[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Kokille zum Stranggiessen von im wesentlichen
polygonalen Strängen, gemäss dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Beim Stranggiessen, insbesondere beim Stranggiessen von Stahl, wird kontinuierlich
eine Metalischmelze durch eine Eingiessöffnung in einen Formhohlraum einer Kokille
gegossen, durch Abkühlen der Schmelze an den Wänden des Formhohlraums eine Strangschale
kontinuierlich wachsender Dicke gebildet und aus einer Austrittsöffnung des Formhohlraums
kontinuierlich ein Strang gezogen, der in der Regel einen noch flüssigen Kern aufweist
und bis zur vollständigen Durcherstarrung einer Nachkühlung unterzogen werden muss.
Von besonderer Bedeutung für die Qualität der hergestellten Stränge und für die Produktivität
der Stranggiessanlage ist die Formgebung der Formhohlraumwände. Die Wechselwirkung
der sich bildenden Strangschale mit den Formhohlraumwänden bestimmt einerseits den
Wärmeübergang zwischen Strangschale und den Formhohlraumwänden und folglich auch das
Wachstum der Strangschale. Die Wechselwirkung der Strangschale mit den Formhohlraumwänden
hat auch Einfluss auf die Grösse der Reibungskräfte, die beim Ausziehen eines Stranges
aus dem Formhohlraum überwunden werden müssen und wegen der limitierten mechanischen
Stabilität der Strangschale, abhängig von der chemischen Zusammensetzung der Schmelze,
einen bestimmten kritischen Wert nicht überschreiten dürfen, wenn unerwünschte, die
Produktivität der Stranggiessanlage herabsetzende Strangabrisse oder Strangdurchbrüche
vermieden werden sollen.
[0003] Um beim Stranggiessen eine möglichst hohe Giessgeschwindigkeit zu erreichen und gleichzeitig
Strangabrisse bzw. Strangdurchbrüche zu vermeiden, sollten die Formhohlraumwände so
geformt sein, dass ein möglichst gleichmässiges Strangschalenwachstum realisiert wird.
Verschiedene konstruktive Massnahmen sind bekannt, um das Strangschalenwachstum zu
optimieren. Um die Bildung von Spalten zwischen den Formhohlraumwänden und der Strangschale
aufgrund der in Richtung auf die Austrittsöffnung zunehmende thermische Kontraktion
zu vermeiden, wird der Formhohlraum in Form eines Giesskonus gestaltet, der der thermischen
Kontraktion des Stranges Rechnung tragen soll.
[0004] Die optimale Formung des Giesskonus ist ein generelles Problem, wegen der Vielzahl
der Parameter, die auf das Strangschalenwachstum bekanntermassen einen Einfluss haben.
Beispielsweise spielen die chemische Zusammensetzung der Metallschmelze, die Form
und die Grösse des Querschnitts des Formhohlraums und die Giessgeschwindigkeit eine
Rolle.
[0005] Bei eckigen Formhohlräumen verdienen die Mechanismen, die das Strangschalenwachstum
in den Eckbereichen des Stranges bestimmen, eine besondere Beachtung. Je nach Ausgestaltung
des Giesskonus besteht die Gefahr, dass die Strangschale in den Ecken des Formhohlraums
mit einer übermässig grossen Anpresskraft an die Formhohlraumwände gepresst und so
ein Verklemmen des Stranges im Formhohlraum verursacht wird oder, in einem anderen
Extremfall, aufgrund der thermischen Kontraktion der Strangschale in wenigstens einer
der Ecken des Formhohlraums der Bildung eines Spaltes zwischen der Strangschale und
den Formhohlraumwänden Vorschub geleistet und wegen der Spaltbildung die Wärmeabfuhr
lokal vermindert wird. Die Reduktion der Wärmeabfuhr in einer Ecke wiederum kann zur
Folge haben, dass die Strangschale in der Ecke deutlich langsamer wächst als an den
Seitenflächen des Formhohlraums oder - im Extremfall - sogar wieder aufschmilzt und
einen Durchbruch erleidet. Die Bildung von Spalten zwischen der Strangschale und den
Formhohlraumwänden erschwert weiterhin die Herstellung von Strängen mit einer genau
kontrollierten Geometrie und führt zu unerwünschten, unkontrollierbaren Strangverzügen
und zu Strängen mit Oberflächenfehlern.
[0006] Zusätzlich können Temperaturgradienten, in Verbindung mit der thermischen Kontraktion
der Strangschale, eine Veränderung der Form einer Querschnittsfläche eines Strangabschnitts
im Formhohlraum auf dem Wege des Strangabschnitts zur Austrittsöffnung fördern. Zur
Optimierung eines Giesskonus ist es deshalb sinnvoll, zwei Freiheitsgrade, quantitativ
beschrieben durch die räumliche Abhängigkeit der Konizität K, zu nutzen, die die Veränderung
der Grösse und der Form einer Querschnittsfläche des Formhohlraums in Stranglaufrichtung
in Abhängigkeit von der Position der Querschnittsfläche beschreiben.
[0007] Die Patentschrift US 4 207 941 beschreibt eine Kokille, die für das Stranggiessen
von im wesentlichen quadratischen Strängen vorgesehen ist und alle Merkmale des Oberbegriffs
des Anspruchs 1 aufweist. Der Formhohlraum dieser Kokille wird durch ein über seine
gesamte Längserstreckung konisches Rohr gebildet, das drei aneinandergrenzende, hinsichtlich
der Grösse und der Ortsabhängigkeit der Konizität unterscheidbare Längsabschnitte
umfasst: Einen Eingangsabschnitt, der sich im Giessbetrieb oberhalb des Giesspiegels
befindet; einen Mittelabschnitt, an dessen oberen Ende im Giessbetrieb der Giessspiegel
positioniert wird und in dem die Anfangserstarrung des Stranges stattfindet; und einen
Endabschnitt, der die Strangschale an der Austrittsöffnung stützt.
[0008] Der Eingangsabschnitt weist vier gekrümmte Eckbereiche auf, die jeweils durch ebene
Zwischenbereiche verbunden sind, wobei jeweils zwei der Zwischenbereiche an einem
der Eckbereiche in einem rechten Winkel aneinanderstossen. Die Konizität ist im Bereich
des Eingangsabschnitts konstant, d.h. die lichte Weite des Formhohlraums nimmt linear
mit dem Abstand von der Eingiessöffnung ab. Im Mittelabschnitt hängt die Konizität
des Formhohlraumes sowohl vom Abstand von der Eingiessöffnung als auch von der Position
in einer Ebene quer zur Stranglaufrichtung ab. Der Mittelabschnitt setzt sich zusammen
aus gekrümmten Eckbereichen, die jeweils durch einen aus drei ebenen, in einem stumpfen
Winkel aneinanderstossenden Facetten gebildeten Zwischenbereich verbunden sind. Die
Konizität ist am grössten in den Eckbereichen des Mittelabschnitts und hier unabhängig
von der Position in Stranglaufrichtung. Zwei der drei jeweils einen der Zwischenbereiche
bildenden Facetten grenzen jeweils an einen der Eckbereiche an und haben die Form
von Dreiecken, die sich in Stranglaufrichtung linear als Funktion des Abstandes von
der Eingiessöffnung verbreitern. An jedem der Eckbereiche stossen jeweils zwei der
dreieckigen Facetten benachbarter Zwischenbereiche in einem Winkel von ca. 92° aneinander.
Bei dieser Konstruktion der Zwischenbereiche des Mittelabschnitts ist die Konizität
auf jeder der Facetten konstant, wobei die Konizität auf den dreieckigen, an einen
der annähernd rechtwinkligen Eckbereiche angrenzenden Facetten am grössten ist. An
den Grenzen zwischen den Facetten treten Sprünge der Konizität auf.
[0009] Im Bereich des Endabschnitts hat der Formhohlraum die gleiche zwölfeckige Form wie
an der Grenze zwischen dem Endabschnitt und dem Mittelabschnitt. Dabei ist die Konizität
im gesamten Endabschnitt konstant und kleiner als die Konizität im Bereich der verschiedenen
Facetten, die den Mittelabschnitt des Kokillenrohrs bilden. Somit ist bei der in US
4 207 941 beschriebenen Kokille der grösste Teil der Formhohlraumverengung auf den
Mittelabschnitt und im Bereich des Mittelabschnitts auf eckennahe, sich in Stranglaufrichtung
verbreiternde ebene Bereiche konzentriert. Ein Nachteil dieser Kokille ist darin zu
sehen, dass in den zwölfeckigen Bereichen des Formhohlraums nicht verhindert werden
kann, dass sich die Strangschale lokal von den Formhohlraumwänden ablöst und eine
Form annimmt, die während des Strangauszugs der Form der Formhohlraumwände nicht perfekt
folgt und deren Geometrie nur ungenau kontrollierbar ist. Die Folge sind einerseits
eine Bildung von Spalten zwischen der Strangschale und den Formhohlraumwänden, verbunden
mit einer lokalen Reduktion der Wärmeabfuhr. Andererseits können lokale Erhöhungen
der Anpresskräfte zwischen der Strangschale und den Formhohlraumwänden auftreten,
so dass die Reibungskräfte nicht auf ein Minimum reduziert sind. Diese Effekte limitieren
die maximale Giessgeschwindigkeit, die im Giessbetrieb routinemässig erzielbar ist.
[0010] Ausgehend von den genannten Nachteilen des Standes der Technik, stellt sich der Erfindung
die Aufgabe, zum Stranggiessen von im wesentlichen polygonalen Strängen eine Kokille
mit einem Formhohlraum zu schaffen, der eine erhöhte Giessgeschwindigkeit ermöglicht.
[0011] Diese Aufgabe wird gelöst durch eine Kokille mit der Gesamtheit der Merkmale des
Anspruchs 1.
[0012] Die erfindungsgemässe Kokille weist einen Formhohlraum auf mit mindestens drei Eckbereichen
und drei Zwischenbereichen zwischen den Eckbereichen und mit einem Giesskonus. Die
Konizität variiert wenigstens im Bereich einer Teillänge des Giesskonus entlang einer
Umfangslinie in einer Querschnittfläche in einem oder mehreren der Zwischenbereiche
derart, dass die Konizität zur Mitte des jeweiligen Zwischenbereichs hin abnimmt.
Diese Gestaltung des Giesskonus berücksichtigt die Tendenz einer sich im Formhohlraum
bildenden Strangschale, aufgrund ihrer mechanischen Stabilität unter dem Einfluss
des in die Strangschale eingeprägten Temperaturprofils und des ferrostatischen Drucks
während des Abkühlens beim Strangauszug in den Eckbereichen stärker zu schrumpfen
als in der Mitte der Zwischenbereiche. Weiterhin ist bei der erfindungsgemässen Kokille
vorgesehen, dass im Bereich der genannten Teillänge die Umfangslinie zwischen den
Eckbereichen eine glatte Kurve, d.h. eine Kurve, deren Tangente längs des Kurvenverlaufs
nicht unstetig ihre Richtung ändert, bildet. Auf diese Weise wird vermieden, dass
sich an der Oberfläche der Strangschale zwischen den Eckbereichen des Formhohlraums
Kanten ausbilden, die - abhängig von der Form des Giesskonus - Anlass geben können
für unerwünschte Spaltbildungen oder für lokal erhöhte Anpresskräfte zwischen der
Strangschale und den Formhohlraumwänden. Durch diese Massnahmen wird die Spaltbildung
auf dem gesamten Umfang des Formhohlraums vermieden, ein auf dem gesamten Umfang des
Formhohlraums gleichmässiges Strangschalenwachstum erzielt und die Reibungskräfte
zwischen der Strangschale und den Formhohlraumwänden reduziert. Dadurch wird das Giessen
mit einer erhöhten Giessgeschwindigkeit möglich. Zusätzlich kann wegen der reduzierten
Reibung der Abstand des Giessspiegels von der Austrittsöffnung des Formhohlraums vergrössert
werden, mit der Folge, dass die Strangschale an der Austrittsöffnung dicker ist und
eine verbesserte mechanische Stabilität aufweist.
[0013] Bei einer Ausführungsform der erfindungsgemässen Kokille ist der Giesskonus in einem
Teilabschnitt des Formhohlraums ausgebildet.
[0014] Um die Voraussetzung für ein gleichmässiges Strangschalenwachstum zu schaffen, ist
vorgesehen, dass die Konizität mit dem Abstand vom eingiessseitigen Ende des Giesskonus
variiert. Bei einer bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemässen Kokille ist
die Konizität in der Mitte der Zwischenbereiche im Bereich der Teillänge unabhängig
vom Abstand vom eingiessseitigen Ende des Giesskonus, d.h. die lichte Weite des Formhohlraums
ändert sich bezogen auf die Mitte der Zwischenbereiche, linear mit dem Abstand vom
eingiessseitigen Ende des Giesskonus. Am eingiessseitigen Ende des Giesskonus ist
die Konizität in und/oder an den Eckbereichen zunächst grundsätzlich grösser als in
der Mitte der Zwischenbereiche, nimmt aber mindestens stückweise nichtlinear und/oder
linear und/oder parabolisch mit dem Abstand vom eingiessseitigen Ende des Giesskonus
ab. Am austrittsseitigen Ende des Giesskonus kann die Konizität in und/oder an den
Eckbereichen gleich oder sogar kleiner sein als die Konizität in der Mitte der Zwischenbereiche.
[0015] Ein gleichmässiges Strangschalenwachstum ist mit der erfindungsgemässen Kokille beispielsweise
bei einer Konizität erzielbar, die in der Mitte der Zwischenbereiche, gemittelt über
die gesamte Länge des Giesskonus, 0 - 0.7 %/m, vorzugsweise 0.2 - 0.6 %/m, beträgt
und in und/oder an den Eckbereichen, gemittelt über die gesamte Länge des Giesskonus,
einen Wert im Bereich 0.7 - 1.5 %/m, vorzugsweise 0.8 - 1.3 %m, annimmt.
[0016] Zur Minimierung der zwischen der Strangschale und den Formhohlraumwänden wirkenden
Anpresskräfte, die in der Regel an den Eckbereichen am grössten sind, können mehrere
Massnahmen - allein oder in Kombination miteinander - angewendet werden. Bei einer
Ausführungsform der erfindungsgemässen Kokille ist die Umfangslinie in einer Querschnittsebene
des Formhohlraums im Bereich der Teillänge mindestens stückweise bogenförmig und/oder
geradlinig. In jedem der Zwischenbereiche findet zwischen einem der angrenzenden Eckbereiche
und der Mitte des Zwischenbereichs eine Umkehr der Krümmung statt. Eine Umfangslinie
mit einem kontinuierlichen Verlauf der Krümmung weist deshalb zwischen der Mitte des
Zwischenbereiches und den angrenzenden Eckbereichen einen Wendepunkt auf.
[0017] Eine weitere Ausführungsform der erfindungsgemässen Kokille zeichnet sich dadurch
aus, dass im Bereich der Teillänge jeder Abschnitt der Umfangslinie in einer Querschnittsfläche
des Formhohlraums zwischen den Eckbereichen durch eine universelle Kurve repräsentierbar
ist, die - normiert bezüglich ihrer Extremwerte - unabhängig ist vom Abstand vom eingiessseitigen
Ende des Giesskonus. Diese Vorgabe einer universellen Kurve hat verschiedene Vorteile.
Fertigungstechnisch ergibt sich der Vorteil, dass so der Giesskonus durch nur wenige
Parameter charakterisierbar ist. Es genügt beispielsweise die Angabe der universellen
Funktion, die eine Ortskoordinate als Variable aufweist, und des Verlaufs der Konizität
an den Eckbereichen und in der Mitte des Zwischenbereichs als Funktion des Abstands
vom eingiessseitigen Ende des Giesskonus. Eine besonders einfache Parametrisierung
der Umfangslinie ergibt sich bei einer Darstellung als Parabel vierter Ordnung. Weiterhin
zeigt eine Analyse der Anpresskräfte zwischen der Strangschale und den Formhohlraumwänden,
dass bei dieser Form der Umfangslinie besonders geringe Anpresskräfte resultieren.
Eine Voraussetzung für möglichst geringe Anpresskräfte ist eine geringe Krümmung der
Umfangslinie. Diese Voraussetzung wird beispielsweise realisiert durch eine Umfangslinie
mit einem Wendepunkt zwischen der Mitte eines der Zwischenbereiche und einem der angrenzenden
Eckbereiche.
[0018] Ein besonders gleichmässiges Strangschalenwachstum ist erzielbar, wenn zwei der an
einem der Eckbereiche anstossende Abschnitte der Umfangslinie einen Winkel bilden,
der im Bereich der Teillänge unabhängig vom Abstand vom eingiessseitigen Ende des
Giesskonus ist. Eine Ausführungsform der erfindungsgemässen Kokille weist einen Formhohlraum
auf, dessen Querschnittsfläche am eingiessseitigen Ende des Giesskonus Eckbereiche
mit einem Eckwinkel von jeweils 90° umfasst und dessen Zwischenbereiche auf der gesamten
Länge des Giesskonus in einem rechten Winkel aufeinandertreffen. Dieses Designkonzept
ist darin begründet, dass ein Strang, der im Bereich der Anfangserstarrung eine rechteckige
Querschnittsfläche aufweist, beim Abkühlen in der Kokille während des Strangauszugs
dazu neigt, derart zu schrumpfen, dass in unmittelbarer Umgebung der Ecken die Seitenflächen
des Stranges in einem rechten Winkel aufeinandertreffen. Diese Winkelerhaltung im
Verlauf des Schrumpfprozesses ist ein Resultat des Zusammenwirkens der mechanischen
Eigenschaften der Strangschale mit dem in der Strangschale ausgebildeten Temperaturprofil
und dem auf die Strangschale wirkenden ferrostatischen Druck.
[0019] Der Formhohlraum der erfindungsgemässen Kokille kann in den Eckbereichen Hohlkehlen
mit einem Radius von 2 - 8 % der lichten Weite der Austrittsöffnung aufweisen.
[0020] Anhand der folgenden Figuren wird ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel der Erfindung
erläutert.
[0021] Es zeigen:
- Fig. 1
- einen Längsschnitt durch eine erfindungsgemässe Kokille mit einem einen Formhohlraum
bildenden Kokillenrohr,
- Fig. 2
- einen Querschnitt durch einen Längsabschnitt der erfindungsgemässen Kokille längs
der Ebene II - II in Fig. 1,
- Fig. 3
- eine schematische funktionelle Darstellung eines Abschnitts einer Umfangslinie eines
Querschnitts durch den Formhohlraum der Kokille in Fig. 1 längs der Ebene 25,
- Fig. 4
- die Ortsabhängigkeit der Konizität der Kokille gemäss Fig. 1 in Längsrichtung der
Kokille längs verschiedener Wege,
- Fig. 5
- eine normierte Darstellung eines Abschnitts der Umfangslinien verschiedener Querschnitte
durch den Formhohlraum der Kokille in Fig. 1 und
- Fig. 6
- einen Vergleich einer Umfangslinie gemäss Fig. 5 mit einer entsprechenden Umfangslinie
eines quadratischen Stranges nach einer vorgegebenen thermischen Kontraktion.
[0022] Die Fig. 1 und 2 stellen einen Längs- und einen Querschnitt durch dasselbe Ausführungsbeispiel
einer erfindungsgemässen Kokille dar. Die Kokille weist ein Kokillenrohr 5 auf, das
einen Formhohlraum 10 mit einem Giesskonus 10', einer Eingiessöffnung 11 und einer
Austrittsöffnung 12 bildet. Der Einfachheit halber konzentrieren sich die Darstellungen
in den Fig. 1 und 2 - der vorliegenden Problemstellung entsprechend - auf das Kokillenrohr
5, insbesondere die Geometrie des Giesskonus 10'. Zusätzliche Komponenten, die eine
im Giessbetrieb verwendbare Kokille ausmachen, sind in den Figuren 1 und 2 weggelassen.
[0023] Der Giesskonus 10' ist in einem Längsabschnitt 15' des Formhohlraumes 10 zwischen
einer Querschnittsfläche 24 in der Nähe der Eintrittsöffnung 11 und der Austrittsöffnung
12 ausgebildet. Zur Veranschaulichung der Geometrie des Giesskonus 10' ist in den
Fig. 1 und 2 die in Richtung auf die Austrittsöffnung 12 zunehmende Verengung des
Formhohlraums 10 übertrieben gross eingezeichnet. Dabei zeigt Fig. 2 eine Draufsicht
auf einen Längsabschnitt des Kokillenrohrs 5, der begrenzt ist auf der einen Seite
durch die Querschnittsfläche 24 und auf der anderen Seite durch eine Querschnittsfläche
25 zwischen der Querschnittsfläche 24 und der Austrittsöffnung 12. Fig. 1 wiederum
veranschaulicht einen Längsschnitt längs der Linie I - I in Fig. 2.
[0024] Der Formhohlraum 10 weist vier Eckbereiche 13 in Form von Hohlkehlen auf. Die Eckbereiche
13 sind durch Zwischenbereiche 14', 14'',14''', 14'''' in Form von gekrümmten Flächen
verbunden. In Fig. 1 ist der Verlauf der Eckbereiche 13 jeweils durch eine Linie 13
angedeutet, die sich als Schnittlinie der den Formhohlraum begrenzenden Fläche und
der Diagonalflächen des Formhohlraums 10 ergeben.
[0025] Wie Fig. 2 zu entnehmen ist, sind die Abschnitte der Umfangslinie des Formhohlraums
10, die in der Querschnittsfläche 24 jeweils zwei Eckbereiche 13 verbinden, gerade
Linien. Die entsprechenden Abschnitte 26', 26'', 26''', 26'''' der Umfangslinie 26
des Formhohlraums 10 in der Querschnittsfläche 25 sind stückweise bogenförmige Linien.
Jeweils zwei der Abschnitte 26', 26'', 26''', 26'''' stossen an einem der Eckbereiche
13 in einem rechten Winkel, bestimmt als Schnittwinkel der Tangenten der jeweiligen
Abschnitte an dem betreffenden Eckbereich 13, zusammen.
[0026] Wie in Fig. 1 und 2 angedeutet ist, nimmt die lichte Weite des Formhohlraums 10 in
der Mitte 32 in Richtung auf die Austrittsöffnung 12 linear mit dem Abstand Z vom
einseitigen Ende des Giesskonus 10' ab. In und/oder an den Eckbereichen 13 nimmt die
lichte Weite des Formhohlraums 10 am eingiessseitigen Ende 24 des Giesskonus 10' zunächst
wesentlich stärker mit dem Abstand vom eingiessseitigen Ende 24 des Giesskonus 10'
ab als in der Mitte 32 der Zwischenbereiche 14', 14'', 14''', 14''''. Bei Annäherung
an die Austrittsöffnung nimmt jedoch die relative Aenderung der lichten Weite des
Formhohlraums 10, bestimmt in und/oder an einem der Eckbereiche 13, als Funktion des
Abstandes Z ab und erreicht Werte von der gleichen Grössenordnung wie die relative
Aenderung der lichten Weite, bestimmt in der Mitte 32 der Zwischenbereiche 14', 14'',
14''', 14''''.
[0027] Der Giesskonus 10' kann quantitativ charakterisiert werden durch Angabe der Konizität
K, welche in diesem Zusammenhang definiert ist als Quotient aus dem Betrag des Gradienten
der lichten Weite des Formhohlraums 10 und der lichten Weite, jeweils ermittelt für
einen bestimmten Ort in den Eckbereichen 13 bzw. den Zwischenbereichen 14', 14'',
14''', 14'''' in Einheiten von %/m. Gemäss dieser Definition ist die Konizität K auf
einem der Abschnitte 26', 26'', 26''' und 26'''' für die Mitte 32 der Zwischenbereiche
14', 14'', 14''', 14'''' bzw. die Eckbereiche 13 charakterisierbar durch
bzw.
wobei die Indizes "M" bzw. "E" sich auf die Mitte 32 bzw. die Eckbereiche 13 beziehen,
die Grössen W
M bzw. W
E gemäss Fig. 2 die halbe lichte Weite des Formhohlraums 10 in der Mitte 32 der Zwischenbereiche
14', 14'', 14''' und 14'''' bzw. in und/oder an einem der Eckbereiche 13 angeben und
Z
2 den Abstand der Querschnittsfläche 25 vom eingiessseitigen Ende 24 des Giesskonus
10' bezeichnen.
[0028] Fig. 3 dient der Einführung von Koordinaten X und Y zur Darstellung eines Abschnittes
26' der Umfangslinie 26 in der Ebene 25 in Form einer Funktion
mit dem Abstand Z
2 der Querschnittsfläche 25 vom eingiessseitigen Ende 24 des Giesskonus 10' als Parameter.
Die anderen Abschnitte 26'', 26''' und 26'''' können analog behandelt werden. In Fig.
3 sind rechte Winkel 13' eingezeichnet, die jeweils den Winkel markieren, den der
Abschnitt 26' mit einem der benachbarten Abschnitten 26'' bzw. 26'''' in den Eckbereichen
13, jeweils definiert durch die als gestrichelte, horizontale bzw. vertikale Linien
dargestellten Tangenten, bilden. Der Ursprung des Koordinatensystems ist so gelegt,
dass der Abschnitt 26' beschränkt ist auf das Intervall [- ΔY
max, 0] in Y-Richtung und das Intervall [- L/2, L/2] in X-Richtung, wobei L = 2 W
E (Z
2). Durch Pfeile P
W sind in Fig. 3 Wendepunkte auf dem Abschnitt 26' der Umfangslinie 26 angedeutet,
die eine Umkehr des Vorzeichens der Krümmung längs der Umfangslinie 26 markieren.
[0029] Mittels Computersimulationen wurde die Geometrie der erfindungsgemässen Kokille wie
folgt optimiert. Die Simulationen basierten auf einem Modell, das das Wachstum einer
Strangschale in eine Stahlschmelze beschreibt unter Berücksichtigung des Wärmeflusses
durch die Strangschale, der mechanischen Eigenschaften der Strangschale und des ferrostatischen
Druckes. Untersucht wurden verschiedene Formen
der Zwischenbereiche 14', 14'', 14''' und 14''''. Zur Optimierung wurden verschiedene
Kriterien berücksichtigt:
(a) Die Bildung von Spalten zwischen der Strangschale und den Formhohlraumwänden sollte
vermieden werden.
(b) Das Strangschalenwachstum sollte auf dem gesamten Umfang einer Querschnittsfläche
möglichst gleichmässig erfolgen.
(c) Bei vorgegebenen Strangauszugsgeschwindigkeiten sollte die Strangschale an der
Austrittsöffnung möglichst dick sein.
(d) Die Anpresskräfte zwischen der Strangschale und den Formhohlraumwänden sollten
möglichst gering sein.
[0030] Die Simulationen wurden am Beispiel eines Kokillenrohres 5 aus Kupfer durchgeführt,
wobei angenommen wurde, dass der Giessspiegel am oberen Ende 24 des Giesskonus 10'
liegt und die Länge des Teilabschnitts 15', welche den Giesskonus 10' bildet, zwischen
600 - 1000 mm liegt.
[0031] Quantitative Resultate der Simulationen sind in Fig. 4 -6 für ein nach den obigen
Kriterien optimiertes Kokillenrohr 5 dargestellt. Die durchgezogene Linie (a) beschreibt
die Konizität
in und/oder an den Eckbereichen 13 und die gestrichelte Linie (b) die Konizität
in der Mitte 32 der Zwischenbereiche 14', 14'', 14''' und 14'''' als Funktion des
Abstands Z vom eingiessseitigen Ende 24 des Giesskonus 10'. Die beiden Kurven sind
jeweils normiert bezüglich K
M (Z). Z ist in Einheiten der Länge L
K des Teilabschnitts 15', d.h. der Längserstreckung des Giesskonus 10' in Giessrichtung,
angegeben. Wie Fig. 4 zu entnehmen ist, ist die Konizität K
M (Z) konstant. Die Konizität K
E (Z) ist am eingiessseitigen Ende 24 des Giesskonus 10' ungefähr um einen Faktor 8
grösser als K
M (Z) und nimmt mit wachsendem Abstand Z mindestens stückweise nichtlinear und/oder
parabolisch und/oder linear ab. Der Verlauf von K
M (Z) ist vereinbar mit K
E (Z) < K
M (Z) für Z > 0.6 L
K. Somit legt die Simulation nahe, dass die Konizität K wenigstens im Bereich einer
Teillänge 15 des Giesskonus 10' (siehe Fig. 1) entlang einer Umfangslinie einer beliebigen
Querschnittsfläche, beispielsweise der Querschnittsfläche 25, derart variiert, dass
die Konizität K zur Mitte der Zwischenbereiche 14', 14'', 14''' und 14'''' hin abnimmt.
[0032] Fig. 5 zeigt die an die Parameter in Fig. 4 angepasste Form
der Umfangslinie 26 der Querschnittsfläche 25 mit dem Abstand Z
2 der Querschnittsfläche 25 vom eingiessseitigen Ende des Giesskonus 10' als Parameter
In Fig. 5 sind die Kurven
für verschiedene Z
2 normiert bezüglich der in Fig. 3 eingeführten Grössen ΔY
max und
dargestellt, wobei ΔY
max für die Parameter in Fig. 4 offensichtlich mit Z
2 variiert. In dieser normierten Form ergibt sich, wie Fig. 5 zeigt, für die Umfangslinie
einer beliebigen Querschnittsfläche des Formhohlraumes 10 eine Form, die durch eine
einzige universelle Funktion mit einer variablen X/L darstellbar ist und den obigen
Optimierungskriterien genügt. Die Kurve in Fig. 5 kann durch eine Parabel vierter
Ordnung approximiert werden. Sie ist eine glatte Funktion von X, d.h. sie weist keine
abrupten Aenderungen der Steigung als Funktion von X auf und hat Wendepunkte P
W etwa in der Mitte zwischen der Mitte 32 der Zwischenbereiche 14', 14'', 14''', 14''''
(X = 0) und den Eckbereichen 13 (
).
[0033] Die durchgezogene Linie in Fig. 6 stellt die Kurve aus Fig. 5 dar für den Fall, dass
Z
2 = 300 mm und die Querschnittsfläche 24 am eingiessseitigen Ende des Giesskonus 10'
ein Quadrat mit einer lichten Weite L = 108 mm ist. Dabei liegt ΔY
max im Bereich ΔY
max < 1 mm.
[0034] Im Rahmen der genannten Optimierungskriterien können die in den Fig. 4 - 6 veranschaulichten
Parameter in einem gewissen Rahmen modifiziert werden, ohne die Eigenschaften der
erfindungsgemässen Kokille wesentlich zu beeinflussen. Beispielsweise könnte auf die
von Fig. 5 nahegelegte Forderung verzichtet werden, dass die Form der Zwischenbereiche
14', 14'', 14''' und 14'''' durch eine einzige, geeignet normierte Funktion einer
Variablen und die Angabe der Konizitäten K
E (Z) und K
M (Z) repräsentiert wird. Ein Verzicht auf diese Forderung führt in einem gewissen
Rahmen zu tolerierbaren Aenderungen, die durch eine entsprechende Aenderung der Verläufe
von K
E (Z) und K
M (Z) kompensiert werden können. Ein Vorteil der in Fig. 5 dargestellten Lösung ist
jedoch darin zu sehen, dass sich die vorgeschlagene Form der Zwischenbereiche 14',
14'', 14''', 14'''' mit besonders wenigen Parametern charakterisieren lässt und die
Fertigung entsprechender Formhohlraumwände, beispielsweise mit Hilfe numerisch gesteuerter
Werkzeugmaschinen, vereinfacht wird.
[0035] Vergleiche verschiedener Geometrien des Giesskonus 10' zeigen, dass die erfindungsgemässe
Kokille ein gleichmässiges Strangschalenwachstum erwarten lässt, wenn die Konizität
K
M in der Mitte zwischen 14', 14'', 14''' und 14'''', gemittelt über die gesamte Länge
des Giesskonus 10', 0 - 0.7 %/m, vorzugsweise 0.2 - 0.6 %/m, beträgt und die Konizität
K
E in und/oder an den Eckbereichen 13, gemittelt über die gesamte Länge des Giesskonus
10', einen Wert im Bereich 0.7 - 1.5 %/m, vorzugsweise 0.8 - 1.3 %/m, annimmt.
[0036] Wesentlich ist die Forderung, dass die Umfangslinie einer Querschnittsfläche des
Formhohlraums 10 im Bereich des Giesskonus 10' zwischen den Eckbereichen 13 eine glatte
Kurve sein soll. Untersuchungen haben gezeigt, dass punktuelle abrupte Aenderungen
der Richtung der Tangente beim Durchlaufen eines Punktes zwischen den Eckbereichen
13 die Bildung von Spalten zwischen der Formhohlraumwand und der Strangschale in der
Umgebung dieses Punktes fördern und das Wachstum der Strangschale lokal stören, selbst
wenn die Richtung der Tangente sich beim Durchschreiten dieses Punktes abrupt um lediglich
2° ändert.
[0037] Die gestrichelte Linie in Fig. 6 beschreibt einen Abschnitt einer Umfangslinie des
Formhohlraums einer Kokille, deren Giesskonus der "natürlichen Schrumpfung" der Strangschale
folgt. Diese gestrichelte Linie ist insofern mit der durchgezogenen Kurve in Fig.
6 vergleichbar, als sich beide Kurven sowohl auf Kokillen, deren Formhohlräume am
Giessspiegel dieselbe quadratische Querschnittsfläche mit der lichten Weite L= 108
mm aufweisen, als auch auf den gleichen Abstand
vom oberen Ende des jeweiligen Giesskonus beziehen. Im Falle der die natürliche Schrumpfung
der Strangschale nachbildenden Kokille wurde ermittelt, in welchem Masse eine sich
am Giessspiegel bildende Strangschale mit quadratischer Kontur beim Strangauszug sich
aufgrund der Temperaturgradienten, der mechanischen Eigenschaften der Strangschale
und des ferrostatischen Druckes ihre Form verändert und die Form des Giesskonus iterativ
derart angepasst, dass keine Spaltbildung auftritt und an allen Stellen der Strangschale
der Wärmefluss gleich gross ist. Wie die gestrichelte Linie in Fig. 6 zeigt, verlangt
die natürliche Schrumpfung ebenso eine grössere Konizität an den Eckbereichen 13 im
Vergleich mit der Konizität in der Mitte 32 der Zwischenbereiche 14', 14'', 14''',
14''''. Der Vergleich mit der durchgezogenen Linie in Fig. 6 weist aber auf eine Reihe
von Besonderheiten hin. Das Konzept der "natürlichen Schrumpfung" führt zu Zwischenbereichen
14', 14'', 14''', 14'''', die in der Mitte 32 über einen weiten Bereich im wesentlichen
eben sind (in Fig. 6 für - 0.3 < X/L < 0.3). In der Nähe der Eckbereiche 13 (in Fig.
6 für X/L > 0.3) sind die Zwischenbereiche S-förmig gekrümmt, wobei eine Umfangslinie
in einer Querschnittsfläche des Formhohlraumes 10 im Bereich der S-förmig gekrümmten
Abschnitte der Zwischenbereiche 14', 14'', 14''', 14'''' jeweils einen Wendepunkt
aufweist. Die Position der Wendepunkte und die Breite der S-förmig gekrümmten Abschnitte
der Zwischenbereiche 14', 14'', 14''', 14'''' hängt stark vom Abstand Z
2 vom eingiessseitigen Ende 24 des Giesskonus 10' ab, insbesondere für kleine Z
2. Im Vergleich zu der durch die Parameter in den Fig. 4 und 5 bzw. die durchgezogene
Linie in Fig. 6 repräsentierte optimierte Kokille führt das Konzept der natürlichen
Schrumpfung zu Formen der Zwischenbereiche, die in einer Querschnittsfläche des Formhohlraums
10 an den Eckbereichen 13 in einem sich mit wachsendem Abstand Z
2 verbreiterndem Bereich wesentlich stärker gekrümmt und demzufolge auch eine grössere
relative Veränderung der Konizität K längs der Umfangslinie einer Querschnittsfläche
aufweisen, bezogen auf die Breite der S-förmig gekrümmten Abschnitte. Untersuchungen
deuten darauf hin, dass bei einer die natürliche Schrumpfung nachbildenden Kokille
das Strangschalenwachstum empfindlich auf kleine Änderungen der Form der Zwischenbereiche
reagiert. Die Folge ist eine verstärkte Tendenz zur Spaltbildung an den Eckbereichen
13 und, gemittelt über die gesamte Länge des Giesskonus 10', höhere Anpresskräfte
im Vergleich zu der durch die Parameter in den Fig. 4 und 5 repräsentierten Kokille.
Eine durch die Parameter in den Fig. 4 und 5 repräsentierten Kokille ist deshalb für
höhere Ausziehgeschwindigkeiten geeignet.
[0038] Mit der erfindungsgemässen Kokille ist es beispielsweise möglich, Stahlstränge mit
einem quadratischen Querschnitt mit einer Kantenlänge von 108 mm bei einer Ausziehgeschwindigkeit
von mehr als 6 m/min zu produzieren.
[0039] Die oben diskutierten Ergebnisse sind für gerade und gebogene Formhohlräume anwendbar.
Die genannten Resultate sind nicht nur anwendbar auf Kokillen zum Stranggiessen von
im wesentlichen quadratischen Strängen. Sie sind übertragbar auf Kokillen für das
Giessen von im wesentlichen polygonalen Strängen mit mindestens drei Eckbereichen
und drei Zwischenbereichen. Bei solchen Kokillen ist es vorteilhaft, wenn zwei der
an einem der Eckbereiche angrenzende Zwischenbereiche einen Eckwinkel bilden, der
unabhängig vom Abstand vom eingiessseitigen Ende des Giesskonus ist. Bezüglich der
Form der Zwischenbereiche sind die im Zusammenhang mit den Fig. 4, 5 und 6 diskutierten
Aussagen anwendbar.
[0040] Die zuvor erwähnte Ausführungsform der erfindungsgemässen Kokille bezieht sich auf
einen Giesskonus, dessen Umfangslinien zwischen den Eckbereichen am eingiessseitigen
Ende des Giesskonus 10' aus geraden Linien gebildet sind und die mit zunehmendem Abstand
vom eingiessseitigen Ende 24 des Giesskonus 10' eine zunehmend konvexe Krümmung aufweisen.
Im Rahmen des der Erfindung zugrunde liegenden Konzepts ist es auch denkbar, dass
die Umfangslinien des Formhohlraums an der Austrittsöffnung 12 zwischen den Eckbereichen
13 geradlinig und am eingiessseitigen Ende 24 des Giesskonus konkave gekrümmt sind.
Im Rahmen des erfindungsgemässen Konzepts ist es - abweichend von dem Design der in
Fig. 1 und 2 dargestellten Ausführungsform - nicht zwingend, dass alle Zwischenbereiche
eines Formhohlraums mit einer im wesentlichen polygonalen Querschnittsfläche eine
mit zunehmendem Abstand vom eingiessseitigen Ende des Giesskonus zunehmende konvexe
Krümmung aufweisen. Bei einem Formhohlraum mit im wesentlichen rechteckiger Querschnittsfläche
sind Verbesserungen im Sinne der der Erfindung zugrunde liegenden Aufgabenstellung
bereits erzietbar, wenn mindestens ein Zwischenbereich oder beispielsweise zwei gegenüberliegende
Zwischenbereiche eine in Stranglaufrichtung zunehmende konvexe Krümmung nach dem Vorbild
der Fig. 4 und 5 aufweisen.
1. Kokille zum Stranggiessen von im wesentlichen polygonalen Strängen, mit einem Formhohlraum
(10), wobei der Formhohlraum (10) eine Eingiessöffnung (11), eine Austrittsöffnung
(12), einen Giesskonus (10') und, entlang seines Umfangs, mindestens drei Eckbereiche
(13) und drei Zwischenbereiche (14', 14'', 14''', 14'''') mit unterschiedlicher Konizität
(K) aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass die Konizität (K) wenigstens im Bereich
einer Teillänge (15) des Giesskonus (10') entlang einer Umfangslinie (26) in einer
Querschnittsfläche (25) derart variiert, dass jeder Abschnitt (26', 26'', 26''', 26'''')
der Umfangslinie (26) zwischen den Eckbereichen (13) eine glatte Kurve bildet und
die Konizität (K) in einem oder mehreren der Zwischenbereiche (14', 14'', 14''', 14'''')
in der Querschnittsfläche (25) von den an den jeweiligen Zwischenbereich (14', 14'',
14''', 14'''') angrenzenden Eckbereichen (13) zur Mitte (32) des Zwischenbereichs
(14', 14'', 14''', 14'''') hin abnimmt.
2. Kokille nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Giesskonus (10') in einem
Teilabschnitt (15') des Formhohlraums (10) ausgebildet ist.
3. Kokille nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Konizität (K) mit
dem Abstand (Z2-Z1) der Querschnittsfläche (25) vom eingiessseitigen Ende (24) des Giesskonus (10')
variiert.
4. Kokille nach einem der Ansprüche 1 - 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Konizität
(K) in der Mitte (32) der Zwischenbereiche (14', 14'', 14''', 14'''') im Bereich der
Teillänge (15) unabhängig vom Abstand (Z2-Z1) der Querschnittsfläche (25) vom eingiessseitigen Ende (24) des Giesskonus (10')
ist.
5. Kokille nach einem der Ansprüche 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Konizität
(K) in und/oder an den Eckbereichen (13) mindestens stückweise nichtlinear und/oder
linear und/oder parabolisch mit dem Abstand (Z2-Z1) der Querschnittsfläche (25) vom eingiessseitigen Ende (24) des Giesskonus (10')
abnimmt.
6. Kokille nach einem der Ansprüche 1 - 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Konizität
(K) in der Mitte (32) der Zwischenbereiche (14', 14'', 14''', 14''''), gemittelt über
die gesamte Länge (15') des Giesskonus (10'), 0 - 0.7 %/m, vorzugsweise 0.2 - 0.6
%/m, beträgt.
7. Kokille nach einem der Ansprüche 1 - 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Konizität
(K) in und/oder an den Eckbereichen (13), gemittelt über die gesamte Länge (15') des
Giesskonus (10'), 0.7 - 1.5 %/m, vorzugsweise 0.8 - 1,3 %/m, beträgt.
8. Kokille nach einem der Ansprüche 1 - 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Abschnitt
(26', 26'', 26''', 26'''') der Umfangslinie (26) mindestens stückweise bogenförmig
und/oder geradlinig bogenförmig ist.
9. Kokille nach einem der Ansprüche 1 - 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Abschnitt
(26', 26'', 26''', 26'''') der Umfangslinie (26) zwischen einem der Eckbereiche (13)
und der Mitte (32) einen Wendepunkt (Pw) aufweist.
10. Kokille nach einem der Ansprüche 1 - 9, dadurch gekennzeichnet, dass jeder Abschnitt
(26', 26'', 26''', 26'''') der Umfangslinie (26) in der Querschnittsfläche (25) zwischen
den Eckbereichen (13) durch eine Kurve (Y(X)) repräsentiert ist, die - normiert bezüglich
ihrer Extremwerte (±L/2, ΔYmax) - unabhängig ist vom Abstand (Z2-Z1) der Querschnittsfläche (25) vom eingiessseitigen Ende (24) des Giesskonus (10').
11. Kokille nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Kurve eine Parabel vierter
Ordnung ist.
12. Kokille nach einem der Ansprüche 1 - 11, dadurch gekennzeichnet, dass zwei der an
einem der Eckbereiche (13) anstossende Abschnitte (26', 26'', 26''', 26'''') der Umfangslinie
(26) einen Winkel (13') bilden, der im Bereich der Teillänge (15) unabhängig vom Abstand
(Z2-Z1) der Querschnittsfläche (25) vom eingiessseitigen Ende (24) des Giesskonus (10')
ist.
13. Kokille nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Zahl der Eckbereiche (13)
vier beträgt und der Winkel (13') ein rechter Winkel ist.
14. Kokilte nach einem der Ansprüche 1 - 13, dadurch gekennzeichnet, dass der Formhohlraum
(10) in den Eckbereichen (13) Hohlkehlen mit einem Radius von 2 - 8 % der lichten
Weite (L) der Austrittsöffnung (12) aufweist.