[0001] Die Erfindung bezieht sich gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 auf eine Antriebs-
und Lagerungsvorrichtung für eine Fertigballen-Umschnürstation vornehmlich an Abfall-Ballenpressen
mit horizontal wirkender Preßplatte, bei welcher mehrere mit einem Radialschlitz zur
Bindedrahtaufnahme versehene Drillräder in einer Halterung gelagert sind und über
ein gemeinsames Antriebsmittel zum Zwecke der Drahtverdrillung zeitweise in Drehung
versetzt werden.
[0002] Derartige Verdrillstationen mit geschlitzten Drillrädern sind bereits seit mehreren
Jahrzehnten bekannt, und als gemeinsamer Antrieb bei solchen Rädern werden entweder
umlaufende, endlose Antriebsketten oder aber Getriebezahnradsysteme verwendet, die
mit entsprechenden Außenverzahnungen an den Drillrädern zusammenwirken.
[0003] Bereits in der Beschreibungseinleitung zur DE-OS 26 56 457 aus dem Jahre 1976 wird
aber als großer Nachteil solcher bekannter Systeme u.a. als Hauptursache für Betriebsstörungen
erwähnt, daß die mit Drillschlitzen für die Schnürdrahtaufnahme und Außenverzahnungen
für den Antrieb versehenen Drillräder wegen der freien Zugänglichkeit zu den Drillschlitzen
eine dichte Kapselung gegen Verschmutzung nicht zulassen; die Folge sind mit der Zeit
dann Schmutzansammlungen in hohem Maße, die letztlich zur Zerstörung des gesamten
Getriebes führen. Angeboten bei dieser alten Druckschrift wird als Problemlösung aber
weiter nichts als ein Zusatzorgan in Form eines ein- sowie ausfahrbaren Trennschiebers
zwischen Preßkasten und Preßkanal. Auch spätere Druckschriften, wie etwa die DE 35
44 773 C2 aus dem Jahre 1985 und viele andere neueren Datum mehr, packen das Übel
aber immer noch nicht an der Wurzel, dem Ort der Störquelle also selbst, sondern verwenden
nach wie vor außenverzahnte Drillräder im Zusammenwirken mit entsprechenden fein verzahnten
Antriebszahnrädern.
[0004] Die vorliegende Erfindung hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, anstelle der bekannten
störanfälligen Zahnradantriebe ein völlig neues Antriebs- und Lagerungssystem für
die geschlitzten Drillräder vorzuschlagen, das nicht nur, was den Bindedrahteinlauf
in die geschlitzten Drillscheiben anbelangt eine erhebliche Verbesserung bringt, sondern
vor allem ein äußerst robustes Lagerungs- und Antriebskonzept darstellt, daß auch
nach längerer Betriebsdauer und zwangsläufig erhöhter Verschmutzung noch einwandfrei
arbeitet.
[0005] Gelöst wird diese Aufgabe dabei in genereller Weise durch die im Patentanspruch 1
angegebenen baulichen und anordnungsgemäßen Konstruktionsmerkmale; die Unteransprüche
beinhalten zudem vorteilhafte Ausgestaltungsmerkmale und Weiterbildungen des neuen
Systems, das anhand eines in den Zeichnungen weitestgehend funktionsschematisch dargestellten
Ausführungsbeispiels im folgenden hinsichtlich seines Aufbaus und seiner Wirkungsweise
noch näher erläutert ist.
Die Zeichnungen zeigen im einzelnen in der
- Fig. 1
- die Draufsicht auf eine Ballenpresse im Bereich der Verdrillstation mit ausgeschwenkter
Verdrillvorrichtung,
- Fig. 2
- das gleiche mit Verdrillvorrichtung in Betriebsstelling,
- Fig. 3
- in vergrößerter Darstellung die Verdrillelemente aus den Fig. 1 und 2 im Querschnitt
- Fig. 4
- ebenfalls Vergrößert gegenüber Fig. 1 und 2 die gesamte Verdrillstation in Vorderansicht,
- Fig. 5
- eine Draufsicht auf die Verdrillelemente aus Fig. 4,
- Fig. 6
- eine der Verdrillstationen aus Fig. 5 als Einzelteil (vergrößert) und
- Fig. 7
- das Einzelteil "X" aus Fig. 3 (wiederum vergrößert).
[0006] Zur Erläuterung der generellen baulichen Anordnung und speziellen Funktion der neuen
Verdrillvorrichtung dienen die Systemdarstellungen in den Zeichnungsfiguren 1 und
2 in Verbindung mit den Positionserläuterungen aus der Bezugszeichenliste. Neu und
baulich wichtig ist dabei zunächst einmal, daß die gesamte Verdrillstation VD aus
ihrer Ruhestellung gemäß Fig. 1 in die Verdrillposition gemäß Fig. 2 über entsprechende
Führungsarme SA, die am Pressengehäuse AW angelenkt sind, vorzugsweise hydraulisch
eingeschwenkt wird.
[0007] Die Verdrillstation selbst, deren neuer und gegenüber allen bekannten Bauarten technisch
äußerst fortschrittlicher, maschinell er Aufbau aus den restlichen Zeichnungsfiguren
ersichtlich ist, wird dabei vom Detail her gebildet durch das gegenseitige Zusammenwirken
folgender Ausgestaltungsmerkmale:
a) Die die geschlitzten Verdrillscheiben 1, 1a, tragen den Räder 2 weisen mehrere,
sich sternförmig nach außen erstreckende Arme 2a bzw. Lagerstellen auf, an denen bzw.
deren freien Enden 2b jeweils eine um eine senkrecht zur Radebene stehende Achse 3
frei drehbar gelagerte Rolle 3a sitzt.
b) Jedem Sternrad 2, 2a ist in gleicher Horizontalebene ein Antriebsrad 4 mit zu den
Rollen 3a formschlüssig korrespondierenden, bogenförmigen Aussparungen 4a am Außenumfang
4b zugeordnet.
c) Die Antriebsräder 4, 4a sind zum Zwecke der BindeDrahtverdrillung über ein motorisch
zeitweise in Drehung versetztes, gemeinsames Antriebssystem 5, 5a, 5b bewegungsgleich
miteinander verbunden.
[0008] In spezieller baulicher Detailausgestaltung ist dabei vorgesehen, daß die Rollen
3a einen zylindrischen Grundkörper bilden, dessen Mantelfläche 3b mit den Aussparungen
4a des Antriebsrades 4 formschlüssig zusammenpaßt und dessen beidseitige, ebene Stirnflächen
3c als Lager- und Führungsfläche in einem Gehäuse G dienen, wobei letztere 3c zwischen
der das Gehäuse G bildenden Grund- und Deckplatte 6 und 7 der Verdrillstation VD mit
Gleitspiel an den einander zugekehrten Innenflächen 6a und 7a bündig anliegen. Die
Rollen und ihre spezielle Ausgestaltung und Anordnung sind somit Lagerungs- und Antriebselemente
zugleich, was die bislang so störanfälligen Zahnradsysteme mit ihren für den Drahteinlauf
an den Verdrillscheiben 1 in die Schlitze 1c notwendigen ausgesparten Zahnräder und
geteilte Lagerkörper in einfacher Weise überflüssig macht. Zudem verbessern die Rollen
3a, wie aus Fig. 6 ersichtlich ist, den Einlauf DE der zu verdrillenden Bindedrähte
in die Schlitze 1a der Verdrillscheiben 1 ganz erheblich. Als bauliche Variante zu
den sternförmigen Armen 2a der Räder 2 ist auch noch denkbar, die Ausbildung der die
Verdrillscheiben 1, 1a tragenden Räder 2 als kreisende, an ihren Oberflächen geschlossene,
Scheibe V mit entspr. sternförmig angeordneten, radialen Ausnehmungen AN für die Anbringung
der Lager- und Führungsrollen 3 - 3c; diese Bauart hat den Vorteil , daß sich die
äußere Mantelfläche der Stirnseite des Rades V beim Abschneidevorgang der Drähte an
den Führungsflächen des Gehäuses G abstützen kann und nicht die Rollen die relativ
großen Gegenhaltekräfte auf die Führungsbahnen übertragen wurden.
[0009] Bezüglich des Antriebs der Verdrillstation VD ist es gegenüber dem Stand der Technik
von Vorteil, wenn das gemeinsame Antriebssystem für den Gleichlauf und die Positionierung
der Antriebsräder 4 durch ein z.B. hydraulisch betätigtes Schubkurbelgetriebe 5, 5a,
5b, 5' gebildet wird. Solche Getriebe sind einfach und robust in ihrem Aufbau und
somit extrem betriebssicher, da sich auch bei längerer Betriebsdauer so gut wie kein
Verschleiß einstellt. Auch ist ein derartiges System quasi baukastenmäßig verwendbar
für Pressen mit jeder beliebigen Zahl von Verdrillstationen VD, ohne daß, wie bei
den bekannten Zahnrad- oder Kettenantrieben, jedes Rädersystem neu konstruiert werden
muß, wenn sich die Anzahl der Verdrillscheiben ändert; beim erfindungsgemäßen System
muß praktisch nur die Schubkurbel 5 ausgetauscht zu werden.
[0010] Bezüglich der Krafteinleitung und Kraftverteilung bei dem hier neu verwendeten Schubkurbelantrieb
ist es zudem noch von Vorteil, wenn der hydraulische Antriebsmotor 5b des Schubkurbel
systems 5, 5a bei ungerader Radzahl (z.B. 3 Stück, 5 Stück usw.) auf dem mittleren
Rad 4 bzw. bei einer geraden Zahl von Antriebsrädern 4 nahe der Systemmitte angeordnet
ist.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0011]
- 1
- Verdrillscheibe
- 1a
- Schlitz
- 2
- Rad (für Anbringung der Verdrillscheibe)
- 2a
- Arm (sternförmig)
- 2b
- freies Arm-Ende
- 3
- Vertikalachse
- 3a
- Rolle (zylindrisch)
- 3b
- Mantelfläche
- 3c
- ebene Stirnseite
- 4
- Antriebsrad (für Pos. 2)
- 4a
- bogenförmige Aussparung
- 4b
- Außenumfang
- 5
- Schubkurbel
- 5'
- Stützkurbel
- 5a
- Drehzapfen, Kurbelzapfen
- 5b
- Antriebsmotor (hydraulisch)
- 6
- Grundplatte
- 6a
- Innenfläche
- 7
- Deckplatte
- 7a
- Innenfläche
- AK
- Antriebskurbel (von Pos. 5b zu 5)
- AN
- Ausnehmung an Pos. V
- AW
- Preßkasten-Außenwand
- BA
- Ballen
- BD
- Bindedraht
- DE
- Bindedraht-Einführbereich
- DK
- Bindedraht-Durchschiebekopf
- DR
- Bindedraht-Rollenführung
- DV
- Bindedraht-Vorratsrolle
- DZ
- Bindedraht-Durchschiebezylinder
- G
- Gehäuse (der Verdrillelemente)
- GM
- Gehäusemittelteil (bzw. Führungsplatte zwischen Pos. 6 und 7)
- HD
- Hydraulik-Anschlußflansch
- KR
- Kopfrolle
- M
- Motorkonsole
- PK
- Preßkasten
- PR
- Preßrichtung
- RL
- Radial-Laufbahn bzw. Abstützung der Lagerrollen 3a
- SA
- Schwenkarm von VD
- SH
- Schwenkzylinder-Halterung
- SL
- Schwenklager von VD
- SZ
- Schwenkzylinder von VD
- V
- Vollmaterialscheibe (anstelle von Pos. 2a, 2b)
- VD
- Verdrillstation
- VB
- Schwenkarm-Querverbindung
- VE
- Verdrillte Drahtenden
1. Antriebs- und Lagerungsvorrichtung für eine Fertigballen-Umschnürstation vornehmlich
an Abfall-Ballenpressen mit horizontal wirkender Preßplatte, bei welcher mehrere mit
einem Radialschlitz zur Bindedrahtaufnahme versehene Drillräder in einer Halterung
gelagert sind und über ein gemeinsames Antriebsmittel zum Zwecke der Drahtverdrillung
zeitweise in Drehung versetzt werden,
gekennzeichnet durch folgende in gegenseitiger Wirkverbindung miteinander stehende Ausgestaltungsmerkmale:
a) Die die geschlitzten Verdrillscheiben ( 1, 1a ) tragenden Räder (2) weisen mehrere,
sich sternförmig nach außen erstreckende, Arme (2a) bzw. Lagerstellen auf, an denen
bzw. deren freien Enden (2b) jeweils eine um eine senkrecht zur Radebene stehende
Achse (3) frei drehbar gelagerte Rolle (3a) sitzt.
b) Jedem Sternrad (2, 2a) ist in gleicher Horizontalebene ein Antriebsrad (4) mit
zu den Rollen (3a) formschlüssig korrespondierenden, bogenförmigen Aussparungen (4a)
am Außenumfang (4b) zugeordnet.
c) Die Antriebsräder (4, 4a) sind zum Zwecke der Binde-Drahtverdrillung über ein motorisch
zeitweise in Drehung versetztes, gemeinsames Antriebssystem (5, 5a, 5b) bewegungsgleich
miteinander verbunden.
2. Antriebs- und Lagerungsvorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Rollen (3a) einen zylindrischen Grundkörper bilden, dessen Mantelfläche (3b)
mit den Aussparungen (4a) des Antriebsrades (4) formschlüssig zusammenpaßt und dessen
beidseitige, ebene Stirnflächen (3c) als Lager- und Führungsfläche in einem Gehäuse
(G) dienen.
3. Antriebs- und Lagerungsvorrichtung nach den Ansprüchen 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Lager- und Führungsflächen (3c) zwischen der das Gehäuse (G) bildenden Grund-
und Deckplatte (6 und 7) der Verdrillstation (VD) mit Gleitspiel an den einander zugekehrten
Innenflächen (6a und 7a) bündig anliegen.
4. Antriebs- und Lagerungsvorrichtung nach den vorhergehenden Ansprüchen,
gekennzeichnet durch
Ausbildung der die Verdrillscheiben (1, 1a) tragenden Räder (2) als kreisende, an
ihren Oberflächen geschlossene, Scheibe (V) mit entspr. sternförmig angeordneten,
radialen Ausnehmungen (AN) für die Anbringung der Lager- und Führungsrollen (3 - 3c).
5. Antriebs- und Lagerungsvorrichtung nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche
,
dadurch gekennzeichnet,
daß die gesamte Verdrillstation (VD) schwenkbar am Pressengehäuse gelagert ist.
6. Antriebs- und Lagerungsvorrichtung nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß das gemeinsame Antriebssystem für den Gleichlauf und die Positionierung der Antriebsräder
(4) durch ein z.B. hydraulisch betätigtes Schubkurbelgetriebe (5, 5a, 5b, 5') gebildet
wird.
7. Antriebs- und Lagerungsvorrichtung nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß der hydraulische Antriebsmotor (5b) des Schubkurbelsystems (5, 5a) bei ungerader
Radzahl (z.B. 3 Stück, 5 Stück usw.) auf dem mittleren Rad (4), bzw. bei einer geraden
Zahl von Antriebsrädern (4) nahe der Systemmitte angeordnet ist.