[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Vortreiben und Ausbauen
eines in Lockergestein zu erstellenden Tunnels mit aus Tübbingsegmenten zusammengesetzten
Tübbingringen mit Hilfe einer Schildvortriebsmaschine.
[0002] Lockergestein meint im Rahmen der Erfindung den gesamten Lockergesteinsbereich mit
seinen bindigen und nichtbindigen Böden. Die entsprechenden Hauptbodenarten sind die
Kiese, Sande, Schluffe und Tone und deren Mischböden. Die Schildvortriebsmaschine
ist also in grobkörnigen, feinkörnigen und gemischtkörnigen Bodenarten einsetzbar
und zwar sowohl oberhalb als auch unterhalb des Grundwasserspiegels.
[0003] Im Rahmen der aus der Praxis allgemein bekannten Maßnahmen der genannten Art wird
regelmäßig mit Schildvortriebsmaschinen gearbeitet, deren Vortriebspressen sich beim
Vortrieb am zuletzt eingebauten Tübbingring abstützen, so daß der Einbau weiterer
Tübbingringe nur in Vortriebspausen möglich ist (vgl. z.B. DE 42 25 838 C2). Alles
das ist verhältnismäßig zeitaufwendig.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen kontinuierlichen Vortrieb ohne Zwangspausen
für den Tübbingeinbau zu ermöglichen.
[0005] Zur Lösung dieser Aufgabe lehrt die Erfindung in verfahrensmäßiger Hinsicht ein Verfahren
zum kontinuierlichen Vortreiben und gleichzeitigen Ausbauen eines in Lockergestein
zu erstellenden Tunnels mit aus Tübbingsegmenten zusammengesetzten Tübbingringen mit
Hilfe einer Schildvortriebsmaschine, die einen Vorlaufschild, einen über Vorlaufpressen
mit dem Vorlaufschild verbundenen und über Teleskoppressen mit gegenüber den Vorlaufpressen
vergrößertem Hub am Tübbingausbau abstützbaren Mittelschild mit radial vor- und zurückbewegbaren
Preßschilden und einen mit dem Mittelschild verbundenen Nachlaufschild aufweist, wobei
in einer ersten Stufe ausgehend von ausgefahrenen Vorlaufpressen, eingefahrenen Teleskoppressen
und zurückgezogenen Preßschilden zum Vortrieb die Teleskoppressen ausgefahren und
die Vorlaufpressen eingefahren werden und in einer nachfolgenden zweiten Stufe nach
Ausfahren und Festsetzen der Preßschilde an der Tunnelwandung die Vorlaufpressen für
den weiteren Vortrieb ausgefahren werden und nach Vorziehen der Teleskoppressen ein
weiterer Tübbingring eingebaut wird. - Nach bevorzugter Ausführungsform werden die
Vorlaufpressen mit dem halben Hub der Teleskoppressen und die Teleskoppressen mit
einem der Länge eines Tübbingringes entsprechenden Hub ein- und ausgefahren. Im übrigen
empfiehlt es sich, zum Einbauen eines Tübbingringes, wie bekannt, nur die zugeordneten
Teleskoppressen vorzuziehen, d.h., die übrigen Teleskoppressen in Anlage an den übrigen
Tübbingsegmenten zu belassen.
[0006] Die Erfindung geht von der Erkenntnis aus, daß durch die Schaffung einer zusätzlichen,
vom Tübbingausbau unabhängigen Möglichkeit des Abfangens der Vortriebskräfte über
die Preßschilde nunmehr ein kontinuierlicher Vortrieb durchgeführt werden kann und
für den Tübbingringeinbau keine Zwangspausen mehr erforderlich sind. Im Ergebnis führt
die Erfindung so zu einem schnelleren und kostengünstigeren Vortrieb und Ausbau eines
Tunnels.
[0007] Gegenstand der Erfindung ist, wie schon gesagt, auch eine Vorrichtung zur Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens, wobei die mit Hilfe von Preßstempeln radial vor-
und zurückbewegbaren Preßschilde mit zusätzlichen Führungsstäben in Führungssäulen
geführt und mit Hilfe von Keilpressen festsetzbar sind, deren Keilstücke zwischen
den freien Enden der Führungsstäbe und Schildsteifewiderlagern angeordnet sind. Bei
dieser Ausführungsform wird mit einfachen Mitteln eine störungsfreie Ableitung der
Vortriebskräfte auf die Tunnelwandung gewährleistet; Zwängungen und Verklemmungen
sind sicher unterbunden. Im allgemeinen ist es vollkommen ausreichend, wenn lediglich
zwei horizontal vor- und zurückbewegbare Preßschilde vorgesehen sind. Vorzugsweise
sind die Keilpressen senkrecht zur Längsachse des Mittelschildes angeordnet, und zwar
insbesondere so, daß je zwei Keilpressen in entgegengesetzten Richtungen gegeneinander
arbeiten, wodurch sich die entsprechenden Druckkräfte gleichsam aufheben. Im übrigen
sollte der Mittelschild längs des Aussparungsrandes seiner Preßschilde eine umlaufende
selbstreinigende Dichtung aufweisen, die von der Innenseite des Mittelschildes her
ersetzbar ist. Mittelschild und Nachlaufschild könnten grundsätzlich zu einem einzigen
Schildteil miteinander vereinigt sein. Zwecks besserer Lenkbarkeit der Schildvortriebsmaschine
empfiehlt es sich jedoch, den Mittelschild und den Nachlaufschild über Koppelpressen
miteinander zu verbinden. Jedenfalls wird man die Anordnung zweckmäßigerweise so treffen,
daß der Mittelschild mit seinem vorderen Ende im Vorlaufschild angeordnet ist und
der Nachlaufschild einen Durchmesser kleiner als der Durchmesser des Vorlaufschildes
aufweist. Insoweit ist es günstig, wenn der Nachlaufschild mit seinem vorderen Ende
im Mittelschild angeordnet ist.
[0008] Im folgenden wird die Erfindung anhand einer Zeichnung näher erläutert. Es zeigen
in schematischer Darstellung
- Fig. 1
- eine Schildvortriebsmaschine im Längsschnitt,
- Fig. 2
- in detaillierterer Form einen Teil eines um 90° gedrehten Schnittes A-A durch den
Gegenstand der Fig. 1 und
- Fig. 3
- die Wirkungsweise des Gegenstandes der Fig. 1 und 2.
[0009] Die Schildvortriebsmaschine dient dem kontinuierlichen Vortreiben und gleichzeitigen
Ausbauen eines in Lockergestein zu erstellenden Tunnels mit aus Tübbingsegmenten zusammengesetzten
Tübbingringen 1. Wie Fig. 1 zeigt, weist die Tunnelvortriebsmaschine in ihrem grundsätzlichen
Aufbau einen Vorlaufschild 2, einen Mittelschild 3 und einen Nachlaufschild 4 auf.
Der Mittelschild 3 weist einen etwas kleineren Durchmesser als der Vorlaufschild 2
auf und ist mit seinem vorderen Ende unter Zwischenschaltung einer umlaufenden Stopfdichtung
5 im Vorlaufschild 2 angeordnet. Entsprechend weist der Nachlaufschild 4 einen etwas
kleineren Durchmesser als der Mittelschild 3 auf und ist der Nachlaufschild 4 mit
seinem vorderen Ende unter Zwischenschaltung einer weiteren umlaufenden Stopfdichtung
6 im Mittelschild 3 angeordnet. Der Mittelschild 3 ist über Vorlaufpressen 7, die
über den Schildumfang verteilt angeordnet sind, mit dem Vorlaufschild 3 verbunden
und über Teleskoppressen 8, die ebenfalls über den Schildumfang verteilt angeordnet
sind, am Tübbingausbau 9 abstützbar. Diese Vorlaufpressen 7 arbeiten mit dem halben
Hub der Teleskoppressen 8, während letztere mit einem Hub arbeiten, der der (in Tunnellängsrichtung
gemessenen) Länge eines Tübbingringes 1 entspricht (vgl. Fig. 3). Der Mittelschild
3 und der Nachlaufschild 4 sind über Koppelpressen 10 miteinander verbunden, die wiederum
über den Schildumfang verteilt angeordnet sind.
[0010] Wie man aus einer vergleichenden Betrachtung der Fig. 1 und 2 unschwer verifiziert,
ist der Mittelschild 3 mit zwei radial bzw. horizontal vor- und zurückbewegbaren Preßschilden
11 versehen. Dem Vor- und Zurückbewegen dieser Preßschilde 11 dienen jeweils vier
Preßstempel 12, die einerseits im Bereich der Ecken der Preßschilde 11 an diesen angreifen
und andererseits an einer Schildaussteifung 13 befestigt sind. Zusätzlich ist jeder
Preßschild 11 neben den Preßstempel 12 mit vier Führungsstäben 14 versehen, die in
Führungssäulen 15 geführt sind. Die ausgefahrenen Preßschilde 11 sind zur Entlastung
der Preßstempel 12 mit Keilpressen 16 festsetzbar, deren Keilstücke 17 zwischen den
freien Enden der Führungsstäbe 14 und Schildsteifewiderlagern 18 angeordnet sind.
Wie die Fig. 1 und 2 deutlich zeigen, sind die Keilpressen 16 senkrecht zur Längsachse
19 des Mittelschildes 3 angeordnet, wobei jeweils zwei Keilpressen 16 gegeneinander
arbeiten. In Fig. 2 erkennt man ferner noch, daß der Mittelschild 3 längs des Aussparungsrandes
20 seiner Preßschilde 11 eine umlaufende selbstreinigende Dichtung 21 aufweist, die
von der Innenseite des Mittelschildes 3 her ersetzbar ist.
[0011] Die Funktionsweise der beschriebenen Vorrichtung wird nunmehr anhand der Fig. 3 erläutert;
gemäß Fig. 3a) wird in einer ersten Stufe davon ausgegangen, daß die Vorlaufpressen
7 ausgefahren, die Teleskoppressen 8 eingefahren und die Preßschilde 11 zurückgezogen
sind. Zum Vortrieb werden nunmehr die Teleskoppressen 8 ausgefahren und dabei die
Vorlaufpressen 7 durch Überdrücken eingefahren. Diesen Zustand zeigt Fig. 3b). In
einer nunmehr nachfolgenden zweiten Stufe werden die Preßschilde 11 ausgefahren und
an der Tunnelwandung festgesetzt. Daraufhin werden die Vorlaufpressen 7 für den weiteren
Vortrieb ausgefahren. Zugleich wird ein weiterer Tübbingring 1 eingebaut, indem nacheinander
die Teleskoppressen 8 der einzeln einzubauenden Tübbingsegmente vorgezogen werden,
das Tübbingsegment eingebaut und anschließend die Teleskoppressen 8 wieder an letzterem
abgestützt werden. Diesen Zustand zeigt Fig. 3c). Wie man feststellt, ist der Zustand
gemäß Fig. 3c) derselbe wie der gemäß Fig. 3a), d.h., das beschriebene Spiel kann
nunmehr von vorne beginnen.
1. Verfahren zum kontinuierlichen Vortreiben und gleichzeitigen Ausbauen eines in Lockergestein
zu erstellenden Tunnels mit aus Tübbingsegmenten zusammengesetzten Tübbingringen (1)
mit Hilfe einer Schildvortriebsmaschine, die einen Vorlaufschild (2), einen über Vorlaufpressen
(7) mit dem Vorlaufschild (2) verbundenen und über Teleskoppressen (8) mit gegenüber
den Vorlaufpressen (7) vergrößertem Hub am Tübbingausbau (9) abstützbaren Mittelschild
(3) mit radial vor- und zurückbewegbaren Preßschilden (11) und einen mit dem Mittelschild
(3) verbundenen Nachlaufschild (4) aufweist, wobei in einer ersten Stufe ausgehend
von ausgefahrenen Vorlaufpressen (7), eingefahrenen Teleskoppressen (8) und zurückgezogenen
Preßschilden (11) zum Vortrieb die Teleskoppressen (8) ausgefahren und die Vorlaufpressen
(7) eingefahren werden und in einer nachfolgenden zweiten Stufe nach Ausfahren und
Festsetzen der Preßschilde (11) an der Tunnelwandung die Vorlaufpressen (7) für den
weiteren Vortrieb ausgefahren werden und nach Vorziehen der Teleskoppressen (8) ein
weiterer Tübbingring (1) eingebaut wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die Vorlaufpressen (7) mit dem halben Hub der Teleskoppressen
(8) und die Teleskoppressen (8) mit einem der Länge eines Tübbingringes (1) entsprechenden
Hub ein- und ausgefahren werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei zum Einbauen eines Tübbingringes (1) nur die
zugeordneten Teleskoppressen (8) vorgezogen werden.
4. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei
die mit Hilfe von Preßstempeln (12) radial vor- und zurückbewegbaren Preßschilde (11)
mit zusätzlichen Führungsstäben (14) in Führungssäulen (15) geführt und mit Hilfe
von Keilpressen (16) festsetzbar sind, deren Keilstücke (17) zwischen den freien Enden
der Führungsstäbe (14) und Schildsteifewiderlagern (18) angeordnet sind.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, wobei zwei horizontal vor- und zurückbewegbare Preßschilde
(11) vorgesehen sind.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4 oder 5, wobei die Keilpressen (15) senkrecht zur Längsachse
(19) des Mittelschildes (3) angeordnet sind.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 5, wobei je zwei Keilpressen (16) gegeneinander
arbeitend angeordnet sind.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 7, wobei der Mittelschild (3) längs des
Aussparungsrandes (20) seiner Preßschilde (11) eine umlaufende selbstreinigende Dichtung
(21) aufweist, die von der Innenseite des Mittelschildes (3) her ersetzbar ist.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 8, wobei der Mittelschild (3) und der Nachlaufschild
(4) über Koppelpressen (10) miteinander verbunden sind.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 9, wobei der Mittelschild (3) mit seinem
vorderen Ende im Vorlaufschild (2) angeordnet ist und der Nachlaufschild (4) einen
Durchmesser kleiner als der Durchmesser des Vorlaufschildes (2) aufweist.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10, wobei der Nachlaufschild (4) mit seinem vorderen Ende
im Mittelschild (3) angeordnet ist.