[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum steigenden Niederdruck-Gießen von Metall,
insbesondere Leichtmetall, indem eine mit wenigstens einem Speiser versehene Gießform
mit ihrem Einguß über ein Steigrohr an einen Schmelzbehälter angeschlossen und die
darin enthaltene Schmelze unter Druck durch das Steigrohr in die Gießform verdrängt
wird.
[0002] Leichtmetalle, insbesondere Aluminium, haben in der Vergangenheit als Konstruktionswerkstoff
zunehmende Bedeutung gewonnen. Dies gilt auch für den Kraftfahrzeugbau, insbesondere
den Motorenbau. So werden in neuerer Zeit Motorblöcke aus Aluminium hergestellt. Aufgrund
der Großserienfertigung in der Automobilindustrie müssen auch Gießverfahren und Gießanlagen
mit hoher Leistung zur Verfügung gestellt werden. Zugleich muß insbesondere bei hochbelasteten
Bauteilen ein hoher Qualitätsstandard gewährleistet sein. Da Aluminium vor allem im
Schmelzzustand mit Luftsauerstoff spontan oxidiert, bildet sich an offenen Schmelze-Oberflächen
bei Anwesenheit von Sauerstoff sehr schnell eine Oxidhaut.
[0003] Um dies so weit als möglich zu verhindern, hat sich beispielsweise sowohl für den
Formenguß, als auch den Kokillenguß das Niederdruckgießen, insbesondere in der Ausführung
des steigenden Gusses, bewährt, da hierbei die Schmelze nicht verwirbelt, sondern
die Form bzw. Kokille mit einer beruhigten Schmelzefront gefüllt wird. Dadurch können
insbesondere Oxideinschlüsse im Guß weitgehend vermieden werden.
[0004] Mit diesen für das Niederdruckgießen typischen Maßnahmen ist jedoch der Nachteil
verbunden, daß die Leistung relativ gering ist. Dies ist unter anderem auch darauf
zurückzuführen, daß nach jedem Abguß der Druck im Schmelzegefäß abgesenkt werden muß,
was wiederum mit dem Absinken der Schmelzesäule im Steigrohr verbunden ist. Dabei
dringt Luftsauerstoff aus der Umgebung in das Steigrohr ein. Es bildet sich auf der
wenn auch kleinen Oberfläche der Schmelzesäule eine Oxidhaut, die sich bei erneutem
Ansteigen der Schmelzesäule beim nächsten Gießtakt an die Wandung des Steigrohre anlegt
und sich auf der Schmelzefront stets nachbildet. Dadurch wächst das Steigrohr allmählich
zu. Bei hoher Leistung erfordert dies einen regelmäßigen Austausch des Steigrohrs
in relativ kurzen Zeitintervallen, was wiederum zu einer Leistungsminderung führt.
Von entscheidendem Nachteil ist ferner, daß die sich an der Oberfläche der Schmelzesäule
bildende Oxidhaut in die Form oder Kokille eingeschleppt wird und sich später im Gußgefüge
wiederfindet.
[0005] Bei Niederdruck-Gießanlagen ist es bekannt (WO 95/20449), im Bereich des Übergangs
vom Steigrohr zur Form einen Verschluß vorzusehen. Dieser hat in erster Linie die
Aufgabe, Verwirbelungen im Schmelzgefäß, insbesondere in dem oberhalb des Schmelzniveaus
befindlichen Gaspolster zu vermeiden. Der Verschluß besteht aus einer am Übergang
zwischen Steigrohr und Einguß einzusetzenden Schmelzplatte mit niedrigerem Schmelzpunkt
als die Aluminiumschmelze. Diese Verschlußplatte wird bei Ansteigen der Schmelze verflüssigt.
Diese flüssigen Fremdkomponenten werden in die Form eingeschleust und führen zu höchst
unerwünschten Einschlüssen im Guß. Der Verschluß muß nach jedem Abguß ausgetauscht
werden, so daß die Leistung entsprechend niedrig ist.
[0006] Bei einem anderen bekannten Verfahren (WO 97/37797) ist zwischen Mündung des Steigrohrs
und der Form ein Nachspeiser in Form eines Behälters angeordnet, durch den hindurch
die Schmelze aus dem Steigrohr in die Form verdrängt wird. Der Behälter weist einen
bodenseitigen Schieberverschluß auf, der nach dem Füllen der Form schließt. Nach dem
Abguß wird die Form zusammen mit dem Nachspeiser vom Steigrohr abgekoppelt und der
Gießschwund durch Nachschieben von Schmelze aus dem Nachspeiser in die Form ausgeglichen.
Auch hierdurch läßt sich die Leistung gegenüber herkömmlichen Niederdruck-Gießanlagen
nicht erhöhen, zumal der Nachspeiser für den nächsten Gießtakt entleert und zur Gießstation
zurückgeführt werden muß.
[0007] Nach einem älteren, nicht vorveröffentlichten Vorschlag der Anmelderin (DE 198 07
623) wird am Ende jedes Gießtaktes die vom Steigrohr in den Einguß der Form reichende
Schmelzesäule nahe der Mündung des Steigrohrs unter gleichzeitigem Verschluß desselben
abgeschert. Durch das Abscheren der Schmelzesäule nahe der Mündung des Steigrohrs
bildet sich oberhalb der Schmelzesäule kein freies Volumen und damit auch keine freie
Oberfläche, an der sich eine Oxidhaut bilden könnte. Es kann sich folglich auch keine
Oxidschicht am Steigrohr anlagern und kann dieses nicht zuwachsen. Durch den Verschluß
ist ferner sichergestellt, daß bei dem nachfolgenden Gießtakt keine Oxidhaut in die
Form eingeschleppt wird. Ferner ist von Vorteil, wenn nach dem Abscheren der Schmelzesäule
im Schmelzegefäß zumindest ein die Schmelzesäule gegen den Verschluß haltender Überdruck
aufrechterhalten wird. Durch diese Maßnahme kann die Leistung der Gießanlage erhöht
werden.
[0008] Die Produktion von Leichtmetallguß in hohen Stückzahlen und hohen Gußttonnagen verlangt
deutlich höhere spezifische Gießleistungen, die bisher im Bereich von 1 kg/s liegen.
Um die Wirtschaftlichkeit der Anlagen zu verbessern, werden immer kürzere Taktzeiten
angestrebt. Damit entsteht auch die Forderung nach kürzeren Gießzeiten je Takt, bzw.
für gleiche Teilmassen die Forderung nach höherem Schmelzedurchsatz während der Formfüllung.
Die beim steigenden Gießen höheren spezifischen Giessleistungen von deutlich mehr
als 1 kg/sec, z. B. 3 - 10 kg/sec, führen zu hohen lokalen Gießgeschwindigkeiten.
Diese sind aber durch die mangelnde Erosionsfestigkeit der Formstoffe, durch die Geometrie
der Gußteile und Anschnitte in engen Querschnitten, am stärksten jedoch durch den
unerwünschten dynamischen Füllstoß am Gießende limitiert. Der dynamische Füllstoß
am Gießende hängt bei gegebener Teilegeometrie in erster Linie vom Entlüftungsverhalten
der Form (Gasdurchlässigkeit bei Sandformen, Entlüftungsbohrungen etc.), in jedem
Fall aber von der Giessgeschwindigkeit am Gießende kurz vor der vollständigen Füllung
der Form ab.
[0009] Beim Sandgußverfahren, speziell im Naßgußverfahren, sind Oberflächenfehler an den
Gußteilen bekannt, die vorwiegend durch den Füllstoß am Gießende verursacht werden.
In der letzten Phase der Formfüllung wird die kinetische Energie der Schmelze an den
hochliegenden Formflächen abrupt in Stoßenergie umgesetzt. Dieser dynamische Stoß
treibt die Schmelze in die Poren der Sandoberfläche und erzeugt dort unerwünscht rauhe
Oberflächen an der Gußkontur. Hierbei werden inhomogen verdichtete Formpartien unterschiedlich
stark in Mitleidenschaft gezogen. In vielen Fällen müssen so geschädigte Gußteile
aber mit erheblichem Putzaufwand nachbearbeitet oder als Ausschuß verworfen werden.
[0010] Ein weiterer Effekt dieses Füllstoßes führt zu erhöhter Gratbildung in den Teilungszonen
der Formhälften und der Kerne. Gratbildung bedeutet aber aufwendige Putzarbeit, die
je nach Teileart über 30 % der Gestehungskosten des Gußteiles ausmachen kann. Gratfeies
bzw. gratarmes Gießen ist daher von großer wirtschaftlicher Bedeutung.
[0011] Eine dritte Fehlerart ist die Blasenbildung infolge von Luft- und Gaseinschlüssen,
die während des Gießens, vorwiegend jedoch in der Phase kurz vor Gießende entstehen.
Vorbeugend werden die Gießgase über Abluftkanäle, durch Luftpfeifen, durch Verwendung
von offenen Speisern oder Einsatz von Formstoffen mit hoher Gasdurchlässigkeit abgeführt.
Fehler der vorgenannten Art treten bereits bei den heute üblichen geringen Gießleistungen
von 1 bis 2 kg/sec für Aluminiumlegierungen auf. Wird die Gießleistung nennenswert
erhöht, ist zu erwarten, dass die Gasblasenbildung in erheblichem Maße zunimmt. Für
das steigende Gießen sind bisher verschiedene Methoden bekannt. So z. B. die Verwendung
eines Gasdruckpolsters im Schmelzbehälter bzw. -ofen, welches die Schmelze über das
an die Form angeschlossene Steigrohr füllt. Anstelle des Gasdrucks im Schmelzbehälter
werden auch Elektromagnetpumpen am Fuß des Steigrohres eingesetzt, welche die Füllaufgabe
übernehmen. In beiden Fällen kommt ein sogenanntes aktives Füllen zur Anwendung, d.
h. der Füllvorgang wird in Form eines Geschwindigkeit-Zeit-Profils oder Volumen-Zeit-Profils
in Abhängigkeit von der Niveauänderung im Schmelzbehälter gesteuert und geregelt (DE
33 17 474 = EP 0 128 280, EP 0 215 153). Mit diesen Methoden ist es prinzipiell möglich,
dem unerwünschten dynamischen Füllstoß gegen Ende der Formfüllung entgegenzuwirken.
Die Steigerung der Gußtonnage und damit die Erhöhung der Gießleistung je Gießtakt
stellt jedoch neue Anforderungen an die bekannten Gießverfahren. Größere Schmelzedurchsätze
führen zwangsläufig zu grösseren Schmelze- bzw. Ofenchargen und Ofenvolumen, weil
die Nachfüllzyklen wegen der hohen Anforderungen an die Schmelzequalität nicht zu
kurz werden dürfen. Große Ofenvolumina erschweren speziell beim Gasdruck-Füllverfahren
die Regelbarkeit des Füllprozesses. Die dort größere Massenträgheit der Schmelze führt
bei raschen Änderungen der Ofendrücke zum Schwingen der Metallmasse im Ofen. Die Führung
des Schmelze-Füllprofiles wird dadurch erschwert oder unmöglich. Besonders zum Gießende
hin kann die zuvor beschleunigte Masse der Schmelze nicht schnell genug und schwingungsfrei
verzögert werden.
[0012] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, beim steigenden Gießen von Leichtmetall
eine höhere Gießgeschwindigkeit und damit höhere Taktzeiten bei hoher Gußqualität
zu erreichen.
[0013] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der überwiegende Teil des
für das Füllen der Gießform notwendigen Schmelzvolumens mit maximaler Gießgeschwindigkeit
in die Gießform verdrängt, dann die Schmelzesäule im Steigrohr abgeschehrt und ein
zwischen der Abscherstelle und dem Einguß verbleibendes Restvolumen mit einem negativen
Geschwindigkeitsgradienten in die Gießform verdrängt wird.
[0014] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird der Füllvorgang in zwei Abschnitte unterteilt,
wobei der erste Abschnitt dem üblichen Verfahren beim steigenden Gießen folgt, indem
bei dem vorgegebenen freien Querschnitt des Steigrohrs die Schmelzesäule allein durch
den Vortrieb am Schmelzebehälter bzw. -ofen bis auf die maximale Gießgeschwindigkeit
beschleunigt und diese bis kurz vor Gießende aufrechterhalten wird. Anschließend wird
die Schmelzesäule nahe dem Einguß abgeschert, so daß die maximale Gießgeschwindigkeit
noch für eine kurze Zeit aufrechterhalten wird, bis die Schmelzesäule vollständig
abgeschert ist. Das zwischen der Abscherstelle und dem Einguß verbleibende Restvolumen
wird dann mit ständig absinkender Geschwindigkeit in die Gießform verdrängt, so daß
die Schmelzefront innerhalb der Gießform langsamer steigt und zum einen die in der
Form noch vorhandene Restluft kontrolliert entweichen kann, zum anderen ein dynamsicher
Füllstoß auf die oben liegenden Formflächen vermieden wird. Damit wird gleichermaßen
verhindert, daß sich im Schmelzvolumen in der Form ein zu hoher hydrostatischer Druck
aufbaut.
[0015] Durch das erfindungsgemäße Verfahren wird insbesondere bei Sandformen das Penetrieren
der Schmelze in die Formoberfläche und ferner das Erodieren der Form durch Impulskräfte
vermieden, so daß trotz möglicher Steigerung der Gießleistung einwandfreie Gußteiloberflächen
erhalten werden. Ferner wird durch die Vermeidung des Aufbaus eines zu hohen isostatischen
Drucks vermieden, daß die Schmelze in Formtrennzonen eindringt und zur Gratbildung
führt. Durch das Abscheren des Restvolumens von der Schmelzsäule können vom Schmelzebehälter
her rührende Schwingungen nicht auf das Restvolumen übertragen werden. Das Restvolumen
wiederum wird aufgrund seiner relativ geringen Masse und des negativen Geschwindigkeitsradienten
schwingungsfrei in die Form verdrängt.
[0016] Vorzugsweise wird das Restvolumen mit einem unstetigen Geschwindigkeitsgradienten
in die Gießform verdrängt, beispielsweise zunächst mit der maximalen Gießgeschwindigkeit,
anschließend mit einem flach und daraufhin steil negativen Geschwindigkeitsradienten.
[0017] Das erfindungsgemäße Verfahren gibt insbesondere die Möglichkeit, die Größe des Restvoluments
in Abhängigkeit von dem Volumen und/oder der Geometrie des Gußteils zu wählen. Je
größer das Gußteilvolumen und je verwickelter die Geometrie des Gußteils im oberen
Bereich ist, um so größer wird man das Restvolumen wählen.
[0018] Ferner kann der Geschwindigkeitsgradient und/oder dessen zeitlicher Verlauf in Abhängigkeit
von dem Volumen und/oder der Geometrie des Gußteils gewählt werden. Dabei kommt bei
einer verwickelten Geometrie, vor allem im oberen Bereich der Form, ein schnellerer
Abbau des Geschwindigkeitsgradienten in Betracht, als bei großvolumigen und wenig
verwickelten Formen.
[0019] Das Restvolumen sollte etwa 10 % des Volumens des Gußteils ausmachen, vorzugsweise
liegt es bei 3 - 7 Vol % des Gußteils.
[0020] Zur Durchführung des Verfahrens geht die Erfindung aus von einer Vorrichtung mit
einer Transportbahn zur taktweisen Bewegung der Gießformen mit wenistens einem Speiser
und einem Einguß, einer Gießstation an der Transportbahn, an der die Gießformen nacheinander
positionierbar sind, einem an der Gießstation positionierbaren Schmelzebehälter, insbesondere
Schmelzeofen, einem in die Schmelze eintauchenden Steigrohr, an das an der Gießstation
die Gießform mit ihrem Einguß anschließbar ist, und einem Druckerzeuger zum Verdrängen
der Schmelze aus dem Schmelzebehälter über das Steigrohr und den Einguß in die Gießform.
[0021] Eine solche Vorrichtung zeichnet sich erfindungsgemäß dadurch aus, daß am Übergang
zwischen Steigrohr und Einguß ein das Restvolumen bildender, rohrförmiger Abschnitt
angeordnet ist, in welchem ein gesteuerter Verdränger zwischen einer die Mündung des
Steigrohrs in diesem Abschnitt freigebenden Gießposition über eine die Mündung verschließenden
Zwischenposition in eine den Einguß verschließende Lage bewegbar ist.
[0022] Die im Steigrohr verdrängte Schmelzesäule gelangt mit der maximalen Gießgeschwindigkeit
über den rohrförmigen Abschnitt und den Einguß in die Gießform. Gegen Ende des Gießtaktes
wird der Verdränger angesteuert und reduziert den freien Querschnitt der Mündung in
einer vorgegebenen Zeit, an deren Ende die Schmelzesäule vollständig abgeschert ist,
so daß die auf sie wirkenden ofenseitigen Vortriebskräfte nicht mehr auf das im rohrförmigen
Abschnitt eingeschlossene Restvolumen einwirken können. Dieses Restvolumen wird dann
mittels des Verdrängers mit dem vorgegebenen, negativen Geschwindigkeitsgradienten
in die Form verdrängt, bis der Verdränger seine Endlage erreicht, in der er den Einguß
verschließt.
[0023] Vorzugsweise fluchtet der rohrförmige Abschnitt mit dem Einguß, so daß das Restvolumen
ohne jede Umlenkung translatorisch und damit gut steuerbar in die Form verdrängt wird.
Dies kann bei senkrechtem Einguß am Boden der Form gleichermaßen vorteilhaft geschehen,
wie bei einem horizontalen seitlichen Einguß.
[0024] Die Geschwindigkeit des Verdrängers ist vorzugsweise in Abhängigkeit von der Geometrie
und/oder dem Volumen des Gußteils steuerbar, gegebenenfalls auch mittels eines Programms
vorgebbar.
[0025] Ferner kann zumindest der rohrförmige Abschnitt gegen einen Abschnitt mit einem anderen
Volumen austauschbar oder um einen weiteren Abschnitt verlängerbar sein, um das Restvolumen
an die Geometrie bzw. das Volumen des Gußteils optimal anzupassen.
[0026] In bevorzugter Ausführung sind der rohrförmige Abschnitt und der Verdränger von einer
Zylinder-Kolbeneinheit gebildet und mündet das Steigrohr seitlich in den Zylinder
nahe der dem Einguß fernen Endlage des Kolbens in den Zylinder ein.
[0027] Gegebenenfalls kann die komplette Zylinder-Kolbeneinheit gegen eine mit anderem Zylindervolumen
ausgetauscht werden.
[0028] Nachstehend ist die Erfindung anhand vonr in der Zeichnung wiedergegebenen Ausführungsbeispielen
beschrieben. In der Zeichnung zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Ansicht einer Niederdruck-Gießanlage für den kastenlosen Sandguß
in einer ersten Betriebsstellung;
- Fig. 2
- die Gießanlage gemäß Fig. 1 in einer weiteren Betriebsstellung;
- Fig. 3
- eine schematische Ansicht einer Niederdruck-Gießanlage für den Kastenguß in einer
ersten Betriebsstellung;
- Fig. 4
- die Gießanlage gemäß Fig. 3 in einer weiteren Betriebsstellung und
- Fig. 5
- ein Zeitdiagramm zum Anlauf des Gießvorgangs.
[0029] Die erfindungsgemäß ausgebildete Gießanlage ist sowohl für den Sandformenguß, als
auch den Kokillenguß geeignet. Die in den Zeichnungen wiedergegebenen Ausführungsbeispiele
betreffen ausschließlich das Gießen in Sandformen (mit oder ohne Formkasten).
[0030] Bei dem Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 1 und 2 sind die Gußformen als kastenlose
Formballen 1 auf einem die Transportbahn bildenden Förderer 2 aufeinanderfolgend angeordnet.
Die Formballen 1 werden in Richtung des Pfeils 3 zu einer Gießstation gefördert, an
der ein Schmelzegefäß 4, gegebenenfalls in Form eines Ofens, heb- und senkbar sowie
verfahrbar angeordnet ist. In dem Schmelzegefäß 4 befindet sich die Leichtmetallschmelze
5, über dessen Schmelze-Oberfläche ein Gaspolster 6 steht, das von einem steuerbaren
Druckerzeuger beaufschlagt ist. In das Schmelzegefäß 4 taucht ein insgesamt mit 7
bezeichnetes Steigrohr ein, das bei diesem Ausführungsbeispiel über einen schrägen
Abschnitt 8 und einen kurzen geradlinigen, rohrförmigen Abschnitt 9 nach oben reicht
und an einer Mündung 10 endet. Oberhalb dieser Mündung werden die Formballen 1 mittels
des Förderers 2 so getaktet, daß bei jedem Takt ein Formballen in die Gießposition
kommt. Dann wird die Vorrichtung mit dem kurzen senkrechten Abschnitt 9 des Steigrohrs
so justiert, daß letzterer in Fluchtlage mit dem Einguß 11 des Formballens gelangt.
In dem rohrförmigen Abschnitt 9 ist ein Verdränger in Form eines Kolbens 12 angeordnet,
der mittels eines Druckmittelzylinders 13 betätigt wird.
[0031] Aus der in Fig. 1 wiedergegebenen formnahen Endlage, in der der Einguß 11 verschlossen
ist, wird der Kolben 12 in die in Fig. 2 gezeigte andere Endlage bewegt, in der er
den kurzen senkrechten Abschnitt des Steigrohrs 7 vollständig freigibt, so daß unter
Wirkung des im Schmelzegefäß 4 herrschenden Überdrucks die Schmelze in die Form gelangt.
Bevor die Form vollständig gefüllt ist, wird der Kolben 12 wieder in die andere Endlage
(Fig. 1) verfahren, in der er das in dem Abschnitt 9 befindliche Restvolumen 14 der
Schmelze in die Form verdrängt. Die abgegossenen Formballen verlassen die Gießstation
in Richtung des Pfeils 3.
[0032] In der Schließstellung des Kolbens 12 (Fig. 1) wird im Schmelzegefäß ein Überdruck
aufrechterhalten, der allerdings niedriger liegen kann, als der Gießdruck. Hiermit
ist gewährleistet, daß nicht durch Absenken der Schmelzesäule im Steigrohr 7 in deren
oberen Teil ein Unterdruck entsteht, der über Leckagen zum Einbruch von Luftsauerstoff
führen könnte.
[0033] Bei dem Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 1 und 2 ist ferner unmittelbar unterhalb der
Formballen und in Kontakt zu diesen eine Kühlplatte 16 angeordnet, über die die Formballen
mit dem Einguß 11 laufen, so daß die Schmelze im Einguß 11 schnell zur Erstarrung
gebracht wird.
[0034] Die Ausführungsform gemäß Fig. 3 und 4 unterscheidet sich von der gemäß Fig. 1 im
wesentlichen nur dadurch, daß Kastenformen 17 abgegossen werden.
[0035] Bei dem in Fig. 2 und 3 gezeigten Gießvorgang reicht die Schmelzesäule vom Schmelzebehälter
4 bis in die Gießform. Dabei wird die Schmelzesäule mittels des Vordrucks im Schmelzebehälter
mit maximaler Gießgeschwindigkeit in die Form verdrängt. Gegen Ende des Gießtaktes
wird der Kolben 12 angesteuert, der zunächst die Mündung 18 (Fig. 2 und 3) des schrägen
Abschnittes 8 des Steigrohrs in den vertikalen Abschnitt 9 überfährt und dabei die
Schmelzesäule abschert und zugleich das Restvolumen 14 in dem senkrechten Abschnitt
9 in die Gießform verdrängt.
[0036] In Fig. 5 ist der zeitliche Verlauf der Gießgeschwindigkeit und die Änderung des
Steigrohrquerschnittes gegen Ende des Gießvorgangs wiedergegeben. Ist eine Gießform
in die Gießposition gebracht, wird der Kolben 12 nach unten gefahren, so daß die Mündung
18 freigegeben ist und die Schmelze aus dem Schmelzebehälter 4 über das Steigrohr
7, 8 in den senkrechten Abschnitt 9 und schließlich diese über den Einguß 11 in die
Form verdrängt wird. Dabei steigt die Geschwindigkeit der Schmelzesäule in dem Kurvenabschnitt
20 entsprechend dem Vordruck im Schmelzeofen sehr schnell auf die maximale Gießgeschwindigkeit
21 an. Der Steigrohrquerschnitt bzw. die Mündung 18 ist vollständig freigegeben, wie
dies mit dem Kurvenabschnitt 30 angedeutet ist. Gegen Ende des Gießvorgangs, bei dem
noch bis etwa 10 % des Schmelzevolumens in der Form fehlen, wird der Kolben 12 angesteuert.
Dies geschieht bei dem in Fig. 5 gezeigten Diagramm bei 22. Der Steigrohrquerschnitt
nimmt dann durch zunehmendes Überfahren der Mündung 18 durch den Kolben 12 schnell
ab, wie dies der Kurvenabschnitt 31 zeigt, bis schließlich der Kolben 12 die Schmelzesäule
an der Mündung 18 vollständig abgeschert hat, wie dies im Diagramm bei 32 angedeutet
ist. Die Gießgeschwindigkeit bleibt dabei auf dem Kurvenabschnitt 24 zunächst noch
auf dem Maximalwert und fällt dann mit negativem Geschwindigkeitsgradienten ab, und
zwar zunächst über einen kurzen Zeitraum mit einer flachen Abnahme im Kurvenabschnitt
25, um anschließend im Kurvenabschnitt 26 steil abzufallen und schließlich wiederum
im Kurvenabachnitt 27 flach auszulaufen, bis bei 28 der Einguß 11 durch den Kolben
12 verschlossen ist. Der Verlauf der Gießgeschwindigkeit in den Kurvenabschnitten
24, 25, 26 und 27 ist nur beispielhaft gezeigt und im übrigen von der Gußteilgeometrie
abhängig bzw. an diese anpaßbar.
1. Verfahren zum steigenden Niederdruck-Gießen von Metall, insbesondere Leichtmetall,
indem eine mit wenigstens einem Speiser versehene Gießform mit ihrem Einguß über ein
Steigrohr an einen Schmelzebehälter angeschlossen und die darin enthaltene Schmelze
unter Druck durch das Steigrohr in die Gießform verdrängt wird, dadurch gekennzeichnet,
daß der überwiegende Teil des für das Füllen der Gießform notwendigen Schmelzevolumens
mit maximaler Gießgeschwindigkeit in die Gießform verdrängt, dann die Schmelzesäule
im Steigrohr abgeschert und ein zwischen der Abscherstelle und dem Einguß verbleibendes
Restvolumen mit einem negativen Geschwindigkeitsgradienten in die Gießform verdrängt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Restvolumen mit einem unstetigen
Geschwindigkeitsgradienten in die Gießform verdrängt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Restvolumen zunächst
mit der maximalen Geschwindigkeit, anschließend mit einem flach und daraufhin steil
negativen Geschwindigkeitsgradienten in die Gießform verdrängt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Größe
des Restvolumens in Abhängigkeit von dem Volumen und/oder der Geometrie des Gußteils
gewählt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Geschwindigkeitsgradient
und/oder dessen zeitlicher Verlauf in Abhängigkeit von dem Volumen und/oder der Geometrie
des Gußteils gewählt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß bis etwa 10
% des Volumens des Gußteils das Restvolumen bilden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß 3 bis 7 Vol
% des Gußteils das Restvolumen bilden.
8. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 mit einer Transportbahn
zur taktweisen Bewegung von Gießformen mit wenigstens einem Speiser und einem Einguß,
einer Gießstation an der Transportbahn, an der die Gießformen nacheinander positionierbar
sind, einem an der Gießstation positionierbaren Schmelzebehälter, insbesondere Schmelzeofen,
einem in die Schmelze eintauchenden Steigrohr, an das an der Gießstation die Gießform
mit ihrem Einguß anschließbar ist, und einem Druckerzeuger zum Verdrängen der Schmelze
aus dem Schmelzebehälter über das Steigrohr und den Einguß in die Gießform, dadurch
gekennzeichnet, daß am Übergang zwischen Steigrohr (7, 8) und Einguß (11) ein das
Restvolumen bildender, rohrförmiger Abschnitt (9) angeordnet ist, in welchem ein gesteuerter
Verdränger (12) zwischen einer die Mündung (18) des Steigrohrs (7, 8) in diesen Abschnitt
(9) freigebenden Gießposition über eine die Mündung verschließende Zwischenposition
in eine den Einguß (11) verschließende Endlage bewegbar ist.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß der rohrförmige
Abschnitt (9) mit dem Einguß (11) fluchtet.
10. Vorrichtung nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Geschwindigkeit
des Verdrängers (12) steuerbar ist.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Geschwindigkeit
des Verdrängers (12) in Abhängigkeit von der Geometrie und/oder dem Volumen des Gußteils
steuerbar ist.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß zumindest
der rohrförmige Abschnitt (9) gegen einen Abschnitt mit anderem Volumen austauschbar
ist.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß der rohrförmige
Abschnitt (9) durch einen weiteren rohrförmigen Abschnitt verlängerbar ist.
14. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß der rohrförmige
Abschnitt (9) und der Verdränger (12) von einer Zylinder-Kolbeneinheit gebildet sind
und das Steigrohr (7, 8) seitlich in den Zylinder (9) nahe der dem Einguß fernen Endlage
des Kolbens (12) in den Zylinder (9) einmündet.