[0001] Die Erfindung bezeichnet eine Endlagenverriegelung hydraulischer Arbeitszylinder,
insbesondere Plungerzylinder und Differentialarbeitszylinder mit einer auch führungsseitigen
Verriegelung im höheren Druckbereich. Die Erfindung kann auf allen Gebieten der Fluidtechnik
angewandt werden, bei welchen in den Endlagen des Arbeitszylinders eine mechanische
Sperre notwendig ist.
[0002] Nach der IPC (Internationale Patentklassifikation) werden Druckmittelbetriebene Stellorgane
in der F15B klassifiziert. Die Verriegelung von druckmittelbetriebenen Vorrichtungen
ist speziell in der F15B 15/26 klassifiziert.
[0003] Das bei optimaler Materialausnutzung üblicherweise verwendete Kolbenstangenverhältnis
PHI liegt bei hydraulischen Arbeitszylindern im Bereich von 1,6 bis 2,5.
[0004] Es gilt allgemein:

mit
d2: Kolbenstangendurchmesser
d1: Kolbendurchmesser
[0005] Es ist demnach für hydraulischen Differentialarbeitszylinder mit einem auch vorgegebenen
Kolbendurchmesser der Kolbenstangendurchmesser in einem gewissen Intervall festgelegt
und wird üblicherweise nicht unter bzw. überschritten. Vorbekannte Lösungen zur Verriegelung
sind konstruktiv so gestaltet, daß sie sinnvoll vornehmlich nur bodenseitig angewendet
werden, da das Lösungsprinzip bei Anwendung im Stangenführungsbereich radiale Ausdehnungen
zur Folge hätte, die eine technisch vertretbare Lösung unter dem Gesichtspunkt kommerzieller
Verwertung ausschließt. Vorbekannte Lösungen zur Verriegelung verwenden aus konstruktiven
Gründen für eine einseitig wirkende Verriegelung zumeist ein Kolbenstangenverhältnis
PHI außerhalb des technisch und kommerziell vertretbaren Bereiches.
[0006] Für eine sperrende gehärtete Stahlkugel ergibt sich eine
[0007] Hertz'sche Pressung nach
- p
- Hertz'sche Pressung
- F
- axiale Kraft auf die Kugel
- E
- Elastizitätsmodul der mit der Kugel gepaarten Teile
- r
- Radius der Kugel
welche aus der Erfahrung den Wert von p=900 N/mm
2 nicht überschreiten sollte.
[0008] Die üblicherweise verwendeten Kugeln haben daher gegenüber im Flächenkontakt pressende
Verriegelungselemente einen prinzipiellen Nachteil bei hohen Drücken auf Grund der
maximal zulässigen Materialbelastungsgrenzen.
[0009] Ein weiteres signifikantes Merkmal vorbekannter Lösungen zur Verriegelung besteht
darin, daß die Ankopplung des Sperrsystems zumeist an der Kolbenstange erfolgt, was
den verfügbaren Hub verringert und die Verwendung der Kolbenstange für zusätzliche
Funktionseinheiten am Arbeitszylinder unmöglich macht (Endschalter; Wegmeßeinrichtung).
Ein weiteres Problem ist in der durch Leckage verursachten Sperrung des Verriegelungssystems
zu sehen. Füllt sich über einen längeren Zeitraum der eigentlich abgeschlossene Raum
der vorspannenden Verriegelungskolbenfeder mit dem verwendeten Druckmittel, ist eine
Entriegelung nicht mehr möglich, da das selbige der Bewegung des Verriegelungskolbens
entgegensteht.
[0010] In der Druckschrift DE2911071C2 wird eine Verriegelung für Arbeitszylinder mit einem
ringförmigen Verriegelungskolben (7) zur Arretierung der Verriegelungselemente (8)
ausgeführt, die nur bodenseitig anwendbar ist, da führungsseitig nicht hinreichend
Platz für die zur Sperrung erforderlichen Teile, insbesondere den vorgespannten Sperrschieber
(20), zur Verfügung steht oder das führungsseitige Abschlußteil unverhältnismäßig
masseintensiv ausgeführt werden müßte.
[0011] In der Druckschrift DE3540277 wird ein selbstsperrender, doppelt wirkender Arbeitszylinder
ausgeführt, bei dem ein Differentialkolben axial verschiebbar einerseits an seinem
Außendurchmesser im Gehäuse und andererseits mit seinem Innenkanal an einer gehäusefesten
Buchse gelagert ist, wobei ein Verriegelungskolben, der einerseits im Differentialkolben
und andererseits in der Buchse gelagert ist, das Kugelgesperre betätigt. Bei diesem
Arbeitszylinder bewegen sich innerhalb des Gehäuses drei Bauteile relativ zueinander,
wodurch sich ein relativ komplizierter Aufbau darstellt.
[0012] Bekannt ist ein verriegelbarer Arbeitszylinder mit wenigen beweglichen Verriegelungsteilen
aus der Druckschrift DE3732561C2. Dabei werden Verriegelungsteile zwischen Aussparungen
des Kolbeninnenmantels und des Zylinderaußenmantels gedrückt, welche die Sperrung
übernehmen. Dazu befindet sich ein Verriegelungskolben, welcher über eine Feder vorgespannt
ist, innerhalb des Arbeitskolbens. Dieses Prinzip ist jedoch aus konstruktiven Gründen
nur für bodenseitige Verriegelungen anwendbar, da führungsseitig in die Kolbenstange
kein Verriegelungskolben integrierbar ist. Zudem sind hierbei als Verriegelungselemente
ausschließlich Kugeln anwendbar, mit dem Nachteil der Linienberührung derselben bei
der Sperrung und dadurch extrem hohe Hertz'sche Pressung, wodurch dieses System nur
bei geringen hydraulischen Drücken anwendbar ist.
[0013] In der Druckschrift DE3942348C2 wird ein in der Endlage arretierbarer Arbeitszylinder
mit einem vorgespannten Verriegelungskolben beschrieben, bei dem ein in den Kolben
integriertes Kugelgesperre in einer dieses aufnehmende ringförmigen Aussparung des
Bodens oder des Verriegelungskolbens arretiert wird. Der zentral liegende Verriegelungskolben
selbst ist vorgespannt und liegt optional innerhalb des Kolbens (Fig. 3 und 4.). Nachteilig
bei diesem System ist, daß eine führungsseitige Ausführung dieser Lösung nicht möglich
ist.
[0014] In der Druckschrift DE3428228A1 ist ein in beiden Endlagen arretierbarer Arbeitszylinder
offenbart, bei welchem die jeweiligen Kugelgesperre in den Kolben integriert sind
und die Arretierung gegen das Zylinderrohr erfolgt, welches durch sogenannte Flanschringe
eine spezielle Ausbildung erfährt. Der Verriegelungskolben zur formschlüssigen Arretierung
der Kugeln wird innerhalb der hohlen Kolbenstange axial geführt und durch einen separaten
Steuerdruck betätigt. Nachteilig ist die Anordnung des Verriegelungskolbens innerhalb
der Kolbenstange, da dadurch nur geringe Kräfte über diese übertragbar sind, wodurch
diese Anordnung für den Hochdruckbereich ungeeignet ist bzw. weitere Anwendungen der
Kolbenstange nicht ermöglichst.
[0015] Die Aufgabe der Erfindung besteht in der Realisierung einer führungsseitig und/oder
bodenseitig verwendbaren Endlagenverriegelung eines Arbeitszylinders. Wesentliche
Aspekte stellen gesonderte modular lösbare Sperreinheiten und eine optionale Verwendbarkeit
der Kolbenstange für zusätzliche Systemlösungen dar. Ein weiterer wesentlicher Aspekt
liegt in der Verwendbarkeit dieser Realisierung auch für den höheren Druckbereich,
sowie im Ausschluß von funktionshemmenden Leckagestörungen.
[0016] Die Aufgabe wird durch die im Schutzanspruch 1 aufgeführten Merkmale gelöst. Bevorzugte
Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0017] Das Wesen der Erfindung liegt in der vollständigen Integration des Kolbens und der
je Endlagenverriegelung benötigten Konstruktionsteile, - der Verriegelungselemente,
des vorgespannten Verriegelungskolbens und des Verriegelungselementeträgers - innerhalb
des Ringraums zwischen Kolbenstange und Zylinder. Bei Differentialarbeitszylindern
ist eine derartige Anordnung am Kolben gespiegelt ausgeführt.
[0018] Die Verriegelungselemente greifen in den Zylinderinnenmantel - vorzugsweise im Bereich
der Verschlußkappen - ein. Das Lösen der Verriegelungselemente erfolgt bei Druckaufbau
im Arbeitsraum durch axiale Bewegung des Verriegelungskolbens gegen die Vorspannung
der Verriegelungskolbenfeder. Durch die Freigabe des die Verriegelung bewirkenden
formschlüssigen Zwangs des Verriegelungskolbens erfolgt bei infinitessimaler axialer
Bewegung des Kolbens - vermittelt über axial schräge Kontaktflächen des Verriegelungselements
zur Aussparung im Zylinder - das vollständige Eindrücken der Verriegelungselemente
in den Ringraums zwischen Kolbenstange und Zylinder.
[0019] Zur Realisierung einer Endlagenverriegelung bei hohen Drücken werden keine im Linienkontakt
pressenden Kugeln sondern vorzugsweise im Flächenkontakt pressende Kreissegmente als
Verriegelungselemente benutzt. Zur Unterbindung leckagebedingter Störungen wird der
Raum indem die Vorspannung für den Verriegelungskolben über eine Verriegelungskolbenfeder
erfolgt über einen Kanal und ein Ventil zum gegenüberliegenden Arbeitsraum entspannt,
vorzugsweise innerhalb der Kolbenstange. Zur Gewährleistung einer optional verbesserten
axialen Führung des Kolbens im Zylinder wechseln sich alternierend axial führende
Teile des Verriegelungselementeträgers mit Teilen der Verriegelungskolbenfeder bzw.
Verriegelungskolbenfedern ab. Durch den vorzugsweise modularen Aufbau der zur Verriegelung
benötigten Konstruktionsteile bezüglich des Kolbens ist eine wahlweise Ausführung
des Arbeitszylinders mit und ohne Verriegelung einfach möglich.
[0020] Die Vorteile der Erfindung bestehen insbesondere in
- der im wesentlichen gleichartigen Ausführung der an beiden Systemen für die Verriegelung
benötigten Konstruktionsteile,
- der Möglichkeit einer - auch bezüglich der Verschlußkappen - relativ schlanken materialsparenden
Bauausführung,
- der auch im höheren Druckbereich funktionssicheren Konstruktion
- der schonenden Behandlung des Zylinderinnenrohres infolge flächiger Belastung der
Sperrschieber
- der Gewährleistung der Funktionsfähigkeit auch bei langer Verriegelungszeit und
- der zusätzlichen Verwendung von Stell- und Positionierungssystemen im Kolbenstangenbereich,
da dieser durch das Verriegelungssystem nicht verwendet wird.
[0021] Die Erfindung wird als Ausführungsbeispiel an Hand von
Fig. 1 als Endlagenverriegelung in der Führungsseite eines Arbeitszylinders
(Fig. 2 als Schnitt von Fig. 1)
Fig. 3 als Endlagenverriegelung in der Bodenseite eines Differentialarbeitszylinders
näher erläutert.
[0022] Nach Figur 1 und Figur 2 besteht ein hydraulischer Arbeitszylinder aus einem Kolben
1 auf einer Kolbenstange 2, welcher innerhalb eines Zylinders 3 geführt wird. In den
Endlagen des Hubs wird die Position des Kolbens 1 im Zylinder 3 über Verriegelungselemente
4 formschlüssig arretiert. Diese Endlagenverriegelung benötigt neben den Verriegelungselementen
4 einen, vorteilhaft über eine Verriegelungskolbenfeder 5 - vorgespannten Verriegelungskolben
6 und einen Verriegelungselementeträger 7, der die Verriegelungselemente 4 bei ihrer
radialen Bewegung führt und axial arretiert. Die Endlagenverriegelung ist zusammen
mit dem Kolben 1 vollständig innerhalb des Ringraums zwischen Kolbenstange 2 und Zylinder
3 integriert. Die Verriegelungselemente 4 greifen zur Verriegelung der Endlage in
Aussparungen 8 des Zylinderinnenmantels ein, welche vorzugsweise in einem Verschlußstück
9 eingebracht sind. Der Verriegelungselementeträger 7 ist mit dem Kolben 1 verbunden
und zwischen diesem und der zu verriegelnden Endlage auf der Kolbenstange 2 angeordnet.
Er trägt partiell zur axialen Führung des Kolbens 1 im Zylinder 3 bei und beinhaltet
in entsprechenden Räumen eine oder mehrere Verriegelungskolbenfedern 5, welche die
Druckvorspannung des auf der Kolbenstange 2 axial beweglichen Verriegelungskolbens
6 erzeugt, wenn sich der Verriegelungskolben 6 - durch den Druck des Arbeitsmediums
auf seine zur Endlage orientierten Fläche - dem Kolben 1 nähert. Der Verriegelungskolben
6 weist auf seinem Außenmantel eine Fase 10 auf, welche die Verriegelungselemente
4 formschlüssig zwischen den Aussparungen 8 und dem Verriegelungselementeträger 7
arretiert, wenn die Endlage des Kolbens 1 erreicht ist, indem die bei der Annäherung
des Kolbens 1 an die Endlage aufgebaute Vorspannung eine radiale Verschiebung nach
Außen der Verriegelungselemente 4 in die Aussparung 8 erzwingt. Dabei bildet die Berührungsfläche
der Verriegelungselemente 4 mit der Aussparung 8 eine leichte axiale Schräge 11 aus.
Die Verriegelungselemente 4 sind vorteilhaft als Kreissegmente ausgeführt, wodurch
in den Aussparungen 8 eine Flächenpressung erzielt wird. Vorteilhaft ist der Raum
der Verriegelungskolbenfeder 5 über einen dünnen Kanal 12 mit einem Ventil 13 mit
dem jeweils anderen, druckfreien Arbeitsraum verbunden, wodurch auch bei vorhandener
Leckage stets eine Entspannung dieses Raumes gegeben ist.
[0023] Nach Fig. 3 weist ein Differentialarbeitskolben sämtliche zur Endlagenverriegelung
notwendigen Konstruktionselemente entsprechend Fig. 1 doppelt auf, wobei diese vorteilhaft
jeweils an der Schnittfläche des Kolbens 1 gespiegelt sind. Der somit erzielbare modulare
Aufbau der Endlagenverriegelung gestattet in der Produktion von Arbeitszylindern eine
einfache an Kundenwünschen orientierte funktionelle Ausstattung dieser mit weitgehend
einheitlichen Konstruktionsteilen.
Verwendete Bezugszeichen
[0024]
- 1
- Kolbens
- 2
- Kolbenstange
- 3
- Zylinder
- 4
- Verriegelungselementen
- 5
- Verriegelungskolbenfeder
- 6
- Verriegelungskolben
- 7
- Verriegelungselementeträger
- 8
- Aussparungen
- 9
- Verschlußstück
- 10
- Fase
- 11
- Schräge
- 12
- Kanal
- 13
- Ventil
1. Endlagenverriegelung hydraulischer Arbeitszylinder,
bei welcher ein Kolben (1) auf einer Kolbenstange (2) innerhalb eines Zylinders (3)
geführt wird und
in den Endlagen des Hubs die Position des Kolbens (1) im Zylinder (3) über Verriegelungselemente
(4) formschlüssig arretiert wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine vollständige Integration des Kolbens (1) und der je Endlagenverriegelung
benötigten
* Verriegelungselemente (4),
* des vorgespannten Verriegelungskolbens (6) und
* des Verriegelungselementeträgers (7)
innerhalb des Ringraums zwischen Kolbenstange (2) und Zylinder (3) vorliegt.
2. Endlagenverriegelung hydraulischer Arbeitszylinder nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß bei Differentialarbeitszylindern eine derartige Anordnung am Kolben (1) gespiegelt
ausgeführt ist.
3. Endlagenverriegelung hydraulischer Arbeitszylinder nach Anspruch 1 oder Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Verriegelungselemente (4) keine Kugeln verwendet werden.
4. Endlagenverriegelung hydraulischer Arbeitszylinder nach einem der Ansprüche 1 bis
3, dadurch gekennzeichnet
daß der Raum der die Vorspannung für den Verriegelungskolben (6) aufbringenden Verriegelungskolbenfeder
(5) über einen Kanal (12) und ein Ventil (13) zum gegenüberliegenden Arbeitsraum entspannt
ist.
5. Endlagenverriegelung hydraulischer Arbeitszylinder nach einem der Ansprüche 1 bis
4, dadurch gekennzeichnet daß sich alternierend axial führende Teile des Verriegelungselementeträgers
(7) mit Teilen der Verriegelungskolbenfeder (5) abwechseln.
6. Endlagenverriegelung hydraulischer Arbeitszylinder nach einem der Ansprüche 1 bis
5, dadurch gekennzeichnet daß durch den modularen Aufbau der zur Verriegelung benötigten
Konstruktionsteile bezüglich des Kolbens (1) eine wahlweise Ausführung des Arbeitszylinders
mit und ohne Verriegelung einfach gegeben ist.