[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Entschwefeln einer Roheisenschmelze, wobei
ein wenigstens ein feinkörniges Entschwefelungsmittel und einen gasabspaltenden Zusatzstoff
enthaltendes Schmelzebehandlungsmittel mit Hilfe eines Transportgases in ein Roheisen-Schmelzebad
eingeblasen wird.
[0002] Roheisen-Entschwefelungsverfahren sind in verschiedenen Ausführungsarten aus der
Praxis und der Fachliteratur (z.B. "Stahl und Eisen", Nr. 9/1997, S.53 - 58) bekannt.
Bei diesem Entschwefeln ist das Roheisen-Schmelzebad in einem entsprechenden Gefäß
vorhanden, das im allgemeinen durch eine Torpedopfanne oder eine Rohrpfanne gebildet
wird, die jeweils beim Hochofenabstich gefüllt wird.
[0003] Für die Entschwefelung von Roheisen ist es bekannt, calciumhaltige Entschwefelungsmittel,
nämlich Calciumcarbid (CaC
2) und/oder Kalk (CaO) zu verwenden und diese auf dem Wege einer sogenannten Monoinjektion
in das Roheisen-Schmelzebad einzubringen, wobei das Entschwefelungsmittel aus einem
Fördergefäß ausgetragen und mit einem Transportgas über eine feuerfeste Einblaslanze
in die Roheisenschmelze bzw. in das Roheisen-Schmelzebad eingeblasen wird. Dieses
Einblasen geschieht während der gesamten Behandlungszeit mit einer konstanten Einblasrate
für Entschwefelungsmittel und Transportgas. Da sowohl Calciumcarbid als auch Kalk
bei Roheisentemperaturen von etwa 1.250 bis 1.550°C im festen Aggregatzustand vorliegen,
handelt es sich bei dieser Entschwefelung von flüssigem Roheisen um eine Fest-Flüssig-Reaktion.
[0004] Diese metallurgische Verfahrenstechnik der Roheisenentschwefelung mit calciumcarbid-
und kalkhaltigen Entschwefelungsmitteln basiert auf einem theoretischen Reaktormodell,
wonach die Entschwefelungsmittel ausschließlich während des Aufstiegs von der Lanzenausströmöffnung
bis zur Badoberfläche mit dem im Roheisen gelösten Schwefel reagieren können. Ausgehend
von dieser verfahrenstechnischen Modellvorstellung werden im allgemeinen zwei Verfahrensvarianten
praktiziert, nämlich ein zeitoptimiertes Dichtstromverfahren und ein kostenoptimiertes
Verfahren.
[0005] Ein wesentliches Merkmal des zeitoptimierten Dichtstromverfahrens ist die Einstellung
eines hohen Entschwefelungsmittel-Einblasrate-Transportgasrate-Verhältnisses, d.h.
das Entschwefelungsmittel wird mit einer relativ hohen Beladungsdichte in das Roheisen-Schmelzebad
eingeblasen. Entsprechend den theoretischen Grundlagen des transitorischen Reaktormodells
entsteht bei dieser hohen Beladungsdichte ein pseudohomogenes Gemisch, durch das im
Bereich der Lanzenspitze nach Abbau der kinetischen Energie eine große Anzahl kleiner
entschwefelungsmittelhaltiger Blasen gebildet wird. Durch diese Vielzahl kleiner Blasen
wird der schwefelhaltigen Roheisenschmelze eine relativ große Reaktionsfläche angeboten.
Diese relativ große spezifische Blasenoberfläche begünstigt daher den Kontakt des
Entschwefelungsmittels mti dem schwefelhaltigen Roheisen, wodurch ein relativ guter
Ausnutzungsgrad der Entschwefelungsmittel erreicht wird.
[0006] Bei diesem Dichtstromverfahren wird etwa mit folgenden Merkmalen gearbeitet: 60 bis
90 % technischer CaC
2-Anteil und 10 bis 40 % Diamidkalk als Entschwefelungsmittel; 80 bis 150 kg/min Entschwefelungsmittel-Einblasrate;
22 bis 54 mol/min Transportgasrate; Ein-Loch-Einblaslanze, mit einer Position dieser
Einblaslanze etwa senkrecht oder unter einem Winkel von 10 bis 30 % gegenüber der
Vertikalen der Torpedopfanne geneigt.
[0007] Das sogenannte kostenoptimierte Verfahren geht aus von einer Einbringungsvorrichtung
für pulverförmige Entschwefelungsreagenzien, etwa entsprechend der EP-B-0 274 557,
wodurch eine Optimierung der Roheisenentschwefelung in bezug auf das zuvorbeschriebene
Dichtstromverfahren erzielt werden konnte. Diese Optimierung basiert auf einer erweiterten
Modellvorstellung der oben erwähnten transitorischen Reaktortheorie, wonach der Wirkungsgrad
der Entschwefelungsmittel hauptsächlich von den Strömungsverhältnissen in der Roheisenschmelze
bzw. im Roheisenschmelzebad, der Geschwindigkeit des Konzentrationsausgleichs in der
Roheisenschmelze und der pro Zeiteinheit in die Roheisenschmelze eingebrachten Entschwefelungsmittelmenge
beeinflußt wird. Bei diesem Verfahren wurde mit möglichst niedrigen Entschwefelungsmittel-Einblasraten,
hohen Transportgasraten und dem Einsatz von Zwei-Loch-Einblaslanzen mit einer solchen
Lanzenposition gearbeitet, daß die Austrittsdüsen um einen feststehenden Winkel gegenüber
der Längsachse der Schmelzepfanne gedreht sind. Hierbei kann eine weitere Optimierung
dadurch erreicht werden, daß ein eutektisches Calciumcarbidgemisch mit einem technischen
CaC
2-Anteil von etwa 67 %, einem CaO-Anteil von etwa 28 % und Flammkohle mit etwa 5 %
zum Einsatz kommt. Die Entschwefelungsmittel-Einblasrate beträgt in diesem Falle etwa
20 bis 50 kg/min, bei einer Transportgasrate von etwa 98 bis 280 mol/min.
[0008] Im Vergleich zu dem oben beschriebenen Dichtstromverfahren konnten die Entschwefelungsmittelkosten
bei dem zuletzt erwähnten Verfahren um bis zu DM 1,50 pro Tonne Roheisen gesenkt werden,
weshalb derzeit im wesentlichen alle Torpedo- und Rohrpfannen-Entschwefelungen nach
dem zuletzt erwähnten, kostenoptimierten Verfahren betrieben werden. Als Hauptnachteil
dieses zuletzt erwähnten Verfahrens wird jedoch die im Vergleich zum Dichtstromverfahren
zum Teil wesentlich längere Entschwefelungmittel-Einblaszeit bzw. Behandlungszeit
angesehen.
[0009] Aufgrund des in den letzten Jahren stetig gestiegenen Bedarfs an tiefentschwefeltem
Roheisen (mit Endschwefelgehalten von ≤ 0,005 %) und der daraus resultierenden zusätzlichen
Verlängerung der Behandlungszeit reichen die Kapazitäten der vorhandenen Entschwefelungsanlagen
vielfach nicht mehr aus, und die Roheisenentschwefelung wird zum Engpaß innerhalb
einer Raffinationskette der Rohstahlproduktion.
[0010] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Entschwefelungsverfahren der
im Oberbegriff des Anspruches 1 vorausgesetzten Art dahin weiterzuentwickeln, daß
im Vergleich zu dem zuletzt beschriebenen bekannten (kostenoptimierten) Verfahren
eine Verkürzung der Einblaszeiten bei relativ günstigen Investitionskosten und bei
einer Verringerung der Entschwefelungsmittelkosten erreicht wird.
[0011] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die im Kennzeichen des Anspruches 1 angegebenen
Verfahrensmerkmale erreicht, wobei vorteilhafte Ausgestaltungen dieser Erfindung in
den Unteransprüchen angegeben sind.
[0012] Die Erfindung macht sich dabei die thermodynamischen und reaktionskinetischen Einflußfaktoren
auf die Roheisenschmelze zunutze. Es seien daher zunächst die wichtigsten Einflußfaktoren
auf die Effektivität der Roheisenentschwefelung mit Calciumcarbid und Kalk aufgezeigt:
- Hohes Verhältnis von Entschwefelungsmittel-Einblasrate zu Transportgasrate, um über
die Bildung einer großen Anzahl kleiner Blasen/Bläschen den Wirkungsgrad der Entschwefelung
zu verbessern;
- hohe Gasmengen für einen beschleunigten Konzentrationsausgleich in der Roheisenschmelze
(Roheisen-Schmelzebad);
- niedrige Entschwefelungsmittel-Einblasraten, um den Wirkungsgrad der Entschwefelung
über eine Verringerung der im Roheisen pro Zeiteinheit angebotenen Entschwefelungsmittelmenge
zu erhöhen;
- reduzierende Bedingungen (d.h. Verringerung oder Beseitigung von Sauerstoff), da Calciumcarbid
und Calciumsulfid eine höhere Affinität zu Sauerstoff haben als zu Schwefel;
- Entschwefelungsmittel mit geringen Entmischungstendenzen für die Sicherstellung der
Reproduzierbarkeit der Entschwefelung;
- Lanzenausführung und Position der Einblaslanze in dem die Roheisenschmelze aufnehmenden
Gefäß (Torpedopfanne oder dergl.), bei Optimierung der Strömungsverhältnisse in dem
Gefäß.
[0013] Wesentliche Merkmale der Erfindung werden daher darin gesehen, daß das Schmelzebehandlungsmittel
mit einem relativ hohen Anteil an reduzierend wirkendem Zusatzstoff verwendet und
das Einblasen dieses Schmelzebehandlungsmittels bei Kombination von mehreren, thermodynamische
und reaktionskinetische Erfodernisse berücksichtigenden Verfahrensparametern durchgeführt
wird. Gegenüber dem oben beschriebenen Stand der Technik kann das erfindungsgemäße
Verfahren bei relativ niedrigen Transportgasraten mit einem entsprechenden Anteil
an Entschwefelungsmittel und einem relativ hohen Anteil an reduzierend wirkendem,
gasabspaltendem Zusatzstoff betrieben werden. Besonders durch den relativ hohen Anteil
an reduzierend wirkendem Zusatzstoff wird eine Vergrößerung der reaktiven Oberfläche
des Entschwefelungsmittels bei gleichzeitiger intensiver Durchmischung der Roheisenschmelze
ermöglicht. Durch die gleichzeitige Berücksichtigung thermodynamischer und rektionskinetischer
Einflußfaktoren bzw. Verfahrensparameter wird sowohl eine zeitoptimierte als auch
eine kostenoptimierte Betriebsweise erreicht, d.h. eine Verkürzung der Einblaszeiten
bei gleichzeitiger Verringerung der Entschwefelungsmittelkosten.
[0014] Bei diesem erfindungsgemäßen Verfahren werden in die Kombination der Verfahrensparameter
wenigstens folgende Parameter - mit den sich daraus ergebenden Wirkungen - einbezogen:
- Ein relativ hohes Verhältnis von Schmelzebehandlungsmittel-Einblasrate zu Transportgasrate.
Hierdurch ergibt sich eine relativ hohe Beladungsdichte, die im Roheisen-Schmelzebad
eine Vielzahl kleiner Gasblasen bzw. Gasbläschen bewirkt, in denen sich die Entschwefelungsmittelpartikel
befinden. Da kleinere Gasblasen eine relativ große spezifische Oberfläche (Blasenoberfläche)
besitzen, wird mit einer hohen Beladungsdichte eine Verringerung der Entschwefelungsmittel
-Verbräuche erreicht.
- Eine relativ hohe spezifische Gesamtgasmenge. Durch hohe spezifische Gesamtgasmengen
wird infolge einer besonders intensiven Durchmischung des Roheisens (Rühreffekt) eine
verbesserte Verteilung des Entschwefelungsmittels im Roheisen und ein beschleunigter
Konzentrationsausgleich erreicht, was wiederum insgesamt zu einem besonders hohen
Wirkungsgrad bei der Entschwefelung des Roheisens führt.
- Ein relativ hohes Verhältnis von durch den Zusatzstoff abgespaltener Gasmenge zu Transprotgasmenge.
Dies ergibt sich dadurch, daß die durch den Zusatzstoff freigesetzten bzw. abgespaltenen
Gase Entschwefelungsmittelpartikel aus bestehenden Gasblasen herauslösen und in direktem
Kontakt mit der schwefelhaltigen Roheisenschmelze bringen, wodurch ebenfalls der Wirkungsgrad
der Entschwefelung verbesert bzw. erhöht wird.
[0015] Zusätzlich zu diesen Verfahrensparametern sei noch der relativ hohe Anteil bzw. die
relativ große Menge an reduzierend wirkenden und durch den Zusatzstoff abgespaltenen
Gase genannt, wodurch eine Desoxidation des Roheisens beschleunigt und eine Rückschwefelung
des Reaktionsproduktes Calciumsulfid auf ein Minimum herabgesetzt wird.
[0016] Bei diesem erfindungsgemäßen Entschwefelungsverfahren wirkt es sich besonders günstig
aus, wenn als Schmelzebehandlungsmittel ein Gemisch aus calciumhaltigen Entschwefelungsmitteln,
enthaltend Calciumcarbid (CaC
2) und/oder Kalk (CaO), und als gasabspaltender Zusatzstoff ein reduzierend wirkender
Gasabspalter verwendet wird, wobei dieses Schmelzebehandlungsmittel folgende Anteile
- in Gew.-% - enthält:
30 bis 72 %, vorzugsweise 40 bis 65 %, CaC2
15 bis 62 %, vorzugsweise 20 bis 50 %, CaO
8 bis 20 %, vorzugsweise 10 bis 15 %, Gasabspalter
[0017] Als Gasabspalter können hierbei verschiedene Mittel eingesetzt werden, und zwar Gaskohle,
Flammkohle, Kunststoffe oder andere Kohlenwasserstoffe, die jeweils bei Roheisentemperaturen
von etwa 1.150 bis 1.500 °C reduzierende Gase abspalten (freisetzen).
[0018] Das Schmelzebehandlungsmittel wird zweckmäßig mit einer Rate von etwa 0,67 bis 3,36
g pro mol Transportgas, vorzugsweise etwa 1,34 bis 2,24 kg pro mol Transportgas, in
das Roheisen-Schmelzebad eingeblasen. Die spezifische Schmelzebehandlungsmittel-Einblasrate
kann hierbei zweckmäßig im Bereich von etwa 0,13 bis 0,40 kg/(min t Roheisen), vorzugsweise
etwa 0,15 bis 0,25 kg/(min t Roheisen), gewählt werden, während die aus der spezifischen
Transportgasmenge und der spezifischen abgespaltenen Gasmenge gebildete spezifische
Gesamtgasmenge im Bereich von etwa 0,36 bis 0,89 mol/(min * t Roheisen), vorzugsweise
etwa 0,44 bis 0,67 mol/(min * t Roheisen), gewählt wird.
[0019] Bei dieser erfindungsgemäßen Verfahrensweise wird ferner ein Gasmengen-Verhältnis
zwischen abgespaltenem Gas und Transportgas bei etwa 2 bis 8, vorzugsweise bei etwa
3 bis 5, gewählt werden.
[0020] Als Transportgas wird bevorzugt Stickstoff verwendet, obwohl auch andere geeignete
Transportgasarten im Bedarfsfalle verwendet werden können, insbesondere getrocknete
Druckluft, Erdgas und/oder Argon.
[0021] Bei diesem erfindungsgemäßen Verfahren wird generell so vorgegangen, daß das Schmelzebehandlungsmittel
in fertig gemischtem Zustand aus Entschwefelungsmittel und Zusatzstoff (Gasabspalter)
pneumatisch in das Roheisen-Schmelzebad eingeblasen wird.
[0022] Nachfolgend sei ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens im Vergleich
zu dem weiter obenen beschriebenen bekannten "kostenoptimierten Verfahren" beschrieben.
Bei diesen Verfahren wurden Roheisenschmelzen in einer Torpedopfanne mit Schmelzebehandlungsmitteln
bzw. -gemischen entschwefelt, die einen Anteil an technischem Calciumcarbid (effektivste
Entschwefelungskomponente) von 67 % enthielten.
[0023] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wurde der Anteil an Gasabspalter (Flammkohle)
im Schmelzebehandlungsmittelgemisch auf 13 % begrenzt, um eine Beeinträchtigung der
Treffsicherheit infolge möglicher Entmischungstendenzen zu minimieren. Um die Roheisenentschwefelung
dennoch mit einer optimalen spezifischen Gesamtgasmenge von mindestens 0,5 mol pro
Tonne Roheisen durchführen zu können, wurde die Schmelzebehandlungsmittel -Einblasrate
- im Vergleich zu dem bekannten Verfahren - von 30 kg/min auf 40 kg/min erhöht.
[0024] Ein Vergleich der Verfahrensdaten zwischen dem erfindungsgemäßen Verfahren und dem
bekannten "kostenoptimierten Verfahren" ist in der untenstehenden Tabelle 1 angeführt.
Tabelle 1
Verfahrensdaten |
Erfindungsgemäßes Verfahren |
Kostenoptimiertes Verfahren |
Schmelzebehandlungsmittel- |
67 % techn. Calciumcarbid |
67 % techn. Calciumcarbid |
20% Kalk |
28% Kalk |
13 % Flammkohle |
5 % Flammkohle |
Schmelebehandlungsmittel-Einblasrate |
40 kg/min |
30 kg/min |
Spezifische Schmelzbehandlungsmittel-Einblasrate |
0,16 kg/(min t Roheisen) |
0,12 kg/(min t Roheisen) |
Transportgas |
Stickstoff |
Stickstoff |
Transportgasmenge |
22,3 mol/min |
142,8 mol/min |
Gasabspaltermenge |
104,5 mol/min |
30,1 mol/min |
Gesamtgasmenge |
126,8 mol/min |
172,9 mol/min |
Spezifische Gesamtgasmenge |
0,52 mol/(min * t Roheisen) |
0.71 mol/(min * t Roheisen) |
[0025] In einer zweiten Tabelle sind die erfaßten Betriebsdaten einerseits für das erfindungsgemäße
Verfahren und andererseits für das bekannte kostenoptimierte Verfahren angegeben.
Tabelle 2
Betriebsdaten |
Erfindungsgemäßes Verfahren |
Kostenoptimiertes Verfahren |
Anzahl Chargen |
45 |
242 |
ø Roheisengewicht |
241,8 t |
242,1 t |
ø Roheisentemperatur |
1405 °C |
1408 °C |
ø Anfangsschwefelgehalt |
0,057 % |
0,058 % |
ø Endschwefelgehalt |
0,005 % |
0,005 % |
ø Entschwefelungsmittelverbrauch |
5,75 kg/t Roheisen |
7,33 g/t Roheisen |
ø Einblaszeit |
34,8 min |
59,1 min |
ø Lanzenstandzeit |
750 min |
750 min |
ø Roheisenverluste |
3808 kg |
4195 kg |
ø Spezifische Roheisenverluste |
15,7 kg/t Roheisen |
17,3 kg/t Roheisen |
ø Transportgasverbrauch |
776 mol/charge |
8,442 mol/charge |
ø spezifischer Transportgasverbrauch |
3,21 mol/(min * t Roheisen) |
34.9 mol/(min * t Roheisen) |
[0026] Der obige Vergleich zeigt, daß durch das erfindungsgemäße Verfahren gegenüber dem
bekannten Verfahren noch weitere sich kostensparend und zeitsparend auswirkende Verringerungen
erzielen lassen, und zwar insbesondere
- beim Verbrauch des Entschwefelungs- bzw. Schmelzebehandlungsmittels mit - 21,3 %,
- bei den Einblaszeiten mit - 41,1 %,
- bei der Anzahl der Einblaslanzen* mit -41,1 % und
- bei den Roheisenverlusten mit -9,2 %.
* infolge der verringerten Einblaszeit.
[0027] Zu den zuvor angegebenen Vorteilen durch die verschiedenen Verringerungen kommt nach
hinzu, daß die Aufwendungen für den Transport und die Aufbereitung der Entschwefelungsschlacke
verringert werden können.
1. Verfahren zum Entschwefeln einer Roheisenschmelze, wobei ein wenigstens ein feinkörniges
Entschwefelungsmittel und einen gasabspaltenden Zusatzstoff enthaltendes Schmelzebehandlungsmittel
mit Hilfe eines Transportgases in ein Roheisen-Schmelzebad eingeblasen wird,
dadurch gekennzeichnet, daß das Schmelzebehandlungsmittel mit einem hohen Anteil an
reduzierend wirkendem Zusatzstoff verwendet und das Einblasen dieses Schmelzebehandlungsmittels
bei Kombination von mehreren, thermodynamische und reaktionskinetische Erfordernisse
berücksichtigenden Verfahrensparametern durchgeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in die Verfahrensparameter
wenigstens folgende Parameter einbezogen werden:
- ein relativ hohes Verhältnis von Schmelzebehandlungsmittel-Einblasrate zu Transportgasrate,
- eine relativ hohe spezifische Gesamtgasmenge,
- ein relativ hohes Verhältnis von durch den Zusatzstoff abgespaltener Gasmenge zu
Transportgasmenge.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß als Schmelzebehandlungsmittel
ein Gemisch aus calciumhaltigen Entschwefelungsmitteln, enthaltend Calciumcarbid (CaC
2) und/oder Kalk (CaO), und als gasabspaltender Zusatzstoff ein reduzierend wirkender
Gasabspalter verwendet wird, wobei dieses Schmelzebehandlungsmittel folgende Anteile
- in Gew.-% - enthält:
30 bis 72 %, vorzugsweise 40 bis 65 %, CaC2
15 bis 62 %, vorzugsweise 20 bis 50 %, CaO
8 bis 20 %, vorzugsweise 10 bis 15 %, Gasabspalter.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß als Gasabspalter Gaskohle,
Flammkohle, Kunststoffe oder andere Kohlenwasserstoffe, die bei Roheisentemperaturen
von etwa 1.150 bis 1.500 °C reduzierende Gase abspalten, eingesetzt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Schmelzebehandlungsmittel
mit einer Rate von etwa 0,67 bis 3,36 kg pro mol Transportgas, vorzugsweise etwa 1,34
bis 2,29 kg pro mol Transportgas, in das Roheisen-Schmelzebad eingeblasen wird.
6. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die spezifische Schmelzebehandlungsmittel-Einblasrate
im Bereich von etwa 0,13 bis 0,40 kg/(min t Roheisen), vorzugsweise etwa 0,15 bis
0,25 kg/(min t Roheisen), und die aus der spez. Transportgasmenge und der spez. abgespaltenen
Gasmenge gebildete spez. Gesamtgasmenge im Bereich von etwa 0,36 bis 0,89 mol/(min
* t Roheisen), vorzugsweise etwa 0,44 bis 0,67 mol/(min * t Roheisen), gewählt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein Gasmengen-Verhältnis zwischen
abgespaltenem Gas und Transportgas bei etwa 2 bis 8, vorzugsweise bei etwa 3 bis 5,
gewählt wird.
8. Verfahren nach wenigstens einem der Ansprüche 2 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß
als Transportgas Stickstoff, getrocknete Druckluft, Erdgas und/oder Argon, bevorzugt
jedoch Stickstoff verwendet wird.
9. Verfahren nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
das Schmelzebad-Behandlungsmittel in fertig gemischtem Zustand aus Entschwefelungsmittel
und Zusatzstoff pneumatisch in das Roheisen-Schmelzebad eingeblasen wird.