[0001] Die Maschine betrifft eine Wickelmaschine zum kontinuierlichen Aufwickeln einer Materialbahn,
insbesondere Papier- oder Kartonbahn, gemäß Oberbegriff des Anspruchs 1 und ein Verfahren
zum kontinuierlichen Aufwickeln einer Materialbahn, insbesondere Papier- oder Kartonbahn,
gemäß Oberbegriff des Anspruchs 17.
[0002] Wickelmaschinen und Verfahren der hier angesprochenen Art sind aus der DE 196 07
349 bekannt. Die bekannte Wickelmaschine umfaßt eine mittels einer Anpreßeinrichtung
verlagerbare Anpreßtrommel, die definiert an den Umfang einer Wickelrolle angedrückt
wird und mit dieser einen Wickelspalt bildet. Die Anpreßtrommel ist an einer auf einer
Führung verfahrbaren ersten Transporteinrichtung angeordnet. Der Tambour, auf den
die Wickelrolle aufgewickelt wird, wird während des Anwickelvorgangs von einer Primärlagerung
drehbeweglich gehalten. Diese ist gegenüber der ersten Transporteinrichtung, auf der
die Anpreßtrommel angeordnet ist, mit Hilfe einer zusätzlichen zweiten Transporteinrichtung
translatorisch verlagerbar. Die Wickelmaschine umfaßt weiterhin eine stationär angeordnete
Sekundärlagerung, die den Tambour während des Fertigwickelvorgangs drehbeweglich in
einer fixen Position hält. Bei einem Tambourwechsel wird ein leerer Tambour in die
Primärlagerung eingebracht, die Materialbahn getrennt und deren freies Ende auf den
leeren Tambour aufgewickelt. Während des Anwickelvorgangs, also während der Tambour
von der Primärlagerung gehalten wird, werden der größer werdende Wickelrollendurchmesser
durch eine Verlagerung der ersten Transporteinrichtung und die Steuerung der Linienkraft
im Wickelspalt zwischen der Anpreßtrommel und der Wickelrolle durch eine Relativbewegung
der Anpreßtrommel gegenüber der ersten Transporteinrichtung ausgeglichen beziehungsweise
eingestellt. Nach Erreichen eines gewünschten Wickelrollendurchmessers wird die Wickelrolle
in die Sekundärlagerung überführt und fertiggewickelt. Die bekannte Wickelmaschine
weist einen konstruktiv relativ aufwendigen und somit kostenintensiven Aufbau auf,
insbesondere durch die die Primärlagerung tragende zweite Transporteinrichtung, für
die eine zusätzliche Steuereinheit zur Steuerung der Verlagerungsbewegung notwendig
ist. Dabei ist es schwierig, beim Überführen der Wickelrolle in die Sekundärlagerung
die Bewegung der beiden Transporteinrichtungen derart synchron zu steuern, daß gleichzeitig
die Linienkraftsteuerung in der Lage ist, die gewünschte Linienkraft beizubehalten.
Vielmehr besteht die Gefahr einer sprunghaften Änderung der Linienkraft.
[0003] Aus der DE 44 15 324 A1 (US 5,577,685) geht eine Wickelmaschine hervor, die eine
erste, horizontal verfahrbare Transporteinrichtung aufweist, an der eine vertikal
verfahrbare zweite Transporteinrichtung angebracht ist. Eine mit einer Wickelrolle
einen Wickelspalt bildende Anpreßtrommel ist drehbeweglich an der zweiten Transporteinrichtung
angeordnet und kann mittels einer Anpreßeinrichtung relativ zur zweiten Transporteinrichtung
hin und her bewegt werden, um die Linienkraft im Wickelspalt einzustellen. Des weiteren
ist eine dritte Transporteinrichtung vorgesehen, die der Überführung eines leeren
Tambours von einer Bereitschaftsposition in die tieferliegende Anwickelposition dient.
Bei einem Tambourwechsel wird die Anpreßtrommel zunächst vertikal nach oben in eine
Übernahmeposition verfahren, in der die Anpreßtrommel mit einem an der dritten Transporteinrichtung
drehbeweglich gehaltenen leeren Tambour einen Wickelspalt bildet. Die Materialbahn
wird nun getrennt und deren freies Ende auf den leeren Tambour aufgewickelt, der anschließend
gemeinsam mit der Anpreßtrommel in die tieferliegende Anwickelposition überführt wird.
Hierzu werden die zweite und die dritte Transporteinrichtung vertikal nach unten verfahren.
Während des Anwickelns und der Überführung in die Anwickelposition wird der neue Tambour
mit der darauf aufgewickelten, erst wenige Wickellagen aufweisenden Wickelrolle mittels
eines Primärantriebs angetrieben. Von der Anwickelposition wird die Wickelrolle horizontal
in eine Fertigwickelposition verfahren, in der der Primärantrieb abgekuppelt und ein
Sekundärantrieb an die Wickelrolle angekuppelt wird, der während des weiteren Wickelvorgangs
die Wickelrolle antreibt. Die Wickelmaschine weist eine relativ aufwendige Konstruktion
auf, insbesondere aufgrund der unabhängig voneinander verlagerbaren zweiten und dritten
Transporteinrichtungen. Ferner hat sich herausgestellt, daß die Steuerung der Verlagerungsbewegungen
der drei Transporteinrichtungen sehr aufwendig ist.
[0004] Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, eine Wickelmaschine und ein Verfahren zu
schaffen, die diese Nachteile nicht aufweisen. Insbesondere soll eine Verlagerung
des angewickelten neuen Tambours in die stationäre Sekundärlagerung derart durchführbar
sein, daß die gewünschte Höhe der Linienkraft im Wickelspalt mit möglichst geringem
Aufwand während der genannten Verlagerung erhalten bleibt.
[0005] Zur Lösung dieser Aufgabe wird eine Wickelmaschine vorgeschlagen, die die Merkmale
des Anspruchs 1 aufweist. Diese zeichnet sich dadurch aus, daß die Primärlagerung
ortsfest an der Transporteinrichtung angeordnet ist. Im Zusammenhang mit der vorliegenden
Erfindung wird unter "ortsfest" eine Lagerung verstanden, die den Tambour drehbeweglich
hält und eine translatorische Verlagerung des Tambours auf der Transporteinrichtung
verhindert. Der Primärlagerung und der Anpreßtrommel ist also eine einzige, gemeinsame
Transporteinrichtung zugeordnet, wodurch einerseits der konstruktive Aufbau der Wickelmaschine
und andererseits deren Steuerung vereinfacht werden kann.
[0006] Bevorzugt wird ein Ausführungsbeispiel der Wickelmaschine, das sich dadurch auszeichnet,
daß während die Wickelrolle von der Sekundärlagerung gehalten und dabei fertiggewickelt
wird, durch eine Verlagerung der die Anpreßtrommel tragenden Transporteinrichtung
mittels einer Hubeinrichtung der größer werdende Wickelrollendurchmesser ausgeglichen
wird. Gleichzeitig wird durch eine Relativbewegung der Anpreßtrommel gegenüber der
Transporteinrichtung die Linienkraft im Wickelspalt gesteuert/geregelt. Hierfür ist
eine Steuerung/Regelung vorgesehen, die mit der Anpreßeinrichtung, mittels derer die
Anpreßtrommel verlagerbar ist, zusammenwirkt. Die Verlagerung der Anpreßtrommel relativ
zur Transporteinrichtung dient also der Einstellung der Druckkräfte im Wickelspalt
zwischen der Anpreßtrommel und der Wickelrolle. Die Anpreßtrommel weist gegenüber
der mit zunehmendem Durchmesser schwerer werdenden Wickelrolle ein wesentlich geringeres
Gewicht auf, so daß ein schneller Ausgleich von im Wickelspalt auftretenden Schwankungen
und Sprüngen der Linienkraft beziehungsweise des Linienkraftverlaufs möglich ist.
Dadurch ist die Linienkraft äußerst feinfühlig einstellbar, wodurch eine hohe Wickelqualität
erreicht werden kann.
[0007] Das zuvor beschriebene Steuern oder Regeln der Linienkraft beginnt unmittelbar beim
Tambourwechsel und bleibt stetig wirksam nicht nur während des Anwickelvorganges,
sondern auch während der gemeinsamen Verlagerung des angewickelten Tambours in die
Sekundärlagerung (wobei die Anpreßtrommel auf der gemeinsamen Transporteinrichtung
problemlos mitwandert) und während des folgenden Fertigwickelvorganges. Der wesentliche
Vorteil der Erfindung besteht also darin, daß das Steuern/Regeln der Linienkraft während
des Anwickelvorganges und während der Überführung des angwickelten Tambours in die
Sekundärlagerung in einfacher und präziser Weise allein durch Verlagern der Anpreßtrommel
mittels der Anpreßeinrichtung auf der Transporteinrichtung erfolgt. Das selbsttätige
Beibehalten der gewünschten Linienkraft während der genannten Vorgänge ist somit ohne
zusätzlichen Aufwand problemlos möglich. Erst während des Fertigwickelvorganges reicht
der maximale Hub der Anpreßeinrichtung in der Regel nicht aus, nun dem größer werdenden
Wickelrollendurchmesser zu folgen. Dann wird die (zum Verschieben der Transporteinrichtung
ohnehin notwendige) oben schon erwähnte Hubeinrichtung wirksam, um die Transporteinrichtung
(einschließlich der Anpreßtrommel, der Anpreßeinrichtung und der jetzt leeren Primärlagerung)
allmählich von der Sekundärlagerung wegzuziehen, entsprechend der Zunahme des Wickelrollendurchmessers.
[0008] Bei einer vorteilhaften Ausführungsform der Wickelmaschine ist vorgesehen, daß der
Primärlagerung ein Primärantrieb, vorzugsweise Zentrumsantrieb, für die Wickelrolle
zugeordnet ist, mittels dessen ein definiertes Drehmoment auf den von der Primärlagerung
gehaltenen Tambour aufgebracht werden kann. Der Primärantrieb ist vorzugsweise stationär,
das heißt ortsfest, auf der Transporteinrichtung angeordnet, wodurch der Aufbau der
Wickelmaschine weiter vereinfacht werden kann, da zusätzliche Führungs- und Transporteinrichtungen
für den Primärantrieb nicht benötigt werden. Es ist auch möglich, den Primärantrieb
auf einer separaten Transporteinrichtung anzuordnen und beim Überführen der von der
Primärlagerung drehbeweglich gehaltenen Wickelrolle an die Sekundärlagerung parallel
zur Primärlagerung mit zu verlagern. Wichtig ist, daß auf den Tambour während des
gesamten Wickelvorgangs ein Drehmoment aufgebracht werden kann. Dadurch kann -im Zusammenwirken
mit der oben beschriebenen Steuerung oder Regelung der Linienkraft im Wickelspalt-
eine Wickelrolle mit einem definierten, vorzugsweise gleichmäßigen Wickelhärteverlauf
hergestellt werden.
[0009] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich aus den übrigen Unteransprüchen.
[0010] Zur Lösung der genannten Aufgabe wird auch ein Verfahren zum kontinuierlichen Aufwickeln
einer Materialbahn vorgeschlagen, das die in Anspruch 17 genannten Merkmale aufweist.
Dieses zeichnet sich dadurch aus, daß die Materialbahn zunächst über einen Umfangsbereich
einer Anpreßtrommel geführt wird, die mit einer Wickelrolle einen Wickelspalt bildet.
Zur Vorbereitung eines Tambourwechsels werden ein freier Zug der Materialbahn zwischen
der Anpreßtrommel und der fast fertigen Wickelrolle ausgebildet und ein leerer Tambour
in den Bereich des freien Zuges in eine Anwickelposition eingebracht. Dann wird ein
Wickelspalt zwischen der Anpreßtrommel und dem leeren Tambour durch eine Verlagerung
der Anpreßtrommel gegenüber einer die Anpreßtrommel und den Tambour tragenden Transporteinrichtung
ausgebildet. Anschließend wird die Materialbahn getrennt und deren freies Ende auf
den leeren Tambour aufgewickelt. Hierbei befindet sich die Wickelrolle in ihrer Anwickelposition,
wobei sofort eine Steuerung/Regelung der Linienkraft im Wickelspalt beginnt. Dazu
wird die Anpreßtrommel definiert relativ zur Transporteinrichtung verlagert. Nach
Erreichen eines gewünschten Wickelrollendurchmessers, der bei einer bevorzugten Ausführungsform
nur wenig größer ist als der Durchmesser des Tambours, wird die Wickelrolle in eine
Fertigwickelposition überführt, in der die Wickelrolle während des Fertigwickelvorgangs
stationär drehbeweglich gehalten ist. Während der Überführung wird das genannte Steuern/Regeln
der Linienkraft kontinuierlich fortgesetzt. Auch während nun die Wickelrolle sich
in ihrer Fertigwickelposition befindet, wird die Linienkraft im Wickelspalt weiterhin
durch eine Relativbewegung der Anpreßtrommel gegenüber der die Anpreßtrommel tragenden
Transporteinrichtung gesteuert/geregelt. Vorzugsweise wird der größer werdende Wickelrollendurchmesser
gleichzeitig durch eine Relativbewegung der Transporteinrichtung gegenüber einer Basis,
beispielweise einem Fundament, auf dem die Wickelmaschine steht, ausgeglichen. Durch
das oben beschriebene Verfahren kann eine gewünschte Härte der Wickelrolle und somit
eine sehr gute Wickelqualität gleichmäßig über den gesamten Wickelvorgang erzielt
werden. Vorteilhaft ist weiterhin, daß durch die Verlagerung der Anpreßtrommel auf
der gemeinsamen Transporteinrichtung zur Steuerung/Regelung der Linienkraft im Wickelspalt
der größer werdende Wickelrollendurchmesser während des gesamten Anwickelvorganges
einschließlich der Überführung in die Fertigwickelposition ausgeglichen wird. Der
Aufwand zur Steuerung der Verlagerungsbewegungen von Anpreßtrommel, Wickelrolle und
Transporteinrichtung während des gesamten Wickelprozesses ist daher relativ gering.
[0011] Weitere vorteilhafte Ausführungsformen ergeben sich aus den übrigen Unteransprüchen.
[0012] Die Erfindung wird im folgenden anhand der Zeichnung näher erläutert. Es zeigen:
- Figuren 1 bis 3
- jeweils eine Prinzipskizze eines Ausführungsbeispiels einer Wickelmaschine in verschiedenen
Wickelphasen;
- Figur 4
- eine schematische Draufsicht auf die Wickelmaschine gemäß dem Figuren 1 bis 3 und
- Figuren 5 und 6
- je eine schematische Prinzipskizze eines weiteren Ausführungsbeispiels der Wickelmaschine.
[0013] Die im folgenden beschriebene Wickelmaschine ist allgemein zum Aufwickeln einer Materialbahn
einsetzbar. Die Wickelmaschine kann am Ende einer Maschine zur Herstellung oder Veredelung
einer Materialbahn, beispielsweise einer Papierbahn, angeordnet werden, um die fertige
Materialbahn zu einer Wickelrolle aufzuwickeln. Die Wickelmaschine kann aber auch
dazu verwendet werden, einen bereits fertiggewickelten, auch als Wickelrolle bezeichneten
Wickel umzurollen.
[0014] Die Figuren 1 bis 3 zeigen jeweils eine Seitenansicht eines Ausführungsbeispiels
einer Wickelmaschine 1, die zum Aufwickeln einer Materialbahn 3, beispielsweise einer
Papierbahn, auf einen Tambour dient. Dieser kann beispielsweise von einer rohrförmigen
Walze gebildet werden. Aus den Figuren 1 bis 3 geht eine Abfolge von Funktionsschritten
der Wickelmaschine 1 hervor.
[0015] Die Wickelmaschine 1 umfaßt eine auch als Schlitten bezeichnete Transporteinrichtung
5, die auf einer Führungsschienen 7 umfassenden ersten Führung 9 verfahrbar ist. In
der Seitenansicht der Figuren 1 bis 3 ist lediglich eine der Führungsschienen 7 erkennbar.
Die Führungsschienen 7 sind an einem auf einem Fundament 11 stehenden Wickelgestell
13 befestigt und parallel zu einer gedachten, gestrichelt dargestellten Horizontalen
H ausgerichtet. Zum Verfahren der Transporteinrichtung 5 auf der ersten Führung 9
ist eine lediglich in Figur 1 dargestellte Hubeinrichtung 10 vorgesehen, mittels derer
die Transporteinrichtung 5 in horizontaler Richtung (Doppelpfeil 15) verlagerbar ist.
Die am Wickelgestell 13 angebrachte Hubeinrichtung 10 ist hier von einem Spindelantrieb
gebildet, der eine von einem Motor 12 angetriebene Gewindespindel 14 umfaßt. Als Hubeinrichtung
kann beispielsweise auch eine hydraulische Kolben-/Zylindereinheit eingesetzt werden.
[0016] Auf der Transporteinrichtung 5 ist eine lediglich schematisch dargestellte Primärlagerung
17 ortsfest angeordnet, die zum Halten beziehungsweise der drehbeweglichen Aufnahme
eines Tambours während des Anwickelvorgangs dient. Die Primärlagerung 17 weist also
eine feste, unveränderliche Position auf der Transporteinrichtung 5 auf. Mit "Anwickelvorgang"
wird die Phase des Wickelprozesses bezeichnet, in der ein Tambour von der Primärlagerung
17 gehalten wird.
[0017] Des weiteren ist eine auch als Stützwalze bezeichnete Anpreßtrommel 19 vorgesehen,
die auf einem Führungsschlitten 20 drehbeweglich gehalten wird, der auf einer Schienen
21 umfassenden zweiten Führung 23 verfahrbar ist. Von den Schienen 21 ist in dieser
Darstellung lediglich eine erkennbar. Die Schienen 21 sind an der Transporteinrichtung
5 befestigt und verlaufen vorzugsweise parallel, zumindest aber im wesentlichen parallel
zu den Führungsschienen 7 der ersten Führung 9. Der Führungsschlitten 20 ist mittels
einer auf der Transporteinrichtung 5 befestigten Anpreßeinrichtung 22 auf den Schienen
21 verfahrbar (Doppelpfeil 25). Die Anpreßeinrichtung 22 ist hier als -vorzugsweise
hydraulische- Kolben-/Zylindereinheit ausgebildet, die einen in einem Zylinder geführten
Kolben umfaßt. An dem Kolben ist eine Kolbenstange befestigt, die an ihrem anderen
Ende mit dem Führungsschlitten 20 beziehungsweise der darauf befestigten Lagerung
der Anpreßtrommel 19 verbunden ist. Die Ausgestaltung der Anpreßeinrichtung 22 ist
grundsätzlich variierbar, das heißt, bei einem anderen Ausführungsbeispiel kann die
Anpreßeinrichtung 22 beispielsweise von einem Spindelantrieb gebildet werden. Die
Anpreßtrommel 19 kann von einem in den Figuren 1 bis 3 nicht dargestellten Zentrumsantrieb
angetrieben, das heißt mit einem einstellbaren Antriebsmoment beaufschlagt werden,
der stationär auf der Transporteinrichtung 5 angeordnet ist.
[0018] Die Wickelmaschine 1 umfaßt weiterhin eine stationär angeordnete Sekundärlagerung
27, die an dem Wickelgestell 13 befestigt ist. Die Sekundärlagerung 27 dient dem drehbeweglichen
Halten und Führen eines Lagerzapfen 28 aufweisenden Tambours während des Fertigwickelvorgangs.
Bei der in Figur 1 dargestellten Wickelphase wird auf einen von der Sekundärlagerung
27 gehaltenen Tambour 29 die kontinuierlich zulaufende Materialbahn 3 zu einer Wickelrolle
31 aufgewickelt. Mit "Fertigwickelvorgang" wird der Teil des Wickelprozesses bezeichnet,
bei dem die Wickelrolle von der Sekundärlagerung 27 gehalten wird. Der Sekundärlagerung
27 ist ein mit einem Symbol angedeuteter Sekundärantrieb 32 zugeordnet, der den von
der Sekundärlagerung 27 gehaltenen Tambour antreibt. Der als Zentrumsantrieb ausgebildete
Sekundärantrieb 32 ist an dem Wickelgestell 13 befestigt und weist daher innerhalb
der Wickelmaschine 1 eine fixe Position auf.
[0019] Des weiteren ist der Primärlagerung 17 ein lediglich mit einem Symbol angedeuteter
Primärantrieb 33 zugeordnet, der den jeweiligen, von der Primärlagerung 17 gehaltenen
Tambour mit einem definierten Drehmoment beaufschlagt. Bei dem in den Figuren 1 bis
3 dargestellten Ausführungsbeispiel der Wickelmaschine 1 ist der Primärantrieb 33
stationär auf der Transporteinrichtung 5 angeordnet, so daß bei einer Verlagerung
der Transporteinrichtung 5 der Primärantrieb 33 gemeinsam mit dieser verlagert wird.
Es wird also keine zusätzliche Führung für den Primärantrieb 33 benötigt, wodurch
der Aufbau der Wickelmaschine und deren Steuerung vereinfacht werden kann. Bei einer
anderen Ausführungsform ist vorgesehen, daß der Primärantrieb 33 parallel zu den Schienen
21 der zweiten Führung 23 verlagerbar ist und zwar unabhängig von der Verlagerungsbewegung
der Transporteinrichtung 5.
[0020] Wie aus Figur 1 ersichtlich, wird die Materialbahn 3 von der der Wickelmaschine 1
-in Laufrichtung der Materialbahn 3 (Pfeil 34) gesehen- vorgeordneten Herstellungs-
oder Verarbeitungsmaschine zunächst über eine ortsfeste Umlenkrolle 35 geführt und
von dieser zu einer an der Transporteinrichtung 5 drehbeweglich gelagerten Umlenkrolle
37 geführt. Von dieser wird die Materialbahn 3 über eine unterhalb der Anpreßtrommel
19 angeordneten, gestrichelt dargestellten dritten Umlenkrolle 39 auf die Anpreßtrommel
19 geführt. Die Umlenkrolle 39 ist vorzugsweise als Breitstreckwalze ausgebildet.
Die Materialbahn 3 wird über einen Umfangsbereich der Anpreßtrommel 19 von circa 180°
geführt und auf die von der Sekundärlagerung 27 gehaltenen Wickelrolle 31 aufgewickelt.
Die Anpreßtrommel 19 wird mit einer definierten Kraft an den Umfang der Wickelrolle
31 gepreßt, so daß ein Wickelspalt gebildet wird, durch den die Materialbahn 3 geführt
wird. Die auch als Klemmdruck beziehungsweise -kraft bezeichnete Linienkraft im Wickelspalt
wird durch eine Verlagerung der Anpreßtrommel 19 auf der zweiten Führung 23 in Richtung
des Doppelpfeils 25 gesteuert. Bei einem anderen Ausführungsbeispiel der Wickelmaschine
ist vorgesehen, daß die Linienkraft im Wickelspalt geregelt wird, das heißt, die Linienkraft
wird mit Hilfe einer Regelung selbsttätig auf einem gewünschten Wert eingestellt.
In beiden Fällen wird hierzu die Anpreßeinrichtung 22, die mit dem die Anpreßtrommel
19 tragenden Führungsschlitten 20 zusammenwirkt, definiert beeinflußt. Beispielhaft
sind in Figur 1 eine Meßeinrichtung 67 und eine Steuerungs- oder Regelungseinheit
68 schematisch angedeutet. Durch die Verlagerung der Anpreßtrommel 19 können Schwankungen
der Linienkraft ausgeglichen beziehungsweise vermieden werden, so daß kontinuierlich
eine gewünschte Wickelhärte erzielt werden kann. Der größer werdende Durchmesser der
Wickelrolle 31 wird -während die Wickelrolle 31 von der Sekundärlagerung 27 gehalten
wird- durch eine Verlagerung der Transporteinrichtung 5 und somit der Anpreßtrommel
19 entgegen der Bahnlaufrichtung (Pfeil 34), also bei dem in den Figuren 1 bis 3 dargestellten
Ausführungsbeispiel nach rechts, ausgeglichen.
[0021] Unterhalb der von der Sekundärlagerung 27 gehaltenen Wickelrolle 31 ist eine sich
über die gesamte Breite der Wickelrolle 31 erstreckende, auch als Andrückwalze bezeichnete
Abquetschwalze 41 angeordnet, die mittels einer nicht dargestellten Führungseinrichtung
verlagerbar und an den Umfang der mit der Anpreßtrommel 19 einen Wickelspalt bildenden
Wickelrolle 31 gepreßt werden kann. Die Abquetschwalze 41 dient dazu, ein Einschleppen
von Luft zwischen die Wickellagen der Wickelrolle 31 zu verhindern, beispielsweise
dann, wenn die Materialbahn 3 in einem freien Zug geführt wird. Die Anpreßkraft, mit
der die Abquetschwalze 41 an den Umfang der Wickelrolle 31 gepreßt wird, ist einstellbar.
Die Abquetschwalze 41 kann von einem Antrieb, beispielsweise einem Zentrumsantrieb,
angetrieben werden, vorzugsweise bevor und während die Abquetschwalze 41 an den Umfang
der von der Sekundärlagerung 27 gehaltenen Wickelrolle 31 gedrückt wird.
[0022] Im folgenden soll die Funktion der Wickelmaschine 1 anhand eines Wickelvorgangs näher
erläutert werden: Die Materialbahn 3 wird über die Anpreßtrommel 19 geführt und auf
die von der Sekundärlagerung 27 gehaltenen Wickelrolle 31 aufgewickelt (Figur 1).
Bevor die Wickelrolle 31 ihren End-/Solldurchmesser erreicht, wird die Abquetschwalze
41 an den Umfang der Wickelrolle 31 gepreßt (Figur 2). Die Materialbahn 3 wird dadurch
sowohl durch den Wickelspalt zwischen Anpreßtrommel 19 und Wickelrolle 31 als auch
durch den Wickelspalt zwischen Abquetschwalze 41 und Wickelrolle 31 geführt. Zur Überführung
der kontinuierlichen Materialbahn 3 auf einen oberhalb der Anpreßtrommel 19 in einer
Bereitschaftsstellung angeordneten leeren Tambour 43 (Figur 1), wird die Anpreßtrommel
19 mittels der Transporteinrichtung 5 entlang den Schienen 21 der zweiten Führung
23 entgegen der Laufrichtung der Materialbahn 3 (Pfeil 34) -vorzugsweise im Eilgang-
nach rechts verfahren. Dadurch wird der Abstand zwischen der Anpreßtrommel 19 und
der Wickelrolle 31 vergrößert und ein Zwischenraum 45 gebildet (Figur 2). Die Materialbahn
3 wird im Bereich des Zwischenraums 45 in einem freien Zug von der Anpreßtrommel 19
auf die Wickelrolle 31 überführt. Während des Tambourwechsels wird die Abquetschwalze
41 mit einer definierten Kraft an den Umfang der Wickelrolle 31 gepreßt. So wird einerseits
ein Einschleppen von Luft zwischen die Wickellagen der Wickelrolle 31 verhindert.
Andererseits kann eine exakte Härte der auf die Wickelrolle 31 aufgewickelten Wickellagen
gewährleistet werden.
[0023] Anschließend wird von oben der leere Tambour 43 in den Zwischenraum 45 zwischen der
Anpreßtrommel 19 und der Wickelrolle 31 eingebracht. Vor dem Einfahren des Tambours
43 in die im freien Zug geführten Materialbahn 3 wird dieser mittels einer nicht dargestellten
Anwurfvorrichtung auf Laufgeschwindigkeit der Materialbahn 3 beschleunigt. Durch das
Einfahren des leeren Tambours 43 in den freien Bahnzug wird die Materialbahn 3 ausgelenkt
und über einen Umfangsbereich des Tambours 43 geführt. Der Tambour 43 wird unmittelbar
in die in einer Übernahmeposition angeordneten Primärlagerung 17 eingebracht und von
dieser drehbeweglich gehalten (Figur 2). Dann wird der leere Tambour 43 mit dem Primärantrieb
33 drehfest verbunden und durch eine Verlagerung der Anpreßtrommel 19 ein Nip beziehungsweise
ein Wickelspalt zwischen dieser und dem leeren Tambour 43 gebildet. Anschließend wird
die Materialbahn 3 von einer an sich bekannten -nicht dargestellten- Trenneinrichtung
beispielsweise Hochdruckblaseinrichtung, getrennt und deren freies Ende auf den leeren
Tambour 43 aufgewickelt. Während der Tambour 43 von der Primärlagerung 17 gehalten
wird, werden der größer werdende Durchmesser der auf den Tambour 43 aufgewickelten
Wickelrolle 47 (Figur 3) und die Linienkraft im Wickelspalt zwischen dieser und der
Anpreßtrommel 19 durch eine Verlagerung der Anpreßtrommel 19 ausgeglichen beziehungsweise
gesteuert/geregelt. Mit anderen Worten, durch die Steuerung/Regelung der Linienkraft,
um diese auf einen gewünschten Wert einzustellen, durch ein definertes Verlagern der
Anpreßttrommel 19 relativ zur ortsfest an der Transporteinrichtung 5 angeordneten
Primärlagerung 17 wird automatisch auch der größer werdende Wickelrollendurchmesser
ausgeglichen.
[0024] Wie aus Figur 3 ersichtlich, wird die Transporteinrichtung 5 zum Überführen der Wickelrolle
47 von der Anwickelposition in die Fertigwickelposition, also an die Sekundärlagerung
27, in Bahnlaufrichtung (Pfeil 34) verfahren. In der in Figur 3 dargestellten Funktionsstellung
der Wickelmaschine wird die Wickelrolle 47 von der Primärlagerung 17 an die Sekundärlagerung
27 übergeben. Der Sekundärantrieb 32 wird nun mit dem Tambour 43, auf dem die Wickelrolle
47 aufgewickelt ist, gekoppelt, so daß kurzzeitig beide Antriebe 32 und 33 wirksam
mit dem Tambour 43 verbunden sind. Schließlich wird der der Primärlagerung 17 zugeordnete
Primärantrieb 33 vom Tambour 43 gelöst und kann in seine Übernahmeposition verfahren
werden (Figur 1).
[0025] Die Zeitdauer des Anwickelvorgangs, also wie lange eine Wickelrolle von der Primärlagerung
17 geführt wird, ist variierbar und kann beispielsweise sehr kurz sein, so daß die
Wickelrolle nur einen relativ geringen Durchmesserzuwachs aufweist. Dadurch kann der
maximale Hub des Kolbens der Anpreßeinrichtung 22 klein gehalten werden. Bei einem
bevorzugten Ausführungsbeispiel ist der maximale Hub des Kolbens kleiner als die Hälfte
der Materialschichtdicke einer fertigen Wickelrolle. Vorzugsweise befindet sich die
Transporteinrichtung 5 während dem Einbringen eines leeren Tambours in die Primärlagerung
und eine einstellbare Zeitdauer nachdem das freie Ende der Materialbahn auf den leeren
Tambour aufgewickelt worden ist, im Stillstand.
[0026] Aus der Beschreibung zu den Figuren 1 bis 3 ergibt sich das oben angesprochene Verfahren
ohne weiteres. Es besteht darin, daß zur Vorbereitung eines Tambourwechsels zunächst
ein freier Zug der Materialbahn zwischen der Anpreßtrommel und der fast vollen Wickelrolle
gebildet wird, in dessen Bereich ein leerer Tambour in eine Anwickelposition eingefahren
wird. Durch eine Relativbewegung der Anpreßtrommel gegenüber einer den Tambour tragenden
Transporteinrichtung wird diese an den Umfang des leeren Tambours angedrückt, wodurch
ein Wickelspalt gebildet wird. Anschließend wird die Materialbahn getrennt und deren
freies Ende auf den leeren Tambour aufgewickelt. Der Ausgleich des größer werdenden
Wickelrollendurchmessers wird hierbei, also während der Tambour sich in der Anwickelposition
befindet, durch Steuerung/Regelung der Linienkraft im Wickelspalt realisiert. Hierzu
wird die Anpreßtrommel verlagert. Die Wickelrolle wird nun von der Anwickelposition
in die Fertigwickelposition überführt und hier fertiggewickelt. Während dieser Vorgänge
wird die Steuerung/Regelung der Linienkraft im Wickelspalt durch eine Relativbewegung
der Anpreßtrommel gegenüber der die Anpreßtrommel tragenden Transporteinrichtung kontinuierlich
fortgesetzt. Der größer werdende Wickelrollendurchmesser der in Fertigwickelposition
befindlichen Wickelrolle wird nun vorzugsweise zusätzlich durch eine Relativbewegung
der Transporteinrichtung gegenüber einer Basis, bei dem in den Figuren 1 bis 3 dargestellten
Ausführungsbeispiel dem Fundament 11, ausgeglichen. Somit kann der maximale Kolbenhub
der Anpreßeinrichtung 22, wie oben schon erwähnt, relativ klein gehalten werden.
[0027] Figur 4 zeigt schematisch eine Draufsicht auf die anhand der Figuren 1 bis 3 beschriebene
Wickelmaschine 1. Gleiche Teile sind mit gleichen Bezugszeichen versehen, so daß insofern
auf die Beschreibung zu den vorangegangenen Figuren verwiesen wird. Die in Figur 4
dargestellte Funktionsstellung der Wickelmaschine 1 entspricht der in Figur 2 dargestellten
Funktionsstellung. Das Wickelgestell 13 weist einen äußeren Teil 13/1 und einen innenliegenden
Teil 13/2 auf. Auf dem äußeren Teil 13/1 des Wickelgestells 13 sind die Führungsschienen
7 der ersten Führung 9 befestigt.
[0028] Auf der Triebseite der Wickelmaschine 1 ist ein mit der Anpreßtrommel 19 zusammenwirkender
Zentrumsantrieb 48 angeordnet, mittels dessen die drehbeweglich gelagerte Anpreßtrommel
19 mit einem Drehmoment beaufschlagbar ist. Der Zentrumsantrieb 48 ist auf einer an
der Transporteinrichtung 5 befestigten Konsole 49 angebracht und umfaßt einen Motor
51 und eine Gelenkwelle 53, die mit einem Lagerzapfen der Anpreßtrommel 19 wirksam
verbunden ist. Durch die Gelenkwelle 53 ist es möglich, daß die Anpreßtrommel 19 auf
den Führungsschienen 7 gegenüber der Transporteinrichtung 5 und somit dem ortsfest
daran angeordneten Motor 51 eine Relativbewegung durchführen kann, ohne daß der Antriebsstrang
unterbrochen, das heißt die Gelenkwelle 53 von der Anpreßtrommel oder dem Motor getrennt
werden muß. Die Anpreßtrommel 19 ist also permanent mit einem Drehmoment beaufschlagbar.
Des weiteren ist auf der Führerseite der Wickelmaschine 1 an der Transporteinrichtung
5 eine Konsole 55 befestigt, auf der der Primärantrieb 33 der Primärlagerung 17 angeordnet
ist. Der Primärantrieb 33 umfaßt einen Motor 57, der -wie mit einem Doppelpfeil 59
angedeutet- mit dem von der Primärlagerung 17 geführten Tambour 43 kuppelbar ist.
Wie aus Figur 4 ersichtlich, ist auf der Triebseite der Wickelmaschine 1 an dem äußeren
Teil 13/1 des Wickelgestells 13 eine Konsole 61 befestigt, auf der der Sekundärantrieb
32 angeordnet ist. Dieser umfaßt einen Motor 63, der -wie mit einem Doppelpfeil 65
angedeutet- mit dem von der Sekundärlagerung 27 gehaltenen Tambour 29 kuppelbar ist.
[0029] Durch die Anordnung des Primärantriebs 33 und des Sekundärantriebs 32 auf gegenüberliegenden
Seiten der Wickelmaschine 1, nämlich auf deren Führerseite beziehungsweise Triebseite,
kann ein Tambour während des gesamten Wickelvorgangs mit einem Drehmoment beaufschlagt
werden, was im folgenden anhand der Überführung des Tambours 43 von der Anwickelin
die Fertigwickelposition näher erläutert wird.
[0030] Bevor der von der Primärlagerung 17 geführte Tambour 43 in die Fertigwickelposition
überführt wird, wird der Sekundärantrieb 32 von dem Tambour 29, auf dem die fertige
Wickelrolle 31 aufgewickelt ist, getrennt. Die Wickelrolle 31 wird aus der Sekundärlagerung
27 ausgebracht, so daß der von der Primärlagerung 17 gehaltene und von dem Primärantrieb
33 angetriebene Tambour 43 aufgenommen werden kann. Dieser wird durch eine Verlagerung
der Transporteinrichtung 5 in Richtung des Pfeils 34 von der in Figur 4 dargestellten
Anwickelposition in die Fertigwickelposition überführt. Dann findet eine Übergabe
des Tambours 43 von der Primärlagerung 17 an die Sekundärlagerung 27 statt. Nun wird
der Sekundärantrieb 32 mit dem Tambour 43 gekuppelt. Dadurch ergibt sich die in Figur
3 dargestellte Funktionsstellung der Wickelmaschine 1, in der sowohl der Primärantrieb
33 als auch der Sekundärantrieb 32 gleichzeitig mit dem Tambour 43 gekuppelt, das
heißt wirksam verbunden sind. Nachdem der Sekundärantrieb 32 die Antriebsfunktion
für den Tambour 43 übernommen hat, wird der Primärantrieb 33 von dem Tambour 43 abgekuppelt
und durch verfahren der Transporteinrichtung 5 in die Übernahmeposition zurückverlagert,
in der ein leerer Tambour von der Primärlagerung 17 übernommen werden kann.
[0031] Figuren 5 und 6 zeigen schematisch eine Seitenansicht eines weiteren Ausführungsbeispiels
der Wickelmaschine 1. Teile, die mit denen in den vorangegangenen Figuren übereinstimmen,
sind mit gleichem Bezugszeichen versehen, so daß auf die Beschreibung zu den Figuren
1 bis 4 verwiesen werden kann. Im folgenden soll lediglich auf die Unterschiede näher
eingegangen werden.
[0032] Die Materialbahn 3 wird von einer der Wickelmaschine 1 vorgeordneten Bearbeitungsstation
für die Materialbahn zu einer Umlenkrolle 39' geführt und von dieser senkrecht nach
oben zu einer Anpreßtrommel 19', die mit einer in Anwickelposition befindlichen Wickelrolle
47 einen Wickelspalt bildet. Die vorangehende fertige Wickelrolle 31 (mit Tambour
29) wird in Figur 5 soeben aus der Wickelmaschine entfernt. Die Anpreßtrommel 19'
wird bei dem in Figur 5 dargestellten Ausführungsbeispiel von einer Anpreßwalze gebildet,
die einen relativ kleinen Außendurchmesser aufweist. Dieser ist deutlich kleiner als
der Außendurchmesser der in den Figuren 1 bis 4 dargestellten Anpreßtrommel 19. Vorzugsweise
ist auch das Gewicht der Anpreßtrommel 19' geringer als das der Anpreßtrommel 19.
[0033] An dem Führungsschlitten 20 ist eine Verschiebeeinrichtung 70 angeordnet, die ein
an dem Führungsschlitten 20 befestigtes Führungsgestell 72 aufweist, das zur Führung
eines Vertikalschlittens 74 in Richtung eines Doppelpfeils 76 dient. Die Anpreßtrommel
19' ist drehbeweglich an dem Vertikalschlitten 74 gehalten und mittels eines nicht
dargestellten Zentrumsantriebs angetrieben, der vorzugsweise ortsfest am Vertikalschlitten
74 angeordnet ist. Bei einem Verfahren des Vertikalschlittens 74 vertikal nach unten,
wird der Abstand zwischen der Anpreßtrommel 19' und der stationär am Führungsgestell
72 angeordneten Umlenkrolle 39' reduziert, worauf noch näher eingegangen wird. Der
vertikale Verschiebeweg der Anpreßtrommel 19' ist vorzugsweise relativ klein und entspricht
insbesondere dem ein- bis zweifachen Durchmesser der Anpreßtrommel 19'.
[0034] Im folgenden wird die Funktion der in den Figuren 5 und 6 dargestellten Wickelmaschine
1 anhand eines Tambourwechsels näher beschrieben. Zunächst wird zwischen der Anpreßtrommel
19' und einer von der Sekundärlagerung 27 gehaltenen Wickelrolle ein Zwischenraum
gebildet, in dem die Materialbahn in einem freien Zug geführt wird. Dazu wird die
Transporteinrichtung 5 nach rechts in die in Figur 5 dargestellte Position verfahren.
Dann wird die Anpreßtrommel 19' durch ein Absenken des Vertikalschlittens 74 in eine
tieferliegende Position verlagert, so daß bei einem Einbringen eines leeren Tambours
43 in die Anwickelposition dieser in der Primärlagerung 17 abgesetzt werden kann,
ohne daß die in einem freien Zug von der Anpreßtrommel 19' zur fast fertigen, von
der Sekundärlagerung 27 gehaltenen Wickelrolle 31 geführte Materialbahn 3 ausgelenkt
wird, siehe Figur 6. Das heißt, der leere Tambour 43 kann während des laufenden Wickelvorgangs
an die Primärlagerung 17 übergeben werden, ohne vorher in Rotation versetzt zu werden;
denn er kommt nicht mit der laufenden Materialbahn in Kontakt. Erst kurz vor einem
Tambourwechsel wird der neue Tambour von dem Primärantrieb 33 auf Bahngeschwindigkeit
beschleunigt. Anschließend wird die Anpreßtrommel 19' vertikal nach oben verlagert,
wodurch die Materialbahn 3 an einem Umfangsbereich des leeren Tambours angelegt und
über diesen geführt wird. Dann wird ein Nip zwischen Anpreßtrommel 19' und leerem
Tambour durch eine horizontale Verlagerung der Anpreßtrommel 19' gebildet, die Materialbahn
3 getrennt und deren freies Ende auf den leeren Tambour aufgewickelt. Während des
Anwickelvorganges (Figur 5) wird die Wickelrolle 31 abgebremst und danach entfernt.
Dann wandert die Transporteinrichtung 5 in Figur 5 nach links und übergibt den angewickelten
neuen Tambour 43/47 an die Sekundärlagerung 27; dieser Zustand entspricht der Figur
3.
[0035] Bei einem anderen -nicht dargestellten- Ausführungsbeispiel ist vorgesehen, daß der
Nip beziehungsweise Wickelspalt zwischen Anpreßtrommel 19' und leerem Tambour bereits
bei der vertikalen Verlagerung der Anpreßtrommel 19' gebildet wird.
[0036] Durch die vertikal verlagerbare Anpreßtrommel 19' kann auf eine Anwurfvorrichtung,
wie sie bei der in den Figuren 1 bis 4 dargestellten Wickelmaschine benötigt wird,
verzichtet werden. Der leere Tambour wird bei dem in Figur 5 und 6 dargestellten Ausführungsbeispiel
mittels des (vorzugsweise ortsfest an der Transporteinrichtung 5 angeordneten) Primärantriebs
33 auf Laufgeschwindigkeit der Materialbahn beschleunigt und von diesem auch nach
dem Tambourwechsel eine gewisse Zeit lang angetrieben. Erst nach der Überführung des
angewickelten Tambours in die Sekundärlagerung wird der Sekundärantrieb 32 aktiviert
und der Primärantrieb 33 gelöst.
[0037] Es bleibt festzuhalten, daß der leere Tambour von der Bereitschaftsposition bis auf
das Wickelniveau abgesenkt werden kann und erst hier auf Bahngeschwindigkeit beschleunigt
wird. Dadurch werden nur zwei Antriebe, vorzugsweise Zentrumsantriebe, für den Tambour
benötigt, um auf diesen während des gesamten Wickelvorgangs ein Antriebs- und/oder
Bremsmoment aufzubringen. Da der Zentrumsantrieb für den leeren Tambour nicht vertikal,
sondern nur horizontal verfahren zu werden braucht, ist bei einem bevorzugten Ausführungsbeispiel
vorgesehen, daß nur jeweils einer der beiden Zentrumsantriebe einem Tambour während
des gesamten Wickelvorgangs zugeordnet ist, wodurch die Wickelgüte erhöht wird. Dazu
müssen also der Primärantrieb 33 und der Sekundärantrieb 32 -unabhängig voneinander
und von der Transporteinrichtung 5- horizontal verlagerbar sein.
[0038] Es wird deutlich, daß durch die vertikale Verfahrbarkeit der Anpreßtrommel 19' auch
auf eine an sich bekannte Niederdrückvorrichtung verzichtet werden kann, die die in
einem freien Zug geführte Materialbahn auslenkt, so daß der leere Tambour in die Primärlagerung
eingefahren werden kann, ohne zuvor auf Bahnlaufgeschwindigkeit beschleunigt werden
zu müssen.
[0039] Wie aus Figur 6 ersichtlich, ist bei diesem Ausführungsbeispiel der Wickelmaschine
1 der Sekundärlagerung 27 eine Wickelstütze 78 zugeordnet, die die von der Sekundärlagerung
27 gehaltene Wickelrolle außen über einen Umfangsbereich abstützt, das heißt entlastet,
damit diese sich nicht durchbiegt beziehungsweise deren Durchbiegung nur gering ist.
Die unterhalb der Sekundärlagerung 27 angeordnete Wickelstütze 78 kann beispielsweise
zwei Umlenkrollen und mindestens ein darüber geführtes, umlaufendes Band aufweisen.
Der Aufbau der Wickelstütze 78 ist variierbar. Es sind daher auch andere Konstruktionen
der Wickelstütze möglich. Durch das Unterstützen der Wickelrolle, während diese sich
in der Fertigwickelposition befindet, kann die Wickelqualität verbessert werden.
[0040] Allen anhand der Figuren 1 bis 6 beschriebenen Ausführungsbeispielen ist gemeinsam,
daß die Abquetschwalze 41 an den Umfang der von der Sekundärlagerung geführten Wickelrolle
nicht nur während eines Tambourwechsels gepreßt werden kann, sondern grundsätzlich
während der gesamten Zeit, in der der Tambour beziehungsweise die darauf aufgewickelte
Wickelrolle von der Sekundärlagerung geführt und gehalten wird. Dadurch kann Wickelqualität
verbessert werden.
[0041] Bei einem bevorzugten Ausführungsbeispiel ist vorgesehen, daß die Anpreßtrommel 19
in ihren Lagerstellen Meßsensoren 67 für die Lagerkräfte aufweist, wobei in Abhängigkeit
der Meßsignale der Meßsensoren mittels einer Steuer- oder Regeleinrichtung 68 die
Anpreßkraft geregelt wird, mit der die Anpreßtrommel 19 an den Umfang eines leeren
Tambours 29 oder 43 und anschließend an den der darauf aufgewickelten Wickelrolle
31 oder 47 gepreßt wird.
[0042] Zusammenfassend ist festzuhalten, daß durch die ortsfeste Anordnung der Primärlagerung
an der Transporteinrichtung der Aufbau der Wickelmaschine gegenüber den bekannten
Wickelmaschine vereinfacht werden kann. Ferner ist die Wickelmaschine mit relativ
geringem Aufwand sicher steuerbar/regelbar.
1. Wickelmaschine (1) zum kontinuierlichen Aufwickeln einer Materialbahn, insbesondere
Papier- oder Kartonbahn, unter Ausbildung einer Wickelrolle auf einen Tambour, mit
einer auf einer verlagerbaren Transporteinrichtung (5) drehbeweglich angeordneten
Anpreßtrommel (19;19'), die mittels einer Anpreßeinrichtung (22) relativ zur Transporteinrichtung
verlagerbar ist und mit der Wickelrolle einen Wickelspalt bildet, mit einer den Tambour
während des Anwickelvorgangs haltenden Primärlagerung (17) und mit einer stationär
angeordneten, den Tambour während des Fertigwickelvorgangs haltenden Sekundärlagerung
(27), dadurch gekennzeichnet, daß die Primärlagerung (17) ortsfest an der Transporteinrichtung (5) angeordnet
ist.
2. Wickelmaschine nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch eine Steuerung/Regelung (67,68) zum Beeinflussen der Linienkraft im Wickelspalt,
die mit der Anpreßeinrichtung (22) zusammenwirkt.
3. Wickelmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch durch eine Hubeinrichtung (10) zur Verlagerung der Transporteinrichtung (5).
4. Wickelmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Primärlagerung (17) ein Primärantrieb (33), vorzugsweise Zentrumsantrieb,
für die Wickelrolle (31) zugeordnet ist.
5. Wickelmaschine nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Primärantrieb (33) ortsfest an der Transporteinrichtung (5) angeordnet ist.
6. Wickelmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Sekundärlagerung (27) ein Sekundärantrieb (32), vorzugsweise Zentrumsantrieb,
für die Wickelrolle (31) zugeordnet ist.
7. Wickelmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Transporteinrichtung (5) auf einer Führungsschienen (7) umfassenden ersten
Führung (9) verfahrbar ist.
8. Wickelmaschine nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Führungsschienen (7) parallel oder im wesentlichen parallel zu einer gedachten
Horizontalen (H) angeordnet sind.
9. Wickelmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Anpreßtrommel (19;19') auf einem Führungsschlitten (20) drehbeweglich gehalten
ist, der mittels der Anpreßeinrichtung (22) auf einer Schienen (21) umfassenden zweiten
Führung (23) verfahrbar ist.
10. Wickelmaschine nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Anpreßeinrichtung (22) als -vorzugsweise hydraulische- Kolben-/Zylindereinheit
ausgebildet ist, wobei der maximale Hub des Kolbens kleiner ist als die Hälfte der
Materialschichtdicke einer fertigen Wickelrolle.
11. Wickelmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Schienen (21) der zweiten Führung (23) parallel oder im wesentlichen parallel
zu den Führungsschienen (7) der ersten Führung (9) angeordnet sind.
12. Wickelmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Schienen (21) der zweiten Führung (23) an der Transporteinrichtung (5) angebracht
sind.
13. Wickelmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Anpreßtrommel (19) ausschließlich entlang den Führungen (9,23), also im
wesentlichen horizontal, verfahrbar ist (Figuren 1 bis 3).
14. Wickelmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Anpreßtrommel (19') mittels einer am dem Führungsschlitten (20) angeordneten
Verschiebeeinrichtung (70) vertikal oder im wesentlichen vertikal verfahrbar ist (Figuren
5,6).
15. Wickelmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Anpreßtrommel (19;19') mittels eines Antriebs (48), vorzugsweise Zentrumsantriebs,
mit einem Drehmoment beaufschlagbar ist.
16. Wickelmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch eine an den Umfang der Wickelrolle (31) andrückbare Abquetschwalze (41).
17. Verfahren zum Aufwickeln einer kontinuierlichen Materialbahn, insbesondere Papier-
oder Kartonbahn, auf einen Tambour zu einer Wickelrolle mit folgenden Schritten:
- Führung der Materialbahn über einen Umfangsbereich einer Anpreßtrommel, die mit
der Wickelrolle einen Wickelspalt bildet,
- Ausbildung eines freien Zuges der Materialbahn zwischen der Anpreßtrommel und der
annähernd fertigen Wickelrolle,
- Einbringen eines leeren Tambours in den Bereich des freien Zuges in eine Anwickelposition,
- Ausbildung eines Wickelspalts zwischen der Anpreßtrommel und dem leeren Tambour
durch eine Relativbewegung der Anpreßtrommel gegenüber einer die Anpreßtrommel und
den Tambour tragenden Transporteinrichtung,
- Trennen der Materialbahn,
- Aufwickeln des freien Endes der Materialbahn auf den leeren Tambour,
- Steuerung/Regelung der Linienkraft im Wickelspalt (und dadurch Ausgleich des größer
werdenden Wickelrollendurchmessers) mittels Verlagerung der Anpreßtrommel, relativ
zu der sie tragenden Transporteinrichtung
- Überführen der Wickelrolle bei fortschreitendem Wickelvorgang in eine Fertigwickelposition,
und Fertigwickeln, beides mit fortgesetzter Steuerung/Regelung der Linienkraft im
Wickelspalt.
18. Verfahren nach Anspruch 17, gekennzeichnet durch einen Ausgleich des größer werdenden Wickelrollendurchmessers durch eine Verlagerung
der Transporteinrichtung.
19. Verfahren nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß zumindest während die Materialbahn in einem freien Zug geführt wird, zwischen
der Wickelrolle und einer Abquetschwalze ein Wickelspalt gebildet wird.
20. Verfahren nach einem der Ansprüche 16 bis 19, dadurch gekennzeichnet, daß der leere Tambour beim Einbringen in die Anwickelposition die in einem freien
Zug geführte Materialbahn auslenkt, so daß diese über einen Umfangsbereich des Tambours
geführt wird.
21. Verfahren nach einem der Ansprüche 16 bis 20, dadurch gekennzeichnet, daß vor oder während des Einbringens des leeren Tambours in die Anwickelposition
die Anpreßtrommel so weit abgesenkt wird, daß die Materialbahn auch dann noch in einem
freien Zug von der Anpreßtrommel zur fast fertigen Wickelrolle geführt wird, wenn
der Tambour die Anwickelposition eingenommen hat.