[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Befüllen von Behältern mit Flüssigkeiten,
wobei die Flüssigkeit in den Behälter eingefüllt und anschließend der Behälter verschlossen
wird, sowie eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Beim Befüllen von Behältern mit sauerstoffempfindlichen Produkten, z. B. in der Lebensmittelindustrie,
muß stets darauf geachtet werden, daß möglichst wenig Sauerstoff nach dem Verschließen
des Behälters im Behälter verbleibt. Im Kopfraum des Behälters verbliebener Luftsauerstoff
kann nämlich mit dem Produkt reagieren und somit z. B. zu Geschmacksabweichungen führen.
Zudem besteht in Gegenwart von ausreichend Sauerstoff die Gefahr eines Verderbs durch
aerobe Mikroorganismen.
[0003] Beim Befüllen von Dosen mit Flüssigkeiten, z. B. bei der Befüllung von Bierdosen,
wird üblicherweise die sog. Unterdeckelbegasung angewandt. Dabei wird während eines
kurzen Zeitraums vor dem Verschließen der Dosen versucht, die Luft aus dem Kopfraum
der Dosen durch Begasung mit einem Inertgas zu verdrängen. Da für diese Begasung nur
ein kurzer Zeitraum vor dem Verschließen der Dosen zur Verfügung steht, ist es in
der Regel nicht möglich, auf diese Weise den Sauerstoff vollständig aus dem Kopfraum
der Dosen zu entfernen.
[0004] Man hat auch schon versucht, den Behälterkopfraum durch Einbringen von Flüssigstickstofftropfen
zu inertisieren. Diese Flüssigstickstoffkleinmengendosierung hat jedoch den Nachteil,
daß der verdampfende, flüssige Stickstoff die gesamte Oberfläche der im Behälter befindlichen
Flüssigkeit nicht gleichmäßig bedeckt, wodurch erhebliche Luftreste im Kopfraum verbleiben
können. Außerdem erfordert die Flüssigstickstoffkleinmengendosierung eine relativ
aufwendige Installation. Darüberhinaus besteht die Gefahr des Vereisens der Stickstoffdüse.
[0005] Beim Befüllen von Flaschen mit Flüssigkeiten, z. B. beim Befüllen von Bierflaschen,
wird üblicherweise die sog. Hochdruck-Wasserstrahleinspritzung (HDE) angewandt. Dabei
wird nach dem Befüllen der Flaschen und vor dem Verschließen der Flaschen Wasser unter
hohem Druck in die Flaschen eingespritzt, wodurch ein schnelles Aufschäumen der carbonisierten
Flüssigkeit bewirkt wird Die im Kopfraum der Flaschen vorhandene Luft wird durch die
aufschäumende Flüssigkeit aus den Flaschen verdrängt. Diese Methode funktioniert allerdings
nur bei carbonisierten Flüssigkeiten. Außerdem kommt es meist nicht nur zu einem Aufschäumen,
sondern auch zu einem Überschäumen der Flüssigkeit. Daher ist es notwendig, die abzufüllende
Flüssigkeit überzudosieren. Aufgrund des Überschäumens müssen die Flaschen außerdem
nach dem Verschließen gereinigt werden, wodurch zusätzliche Kosten verursacht werden.
In der Regel ist es mit dieser Methode auch nicht möglich, den Sauerstoff vollständig
aus dem Kopfraum der Flaschen zu entfernen, da mit dem eingespritzten Wasser auch
kleine Sauerstoffmengen mit eingetragen werden können.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs
genannten Art sowie eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens so auszugestalten,
daß auf wirtschaftliche Weise eine möglichst weitgehende Entfernung von gasförmigem
Sauerstoff aus dem Kopfraum der Behälter erreicht wird.
[0007] Diese Aufgabe wird verfahrensseitig erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß nach dem
Einfüllen der Flüssigkeit und vor dem Verschließen des Behälters mindestens ein Inertgasstrahl
derart auf die Oberfläche der Flüssigkeit gerichtet wird, daß der Inertgasstrahl in
die Flüssigkeit eindringt und die Flüssigkeit zum Aufschäumen bringt, wodurch die
oberhalb der Flüssigkeitsoberfläche im Behälter befindliche Umgebungsluft verdrängt
wird.
[0008] Unter Inertgas sind im Rahmen der vorliegenden Erfindung alle denkbaren Gase und
Gasgemische zu verstehen, die bezüglich der Flüssigkeit inert sind, d.h. keine chemischen
Reaktionen mit der Flüssigkeit eingehen. Insbesondere sind als Inertgas Stickstoff
oder Kohlendioxid vorgesehen. Denkbar ist aber auch z. B. der Einsatz von Edelgasen.
Bevorzugt wird der Inertgasstrahl aus gasförmigem Stickstoff und/oder gasförmigem
Kohlendioxid gebildet. Zusätzlich oder alternativ zum gasförmigen Stickstoff und/oder
gasförmigen Kohlendioxid kann der Inertgasstrahl auch flüssigen Stickstoff und/oder
flüssiges Kohlendioxid aufweisen.
[0009] Vorzugsweise wird der Inertgasstrahl so eingestellt, daß die Flüssigkeit genau bis
zum oberen Rand des Behälters aufschäumt. Auf diese Weise sollen ein Überschäumen
der Flüssigkeit und damit verbundene Reinigungsarbeiten vermieden werden.
[0010] Zweckmäßigerweise werden mehrere Inertgasstrahlen eng gebündelt, so daß aufgrund
der Intensität des gebündelten Strahles auch bei größeren Behältern und Flüssigkeitsoberflächen
ein Aufschäumen der Flüssigkeit bis zum Rand des Behälters und damit ein Verdrängen
des Sauerstoffs im Behälterkopfraum bewirkt wird.
[0011] Um ein gleichmäßiges Aufschäumen der Flüssigkeit zu erreichen, können auch mehrere
gebündelte Inertgasstrahlen über die Flüssigkeitsoberfläche verteilt eingesetzt werden.
[0012] Da durch Einstellung der Inertgasmenge und des Inertgasdruckes die Intensität des
Inertgasstrahles exakt geregelt werden kann, wird mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
ein kontrolliertes Aufschäumen der Flüssigkeit im Behälter erreicht, so daß eine sichere
Verdrängung des Sauerstoffs aus dem Behälter bewirkt wird, ohne die Nachteile eines
Überschäumens des Behälters in Kauf nehmen zu müssen.
[0013] Die Erfindung betrifft ferner eine Vorrichtung zum Befüllen von Behältern mit einer
Flüssigkeit mit einer Behälterfülleinrichtung und einer Behälterverschließeinrichtung
sowie einer Fördereinrichtung zum Transport der Behälter von der Behälterfülleinrichtung
zur Behälterverschließeinrichtung.
[0014] Vorrichtungsseitig wird die gestellte Aufgabe dadurch gelöst, daß zwischen der Behälterfülleinrichtung
und der Behälterverschließeinrichtung eine Einrichtung zur Erzeugung von mindestens
einem Inertgasstrahl vorgesehen ist, wobei die Einrichtung so ausgestaltet ist, daß
der Inertgasstrahl auf die Flüssigkeitsoberfläche im Behälter ausrichtbar und so einstellbar
ist, daß er in die Flüssigkeit eindringt und die Flüssigkeit zum Aufschäumen bringt,
wodurch die oberhalb der Flüssigkeitsoberfläche im Behälter befindliche Umgebungsluft
verdrängt wird.
[0015] Vorzugsweise ist die Einrichtung zur Erzeugung des Inertgasstrahles so einstellbar,
daß der Inertgasstrahl die Flüssigkeit genau bis zum oberen Rand des Behälters zum
Aufschäumen bringt
[0016] Die Einrichtung zur Erzeugung des Inertgasstrahles weist zweckmäßigerweise ein Doppelrohr
auf, das aus einem Innenrohr und einem das Innenrohr umschließenden, vorzugsweise
konzentrisch dazu angeordneten Außenrohr besteht. Sowohl das Innenrohr als auch das
Außenrohr stehen mit einer Inertgasversorgungseinrichtung in Verbindung, wobei jedoch
das Innenrohr mit einem unter hohen Druck, z. B. 1,5 bar bis 10 bar, stehenden Inertgas
und das Außenrohr mit einem unter niedrigen Druck, z. B. 1,1 bar bis 3 bar, stehenden
Inertgas beaufschlagbar sind. Im Innenrohr wird der sog. Wirkstrahl, vorzugsweise
mit einem Querschnitt von ca. 0,3 bis ca. 1 mm, gebildet, der in die im Behälter befindliche
Flüssigkeit eindringt und diese zum Aufschäumen bringt. Das Außenrohr erfüllt dagegen
die Funktion eines Hüllrohres, wobei das aus dem Außenrohr ausströmende Inertgas den
aus dem Innenrohr austretenden Wirkstrahl umhüllt und so die Reibung des Wirkstrahles
mit der Umgebungsluft vermindert, wodurch ein Aufreißen des Wirkstrahls nach dem Austritt
aus dem Innenrohr verhindert wird.
[0017] Die Erfindung eignet sich zum Einfüllen von allen denkbaren Flüssigkeiten in Behälter,
wobei unter Flüssigkeiten im Sinne der vorliegenden Erfindung alle Medien zu verstehen
sind, die zum Aufschäumen gebracht werden können. Insbesondere ist die Erfindung zum
Einfüllen von flüssigen Lebensmitteln, z. B. Bier, in Dosen oder Flaschen vorgesehen.
Dabei ist die Anwendung der Erfindung nicht nur auf carbonisierte Flüssigkeiten beschränkt.
[0018] Mit der Erfindung kann der Sauerstoffgehalt in den verschlossenen Behältern bezogen
auf die Flüssigkeit auf unter 0,1 mg Sauerstoff pro Liter abgesenkt werden. Dadurch
können Oxidationsvorgänge in den Flüssigkeiten zuverlässig verhindert werden, so daß
die Qualität und Haltbarkeit der Flüssigkeiten, insbesondere der flüssigen Lebensmittel
erhöht wird.
[0019] Mit besonderem Vorteil wird die Erfindung bei der Bierabfüllung eingesetzt. Gerade
bei Bier sind die Anforderungen, ein hygienisch einwandfreies und haltbares Produkt
zu erhalten, besonderes hoch. Da bei Bier die Zugabe von Konservierungsstoffen besonders
verpönt ist (Deutsches Reinheitsgebot), muß die Haltbarkeit des Bieres auf andere
Weise gewährleistet werden. Mit der vorliegenden Erfindung wurde eine Möglichkeit
geschaffen, auf wirtschaftliche Weise ohne Zugabe von Konservierungsstoffen die Haltbarkeit
von Getränken wesentlich zu erhöhen und gleichzeitig die hygienischen Bedingungen
beim Abfüllvorgang deutlich zu verbessern.
[0020] Im folgenden soll die Erfindung anhand eines in der Figur schematisch dargestellten
Ausführungsbeispiels näher erläutert werden:
[0021] Das vorliegende Ausführungsbeispiel betrifft eine Getränkeabfülleinrichtung zum Einfüllen
von Bier in Dosen. Eine Anlage zum Einfüllen von Bier in Flaschen wäre ähnlich aufgebaut.
[0022] Die Getränkedosen 1 werden in einer Dosenfüllmaschine 2 mit Bier 3 befüllt. Die befüllten
Getränkedosen 1 werden anschließend auf einem Transportweg 4 in Laufrichtung 5 zu
einer Dosenverschließmaschine 6 befördert. Auf dem Weg von der Dosenfüllmaschine 2
zur Dosenverschließmaschine 6 werden die mit Bier gefüllten Getränkedosen 1 von einer
Strahlerzeugungseinrichtung 7 mit einem gebündelten Inertgasstrahl 8 beaufschlagt.
Die Strahlerzeugungseinrichtung 7 steht mit einer in der Figur nicht dargestellten
Inertgasversorgungseinrichtung, z. B. einem Flüssigstickstofftank, in Verbindung.
Die Strahlerzeugungseinrichtung 7 weist ein Doppelrohr 9 auf, das aus einem Innenrohr
10 und einem Außenrohr 11 besteht. Im Innenrohr 10 wird ein eng gebündelter Inertgasstrahl
mit einem Durchmesser von ca. 0,5 mm gebildet, der unter hohem Druck von ca. 5 bar
steht. Dieser eng gebündelte Inertgasstrahl dient als Wirkstrahl, der in die im Behälter
1 enthaltene Flüssigkeit eintritt. Aus dem Außenrohr 11 tritt ein unter niedrigem
Druck von ca. 2 bar stehendes Inertgas aus, das den Wirkstrahl konzentrisch umhüllt.
Dadurch wird die Reibung des Wirkstrahles nach Verlassen des Innenrohres 10 mit der
Umgebungsluft vermindert, wodurch ein Aufreißen des Wirkstrahles nach dem Austritt
aus dem Innenrohr 10 verhindert wird. Der in die Flüssigkeit eingedrungene Inertgasstrahl
8 bringt die Flüssigkeit in der Getränkedose 1 zum Aufschäumen, wodurch die in der
Getränkedose 1 vorhandene Luft verdrängt wird. Der Inertgasstrahl 8 wird so eingestellt,
daß die Flüssigkeit genau bis zum oberen Rand der Getränkedose 1 aufschäumt. Nach
Verschließen der Getränkedose 1 mittels der Verschließmaschine 6 befindet sich in
der Getränkedose 1 nur noch das eingefüllte Bier und Inertgas.
1. Verfahren zum Befüllen von Behältern mit einer Flüssigkeit, wobei die Flüssigkeit
in den Behälter eingefüllt und anschließend der Behälter verschlossen wird, dadurch gekennzeichnet, daß nach dem Einfüllen (3) der Flüssigkeit und vor dem Verschließen (6) des Behälters
mindestens ein Inertgasstrahl (8) derart auf die Oberfläche der Flüssigkeit gerichtet
wird, daß der Inertgasstrahl (8) in die Flüssigkeit eindringt und die Flüssigkeit
zum Aufschäumen bringt, wodurch die oberhalb der Flüssigkeitsoberfläche im Behälter
(1) befindliche Umgebungsluft verdrängt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Inertgasstrahl aus Stickstoff und/oder Kohlendioxid gebildet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Inertgasstrahl aus gasförmigem Stickstoff und/oder gasförmigem Kohlendioxid
gebildet wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Inertgasstrahl (8) so eingestellt wird, daß die Flüssigkeit genau bis zum
oberen Rand des Behälters (1) aufschäumt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß mehrere Inertgasstrahlen (8) eng gebündelt werden.
6. Vorrichtung zum Befüllen von Behältern mit einer Flüssigkeit mit einer Behälterfülleinrichtung
und einer Behälterverschließeinrichtung sowie einer Fördereinrichtung zum Transport
der Behälter von der Behälterfülleinrichtung zur Behälterverschließeinrichtung, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen der Behälterfülleinrichtung (2) und der Behälterverschließeinrichtung
(6) eine Einrichtung (7) zur Erzeugung von mindestens einem Inertgasstrahl (8) vorgesehen
ist, wobei die Einrichtung so ausgebildet ist, daß der Inertgasstrahl (8) auf die
Flüssigkeitsoberfläche im Behälter (1) ausrichtbar und so einstellbar ist, daß er
in die Flüssigkeit eindringt und die Flüssigkeit zum Aufschäumen bringt, wodurch die
oberhalb der Flüssigkeitsoberfläche im Behälter (1) befindliche Umgebungsluft verdrängt
wird.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Einrichtung (7) zur Erzeugung des Inertgasstrahls (8) so einstellbar ist,
daß der Inertgasstrahl (8) die Flüssigkeit genau bis zum oberen Rand des Behälters
(1) zum Aufschäumen bringt.
8. Vorrichtung nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Einrichtung (7) zur Erzeugung des Inertgasstrahls (8) ein Doppelrohr (9)
aufweist, das aus einem Innenrohr (10) und einem das Innenrohr (10) umschließenden
Außenrohr (11) besteht, wobei das Innenrohr (10) mit einem unter hohem Durck stehenden
Inertgas beaufschlagbar ist, während das Außenrohr (11) mit einem unter niedrigen
Druck stehenden Inertgas beaufschlagbar ist.