[0001] Die Erfindung betrifft eine Sicherungseinrichtung für ein Kletterseil einer kletternden
Person, wobei das Kletterseil durch die Sicherungseinrichtung hindurchziehbar ist
und an einem Ende des Kletterseiles die kletternde Person anhängbar und am anderen
Ende des Kletterseiles von einer sichernden Person halterbar ist, umfassend ein Gehäuse
mit mindestens zwei oder mehr in einer gemeinsamen Ebene im Gehäuse drehbar angeordneten
Rollen, über die das Kletterseil führbar ist, wobei mindestens eine der Rollen mit
einem Freilauf ausgestattet ist, der bei einem Durchziehen des Kletterseiles in Richtung
der sichernden Person ein Drehen der Rolle ermöglicht und in entgegengesetzter Richtung
ein Drehen der Rolle blockiert, so daß das Kletterseil bei einem Durchziehen in Richtung
der kletternden Person über die blockierte Rolle unter Erzeugung einer das Durchziehen
erschwerenden Seilreibung rutscht.
[0002] Das Klettern in Kletterhallen ist aus dem Extremklettern am Fels entstanden. Aus
diesem Grunde werden auch bis heute noch Ausrüstungsgegenstände für Bergsteiger in
der Halle verwendet, um die kletternde Person gegen Abstürzen zu sichern. Diese Ausrüstungsgegenstände
sind jedoch unter anderen Gesichtspunkten entwickelt worden, wobei geringes Gewicht
und vielseitige Anwendbarkeit entscheidend war. Im Umgang mit diesen Ausrüstungsgegenständen
ist es wichtig, daß der Sichernde mit dem Sicherungsgerät geübt ist und seine Aufgabe
mit großer Sorgfalt wahrnimmt.
[0003] In Kletterhallen wird die kletternde Person mit einem Seil, das über dem höchsten
Punkt der Kletterroute umgelenkt ist, von einer sichernden Person gesichert. Hierbei
verwendet die sichernde Person ein Gerät, welches an ihrem Körper befestigt ist. In
diesem Gerät wird das Kletterseil, an dem die kletternde Person gesichert wird, beim
Ablassen gebremst. Die Handhabung dieser Geräte bedarf in allen Fällen einer großen
Sorgfalt und Erfahrung.
[0004] Aufgrund der zunehmenden Beliebtheit des Klettersports in Hallen klettern bzw. sichern
jedoch zunehmend auch Anfänger bzw. unerfahrene Personen, so daß die Gefahr unsachgemäßen
Sicherns und somit das Unfallrisiko für die kletternde Person infolge der Absturzgefährdung
sehr stark gestiegen ist. Da die Intervalle zwischen den einzelnen Klettervorgängen
zudem kürzer sind als am Fels und die kletternde Person sich mit der sichernden Person
jeweils abwechselt, erhöht sich selbst bei versierten Kletterern die Wahrscheinlichkeit
von Handhabungsfehlern im Umgang mit bekannten Sicherungsgeräten. Die gestiegenen
Unfallzahlen der jüngsten Vergangenheit belegen dies.
[0005] Es sind bereits einige automatisch wirksame Seilbremsen bekannt, die zur Vermeidung
von Handhabungsfehlern am Umlenkungspunkt des Kletterseiles angebracht werden und
die kletternde Person von oben sichern. Diese bekannten Seilbremsen arbeiten jedoch
mit einem Drahtseil, welches die Kletterwände beschädigen kann. Außerdem wird, um
das Kletterseil stramm zu halten, ständig ein leichter Zug nach oben auf die kletternde
Person ausgeübt, was unerwünscht ist. Ferner ist es bei den bekannten automatischen
Seilbremsen ohne eine entsprechende Hilfsleine nicht möglich, zum Ausruhen oder zum
Einhängen von Zwischensicherungen für die kletternde Person zu stoppen.
[0006] Andere bekannte Vorrichtungen arbeiten mit einer Hilfsleine, mit der die Auf- und
Abwärtsbewegung der kletternden Person gesteuert und ermöglicht wird. Diese Vorrichtungen
sind jedoch in überhängenden Kletterwandsektoren nicht brauchbar und nicht praktikabel,
da sie von der kletternden Person selbst bedient werden und diese für solche Aufgaben
beim Klettern keine Hand frei hat.
[0007] Aus der DE 295 20 702 U1 ist eine Vorrichtung zum Umlenken und Sichern eines Kletterseiles
bekannt, die bei Überschreiten einer vorbestimmten abwärtsgerichteten Seilgeschwindigkeit,
z. B. beim Absturz der zu sichernden Person selbsttätig einen Bremsmechanismus auslöst,
der die kletternde Person ohne Zutun der sichernden Person abfängt und gegen den Absturz
sichert. Bei dieser Vorrichtung handelt es sich demgemäß um ein Personenschutzgerät,
welches selbsttätig die kletternde zu sichernde Person gegen ein Abstürzen sichert.
[0008] Nachteilig hierbei ist jedoch der sehr aufwendige Aufbau der bekannten Vorrichtung,
der hohe Herstellungs- und Anschaffungskosten mit sich bringt und die Tatsache, daß
sich diese bekannte Vorrichtung nur an geeigneten ortsfesten Kletterwänden installieren
läßt, an verschiedenen, wechselnden Einsatzorten, wie sie beispielsweise bei der Ausbildung
von Rettungsdiensten vorkommen, jedoch nicht anwendbar ist, da eine genaue Auswahl
des Befestigungspunktes für die einwandfreie Funktion der bekannten Vorrichtung Voraussetzung
ist. Ferner hat sich gezeigt, daß der selbsttätig auslösende Bremsmechanismus der
bekannten Vorrichtung die kletternde Person häufig zu einem leichtsinnigen Umgang
verleitet, so daß sie sich einem unnötig hohen Risiko aussetzt.
[0009] Diese vorangehend erläuterten Vorrichtungen ermöglichen es ferner der kletternden
Person auch alleine, d. h. ohne Zutun einer sichernden Person zu klettern. Für das
Freizeitklettern in Kletterhallen ist jedoch das Klettern mit einem Partner, d. h.
einer sichernden Person, schon aus Gründen der Kommunikation erwünscht.
[0010] Die DE 43 15 952 A1, DE-AS 2 064 761 und DE-AS 22 31 844 beschreiben Abseilgeräte,
bei denen das Kletter- oder Sicherungsseil am höchsten Punkt der Kletterroute über
eine Rolle geführt und umgelenkt wird, wobei die Rolle mittels eines Freilaufes in
einer Richtung frei drehbar ist und in der anderen Richtung blockiert, so daß das
Kletterseil über die blockierte Rolle rutscht, wobei die Seilreibung zwecks Sicherung
der kletternden Person gegen ein Abstürzen erhöht wird. Nachteilig bei diesen bekannten
Abseilgeräten ist es, daß das Seil stets in mehreren Windungen um die einzelne Rolle
geführt werden muß, um den für die Sicherheitsfunktion erforderlichen Umschlingungswinkel
und die daraus resultierende Seilreibung zu gewährleisten. Hierbei kann jedoch das
Kletterseil einzelne Windungen überspringen, was zu unerwünschten Blockierungen des
Abseilgerätes führen kann. Ferner werden diese bekannten Abseilgeräte bei einem Ablassen
der kletternden Person durch die entstehende Seilreibung sehr warm, was sich nachteilig
auf den Verschleiß des Kletterseiles und des Abseilgerätes auswirkt. Diese Seilreibung
wird insbesondere bei hoher Abseilgeschwindigkeit sehr groß und führt zu beträchtlicher
Wärmeentwicklung, die hohen Seilverschleiß und Eigenschaftsveränderungen desselben
bewirkt.
[0011] Prinzipbedingt weisen zudem sämtliche aus dem Stand der Technik bekannten und mit
einem in einer Richtung blockierenden Freilauf für eine der Seilführung dienende Rolle
arbeitenden Vorrichtungen den Nachteil auf, daß sie sich nur zur Sicherung von Personen
mit einem bestimmten geeigneten Körpergewicht und einer bestimmten Länge des Kletterseiles,
insbesondere auf der der sichernden Person zugewandten Seite, eignen. So kann es bei
einer zu leichten kletternden Person vorkommen, daß selbst ein kontrolliertes Ablassen
derselben nicht möglich ist, da das Kletterseil infolge der vom blockierten Freilauf
erzeugten Seilreibung nicht mehr durchrutscht. Ferner muß bei einer sehr hohen Kletterwand
oder auch bei bestimmten Einsätzen, die ein Abseilen von Personen aus großer Höhe
erfordern, z. B. bei Rettungsdiensten, Feuerwehr etc., das Kletterseil notwendigerweise
eine große Länge aufweisen, um diese Höhen zum Sichern der Person zu überbrücken.
Da die sichernde Person sich üblicherweise weit unterhalb der kletternden bzw. abzuseilenden
Person befindet, bedingt dies ein entsprechend langes Seilteil des Kletterseiles,
an dem die sichernde Person angreift und welches sich zwischen dieser sichernden Person
und der Vorrichtung erstreckt. Dieses lange Seilteil des Kletterseiles weist jedoch
bereits ein beträchtliches Eigengewicht auf, was dazu führen kann, daß das Gewicht
der kletternden bzw. abzuseilenden Person nicht mehr ausreicht, um die von der bekannten
Vorrichtung erzeugte Seilreibung und das Eigengewicht des vorgenannten Seilteiles
zu überwinden, so daß selbst ein kontrolliertes Abseilen nicht mehr möglich ist.
[0012] Andererseits wäre auch ein Fall denkbar, daß bei einer sehr schweren kletternden
Person die von der Vorrichtung erzeugte Seilreibung nicht ausreicht, um diese zuverlässig
gegen ein Abstürzen zu sichern. Die bekannten Vorrichtungen weisen daher einen unerwünscht
eingeschränkten Arbeitsbereich auf, innerhalb dessen sie zufriedenstellend arbeiten,
außerhalb aber versagen.
[0013] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Sicherungseinrichtung für ein Kletterseil einer
kletternden Person vorzuschlagen, die einfach anzuwenden ist und dennoch in der Handhabung
alle Vorteile der herkömmlichen Sicherungsmethoden bietet, die mit geringem Aufwand
herstellbar ist und das Kletterseil insbesondere in thermischer Hinsicht weniger stark
beansprucht und sich möglichst flexibel an unterschiedliche Körpergewichte und Seillängen
des Kletterseiles anpassen läßt. Hierbei soll auch bei großen Kletterseillängen für
große Kletter- bzw. Abseilhöhen noch ein zuverlässiges Sichern und Abseilen von Personen
ermöglicht werden.
[0014] Die Erfindung löst diese Aufgabe durch Ausgestaltung einer Sicherungseinrichtung
gemäß den kennzeichnenden Merkmalen des Patentanspruches 1.
[0015] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0016] Zur Lösung der Aufgabe wird vorgeschlagen, daß mindestens eine der Rollen als Justierrolle
in verschiedenen Einbaupositionen in bezug auf die übrigen Rollen im Gehäuse anbringbar
ist, so daß der Gesamtumschlingungswinkel des über die Rollen geführten Kletterseiles
veränderbar ist.
[0017] Die Erfindung lehrt, daß durch die vorgeschlagene Veränderbarkeit des Gesamtumschlingungswinkels,
der für die Erzeugung der Seilreibung verantwortlich ist, die Seilreibung dem Körpergewicht
der zu sichernden absturzgefährdeten kletternden Person, der Länge des Kletterseiles
und/oder der Erfahrung der kletternden Person und/oder der jeweils zu meisternden
Kletteraufgabe angepaßt werden kann.
[0018] Hierdurch ist es z. B. möglich, bei sehr langen Kletterseilen mit dementsprechend
hohem Eigengewicht an dem der sichernden Person zugewandten Seilteil über die Auswahl
eines geringeren Umschlingungswinkels auch Personen mit geringem Körpergewicht problemlos
abzulassen. Zwar wird hierbei auch die mit der erfindungsgemäßen Sicherungseinrichtung
erzielbare Bremswirkung auf das Kletterseil reduziert, jedoch spielt dies bei dem
geringeren Körpergewicht der kletternden Person und dem hohen Eigengewicht des langen
Kletterseilteiles keine Rolle, da die erzeugte Seilreibung für eine Sicherung dieser
Person ausreicht. Hierdurch eignet sich die erfindungsgemäße Sicherungseinrichtung
insbesondere auch für den Einsatz an sehr hohen Kletterwänden und zum Abseilen von
Personen aus großer Höhe, d. h. z. B. für Rettungsdienste.
[0019] Hierbei kann beispielsweise vorgesehen sein, daß das Gehäuse mindestens zwei übereinander
angeordnete, die Einbaupositionen der Rolle definierende Bohrungen aufweist, mittels
derer die Rolle in den verschiedenen Einbaupositionen im Gehäuse befestigbar ist.
[0020] Die erfindungsgemäße Sicherungseinrichtung ermöglicht auf diese Weise eine Sicherung
absturzgefährdeter kletternder Personen. Beim Absturz der Person wird aufgrund nur
geringer Haltekräfte ein Abfangen der abstürzenden Person besonders einfach ermöglicht
und das Sichern der kletternden Person erleichtert.
[0021] Auch ein kontrolliertes Ablassen von Personen aus großer Höhe, z. B. bei Rettungsdiensten,
ist ohne weiteres möglich.
[0022] Aufgrund der Anordnung aller Rollen in einer gemeinsamen Ebene wird das Kletterseil
lediglich zweidimensional in dieser Ebene um die Rollen geführt, wodurch ein leichter
Lauf und geringer Verschleiß des Kletterseiles auf Dauer gewährleistet sind. Insbesondere
wird die reibungsbedingte Erwärmung des Kletterseiles beim Ablassen der Person wesentlich
verringert, da durch die Führung des Kletterseiles über mehrere Rollen trotz eines
hohen Umschlingungswinkels eine große Kühlfläche für den Abtransport der reibungsbedingten
Wärme gegeben ist, was sich in einer wesentlich verlängerten Lebensdauer des Kletterseiles
und der erfindungsgemäßen Sicherungseinrichtung niederschlägt. Ferner ist bei der
erfindungsgemäßen Sicherungseinrichtung durch die Führung des Kletterseiles zweidimensional
in einer Ebene die Gefahr einer unerwünschten Blockade der Sicherungseinrichtung durch
ein Überspringen des Kletterseiles ausgeschlossen.
[0023] Die erfindungsgemäße Sicherungseinrichtung dient daher als Seilbremse für das Kletterseil
und hat gegenüber konventionellen, z. B. in Kletterhallen verwendeten Sicherungsgeräten
die folgenden Vorteile:
1. Aufgrund der einfachen Handhabung (die sichernde Person muß nur noch am freien
Seilende ziehen) und der selbsttätigen Bremseigenschaft der Sicherungseinrichtung
mittels blockierbarem Freilauf für mindestens eine Rolle braucht die sichernde Person
keine Kenntnisse über Sicherungstechniken mehr zu besitzen.
2. Der Seilumlenkungspunkt, der zugleich der Aufhängepunkt für die erfindungsgemäße
Sicherungseinrichtung ist, erfährt nur noch ca. 60 % der Belastung gegenüber einer
konventionellen Sicherung, da die sichernde Person nur noch mit etwa 10 % der durch
die kletternde Person verursachten Kraft an seinem entsprechenden Seilende sichern
und gegebenenfalls ziehen muß.
3. Bei den bekannten Vorrichtungen mußte die sichernde Person mindestens 70 % des
Gewichtes der kletternden Person wiegen, um diese abfangen zu können. Da bei der erfindungsgemäßen
Sicherungseinrichtung die sichernde Person nur noch etwa 10 % der Kraft, die die kletternde
Person verursacht, halten muß, spielt das Gewichtsverhältnis der beiden Personen zueinander
keine Rolle mehr.
4. Die kletternde Person kann sich bei Ermüdung vom Kletterseil zum Ausruhen in ihrer
Position halten lassen. Beim Abseilvorgang kann zum Einhängen von Zwischensicherungen
problemlos gestoppt werden.
5. Aufgrund der Freiläufe der erfindungsgemäßen Sicherungseinrichtung kann eine gestürzte
kletternde Person von der sichernden Person ohne nennenswerte Reibung wieder hochgezogen
werden; bislang war bei den konventionellen Sicherungssystemen aufgrund der unvermeidlichen
Reibung in der Umlenkung des Kletterseiles hier das 1,8-fache Gewicht der kletternden
Person zu überwinden.
6. Da das Kletterseil in der erfindungsgemäßen Sicherungseinrichtung nur noch zweidimensional
in einer Ebene geführt wird, krangelt es nicht mehr, wodurch der Verschleiß erheblich
verringert wird und sich in einer längeren Lebensdauer des Kletterseiles niederschlägt.
7. Durch die zweidimensionale Führung des Kletterseiles in einer Ebene innerhalb der
erfindungsgemäßen Sicherungseinrichtung wird die Ableitung der reibungsbedingten Wärmeentwicklung
wesentlich verbessert, was eine erhöhte Lebensdauer des Kletterseiles zur Folge hat.
8. Die erfindungsgemäße Sicherungseinrichtung läßt sich mit geringem Aufwand an unterschiedliche
Einsatzaufgaben und Körpergewichte der kletternden Personen anpassen.
9. Die erfindungsgemäße Sicherungseinrichtung eignet sich auch als Rettungsgerät zum
Abseilen von Personen aus großer Höhe.
[0024] Eine vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung sieht vor, daß insgesamt drei Rollen
in dem Gehäuse angeordnet sind und ihre Achsen die Eckpunkte eines Dreiecks bilden.
[0025] Zur Schaffung ausreichend hoher Reibungskräfte innerhalb der erfindungsgemäßen Sicherungseinrichtung,
die zum Sichern der kletternden Person ausreichend ist, wird das Kletterseil vorteilhaft
in der von den Rollen gebildeten Ebene zweidimensional in einem Gesamtumschlingungswinkel
von 400° bis 500° um die Rollen geführt.
[0026] Unter Gesamtumschlingungswinkel wird hierbei der Winkel verstanden, in dessen zugehöriger
Bogenlänge das Kletterseil an den jeweiligen Rollen insgesamt anliegt da entlang dieser
Bogenlänge die für das Sichern der kletternden Person erforderliche Seilreibung von
den Rollen auf das Kletterseil übertragen werden kann.
[0027] Zur Schaffung ausreichend großer Seilreibungskräfte können sowohl eine als auch mehrere
Rollen innerhalb der erfindungsgemäßen Vorrichtung mit einem Freilauf ausgestattet
sein, der bei einem Durchziehen des Kletterseiles in Richtung der sichernden Person
ein Drehen der Rollen ermöglicht und in entgegengesetzter Richtung ein Drehen der
Rollen blockiert, wobei in einer vorteilhaften Ausführungsform vorgesehen ist, daß
alle Rollen mit solchen Freiläufen ausgestattet sind.
[0028] Ferner kann die der kletternden Person zugewandte Rolle einen größeren Durchmesser
als die übrigen Rollen aufweisen, da an dieser größeren Rolle bereits die größte Seilreibung
und Kraft gegen ein ungehindertes Durchziehen des Kletterseiles in Richtung auf die
kletternde Person erzeugt wird. Die Durchmesserdimensionierung richtet sich dabei
nach der zulässigen Blockierkraft der verwendeten Freiläufe und des vorgesehenen Einsatzbereiches
der erfindungsgemäßen Sicherungseinrichtung.
[0029] Zur Führung des Kletterseiles innerhalb der erfindungsgemäßen Sicherungseinrichtung
können ferner einige Rollen mit einer Umfangsnut ausgebildet sein, so daß das Kletterseil
geführt wird, während die veränderbar einbaubare Justierrolle vorteilhaft einen zylindrischen
Umfang aufweist.
[0030] Die Erfindung wird nachfolgend in der Zeichnung anhand von Ausführungsbeispielen
näher dargestellt und erläutert. Es zeigen:
- Figur 1
- die Seitenansicht auf die erfindungsgemäße Sicherungseinrichtung,
- Figur 2
- die Ansicht gemäß Pfeil A in Figur 1 auf die erfindungsgemäße Sicherungseinrichtung,
- Figur 3
- die Anwendung der erfindungsgemäßen Sicherungseinrichtung bei einer an einer Kletterwand
kletternden Person,
- Figur 4
- die Befestigung der erfindungsgemäßen Sicherungseinrichtung,
[0031] In der Figur 3 ist schematisch ein Klettervorgang an einer in einer Halle aufgebauten
Kletterwand KW dargestellt. Eine Sicherungseinrichtung für ein Kletterseil 7, kurz
auch als Sicherungsgerät 100 bezeichnet, ist am höchsten Punkt der Kletterroute, beispielsweise
an der Kletterwand KW befestigt. Das Kletterseil 7 ist hierbei durch das Sicherungsgerät
100 geführt und umgelenkt und wird hierbei in die beiden Seilteile 7a und 7b unterteilt.
An dem Seilteil 7b hängt an dessen unterem freien Ende die kletternde Person K, während
am Seilteil 7a die sichernde Person S angreift und die kletternde Person K hält und
gegen ein Abstürzen sichert. Das Seilteil, an dem die sichernde Person S angreift,
wird auch als Halteseilteil 7a bezeichnet, während das Seilteil, an dem die kletternde
Person K hängt, auch als Sicherungsseilteil 7b bezeichnet wird.
[0032] In der Figur 1 ist die als Sicherungsgerät 100 dienende Sicherungseinrichtung für
das Kletterseil 7 schematisch in einer Seitenansicht in näheren Einzelheiten dargestellt.
Das Sicherungsgerät 100 umfaßt ein Gehäuse 3, das beispielsweise an der Kletterwand
KW am höchsten Punkt einer abzusichernden Kletterroute angebracht wird, d. h. sowohl
die sichernde Person S wie auch die kletternde Person K befinden sich stets unterhalb
der Vorrichtung, siehe auch Figur 3.
[0033] Wie auch aus der Figur 2 ersichtlich, wird das Gehäuse 3 von zwei voneinander beabstandeten
Lagerplatten 33, 34 gebildet, die oberseitig über ein Brückenteil 30 mittels nicht
näher dargestellter Schrauben 31 verbunden sind. Das Brückenteil 30 des Gehäuses 3
kann beispielsweise mittels Schrauben 35 an einem Träger 32 am höchsten Punkt der
Kletterroute an der Kletterwand KW befestigt werden, siehe hierzu auch Figur 4, wobei
auch andere Befestigungsmöglichkeiten denkbar sind. Innerhalb des Gehäuses 3 sind
drei Rollen 4, 5, 6 zwischen den Lagerplatten 33, 34 drehbar gelagert und so angeordnet,
daß ihre Achsen X, Y, Z die Eckpunkte eines Dreiecks bilden, das in der Darstellung
gemäß Figur 1 auf der Spitze steht und das Kletterseil 7 ist über diese Rollen 4,
5, 6 aufeinanderfolgend geführt. Eine sichere Führung des Kletterseiles 7 auf den
Rollen wird dadurch bewirkt, daß sowohl die Rolle 4 als auch Rolle 6 eine Umfangsnut
aufweisen, d.h. ihr Durchmesser steigt zu beiden Seiten an, wodurch das Kletterseil
7 seitlich auf den Rollen, insbesondere auch bei schnellem Durchlauf geführt ist,
siehe hierzu Figur 2. Die mittlere, auch als Justierrolle bezeichnete Rolle 5 hingegen
weist einen zylindrischen Umfang auf.
[0034] Zum erleichterten Einfädeln des Kletterseiles 7 in das Gehäuse 3 ist zudem ein Durchbruch
36 in den Lagerplatten 33 und 34 vorgesehen, um das Kletterseil 7 einfach um die Rollen
4, 5 und 6 in der dargestellten Weise herumführen zu können.
[0035] Mindestens eine der Rollen 4, 5, 6 ist mit einem nicht näher dargestellten Freilauf
ausgestattet, vorzugsweise jedoch alle drei Rollen 4, 5, 6. Der Freilauf blockiert
bei einem Durchziehen des Kletterseiles 7 in Richtung der kletternden Person (K),
d.h. bei einer Abwärtsbewegung des Seilteiles 7b in Pfeilrichtung H2, an dem die kletternde
Person K hängt. In entgegengesetzter, durch den Pfeil H1 angedeuteter Richtung sind
jedoch die Rollen 4, 5 und 6 durch die Freiläufe nicht in ihrer Drehbarkeit behindert,
so daß die sichernde Person S das Kletterseil 7 in dieser Richtung, d.h. auf sich
zu, ohne nennenswerte Reibung durch die Sicherungseinrichtung hindurchziehen kann
und durch Ziehen am Halteseilteil 7a ohne weiteres eine Kraft auf die kletternde Person
K ausüben kann, um diese zu halten und gegen ein Abstürzen von der Kletterwand KW
zu sichern.
[0036] Die Rollen 4, 5 und 6 sind in dem Gehäuse 3 auf einer gemeinsamen Ebene E angeordnet,
siehe hierzu auch Figur 2, so daß das Kletterseil 7 zweidimensional über die Rollen
4, 5, 6 in dieser Ebene E geführt wird. Die Summe der Umschlingungswinkel des Kletterseiles
7 um die Rollen 4, 5, 6 beträgt hierbei im in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiel
insgesamt etwa 500°. Durch diesen Gesamtumschlingungswinkel entsteht bei einem Abstürzen
der kletternden Person K und dem hierdurch hervorgerufenen Zug am Seilteil 7b in Pfeilrichtung
H2, d.h. in Richtung auf die kletternde Person (K), durch die dabei eintretende Blockierung
der Freiläufe der Rollen 4, 5, und 6 eine auf das Kletterseil 7 einwirkende hohe Gleitreibung.
Die Rollen 4, 5 und 6 werden dann nämlich durch die in dieser Richtung blockierenden
Freiläufe an einem Mitdrehen mit dem durch die Sicherungseinrichtung in Richtung auf
die kletternde Person K durchlaufenden Kletterseil 7 gehindert und das Kletterseil
rutscht über die blockierten Rollen durch, wobei die hohe Reibung und dadurch hervorgerufene
Bremswirkung auf das Kletterseil erzeugt wird. Hierbei kann ein einstellbares Kräfteverhältnis
von Haltekraft H1 der sichernden Person S zur Sicherungskraft H2 der kletternden Person
K von z. B. 1 : 10 erzeugt werden. Dies bedeutet, daß die sichernde Person S nur etwa
1/10 der Kraft aufzubringen braucht, die die kletternde und gesicherte Person K durch
ihr Gewicht und ihre Dynamik erzeugt.
[0037] Hierzu ist insbesondere die der kletternden Person K zugewandte Rolle, d.h. die an
das Seilteil 7b angrenzende Rolle 4 mit einem größeren Durchmesser als die übrigen
Rollen 5 und 6 ausgebildet, um über den zugehörigen Freilauf bereits eine möglichst
große, die Bremswirkung auf das Kletterseil 7 erzeugende Kraft einleiten zu können
und die Gewichtskraft der kletternden Person K bereits möglichst weit abzubauen.
[0038] Die Anordnung der Rollen innerhalb des Gehäuses 3 kann auch in anderer Weise vorgenommen
werden, als in dem vorliegenden Ausführungsbeispiel erläutert. Beispielsweise können
die Achsen bei Vorsehen von drei Rollen ein beliebiges, etwa auch ein gleichschenkliges
Dreieck bilden oder gar auf einer Geraden liegen. Es ist auch die Anordnung von mehr
als drei Rollen möglich, je nach gewünschtem gesamten Umschlingungswinkel des Kletterseiles
7 beim Durchführen und Umlenken in der Vorrichtung 100.
[0039] Um darüber hinaus die auf das Kletterseil 7 zur Erzielung der vorangehend erläuterten
Bremswirkung einwirkende Seilreibung in ihrer Stärke einstellen zu können, etwa um
eine Anpassung an unterschiedliche Körpergewichte der kletternden Person K oder verschiedene
Längen des Kletterseiles 7, d. h. insbesondere des Seilteiles 7a vornehmen zu können,
ist in dem in der Figur 1 dargestellten Ausführungsbeispiel ferner die mittlere, d.
h. die zwischen den Rollen 4 und 6 angeordnete Rolle 5 als Justierrolle in drei verschiedenen,
mit Y1, Y2 und Y3 gekennzeichneten Einbaupositionen in bezug auf die übrigen Rollen
4 und 6 innerhalb des Gehäuses 3 anbringbar. Hierzu sind mehrere übereinander angeordnete
Bohrungen 50, 51, 52 vorgesehen, die die jeweiligen Einbaupositionen Y1, Y2 und Y3
definieren und jeweils durch die Lagerplatten 33, 34 miteinander fluchtend hindurchführen.
In diesen Bohrungen 50, 51, 52 kann sodann die Justierrolle 5 durch Verschraubung
mit entsprechenden Achsbolzen od. dgl. gesichert und befestigt werden.
[0040] Durch diese unterschiedlichen Einbaupositionen Y1, Y2 und Y3 ist es möglich, den
Gesamtumschlingungswinkel des durch die Sicherungseinrichtung 100 geführten Kletterseiles
7 über alle drei Rollen 4, 5 und 6 zu variieren, wobei in der Einbauposition Y1 der
Justierrolle 5 der größte Umschlingungswinkel von z. B. 500° und in der Einbauposition
Y3 der kleinste Umschlingungswinkel von z. B. 400° erzielt wird. Da die auf das Seil
ausübbare Seilreibung, die zum Sichern der absturzgefährdeten kletternden Person K
aufgrund der blockierenden Freiläufe dient, unmittelbar vom Gesamtumschlingungswinkel
des Kletterseiles beim Durchgang durch die Sicherungseinrichtung 100 abhängt, kann
von daher die von der Sicherungseinrichtung 100 ausübbare Halte- bzw. Bremswirkung
auf das Kletterseil 7 variiert werden und somit eine Anpassung an unterschiedliche
Körpergewichte der zu sichernden kletternden Person K oder die jeweils zu meisternde
Kletteraufgabe vorgenommen werden. Insbesondere ist es möglich, durch Auswahl eines
geringeren Umschlingungswinkels die von der Sicherungseinrichtung erzeugte Seilreibung
soweit zu verringern, daß auch ein Einsatz an einer sehr hohen Kletterwand oder zum
Abseilen einer Person aus großer Höhe, z. B. bei einem Rettungseinsatz ermöglicht
ist. In diesen Fällen weist nämlich das der sichernden Person 5 zugewandte Seilteil
7a eine beträchtliche Länge und damit ein sehr hohes Eigengewicht auf, was u. U. in
Verbindung mit der von der Sicherungseinrichtung 100 erzeugten Seilreibung ein Durchziehen
des Kletterseiles in Richtung auf die kletternde Person K bzw. eine abzuseilende Person
verhindert. Durch entsprechende Auswahl eines geringeren Umschlingungswinkels wird
aber eben dieses kontrollierte Abseilen auch aus großer Höhe ermöglicht, wodurch sich
der Einsatzbereich der Sicherungseinrichtung 100 erheblich erweitert. In allen diesen
Fällen ist es durch einfaches Lösen der Justierrolle 5 und Befestigen in einer anderen
Einbauposition problemlos und in kurzer Zeit möglich, eine solche Anpassung vorzunehmen
und zu verändern. Die in der Figur 1 dargestellte Sicherungseinrichtung 100 ist daher
individuell an die jeweiligen Bedürfnisse und Einsatzzwecke anpaßbar.
[0041] Wesentlich für die dargestellte Sicherungseinrichtung 100 ist es zudem, daß durch
die lediglich zweidimensional erfolgende Führung und Umlenkung des Kletterseiles 7
innerhalb des Gehäuses 3 in einer gemeinsamen Ebene E selbst bei einem schnellen Durchzug
des Kletterseiles 7 nur eine geringe reibungsbedingte Erwärmung stattfindet und zudem
die erzeugte Reibungswärme großflächig abgeführt werden kann, so daß die thermische
Belastung sowohl des Kletterseiles 7 als auch der Sicherungseinrichtung 100 bedeutend
minimiert wird, was sich in einer wesentlich verlängerten Lebensdauer und hohen Betriebssicherheit
niederschlägt.
[0042] Die beschriebene Sicherungseinrichtung ist zur Sicherung kletternder absturzgefährdeter
Personen, beispielsweise an Kletterwänden und -gerüsten für sportliche Zwecke oder
auch zur Ausbildung von Bergsteigern oder bei Übungen von Rettungsdiensten, Feuerwehr
etc. vielfältig einsetzbar.
[0043] Ebenso ist es möglich, die Sicherungseinrichtung als Rettungseinrichtung für Notfälle
vorzusehen, um z. B. ein Abseilen von Personen aus Seilbahnen etc. im Notfall zu ermöglichen.
1. Sicherungseinrichtung für ein Kletterseil einer kletternden Person, wobei das Kletterseil
durch die Sicherungseinrichtung hindurchziehbar ist und an einem Ende des Kletterseiles
die kletternde Person anhängbar ist und am anderen Ende des Kletterseiles von einer
sichernden Person halterbar ist, umfassend ein Gehäuse mit mindestens zwei oder mehr
in einer gemeinsamen Ebene im Gehäuse drehbar angeordneten Rollen, über die das Kletterseil
führbar ist, wobei mindestens eine der Rollen mit einem Freilauf ausgestattet ist,
der bei einem Durchziehen des Kletterseiles in Richtung der sichernden Person ein
Drehen der Rolle ermöglicht und in entgegengesetzter Richtung ein Drehen der Rolle
blockiert, so daß das Kletterseil bei einem Durchziehen in Richtung der kletternden
Person über die blockierte Rolle unter Erzeugung einer das Durchziehen erschwerenden
Seilreibung rutscht, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens eine der Rollen (4, 5, 6) als Justierrolle in verschiedenen Einbaupositionen
in bezug auf die übrigen Rollen im Gehäuse (2) anbringbar ist, so daß der Gesamtumschlingungswinkel
des über die Rollen geführten Kletterseiles (7) veränderbar ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Gehäuse (2) mindestens zwei übereinander angeordnete, die Einbaupositionen
der Justierrolle definierende Bohrungen (50, 51, 52) aufweist, mittels derer die Justierrolle
in den verschiedenen Einbaupositionen im Gehäuse befestigbar ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß drei Rollen (4, 5, 6) in dem Gehäuse (2) angeordnet sind und ihre Achsen (X,
Y, Z) die Eckpunktes eines Dreiecks bilden und eine Rolle als Justierrolle ausgebildet
ist.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Kletterseil (7) mit einem Gesamtumschlingungswinkel von 400° bis 500° um
die Rollen (4, 5, 6) führbar ist.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß alle Rollen (4, 5, 6) mit einem Freilauf ausgestattet sind, der bei einem Durchziehen
des Kletterseiles (7) in Richtung der sichernden Person (S) ein Drehen der Rollen
(4, 5, 6) ermöglicht und in entgegengesetzter Richtung ein Drehen der Rollen (4, 5,
6) blockiert.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die der kletternden Person (K) zugewandte Rolle (4) einen größeren Durchmesser
als die übrigen Rollen (5, 6) aufweist.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die von der sichernden Person (S) aufzubringende Seilkraft zum Halten der kletternden
Person (K) ein Zehntel des Gewichts der kletternden Person (K) oder weniger beträgt.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Justierrolle einen zylindrischen Umfang und die übrigen Rollen eine Umfangsnut
zur Führung des Kletterseiles (7) aufweisen.