[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft textile Flächengebilde, die ein Gefüge von Fasern
umfassen, welche mittels eines polymeren Bindemittels miteinander verbunden sind (Vliesstoffe)
und ein Verfahren zu ihrer Herstellung.
[0002] Zur Herstellung eines Vliesstoffs wird ein Gefüge von Fasern (Vlies) abgelegt, das
anschließend verfestigt bzw. verklebt wird. Die Fasern können eine Vorzugsrichtung
aufweisen oder ungerichtet sein. Zur Vliesherstellung sind verschiedene Verfahren
bekannt, z.B. (1) die mechanische Vliesbildung aus Spinnfasern oder Filamenten; (2)
die aerodynamische Vliesbildung aus Spinnfasern oder Filamenten; (3) die hydrodynamische
Vliesbildung aus Spinnfasern oder Filamenten und (4) die elektrostatische Vliesbildung
aus Feinstfasern oder Filamenten. Die auf diese Weise gewonnenen Vliese werden nach
unterschiedlichen Verfahren zu Vliesstoffen verfestigt.
[0003] Die größte Bedeutung haben nasse Bindeverfahren. Hierbei wird das Vlies mit einem
wässrigen Bindemittel, z.B. einem Polymerlatex behandelt und anschließend, gegebenenfalls
nach Entfernung von überschüssigem Bindemittel, getrocknet und gegebenenfalls gehärtet.
Es gibt eine große Zahl weiterentwickelter Verfahren, die aber letztlich auf diesem
Grundprinzip beruhen.
[0004] Vliesstoffe werden für eine große Zahl von Einsatzmöglichkeiten verwendet. So werden
Vliesstoffe z.B. zunehmend als Putz- und Wischtücher, Spültücher und Servietten verwendet.
Bei diesen Anwendungen ist es wichtig, daß z.B. verschüttete Flüssigkeiten, wie Milch,
Kaffee, usw., beim Darüberwischen rasch und vollständig aufgesaugt und feuchte Oberflächen
vollständig getrocknet werden. Die Geschwindigkeit und die Vollständigkeit, mit der
Flüssigkeiten aufgesaugt werden, bestimmen die Gebrauchseigenschaften eines Putz-
und Wischtuches und sind die Hauptkriterien für die Güte des Artikels.
[0005] Ein Putztuch saugt Flüssigkeiten umso rascher auf, je schneller deren Transport auf
der Faseroberfläche erfolgt. Eine hydrophile Oberfläche wird leicht und rasch von
Wasser benetzt. Das Wasser verteilt sich sehr schnell über die gesamte Fläche des
Vliesstoffes und das Wasser wird von der Kontaktstelle "abgesaugt". Hydrophobe Oberflächen
werden dagegen nicht benetzt. Sie leiten die Flüssigkeit daher auch nicht weiter und
sind für einen Einsatz als Putz- oder Wischtuch ungeeignet. Entscheidend für die Menge
an Flüssigkeit, die aufgenommen werden kann, ist unter anderem auch das Quellverhalten
der Faser. Ein hydrophobes Bindemittel, das die Faser weitgehend umhüllt, beeinträchtigt
die Kinetik der Wasseraufnahme.
[0006] Zur Verbesserung der Wasseraufnahmeeigenschaften von Vliesstoffen werden bei deren
Herstellung mitunter oberflächenaktive hydrophilierende Agentien, wie Emulgatoren,
Tenside oder Netzmittel, eingesetzt. Hierdurch wird eine ausgezeichnete Anfangshydrophilie
erreicht. Diese Vliesstoffe weisen aber den Nachteil auf, daß die hydrophilen Agentien
durch Wasser oder andere wässrige Medien allmählich ausgewaschen werden. Nach mehrmaligem
Wasserkontakt wird das Erzeugnis zunehmend hydrophober. Das Spül-, Putz- oder Wischtuch
verliert somit nach mehrmaligem Auswaschen seine Fähigkeit, wässrige Flüssigkeiten
rasch aufzusaugen. Das Tuch wird folglich unbrauchbar für die weitere Verwendung,
und muß entsorgt werden, obgleich die mechanische Festigkeit des Tuchs für weitere
Gebrauchszyklen noch ausreicht. Dies ist im Hinblick auf einen verantwortungsvollen
Umgang mit Rohstoffen nachteilig.
[0007] Der vorliegenden Erfindung lag daher die Aufgabe zugrunde, ein hydrophiles textiles
Flächengebilde bereitzustellen, dessen Hydrophilie auch nach mehrmaligem Auswaschen
erhalten bleibt.
[0008] Es wurde überraschenderweise gefunden, daß diese Aufgabe durch die Verwendung bestimmter
Oxide und/oder Hydroxide in kolloiddisperser Verteilung in Verbindung mit bestimmten
Netzmitteln gelöst werden kann.
[0009] Die vorliegende Erfindung betrifft daher ein textiles Flächengebilde, das ein Gefüge
von Fasern umfasst, die mittels eines polymeren Bindemittels miteinander verbunden
sind, und dadurch gekennzeichnet ist, daß das Flächengebilde ein Oxid und/oder Hydroxid
von Al, B, Si, Mg, Ti und/oder Zn in kolloiddisperser Verteilung sowie ein unter Sulfosuccinaten
und Sulfosuccinamaten ausgewähltes Netzmittel enthält.
[0010] Die vorliegende Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zur Herstellung eines textilen
Flächengebildes, bei dem ein Gefüge von Fasern mit einer Dispersion eines polymeren
Bindemittels imprägniert, getrocknet, und gegebenenfalls gehärtet wird, das dadurch
gekennzeichnet ist, daß das Gefüge außerdem (i) mit einer kolloidalen Suspension eines
Oxids und/oder Hydroxids von Al, B, Si, Mg, Ti und/oder Zn imprägniert wird oder mit
der Lösung eines Vorläufers eines Oxids und/oder Hydroxids von Al, B, Si, Mg, Ti und/oder
Zn imprägniert wird und die Bildung des Oxids und/oder Hydroxids in kolloiddisperser
Verteilung induziert wird und (ii) das Gefüge mit einem unter Sulfosuccinaten und
Sulfosuccinamaten ausgewählten Netzmittel imprägniert wird.
[0011] Ausführungen in der vorliegenden Beschreibung, die mit Bezug auf das erfindungsgemäße
textile Flächengebilde erfolgen, gelten soweit angebracht auch für das erfindungsgemäße
Verfahren und umgekehrt.
[0012] Vorzugsweise enthält das erfindungsgemäße textile Flächengebilde 1 - 20 Gew.-%, bezogen
auf das Trockengewicht des polymeren Bindemittels, insbesondere 3 -15 Gew.-% und besonders
bevorzugt 5 - 15 Gew.-%, Oxid und/oder Hydroxid von Al, B, Si, Mg, Ti und/oder Zn.
[0013] Das erfindungsgemäße textile Flächengebilde enthält vorzugsweise 1 - 20 Gew.-%, bezogen
auf das Trockengewicht des polymeren Bindemittels, insbesondere 2 - 10 Gew.-%, Netzmittel.
[0014] Der Begriff "Oxid und/oder Hydroxid von Al, B, Si, Mg, Ti und/oder Zn" soll für die
Zwecke der vorliegenden Erfindung eine weitestgehende Bedeutung aufweisen. So sollen
neben den einfachen Oxiden und Hydroxiden der angegebenen Elemente auch deren hydratisierte
Formen mit wechselndem Wassergehalt und die Oxoanionensalze mit z.B. Alkalimetall-
oder Erdalkalimetallkationen, z.B. die Silicate und Aluminate, umfasst sein. Ferner
soll der Begriff Oxide und Hydroxide in unterschiedlichen Kondensationsstufen umfassen,
z.B. die Insel-, Band- und Schichtsilikate, sowie gemischte Oxide und/oder Hydroxide.
Bevorzugte Oxide und/oder Hydroxide sind Kieselsäure, Aluminiumoxid, Aluminiumhydroxid,
Alumosilikate, z.B. Bentonite, Montmorillonite.
[0015] Die erfindungsgemäßen textilen Flächengebilde enthalten ein unter Sulfosuccinaten
und Sulfosuccinamaten ausgewähltes Netzmittel in gleichmäßig verteilter Form. Die
verwendeten Netzmittel weisen insbesondere folgende allgemeine Strukturformel auf
in der M für ein Alkalimetall, insbesondere Natrium, oder ein Äquivalent eines Erdalkalimetalls
oder Ammonium steht, welches mit 1 bis 4 C
1- bis C
4-Alkyl- oder C
1- bis C
4-Hydroxyalkylgruppen substituiert sein kann;
X und Y gleich oder verschieden sind und jeweils für O-(CnH2nO)m-R, (CnH2nO)m-NHCOR, OM, OH, oder NHR stehen, wobei wenigstens einer der Reste X und Y von OM oder
OH verschieden ist, und R für gegebenenfalls verzweigtes C5- bis C18-Alkyl, C5- bis C18-Alkenyl, C5- bis C18-Cycloalkyl, (C1- bis C12-Alkyl)aryl oder Phenyl steht;
n für eine ganze Zahl von 2 bis 4 und
m für eine ganze Zahl von 0 bis 30 steht.
[0016] Besonders gut bewährt haben sich Sulfobernsteinsäurediester, bei denen die zur Veresterung
verwendeten Alkohole eine Kettenlänge von 4 bis 8 C-Atomen aufweisen, z.B. Natrium-di(ethylhexyl)sulfosuccinat.
[0017] Hinsichtlich der verwendeten Fasern unterliegt die Erfindung keinen wesentlichen
Einschränkungen. Es sind alle Faserarten geeignet, die gegenwärtig zur Herstellung
von Vliesstoffen verwendet werden, z.B. Polypropylen-, Polyester-, Polyamidfasern,
Zellulosefasern, wie Viskosefasern, Zweikomponenten-Fasern, z.B. Polyester-Copolyester-,
Polypropylen-Polyethylen-, Polyester-Polyamid-, Polyester-Polypropylen-, und Polyamid-6-Polyamid-6,
6-Fasern. Weitere geeignete Fasern sind Polyacrylnitril-, Polyimid-, Polytetrafluorethylen-
und Poly(phenylensulfid)fasern, mineralische Fasern oder Glasfasern und halbsynthetische
Fasern, wie Acetatfasern. Polypropylenfasern, Polyesterfasern und Zellulosefasern
und Mischfasern der genannten Materialien sind bevorzugt.
[0018] Es können alle üblicherweise verwendeten polymeren Bindemittel eingesetzt werden.
Hierzu zählen insbesondere die Polyacrylatdispersionen, z.B. auf der Basis von C
1- bis C
4-Alkyl(meth)acrylaten, (Meth)acrylsäure und/oder (Meth)Acrylamid. Amidhaltige Polymere
oder Copolymere können mit NN-Methylolverbindungen, wie Harnstoff-Formaldehyd- oder
Melamin-Formaldehydharzen vernetzt werden. Eine innere Vernetzung erfolgt beim Einverleiben
von N-Methylol(meth)acrylamid. Weiterhin sind Kautschuklatices, wie z.B. synthetische
Styrol-Butadienkautschukke (SBR) und Acrylnitril-Butadien-Kautschuk (NBR), Polyvinylesterdispersionen,
gegebenenfalls copolymerisiert mit Ethylen und/oder Vinylchlorid, wie z.B. Copolymere
von Vinylacetat und Ethylen oder Vinylacetat, Vinylchlorid und Ethylen, sowie Polyvinylalkohole
geeignet. Weiter lassen sich Polyurethandispersionen sowie Aminoplast- und Phenoplast-Vorkondensate
anführen. Bevorzugt ist die Verwendung eines Bindemittels, das ein Polymerisat von
Monomeren umfasst, die unter C
1 bis C
4 Alkyl(meth)acrylaten, (Meth)acrylsäure, (Meth)acrylamid, N-Methylol(meth)acrylamid,
Styrol, Butadien, (Meth)acrylnitril, C
1 bis C
6-Alkansäurevinylestern, Vinylchlorid, Ethylen und Vinylalkohol ausgewählt sind. Die
Auftragsmenge an Bindemittel, ausgedrückt als trockenes Bindemittel, bezogen auf das
Gesamtgewicht des gebundenen Vliesstoffes, beträgt im Allgemeinen 10 bis 40 Gew.-%,
vorzugsweise etwa 20% Gew.-%.
[0019] Es ist von kritischer Bedeutung für die vorliegende Erfindung, daß das Oxid und/oder
Hydroxid von Al, B, Si, Mg, Ti und/oder Zn im erfindungsgemäßen Vliesstoff in kolloiddisperser
Verteilung vorliegt. Mit nichtkolloidalen, gröberen Teilchen, wie sie gelegentlich
als Antiblockier-Additive oder andere Zuschlagstoffe verwendet werden, wird die angestrebte
Wirkung nicht erreicht. "Kolloiddispers" soll bedeuten, daß die Mehrzahl der Teilchen,
z.B. mehr als 90 Gew.-%, des Oxids und/oder Hydroxids eine Größe von < 1 µm, insbesondere
< 0,1 µm aufweisen. Die kolloiddisperse Verteilung läßt sich im Rahmen der vorliegenden
Erfindung z.B. erreichen, indem man von einer kolloidalen Suspension des Oxids und/oder
Hydroxids, z.B. einem Sol, wie einem Hydrosol, oder einem Gel ausgeht oder aber die
Bildung des Oxids und/oder Hydroxids in kolloiddisperser Form z.B. als Gel, im Vlies
induziert.
[0020] Zur Imprägnierung des Vlieses mit der Bindemitteldispersion sind alle gängigen Verfahren
der Imprägnierung, z.B. die Imprägnierung mit der Imprägnieranlage oder im Foulard,
geeignet. Soweit das Oxid und/oder Hydroxid in Gegenwart des polymeren Bindemittels
eine stabile kolloidale Suspension bildet, ist es zweckmäßig, das Oxid und/oder Hydroxid
in die Bindemitteldispersion einzuarbeiten. Auf diese Weise können z.B. kolloidale
Kieselsäuren verarbeitet werden. Kolloidale Dispersionen bestimmter Oxide und/oder
Hydroxide lassen sich nicht in situ in der Bindemitteldispersion herstellen. So neigen
z.B. Al
3+-Salze dazu, die Dispersion zu koagulieren bzw. es tritt eine Koagulation beim Versuch
ein, die Al
3+-Salze durch Zugabe einer Base, z.B. von Ammoniak, in Al(OH)
3 umzuwandeln. In diesen Fällen ist es zweckmäßig, das Vlies mit einer kolloidalen
Suspension, vorzugsweise einer frisch hergestellten kolloidalen Suspension, in der
Form eines Sols oder Gels, zu imprägnieren und zu trocknen und anschließend mit dem
polymeren Bindemittel zu imprägnieren. Andererseits ist es möglich, das Vlies mit
der Lösung eines Vorläufers des Oxids und/oder Hydroxids zu imprägnieren und die Bildung
des Oxids und/oder Hydroxids im Vlies zu induzieren. So kann das Vlies z.B. mit einer
Lösung von Al
3+-Ionen, z.B. einer Al
2(SO
4)
3-Lösung oder einer Al(NO
3)
3-Lösung, getränkt und vorzugsweise getrocknet werden. Anschließend wird das Vlies
mit der Bindemitteldispersion imprägniert. Der neutrale bis leicht alkalische pH-Wert
der Dispersion führt zu einer Umwandlung der Al
3+-Ionen zu Al(OH)
3. Gegebenenfalls kann der Bindemitteldispersion eine pH-regulierende Substanz, beispielsweise
ein Puffer, zugesetzt werden, um einen neutralen bis leicht alkalischen pH-Wert, z.B.
im Bereich von 6 bis 9, einzustellen.
[0021] Das Vlies oder der Vliesstoff könnte ferner mit einer Wasserglaslösung, d.h. Natriumorthosilikatlösung,
getränkt werden, wobei anschließend durch Behandlung mit verdünnter Mineralsäure,
z.B. Salzsäure, kolloidale Kieselsäure erzeugt werden kann. Ein weiteres Beispiel
ist die Behandlung mit einer wässrigen Lösung von Borax (Na
2B
4O
7 · 10 H
2O) mit anschließender Trocknung.
[0022] Die Imprägnierung des Vlieses oder Vliesstoffes mit der kolloidalen Suspension des
Oxids/Hydroxids bzw. die Imprägnierung mit der Lösung des Vorläufers und die Induzierung
der Oxid/Hydroxidbildung können zu einem beliebigen Zeitpunkt während der Herstellung
des textilen Flächengebildes erfolgen. Es ist bevorzugt, daß sie vor oder gleichzeitig
mit der Imprägnierung mit dem Bindemittel erfolgen.
[0023] Die Imprägnierung des Vlieses oder Vliesstoffes mit dem Netzmittel kann zu einem
beliebigen Zeitpunkt während der Herstellung des erfindungsgemäßen textilen Flächengebildes
erfolgen. Im Allgemeinen ist es zweckmäßig, die Imprägnierung mit dem Netzmittel gleichzeitig
mit der Bindemittel-Imprägnierung vorzunehmen. Hierzu wird das Netzmittel einfach
zu der wässrigen Bindemitteldispersion gegeben.
[0024] Die Erfindung wird nun durch die folgenden Beispiele näher veranschaulicht.
Beispiele 1 bis 10
[0025] Polyester-Zellwoll-Vliese (70PES/30ZW; 1,7 dtex; Faserlänge 38 mm; 30 g/m
2 einer Länge von 35 bis 50 cm und einer Breite von 25 bis 28 cm wurden in einer Imprägnier-
und Absauganlage in Längsrichtung über ein Endlos-PES-Siebband durch eine 25 %-ige
Bindemittelflotte und über eine Absaugvorrichtung geführt. Bei der verwendeten Bindemitteldispersion
handelte es sich um Acronal DS 2350 X ™ (Polyacrylatdispersion auf der Basis von Butylacrylat
und Acrylnitril). Die Bandgeschwindigkeit betrug 1 bis 2 m pro min. Über die verstellbare
Stärke der Absaugung wurde der Naßauftrag auf etwa 160% eingestellt, was einem Trockenauftrag
von etwa 40% entspricht. Die Bindemittelflotte enthielt die in der nachstehenden Tabelle
angegebenen Zusatzstoffe (Gew.-%, bezogen auf das Trockengewicht des Bindemittels).
Die imprägnierten Vliese wurden auf das Band eines Mathis-Siebbandtrockners Typ TH
aufgelegt, gegen Verrutschen gesichert und 2 min lang bei 150°C getrocknet. Die Oberseite
des jeweiligen Vlieses wurde gekennzeichnet, und durch Wiegen wurde die Auftragsmenge
bestimmt.
[0026] Die so erhaltenen Vliesstoffe wurden unmittelbar und nach fünfmaligem Waschen einem
Benetzungstest unterzogen. Das Waschen geschah, indem der Vliesstoff in einem 5 l
Eimer mit Leitungswasser unter Wasser mit der Hand etwa 15 mal ausgedrückt (ausgewrungen),
dann in ein Handtuch eingewickelt und darin trockengewrungen wurde. Dieser Vorgang
wurde 5 mal wiederholt.
[0027] Zur quantitativen Bestimmung der Hydrophilie wurde der farbige Ablauftest herangezogen.
Dieser Test läuft im Wesentlichen folgendermaßen ab: Auf den schräg eingespannten
Vliesstoff wird eine definierte Menge eingefärbtes Wasser aufgebracht. Je nach Hydrophilie
läuft das Wasser ab oder dringt mehr oder weniger schnell in den Vliesstoff ein. Dadurch
werden charakteristische Farbflecken, z.B. kreisrund für schnelles Eindringen in den
Vliesstoff bzw. schmal und länglich für langsames Eindringen und bevorzugtes Ablaufen,
erhalten. Die Beurteilungen werden nach einer Notenskala zugeordnet.
[0028] Zur Durchführung der Prüfung wird ein Prüfkörper der Größe von 21 x 5 cm in einen
Rahmen eingespannt, der eine Neigung von 30 Grad gegenüber der Horizontalen beschreibt.
Die im Trockner oben liegende Seite weist bei dieser Prüfung nach unten. Mittels einer
Pipette werden 0,5 ml Testflüssigkeit aus einer Höhe von 10 mm und einem Abstand zum
oberen Vliesrand von 30 mm aufgebracht. Die Testflüssigkeit bestand aus 2 g Hostapal
CV-Lösung, 2,5 g Lurantin-Lichtecht-Türkisblau-GL auf 1 l vollentsalztes Wasser. Nach
Trocknung des Prüfkörpers (hängend) wird die Vliesoberseite begutachtet und ein Notenwert
von 0 für keine Benetzung (Testflüssigkeit vollständig abgelaufen) bis 5 für totale
Benetzung zugeteilt. Die Ergebnisse sind in der nachstehenden Tabelle angegeben.
Tabelle
|
farbiger Ablauftest |
Vers. Nr. |
mineral. Additiv |
Emulgator*5 |
vor dem Waschen |
nach 5 mal Waschen |
1 |
- |
- |
0-1 |
0-1 |
2 |
- |
3,0% Na-di(2-ethylhexyl) sulfosuccinat *1 |
4 |
0-1 |
3 |
5% Kieselsäure *4 |
- |
0 |
0 |
4 |
5% Kieselsäure *4 |
3,0% Na-di(2-ethylhexyl) sulfosuccinat *1 |
5 |
5 |
5 |
5% Kieselsäure *4 |
3% Dodecylbenzolsulfonat |
5 |
1-2 |
6 |
5% Kieselsäure *4 |
5% Na-Alkylnaphthalinsulfonsäure *2 |
0-1 |
0-1 |
7 |
5% Kieselsäure *4 |
5% Na-Alkylnaphthalinsulfonsäure *2 |
0-1 |
0-1 |
8 |
5% Kieselsäure *4 |
3% Ammoniumpolyacrylat *3 |
2 |
0-1 |
9 |
10% Kieselsäure *4 |
- |
0 |
0 |
10 |
10% Kieselsäure *4 |
3,0% Na-di(2-ethylhexyl) sulfosuccinat *1 |
5 |
5 |
*1 Lumiten® IRA |
*2 Alkyl = Diisobutyl (Nekal® BX) |
*3 Pigmentverteiler A® |
*4 Levasil® 200 (Firma Bayer) |
*5 Emulgator wurde in Flotte zugesetzt |
[0029] Aus der Tabelle ist ersichtlich, daß nur bei den Beispielen 4 und 10 ein Vliesstoff
erhalten wurde, der nach 5 maligem Waschen noch hydrophil ist. Diese Beispiele enthielten
einen Sulfobernsteinsäureester in Verbindung mit kolloidaler Kieselsäure. Ohne Kieselsäure
(Beispiel 2) wird selbst bei Verwendung desselben Emulgators keine permanente Hydrophilie
erhalten. Andere Emulgatoren (Beispiel 5, 6) führen nicht zur gewünschten permanenten
Hydrophilie. Auch polymere Additive (Beispiel 8) oder höhere Mengen an Kieselsäure
in Abwesenheit von Sulfobernsteinsäureestern (Beispiel 9) führen nicht zu den angestrebten
Eigenschaften.
Beispiele 11 bis 18
[0030] Standard-Zellstoff-Vliese (Whatman #4; 100% Zellstoff) einer Länge von 35 bis 50
cm und einer Breite von 25 bis 28 cm wurden im Foulard durch eine 10%ige Bindemittelflotte
(Acronal DS 2350 X) gezogen, abgequetscht und anschließend in einem Mathis-Spannrahmentrockner
mit Ablagegaze getrocknet. Die Flotte enthielt die in der nachstehenden Tabelle angegebenen
Zusatzstoffe. Bei den Beispielen 13 und 14 wurden die Vliese zunächst im Foulard mit
einer 5 %igen Al
2(SO
4)
3-Lösung getränkt, abgequetscht und getrocknet und erst dann im Foulard mit Bindemittel
getränkt und erneut getrocknet.
[0031] Die erhaltenen Vliesstoffe wurden einem Saugfähigkeitstest unterzogen. Hierzu wurde
ein 5 mal gewaschener und getrockneter Vliesstreifen (70 x 30 mm) mit einer Eintauchtiefe
von etwa 5 mm in die Testflüssigkeit (s.o.) gehängt und nach 30 s deren Steighöhe
notiert. Außerdem wurde die Penetrationsgeschwindigkeit im Vliesstoff gemessen. Hierzu
wurden 0,1 ml Testflüssigkeit auf die Vorderseite von 5 mal gewaschenen und getrockneten
Vliesstoffproben aufgesetzt und die Zeit notiert, bis der Tropfen ganz in den Vliesstoff
eingedrungen ist. Die Ergebnisse sind in der nachstehenden Tabelle angegeben.
Tabelle
Vers. Nr. |
mineral. Additiv |
Emulgator *5 |
Steighöhe in mm |
Penetration (min) |
11 |
- |
- |
0 |
keine |
12 |
- |
3,0% Na-di(2-ethylhexyl) sulfosuccinat *1 |
9 |
6 |
13 |
Al2O3 aus Al2(SO4)3 |
- |
0 |
keine |
14 |
Al2O3 aus Al2(SO4)3 |
3,0% Na-di(2-ethylhexyl) sulfosuccinat *1 |
11,5 |
1 |
15 |
5% Kieselsäure *4 |
3,0% Na-di(2-ethylhexyl) sulfosuccinat *1 |
11 |
sofort |
16 |
10% Sipern.D 10 *6 |
3,0% Na-di(2-ethylhexyl) sulfosuccinat *1 |
7 |
29 |
17 |
10% China Clay *7 |
3,0% Na-di(2-ethylhexyl) sulfosuccinat *1 |
9 |
8 |
18 |
10% Gelbs.kreide *8 |
3,0% Na-di(2-ethylhexyl) sulfosuccinat *1 |
13 |
5 |
*1 Lumiten® IRA |
*4 Levasil® 200 (Firma Bayer) |
*5 Emulgator wurde in Flotte zugesetzt |
*6 Sipernat D 10 = Kieselsäurepulver |
*7 Aluminiumsilikat-Pulver |
*8 CaCO3 |
[0032] Aus der Tabelle ist ersichtlich, daß nur die Kombination von mineralischem Füllstoff
(Aluminiumoxid/hydroxid bzw. Kieselsäure; Versuche 14, 15) mit Sulfobernsteinsäureester
zur gewünschten permanenten Hydrophilie führt. Die Komponenten alleine (Versuche 12,
13) sind hierzu nicht geeignet. Die Beispiele mit nicht kolloidalen mineralischen
Zusätzen (Beispiel 16, 17 und 18) zeigen kritisch die Bedeutung der kolloiddispersen
Verteilung.
1. Textiles Flächengebilde, umfassend ein Gefüge von Fasern, die mittels eines polymeren
Bindemittels miteinander verbunden sind, dadurch gekennzeichnet, daß das Flächengebilde
ein Oxid und/oder Hydroxid von Al, B, Si, Mg, Ti und/oder Zn in kolloiddisperser Verteilung
sowie ein unter Sulfosuccinaten und Sulfosuccinamaten ausgewähltes Netzmittel enthält.
2. Textiles Flächengebilde nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es 1 - 20 Gew.-%
Oxid und/oder Hydroxid, bezogen auf das Trockengewicht des polymeren Bindemittels,
enthält.
3. Textiles Flächengebilde nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß es 1 -
20 Gew.-% Netzmittel, bezogen auf das Trockengewicht des polymeren Bindemittels enthält.
4. Textiles Flächengebilde nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß das Oxid und/oder Hydroxid unter Kieselsäure, Aluminiumoxid, Aluminiumhydroxid
und Alumosilikaten ausgewählt ist.
5. Textiles Flächengebilde nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß das Sulfosuccinat und/oder Sulfosuccinamat eine oder zwei Alkylgruppen mit 4 bis
8 C-Atomen aufweist.
6. Textiles Flächengebilde nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Fasern unter Polypropylen-, Polyester- und cellulosischen Fasern ausgewählt
sind.
7. Textiles Flächengebilde nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß das Bindemittel ein Polymerisat von Monomeren umfasst, die unter C1- bis C4-Alkyl(meth)acrylaten, (Meth)acrylsäure, (Meth)acrylamid, N-Methylol(meth)acrylamid,
Styrol, Butadien, (Meth)acrylnitril, C1- bis C6-Alkansäurevinylestern, Vinylchlorid, Ethylen und Vinylalkohol ausgewählt sind.
8. Verfahren zur Herstellung eines textilen Flächengebildes, bei dem ein Gefüge von Fasern
mit einer Dispersion eines polymeren Bindemittels imprägniert, getrocknet und gegebenenfalls
gehärtet wird, wobei das Gefüge außerdem (i) mit einer kolloidalen Suspension eines
Oxids und/oder Hydroxids von Al, B, Si, Mg, Ti und/oder Zn imprägniert wird oder mit
der Lösung eines Vorläufers eines Oxids und/oder Hydroxids von Al, B, Si, Mg, Ti und/oder
Zn imprägniert wird und die Bildung des Oxids und/oder Hydroxids in kolloiddisperser
Verteilung induziert wird und (ii) das Gefüge mit einem unter Sulfosuccinaten und
Sulfosuccinamaten ausgewählten Netzmittel imprägniert wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die kolloidale Suspension des
Oxids und/oder Hydroxids in der Dispersion des polymeren Bindemittels vorliegt.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei der kolloidalen
Suspension um eine Suspension kolloidaler Kieselsäure handelt.
11. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Vorläufer eines Oxids und/oder
Hydroxids eine Al3+-Ionen enthaltende Lösung ist.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Induzierung der Bildung
des Oxids und/oder Hydroxids gleichzeitig mit der Imprägnierung mit der Dispersion
des polymeren Bindemittels erfolgt.