(19)
(11) EP 0 976 866 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
02.02.2000  Patentblatt  2000/05

(21) Anmeldenummer: 99114691.1

(22) Anmeldetag:  27.07.1999
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7D06M 11/45, D06M 11/82, D06M 11/79, D06M 11/77, D06M 11/44, D06M 11/46, D06M 13/256, D04H 1/64
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 28.07.1998 DE 19833920

(71) Anmelder: BASF AKTIENGESELLSCHAFT
67056 Ludwigshafen (DE)

(72) Erfinder:
  • Seyffer, Hermann
    69123 Heidelberg (DE)
  • Mossbach, Ralf
    67466 Lambrecht (DE)
  • Haas, Klaus
    67067 Ludwigshafen (DE)

(74) Vertreter: Kinzebach, Werner, Dr. et al
Ludwigsplatz 4
67059 Ludwigshafen
67059 Ludwigshafen (DE)

   


(54) Textile Flächengebilde


(57) Beschrieben wird ein textiles Flächengebilde, welches ein Gefüge von Fasern umfaßt, die mittels eines polymeren Bindemittels miteinander verbunden sind, wobei das Flächengebilde ein Oxid und/oder Hydroxid von Al, B, Si, Mg, Ti und/oder Zn in kolloiddisperser Verteilung sowie ein unter Sulfosuccinaten und Sulfosuccinamaten ausgewähltes Netzmittel enthält. Die Hydrophilie des textilen Flächengebildes bleibt auch nach mehrmaligem Auswaschen erhalten.


Beschreibung


[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft textile Flächengebilde, die ein Gefüge von Fasern umfassen, welche mittels eines polymeren Bindemittels miteinander verbunden sind (Vliesstoffe) und ein Verfahren zu ihrer Herstellung.

[0002] Zur Herstellung eines Vliesstoffs wird ein Gefüge von Fasern (Vlies) abgelegt, das anschließend verfestigt bzw. verklebt wird. Die Fasern können eine Vorzugsrichtung aufweisen oder ungerichtet sein. Zur Vliesherstellung sind verschiedene Verfahren bekannt, z.B. (1) die mechanische Vliesbildung aus Spinnfasern oder Filamenten; (2) die aerodynamische Vliesbildung aus Spinnfasern oder Filamenten; (3) die hydrodynamische Vliesbildung aus Spinnfasern oder Filamenten und (4) die elektrostatische Vliesbildung aus Feinstfasern oder Filamenten. Die auf diese Weise gewonnenen Vliese werden nach unterschiedlichen Verfahren zu Vliesstoffen verfestigt.

[0003] Die größte Bedeutung haben nasse Bindeverfahren. Hierbei wird das Vlies mit einem wässrigen Bindemittel, z.B. einem Polymerlatex behandelt und anschließend, gegebenenfalls nach Entfernung von überschüssigem Bindemittel, getrocknet und gegebenenfalls gehärtet. Es gibt eine große Zahl weiterentwickelter Verfahren, die aber letztlich auf diesem Grundprinzip beruhen.

[0004] Vliesstoffe werden für eine große Zahl von Einsatzmöglichkeiten verwendet. So werden Vliesstoffe z.B. zunehmend als Putz- und Wischtücher, Spültücher und Servietten verwendet. Bei diesen Anwendungen ist es wichtig, daß z.B. verschüttete Flüssigkeiten, wie Milch, Kaffee, usw., beim Darüberwischen rasch und vollständig aufgesaugt und feuchte Oberflächen vollständig getrocknet werden. Die Geschwindigkeit und die Vollständigkeit, mit der Flüssigkeiten aufgesaugt werden, bestimmen die Gebrauchseigenschaften eines Putz- und Wischtuches und sind die Hauptkriterien für die Güte des Artikels.

[0005] Ein Putztuch saugt Flüssigkeiten umso rascher auf, je schneller deren Transport auf der Faseroberfläche erfolgt. Eine hydrophile Oberfläche wird leicht und rasch von Wasser benetzt. Das Wasser verteilt sich sehr schnell über die gesamte Fläche des Vliesstoffes und das Wasser wird von der Kontaktstelle "abgesaugt". Hydrophobe Oberflächen werden dagegen nicht benetzt. Sie leiten die Flüssigkeit daher auch nicht weiter und sind für einen Einsatz als Putz- oder Wischtuch ungeeignet. Entscheidend für die Menge an Flüssigkeit, die aufgenommen werden kann, ist unter anderem auch das Quellverhalten der Faser. Ein hydrophobes Bindemittel, das die Faser weitgehend umhüllt, beeinträchtigt die Kinetik der Wasseraufnahme.

[0006] Zur Verbesserung der Wasseraufnahmeeigenschaften von Vliesstoffen werden bei deren Herstellung mitunter oberflächenaktive hydrophilierende Agentien, wie Emulgatoren, Tenside oder Netzmittel, eingesetzt. Hierdurch wird eine ausgezeichnete Anfangshydrophilie erreicht. Diese Vliesstoffe weisen aber den Nachteil auf, daß die hydrophilen Agentien durch Wasser oder andere wässrige Medien allmählich ausgewaschen werden. Nach mehrmaligem Wasserkontakt wird das Erzeugnis zunehmend hydrophober. Das Spül-, Putz- oder Wischtuch verliert somit nach mehrmaligem Auswaschen seine Fähigkeit, wässrige Flüssigkeiten rasch aufzusaugen. Das Tuch wird folglich unbrauchbar für die weitere Verwendung, und muß entsorgt werden, obgleich die mechanische Festigkeit des Tuchs für weitere Gebrauchszyklen noch ausreicht. Dies ist im Hinblick auf einen verantwortungsvollen Umgang mit Rohstoffen nachteilig.

[0007] Der vorliegenden Erfindung lag daher die Aufgabe zugrunde, ein hydrophiles textiles Flächengebilde bereitzustellen, dessen Hydrophilie auch nach mehrmaligem Auswaschen erhalten bleibt.

[0008] Es wurde überraschenderweise gefunden, daß diese Aufgabe durch die Verwendung bestimmter Oxide und/oder Hydroxide in kolloiddisperser Verteilung in Verbindung mit bestimmten Netzmitteln gelöst werden kann.

[0009] Die vorliegende Erfindung betrifft daher ein textiles Flächengebilde, das ein Gefüge von Fasern umfasst, die mittels eines polymeren Bindemittels miteinander verbunden sind, und dadurch gekennzeichnet ist, daß das Flächengebilde ein Oxid und/oder Hydroxid von Al, B, Si, Mg, Ti und/oder Zn in kolloiddisperser Verteilung sowie ein unter Sulfosuccinaten und Sulfosuccinamaten ausgewähltes Netzmittel enthält.

[0010] Die vorliegende Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zur Herstellung eines textilen Flächengebildes, bei dem ein Gefüge von Fasern mit einer Dispersion eines polymeren Bindemittels imprägniert, getrocknet, und gegebenenfalls gehärtet wird, das dadurch gekennzeichnet ist, daß das Gefüge außerdem (i) mit einer kolloidalen Suspension eines Oxids und/oder Hydroxids von Al, B, Si, Mg, Ti und/oder Zn imprägniert wird oder mit der Lösung eines Vorläufers eines Oxids und/oder Hydroxids von Al, B, Si, Mg, Ti und/oder Zn imprägniert wird und die Bildung des Oxids und/oder Hydroxids in kolloiddisperser Verteilung induziert wird und (ii) das Gefüge mit einem unter Sulfosuccinaten und Sulfosuccinamaten ausgewählten Netzmittel imprägniert wird.

[0011] Ausführungen in der vorliegenden Beschreibung, die mit Bezug auf das erfindungsgemäße textile Flächengebilde erfolgen, gelten soweit angebracht auch für das erfindungsgemäße Verfahren und umgekehrt.

[0012] Vorzugsweise enthält das erfindungsgemäße textile Flächengebilde 1 - 20 Gew.-%, bezogen auf das Trockengewicht des polymeren Bindemittels, insbesondere 3 -15 Gew.-% und besonders bevorzugt 5 - 15 Gew.-%, Oxid und/oder Hydroxid von Al, B, Si, Mg, Ti und/oder Zn.

[0013] Das erfindungsgemäße textile Flächengebilde enthält vorzugsweise 1 - 20 Gew.-%, bezogen auf das Trockengewicht des polymeren Bindemittels, insbesondere 2 - 10 Gew.-%, Netzmittel.

[0014] Der Begriff "Oxid und/oder Hydroxid von Al, B, Si, Mg, Ti und/oder Zn" soll für die Zwecke der vorliegenden Erfindung eine weitestgehende Bedeutung aufweisen. So sollen neben den einfachen Oxiden und Hydroxiden der angegebenen Elemente auch deren hydratisierte Formen mit wechselndem Wassergehalt und die Oxoanionensalze mit z.B. Alkalimetall- oder Erdalkalimetallkationen, z.B. die Silicate und Aluminate, umfasst sein. Ferner soll der Begriff Oxide und Hydroxide in unterschiedlichen Kondensationsstufen umfassen, z.B. die Insel-, Band- und Schichtsilikate, sowie gemischte Oxide und/oder Hydroxide. Bevorzugte Oxide und/oder Hydroxide sind Kieselsäure, Aluminiumoxid, Aluminiumhydroxid, Alumosilikate, z.B. Bentonite, Montmorillonite.

[0015] Die erfindungsgemäßen textilen Flächengebilde enthalten ein unter Sulfosuccinaten und Sulfosuccinamaten ausgewähltes Netzmittel in gleichmäßig verteilter Form. Die verwendeten Netzmittel weisen insbesondere folgende allgemeine Strukturformel auf

in der M für ein Alkalimetall, insbesondere Natrium, oder ein Äquivalent eines Erdalkalimetalls oder Ammonium steht, welches mit 1 bis 4 C1- bis C4-Alkyl- oder C1- bis C4-Hydroxyalkylgruppen substituiert sein kann;

X und Y gleich oder verschieden sind und jeweils für O-(CnH2nO)m-R, (CnH2nO)m-NHCOR, OM, OH, oder NHR stehen, wobei wenigstens einer der Reste X und Y von OM oder OH verschieden ist, und R für gegebenenfalls verzweigtes C5- bis C18-Alkyl, C5- bis C18-Alkenyl, C5- bis C18-Cycloalkyl, (C1- bis C12-Alkyl)aryl oder Phenyl steht;

n für eine ganze Zahl von 2 bis 4 und

m für eine ganze Zahl von 0 bis 30 steht.



[0016] Besonders gut bewährt haben sich Sulfobernsteinsäurediester, bei denen die zur Veresterung verwendeten Alkohole eine Kettenlänge von 4 bis 8 C-Atomen aufweisen, z.B. Natrium-di(ethylhexyl)sulfosuccinat.

[0017] Hinsichtlich der verwendeten Fasern unterliegt die Erfindung keinen wesentlichen Einschränkungen. Es sind alle Faserarten geeignet, die gegenwärtig zur Herstellung von Vliesstoffen verwendet werden, z.B. Polypropylen-, Polyester-, Polyamidfasern, Zellulosefasern, wie Viskosefasern, Zweikomponenten-Fasern, z.B. Polyester-Copolyester-, Polypropylen-Polyethylen-, Polyester-Polyamid-, Polyester-Polypropylen-, und Polyamid-6-Polyamid-6, 6-Fasern. Weitere geeignete Fasern sind Polyacrylnitril-, Polyimid-, Polytetrafluorethylen- und Poly(phenylensulfid)fasern, mineralische Fasern oder Glasfasern und halbsynthetische Fasern, wie Acetatfasern. Polypropylenfasern, Polyesterfasern und Zellulosefasern und Mischfasern der genannten Materialien sind bevorzugt.

[0018] Es können alle üblicherweise verwendeten polymeren Bindemittel eingesetzt werden. Hierzu zählen insbesondere die Polyacrylatdispersionen, z.B. auf der Basis von C1- bis C4-Alkyl(meth)acrylaten, (Meth)acrylsäure und/oder (Meth)Acrylamid. Amidhaltige Polymere oder Copolymere können mit NN-Methylolverbindungen, wie Harnstoff-Formaldehyd- oder Melamin-Formaldehydharzen vernetzt werden. Eine innere Vernetzung erfolgt beim Einverleiben von N-Methylol(meth)acrylamid. Weiterhin sind Kautschuklatices, wie z.B. synthetische Styrol-Butadienkautschukke (SBR) und Acrylnitril-Butadien-Kautschuk (NBR), Polyvinylesterdispersionen, gegebenenfalls copolymerisiert mit Ethylen und/oder Vinylchlorid, wie z.B. Copolymere von Vinylacetat und Ethylen oder Vinylacetat, Vinylchlorid und Ethylen, sowie Polyvinylalkohole geeignet. Weiter lassen sich Polyurethandispersionen sowie Aminoplast- und Phenoplast-Vorkondensate anführen. Bevorzugt ist die Verwendung eines Bindemittels, das ein Polymerisat von Monomeren umfasst, die unter C1 bis C4 Alkyl(meth)acrylaten, (Meth)acrylsäure, (Meth)acrylamid, N-Methylol(meth)acrylamid, Styrol, Butadien, (Meth)acrylnitril, C1 bis C6-Alkansäurevinylestern, Vinylchlorid, Ethylen und Vinylalkohol ausgewählt sind. Die Auftragsmenge an Bindemittel, ausgedrückt als trockenes Bindemittel, bezogen auf das Gesamtgewicht des gebundenen Vliesstoffes, beträgt im Allgemeinen 10 bis 40 Gew.-%, vorzugsweise etwa 20% Gew.-%.

[0019] Es ist von kritischer Bedeutung für die vorliegende Erfindung, daß das Oxid und/oder Hydroxid von Al, B, Si, Mg, Ti und/oder Zn im erfindungsgemäßen Vliesstoff in kolloiddisperser Verteilung vorliegt. Mit nichtkolloidalen, gröberen Teilchen, wie sie gelegentlich als Antiblockier-Additive oder andere Zuschlagstoffe verwendet werden, wird die angestrebte Wirkung nicht erreicht. "Kolloiddispers" soll bedeuten, daß die Mehrzahl der Teilchen, z.B. mehr als 90 Gew.-%, des Oxids und/oder Hydroxids eine Größe von < 1 µm, insbesondere < 0,1 µm aufweisen. Die kolloiddisperse Verteilung läßt sich im Rahmen der vorliegenden Erfindung z.B. erreichen, indem man von einer kolloidalen Suspension des Oxids und/oder Hydroxids, z.B. einem Sol, wie einem Hydrosol, oder einem Gel ausgeht oder aber die Bildung des Oxids und/oder Hydroxids in kolloiddisperser Form z.B. als Gel, im Vlies induziert.

[0020] Zur Imprägnierung des Vlieses mit der Bindemitteldispersion sind alle gängigen Verfahren der Imprägnierung, z.B. die Imprägnierung mit der Imprägnieranlage oder im Foulard, geeignet. Soweit das Oxid und/oder Hydroxid in Gegenwart des polymeren Bindemittels eine stabile kolloidale Suspension bildet, ist es zweckmäßig, das Oxid und/oder Hydroxid in die Bindemitteldispersion einzuarbeiten. Auf diese Weise können z.B. kolloidale Kieselsäuren verarbeitet werden. Kolloidale Dispersionen bestimmter Oxide und/oder Hydroxide lassen sich nicht in situ in der Bindemitteldispersion herstellen. So neigen z.B. Al3+-Salze dazu, die Dispersion zu koagulieren bzw. es tritt eine Koagulation beim Versuch ein, die Al3+-Salze durch Zugabe einer Base, z.B. von Ammoniak, in Al(OH)3 umzuwandeln. In diesen Fällen ist es zweckmäßig, das Vlies mit einer kolloidalen Suspension, vorzugsweise einer frisch hergestellten kolloidalen Suspension, in der Form eines Sols oder Gels, zu imprägnieren und zu trocknen und anschließend mit dem polymeren Bindemittel zu imprägnieren. Andererseits ist es möglich, das Vlies mit der Lösung eines Vorläufers des Oxids und/oder Hydroxids zu imprägnieren und die Bildung des Oxids und/oder Hydroxids im Vlies zu induzieren. So kann das Vlies z.B. mit einer Lösung von Al3+-Ionen, z.B. einer Al2(SO4)3-Lösung oder einer Al(NO3)3-Lösung, getränkt und vorzugsweise getrocknet werden. Anschließend wird das Vlies mit der Bindemitteldispersion imprägniert. Der neutrale bis leicht alkalische pH-Wert der Dispersion führt zu einer Umwandlung der Al3+-Ionen zu Al(OH)3. Gegebenenfalls kann der Bindemitteldispersion eine pH-regulierende Substanz, beispielsweise ein Puffer, zugesetzt werden, um einen neutralen bis leicht alkalischen pH-Wert, z.B. im Bereich von 6 bis 9, einzustellen.

[0021] Das Vlies oder der Vliesstoff könnte ferner mit einer Wasserglaslösung, d.h. Natriumorthosilikatlösung, getränkt werden, wobei anschließend durch Behandlung mit verdünnter Mineralsäure, z.B. Salzsäure, kolloidale Kieselsäure erzeugt werden kann. Ein weiteres Beispiel ist die Behandlung mit einer wässrigen Lösung von Borax (Na2B4O7 · 10 H2O) mit anschließender Trocknung.

[0022] Die Imprägnierung des Vlieses oder Vliesstoffes mit der kolloidalen Suspension des Oxids/Hydroxids bzw. die Imprägnierung mit der Lösung des Vorläufers und die Induzierung der Oxid/Hydroxidbildung können zu einem beliebigen Zeitpunkt während der Herstellung des textilen Flächengebildes erfolgen. Es ist bevorzugt, daß sie vor oder gleichzeitig mit der Imprägnierung mit dem Bindemittel erfolgen.

[0023] Die Imprägnierung des Vlieses oder Vliesstoffes mit dem Netzmittel kann zu einem beliebigen Zeitpunkt während der Herstellung des erfindungsgemäßen textilen Flächengebildes erfolgen. Im Allgemeinen ist es zweckmäßig, die Imprägnierung mit dem Netzmittel gleichzeitig mit der Bindemittel-Imprägnierung vorzunehmen. Hierzu wird das Netzmittel einfach zu der wässrigen Bindemitteldispersion gegeben.

[0024] Die Erfindung wird nun durch die folgenden Beispiele näher veranschaulicht.

Beispiele 1 bis 10



[0025] Polyester-Zellwoll-Vliese (70PES/30ZW; 1,7 dtex; Faserlänge 38 mm; 30 g/m2 einer Länge von 35 bis 50 cm und einer Breite von 25 bis 28 cm wurden in einer Imprägnier- und Absauganlage in Längsrichtung über ein Endlos-PES-Siebband durch eine 25 %-ige Bindemittelflotte und über eine Absaugvorrichtung geführt. Bei der verwendeten Bindemitteldispersion handelte es sich um Acronal DS 2350 X ™ (Polyacrylatdispersion auf der Basis von Butylacrylat und Acrylnitril). Die Bandgeschwindigkeit betrug 1 bis 2 m pro min. Über die verstellbare Stärke der Absaugung wurde der Naßauftrag auf etwa 160% eingestellt, was einem Trockenauftrag von etwa 40% entspricht. Die Bindemittelflotte enthielt die in der nachstehenden Tabelle angegebenen Zusatzstoffe (Gew.-%, bezogen auf das Trockengewicht des Bindemittels). Die imprägnierten Vliese wurden auf das Band eines Mathis-Siebbandtrockners Typ TH aufgelegt, gegen Verrutschen gesichert und 2 min lang bei 150°C getrocknet. Die Oberseite des jeweiligen Vlieses wurde gekennzeichnet, und durch Wiegen wurde die Auftragsmenge bestimmt.

[0026] Die so erhaltenen Vliesstoffe wurden unmittelbar und nach fünfmaligem Waschen einem Benetzungstest unterzogen. Das Waschen geschah, indem der Vliesstoff in einem 5 l Eimer mit Leitungswasser unter Wasser mit der Hand etwa 15 mal ausgedrückt (ausgewrungen), dann in ein Handtuch eingewickelt und darin trockengewrungen wurde. Dieser Vorgang wurde 5 mal wiederholt.

[0027] Zur quantitativen Bestimmung der Hydrophilie wurde der farbige Ablauftest herangezogen. Dieser Test läuft im Wesentlichen folgendermaßen ab: Auf den schräg eingespannten Vliesstoff wird eine definierte Menge eingefärbtes Wasser aufgebracht. Je nach Hydrophilie läuft das Wasser ab oder dringt mehr oder weniger schnell in den Vliesstoff ein. Dadurch werden charakteristische Farbflecken, z.B. kreisrund für schnelles Eindringen in den Vliesstoff bzw. schmal und länglich für langsames Eindringen und bevorzugtes Ablaufen, erhalten. Die Beurteilungen werden nach einer Notenskala zugeordnet.

[0028] Zur Durchführung der Prüfung wird ein Prüfkörper der Größe von 21 x 5 cm in einen Rahmen eingespannt, der eine Neigung von 30 Grad gegenüber der Horizontalen beschreibt. Die im Trockner oben liegende Seite weist bei dieser Prüfung nach unten. Mittels einer Pipette werden 0,5 ml Testflüssigkeit aus einer Höhe von 10 mm und einem Abstand zum oberen Vliesrand von 30 mm aufgebracht. Die Testflüssigkeit bestand aus 2 g Hostapal CV-Lösung, 2,5 g Lurantin-Lichtecht-Türkisblau-GL auf 1 l vollentsalztes Wasser. Nach Trocknung des Prüfkörpers (hängend) wird die Vliesoberseite begutachtet und ein Notenwert von 0 für keine Benetzung (Testflüssigkeit vollständig abgelaufen) bis 5 für totale Benetzung zugeteilt. Die Ergebnisse sind in der nachstehenden Tabelle angegeben.
Tabelle
  farbiger Ablauftest
Vers. Nr. mineral. Additiv Emulgator*5 vor dem Waschen nach 5 mal Waschen
1 - - 0-1 0-1
2 - 3,0% Na-di(2-ethylhexyl) sulfosuccinat *1 4 0-1
3 5% Kieselsäure *4 - 0 0
4 5% Kieselsäure *4 3,0% Na-di(2-ethylhexyl) sulfosuccinat *1 5 5
5 5% Kieselsäure *4 3% Dodecylbenzolsulfonat 5 1-2
6 5% Kieselsäure *4 5% Na-Alkylnaphthalinsulfonsäure *2 0-1 0-1
7 5% Kieselsäure *4 5% Na-Alkylnaphthalinsulfonsäure *2 0-1 0-1
8 5% Kieselsäure *4 3% Ammoniumpolyacrylat *3 2 0-1
9 10% Kieselsäure *4 - 0 0
10 10% Kieselsäure *4 3,0% Na-di(2-ethylhexyl) sulfosuccinat *1 5 5
*1 Lumiten® IRA
*2 Alkyl = Diisobutyl (Nekal® BX)
*3 Pigmentverteiler A®
*4 Levasil® 200 (Firma Bayer)
*5 Emulgator wurde in Flotte zugesetzt


[0029] Aus der Tabelle ist ersichtlich, daß nur bei den Beispielen 4 und 10 ein Vliesstoff erhalten wurde, der nach 5 maligem Waschen noch hydrophil ist. Diese Beispiele enthielten einen Sulfobernsteinsäureester in Verbindung mit kolloidaler Kieselsäure. Ohne Kieselsäure (Beispiel 2) wird selbst bei Verwendung desselben Emulgators keine permanente Hydrophilie erhalten. Andere Emulgatoren (Beispiel 5, 6) führen nicht zur gewünschten permanenten Hydrophilie. Auch polymere Additive (Beispiel 8) oder höhere Mengen an Kieselsäure in Abwesenheit von Sulfobernsteinsäureestern (Beispiel 9) führen nicht zu den angestrebten Eigenschaften.

Beispiele 11 bis 18



[0030] Standard-Zellstoff-Vliese (Whatman #4; 100% Zellstoff) einer Länge von 35 bis 50 cm und einer Breite von 25 bis 28 cm wurden im Foulard durch eine 10%ige Bindemittelflotte (Acronal DS 2350 X) gezogen, abgequetscht und anschließend in einem Mathis-Spannrahmentrockner mit Ablagegaze getrocknet. Die Flotte enthielt die in der nachstehenden Tabelle angegebenen Zusatzstoffe. Bei den Beispielen 13 und 14 wurden die Vliese zunächst im Foulard mit einer 5 %igen Al2(SO4)3-Lösung getränkt, abgequetscht und getrocknet und erst dann im Foulard mit Bindemittel getränkt und erneut getrocknet.

[0031] Die erhaltenen Vliesstoffe wurden einem Saugfähigkeitstest unterzogen. Hierzu wurde ein 5 mal gewaschener und getrockneter Vliesstreifen (70 x 30 mm) mit einer Eintauchtiefe von etwa 5 mm in die Testflüssigkeit (s.o.) gehängt und nach 30 s deren Steighöhe notiert. Außerdem wurde die Penetrationsgeschwindigkeit im Vliesstoff gemessen. Hierzu wurden 0,1 ml Testflüssigkeit auf die Vorderseite von 5 mal gewaschenen und getrockneten Vliesstoffproben aufgesetzt und die Zeit notiert, bis der Tropfen ganz in den Vliesstoff eingedrungen ist. Die Ergebnisse sind in der nachstehenden Tabelle angegeben.
Tabelle
Vers. Nr. mineral. Additiv Emulgator *5 Steighöhe in mm Penetration (min)
11 - - 0 keine
12 - 3,0% Na-di(2-ethylhexyl) sulfosuccinat *1 9 6
13 Al2O3 aus Al2(SO4)3 - 0 keine
14 Al2O3 aus Al2(SO4)3 3,0% Na-di(2-ethylhexyl) sulfosuccinat *1 11,5 1
15 5% Kieselsäure *4 3,0% Na-di(2-ethylhexyl) sulfosuccinat *1 11 sofort
16 10% Sipern.D 10 *6 3,0% Na-di(2-ethylhexyl) sulfosuccinat *1 7 29
17 10% China Clay *7 3,0% Na-di(2-ethylhexyl) sulfosuccinat *1 9 8
18 10% Gelbs.kreide *8 3,0% Na-di(2-ethylhexyl) sulfosuccinat *1 13 5
*1 Lumiten® IRA
*4 Levasil® 200 (Firma Bayer)
*5 Emulgator wurde in Flotte zugesetzt
*6 Sipernat D 10 = Kieselsäurepulver
*7 Aluminiumsilikat-Pulver
*8 CaCO3


[0032] Aus der Tabelle ist ersichtlich, daß nur die Kombination von mineralischem Füllstoff (Aluminiumoxid/hydroxid bzw. Kieselsäure; Versuche 14, 15) mit Sulfobernsteinsäureester zur gewünschten permanenten Hydrophilie führt. Die Komponenten alleine (Versuche 12, 13) sind hierzu nicht geeignet. Die Beispiele mit nicht kolloidalen mineralischen Zusätzen (Beispiel 16, 17 und 18) zeigen kritisch die Bedeutung der kolloiddispersen Verteilung.


Ansprüche

1. Textiles Flächengebilde, umfassend ein Gefüge von Fasern, die mittels eines polymeren Bindemittels miteinander verbunden sind, dadurch gekennzeichnet, daß das Flächengebilde ein Oxid und/oder Hydroxid von Al, B, Si, Mg, Ti und/oder Zn in kolloiddisperser Verteilung sowie ein unter Sulfosuccinaten und Sulfosuccinamaten ausgewähltes Netzmittel enthält.
 
2. Textiles Flächengebilde nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es 1 - 20 Gew.-% Oxid und/oder Hydroxid, bezogen auf das Trockengewicht des polymeren Bindemittels, enthält.
 
3. Textiles Flächengebilde nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß es 1 - 20 Gew.-% Netzmittel, bezogen auf das Trockengewicht des polymeren Bindemittels enthält.
 
4. Textiles Flächengebilde nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Oxid und/oder Hydroxid unter Kieselsäure, Aluminiumoxid, Aluminiumhydroxid und Alumosilikaten ausgewählt ist.
 
5. Textiles Flächengebilde nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Sulfosuccinat und/oder Sulfosuccinamat eine oder zwei Alkylgruppen mit 4 bis 8 C-Atomen aufweist.
 
6. Textiles Flächengebilde nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Fasern unter Polypropylen-, Polyester- und cellulosischen Fasern ausgewählt sind.
 
7. Textiles Flächengebilde nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Bindemittel ein Polymerisat von Monomeren umfasst, die unter C1- bis C4-Alkyl(meth)acrylaten, (Meth)acrylsäure, (Meth)acrylamid, N-Methylol(meth)acrylamid, Styrol, Butadien, (Meth)acrylnitril, C1- bis C6-Alkansäurevinylestern, Vinylchlorid, Ethylen und Vinylalkohol ausgewählt sind.
 
8. Verfahren zur Herstellung eines textilen Flächengebildes, bei dem ein Gefüge von Fasern mit einer Dispersion eines polymeren Bindemittels imprägniert, getrocknet und gegebenenfalls gehärtet wird, wobei das Gefüge außerdem (i) mit einer kolloidalen Suspension eines Oxids und/oder Hydroxids von Al, B, Si, Mg, Ti und/oder Zn imprägniert wird oder mit der Lösung eines Vorläufers eines Oxids und/oder Hydroxids von Al, B, Si, Mg, Ti und/oder Zn imprägniert wird und die Bildung des Oxids und/oder Hydroxids in kolloiddisperser Verteilung induziert wird und (ii) das Gefüge mit einem unter Sulfosuccinaten und Sulfosuccinamaten ausgewählten Netzmittel imprägniert wird.
 
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die kolloidale Suspension des Oxids und/oder Hydroxids in der Dispersion des polymeren Bindemittels vorliegt.
 
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei der kolloidalen Suspension um eine Suspension kolloidaler Kieselsäure handelt.
 
11. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Vorläufer eines Oxids und/oder Hydroxids eine Al3+-Ionen enthaltende Lösung ist.
 
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Induzierung der Bildung des Oxids und/oder Hydroxids gleichzeitig mit der Imprägnierung mit der Dispersion des polymeren Bindemittels erfolgt.
 





Recherchenbericht