[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Bekannte Verfahren zum Pulverlackieren werden angewandt bei Bauteilen aus elektrisch
leitenden Werkstoffen, hauptsächlich aus Metall. Auf die Bauteile wird eine, beispielsweise
positive, Ladung aufgebracht, ehe anschließend der mit einer entgegengesetzten Ladung
versehene, z.B. negativ aufgeladene, Pulverlack aufgesprüht wird. Wegen der entgegengesetzten
Ladungen haftet der Pulverlack auf dem Bauteil. Der haftende Pulverlack wird bei erhöhter
Temperatur dann eingebrannt. Mit dem bekannten Verfahren ist das Pulverlackieren von
Bauteilen aus elektrisch nichtleitenden Werkstoffen nicht möglich, weil auf solche
Bauteile keine Ladung aufbringbar ist.
[0003] Bekannt ist es jedoch, den Werkstoff für Bauteile aus an sich elektrisch nichtleitenden
Werkstoffen vor der Formgebung mit elektrisch leitenden Stoffen bzw. Partikeln zu
vermischen und die Bauteile nach der Formgebung wie bei elektrisch leitenden Werkstoffen
zu lackieren. Dies hat den Nachteil, daß die Eigenschaften des Grundwerkstoffes und/oder
des Bauteils verändert und zeitaufwendige und kostenintensive Prüfungen, z.B. auf
Festigkeit oder andere Eigenschaften, notwendig werden.
[0004] Es ist Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren anzugeben, das mit relativ einfachen
Mitteln das Pulverlackieren von Bauteilen aus an sich elektrisch nichtleitenden Werkstoffen
ermöglicht.
[0005] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
[0006] Indem nur auf die Oberfläche jedes Bauteils eine elektrisch bzw. elektrostatisch
aufladbare Ausrüstung aufgebracht wird, die es ermöglicht, den entgegengesetzt aufgeladenen
Pulverlack vor dem Einbrennen anzuhaften, bleiben im Bauteil seine vorbestimmten Eigenschaften
erhalten. Nachträgliche, aufwendige und kostenintensive Prüfungen, ob die ursprünglichen
Eigenschaften oder die gewünschten Eigenschaften des nichtleitenden Werkstoffes erhalten
oder innerhalb eines Toleranzbereiches sind, entfallen, da nur die Oberfläche mit
Hilfe der Ausrüstung leitfähig bzw. aufladbar gemacht worden ist. Nach dem Aufbringen
der Ausrüstung läßt sich der Bauteil wie ein Bauteil aus leitfähigem Werkstoff pulverlackieren.
[0007] Gemäß Anspruch 2 wird die Ausrüstung durch oberflächliches Benetzen aufgebracht,
um den Pulverlack anhaften zu können.
[0008] Gemäß Anspruch 3 erfolgt die Benetzung durch Tauchen, Besprühen oder Bedampfen oder
gleichwertige technische Prozesse. Dazu ist nur vertretbar einfacher apparativer Aufwand
erforderlich.
[0009] Gemäß Anspruch 4 wird jeder Bauteil in einem Salzbad benetzt, das die Leitlösung
enthält. Die flüssige Leitlösung erreicht auch bei komplizierter Oberflächengestaltung
des Bauteils alle für die Pulverlackierung relevanten Oberflächenbereiche, d.h. auch
Hinterschneidungen, Bohrungen und dgl., und lagert sich in einer gleichmäßigen Schicht
mit gleichförmiger Verteilung ab, so daß für den Pulverlack gleichförmige Haftbedingungen
geschaffen werden.
[0010] Gemäß Anspruch 5 ist in der Leitlösung das wenigstens eine Salz in einer Flüssigkeit
aufgelöst, die Wasser und/oder Alkohol sein kann. Die Flüssigkeit wird als Speicher
und Transportmedium für das Salz benutzt, um dieses gleichmäßig auf der Oberfläche
des Bauteils zu verteilen. Die Flüssigkeit läßt sich nach dem Aufbringen der Ausrüstung
mit technisch geringem Aufwand wieder entfernen, wobei Alkohol den Vorteil höherer
Flüchtigkeit als Wasser hat.
[0011] Gemäß Anspruch 6 eignet sich als Ausrüstung besonders ein quarternäres Alkyl-Ammoniumsalz.
[0012] Gemäß Anspruch 7 wird der benetzte Bauteil anschließend getrocknet, so daß die Ausrüstung
optimale Haftungsbedingungen für den Pulverlack bietet.
[0013] Mit verfahrenstechnisch geringem Aufwand wird gemäß Anspruch 8 bei Raumtemperatur
getrocknet.
[0014] Alternativ wird gemäß Anspruch 9 bei erhöhter Trockentemperatur und über einen vorbestimmten
Zeitraum getrocknet, um auch in kritischen Oberflächenbereichen optimale Haftungsbedingungen
für den Pulverlack zu erzielen. Außerdem läßt sich eine beschleunigte Trocknung vornehmen.
[0015] Gemäß Anspruch 10 werden die Bauteile vor dem Benetzen vorgetrocknet, um leicht flüchtige
Bestandteile auszutreiben, die der Haftung des Pulverlacks abträglich sein könnten.
Dadurch läßt sich die Qualität der späteren Lackierung verbessern.
[0016] Gemäß Anspruch 11 werden durch das Abkühlen günstige Voraussetzungen für das darauffolgende
Benetzen geschaffen. Außerdem wird ein verfahrenstechnisch unter Umständen ungünstiger
Zeitdruck für die Abfolge der Verfahrensschritte zwischen dem Vortrocknen und dem
Benetzen vermieden.
[0017] Alternativ wird gemäß Anspruch 12 Energie eingespart, indem zum Vortrocknen in die
Bauteile eingebrachte Wärmeenergie nach dem Benetzen zum Trocknen der Bauteiloberflächen
benutzt wird.
[0018] Gemäß Anspruch 13 erfolgt die Vortrocknung individuell abgestimmt auf den Werkstoff
und/oder die Ausbildung der Bauteile. Es wird auf diese Weise so wenig Zeit vergeudet
wie möglich.
[0019] Anhand der Zeichnung wird der Erfindungsgegenstand erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- schematisch ein grundsätzliches Verfahren zum Pulverlackieren von Bauteilen aus elektrisch
nichtleitenden Werkstoffen, und
- Fig. 2
- einen optimierten Gesamtverfahrensablauf in schematischer Darstellung.
[0020] In Fig. 1 wird wenigstens ein aus elektrisch nichtleitendem Werkstoff bestehender
Bauteil 1 in einem ersten Verfahrensschritt A in einem Becken 2 in eine Leitlösung
3, z.B. in ein Salzbad, getaucht. Alternativ ist es möglich, die Bauteile 1 durch
Sprühen, Bedampfen oder ähnliche Auftragsverfahren mit der Leitlösung 3 zu benetzen.
Als Salz der Leitlösung 3 kann ein quarternäres Alkyl-Ammonium-Salz verwendet werden,
das in einer Flüssigkeit aufgelöst ist.
[0021] In einem weiteren Verfahrensschritt B wird, z.B. anschließend, der mit der Leitlösung
3 benetzte Bauteil auf eine Lackieraufnahme 4 gesetzt. An der Lackieraufnahme 4 wird
der Bauteil 1 bzw. die auf seiner Oberfläche haftende Leitlösung 3 elektrisch bzw.
elektrostatisch aufgeladen, z.B. positiv aufgeladen. Danach kann, z.B. negativ, aufgeladener
Pulverlack 5, z.B. mit Sprühpistolen oder Sprühdüsen 6, auf die Oberfläche des Bauteils
1 aufgebracht werden. Durch die gegensätzlichen Aufladungen von Leitlösung 3 bzw.
Bauteil 1 und Pulverlack 5 haftet der Pulverlack 5 auf der Oberfläche des Bauteils
1. Anschließend wird der Pulverlack 5 mit geeigneten Mitteln unter Erwärmung auf vorzugsweise
150 bis 180°C für einen vorbestimmten Zeitraum behandelt, um die Oberfläche des Bauteils
1 gleichförmig zu überziehen und nachfolgend auszuhärten. Dies kann für etwa 10 bis
20 Minuten und kontinuierlich oder diskontinuierlich erfolgen.
[0022] Fig. 2 zeigt einen optimierten Verfahrensverlauf. In einem Vorbehandlungsschritt
A1 wird ein Bauteil 11 aus wenigstens einem elektrisch nicht leitenden Werkstoff zunächst
von leicht flüchtigen Bestandteilen befreit, die sich sonst während des Lackhärteprozesses
verflüchtigen könnten, was die Lackhaftung und/oder Oberflächenqualität negativ beeinflussen
würde. Der Vorbehandlungsschritt A1 umfaßt eine Vortrocknung, beispielsweise mit kontinuierlichem
oder diskontinuierlichem Ablauf, z.B. in einem Umluftofen. Zur Vortrocknung lassen
sich auch andere Apparate nutzen wie z.B. ein Trockenluftofen, ein Vakuumtrockner,
ein Infrarottrockner oder ein Mikrowellentrockner.
[0023] Bei der Vortrocknung zu berücksichtigende Parameter sind z.B. der Gehalt flüchtiger
Anteile bzw. die Wandstärke des jeweiligen Bauteils. Die Vortrocknung kann bis zu
mehreren Stunden bei 180°C dauern. Je höher die Temperatur bei der Vortrocknung ist,
desto schneller läuft die Vortrocknung ab. Je größer die Wandstärke des Bauteils ist,
desto langsamer verläuft die Vortrocknung. Je weniger flüchtige Anteile im Werkstoff
vorhanden sind, desto kürzer ist die notwendige Vortrocknungszeit. Wenig flüchtige
Anteile können beispielsweise bei gespritzten Kunststoffbauteilen schon durch Evakuieren
des Spritzgußwerkzeuges während des Spritzgußprozesses erhalten werden. Ein solcher
Verfahrensschritt beim Spritzgußprozeß kann Teil der Vorbehandlung ein.
[0024] In einem weiteren Vorbehandlungsschritt A2 wird der vorgetrocknete Bauteil 11 abgekühlt,
vorzugsweise auf Raumtemperatur. Durch eine solche Abkühlung werden später optimale
Qualitätseigenschaften des Lackes erzielt.
[0025] Im anschließenden ersten Verfahrensschritt A3 werden die werkstoffbedingt nichtleitenden
oder nichtleitfähigen Bauteile 11, z.B. einige Sekunden lang, in ein mit einer Leitlösung
13 gefülltes Becken 12 getaucht. Die Leitlösung 13 enthält das bereits erwähnte, in
einer flüssigen Substanz gelöste Salz. Die flüssige Substanz kann Wasser sein. Günstiger
kann Alkohol als flüssige Substanz benutzt werden, weil Alkohol sich bei der anschließenden
Trocknung schneller verflüchtigt.
[0026] Anschließend werden im Verfahrensschritt A4 die Bauteile 11 abtropfen gelassen und,
z.B. bei Raumtemperatur, vollständig getrocknet. Um die Trocknung zu beschleunigen,
kann es vorteilhaft sein, erhöhte Temperaturen anzuwenden. Vorzugsweise wird 2 bis
15 Minuten bei ca. 25 bis 70°C getrocknet.
[0027] Alternativ kann das Trocknen im Verfahrensschritt A4 vereinfacht werden, wenn die
vom Vortrocknen noch warmen Bauteile 11 gleich in die Leitlösung 13 (Verfahrensschritt
A3) getaucht werden. So wird beim Trockenvorgang im Verfahrensschritt A4 die Energie
der warmen Bauteile zur Trocknung eingesetzt, und wird dann erst nach dem Benetzen
abgekühlt.
[0028] Im Verfahrensschritt B1 wird wie in Fig. 1 Pulverlack 15 aufgebracht, z.B. mit Sprühvorrichtungen
16, und im Verfahrensschritt B2 ausgehärtet. Jeder Bauteil 11 wird zuvor an der Lackieraufnahme
4 mit der gewünschten Aufladung versehen, damit der entgegengesetzt aufgeladene Pulverlack
15 gleichförmig haftet.
[0029] Grundsätzlich ist das Verfahren für alle Arten elektrisch nichtleitender Werkstoffe
einsetzbar. Dies können z.B. verstärkte und unverstärkte Polyamide, Polyester, Polyurethane,
aber auch Glas, Keramik, Duroplaste und Holz sein. Einschränkungen bei den Werkstoffarten,
für die das Verfahren brauchbar ist, können sich aus der Temperaturbeständigkeit des
jeweiligen Werkstoffes bei den beim Lackhärten notwendigen Temperaturen von ca. 150
bis 180°C ergeben. Da jedoch die Entwicklung von Pulerlacksystemen mit niedrigeren
Aushärtetemperaturen als die vorstehenden im Gange ist, kann das Verfahren mit solchen
neuen Lacksystemen eine noch größere Auswahl an lackierbaren nichtleitenden Werkstoffen
wie Kunststoff mit niedrigerem Schmelzoder Glasübergangbereich umfassen.
[0030] Grundsätzlich ist es möglich, daß verfahrensgemäß die Leitlösung bzw. darin enthaltene,
leitende Partikel bei den verwendeten, elektrisch nichtleitenden Werkstoffen bzw.
aus diesen gebildeten Bauteilen nicht nur an der Oberfläche haften, sondern zumindest
geringfügig in die Oberfläche eindringen bzw. eindiffundieren. Dies hat für die gewünschten
Eigenschaften der Bauteile keinen nennenswerten negativen Einfluß.
[0031] Bei der Beschreibung des erfindungsgemäßen Verfahrens wurde bisher davon ausgegangen,
daß der Pulverlack negativ aufgeladen wird, während die Bauteiloberfläche positiv
aufgeladen wird. Die Vorzeichen der jeweilen Aufladungen können aber auch vertauscht
werden.
1. Verfahren zum Pulverlackieren von Bauteilen aus elektrisch nichtleitenden Werkstoffen,
dadurch gekennzeichnet, daß auf die an sich nicht elektrisch leitende Oberfläche eine elektrisch leitende
Ausrüstung stoffschlüssig aufgebracht und zum Anhaften eines entgegengesetzt aufgeladenen
Pulverlackes an die Oberfläche elektrisch oder elektrostatisch aufgeladen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß jeder Bauteil (1, 11) in einem ersten Verfahrensschritt (A, A3) mit einer Leitlösung
(3, 13) zumindest oberflächlich benetzt wird, daß auf den benetzten Bauteil eine Ladung
aufgebracht wird, und daß in einem weiteren Verfahrensschritt (B, B1, B2) entgegengesetzt
aufgeladener Pulverlack (5, 15) aufgebracht, angehaftet und anschließend ausgehärtet
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß jeder Bauteil (1, 11) durch Tauchen in oder Besprühen oder Bedampfen mit der
Leitlösung (3, 13) benetzt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß jeder Bauteil (1, 11) in einem die Leitlösung (3, 13) bildenden Salzbad benetzt
wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Leitlösung (3, 13) wenigstens ein in einer Flüssigkeit gelöstes Salz enthält,
und daß als Flüssigkeit Waser und/oder Alkohol verwendet wird bzw. werden.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 4 und 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Leitlösung (3, 13) ein quarternäres Alkyl-Ammonium-Salz enthält.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die mit der Leitlösung (3, 13) benetzten Bauteile (1, 11) getrocknet werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die benetzten Bauteile (1, 11) bei Raumtemperatur getrocknet werden.
9. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die benetzten Bauteile (1, 11) bei erhöhter Temperatur getrocknet werden, vorzugsweise
über sechs bis zehn Minuten bei ca. 30°C.
10. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Bauteile (1, 11) vor dem Benetzen mit der Leitlösung (3, 13) von leicht flüchtigen
Bestandteilen befreit werden, vorzugsweise durch kontinuierliche oder diskontinuierliche
Vortrocknung während eines Vorbehandlungsschrittes (A1) unter erhöhter Temperatur,
z.B. in einem Umluftofen.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Bauteile (1, 11) nach dem Vortrocknen in etwa auf Raumtemperatur abgekühlt
werden.
12. Verfahren nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die vorgetrockneten Bauteile (1, 11) in noch warmem Zustand mit der Leitlösung
(3, 13) benetzt und erst dann getrocknet und/oder abgekühlt werden.
13. Verfahren nach wenigstens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Vortrocknung unter Berücksichtigung von bauteilspezifischen und/oder werkstoffspezifischen
Parametern vorgenommen wird, vorzugsweise in Abhängigkeit von der Bauteil-Wandstärke
und/oder dem Gehalt an leicht flüchtigen Werkstoff-Bestandteilen.