[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Auswechseln im Erdreich verlegter Rohre
gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie eine Vorrichtung zu dessen Durchführung.
[0002] Es ist aus der DE 37 33 463 C1 bekannt, erneuerungsbedürftige erdverlegte Rohre ohne
Ausgrabung durch eine neue Rohrleitung zu ersetzen. Dabei wird in dem Bereich zwischen
einer Einziehbaugrube und einer Zielbaugrube ein altes Rohr entfernt und ein neues
Rohr an dessen Stelle eingezogen, indem durch eine gemeinsame Ziehvorrichtung das
alte Rohr zur Zielbaugrube hin gezogen und in dieser zerstört und das neue Rohr dem
alten Rohr folgend aus der Einziehbaugrube bis zur Zielbaugrube gezogen wird. Das
Ziehen erfolgt durch eine Zugstange, die mit einem Adapter verbunden ist, der das
alte und das neue Rohr formschlüssig miteinander verbindet.
[0003] Bei diesem Verfahren ist es von Nachteil, daß große Kräfte für das Ziehen der alten
Rohre aufgewendet werden müssen. Bei Verzweigungen und Kurven der Rohrleitung sowie
durch feste Anbackungen und Wurzelumhüllungen wird das Erdreich mitgerissen und es
kann zu ungewollter Hohlraumbildung kommen. Das Verfahren ist außerdem nicht für alte
Kunststoffrohre geeignet, da diese die Druckbelastung nicht aushalten.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine dafür geeignete
Vorrichtung zur Verfügung zu stellen, mit dem das Auswechseln von Rohrleitungen mit
geringen Zugbelastungen möglich ist und eine ungewollte Hohlraumbildung bei dem Auswechseln
der Rohre nicht auftreten kann.
[0005] Diese Aufgabe wird durch die im kennzeichnenden Teil des Anspruchs 1 angegebenen
Merkmale gelöst.
[0006] Vorteilhafte Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Verfahrens sowie bevorzugte Vorrichtungen
zu dessen Durchführung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0007] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren kann eine handelsübliche Bohrlafette verwendet
werden. Die Bohrlafette wird mit einem für das Überbohren des alten Rohres erforderlichen
Überbohrgestänge ausgerüstet und in der Zielbaugrube ausgerichtet und verspannt. Eine
Zielbaugrube erübrigt sich, wenn das Rohr bis zu einem Kellerraum ausgewechselt werden
soll. Anschließend wird das alte Rohr überbohrt. Durch das Überbohren werden feste
Anbackungen und Wurzelumhüllungen sowie ggfl. Abzweigungen und Kurven durchbohrt.
Anschließend erfolgt das Ziehen des "Bohrkernes" mit der Bohrlafette.
[0008] Dazu wird das Überbohrgestänge von dem Bohrmotor gelöst und in der Spann- und Führungseinrichtung
der Bohrlafette fixiert. Danach wird mit Hilfe eines Stahlseiles eine Ziehkette durch
das alte Rohr gezogen. Die Ziehkette wird an einem Deckel, der das alte Rohr in der
Einziehbaugrube verschließt und an einer Ketteneinhängung, die an dem Bohrmotor angeordnet
ist, befestigt. An der anderen Seite des Deckels wird in der Einziehbaugrube ein Ziehkopf
mit dem neuen Rohr befestigt. Nun wird im Schutz des Überbohrgestänges das alte Rohr
und das neue Rohr mittels des Ziehkopfes zur Zielbaugrube durch die Vorschubeinrichtung
der Bohrlafette gezogen. Das heißt, die Vorschubeinrichtung der Bohrlafette dient
gleichzeitig als Zieheinrichtung. Wenn der Bohrmotor auf der Bohrlafette seine hintere
Endposition erreicht hat, wird das alte Rohr hinter der Spann- und Führungseinrichtung
der Bohrlafette abgetrennt, die Ziehkette aus der Ketteneinhängung ausgehakt und das
abgetrennte Rohrstück entnommen. Danach wird der Bohrmotor durch die Vorschubeinrichung
vorgefahren und die Ziehkette wird wieder in die Ketteneinhängung eingehakt. Anschließend
wird durch Zurückfahren des Bohrmotors ein weiteres Stück Rohr gezogen.
[0009] Dieser Vorgang wird so oft wiederholt, bis der Deckel mit dem Ziehkopf aus dem Überbohrrohr
herausragt. Anschließend wird der Ziehkopf von dem neuen Rohr abgenommen und die Spann-
und Führungseinrichtung der Bohrlafette geöffnet. Nach Lösen der Verspanneinrichtung
wird die Bohrlafette aus der Baugrube gehoben.
[0010] Um eine maximale Hubausnutzung der Vorschub- und Zieheinrichtung zu ermöglichen,
kann die Ketteneinhängung mit einer Vorspannung versehen sein. Dazu ist an der Ketteneinhängung
eine Gewindespindel mit Spannmutter angeordnet, durch die die eingehängte Ziehkette
vorgespannt wird.
[0011] Das Überbohrgestänge kann nach dem Abschrauben der Bohrkrone als Schutzrohr im Erdreich
verbleiben. Aus diesem Grund besteht das Überbohrgestänge vorzugsweise aus Kunststoff.
[0012] Die vorgenannten, sowie die beanspruchten und in dem Ausführungsbeispiel beschriebenen,
erfindungsgemäß zu verwendenden Verfahrensschritte sowie Bauteile unterliegen hinsichtlich
ihrer Verfahrensbedingungen, ihrer Größe, Formgestaltung, Materialauswahl und technischen
Konzeption keinen besonderen Ausnahmebedingungen, so daß die in dem jeweiligen Anwendungsgebiet
bekannten Auswahlkriterien uneingeschränkt Anwendung finden können.
[0013] Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile des Gegenstandes der Erfindung ergeben
sich aus der nachfolgenden Beschreibung der zugehörigen Zeichnung, in der - beispielhaft
- eine bevorzugte Ausführungsform einer Bohrlafette dargestellt ist. In der Zeichnung
zeigen:
- Figur 1
- eine Ausführungsform der Bohrlafette in Seitenansicht und Draufsicht und
- Figur 2
- die Anordnung der Bohrlafette in der Zielbaugrube in zwei verschiedenen Phasen des
Rohrauswechselns.
[0014] Die Figur 1 zeigt eine Bohrlafette 1 mit einem Grundrahmen 2 und einer Verspanneinrichtung
3 mit Hydraulikzylinder 4 und Kolbenstange 5 sowie Stützplatten 6 und 6A. Mit einer
Vorschub- und Zieheinrichtung 7 mit Hydraulikzylinder 8, Kolbenstange 9, Vorschubketten
10 und Umlenkrollen 11 kann ein Bohrmotor 12 mit Hydraulikmotor 13 und Getriebe 14
auf dem Grundrahmen 2 vor- und zurückgefahren werden. An dem Bohrmotor 12 ist ein
Adapter 15 zur Aufnahme eines Überbohrgestänges 20 angeordnet. An dem Bohrmotor 12
ist außerdem eine Ketteneinhängung 16 mit Gewindespindel 17, Spann-mutter 18 und Druckring
19 angebracht. Im vorderen Bereich der Bohrlafette 1 ist eine Spann- und Führungseinrichtung
22 für das Überbohrgestänge 20 vorgesehen. In dem oberen Teil der Figur 1 ist eine
Ziehkette 26, die mit einem Schäkel 25 an einer Lasche 24 eines Deckels 23 befestigt
ist, dargestellt. An der anderen Seite des Deckels 23 ist über eine Öse 27 und einen
Schäkel 30 ein Ziehkopf 28 mit einer Öse 29 zum Ziehen eines neuen Rohres 31 vorgesehen,
wobei gleichzeitig ein altes Rohr 32 durch das Überbohrgestänge 20 gezogen wird.
[0015] Die Figur 2 zeigt die Anordnung der Bohrlafette 1 in einer Zielbaugrube 34, die in
dem Erdreich 35 ausgehoben wurde, in dem das alte Rohr 32 ausgewechselt werden soll.
In dem oberen Teil der Figur 2 ist das Überbohren des alten Rohres 32 dargestellt,
während in dem unteren Teil der Figur 2 das Ziehen des alten Rohres 32 und gleichzeitig
das Nachziehen des neuen Rohres 31 dargestellt ist. Die Bezugszeichen haben die gleiche
Bedeutung wie in der Figur 1. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind einige Bestandteile
der Bohrlafette 1 nicht dargestellt. Die Bohrlafette 1 wird in der Zielbaugrube 34
mit Hilfe von Unterleghölzern 33 ausgerichtet und mit der Verspanneinrichtung 3 mit
den Stützplatten 6 und 6A in der Zielbaugrube 34 verspannt. Mit der Bohrkrone 21 und
dem Überbohrgestänge 20 wird das alte Rohr 32 überbohrt. Nachdem die Bohrkrone 21
die nicht dargestellte Einziehbaugrube erreicht hat, wird die Bohrkrone 21 abgeschraubt
und in der Zielbaugrube 34 das Überbohrgestänge 20 von dem Bohrmotor 12 gelöst und
in der Spann- und Führungseinrichtung 22 eingespannt. Nach dem Befestigen der Ziehkette
an der Ketteneinhängung 16 und dem Deckel 23 kann, wie im unteren Teil der Figur 2
dargestellt, das Ziehen des alten Rohres 32 unter gleichzeitigem Nachziehen des neuen
Rohres 31 innerhalb des Überbohrgestänges 20 durch Verfahren des Bohrmotors 3 mit
Hilfe der Vorschub- und Zieheinrichtung 7 erfolgen. Nach beendetem Ziehvorgang kann
das Überbohrgestänge 20 als Schutzrohr in dem Erdreich 35 verbleiben.
Bezugszeichenliste
[0016]
- 1
- Bohrlafette
- 2
- Grundrahmen
- 3
- Verspanneinrichtung
- 4
- Hydraulikzylinder
- 5
- Kolbenstange
- 6
- Stützplatte
- 6A
- Stützplatte
- 7
- Vorschub- und Zieheinrichtung
- 8
- Hydraulikzylinder
- 9
- Kolbenstange
- 10
- Vorschubketten
- 11
- Umlenkrollen
- 12
- Bohrmotor
- 13
- Hydraulikmotor
- 14
- Getriebe
- 15
- Adapter
- 16
- Ketteneinhängung
- 17
- Gewindespindel
- 18
- Spannmutter
- 19
- Druckring
- 20
- Überbohrgestänge
- 21
- Bohrkrone
- 22
- Spann- und Führungseinrichtung
- 23
- Deckel
- 24
- Lasche
- 25
- Schäkel
- 26
- Ziehkette
- 27
- Öse
- 28
- Ziehkopf
- 29
- Öse
- 30
- Schäkel
- 31
- neues Rohr
- 32
- altes Rohr
- 33
- Unterlegholz
- 34
- Zielbaugrube
- 35
- Zielbaugrube
- 36
- Erdreich
1. Verfahren zum Auswechseln im Erdreich verlegter Rohre, bei dem in dem Bereich zwischen
einer Einziehbaugrube und einer Zielbaugrube ein altes Rohr entfernt und ein neues
Rohr an dessen Stelle eingezogen werden, indem durch eine Ziehvorrichtung das alte
Rohr zur Zielbaugrube hingezogen und in dieser zerstört und das neue Rohr dem alten
Rohr folgend aus der Einziehbaugrube bis zur Zielbaugrube gezogen werden, dadurch gekennzeichnet, daß das alte Rohr von der Zielbaugrube aus mittels einer Bohrlafette mit einer Bohrkrone
und einem Überbohrgestänge überbohrt wird und das alte Rohr durch Zurückfahren einer
an dem Bohrmotor befestigten Ziehvorrichtung gezogen wird, wobei die Ziehvorrichtung
an dem hinteren Ende des alten Rohres in der Einziehbaugrube angreift und an der Ziehvorrichtung
das neue Rohr befestigt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Ziehen des alten Rohres mit einer Kette erfolgt, die an dem Bohrmotor befestigt
wird und in der Einziehbaugrube an einem das alte Rohr verschließenden Deckel eingehängt
wird und an dem Deckel ein Ziehkopf mit dem neuen Rohr befestigt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß nach dem Einziehen des neuen Rohres das Überbohrgestänge als Schutzrohr in dem
Erdreich verbleibt.
4. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß eine Bohrlafette (1) an einem Bohrmotor (12) einen Adapter (15) für ein Überbohrgestänge
(20) und eine Ketteneinhängung (16) mit Gewindespindel (17) und Spannmutter (18) aufweist
und für das Überbohrgestänge (20) eine Spann-und Führungseinrichtung (22) vorgesehen
ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß ein Deckel (23) zum Verschließen des alten Rohres (32) eine Lasche (24) mit Schäkel
(25) für eine Ziehkette (26) aufweist und auf der anderen Seite des Deckels (23) eine
Öse (27) zur Befestigung eines Ziehkopfes (28) für das neue Rohr (31) vorgesehen ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4 und 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Überbohrgestänge (20) aus Kunststoff besteht.