[0001] Die Erfindung betrifft eine Gipsfaserplatte mit einer besonderen Kantenausbildung
sowie einen für die gebildete Fuge geeigneten Fugenfüller.
[0002] Gipsfaserplatten sind seit vielen Jahren bekannt. Sie weisen gegenüber Gipskartonplatten
eine höhere Festigkeit und eine Richtungsunabhängigkeit bei vielen Belastungsfällen
auf. Sie sind deshalb für bestimmte Anwendungen besser geeignet als Gipskartonplatten,
wofür jedoch gegenüber Gipskartonplatten ein höheres Gewicht in Kauf genommen werden
muß.
[0003] Die bekannten Gipsfaserplatten weisen immer eine rechtwinklige Kante auf und müssen
auf Abstand verlegt werden. Die dabei entstandene Fuge wird mit einem Fugenfüller
verfüllt, dem im Hinblick auf die Zugfestigkeit und Biegezugfestigkeit der verfüllten
Fuge besondere Bedeutung zukommt.
[0004] Nachteilig beim Einsatz bekannter Gipsfaserplatten und dafür verwendeter Fugenfüller
ist, daß beim Verlegen der Platten dafür Sorge getragen werden muß, daß das Verlegen
der Platten in einem bestimmten Rastermaß erfolgt und ein Abstand von etwa 5mm zwischen
den Platten konstant eingehalten wird. Bekannte Gipsfaserplatten werden also nicht
auf Stoß verlegt, was das Verlegen der Platten stark vereinfachen würde.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, ein System aus Gipsfaserplatten und einem Fugenfüller
bereitzustellen, welches ein schnelleres Verlegen bei ausreichend fester Fugenverbindung
der einzelnen Platten untereinander gewährleistet.
[0006] Gelöst wird diese Aufgabe durch eine Gipsfaserplatte, die mindestens eine abgefaste
Kante aufweist, wobei die abgefaste Kante einen rechtwinklig zur Plattenoberfläche
stehenden Steg aufweist, dessen Höhe 5 bis 50% der Plattendicke, mindestens aber 1
mm, und die Fasenbreite mindestens 3 mm beträgt, und einen Fugenfüller zum Verfüllen
der durch die auf Stoß verlegten Gipsfaserplatten entstehenden Fugenräume, der 70
bis 98% Stuckgips einer Teilchengröße von < 300 µm, 0,02 bis 0,5% Stärkeether, 0,2
bis 1% Methylcellulose, 0,5 bis 3% Polyvinylalkohol, 0,001 bis 0,1% einer Borsäure
oder eines Alkalimetall- oder Erdalkalimetallsalzes einer Borsäure enthält.
[0007] Erfindungsgemäß wird erstmalig ein Gipsfaserplattensystem bereitgestellt, welches
einerseits das einfache Verlegen der Platten auf Stoß und andererseits den gewünschten
festen Verbund zwischen solchen Platten ermöglicht. Darüber hinaus sind die durch
Verlegen der erfindungsgemäßen Gipsfaserplatten entstandenen Fugen leichter zu verspachteln
als bei Einsatz herkömmlicher Gipsfaserplatten und weisen die geforderte Fugenfestigkeit
auf.
[0008] Die EP 227 876 B1 beschreibt Gipskartonplatten mit einer abgerundeten Kante sowie
einen Fugenfüller für die speziell mit diesen Platten gebildeten Fugenräume. Gipskartonplatten
sind in der Regel leichter als Gipsfaserplatten gleicher Dicke. Damit zwischen den
schwereren Gipsfaserplatten ein fester Verbund entsteht, was deshalb bisher angenommen
worden, daß dieser nur durch die klassische Verlegung mit ausreichend großem Fugenraum
und einer Verfüllung mit einer entsprechend großen Menge eines Fugenfüllers erzielt
werden kann. Zu bedenken ist ferner, daß die abgerundeten Kanten der Gipskartonplatten
mit einer Kartonlage ummantelt sind, so daß dadurch einerseits eine Stabilisierung
der Kante erfolgt andererseits der eingesetzte Fugenfüller darauf abgestimmt ist,
an der Papieroberfläche gut zu haften.
[0009] Die Fase der erfindungsgemäßen Gipsfaserplatten muß derart ausgebildet sein, daß
die Steghöhe der Gipsfaserplattenkante 5 bis 50% der Plattendicke, mindestens aber
1 mm, beträgt. Ist die Steghöhe geringer als 5% der Plattendicke oder als 1 mm, kann
die Kante beim Abfasen, Transport oder Einbau der Gipsfaserplatte abbrechen. Ist hingegen
der Steg wesentlich höher als 50% der Plattendicke, wird der Fugenraum zu klein und
die zum Verfüllen der Fuge einsetzbare Menge an Fugenfüller reicht nicht aus, die
gewünschte Fugenfestigkeit zu gewährleisten.
[0010] Erfindungsgemäß eingesetzte Gipsfaserplatten umfassen alle Arten von Gipsfaserplatten.
Sie können homogen über die gesamte Dicke aufgebaut oder mehrschichtig sein. Mehrschichtige
Gipsfaserplatten weisen eine Kernschicht und mindestens eine Deckschicht auf. Die
Dicke der Kernschicht kann 25 bis 50% der Gipsfaserplattendicke ausmachen.
[0011] Die Kante sollte derart abgefast sein, daß die Fase oder der Faserschenkel gerade,
konkav oder konvex ausgebildet ist. Die Kanten können werksseitig oder auf der Baustelle
mit einem Handwerkszeug gefast werden.
[0012] Die Bestandteile der erfindungsgemäßen tockenen Fugenfüllermischung werden anschließend
erläutert. Alle Mengen- und Konzentrationsangaben beziehen sich auf das Gewicht der
trockenen Mischung.
[0013] Hauptbestandteil ist ein β-Halbhydratgips (Stuckgips), der herstellungsbedingt geringe
Mengen anderer Calciumsulfate enthalten kann. In der trockenen Fugenfüllermischung
liegt der Stuckgips in einer Menge von 70 bis 98 Gew.%, vorzugsweise 90 bis 97 Gew.%
vor. Als Andicker wird vorzugsweise ein Stärkeether eingesetzt. Besonders bevorzugte
Stärkeether sind Hydroxypropylstärken. Diese Andicker werden in einer Menge von 0,02
bis 0,5 Gew.%, vorzugsweise 0,1 oder 0,2 bis 0,3 Gew.% eingesetzt. Als Wasserretentionsmittel
werden vorzugsweise Methylcellulosen verwendet. Das Wasserretentionsmittel wird in
einer Menge von 0,2 bis 1 Gew.%, vorzugsweise 0,5 bis 0,8 Gew.% eingesetzt.
[0014] Als weitere wesentliche Bestandteile enthält die erfindungsgemäße trockene Fugenfüllermischung
Polyvinylalkohol und Borsäure oder ein Alkali-/Erdalkalisalz einer Borsäure. Borsäure
und deren Salze fördern die Vernetzung des Polyvinylalkohols und erhöhen die Festigkeit
des Fugenfüllers und die Haftfestigkeit des Fugenfüllers an der Gipsfaserplatte. In
gipsgebundenen Fugenfüllern übliche Zusätze umfassen Verzögerer, Beschleuniger, Netzmittel
und Entschäumer.
[0015] Als Verzögerer kann ein Proteinverzögerer, beispielsweise in einer Menge von 0,01
bis 0,5 Gew.% eingesetzt werden. Der Beschleuniger kann in einer Menge von 0,1 bis
1 Gew.% eingesetzt werden, insbesondere wenn es sich dabei um einen Dihydratbeschleuniger
handelt. Ein Netzmittel kann beispielsweise in Mengen bis zu 0,1 Gew.%, ein Entschäumer
in einer Menge bis zu 0,2 Gew.% eingesetzt werden.
[0016] Gemäß bevorzugten Ausführungsformen der Erfindung kann der Fugenfüller mineralische
Zuschlagstoffe wie Kalksteinmehl (Calciumcarbonat), Glimmer oder Gemische einzelner
mineralischer Zuschlagstoffe enthalten. Diese werden vorzugsweise in einer Menge von
bis zu 25 Gew.% in der trockenen Fugenfüllermischung eingesetzt.
[0017] Soll über die Wirkung des zuvor beschriebenen Andickers hinaus eine weitere Andickung
des Fugenfüllers bewirkt werden, hat es sich als vorteilhaft erwiesen, der Mischung
ein Polyacrylamid oder Polymethylacrylamid zuzusetzen. Die Menge dieses zusätzlichen
Andickers hängt von der gewünschten Viskosität ab und kann bis zu 0,1% oder mehr,
vorzugsweise bis zu 0,06 Gew.% betragen.
[0018] Viskosität und Zähigkeit des Fugenfüllers können durch Zugabe von Fasern, insbesondere
Cellulosefasern, weiter gesteuert werden. Cellulosefasern können beispielsweise der
trockenen Fugenfüllermischung in Mengen bis zu 1 Gew.% zugesetzt werden.
[0019] Der erfindungsgemäße Fugenfüller ist maßbeständig und elastisch, so daß weder Riß-
noch Wulstbildung zu erwarten sind. Die im Verbund der vergleichsweise schweren Gipsfaserplatten
durch externe Belastung auftretenden Spannungen werden furch die Fuge aufgenommen,
ohne daß sich dies nachteilig auf die Fuge auswirkt.
[0020] Zum Verspachteln der Fuge wird die trockene Fugenfüllermischung in bekannter Weise
mit Wasser verrührt. Als praxisgerecht hat sich ein Verhältnis Wasser/trockene Fugenfüllermischung
von etwa 0,9 erwiesen.
[0021] Wenn auch grundsätzlich nicht erforderlich, kann das Verfugen oder Verspachteln unter
Verwendung eines Bewehrungsstreifens erfolgen, der beim Verspachteln in die Fugenmasse
eingebettet wird.
[0022] Die beiden Figuren zeigen zwei unterschiedliche Ausgestaltungen der Kante der erfindungsgemäßen
Gipsfaserplatte 1. Die Fase 2 oder Faserschenkel 2 kann gerade wie in Fig.1 oder konvex
oder konkav, wie in Fig. 2 angedeutet ausgeformt, sein. Der verbleibende rechtwinklige
Steg 3 der Kante ermöglicht das Verlegen der Gipsfaserplatten auf Stoß. Die Tiefe
der Fase ist mit dem Winkel zwischen gedachter Verlängerung des Stegs 3 und dem Faseschenkel
2 für das Fugenvolumen und damit die Menge des einbringbaren Fugenfüllers verantwortlich.
[0023] Das folgende Beispiel dient der weiteren Erläuterung der Erfindung.
Beispiel 1
[0024] Ein erfindungsgemäßer Fugenfüller wird auf der Grundlage der folgenden Rezeptur hergestellt.
- 92
- Gew.% Stuckgips, Teilchengröße < 300 µm
- 4,27
- Gew.% Kalksteinmehl
- 0,5
- Gew.% Cellulosefasern
- 0,2
- Gew.% Stärkeether
- 0,8
- Gew.% Methylcellulose
- 0,7
- Gew.% Dihydrat-Beschleuniger
- 0,02
- Gew.% Polyacrylamid
- 0,01
- Gew.% Borat
- 1,5
- Gew.% Polyvinylalkohol
- 0,01 bis 0,2
- Gew.% Verzögerer
[0025] 100 Teile dieser trockenen Pulvermischung werden mit 90 Teilen Wasser vermischt und
zum Verfugen eines Fugenraums eingesetzt, der durch Verlegen zweier erfindungsgemäßer
Gipsfaserplatten auf Stoß gebildet wurde. Das Verfugen erfolgte in zwei Spachtelgängen
ohne Bewehrungsstreifen. Die Festigkeit der Fuge wurde bestimmt. Für die Zugfestigkeit
wurde ein Wert von 136 N/cm und für die Biegezugfestigkeit 9,5 N/cm ermittelt. Die
Festigkeiten wurden in Anlehnung an die DIN 18180 bestimmt.
1. Gipsfaserplatte, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens eine Plattenkante derart abgefast
ist, daß die abgefaste Kante einen rechtwinklig zur Plattenoberfläche verlaufenden
Steg aufweist, dessen Höhe 5 bis 50% der Plattendicke, mindestens aber 1 mm, und die
Fasenbreite mindestens 3 mm beträgt.
2. Gipsfaserplatte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der abgefaste Teil der
Gipsfaserplattenkante gerade, konkav oder konvex ausgebildet ist.
3. Trockene Fugenfüllermischung zum Verfüllen von Fugenräumen, die sich nach Verlegen
der Gipsfaserplatten der Ansprüche 1 und 2 ergeben, enthaltend 70 bis 98 Gew.% Stuckgips
einer Teilchengröße von < 300 µm, 0,02 bis 0,5 Gew.% Andicker, 0,2 bis 1 Gew.% Wasserretentionsmittel,
0,5 bis 3 Gew.% Polyvinylalkohol und 0,001 bis 0,1 Gew.% Borsäure oder eines Erdalkali-
oder Alkalisalzes der Borsäure, jeweils bezogen auf das Gewicht der Mischung, sowie
übliche Zusatzstoffe.
4. Fugenfüllermischung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß als Andicker 0,02
bis 0,5 Gew.% Stärkeether und als Wasserretentionsmittel 0,2 bis 1,0 Gew.% Methylcellulose,
jeweils bezogen auf das Gewicht der Mischung, enthalten sind.
5. Fugenfüllermischung nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, da sie zusätzlich
bis zu 0,5 Gew.% Polyacrylamid, bezogen auf das Gewicht der Mischung, enthält.
6. Gipsfaserplattensystem, enthaltend mindestens zwei Gipsfaserplatten nach den Ansprüchen
1 und 2 sowie eine trockene Fugenfüllermischung nach den Ansprüchen 3 bis 5.