[0001] Die Erfindung betrifft ein elektrisches Verbindungselement, insbesondere ein elektrisches
Masseverbindungselement, weiches einen Grundkörper aus einem Nicht-Edelmetall, insbesondere
Stahl, oder einem Edelmetall, insbesondere Gold oder Silber, oder eine Beschichtung
aus einem dieser Metalle aufweist, und das in ein Bauteil einsetzbar oder auf ein
Bauteil aufsetzbar ist, welches zumindest in seinem mit dem Verbindungselement in
Berührung stehenden Kontaktbereich aus Magnesium oder einer Magnesiumlegierung gefertigt
ist.
[0002] Der Werkstoff Magnesium wird in steigendem Maße in der Automobilindustrie verwendet,
da er sich durch ein gutes Recyclingverhalten, eine hohe Festigkeit bei geringem Gewicht
sowie durch eine gute Verarbeitungsmöglichkeit auszeichnet und außerdem relativ kostengünstig
ist. Ein typisches Beispiel der Verwendung von Magnesium in der Automobilindustrie
stellen aus Magnesium gefertigte Getriebegehäuse dar; es werden aber auch Rahmenkonstruktionen,
Hebel oder Träger aus Magnesium hergestellt.
[0003] Kommt jedoch Magnesium oder eine Magnesiumlegierung mit einem Edelmetall, insbesondere
Gold oder Silber, oder mit einem Nicht-Edelmetall, insbesondere Stahl, in Kontakt,
wie dies z.B. bei dem Befestigen eines Bauteils aus Magnesium (z.B. des oben genannten
Getriebegehäuses) an einem anderen Bauteil (z.B. einem aus Aluminium gefertigten Motorblock)
mittels eines Verbindungselements (z.B. einer Stahlschraube) der Fall ist, so tritt
zwischen dem Verbindungselement aus Nicht-Edelmetall bzw. Edelmetall und dem Bauteil
aus Magnesium oder der Magnesium-Legierung Kontaktkorrosion auf, die zu einer fortschreitenden
Zerstörung des vorgenannten Bauteils in seinem Kontaktbereich mit dem Verbindungselement
führt.
[0004] In der DE-PS 42 27 259 wird daher zur Vermeidung von Kontaktkorrosionen bei der Befestigung
eines Magnesiumrades an der Radanlage eines Kraftfahrzeuges vorgesehen, daß zwischen
der innenseitigen Anlagefläche des Magnesiumrades und der Radanlage im Bereich von
Befestigungsbohrungen eine ringförmige Distanzscheibe aus Aluminium eingefügt ist
und als Mittelzentierung in die Nabenbohrung des Magnesiumrades ein ringförmiger Adapter
aus Kunststoff eingeklemmt ist, der die radial innenliegende Umfangsfläche der Distanzscheibe
abdeckt und diese zentriert.
[0005] In der DE-PS 43 06 484 wird zur Vermeidung von Kontaktkorrosionen bei der Befestigung
eines Magnesiumrades an der aus Stahl bestehenden Radanlage eines Kraftfahrzeuges
und insbesondere zur Vermeidung eines Überspringens der Kontaktkorrosion von der Radanlage
zur Nabe vorgesehen, daß an der radialen Außenkante der Nabenanlagefläche des Magnesiumrades
bezüglich der Radanlage ein Ring aus Aluminium mit annähernd quadratischem Querschnitt
in das Magnesiumrad bündig abschließend mit dessen Außenkonturen eingegossen ist.
[0006] Eine derartige Vorgangsweise - die Verwendung eines Distanzelements aus Aluminium
- ist bei einer nicht-elektrischen Verbindung zwischen einem Bauteil aus Magnesium
oder einem Bauteil aus einem Nicht-Edelmetall oder Edelmetall unkritisch. Bei einer
Verbindung, über die jedoch ein elektrischer Strom fließen soll, besitzt aber die
Maßnahme, das Magnesium-Bauteil und das Bauteil aus einem Nicht-Edelmetall oder Edelmetall
durch ein Aluminiumelement zu trennen, den Nachteil, daß hierdurch eine Erhöhung des
elektrischen Widerstands der Verbindung hervorgerufen wird. Eine derartige Widerstandserhöhung
ist jedoch insbesondere im automotiven Bereich von Nachteil. Hier muß z.B. eine derartige
Widerstandserhöhung im Starterstromkreislauf eines Kraftfahrzeuges vermieden werden:
Beim Startvorgang fließen kurzzeitig Ströme bis zu 1200 A vom Plus-Pol der Autobatterie
über eine Leitung zum Starter, den Starterflansch, über das Verbindungselement, mit
dem das Getriebegehäuse am Motorblock befestigt ist, in das Getriebegehäuse in den
Motorblock und über ein Massekabel zurück zum Minus-Pol der Batterie. Um einen einwandfreien
Starterprozeß, auch im Fall eines Kaltstarts, zu gewährleisten, darf die Summe der
Bauteilwiderstände maximal bei 1 Milliohm liegen, während schon bei einer geringen
Erhöhung dieses Widerstands, z.B. auf 5 Milliohm, nicht mehr ausreichend Strom gezogen
werden kann und das Fahrzeug somit nicht mehr fahrbereit ist.
[0007] Auch im Generatorstromkreislauf, der vom Generator-Plus-Pol und vom Batterie-Minus-Pol
über eine Masseleitung zu dem das Getriebegehäuse an dem Motorblock befestigenden
Verbindungselement verläuft, wobei sich dieser Generatorstromkreislauf vom Motorblock
über ein weiteres Verbindungselement, welches einen Nebenaggregatehalter mit dem Motorblock
verbindet, den Nebenaggregathalter, die Generatorbuchse zum Generator-Minus-Pol schließt,
ist es wichtig, daß möglichst geringe Eigenwiderstände der Bauteile realisiert sind,
so daß auch in diesem Fall das Vorsehen eines Distanzelements aus Aluminium zwischen
dem in der Regel durch Stahlschrauben realisierten Verbindungselementen und dem Getriebegehäuse
aus Magnesium zu einer unerwünschten Erhöhung des Gesamtwiderstandes führen würde.
[0008] Es ist die Aufgabe der Erfindung, ein Verbindungselement der eingangs genannten Art
derart weiterzubilden, das Auftreten einer Kontaktkorrosion zwischen dem erfindungsgemäßen
Verbindungselement und den mit dem Verbindungselement zusammenwirkenden Bauteil aus
Magnesium oder einer Magnesium-Legierung vermindert oder eliminiert wird.
[0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß das Verbindungselement zumindest
in seinem mit dem Bauteil aus Magnesium oder einer Magnesium-Legierung in Kontakt
stehenden Bereich mit Zinn oder einer Zinn-Legierung beschichtet ist.
[0010] Durch die erfindungsgemäßen Maßnahmen wird in vorteilhafter Art und Weise ein elektrisch
leitendes Verbindungselement, insbesondere ein elektrisches Masseverbindungselement,
geschaffen, welches sich dadurch auszeichnet, daß bei einem Kontakt des erfindungsgemäß
mit Zinn oder einer Legierung aus diesem Metall beschichteten Verbindungselement und
dem Bauteil aus Magnesium oder einer Magnesium-Legierung das Auftreten einer Kontaktkorrosion
eliminiert oder zumindest weitgehend reduziert wird, während die elektrische Leitfähigkeit
des elektrischen Verbindungselements erhalten bleibt.
[0011] Das erfindungsgemäße Ergebnis ist insbesondere aus dem Grund überraschend, da - wie
sich aus der elektrochemischen Spannungsreihe ergibt - Magnesium im Vergleich zu Zinn
das unedlere Metall darstellt und es daher zu erwarten gewesen wäre, daß bei einem
Kontakt von Magnesium mit Zinn das erstgenannte Metall die korrodierende Anode darstellen
und daher einer Kontaktkorrosion ausgesetzt sein würde.
[0012] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0013] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung sind dem Ausführungsbeispiel zu entnehmen,
das im folgenden der Figur beschrieben wird.
[0014] Es zeigt:
- Figur 1
- ein Ausführungsbeispiel eines elektrischen Massekonzepts,
[0015] In Figur 1 ist nun ein für einen Einsatz im automotiven Bereich konzipiertes Massekonzept,
also eine technische Ausführung der Stromrückleitung von im Automobil angeordneten
Verbrauchern zum Minus-Pol B- einer Batterie (nicht gezeigt), dargestellt. An einem
aus Grauguß oder Aluminium gefertigten Motorgehäuse M ist über ein elektrisches Verbindungselement
1 ein aus Magnesium oder einer Magnesium-Legierung bestehendes Getriebegehäuse G befestigt,
wobei zwischen dem Motorgehäuse M und dem Getriebegehäuse G eine Zwischenplatte Z
angeordnet ist. An dem Getriebegehäuse G ist ein vorzugsweise aus AlSi
11Cu bestehender Starterflansch SF über Verbindungselemente 2a, 2b befestigt, welcher
die Startereinrichtung ST des Kraftfahrzeugs trägt. Die Startereinrichtung ST ist
über ein elektrisch leitendes Kabel K+ mit dem Plus-Pol B+ der in der Figur 1 nicht
gezeigten Batterie verbunden. Ein weiteres Kabel K- verbindet den Minus-Pol B- der
Batterie mit dem in Figur 1 rechten Ende 1' des Verbindungselements 1. Der Starterstromkreis
verläuft also - in technischer Stromrichtung - vom Plus-Pol B+ der Batterie über das
erste Kabel K1 zur Startereinrichtung ST und über den Starterflansch SF und das Getriebegehäuse
G zum elektrischen Verbindungselement 1, welches über das zweite Kabel K- mit dem
Minus-Pol B- der Batterie verbunden ist.
[0016] Desweiteren zeigt die Figur 1 einen elektrischen Generator EG, dessen Plus-Pol EG+
über ein elektrisches Generatorkabel GK mit den elektrischen Verbrauchern (nicht gezeigt)
des Kraftfahrzeugs verbunden ist. Die Masseverbindung für diese Verbraucher erfolgt
über die Anbindung des Motorgehäuses M an dem Minus-Pol EG- des Generators EG, welches
seinerseits über das elektrische Verbindungselement 1 mit dem Getriebegehäuse G verbunden
ist.
[0017] Um zu verhindern, daß im Kontaktbereich 3 zwischen dem einen Grundkörper 2 aus einem
Nicht-Edelmetall, insbesondere Stahl, oder aus einem Edelmetall, insbesondere Gold
oder Silber, aufweisenden Verbindungselement 1 und dem aus Magnesium bestehenden Getriebegehäuse
G eine Kontaktkorrosion auftritt, ist vorgesehen, daß das elektrische Verbindungselement
1 zumindest in seinem mit dem Magnesium des Getriebegehäuses G in Verbindung stehenden
Bereich 4 mit einer Schicht aus Zinn oder einer Legierung aus Zinn beschichtet ist.
[0018] Versuche haben gezeigt, daß sich durch diese Maßnahme die Kontaktkorrosion zwischen
dem aus Magnesium hergestellten Getriebegehäuse G und dem aus Nicht-Edelmetall, insbesondere
Stahl, oder Edelmetall, insbesondere Gold oder Silber, bestehenden oder damit beschichteten
Verbindungselement 1 deutlich reduzieren läßt. Das Ergebnis ist insbesondere deshalb
überraschend, da - wie bereits eingangs erwähnt - Magnesium im Vergleich zu Zinn das
unedlere Metall darstellt, und man daher erwarten würde, daß in Kontakt mit Zinn das
Magnesium zur korrodierenden Anode würde.
[0019] Das erfindungsgemäße Ergebnis kann dadurch erklärt werden, daß die elektrochemische
Spannungsreihe, welche aus der daraus zu errechnenden Potentialdifferenz zwischen
zwei Metalle eine prinzipielle Abschätzung des Korrosionsverhaltens erlaubt, dadurch
gewonnen wird, daß für ein einzelnes Metall im stromlosen Zustand dessen Potential
gegen eine Bezugselektrode ermittelt wird, d.h., daß bei derartigen Messungen keine
Korrosionsströme zwischen den Elektroden fließen. Eine derartige Vorgangsweise bewirkt
aber, daß wichtige, den chemischen Umsatz bestimmende Effekte, wie sie beim Zusammenwirken
von den zwei elektrisch leitenden, miteinander verbundenen Metallen in der Praxis
auftreten, nicht erfaßt werden. Es wird daher davon ausgegangen, daß Polarisationserscheinungen
an den stromdurchflossenen Elementen der Grund sind, daß - im Gegensatz zu den Aussagen
der elektrochemischen Spannungsreihe - sich durch die Beschichtung eines elektrisch
leitenden, aus einem Nicht-Edelmetall oder Edelmetall bestehenden Verbindungselement
1 mit Zinn oder einer entsprechenden Zinn-Legierung eine Verminderung der Kontaktkorrosion
an einem aus Magnesium oder einer Magnesium-Legierung bestehenden Bauteil, wie z.B.
dem Getriebegehäuse G, erreichen läßt.
[0020] Es soll noch ausgeführt werden, daß es bevorzugt wird, daß hierbei das Zinn oder
die Zinn-Legierung mit einer Schichtdicke aufgetragen wird, die vorzugsweise größer
als 15 Micrometer ist. Die Beschichtung aus Zinn oder Zinn-Legierung kann hierbei
direkt auf den Grundkörper 2 aufgetragen werden. Es ist aber auch möglich, daß unter
der Beschichtung eine Unterkupferung vorgesehen ist, das heißt, daß auf dem Grundkörper
2 zuerst eine Kupferschicht aufgetragen wird und erst auf dieser Schicht die Beschichtung
aus Zinn oder Zinn-Legierung aufgebracht ist.
[0021] Es soll auch erwähnt werden, daß die beschriebene Anwendung nicht auf den automotiven
Bereich beschränkt ist. Vielmehr ist sie immer dort in vorteilhafter Art und Weise
einsetzbar, wo ein aus Magnesium oder einer Magnesium-Legierung bestehendes Bauteil
über ein Verbindungselement aus einem Nicht-Edelmetall oder Edelmetall befestigt werden
soll.
1. Elektrisches Verbindungselement, insbesondere ein elektrisches Masseverbindungselement,
welches einen Grundkörper (2) aus einem Nicht-Edelmetall, insbesondere Stahl, oder
einem Edelmetall, insbesondere Silber oder Gold, oder eine Beschichtung aus einem
dieser Metalle aufweist, und das in ein Bauteil (G) einsetzbar oder auf ein Bauteil
(G) aufsetzbar ist, welches zumindest in seinem mit dem Verbindungselement (1) in
Kontakt stehenden Kontaktbereich (3) aus Magnesium oder einer Magnesium-Legierung
gefertigt ist, dadurch gekennzeichnet, daß das Verbindungselement (1) zumindest in
seinem mit dem Bauteil (G) aus Magnesium oder einer Magnesium-Legierung in Kontakt
stehenden Bereich (4) mit Zinn oder einer Zinn-Legierung beschichtet ist.
2. Verbindungselement nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Beschichtung aus
Zinn oder einer Zinn-Legierung eine Schichtdicke aufweist, die größer als 15 Micrometer
ist.
3. Verbindungselement nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
die Beschichtung aus Zinn oder Zinn-Legierung direkt auf den Grundkörper (2) aufgetragen
ist.
4. Verbindungselement nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
unter der Beschichtung aus Zinn oder Zinn-Legierung eine Kupferbeschichtung angeordnet
ist.
5. Elektrisches Massekonzept, insbesondere für ein Kraftfahrzeug, zur Stromrückleitung
von im Automobil angeordneten Verbraucher zum Minus-Pol (B-; EG-) einer Batterie oder
eines Generators (EG) über ein elektrisches Verbindungselement (1), gekennzeichnet
durch ein Verbindungselement (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 4.