[0001] Die Erfindung betrifft ein Schienenfahrzeug, insbesondere einen Straßen- oder Stadtbahnwagen
für den Nahverkehr, bei dem ein Wagenkasten und ein Fahrwerk in Längsrichtung durch
wenigstens einen Lenker miteinander verbunden sind.
[0002] Das Wort "Fahrwerk" umfaßt angetriebene und nichtangetriebene Fahrwerke mit zwei
oder vier Rädern, die paarweise durch eine Radsatzwelle verbunden oder als Losräder
ausgeführt sein können, sowie entsprechende Trieb- und Laufdrehgestelle bzw. Laufwerke.
[0003] Durch Fachliteratur und Praxis sind eine Vielzahl unterschiedlicher Straßen- und
Stadtbahnwagen in sechs- oder achtachsiger Ausführung bekannt. Bei solchen Wagen ist
in aller Regel übereinstimmend eine Anordnung von angetriebenen Fahrwerken unterhalb
der Kopfbereiche der Endwagenkästen anzutreffen, wobei sich im mittleren Bereich dieser
Wagen zumindest ein nicht angetriebenes Fahrwerk befinden kann. Um einem einseitigen
Radverschleiß zu begegnen, ist es speziell bei Einrichtungsfahrzeugen üblich, nach
einer Laufleistung von beispielsweise 80 000 km oder etwa einmal pro Jahr die Fahrwerke
in ihrer Laufrichtung umzukehren. Dazu können die Triebfahrwerke von ihren zugehörigen
Wagenkasten-Kopfbereichen gelöst und unterhalb des jeweils anderen Kopfbereiches um
180° gedreht montiert werden. Aufgrund der symetrischen Gestaltung der beiden Kopfbereiche
des Wagens bereitet das vorbeschriebene Umwechseln der Triebfahrwerke ungeachtet der
Plazierung von Lenkern und der sonstigen mechanischen und elektrischen Schnittstellen
zwischen Fahrwerk und Wagenkasten keine größeren Schwierigkeiten.
[0004] Zum Stand der Technik gehören weiter aus Fahrwerkmodulen und Fahrgastmodulen gebildete
Niederflurfahrzeuge mit den im Oberbegriff des Patentanspruchs 1 genannten Merkmalen
- siehe hierzu z. B. die Zeitschrift "Der Nahverkehr" 10/95 Seiten 79 bis 82. Die
Abbildung 4 auf Seite 81 zeigt ein Triebfahrwerk mit einem Längslenker eines Lenkerpaares,
wobei der gegenüberliegende Längslenker durch den Fahrwerkrahmen in der Darstellung
verdeckt ist. Der besagten Abbildung 4 ist außerdem ein Querdämpfer zu entnehmen,
der zwischen Fahrwerk und Wagenkasten mögliche Querbewegungen beeinflußt, die üblicherweise
durch hier nicht gezeigte mechanische Anschläge begrenzt sind.
[0005] Die Erfindung geht von der Erkenntnis aus, daß es im Hinblick auf eine Umkehrung
der Laufrichtung von Fahrwerken wünschenswert ist, insbesondere die durch einen oder
mehrere Längslenker repräsentierte Schnittstelle so auszulegen, daß ein jeweiliges
Fahrwerk schnell und einfach unterhalb des gleichen Wagenkastens (Kopfbereich oder
Aufbau eines Fahrwerkmoduls) um 180° gedreht angeordnet werden kann. Aufgabe der Erfindung
ist es daher, die zum Erfüllen dieser Forderung notwendige technische Gestaltung anzugeben.
[0006] Gemäß der im Kennzeichenteil des Anspruchs 1 angegebenen ersten erfindungsgemäßen
Lösung sind der dem Wagenkasten zugewandte Anschluß des Lenkers und dessen am Wagenkasten
befestigte Aufnahme gemeinsam in der rechtwinklig zur Fahrzeuglängsachse verlaufenden
Mittenebene des Fahrwerks angeordnet. Die durch diese Lösung geschaffene Symetrie
erlaubt vorteilhaft ein rasches Umkehren der Laufrichtung des Fahrwerks, für das lediglich
der (oder die) Längslenker von der zugehörigen Aufnahme am Wagenkasten zu lösen und
alsdann dort erneut anzuschließen ist. Die der Krafteinleitung in den Wagenkasten
dienende Aufnahme bleibt fest montiert. Das Fahrzeug kann also nach sehr kurzer Zeit
wieder für das Befördern von Fahrgästen genutzt werden.
[0007] Eine zweite erfindungsgemäße Lösung besteht nach den Kennzeichenmerkmalen des Anspruchs
2 darin, daß der dem Wagenkasten zugewandte Anschluß des Lenkers einen Längsabstand
zu der rechtwinklig zur Fahrzeuglängsachse verlaufenden Mittenebene des Fahrwerks
aufweist, wobei die wagenkastenseitige Aufnahme zum Überbrücken dieses Längsabstandes
mit einem Anschlußstück ausgerüstet ist, das in Fahrzeuglängsachse versetzt wahlweise
vor oder hinter der Mittenebene an die Aufnahme geschraubt ist. Die im Absatz zuvor
genannten Vorteile werden mit dieser Lösung ebenfalls erreicht, die auch für eine
Umrüstung bestehender Fahrzeuge gut geeignet ist. Für die Umkehrung der Laufrichtung
des Fahrwerks wird nach Lösen des Lenkeranschlusses das Anschlußstück einfach abgeschraubt
und an der anderen Seite der Aufnahme befestigt.
[0008] Durch die in den Unteransprüchen 3 und 4 enthaltenen vorteilhaften Ausgestaltungen
der Erfindung wird kurz gesagt das Lösungsprinzip "Symetrie" bzw. "Aufnahme mit Anschlußstück"
für die Halterung eines Querdämpfers genutzt.
[0009] Im weiteren wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert,
die in der Zeichnung prinzipartig dargestellt sind. Es zeigen
- Fig. 1
- ein erstes Fahrwerk in einer Ansicht von oben,
- Fig. 2
- ein zweites Fahrwerk ebenfalls in Draufsicht,
- Fig. 3
- den mittleren Bereich des Fahrwerks nach Fig. 2 im vergrößerten Maßstab,
- Fig. 4
- eine vergrößerte Seitenansicht in Richtung des Pfeiles Z in Fig. 3.
[0010] Gemäß Fig. 1 und Fig. 2 besteht das jeweilige Fahrwerk 2 im wesentlichen aus einem
Rahmen 2a und vier Losrädern 2b, wobei der Rahmen 2a mit Befestigungen 2c für Sekundärfedern
und Halterungen 2d für Vertikaldämpfer ausgestattet ist. Das Fahrwerk 2 ist mit dem
darüber befindlichen Wagenkasten 1 durch zwei Lenker 3 in Längsrichtung kraftübertragend
verbunden. Außerdem sind zwischen dem Fahrwerk 2 und dem Wagenkasten 1 ein Querdämpfer
5 (siehe auch Fig. 4) und Anschläge 2e zum Begrenzen der Querbewegungen vorgesehen,
die mit hier nicht gezeichneten elastischen Elementen zusammenwirken.
[0011] Im Ausführungsbeispiel nach Fig. 1 sind der dem Wagenkasten 1 zugewandte Anschluß
3a des Lenkers 3 und dessen am Wagenkasten 1 befestigte Aufnahme 4 mit ihren jeweiligen
Querachsen gemeinsam in der rechtwinklig zur Fahrzeuglängsachse L verlaufenden Mittenebene
M des Fahrwerks 2 angeordnet. Der dem Wagenkasten 1 zugewandte Anschluß 5a des Querdämpfers
5 und dessen am Wagenkasten 1 befestigte Aufnahme 6 können bei mößlich hinreichenden
Platzverhältnissen mit ihren jeweiligen Längsachsen mittig in der Fahrzeuglängsachse
L liegen.
[0012] Wie aus Fig. 2 und 3 ersichtlich ist, hat der dem Wagenkasten 1 zugewandte Anschluß
3a des Lenkers 3 - unterschiedlich zu Fig. 1 - einen Längsabstand a zur Mittenebene
M des Fahrwerks 2. Hierbei ist die wagenkastenseitige Aufnahme 4 zum Überbrücken dieses
Längsabstandes a mit einem Anschlußstück 4a ausgerüstet, das in Fahrzeuglängsachse
L versetzt wahlweise vor oder hinter der Mittenebene M an die Aufnahme 4 geschraubt
ist. Der dem Wagenkasten 1 zugewandte Anschluß 5a des Querdämpfers 5 weist einen Querabstand
b zur Längsachse L des Fahrwerks auf. Zum Überbrücken dieses Querabstandes b ist die
beidseitig offene wagenkastenseitige Aufnahme 6 mit einem Anschlußstück 6a versehen,
das bezogen auf die Fahrzeuglängsachse L wahlweise links oder rechts an die Aufnahme
6 geschraubt ist (siehe Fig 4).
[0013] Eine nicht dargestellte Abwandlung der Erfindung besteht darin, die Aufnahmen 4 für
die Längslenker 3 und die Aufnahme 6 für den Querdämpfer 5 an einer gemeinsamen Platte
anzubringen, die durch Schrauben am Wagenkasten 1 zu befestigen ist. Für diese Befestigungsschrauben
hat die Platte ein symetrisches Lochbild, so daß sie entsprechend der gewünschten
Laufrichtung des Fahrwerks 2 wahlweise in einer ersten Stellung oder in einer um 180°
gedrehten zweiten Stellung mit dem Wagenkasten 1 verbunden werden kann.
[0014] Es versteht sich, alle übrigen mechanischen Schnittstellen zwischen Fahrwerk und
Wagenkasten - wie beispielsweise die Anschläge 2e zum Begrenzen der Querbewegungen,
die Befestigungen 2c der Sekundärfedern sowie die Halterungen 2d der Vertikaldämpfer
- und auch die elektrischen Verbindungsstellen zwischen Fahrwerk und Wagenkasten ebenfalls
so anzuordnen, daß das gewollte einfache Umkehren der Laufrichtung des Fahrwerks gewährleistet
ist.
Liste der Bezugszeichen
[0015]
- 1
- Wagenkasten
- 2
- Fahrwerk
- 2a
- Rahmen
- 2b
- Losrad
- 2c
- Befestigung für Sekundärfeder
- 2d
- Halterung für Vertikaldämpfer
- 2e
- Queranschlag
- 3
- Längslenker
- 3a
- Anschluß, dem Wagenkasten zugewandt
- 4
- Längslenker-Aufnahme am Wagenkasten
- 4a
- Anschlußstück
- 5
- Querdämpfer
- 5a
- Anschluß, dem Wagenkasten zugewandt
- 6
- Querdämpfer-Aufnahme am Wagenkasten
- 6a
- Anschlußstück
- L
- Fahrzeuglängsachse
- M
- Quer-Mittenebene des Fahrwerks
- a
- Längsabstand
- b
- Querabstand
1. Schienenfahrzeug, insbesondere Straßen- oder Stadtbahnwagen für den Nahverkehr, bei
dem ein Wagenkasten (1) und ein Fahrwerk (2) in Längsrichtung durch wenigstens einen
Lenker (3) miteinander verbunden sind, dadurch gekennzeichnet, daß der dem Wagenkasten
(1) zugewandte Anschluß (3a) des Lenkers (3) und dessen am Wagenkasten (1) befestigte
Aufnahme (4) gemeinsam in der rechtwinklig zur Fahrzeuglängsachse (L) verlaufenden
Mittenebene (M) des Fahrwerks (2) angeordnet sind.
2. Schienenfahrzeug nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1, dadurch gekennzeichnet, daß
der dem Wagenkasten (1) zugewandte Anschluß (3a) des Lenkers (3) einen Längsabstand
(a) zu der rechtwinklig zur Fahrzeuglängsachse (L) verlaufenden Mittenebene (M) des
Fahrwerks (2) aufweist, wobei die wagenkastenseitige Aufnahme (4) zum Überbrücken
dieses Längsabstandes (a) mit einem Anschlußstück (4a) ausgerüstet ist, das in Fahrzeuglängsachse
(L) versetzt wahlweise vor oder hinter der Mittenebene (M) an die Aufnahme (4) geschraubt
ist.
3. Schienenfahrzeug nach Anspruch 1 oder 2, bei dem zwischen dem Wagenkasten (1) und
dem Fahrwerk (2) Querbewegungen begrenzende Anschläge (2e) und zumindest ein Querdämpfer
(5) vorgesehen sind, dadurch gekennzeichnet, daß der dem Wagenkasten (1) zugewandte
Anschluß (5a) des Querdämpfers (5) und dessen am Wagenkasten (1) befestigte Aufnahme
(6) gemeinsam mittig in der Fahrzeuglängsachse (L) liegen.
4. Schienenfahrzeug nach Anspruch 1 oder 2, bei dem zwischen dem Wagenkasten (1) und
dem Fahrwerk (2) Querbewegungen begrenzende Anschläge (2e) und zumindest ein Querdämpfer
(5) vorgesehen sind, dadurch gekennzeichnet, daß der dem Wagenkasten (1) zugewandte
Anschluß (5a) des Querdämpfers (5) einen Querabstand (b) zur Fahrzeuglängsachse (L)
aufweist, wobei die wagenkastenseitige Aufnahme (6) zum Überbrücken dieses Querabstandes
(b) mit einem Anschlußstück (6a) versehen ist, das bezogen auf die Fahrzeuglängsachse
(L) wahlweise links oder rechts an die Aufnahme (6) geschraubt ist.