[0001] Die Erfindung betrifft Stoffkombinationen, die als Dampfphasen-Korrosionsinhibitoren
(flüchtige Korrosionsinhibitoren, VCI) zum Schutz insbesondere von Nichteisenmetallen
bzw. nichtpassivierbaren Metallen, wie Kupfer, Silber, Mangan, Magnesium und deren
Legierungen gegen atmosphärische Korrosion verwendbar sind.
[0002] Es ist bereits allgemein bekannt, daß Korrosionsinhibitoren, die in Pulverform unter
Normalbedingungen zur Sublimation neigen und über die Gasphase an zu schützende Metalloberflächen
gelangen können, zum temporären Korrosionsschutz von Metallgegenständen innerhalb
von geschlossenen Räumen, z.B. in Verpackungen oder Schaukästen eingesetzt werden.
[0003] Üblicherweise werden diese Dampfphaseninhibitoren (vapour phase inhibitors, VPI)
oder flüchtigen Korrosionsinhibitoren (volatile corrosion inhibitors, VCI) nach der
Art des zu schützenden Metalls ausgewählt und als Pulver, abgepackt in Beutel aus
einem Material, welches für die dampfförmigen VPI's durchlässig ist, eingesetzt (vgl.
z.B.: H.H. Uhlig, Korrosion und Korrosionsschutz, Akademie-Verlag Berlin, 1970, S.
247 - 249 ; K. Barton, Schutz gegen atmosphärische Korrosion; Theorie und Praxis,
Verlag Chemie, Weinheim 1973, S. 96 ff. oder I.L. Rozenfeld, Korrosionsinhibitoren
(russ.) Izt-vo Chimija, Moskva 1977, S. 320 ff).
[0004] Moderne Verpackungsmittel für den Korrosionsschutz enthalten die VCI entweder in
Tablettenform innerhalb von porösen Schaumstoffkapseln oder als feines Pulver innerhalb
von polymeren Trägermaterialien. So werden in den Patenten US 3.836.077, US 3.967.926,
US 5.332.525, US 5.393.457, US 4.124.549, US 4.290.912, US 5.209.869, JP 4.124.549,
EP 0.639.657 und DE-OS 3.545.473 verschiedene Varianten vorgeschlagen, die VCI in
Kapseln oder luftdurchlässige Kunststoff-Folien einzubringen, entweder durch Einlagerung
in durch Auftrennen eines Schaumstoffes geschaffene Hohlräume mit anschließender Abdeckung
derselben mit einem gasdurchlässigen Material oder durch Beigabe der VCI in die zur
Spritz- oder Blasextrusion vorgesehene Polymerschmelze, so daß ein Verpackungsmittel
(Folie oder Hartstoff) entsteht, aus dem wegen der strukturbedingten Porosität die
VCI-Komponenten kontinuierlich sublimieren können.
[0005] Es wurde auch bereits versucht, die VCI während des Schäumens von polymeren Feststoffen
einzuarbeiten, was z.B. in JP 58.063.732, US 4.275.835 und DD 295.668 beschrieben
ist. Weiterhin können VCI-haltige Verpackungsmittel hergestellt werden, indem die
VCI-Komponenten in einem geeigneten Lösungsmittel gelöst und auf das betreffende Verpackungsmittel
aufgetragen werden. Verfahren dieser Art mit verschiedenen Wirkstoffen und Lösungsmitteln
sind z.B. in JP 61.227.188, JP 62.063.686, JP 63.028.888, JP 63.183.182, JP 63.210.285,
DE-PO 1521900 und US 3.887.481 beschrieben.
[0006] Da die so hergestellten VCI-Verpackungsmittel jedoch die Wirkstoffe gewöhnlich nur
lose in den strukturbedingten Hohlräumen des Trägermaterials Papier, Pappe, Schaumstoff
etc. eingelagert enthalten, besteht die Gefahr des mechanischen Abspreitens und Herausrieselns
der Wirkstoff-Partikel, so daß nicht abgesichert werden kann, daß die so vorbehandelten
Trägermaterialien zum Zeitpunkt ihrer Anwendung für den Korrosionsschutz überhaupt
noch die erforderliche spezifische Oberflächenkonzentration an VCI besitzen.
[0007] Zur Beseitigung dieses Nachteils wird in der DE-PS 19708285 ein korrosionsinhibierendes
Kompositmaterial beschrieben, das aus einer Mischung eines Metalloxidsols, den sublimationsfähigen
Korrosionsinhibitoren und weiteren Additiven besteht und auf dem Trägermaterial einen
festhaftenden, hinreichend porösen Gelfilm der verwendeten Metalloxide und Additive
bildet, aus dem die Korrosionsinhibitoren (VCI) mit einer gleichmäßigen, langandauernden
Emissionsrate abgegeben werden.
[0008] Nach ISO-Definition ist ein Korrosionsinhibitor eine "chemische Substanz, die bei
Gegenwart mit einer geeigneten Konzentraion in einem korrodierenden System die Korrosionsrate
verringert, ohne die Konzentration von irgendeinem anderen korrodierenden Mittel entscheidend
zu verändern. Die Verwendung des Begriffs Inhibitor soll durch die Art des Metalls
und der Umgebung näher bestimmt werden." (

Chemical substance which decreases the corrosion rate when present in the corrosion
system at a suitable concentration whithout significantly changing the concentration
of any other corrosive agent; the use of the term inhibitor should be qualified by
the nature of the metal and the environment in which it is effective" vgl. "Corrosion
of metals and alloys - Terms and definitions"; ISO 8044 - 1986).
[0009] Hauptprinzip der Anwendung von VCI ist die Aufrechterhaltung, bzw. Verstärkung der
inhärenten, meistens nur begrenzt schützenden Primäroxidschicht, die sich auf jedem
Metall durch Berührung mit der Atmosphäre sehr schnell bildet, aber rein visuell ohne
optische Hilfsmittel nicht wahrnehmbar ist (K. Barton, loc.cit.).
[0010] Hinsichtlich der Art und Eigenschaften der genannten Primäroxidschicht können die
bekannten Gebrauchsmetalle und ihre Legierungen in zwei Kategorien eingeteilt werden,
diejenigen, wo für die Aufrechterhaltung der schützenden Primäroxidschicht ein hinreichend
starkes Oxidationsmittel benötigt wird und jene, wo die Passivoxidschicht gerade durch
die Einwirkung von Oxidationsmitteln solche chemischen und/oder strukturellen Veränderungen
erfährt, daß die Haftung auf dem Substrat und damit auch die Korrosionsschutzwirkung
verloren geht.
[0011] Bei den Eisenwerkstoffen besteht die Primäroxidschicht hauptsächlich aus einem Fe(III)-Oxid.
Tritt eine Befeuchtung der Metalloberfläche ein, wie das z.B. schon bei Ausbildung
eines kondensierten Wasserfilmes der Fall ist, ohne daß gleichzeitig ein hinreichend
starkes Oxidationsmittel einwirkt, dann beginnt die Korrosion des Metalls, indem sich
diese Oxide in Fe (II) -Verbindungen umwandeln, z.B.:

und für die anodische Korrosion des Substratmetalls:

kathodisch fungieren.
[0012] Um dies zu vermeiden, ist dafür die Einwirkung eines hinreichend starken Oxidationsmittels
erforderlich. Nitrite und dabei namentlich das relativ leichtflüchtige Dicyclohexylammoniumnitrit
werden daher schon über 50 Jahre als Dampfphaseninhibitoren angewandt (vgl.: Uhlig,
Barton, Rozenfeld, loc. cit.) und sind als Bestandteil von VCI-Kompositionen in zahlreichen
Patentschriften genannt (z.B.:US-PS 2.419.327, US-PS 2.432.839, US-PS 2.432.840, US-PS
4.290.912, US-PS 4.973.448, JP 02085380, JP 62109987, JP 63210285 A, DE-PS 4040586).
[0013] Zu den Metallen, deren Primäroxidschicht gegen weitere Oxidation empfindlich ist,
gehören z.B. Kupfer, Silber und Mangan.
[0014] Bei Cu und Cu-Basiswerkstoffen besteht z.B. der Primäroxidfilm hauptsächlich aus
dem Oxid Cu
2O. Dieser Film ist nur in oxidationsmittelfreien wäßrigen Medien, unabhängig vom pH-Wert,
beständig. Unter Einwirkung des Sauerstoffs in Feuchtluft entsteht relativ schnell
das Oxid CuO, wahrnehmbar als schwarze Ablagerung, die auf Grund ihrer Kristallgitterabmessungen
nicht mit dem Metallsubstrat verwachsen kann (keine Epitaxie) und daher nicht vor
Korrosion schützt. Für die Startreaktionen der atmosphärischen Korrosion läßt sich
folglich formulieren:

[0015] In der Bestrebung, VCI-Verpackungsmittel zu schaffen, die nicht nur für eine bestimmte
Art von Metallen, sondern multivalent anwendbar sind, wurde versucht, VCI-Kombinationen
zu formulieren, die nicht nur Aminnitrite, sondern auch Komponenten enthalten, die
heterogene Gußmaterialien und gerade solche Metalle, wie die Kupfer- und Silberbasiswerkstoffe
vor Korrosion schützen können.
[0016] In diesem Rahmen wurde vorgeschlagen, Nitrite mit weiteren sublimationsfähigen Stoffen,
wie etwa den Salzen mittelstarker bis schwacher, gesättigter oder ungesättigter Carbonsäuren
zu kombinieren, vgl. z.B. US 2.419.327, US 2.432.839, 2.432.840, DE 814.725 . Man
erreicht dadurch zwar auch einen Schutz der üblichen Al-, Sn- und Zn-Werkstoffe, doch
wird andererseits die Korrosion von ebenfalls in der betreffenden Verpackung befindlichen
Cu- und Mg-Werkstoffen stärker gefördert.
[0017] Die Ursache dafür wird in der Existenz von Nitrit gesehen, das nicht nur die Primäroxidschicht
des Kupfers aufoxidieren kann, sondern sich bei Wirkung als Oxidationsmittel selbst
bis zum Ammoniak, NH
3 , reduziert. Dieses NH
3 kann zum einen die oxidische Passivschicht der Kupfer-Metalle in lösliche Komplexe
umwandeln und zum anderen auf Mg- Oberflächen bei Befeuchtung eine so hohe Alkalisierung
hervorrufen, daß aus dem dort vorhandenen MgO-Film ein löslicher Magnesium-Hydroxokomplex
entsteht. In beiden Fällen ist das mit dem Verlust des Passivzustandes und einer demzufolge
einsetzenden Korrosion verbunden (vgl. auch A.D. Mercer, Proc. of the 7
th Europ. Symp. on Corrosion Inhibitors, Ann. Univ. Ferrara/Italy, N.S., Sez. V, Suppl.
N. 9. (1990), 449 pp.).
[0018] Um diesen Nachteil zu beseitigen, wurden VCI-Systeme vorgeschlagen, die zwar für
den Korrosionsschutz beliebiger Metallkombinationen verwendbar sein sollen, aber ohne
Nitrit und Amine auszukommen haben, indem sie lediglich auf Kombinationen organischer
Carbonsäuren und ihrer Salze aufgebaut sind, wie z.B. in DE-OS 877.086, CS-PS 124.738
und PL-PS 96.548. Es resultiert jedoch im allgemeinen kein zuverlässiger Korrosionsschutz,
schon weil die Sublimationsrate vergleichsweise gering ist und mit zunehmender relativer
Luftfeuchtigkeit noch weiter vermindert wird.
[0019] Um diesen Nachteil zu beseitigen, wurde vorgeschlagen, Salze, wie die Benzoate mit
einem leichtflüchtigen Amin zu kombinieren und damit die Austrittsgeschwindigkeit
der VCI aus dem als Depot dienenden Verpackungsmittel zu beschleunigen. So werden
z.B. in der US-PS 4.124.549 die Kombinationen von Dicyclohexylamin mit Benzoesäure
und/oder Caprylsäure sowie die analogen Kombinationen Monoethanolaminlaureat und Morpholinbenzoat
genannt, während die DE-OS 3219360 das Morpholincaprylat beansprucht. Das JP 61227188
nennt speziell Salze tertiärer Amine, wie das Dimethylethanolamincaprylat, gemischt
mit Hexamethylentetramin, das JP 09228078 dagegen Cyclohexyl-cyclohexamin, Cyclohexyl-benzenamin
und andere Homologe, die überdies in Propanol gelöst auf Papier als Trägermaterial
aufgebracht werden können oder sogar als leicht verdampfbare korrosionsinhibierende
Flüssigkeit einsetzbar sein sollen. An Stelle der Kombination von Carbonsäuresalzen
mit Aminen werden in der DE-OS 3210360 Mischungen von Fettalkoholphosphaten mit flüchtigen
Aminen als VCI genannt, z.B. Mischungen von Di-[2-ethylhexyl]-hydrogenphosphat und
Di- [9-octadecenyl]-hydrogenphosphat mit Morpholin oder Morpholincaprylat.
[0020] Praktische Anwendungen solcher Systeme blieben bisher jedoch aus, wohl hauptsächlich,
weil bereits Laborversuche den Beweis erbrachten, daß damit vor allem für Mehrmetallkombinationen
keine zuverlässigen Korrosionsschutzeffekte erreichbar sind, denn zum einen können
insbesondere die üblichen Stahlsorten nicht vor Korrosion geschützt werden, wenn das
VCI-System kein als Passivator fungierendes Oxidationsmittel enthält und zum anderen
werden infolge der relativ hohen Alkalisierung, die durch die genannten Stoffe auf
Metalloberflächen in Feuchtluft eingestellt wird, die auf Kupfer, Aluminium, Zink
und Magnesium vorhandenen Primäroxidschichten komplexiert und damit die Aufhebung
des Passivzustandes bewirkt.
[0021] Zudem werden Kupfer- und Silberwerkstoffe durch die bezeichneten Stoffkombinationen
ohnehin nicht vor Korrosion geschützt, wenn sich in der Atmosphäre des Innenraumes
der betreffenden Verpackung gleichzeitig die üblichen Verunreinigungen von Industrieluft
(z.B.: Kohlendioxid, Schwefeldioxid, Schwefelwasserstoff) befinden. Sind diese Metalle
doch auch dadurch gekennzeichnet, daß sie zu sulfidischem Schwefel noch eine höhere
Affinität als zum Sauerstoff besitzen und gerade der schwärzlich-braune Anlauffilm
auf Silber der Bildung des Silbersulfids Ag
2S zuzuschreiben ist.
[0022] Namentlich zum Schutz von Kupfer und Kupferlegierungen vor atmosphärischer Korrosion
ist seit langem Benzotriazol im Einsatz (vgl. z.B.: Barton, Mercer, loc. cit.). Da
jedoch die Sublimationstendenz dieser Verbindung relativ gering ist, wird in der DE-PS
1182503 und der US-PS 3.295.917 vorgeschlagen, das Depot dieses VCI zunächst auf eine
höhere Temperatur (bis ca. 85 °C) einzustellen und gleichzeitig die Metallgegenstände,
auf denen die Kondensation erfolgen soll, zu kühlen. In den US-PS 2.941.953 und 3.887.481
ist dagegen das Imprägnieren von Papier mit Benzotriazol und/oder Tolyltriazol beschrieben.
Es kommen organische Lösungsmittel, wie das Tetrachlorethylen zum Einsatz und es wird
vorgeschrieben, die zu schützenden Metallteile möglichst eng und dicht mit dem so
imprägnierten VCI-Verpackungsmittel zu umhüllen, um den Abstand zwischen VCI-Depot
und zu schützender Metalloberfläche möglichst gering zu halten. Diese Technologie
hat jedoch den bereits genannten Nachteil, daß der Wirkstoff in Form feinster Pulverpartikel
auf dem Papier nur geringfügig haftet und leicht abrieseln kann, so daß die Korrosionsschutzeigenschaften
dieser Verpackungsmittel nicht zuverlässig zu gestalten sind.
[0023] Die Sublimationstendenz des Benzo- und Tolyltriazols aus VCI-Depots nimmt ebenfalls
zu, wenn gleichzeitig noch weitere sublimationsfähige Feststoffe in Pulverform eingearbeitet
werden. Hierzu nennen EP 0662527 Gemische von Benzotriazol mit Cyclohexylaminbenzoat
und Ethylaminbenzoat oder mit wasserfreiem Natriummolybdat und Dicyclohexylaminnitrit,
US-PS 4.051.066 und US-PS 4.275.835 Gemische von Benzotriazol mit Ammonium- und Aminmolybdaten,
Aminbenzoaten und -nitraten, US-PS 4.973.448 Gemische von Benzotriazol mit organischen
Carbonaten, Phosphaten und Aminen, JP 62063686 und JP 63210285 A schließlich Gemische
von Benzotriazol mit Alkali- und Aminsalzen aromatischer Carbonsäuren.
[0024] Kombinationen des Benzo-, Tolyl- oder Methylbenzotriazols mit anderen Stickstoff-organischen
flüchtigen Feststoffen sind z.B. in JP 62109987, JP 61015988, DD-PS 268978 und DD-PS
298662 beschrieben. Nachteilig ist, daß alle ammoniumionen- und aminhaltigen Komponenten
wegen ihrer mehr oder weniger ausgeprägten Tendenz zur Komplexbildung mit Metallionen
die Schutzwirkung der Triazole vor allem gegenüber Buntmetallen wieder herabsetzen.
Außerdem sind die bezeichneten Amine und Ammoniumverbindungen stark hydrophil. VCI-Depots,
die derartige Stoffe enthalten, neigen daher zur verstärkten Wasseraufnahme. Infolge
ihrer Hydrolyse kommt es anschließend gewöhnlich zu einer stärkeren Senkung ihrer
Sublimationstendenz, was zwangsläufig eine Minderung des Korrosionsschutzeffekts zur
Folge hat.
[0025] Aus diesen Gründen wird z.B. in der JP-PS 56122884 A alternativ vorgeschlagen, auf
aminhaltige Beimischungen zu verzichten und lediglich Triazole anzuwenden. Um aber
nicht warten zu müssen, bis das Triazol aus dem als VCI-Depot fungierenden Verpackungsmittel
sublimiert und auf der zu schützenden Metalloberfläche adsorbiert ist, wird vorgeschlagen,
diese Inhibitoren gelöst in einem geeigneten Halogenkohlenwasserstoff aus Spray-Flaschen
direkt auf die Metallteile zu versprühen. Diese Spray-Flüssigkeiten werden in der
JP-PS 56122884 A vor allem für den Korrosionsschutz von Kupferwerkstoffen und anderen
Legierungsmaterialien in elektronischen Anlagen und gedruckten Schaltungen der Mikroelektronik
empfohlen. Diese Art der Anwendung von Korrosionsinhibitoren nutzt jedoch nicht mehr
die Vorteile des Wirkprinzips der flüchtigen Korrosionsinhibitoren (VCI), sondern
hat den Nachteil, daß neben dem Verpackungs-(Verkapselungs)-Prozeß der betreffenden
elektronischen Bauteile mit dem Spraying ein zusätzlicher Arbeitsgang notwendig wird.
[0026] Zur Nutzung der Vorteile des Einsatzes von VCI und des Inhibitoreffektes der Triazolstruktur
wird in der JP-PS 03079781 vorgeschlagen, anstelle der Stoffkombinationen Triazol
/ Amin lediglich Alkylaminotriazole zu verwenden. In der Tat haben die explizit aufgeführten
Stoffe 3-Amino-1.2.4-Triazol und 3-Amino-5-Methyl-1.2.4-Triazol eine höhere Verflüchtigungsrate,
allerdings vor allem gegenüber Kupfer und Silber keinen so deutlichen Korrosionsschutzeffekt
, wie das Benzo- und Tolyltriazol.
[0027] Alternativ zu den Triazolen nennt die DD 284255 pauschal für den Korrosionsschutz
von Buntmetallen die Anwendung von Indol- oder Imidazol-Derivaten. Es werden jedoch
weder Angaben zur Art und Konzentration solcher Additive gemacht, noch wird ihr Schutzeffekt
durch konkrete Daten belegt.
[0028] Die Aufgabe der Erfindung ist es, gegenüber den oben aufgeführten Nachteile herkömmlicher
Korrosionsinhibitpren verbesserte sublimationsfähige, korrosionsinhibierende Stoffe
und Stoffkombinationen anzugeben, die insbesondere die unter den praktisch interessierenden
klimatischen Verhältnissen innerhalb von technischen Verpackungen und analogen geschlossenen
Räumen mit hinreichender Geschwindigkeit aus einem entsprechenden Depot sublimieren
und nach Adsorption und/oder Kondensation auf der Oberfläche von in diesem Raum befindlichen
Metallen dort für Bedingungen sorgen, unter denen vor allem die als nichtpassivierbar
eingestuften Nichteisenmetalle, wie Kupfer, Silber, Mangan, Magnesium und ihre Basislegierungen
wirksam vor atmosphärischer Korrosion geschützt werden. Die Aufgabe der Erfindung
ist es ferner, Verfahren zur Herstellung bzw. Verarbeitung solcher Stoffe und Stoffkombinationen
für die Herstellung verbesserter VCI-Verpackungsmittel anzugeben.
[0029] Diese Aufgaben werden mit Stoffkombinationen und Verfahren mit den Merkmalen von
Anspruch 1 bzw. 10 gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen und Verwendungen der Erfindung
ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0030] Überraschend konnten diese Aufgaben erfindungsgemäß insbesondere dadurch gelöst werden,
daß man Stoffkombinationen bereitgestellt werden, die aus folgenden Komponenten bestehen:
(1) einem aromatischen Mercaptothiazol oder Triazol
(2) einem wasserunlöslichen, mehrfach substituierten Phenol,
und (3) L-Ascorbinsäure oder einem ihrer Salze.
[0031] In Abstimmung mit den Komponenten (1) bis (3) kann ggf. ferner als Komponente (4)
ein geeignetes Carbonsäure/Salz-Paar zugesetzt sein. Das Carbonsäure/Salz-Paar ist
derart gewählt, daß nach dessen Sublimation und Kondensation auf Metalloberflächen
dort der pH-Wert eines kondensierten Wasserfilmes im Bereich 4,8 ≤ pH ≤ 6,5 stabilisiert
(gepuffert) ist.
[0032] Erfindungsgemäß werden diese Stoffkombinationen direkt in Form entsprechender Pulvergemische
zum Einsatz gebracht oder nach an sich bekannten Methoden im Rahmen der Herstellung
von VCI-Verpackungsmitteln eingearbeitet, so daß diese Verpackungsmittel als VCI-Depot
fungieren und die Korrosionsschutzeigenschaften der erfindungsgemäßen Stoffkombinationen
besonders vorteilhaft zur Entfaltung kommen können.
[0033] Die erfindungsgemäßen Stoffkombinationen werden vor allem verwendet, um die als nichtpassivierbar
eingeordneten Metalle, wie z.B. Kupfer, Silber, Mangan, Magnesium und ihre Legierungen
in Verpackungen und während der Lagerung in analogen geschlossenen Räumen vor atmosphärischer
Korrosion zu schützen.
[0034] Gegenstand der Erfindung ist insbesondere ein korrosionsinhibierendes Material, bestehend
aus einer Komponente, die ein aromatisches Mercaptothiazol oder Triazol ist und vor
allem an Oberflächen von Nichteisenmetallen spezifisch adsorbiert wird, einer weiteren
Komponente, die ein mehrfach substituiertes Phenol ist und infolge ihrer Eigenschaften,
in Wasser nicht löslich aber an Feststoffen gut adsorbierbar zu sein, auch alle weiteren
Komponenten der erfindungsgemäßen Stoffkombinationen hydrophobiert und wegen seines
relativ hohen Sublimationsdruckes als Trägermaterial über den Gasraum zur zu schützenden
Metalloberfläche transportiert, einer Komponente, die L-Ascorbinsäure oder eines ihrer
Salze ist und wegen ihrer Eigenschaft, als Antioxidants zu fungieren, überraschenderweise
auch den Angriff des Luftsauerstoffs an Metalloberflächen und damit den Korrosionsprozeß
hemmt, sowie schließlich als weitere Komponente ein geeignetes Carbonsäure/Salz-System,
das in kondensierten Wasserfilmen auf Metalloberflächen den pH-wert im Bereich 4,8
≤ pH ≤ 6,5 , wo die vorher genannten Komponenten der erfindungsgemäßen Stoffkombinationen
ihre Korrosionsschutzwirkung optimal entfalten können, stabilisiert.
[0035] Die erfindungsgemäßen Stoffkombinationen bestehen vorteilhafterweise ausschließlich
aus nichttoxischen, die Umwelt nicht gefährdenden Stoffen und sind nach an sich bekannten
Methoden leicht und gefahrlos verarbeitbar. Sie eignen sich darum besonders zur Herstellung
von korrosionsschützenden Verpackungsmitteln, die in großem Umfang kostengünstig und
ohne Gefährdungspotential anwendbar sind.
[0036] Für die Einbringung der erfindungsgemäßen Stoffkombinationen in VCI-Depots oder in
als solche fungierende Verpackungsmittel ist es zweckmäßig, die einzelnen Stoffe vorher
zunächst bis zum Erreichen von Partikelgrößen ≤ 20 µm fein zu vermahlen, dann gründlich
zu trocknen und schließlich nach an sich bekannten Methoden möglichst intensiv untereinander
zu vermischen.
[0037] Die erfindungsgemäßen Stoffkombinationen sollten innerhalb folgender Masseverhältnisse
formuliert werden:
Komponente (1): 10 bis 40 %
Komponente (2): 10 bis 40 %
Komponente (3): 10 bis 40 %
oder bei Einsatz aller vier Komponenten
Komponente (1): 10 bis 40 %
Komponente (2): 10 bis 35 %
Komponente (3): 10 bis 30 %
Komponente (4): 10 bis 30 %
[0038] Der Anmeldungsgegenstand wird durch die nachfolgenden Beispiele näher erläutert.
Wie daraus auch hervorgeht, richten sich Art, Mengenanteil der einzelnen Komponenten
im erfindungsgemäßen Gemisch und Mengenanteil Gemisch im jeweiligen VCI-Depot sowohl
nach dem zu schützenden Metall als auch nach den Herstellungsbedingungen des betreffenden
VCI-Verpackungsmittels.
Beispiel 1:
[0039] Aus den vorgetrockneten, pulvrigen Substanzen wurde die folgende erfindungsgemäße
Stoffkombination bereitet:
25 Masse-% |
Mercaptobenzthiazol |
20 Masse-% |
2.6-Di-tert. butyl-4-methoxy-phenol |
15 Masse-% |
L-Ascorbinsäure |
12 Masse-% |
Natriumbenzoat |
8 Masse-% |
Benzoesäure |
20 Masse-% |
inerter Füllstoff (Kieselgel) |
[0040] 10 g dieses Gemischs wurden in einer flachen Schale breit verteilt und diese in ein
größeres Gefäß aus Glas eingestellt. In diesem flachen rechteckigen Glasgefäß befanden
sich gleichzeitig berührungsfrei nebeneinander gelegt je ein sauberes Blech (30 x
50) mm aus Cu, Ms63, MnFe20, Ag 99 und MgAl3, frei von Anlauffilmen und Ablagerungen.
Durch die mit entspiegelten Glas abgeschlossene Oberseite dieses Gefäßes konnte der
Zustand der Bleche durch Messung des Glanzverhaltens beurteilt werden. Das dazu verwendete
Meßsystem "GLOSScomp/OPTRONIK Berlin" registriert die aus den Anteilen direkter und
diffuser Reflexion zusammengesetzte Reflexionskurve, deren Peakhöhe P / dB für die
jeweilige Beschaffenheit der Metalloberfläche hinreichend repräsentant ist.
[0041] Ein durch erste Anlauffilme bzw. andere Korrosionserscheinungen bedingter Glanzverlust
macht sich im Vergleich zu dem fixierten Ausgangszustand immer in geringeren Werten
von P bemerkbar. Um anzuzeigen, daß solche Veränderungen stattgefunden haben, die
das Auge rein visuell ohne optische Hilfsmittel nur schwerlich wahrnimmt, ist es ausreichend,
ΔP / % zu ermitteln.
[0042] Das Gefäß mit den Metallproben und der erfindungsgemäßen Stoffkombination wurde dicht
verschlossen und durch die Oberseite hindurch die Ausgangsdaten P / dB der einzelnen
Metallproben bestimmt. Nach 5 h wurde die an den Seitenwänden des Gefäßes angeschlossene
Zu- und Ableitung zu einem Reservoir geöffnet, das seinerseits eine gesättigte Di-Natriumhydrogenphosphatlösung
enthielt. Die Luft über dieser Lösung wurde nun mittels einer Umlaufpumpe durch das
Gefäß mit den Metallproben und der erfindungsgemäßen Stoffmischung zirkuliert, so
daß sich eine einheitliche rel. Luftfeuchtigkeit von (RH) ≈ 95 % einstellte. In regelmäßigen
Zeitabständen von ca. 5 Stunden wurde für jede eingelagerte Metallprobe ΔP / % registriert.
Alle bezeichneten Metalle waren während einer Versuchszeit von 25 d durch

ausgewiesen. Daraus folgt, daß ihr metallisch glänzendes Aussehen in der mit der
erfindungsgemäßen Stoffkombination gesättigten Feuchtluft unverändert blieb.
[0043] Wurden gleichartig vorbehandelte Bleche dieser Metalle allein, also in reiner Feuchtluft
ohne eine erfindungsgemäße Stoffkombination in analoger Weise exponiert, dann konnte
mit zunehmender Expositionszeit t
E eine Glanzverminderung beobachtet werden, die sich durch negative ΔP-Werte / % kennzeichnete
und von der Art des Metalls abhängig war:
|
|
|
ΔP / % |
|
tE/h |
Cu |
Ms63 |
MnFe20 |
Ag99 |
MgAl3 |
8 |
-0,4 |
-0,2 |
-0,9 |
-0,2 |
-0,3 |
24 |
-1,6 |
-1,0 |
-2,4 |
-0,5 |
-1,3 |
48 |
-2,1 |
-1,4 |
-3,6 |
-1,1 |
-3,5 |
[0044] Aus diesem Beispiel wird die vorteilhafte Wirkung der erfindungsgemäßen Stoffkombination
deutlich.
Beispiel 2:
[0045] Aus den vorgetrockneten, pulvrigen Substanzen wurde die folgende erfindungsgemäße
Stoffkombination bereitet:
28,5 Masse-% |
Benzotriazol |
17,3 Masse-% |
2.6-Di-tert. butyl-4-ethyl-phenol |
17,1 Masse-% |
L-Ascorbinsäure |
28,5 Masse-% |
Kaliumhydrogenphthalat |
8,6 Masse-% |
Phthalsäure |
und davon eine 5 %ige Lösung in Ethanol (90%)/Wasser hergestellt.
[0046] Ein wäßrig-alkoholisches saures Sol, das gemäß der DE-PS 19708285 aus 50 ml Tetraethoxysilan,
200 ml Ethanol und 100 ml 0,01N Salzsäure durch 20-stündiges Rühren bei Raumtemperatur
gewonnen worden war und danach 4,2 % Feststoffgehalt in 70 % Ethanol bei pH ≈ 4 hatte,
wurde mit 50 ml der 5 %igen Lösung der erfindungsgemäßen Stoffkombination gemischt
und damit Papier (Kraftpapier 70g/m
2) mittels Naßwalzen beschichtet. Unmittelbar nach Trocknen des so hergestellten VPI-Papiers
an Luft wurde es im Vergleich zu einem als Referenzsystem (R1) dienenden handelsüblichen
Korrosionsschutzpapier nach der in der Praxis üblichen Methode zur

Prüfung der korrosionsschützenden Wirkung von VPI-Verpackungsmitteln

(vgl.

Verpackungs-Rundschau" 5/1988, S. 37 ff) auf seine Korrosionsschutzeigenschaften getestet.
Das Referenzsystem (R1) enthielt nach chemischer Analyse die Wirkstoffe Dicyclohexylamin,
Cyclohexylamin, Benzotriazol und Natriummolybdat, wobei der Gesamtanteil etwa mit
dem der erfindungsgemäßen Stoffkombination vergleichbar war. Es kamen Prüfkörper der
Metalle Cu, MnFe20 und MgSi2 zur Anwendung. Diese wurden vorschriftsgemäß vorbehandelt
und ihr Ausgangszustand unmittelbar vor Einsatz in das Probegefäß mit dem in Beispiel
1 genannten Glanzmeßsystem "GLOSScomp" charakterisiert. Anschließend wurden diese
Prüfkörper allein oder zusammen mit dem zu prüfenden VPI-Verpackungsmittel in dicht
abschließende Gefäße eingebracht und darin Bedingungen eingestellt, die eine Wasserkondensation
auf der Oberfläche der Prüfkörper zur Folge hatten. Die Schlifffläche der Prüfkörper
wurde bestimmungsgemäß regelmäßig visuell auf die Existenz von Korrosionserscheinungen
untersucht.
[0047] Die ohne Anwendung von VPI eingesetzten Blindproben von Cu zeigten nach 4 d eine
leichte Schwarzfärbung, die Proben der Legierung MnFe20 hatten bereits nach 48 h einen
dünnen, dunkelbrauen Anlauffilm, während die Oberfläche des Mg-Werkstoffs leicht matt
erschien. Die zusammen mit dem R1-Papier exponierten Prüfkörper aus Cu zeigten schon
nach etwa 24 h stärkere Verfärbungen, zu gleicher Zeit waren die Proben des MnFe intensiver
dunkelbraun angelaufen und die Magnesiumlegierung hatte erste kleine weißliche Aufblühungen.
Bei Verwendung des die erfindungsgemäße Stoffkombination tragenden Papiers hatten
alle Prüfkörper noch ein einwandfreies Aussehen und sogar mittels des sehr empfindlich
registrierenden Meßsystems GLOSScomp wurde durch Werte im Bereich 0 ≤ ΔP / % ≤ +0,5
deutlich, daß an den Prüfkörperoberflächen keinerlei Veränderungen stattgefunden hatten.
Bis zum heutigen Zeitpunkt gab es keine VPI-Verpackungsmittel, deren Verwendbarkeit
für Mangan- und / oder Magnesiumwerkstoffe explizit hervorgehoben wurde. Diejenigen
Verpackungsmittel, die unter Anwendung einer erfindungsgemäßen Stoffkombination vorbereitet
wurden, schließen gemäß des beschriebenen Beispiels folglich erstmals diese Lücke.
Beispiel 3:
[0048] Aus den vorgetrockneten, pulvrigen Substanzen wurde die folgende erfindungsgemäße
Stoffkombination bereitet:
22,5 Masse-% |
Mercaptobenzthiazol |
6,0 Masse-% |
Tolyltriazol |
17,5 Masse-% |
2.6-Di-tert. butyl-4-methyl-phenol |
12,1 Masse-% |
L-Ascorbinsäure |
8,5 Masse-% |
Calciumascorbat |
8,6 Masse-% |
Calciumstearat |
8,3 Masse-% |
Stearinsäure |
6,2 Masse-% |
Zinkoxid (Füllstoff) |
7,8 Masse-% |
Calciumcarbonat (Slip) |
2,5 Masse-% |
Silicagel (antiblock) |
[0049] 35 Masse-% dieses Gemischs wurden mit 65 Masse-% eines üblichen LD-PE vermischt und
zu einem VCI-Masterbatch verarbeitet. Dazu wurde ein Extruder Rheocord 90 (HAAKE)
mit gegenläufiger Doppelschnecke verwendet. Mit der Schneckendrehzahl von 65 bis 80
U / min wurde bei Zylindertemperaturen um 150 °C und einer Düsentemperatur von 158
°C extrudiert und durch Kaltabschlag granuliert. Dieses granulierte VCI-Masterbatch
wurde durch Blasextrusion zu VCI-Folien weiterverarbeitet, wozu der Extruder mit Einfachschnecke
und Ringdüse auszustatten war. Nach Durchmischen von 3 Masse-% des VCI-Masterbatchs
mit 97 Masse-% eines üblichen LD-PE-Granulats wurde bei Zylindertemperauren von 175
°C und einer Düsenaustrittstemperatur von 180 °C gearbeitet, wobei die Schneckendrehzahl
zwischen 80 und 85 U / min variierte. Es wurde eine VCI-Folie mit einer mittleren
Schichtdicke von 80 µm hergestellt.
[0050] Die so unter Verwendung einer erfindungsgemäßen Stoffkombination hergestellte VCI-Folie
wurde zu Beuteln verarbeitet (Zuschnitt und Verschweißen der überlagerten Seitennähte).
Bleche der Werkstoffe Cu, Ms63, MnFe20, Ag99 und MgAl3 wurden nach Entfetten, Trocknen
und Charakterisierung mittels GLOSScomp einzeln in solche Beutel eingeschweißt. Die
auf diese Weise verpackten Legierungen Ms63, MnFe20 und MgAl3 wurden in einem Klimaschrank
gemäß IEC 68-2-30 zyklisch mit Feuchtluft belastet. Dabei besteht ein 24-h-Zyklus
aus folgenden Etappen: 6 h 25 °C und (RH) = 98 %, 3 h Aufheizphase von 25 auf 55 °C
bei (RH) = 95 %, 9 h 55 °C bei (RH) = 93 % und 6 h Abkühlphase von 55 auf 25 °C bei
(RH) = 98 %. Nach jedem Zyklus erfolgt eine visuelle Beurteilung des Oberflächenzustandes
der Probebleche durch das transparente Folienmaterial hindurch. Nach Abbruch der Belastung
wurde zusätzlich auch eine Glanzmessung vorgenommen, um ΔP / % zu ermitteln. Parallel
dazu wurden gleichartige Prüfkörper einmal in reiner Polyethylenfolie (R2) gleicher
Schichtdicke und weiterhin in einem handelsüblichen VCI-Folienmaterial als Referenzsystem
(R3) verpackt und ebenfalls im Klimaschrank deponiert. (R3) enthielt gemäß chemischer
Analyse die Wirkstoffe Ammoniummolybdat, Triethanolamin und Benzotriazol.
[0051] In wirkstofffreier Polyethylenfolie (R2) traten an MnFe20 schon nach 3 Zyklen leichte
Braunfärbungen auf , an MgAl3 nach 5 Zyklen erste weißliche Ausscheidungen und an
Ms63 nach 12 Zyklen erste dunkle Flecken. Bei den in (R3) verpackten Proben war bei
MnFe20 und MgAl3 keine Inhibierung der Korrosion feststellbar, die beschriebenen Korrosionserscheinungen
nach gleicher Belastungszeit sogar teilweise noch intensiver. Ms63 war nach 16 Zyklen
mit Flecken überzogen.
[0052] Die in der die erfindungsgemäße Stoffkombination enthaltenen VCI-Folie verpackten
Proben hatten nach 25 Zyklen visuell beurteilt noch ein völlig einwandfreies Aussehen.
Die nach Abbruch dieser Klimabeanspruchung durchgeführten Glanzmessungen erbrachten
Werte im Bereich

, womit diese Aussage auch graduell bestätigt wird.
[0053] Die in der die erfindungsgemäße Stoffkombination enthaltenen VCI-Folie eingeschweißten
Werkstoffe Cu und Ag99 wurden in einem geschlossenen Glasgefäß über gesättigter Dinatriumhydrogenphosphat-Lösung,
die gleichzeitig auch 0,03 Masse-% an Ammoniumsulfid enthielt, gelagert. Diese Lösung
stellt bekanntlich im geschlossenen Gasraum bei 25 °C eine rel. Luftfeuchtigkeit von
(RH) = 95 % ein und emittiert außerdem geringe Anteile an Schwefelwasserstoff. Die
in reinem Polyethylen verpackten Metalle hatten in dieser schwefelwasserstoffhaltigen
Feuchtluft bereits nach 8 h einen dünnen, dunklen Anlauffilm. Die Referenzfolie (R3)
verzögerte diesen Effekt beim Ag99 minimal, so daß erst nach etwa 12 h eine erste
Dunkelfärbung festzustellen war. Bei Cu in (R3) dauerte es ca. 48 h, bis visuell erste
Veränderungen wahrzunehmen waren. Die erfindungsgemäß gefertigten VCI-Folien gewährleisteten
auch nach 20 d Belastung noch ihre volle Korrosionsschutzwirkung, erkennbar wieder
am einwandfreien Aussehen der entsprechenden Prüfkörper.
[0054] Namentlich zum Schutz von Silber gegen die Bildung sulfidischer Anlaufschichten wird
mit der erfindungsgemäßen Stoffkombination erstmals eine für den Transport und die
Lagerung wirksame und einfach anwendbare Lösung bereitgestellt. 500 Stück Silberronden,
die zur Prägung von Münzen vorgesehen sind, wurden einzeln auf Pappe gelegt und durch
einen Skinprozeß mit der die erfindungsgemäße Stoffkombination enthaltenen Folie dicht
verpackt. Nach einer Lagerzeit von 3 Monaten ist der Zustand aller Ronden noch völlig
einwandfrei, während früher bei Nutzung von Folie (R3) nach gleicher Zeit etwa 20
% der Teile schon durch einen dunklen Anlauffilm gekennzeichnet waren und ausgesondert
werden mußten.
1. Sublimationsfähige, korrosionsinhibierende Stoffkombination, die enthält:
(1) aromatisches Mercaptothiazol oder Triazol,
(2) wasserunlösliches, mehrfach substituiertes Phenol, und
(3) L-Ascorbinsäure oder eines ihrer Salze.
2. Korrosionsinhibierende Stoffkombination gemäß Anspruch 1, die ferner (4) ein Carbonsäure/Salz-Paar
enthält.
3. Korrosionsinhibierende Stoffkombination gemäß Anspruch 1, bei der 10 bis 40 % Komponente
(1), 10 bis 40 % Komponente (2) und 10 bis 40 % Komponente (3) enthalten sind.
4. Korrosionsinhibierende Stoffkombination gemäß Anspruch 2, bei der 10 bis 40 % Komponente
(1), 10 bis 35 % Komponente (2), 10 bis 30 % Komponente (3) und 10 bis 30 % Komponente
(4) enthalten sind.
5. Korrosionsinhibierende Stoffkombination gemäß Anspruch 2 oder 4, bei dem das Carbonsäure/Salz-Paar
derart gewählt ist, das nach dessen Sublimation und Kondensation auf Metalloberflächen
dort der pH-Wert eines kondensierten Wasserfilmes im Bereich 4,8 ≤ pH ≤ 6,5 (bezogen
auf 25 °C) liegt.
6. Korrosionsinhibierende Stoffkombination gemäß Anspruch 2 oder 4, bei dem als Carbonsäure/Salz-Paar
Benzoesäure/Na-Benzoat, Phthalsäure/Kaliumhydrogenphthalat, Stearinsäure/Alkali- bzw.
Erdalkalistearat oder andere Carbonsäure/Salz-Paare mit ähnlichen protolytischen Eigenschaften
enthalten ist.
7. Korrosionsinhibierende Stoffkombination gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche,
die als aromatisches Mercaptothiazol oder Triazol Mercaptobenzthiazol, Methylmercaptobenzthiazol,
Benzotriazol, Tolyltriazol oder deren Gemische enthält.
8. Korrosionsinhibierende Stoffkombination gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche,
die als wasserunlösliches, mehrfach substituiertes Phenol 2.4 Di tert. butyl-4-methyl-phenol,
2.6 Di tert. butyl-4-ethyl-phenol,
2.6 Di tert. butyl-4-methoxy-phenol,
2.6 Di-octadecyl-4-methyl-phenol,
4-(1,1,3,3-Tetramethylbutyl)-phenol,
2 oder 6 tert. butyl-4-methyl-phenol
oder ein ähnlich strukturiertes, mehrfach substituiertes Phenol allein oder ein Gemisch
derselben enthält.
9. Korrosionsinhibierende Stoffkombination gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche,
die L-Ascorbinsäure, Natrium-, Kalium- oder Calciumascorbat einzeln oder als Gemisch
derselben enthält.
10. Verfahren zur Herstellung einer sublimationsfähigen, korrosionsinhibierenden Stoffkombination,
bei dem
(1) aromatisches Mercaptothiazol oder Triazol,
(2) wasserunlösliches, mehrfach substituiertes Phenol, und
(3) L-Ascorbinsäure oder eines ihrer Salze miteinander vermengt werden.
11. Verfahren gemäß Anspruch 10, bei dem ferner (4) ein Carbonsäure/Salz-Paar zugesetzt
wird.
12. Verfahren gemäß Anspruch 10 oder 11, bei dem die Komponenten in trockener Pulverform
vermengt werden.
13. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 10 bis 12, bei dem die 10 bis 40 % Komponente
(1), 10 bis 35 % Komponente (2), 10 bis 30 % Komponente (3) und ggf. 10 bis 30 % Komponente
(4) vermengt werden.
14. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 10 bis 13, bei dem die vermengten Komponenten
einem Metalloxidsol zugesetzt werden und diese Zusammensetzung auf einem Trägermaterial
aufgetragen wird.
15. Verwendung einer korrosionsinhibierenden Stoffkombination gemäß einem der Ansprüche
1 bis 9 als flüchtiger Korrosionsinhibitor (VPI, VCI) in Form von feinpulvrigen Gemischen
bei der Verpackung oder Lagerung von Materialien.
16. Verwendung einer korrosionsinhibierenden Stoffkombination gemäß einem der Ansprüche
1 bis 9 zur Inkorporierung in Beschichtungsstoffe und/oder kolloidale Kompositmaterialien,
um damit Trägermaterialien, wie Papier, Karton, Schaumstoffe, textile Gewebe und ähnliche
Flächengebilde im Rahmen der Herstellung von VCI-emittierenden Verpackungsmitteln
zu beschichten und diese anschließend innerhalb von Verpackungs- und Lagervorgängen
anzuwenden.
17. Verwendung einer korrosionsinhibierenden Stoffkombination gemäß einem der Ansprüche
1 bis 9 für die Bildung von Korrosionsinhibitoren, die sich in Form von feinpulvrigen
Gemischen mit polymeren Materialien (Polyolefine, Polyamide, Polyester) zu Wirkstoffkonzentraten
(Masterbatches) und flächigen Finalprodukten blas- oder spritzextrudieren lassen,
so daß VCI-emittierende Folien oder Hartstoffe entstehen, deren Emissionsvermögen
von flüchtigen Korrosionsinhibitoren (VPI, VCI) sich innerhalb von Verpackungs- und
Lagervorgängen zum Korrosionsschutz von Metallen anwenden läßt.
18. Verwendung einer korrosionsinhibierenden Stoffkombination gemäß einem der Ansprüche
1 bis 9 als flüchtiger Korrosionsinhibitor (VPI, VCI) innerhalb von Verpackungs- und
Lagervorgängen zum Korrosionsschutz der als nichtpassivierbar geltenden Metalle wie
Kupfer, Silber, Mangan, Magnesium und deren Basislegierungen.