[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Umwandlung von Kunststoffabfällen in Synthesegas,
das als Rohstoff für chemische Synthesen verwendet werden kann.
[0002] Eines der drängendsten Umweltprobleme, dem sich die Fachwelt gegenübersieht, ist
die Beseitigung von Abfällen, darunter auch solchen aus Kunststoff. Die bisher vielfach
geübte Lagerung derartiger Materialien in Mischung mit anderen Abfällen in Deponien
hat sich als fragwürdig erwiesen, weil sie die langfristige Einwirkung auf Grundwasser
und Boden nicht berücksichtigte. Durch Lagerung in Sonderdeponien bemüht man sich,
solchen Umweltbelastungen vorzubeugen, weil aber entsprechende Abladestätten nur in
begrenztem Umfang zur Verfügung stehen, wird die Lösung der Aufgabe, die Abfälle umweltneutral
zu beseitigen, tatsächlich nur in die Zukunft verschoben.
[0003] Daher hat man sich in letzter Zeit vielfach bemüht, Verfahren zur Aufarbeitung der
genannten Abfälle zu entwickeln. Sie haben nicht allein die Schonung der Umwelt zum
Ziel, sondern häufig auch die Gewinnung verwertbarer Produkte aus den ihrer eigentlichen
Bestimmung nicht mehr unmittelbar zuzuführenden Stoffe.
[0004] Die Aufarbeitung gebrauchter oder nicht typgerechter Kunststoffe zum wiederverwertbaren
Ursprungsmaterial scheitert in den meisten Fällen daran, daß Abfälle Kunststoffe verschiedener
stofflicher Zusammensetzung enthalten. Es ist leicht einzusehen, daß sich solche Gemische
im allgemeinen nicht zu einem Ursprungswerkstoff aufarbeiten lassen. Die Trennung
der Gemische in Anteile gleicher stofflicher Beschaffenheit scheitert an der Schwierigkeit,
die einzelnen Komponenten zu identifizieren. Aber auch aus Abfällen identischer Kunststoffe
kann nur ausnahmsweise das Ausgangsmaterial in ursprünglicher Qualität wiedergewonnen
werden, weil durch die erforderlichen chemischen und/oder physikalischen Behandlungsschritte
die molekulare Struktur der Polymerisate und damit ihre ursprünglichen Eigenschaften
verändert werden.
[0005] Durch Verbrennen können Kunststoffabfälle nur dann ohne besondere Vorsichtsmaßnahmen
entsorgt werden, wenn sichergestellt ist, daß hierbei keine Schadstoffe in die Umwelt
gelangen. Diese Voraussetzung ist nur in Ausnahmefällen gegeben, denn häufig enthalten
sie chlorhaltige, aber auch schwefel- oder stickstoffhaltige Bestandteile sowie Schwermetalle,
die bei der Verbrennung zu unerwünschten Verbrennungsprodukten führen. Entstaubung
und Rauchgaswäsche, gegebenenfalls spezielle Verbrennungsvorrichtungen, sind dann
unerläßlich. Förder- und Dosierungsprobleme können zusätzlich dann auftreten, wenn
die Abfälle nicht brennbare und nicht schmelzende Fremdstoffe enthält. Überdies sprechen
wirtschaftliche Gründe dagegen, hochwertige Veredlungsprodukte petrochemischer Rohstoffe
wie deren Rohstoffe, nämlich Erdöl und Erdölprodukte, zu verbrennen.
[0006] Statt sie zu verbrennen, hat man nicht mehr verwertbare Kunststoffe auch thermisch
gespalten. Die hierzu entwickelten Verfahren sind vielgestaltig. So erhält man durch
Abbau von Polyethylen bei 400 bis 450°C ein Gasolin-Kerosin-Gemisch (C.A. Vol. 76,
1972, 158024 q). Dieser Prozeß kann auch in Gegenwart von Nickelkatalysatoren durchgeführt
werden (Chem. Ind. XXIII, 1971, 630). Die Spaltung Kohlenstoff enthaltender organischer
Abfälle synthetischen oder überwiegend synthetischen Ursprungs erfolgt nach dem Verfahren
der EP-A-291 698 unter hydrierenden Bedingungen und ergibt überwiegend Kohlenwasserstofffraktionen
im Benzin und Mittelöl-(Dieselöl)Siedebereich. Abfälle aus Kunststoff und Kautschuk
werden nach dem in der DE-C-2 205 001 beschriebenen Prozeß thermisch bei 250 bis 450°C
in Gegenwart einer bei der Reaktionstemperatur flüssigen Hilfsphase gespalten. Es
entstehen über 90 % flüssige Kohlenwasserstoffe und nur in untergeordneten Mengen
Ruß.
[0007] Ein vordergründiges Ziel der thermischen Aufbereitung ist die Umwandlung der Kunststoffe
in flüssige Brennstoffe, die leicht gefördert und dosiert und in der Verbrennungsluft
homogen verteilt werden können, um eine rauch- und rußfreie Verbrennung sicherzustellen.
Eine vorherige Verwendung der Kohlenwasserstoffe z.B. als Lösungs-, Extraktions- oder
Reinigungsmittel ist dabei nicht ausgeschlossen.
[0008] Ein entscheidender Nachteil der bekannten Verfahren ist das Erfordernis, die Kunststoffe
unter Einhaltung entsprechender Temperaturen und Verweilzeiten sehr weitgehend abzubauen.
Überdies erfordern sie eine aufwendige Abtrennung der in den Kunststoffen oftmals
enthaltenen Feststoffe wie anorganische oder organische Pigmente, Trübungsmittel und
Füllstoffe.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Kunststoffabfälle in technisch verwertbare
Rohstoffe umzuwandeln. Hierbei sollen in die Kunststoffe eingearbeitete Feststoffe
im Aufbereitungsprozeß konzentriert und frei von organischen Bestandteilen anfallen,
so daß sie umweltschonend entsorgt werden können.
[0010] Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zur Herstellung von Synthesegas aus
Kunststoffabfällen. Es ist dadurch gekennzeichnet, daß die Abfälle thermisch überwiegend
zu flüssigen Produkten gespalten und die flüssigen Spaltprodukte durch partielle Oxidation
in Synthesegas überführt werden.
[0011] Der Begriff Kunststoffabfälle im Sinne des neuen Verfahrens ist sehr weit zu fassen.
Er schließt einheitliche Stoffe und Stoffgemische gleich welcher Herkunft und Zusammensetzung
ein. Nach ihrem thermischen Verhalten leiten sich die Abfälle von thermoplastischen
oder duroplastischen Kunststoffen her. Zu den Kunststoffabfällen zählen gebrauchte
Kunststoffe, die zu Verpackungszwecken dienten oder als Werkstoffe, z.B. in der Bau-,
Elektro- oder Textilindustrie, im Maschinen- und Fahrzeugbau, verwendet wurden oder
zu Artikeln des täglichen Bedarfs, wie Haushalts- und Sportgeräte oder Spielzeug verarbeitet
worden waren. Kunststoffabfälle sind auch Fehlchargen und nicht verwertbare Reste
und Rückstände aus Produktion und Verarbeitung. Als Kunststoffabfälle kann man daher
kurz Kunststoffmaterial bezeichnen, das sich nicht regenerieren oder einer anderen
wirtschaftlichen Verwertung zuführen läßt. Nach dem neuen Verfahren lassen sich Abfälle
z.B. folgender Kunststoffe verarbeiten: Polyolefine, Vinylharze wie Polyvinylchlorid,
Polyvinylacetat und Polyvinylalkohol, ferner Polystyrole, Polycarbonate, Polymethylenoxide,
Polyacrylate, Polyurethane, Polyamide, Polyesterharze sowie gehärtete Epoxidharze.
Besonders einfach ist das Verfahren mit thermoplastischen Kunststoffen durchzuführen.
[0012] Erfindungsgemäß wird das Einsatzmaterial, aus dem grobe Verunreinigungen wie Metalle,
Glas und keramische Werkstoffe mechanisch abgetrennt wurden, thermisch zu niedermolekularen
Bruchstücken abgebaut. Grundsätzlich sind für diesen Verfahrensschritt alle bekannten
Prozesse geeignet, die bevorzugt flüssige und nur in untergeordneter Menge gasförmige
Zersetzungsprodukte und/oder Ruß ergeben. Die Spaltung der polymeren Verbindungen
kann in Gegenwart oder Abwesenheit von Wasserstoff erfolgen. Ebenso ist eine nachträgliche
Hydrierung der Spaltprodukte möglich; es ist jedoch in keinem Teilschritt der thermischen
Vorbehandlung der Abfälle zwingend erforderlich, unter hydrierenden Bedingungen zu
arbeiten. Die Wahl des für den thermischen Abbau der Kunststoffe geeigneten Verfahrens
hängt daher weitgehend von den jeweiligen Gegebenheiten ab.
[0013] Die Depolymerisation der Kunststoffabfälle führt nicht nur zu gut dosierbaren und
homogenen, flüssigen Produkten. Sie hat insbesondere auch eine Entchlorierung der
in den Kunststoffabfällen vielfach vorhandenen, Chlor enthaltenden Kunststoffe zur
Folge. Das Halogen wird als Chlorwasserstoff abgespalten, der aus den gasförmigen
Abbauprodukten in bekannter Weise ausgewaschen wird. Die flüssigen Spaltprodukte enthalten
Chlor nur noch in geringen Mengen, die bei der anschließenden Vergasung tolerierbar
sind.
[0014] Als besonders geeignet hat sich die thermische Aufbereitung der Kunststoffabfälle
bei Temperaturen zwischen 250 und 450°C unter Verwendung einer, bei der Reaktionstemperatur
flüssigen Hilfsphase erwiesen (vgl. DE-C-2 205 001). Diese Hilfsphase dient insbesondere
zur Übertragung der Wärme auf die Einsatzstoffe im Spaltreaktor. Darüber hinaus fördert
sie den thermischen Abbau dadurch, daß sie die Einsatzstoffe in vielen Fällen gelartig
aufquellen läßt. Als Hilfsphase werden mit Erfolg solche Stoffe angewandt, die die
eingesetzten Abfallprodukte und die Spaltprodukte bei der gegebenen Reaktionstemperatur
zumindest teilweise lösen. Bewährt haben sich natürliche oder künstliche wachsartige
Kohlenwasserstoffe, ferner Polyglykole und insbesondere die flüssigen Abbauprodukte
der Kunststoffabfälle selbst.
[0015] Der Abbau der aufzubereitenden Abfälle wird dadurch gefördert, daß man sie vor der
thermischen Spaltung mechanisch zerkleinert. Überdies kann er durch Zusatz geeigneter
Katalysatoren beschleunigt werden. So lassen sich Abfälle, die vorwiegend Polyolefine
enthalten, in Gegenwart von Mangan-, Vanadin-, Kupfer-, Chrom-, Molybdän- oder Wolframverbindungen
bei erhöhter Temperatur leicht in niedermolekulare Bruchstücke aufspalten. Die katalytisch
wirksamen Metalle können in den Kunststoffen bereits in Form der Zuschlagstoffe vorliegen,
so daß sich ihr Zusatz erübrigt.
[0016] Die Umwandlung der hochmolekularen Einsatzstoffe erfolgt in herkömmlichen Reaktoren,
z.B. in geschlossenen, mit einer Heizvorrichtung versehenen Rührkesseln. Üblicherweise
arbeitet man in einer Stufe. Insbesondere wenn sich bei der Aufarbeitung von Abfällen
aggressive Gase entwickeln, empfiehlt es sich, den Spaltprozeß zwei- oder mehrstufig
durchzuführen, wobei die Spaltung in den einzelnen Stufen im allgemeinen nicht bei
gleicher Temperatur, sondern mit von Stufe zu Stufe ansteigenden Temperaturen betrieben
wird. So hat es sich bei Einsatz Chlor enthaltender Polymerer als zweckmäßig erwiesen,
wasserfeuchte Kunststoffe zunächst bei mäßiger Temperatur, die noch nicht zur HCl-Abspaltung
führt, zu trocknen, um eine korrosive Beanspruchung der Reaktorwerkstoffe durch wäßrigen
Chlorwasserstoff zu vermeiden. Erst nach der Trocknung wird die Temperatur soweit
gesteigert, daß sich als Folge der Spaltung der Polymerisate Chlorwasserstoff bildet.
Die Entchlorierung kann in einer zusätzlichen Stufe durch weitere Erhöhung der Temperatur
und der Verweilzeit vervollständigt werden. Der stufenweise thermische Abbau Chlor
enthaltender polymerer Substanzen ermöglicht es, durch Wahl der Reaktionstemperatur,
die aggressive Gase entwickelnden Spaltprodukte bevorzugt in der ersten Spaltstufe
anzureichern, so daß bei der nachfolgenden Abtrennung der für die Umwelt schädlichen
Gase nur ein Teil der Spaltprodukte einer Reinigungsvorrichtung zugeführt werden müssen.
Hervorzuheben ist jedoch, daß selbst Kunststoffabfälle, die Chlor in einer Größenordnung
von etwa 5 Gew.-% enthalten, nach dem erfindungsgemäßen Verfahren in flüssige Spaltprodukte
umgewandelt werden können, deren Chlorgehalt nur wenige 100 ppm beträgt.
[0017] Die Spaltprodukte sieden im Bereich des Rohbenzins (Naphtha) und der Mitteldestillate
und besitzen auch die Viskosität dieser Erdölfraktionen. Sie lassen sich daher mit
üblichen Vorrichtungen pumpen.
[0018] Bei der Spaltung entstandene Kohlenwasserstoffe verlassen den Reaktor zum Teil als
Dämpfe in Mischung mit Chlorwasserstoff und geringen Mengen anderer Spaltgase wie
Kohlenmonoxid, Wasserstoff, Stickstoff und Ammoniak. Sie werden aus dem gasförmigen
Gemisch durch partielle Kondensation als aschefreies Kondensat gewonnen. Es ist ein
für die weitere Aufarbeitung, z.B. auf Naphtha, geeigneter Rohstoff. Die chlorwasserstoffhaltige
Gasphase kann z.B. in etwa 30 %ige Salzsäure überführt werden.
[0019] Der restliche Anteil des Spaltproduktes, der die gesamte Asche enthält, wird flüssig
ausgetragen und allein oder in Mischung mit anderen Rohstoffen, z.B. Naphtha, mit
Wasserdampf und Sauerstoff zu Synthesegas umgesetzt.
[0020] Diese Reaktion kann ebenfalls nach bekannten Verfahren erfolgen. Geeignet sind insbesondere
Prozesse, die eine problemblose Abtrennung der Asche und ihre Gewinnung ohne fremde
Beimischungen erlaubt. Die Lösung dieser Aufgabe erfordert einen möglichst hohen Kohlenstoffumsatz
im Reaktor, um den Austrag von Ruß zusammen mit der Asche zu vermeiden. Ferner sind
für das Rohgas, das flüssige Asche mitführt, besondere Kühlvorrichtungen vorzusehen.
Bewährt hat sich die unmittelbare Kühlung mit Wasser in einem Quenchkühler oder einem
aus Strahlungskühler und Konvektionskühler bestehenden System. Der Kühlstufe schließen
sich Wasserwäschen an, in der letzte Aschereste entfernt werden. Die Asche kann in
Deponien gelagert oder zu Metallen aufgearbeitet werden.
[0021] Ein Verfahren, das insbesondere hinsichtlich der Schadstoffvermeidung den vorstehend
skizzierten Ansprüchen genügt, ist z.B. in der EP-A-0 515 950 beschrieben. Es ist
dadurch charakterisiert, daß man das Einsatzmaterial unter Bedingungen oxidiert, die
zur Bildung von etwa 0,1 bis etwa 0,3 Gew.-% Ruß, bezogen auf den in Form von Kohlenwasserstoffen
eingesetzten Kohlenstoff, führen. Diese Arbeitsweise läßt sich mit Erfolg auch auf
die Umwandlung der Spaltprodukte von Kunststoffabfällen in Kohlenmonoxid-Wasserstoff-Gemische
anwenden. In diesem Fall ist der Kohlenstoffgehalt der depolymerisierten Kunststoffe
Bezugsgröße für den Rußanteil. Seine Höhe wird dabei in bekannter Weise über die zugeführte
Sauerstoffmenge eingestellt, überdies kann sich der Einsatz eines speziell gestalteten
Brenners empfehlen (vgl. z.B. EP-B-0 095 103). Die Vergasung selbst erfolgt bei Temperaturen
zwischen 1100 und 1500°C und einem Druck von 1 bis 10 MPa. Das den Vergasungsreaktor
mit einer Temperatur von 1300 bis 1500°C verlassende Rohgas enthält neben Ruß in der
angegebenen Menge Metalle und/oder Metallverbindungen in flüssiger Form. Es wird zunächst
in einem Strahlungskühler auf 500 bis 1000°C vorgekühlt, ein Temperaturbereich, in
dem die metallischen Verunreinigungen ohne wesentlichen Kontakt mit der Kühlerwandung
erstarren. Die festen Partikel setzen sich zum Teil im Wassersumpf des Strahlungskühlers
ab und werden von dort ausgetragen. Zur weiteren Abkühlung auf 150 bis 300°C, vorzugsweise
260 bis 280°C, leitet man das noch restliche Anteile feiner Metallpartikel und Rußteilchen
enthaltende Rohgas in einen Konvektionskühler. Weil die vom Gas mitgeführten Verunreinigungen
bereits im Strahlungskühler erstarrt sind, beeinträchtigen sie die Wirksamkeit des
Konvektionskühlers durch Verlegung der Strömungswege und Ablagerungen auf den Austauschflächen
nicht. Die nahezu restlose Abscheidung der Feststoffe erfolgt durch Waschen des Gases
mit Wasser. Dieser Teilschritt des Verfahrens wird zweckmäßigerweise mit Hilfe von
Naßabscheidern des Standes der Technik z.B. mit Wasser berieselte Füllkörpertürmen,
die gegebenenfalls auch in Verbindung mit Venturiwäschern angewandt werden können,
durchgeführt. Aus dem Waschwasser wird die Asche durch mechanische Abtrennung, z.B.
Filtration, gewonnen.
[0022] Das durch Vergasung der depolymerisierten Kunststoffabfälle erhaltene Kohlenmonoxid-/Wasserstoffgemisch
kann unmittelbar als Ausgangsstoff für chemische Reaktionen, z.B. für die Oxosynthese,
eingesetzt werden. Entsprechend der Zusammensetzung von Kunststoffabfällen ist das
C/H-Verhältnis ihrer Spaltprodukte niedriger als das schwerer Heizöle, dem üblichen
Rohstoff für die Synthesegasgewinnung. Das für bestimmte Anwendungen (z.B. im Oxoprozeß)
benötigte CO/H
2-Verhältnis von 1 : 1 wird daher nicht immer erreicht. Um den Wasserstoffanteil zu
vermindern, kann aus dem feststofffreien Rohgas in einer Membrananlage eine wasserstoffreiche
Fraktion abgetrennt werden, die verbrannt oder durch Konvertierung zu reinem Wasserstoff
aufgearbeitet wird. Selbstverständlich läßt sich aber auch das Gasgemisch insgesamt
durch Konvertierung in Wasserstoff überführen.
[0023] In der Abbildung ist das neue Verfahren in Form eines Blockschemas dargestellt. Kunststoffabfälle
werden in der Depolymerisationsstufe thermisch bei Temperaturen, die, abhängig vom
Verfahren, im Bereich von 200 bis 500°C liegen, zu flüssigen Produkten abgebaut, deren
Fließfähigkeit etwa der schwerer Heizöle bei gleicher Temperatur entsprechen. Die
Depolymerisation wird von der Abspaltung von Chlorwasserstoff aus chlorhaltigen Kunststoffen
begleitet, der Chlorwasserstoff wird mit Wasser aus dem Reaktionsprodukt ausgewaschen
und in bekannter Weise, z.B. zu 30 %iger Rohsäure, aufgearbeitet. In Sonderfällen
kann der Chlorwasserstoff auch in einer alkalischen Wäsche neutralisiert werden. Der
Spaltung schließt sich die Vergasung, d.h. die partielle Oxidation der depolymerisierten
Abfälle mit Sauerstoff in Gegenwart von Wasserdampf, an. Im Spaltprodukt in geringer
Konzentration verbleibende Chlor-Kohlenstoff-Verbindungen beeinträchtigen diesen Verfahrensschritt
nicht. Das bei der Vergasung resultierende CO/H
2-Gemisch wird zur Entfernung von Feststoffen und HCl mit Wasser, dem gegebenenfalls
alkalische Reagenzien, wie Alkalicarbonat oder -hydroxid, zugesetzt wurde, gewaschen.
Zur Herstellung von Synthesegas mit einem bestimmten, von der Zusammensetzung des
Rohgases abweichenden CO/H
2-Verhältnisses wird das Rohgas über ein Membranfilter geführt.
[0024] Statt Synthesegas kann aus dem Rohgas auch Wasserstoff gewonnen werden. Hierzu wird
es konvertiert, das resultierende CO
2/H
2-Gemisch einer chemischen Wäsche zugeführt und in einer Druckwechsel-Absorptionsstufe
in CO
2 und H
2 aufgetrennt.
Beispiel
[0025] Zurückgeführtes Verpackungsmaterial aus Kunststoff mit einem Gehalt von 2,5 Gew.-%
Wasser und 3,3 Gew.-% Chlor wird in einer flüssigen Hilfsphase, die durch thermische
Spaltung von Kunststoffabfällen erhalten wurde, suspendiert und zur Abtrennung des
Wassers auf etwa 130°C erhitzt. Darauf überführt man die Kunststoffsuspension in den
Spaltreaktor, in dem die Depolymerisation des Einsatzmaterials bei etwa 350°C und
einer Verweilzeit von etwa 4 h erfolgt. Gasförmige Spaltprodukte werden auf etwa 30°C
abgekühlt und zur Abtrennung von Chlorwasserstoff einer entsprechenden Absorptionanlage
zugeführt. Das flüssige Depolymerisat hat folgende Zusammensetzung.
C |
= 84,3 Gew.-% |
H |
= 12,0 " |
N |
= 0,4 " |
S |
= 1,3 " |
Asche |
= 2,0 " |
[0026] Es enthält 300 mg Cl/l, hat eine Dichte von 920 kg/m
3 und eine Viskosität von 404 mPa . s (bei 90°C).
[0027] Ein Teil des flüssigen Spaltproduktes wird als Hilfsphase (Suspensionsmittel) für
die thermische Spaltung weiterer Kunststoffabfälle verwendet, der Rest partiell zu
Wassergas oxidiert. Hierzu setzt man das Depolymerisat bei etwa 1400°C und einem Druck
von 4 MPa in bekannter Weise mit Sauerstoff und Wasserdampf um. Zur Erzeugung von
1000 Nm
2 CO/H
2-Gemisch benötigt man 400 kg Depolymerisat, 325 Nm
3 Sauerstoff und 110 kg Dampf. Das Rohgas enthält 43,8 Vol.-% CO, 48,6 Vol.-% H
2 und 6,6 Vol.-% CO
2; das CO/H
2-Verhältnis ist etwa 0,9.
1. Verfahren zur Herstellung von Synthesegas aus Kunststoffabfällen, dadurch gekennzeichnet,
daß die Abfälle thermisch überwiegend zu flüssigen Produkten gespalten und die flüssigen
Spaltprodukte durch partielle Oxidation in Synthesegas überführt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die thermische Spaltung bei
Temperaturen zwischen 250 und 450°C unter Verwendung einer bei der Reaktionstemperatur
flüssigen Hilfsphase erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die flüssige Hilfsphase aus
den flüssigen Abbauprodukten der Kunststoffabfälle besteht.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß die thermische Spaltung in Gegenwart von Katalysatoren erfolgt.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß insbesondere, wenn chlorhaltige Kunststoffabfälle vorhanden sind, die thermische
Spaltung in zwei oder mehr Stufen durchgeführt wird, wobei die Temperatur von Stufe
zu Stufe ansteigt und durch Wahl der Temperatur die Hauptmenge des als Spaltprodukt
anfallenden Chlorwasserstoffs in der ersten Stufe gebildet wird.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß die partielle Oxidation der flüssigen Spaltprodukte bei Temperaturen zwischen
1100 und 1500°C und einem Druck von 1 bis 10 MPa erfolgt.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß die partielle Oxidation über die zugesetzte Sauerstoffmenge so geführt wird, daß
etwa 0,1 bis etwa 0,3 Gew.-% Ruß, bezogen auf die flüssigen Spaltprodukte, gebildet
werden.
8. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß das den Vergasungsreaktor verlassende Rohgas zunächst in einem Strahlungskühler
auf 500 bis 1000°C und darauf in einem Konvektionskühler auf 150 bis 300°C gekühlt
wird.
9. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
daß das gekühlte Gas mit Wasser gewaschen und darauf die im Waschwasser suspendierte
Asche abgetrennt wird.
10. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet,
daß das gereinigte Gas zur Einstellung eines gewünschten CO/H2-Verhältnisses einer Membranfilteranlage zugeführt wird.
11. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet,
daß das gereinigte Gas einer Konvertierungsanlage zugeführt wird.
1. A process for the preparation of synthesis gas from plastic wastes, which comprises
thermally cracking the wastes predominantly to give liquid products and transforming
the liquid cracking products by partial oxidation into synthesis gas.
2. The process as claimed in claim 1, wherein the thermal cracking is carried out at
temperatures between 250 and 450°C, using an auxiliary phase liquid at the reaction
temperature.
3. The process as claimed in claim 2, wherein the liquid auxiliary phase is composed
of the liquid degradation products of the plastic wastes.
4. The process as claimed in one or more of claims 1 to 3, wherein the thermal cracking
is carried out in the presence of catalysts.
5. The process as claimed in one or more of claims 1 to 4, wherein, in particular, if
chlorine-containing plastic wastes are present, the thermal cracking is carried out
in two or more stages, the temperature increasing from stage to stage and, by choice
of the temperature, the majority of the hydrogen chloride resulting as a cracking
product being formed in the first stage.
6. The process as claimed in one or more of claims 1 to 5, wherein the partial oxidation
of the liquid cracking products is carried out at temperatures between 1100 and 1500°C
and at a pressure of 1 to 10 MPa.
7. The process as claimed in one or more of claims 1 to 6, wherein the partial oxidation
is conducted in such a way via the amount of oxygen added that about 0.1 to about
0.3% by weight of soot is formed, based on the liquid cracking products.
8. The process as claimed in one or more of claims 1 to 7, wherein the crude gas leaving
the gasification reactor is first cooled in a radiant cooler to 500 to 1000°C and
is then cooled in a convection cooler to 150 to 300°C.
9. The process as claimed in one or more of claims 1 to 8, wherein the cooled gas is
scrubbed with water and the ash suspended in the scrubbing water is thereupon separated
off.
10. The process as claimed in one or more of claims 1 to 9, wherein the purified gae is
fed to a membrane filter unit to establish a desired CO/H2 ratio.
11. The process as claimed in one or more of claims 1 to 9, wherein the purified gas is
fed to a converter.
1. Procédé de production de gaz de synthèse à partir de déchets de matières synthétiques,
caractérisé en ce que les déchets sont clivés thermiquement principalement en produits
liquides et les produits de clivage liquides sont convertis en gaz de synthèse par
oxydation partielle.
2. Procédé selon la revendication 1, caractérisé en ce que le clivage thermique a lieu
à des températures situées entre 250 et 450°C au moyen d'une phase auxiliaire liquide
à la température de réaction.
3. Procédé selon la revendication 2, caractérisé en ce que la phase auxiliaire liquide
consiste en les produits de dégradation liquides des déchets de matières synthétiques.
4. Procédé selon une ou plusieurs des revendications 1 à 3, caractérisé en ce que le
clivage thermique a lieu en présence de catalyseurs.
5. Procédé selon une ou plusieurs des revendications 1 à 4, caractérisé en ce que, en
particulier en présence de déchets de matières synthétiques contenant du chlore, le
clivage thermique est réalisé en deux ou plusieurs étapes, où la température monte
d'étape en étape et, grâce au choix de la température, la majeure partie du chlorure
d'hydrogène qui apparaît comme produit de clivage est formée dans la première étape.
6. Procédé selon une ou plusieurs des revendications 1 à 5, caractérisé en ce que l'oxydation
partielle des produits de clivage liquides a lieu à des températures situées entre
1 100 et 1 500°C et à une pression de 1 à 10 MPa.
7. Procédé selon une ou plusieurs des revendications 1 à 6, caractérisé en ce que l'oxydation
partielle est conduite par le biais de la quantité d'oxygène ajoutée de telle manière
qu'il se forme environ 0,1 à environ 0,3 % en masse de noir de fumée par rapport aux
produits de clivage liquides.
8. Procédé selon une ou plusieurs des revendications 1 à 7, caractérisé en ce que le
gaz brut quittant le réacteur de gazéification est refroidi tout d'abord dans un refroidisseur
à rayonnement à 500 à 1 000°C puis dans un refroidisseur à convection à 150 à 300°C.
9. Procédé selon une ou plusieurs des revendications 1 à 8, caractérisé en ce que le
gaz refroidi est lavé à l'eau, puis les cendres en suspension dans l'eau de lavage
sont séparées.
10. Procédé selon une ou plusieurs des revendications 1 à 9, caractérisé en ce que le
gaz épuré est envoyé à une installation de filtres à membranes pour établir un rapport
CO/H2 voulu.
11. Procédé selon une ou plusieurs des revendications 1 à 9, caractérisé en ce que le
gaz épuré est envoyé à une installation de conversion.