinere
Steigung. Im gezeigten Beispiel ist die Sollwertkurve durch 6 Messwertpaare N
x,t
x gebildet.
[0018] Das in der Zeichnung wiedergegebene Ausführungsbeispiel bezieht sich auf das Stranggiessen
einer Aluminiumlegierung in einer konventionellen Kokille. Das erfindungsgemässe Verfahren
ist jedoch auch bei anderen Giessverfahren wie beispielsweise beim Giessen in einem
elektromagnetischen Wechselfeld (EMC) anwendbar.
[0019] Das Verfahren ist auch nicht auf das Giessen von Aluminiumlegierungen beschränkt.
Weitere Werkstoffe, die mit dem erfindungsgemässen Verfahren zu Strängen vergossen
werden können, sind z.B. Magnesium- oder Kupferlegierungen.
1. Verfahren zum automatischen Vertikalstranggiessen von Metallen, insbesondere von Aluminiumlegierungen,
in einer mehrere Kokillen umfassenden Giessanlage, bei welchem Verfahren das flüssige
Metall von einem Ofen über eine Giessrinne an die Kokillen herangeführt und über Düsen
mit regelbarem Durchfluss in die von auf einem absenkbaren Giesstisch angeordneten
Anfahrböden zunächst geschlossenen Kokillen geleitet wird, wobei die Metalldurchflussmenge
jeder Düse, ausgehend von einer Anfangszeit (t
o) und einem Anfangsniveau (N
o) des Metalls, bei der die Metallstandsregelung beginnt, in jeder Kokille individuell
so geregelt wird, dass das Metall in allen Kokillen zu einer vorbestimmten Startzeit
(t
s) ein im wesentlichen gleiches Startniveau (N
s) aufweist, bei dem das Absenken des Giesstisches zur Erzeugung der Metallstränge
beginnt,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Metallniveau (N) während des Füllvorganges zwischen dem Anfangsniveau (N
o) bei der Anfangszeit (t
o) und dem Startniveau (N
s), bei der Startzeit (t
s) in allen Kokillen gleichzeitig und als Funktion der Zeit (t) nach einer für alle
Kokillen identischen Sollwertkurve
geregelt wird, wobei die Steigung
der Sollwertkurve in einem Bereich (A) ausgehend vom Anfangsniveau (N
o) grösser und in einem Bereich (B) gegen das Startniveau (N
s) kleiner ist als die mittlere Steigung
zwischen Anfangs- und Startniveau.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Steigung
der Sollwertkurve
, ausgehend vom Anfangsniveau (N
o), in einem Bereich von 10 bis 70%, vorzugsweise 30 bis 60%, des gesamten Niveauanstiegs
(N
s-N
o) grösser und gegen das Startniveau (N
s) in einem Bereich von 10 bis 40%, vorzugsweise 15 bis 25%, des gesamten Niveauanstiegs
kleiner ist als die mittlere Steigung
zwischen Anfangs- und Startniveau.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Sollwertkurve aus
4 bis 8, vorzugsweise 5 bis 6, Wertepaaren (Nx,tx) zusammengesetzt ist.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Metallstandsregelung
in allen Kokillen gleichzeitig beginnt, sobald in einer Kokille das Anfangsniveau
(No) erreicht ist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Absenken
des Giesstisches mit den Anfahrböden beginnt, sobald in einer Kokille das Startniveau
(Ns) erreicht ist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Metallstand
in der Giessrinne vom Beginn der Füllphase der Anfahrböden und der Kokillen bis und
mit der stationären Giessphase auf einem konstanten Niveau gehalten wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Metallzufuhr
in die Kokillen aufgrund der Sollwertkurve PID-geregelt erfolgt.