[0001] Die Erfindung bezieht sich auf Gitterleinen-Schleifmaterial sowie auf ein Verfahren,
insbesondere zur Nachbehandlung von kathodisch lackierten Oberflächen, bei denen das
Gitterleinenschleifmaterial angewendet wird.
[0002] Im Personenfahrzeugbau werden Karosseriebleche kathodisch tauchlackiert (Elektro-Coating),
wobei eine Grundlackierung bis 30 mm Dicke erzeugt wird. Die Grundlackierung weist
eine gewisse Rauhigkeit auf, in der eine weitere Lackschicht, der sogenannte Füller
(Primer), gut haftet. Es können aber Rauhigkeitsspitzen vorkommen, die über den Füllerauftrag
vorstehen und deshalb unerwünscht sind. Solche vorstehenden Rauhigkeitsspitzen werden
üblicherweise vor dem Auftragen des Füllers weggeschliffen.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Gitterleinen-Schleifmaterial anzugeben,
das sich in besonderer Weise für die Nachbehandlung von kathodisch lackierten Oberflächen
vor dem Füllerauftrag eignet.
[0004] Das Gitterleinen-Schleifmaterial umfaßt eine Gewebeschicht mit gitterförmig gewebten
Fäden, die mit einem Überzug aus Harz und Schleifkorn versehen sind, wobei eine ausreichende
Steifigkeit mit genügender Flexibilität zur Anpassung an zu überschleifende Oberflächen
erzielt wird. Die überzogenen Gitterelemente bilden Kreuzungspunkte, welche die Schleifebene
des Schleifmaterials bestimmen; der Schleifkornbesatz in der Schleifebene ist somit
rasterhaft aufgebaut. Um das Gitterleinen-Schleifmaterial bequem an einem Kletthafthandpad
oder einem Schleifteller zu halten, ist an der der Schleifebene gegenüberliegenden
Seite der Gewebeschicht eine Kletthaftvelourschicht angebracht.
[0005] Die rasterartig verteilten Schleifstellen bilden Inseln in der Schleifebene, die
jeweils von "Freistellen" umgeben sind, in denen das Schleifkorn keine Wirksamkeit
hat, weil es gegenüber der Schleifebene zurückgesetzt ist. Die Freistellen bilden
gewissermaßen Lücken in der Schleifebene, in welche die Rauhigkeitsspitzen des Grundlacks
eindringen können, so daß sie von den inselförmigen Schleifstellen seitlich erfaßt
und weggeschlagen ("geköpft") werden können. Auf diese Weise ist es möglich, nur die
Rauhigkeitsspitzen zu kappen, ohne die feine Grundrauhigkeit der Oberfläche zu beeinträchtigen.
[0006] Die Dicke des kathodisch aufgebrachten Grundlacks ist nicht immer gleichmäßig, d.
h. es kommen auch Bereiche mit zu dicker Lackschicht vor. Das neue Gitterleinen-schleifmaterial
ist auch dazu geeignet, solche verdichten Lackbereiche zu bearbeiten, d. h. die Dicke
zu reduzieren und dabei eine feine Grundrauhigkeit zu erzeugen, die in etwa der Grundrauhigkeit
der übrigen kathodisch tauchlackierten Oberfläche entspricht.
[0007] Nähere Einzelheiten werden anhand der Zeichnungen erläutert. Dabei zeigt:
- Fig. 1
- eine perspektivische Darstellung einer Gitterleinenschleifscheibe und
- Fig. 2
- eine vergrößerte Einzelheit daraus.
[0008] Eine Gewebeschicht 1 ist zu einer Kreisform geschnitten, um eine Scheibe zu bilden,
deren mittlere Ebene als Schichtebene 2 bezeichnet wird. Kunststofffäden oder Naturfäden
3, 4 sind miteinander zu einem Gitter verwebt und erstrecken sich teilweise oberhalb
und teilweise unterhalb der Schichtebene 2. Das Gitter ist in Harz getränkt worden,
dem Schleifkorn beigesetzt ist, so daß sich ein Überzug 5 über und zwischen den Gewebefäden
3, 4 gebildet hat. Nach Aushärten des Harzes vereinigt die Scheibe eine ausreichende
Steifigkeit in der Schichtebene 2 mit genügender Flexibilität zur Anpassung an zu
überschleifende Oberflächen, d. h. die Scheibe kehrt immer in ihre Ausgangslage zurück,
wenn sie bei einem Arbeitsvorgang verformt worden ist.
[0009] Die Gewebefäden 3, 4 bilden Gitterelemente, deren Kreuzungspunkte 6 in einer Ebene
7 liegen, welche die Schleifebene darstellt. Die Kreuzungspunkte 6 bilden ein Raster
und sind von Freistellen 8 umgeben, an denen das Schleifkorn nicht zur Wirkung kommt.
[0010] An der der Schleifebene 7 gegenüberliegenden Seite 9 ist an die Kunststoffgewebeschicht
1 eine Kletthaftvelourschicht 10 angebracht, beispielsweise mittels eines wasserfesten
Klebers 11. Dadurch kann die Schleifscheibe besser gehandhabt werden, da man sie an
einen Kletthafthandpad oder einen Schleifteller durch einfaches Auflegen anbringen
kann.
[0011] Die Größe der Schleifscheibe und die Körnung des Schleifmittels richten sich nach
dem vorgesehenen Anwendungszweck. Es kommen Schleifscheiben mit einem Durchmesser
zwischen 75 und 203 mm in Betracht. Auch andere geometrische Formen mit anderen Abmessungen
sind nutzbar, weswegen allgemein von Gitterleinen-Schleifmaterial gesprochen werden
kann. Zur Nachbehandlung von kathodisch tauchlackierten Oberflächen von Karosserieblechen
wird eine Körnung im Bereich P180 bis P1000 bevorzugt. Die Schleifscheibe kann aber
auch für feinere Oberflächen Schleifmittel oberhalb von P1000 aufweisen. Als Schleifmittel
wird Alox, Aluminiumoxid, zum Schleifen von Karosserieblechen bevorzugt, weil die
erzeugte Feinrauhigkeit für den nachfolgenden Füllerauftrag besonders geeignet ist.
Für andere Anwendungszwecke können aber auch andere Schleifmittel verwendet werden,
beispielsweise Siliciumcarbid (Sica), mit welchem ein schärferer Abrieb erfolgen kann.
Alternativ wird bei Sica feineres Korn benutzt (im Verhältnis zu Alox), um Karosseriebleche
zu schleifen.
[0012] Eine bevorzugte Anwendung des neuen Gitterleinen-Schleifmaterials besteht in der
Nachbehandlung von kathodisch tauchlackierten Oberflächen von Karosserieblechen. Dabei
geht man wie folgt vor:
[0013] Die Gitterleinen-Schleifscheibe bzw. das Gitterleinen-Schleifmaterial wird über die
gesamte lackierte Oberfläche gleichmäßig geführt, wobei Rauhigkeiten der lackierten
Oberfläche, die über ein erwünschtes Maß hervorstehen, in die Freistellen 8 der Schleifscheibe
geraten und von den Schleifstellen 6 abgeschliffen ("geköpft") werden. Nach diesem
Überschleifen verbleibt eine lackierte Oberfläche mit feinen Rauhigkeiten. Die Oberfläche
wird nunmehr mit einem fusselfreien Staubbindetuch abgewischt, um den entstandenen
Staub von der lackierten Oberfläche zu entfernen. Der die Arbeiten ausführende Arbeiter
überprüft die behandelte Oberfläche auf Unregelmäßigkeiten, insbesondere verdickte
Bereiche des Untergrundlackes. Der Arbeiter führt die Schleifscheibe über solche verdickten
Bereiche, um die Schichtdicke zu reduzieren. Die rasterartige Verteilung der Schleifstellen
6 auf der Schleifscheibe führt zu einer entsprechenden Grundrauhigkeit der überschliffenen
Bereiche, wie es erwünscht ist. Der Fortgang der Arbeit wird immer wieder beobachtet,
nachdem störender Staub weggewischt worden ist.
[0014] Gitterleinen-Schleifmaterial mit feinerer Körnung (z.B. im Bereich P500 bis P1000)
kann auch zum Überschleifen von Füllerlackierung benutzt werden. Zum gleichen Zweck
kann auch Schleifmaterial, das für die Bearbeitung der kathodischen Tauchlackierung
verbraucht ist, für die Füllerschicht weiterverwendet werden.
1. Gitterleinen-Schleifmaterial mit folgenden Merkmalen:
eine Gewebeschicht (1), die eine Schichtebene (2) bestimmt und sich überkreuzende
Fäden (3, 4) enthält;
ein Überzug (5) aus Harz und Schleifkorn, der die Fäden (3, 4) in der Gewebeschicht
(1) überzieht, um dieser eine ausreichende Steifigkeit mit genügender Flexibilität
zur Anpassung an zu überschleifende Oberflächen zu verleihen;
an den Überkreuzungsstellen (6) der Fäden (3, 4) sind Schleifstellen (6) gebildet,
die sich rasterartig über die Oberfläche (7) des Schleifmaterials verteilen und zwischen
denen Freistellen (8) verbleiben, an denen keine Schleifwirkung entfaltet wird;
eine Kletthaftschicht (10) ist an der Gewebeschicht (1) befestigt und zur Verbindung
mit einem Kletthafthandpad oder einem Schleifteller geeignet.
2. Gitterleinen-Schleifmaterial nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß das Schleifkorn eine Körnung im Bereich P180 bis P1000
aufweist.
3. Gitterleinen-Schleifmaterial nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß das Schleifkorn eine Körnung im Bereich oberhalb von P1000
aufweist.
4. Gitterleinen-Schleifmaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß ein Aluminiumoxid als Schleifkorn verwendet ist.
5. Gitterleinen-Schleifmaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß ein Siliciumcarbid als Schleifkorn verwendet ist.
6. Gitterleinen-Schleifmaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß das Material scheibenförmig, mit einem Durchmesser im
Bereich von 75 bis 203 mm, ausgebildet ist.
7. Verfahren zur Nachbehandlung von tauchlackierten Oberflächen, mit folgenden Schritten:
a) Rauhigkeiten der lackierten Oberfläche, die über ein erwünschtes Maß hervorstehen,
werden durch Überschleifen mit Gitterleinen-Schleifmaterial gemäß Anspruch 1 auf ein
erwünschtes Maß abgetragen ("geköpft");
b) entstehender Staub wird mit einem fusselfreien Staubbindetuch aufgenommen und von
der lackierten Oberfläche entfernt;
c) die behandelte Oberfläche wird per Auge auf unregelmäßige Bereiche überprüft;
d) solche unregelmäßigen Bereiche werden mit dem Gitterleinen-Schleifmaterial gemäß
Anspruch 1 per Hand geschliffen;
e) die Schritte b) bis d) werden wiederholt, bis die lackierte Oberfläche das erwünschte
Maß an Ebenheit und Feinrauhigkeit aufweist.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, daß im Schritt a) die gesamte lackierte Oberfläche eines Teils
gleichmäßig mit dem Gitterleinen-Schleifmaterial überstrichen wird.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei der zu schleifenden, lackierten Oberfläche
um eine kathodisch tauchlackierte Oberfläche eines Karosserieblechs handelt.
10. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei der zu schleifenden, lakierten Oberfläche
um eine mit Füllerlack versehene Oberfläche handelt.