[0001] Die Erfindung betrifft eine Werkzeuggravur eines Umformwerkzeuges zum Umformen mittels
Wirkmedium, nach dem Oberbegriff des ersten Patentanspruchs, wobei das Werkzeug eine
Druckmittelzuführung für das Wirkmedium und eine Gravur entsprechend der gewünschten
Endkontur des Werkstückes aufweist und als Wirkmedium flüssige oder gasförmige Druckmedien
Anwendung finden. Die Erfindung kann beim Innenhochdruckumformen rohrförmiger Werkstücke
sowie von randseitig aneinander anliegenden und ggf. miteinander verbundenen Doppelplatinen
sowie beim Hydroumformen von Einfach- oder Doppelplatinen oder beim hydromechanischen
Tiefziehen Anwendung.
[0002] Bei den gattungsgemäßen Umformverfahren erfolgt beim Hyroumformen (z.B. DE 44 34
799 A1) sowie beim Innenhochdruckumformen (siehe z.B. DE 195 35 870 A1 und Notrott,
A.: Neuere Entwicklungen in der Blechumformung; Siegert, K.; Neuere Entwicklungen
beim Innenhochdruckumformen..., 1998, Verlag MAT-INFO Werkstoff-Informationsgesellschaft
mbH, S. 365-377) durch den Druck des Druckmediums das Anformen der Wandung des Werkstückes
an die Gravur des Werkzeuges. Beim Entnehmen des Werkstückes kann das Druckmedium
an die Gravur des Werkzeuges gelangen, wodurch beim Umformen der nachfolgenden Werkstücke
in dem Bereich, in welchem Druckmittel an der Gravur haftet, keine Berührung zwischen
Gravur und Werkstückwandung zustande kommt, wodurch unerwünschte Deformierungen am
Werkstück auftreten.
Diese Deformierungen bewirken Einschränkungen in der Bewertung der Oberflächenqualität
des Werkstücks. Auch bei gasförmigen Wirkmedien können Blasenbildungen zwischen Blech
oder umzuformenden dünnen Folien und Gravur auftreten, wodurch ebenfalls unerwünschte
Deformationen der Werkstücke erzeugt werden.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es, Deformierungen des Werkstückes durch das Wirkmedium
zu verhindern sowie die Oberflächengüte zu verbessern und gleichzeitig definierte
Oberflächeneigenschaften des Werkstückes zu erzielen.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit den Merkmalen des ersten Patentanspruchs dadurch
gelöst, daß in die Gravur des Werkzeuges Mikrostrukturen eingearbeitet werden. Diese
Mikrostrukturen sollten die Oberflächenqualität des Werkstückes nicht negativ beeinflussen
und dazu geeignet sein, während des Anpressens des Werkstücks an die Gravur das in
der Gravur haftende Druckmedium aufzunehmen und einer Deformierung durch örtlichen
Aufstau des Druckmediums zwischen Gravur und Werkstuck entgegenzuwirken. Weiterhin
besteht die Möglichkeit, durch die Mikrostrukturen (Mikrostrukturen) die Oberflächenstruktur
des Werkstücks gezielt zu beeinflussen, so daß z.B. eine gleichmäßigere Umformung
erfolgt und bessere Hafteigenschaften für eine nachfolgende Beschichtung gewährleistet
werden.
Die Mikrostrukturen sollten dabei eine Abmessung in der Größenordnung von einem Molekül
des Druckmediums bis ca. 100µm Breite und 100µm Tiefe/oder Höhe aufweisen. Die Mikrostrukturen
können beliebige Formen besitzen und in gleichen oder unterschiedlichen Abständen
zueinander angeordnet werden oder auch ineinander übergehen und z.B. Linienstrukturen,
meanderförmige Strukturen oder punktförmige Strukturen bilden. Entsprechend der Spezifik
des Bauteiles können die Mikrostrukturen an der Gravur ganzflächig oder nur an definierten
Positionen (z.B. in Radienelementen) angeordnet sein, wenn nur an diesen Stellen die
Gefahr einer Deformierung besteht, oder wenn nur an bestimmten Oberflächenbereichen
des Werkstücks besondere Oberflächeneigenschaften (z.B. Haft- und Reibungseigenschaften)
gewünscht werden.
[0005] Die Erfindung wird nachfolgend an Ausführungsbeispielen und zugehörigen Zeichnungen
näher erläutert.
[0006] Es zeigen:
- Fig. 1:
- Prinzipdarstellung eines Innenhochdruckumformwerkzeuges
- Fig. 2:
- Prinzipdarstellung eines Hydroumformwerkzeuges
- Fig. 3:
- Schnittdarstellung durch eine Gravur mit Mikrostrukturen in den Eckbereichen
- Fig. 4:
- Gravur mit meanderförmigem Linienverlauf der Mikrostrukturen
- Fig. 5:
- Gravur mit kreisförmigen Linienverlauf der Mikrostrukturen
[0007] Figur 1 zeigt ein Innenhochdruckumformwerkzeug mit einer oberen Werkzeughälfte 1a
und einer unteren Werkzeughälfte 1b, die zum Beschicken und zum Entnehmen des Werkstücks
relativ zueinander bewegbar sind. Beide Werkzeughälften 1a, 1b sind im dargestellten
Beispiel geschlossen und weisen eine Gravur 2 auf. Im Innenhochdruckumformwerkzeug
befindet sich das noch nicht umgeformte rohrförmige Werkstück W. An beide Rohrenden
des Werkstücks greifen Nachschiebezylinder 3 an, die das Nachfließen des Werkstoffs
während des Innenhochdruckumformens gewährleisten und gleichzeitig das Werkstück W
abdichten. An dem in Fig. 1 links dargestellten Nachschiebezylinder 3 führt eine Druckmittelzuleitung
4, über die z.B. mittels eines Hydraulikagregats 5 dem Werkstück W das Druckmedium
zugeführt wird. Beim Innenhochdruckumformen legt sich dann die Wandung des Werkstücks
durch den Druck des Druckmediums an die Innenkontur des Werkzeuges und somit an die
Gravur 2 des Innenhochdruckumformwerkzeuges an. Die Gravur ist dabei vollständig oder
nur in den Bereichen, in denen sich das flüssige Druckmedium vor Einlegen des nächsten
Werkstückes sammeln kann (separat gekennzeichnet), mit Mikrostrukturen versehen.
Beim Umformen mittels Wirkmedium von Einfach- oder Doppelplatinen weist das Werkzeug
ebenfalls eine geteilte Form auf (s. Fig. 2). Die obere Werkzeughälfte 1a verfügt
dabei beispielsweise über die Gravur 2 und die untere Werkzeughälfte 1b verfügt über
einen Druckraum 6, in welchen die Druckmittelzuführung 4 mündet. Zwischen den geschlossenen
Werkzeughälften 1a und 1b ist das Werkstück W in Form einer Einfachplatine gespannt.
Durch die nun folgende Druckzuführung des Wirkmediums in den Druckraum und die Druckbeaufschlagung
legt sich das Blech (Werkstück W) an die Gravur 2 der oberen Werkzeughälfte 1a an.
Auch in diesem Fall kann die Gravur mit Mikrostrukturen versehen sein, die entweder
eine ungewollte Deformierung des Werkstücks aufgrund zwischen Gravur und Werkstück
eingeschlossenen Wirkmediums vermeiden und/oder gezielt die Oberflächenqualität des
Werkstücks beeinflussen.
[0008] In Fig. 3 ist ein Werkzeugteil 1a mit einer Gravur 2 gem. Fig. 2 dargestellt, bei
welchem in den Eckbereichen die Mikrostrukturen M angeordnet sind.
[0009] In Fig. 4 wird eine weitere Variante des Linienverlaufes der Mikrostrukturen M gezeigt.
Die Oberfläche der Gravur 2 weist dabei kleinste Vertiefungen in Form von Mikrostrukturen
M auf in die das sich an der Gravur 2 aufgestaute Wirkmedium beim Umformen entweichen
kann, so daß eine einwandfreie Oberfläche des Werkstücks W gewährleistet wird. Die
Mikrostrukturen sind hier meanderförmig aneinander gereiht.
[0010] In Fig. 5 ist eine kreisförmige Anordnung der Mikrostrukturen M dargestellt, die
z.B. an einem tiefsten Punkt einer Gravur 2 liegen können.
[0011] Die Herstellung dieser Mikrostrukturen M kann beispielsweise durch Laserbearbeitung,
elektroerosive Bearbeitung, Ultraschallerosion, Einritzen, Einätzen oder durch andere
geeignete Abtragungsverfahren erfolgen. In äquivalenter Form können auch auf die Gravur
Partikel aufgebracht werden, (z.B. durch Lithographie) durch welche die Mikrostrukturen
entstehen. Die Form, die Größe und der Abstand der Mikrostrukturen kann je nach Bedarf
gewählt werden.
[0012] Die Aneinanderreihung der Mikrostrukturen kann kreuzförmig, linienförmig, kreisförmig,
meanderförmig oder in anderen Strukturen oder Formen erfolgen.
In Fig. 4 sind dabei zwei Varianten mit meanderförmigem, und kreisförmigem Linienverlauf
der Mikrostrukturen dargestellt.
Bei der Umformung z.B. dünner Folien mit Luft wird eine Blasenbildung durch die Mikrostrukturen
vermieden, da das Wirkmedium in die Mikrostrukturen ausweichen kann.
Es ist weiterhin erstmalig möglich, mit diesen Mikrostrukturen in Bereichen hohen
Verschleißes ein Schmiermitteldepot anzulegen und somit den Verschleiß entscheidend
zu verringern.
Bei sehr geschmierten Werkstücken wird dieses Schmiermitteldepot z.B. aufgefüllt und
bei zu wenig geschmierten Teilen durch den wirkenden Druck bei Anpressen der Bauteilwandung
an die Gravur wieder abgegeben. Die Notlaufeigenschaften des Werkzeuges werden somit
überraschender Weise entscheidend verbessert. Weiterhin kann eine Einsparung von Schmiermittel
am Werkstück erfolgen.
Eine definierte Beeinflussung des Materialflusses ist z.B. durch eine Aufrauhung der
Gravur mit den Mikrostrukturen ebenfalls möglich.
Durch die Mikrostrukturen kann für eine nachfolgende Beschichtung des Werkstückes
eine Werkstückoberfläche mit günstigeren Hafteigenschaften erzeugt werden.
[0013] Die Größe der Mikrostrukturen sollte vorzugsweise zwischen 10 und 100 µm liegen,
um diese nicht an der Werkstückoberfläche sichtbar werden zu lassen.
1. Werkzeuggravur eines Umformwerkzeuges zum Umformen mittels Wirkmedium, wobei das Werkzeug
eine Druckmittelzuführung (4) für das Wirkmedium und eine Gravur (2) entsprechend
der gewünschten Endkontur des Werkstückes (W) aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß die Gravur (2) mit Mikrostrukturen (M) versehen ist.
2. Werkzeuggravur nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Mikrostrukturen (M) die Oberflächenqualität des Werkstückes (W) nicht negativ
beeinflussen und geeignet sind,
- während des Anpressens des Werkstücks (W) an die Gravur (2) beim Innenhochdruckumformen
das Wirkmedium aufzunehmen und einer Deformierung durch örtlichen Stau des Wirkmediums
zwischen Gravur (2) und Werkstück (W) entgegenwirken
und/oder
- die Hafteigenschaften des Werkstucks gezielt zu beeinflussen
und/oder
- Schmiermittel aufzunehmen und als Schmiermitteldepot zu dienen
und/oder
- den Materialfluß des Werkstückes beim Umformen zu beeinflussen.
3. Werkzeuggravur nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Mikrostrukturen (M) eine definierte Größe, Form und Anordnung aufweisen.
4. Werkzeuggravur nach einem der Ansprüche von 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Mikrostrukturen (M) eine Abmessung in der Größenordnung von einem Molekül
des Wirkmediums bis ca. 100µm Breite und 100µm Tiefe oder 100µm Höhe aufweisen.
5. Werkzeuggravur nach einem der Ansprüche von 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Mikrostrukturen (M) an der Gravur (2) ganzflächig oder an definierten Positionen
angeordnet sind.
6. Werkzeuggravur nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, daß die Mikrostrukturen (M)
- in Gravurbereichen, in welchen sich das Wirkmedium aufstaut und in welchen dadurch
Deformationen des Werkstücks (W) auftreten kann
und/oder
- in Gravurbereichen, mit die Oberflächenstruktur des Werkstücks (W) gezielt beeinflußt
werden soll
und/oder
- in Gravurbereichen, in denen ein hoher Verschleiß auftritt
und/oder
- in Gravurbereichen, mit denen der Werkstofffluß beeinflußt werden soll
angeordnet sind.
7. Werkzeuggravur nach einem der Ansprüche von 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Mikrostrukturen (M) linienförmig, kreisförmig, meanderförmig oder in anderen
Formen aneinandergereiht sind.
8. Werkzeuggravur nach einem der Ansprüche von 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß sie mit durch Laserbearbeitung, elektroerosive Bearbeitung, Ultraschallerosion,
Einritzen, Einätzen oder andere Abtragungsverfahren erzeugten Mikrostrukturen (M)
versehen ist.
9. Werkzeuggravur nach einem der Ansprüche von 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß sie mit durch Lithographie oder andere Auftragsverfahren erzeugte Mikrostrukturen
(M) aufweist.