[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung verzinnter Drähte aus
NE-Metallen, insbesondere Kupfer oder Kupferlegierungen für elektrotechnische Zwecke
durch zweistufige Veredelung, wobei die Drähte einen Durchmesser von 0,1 bis 2 mm
besitzen und wobei das NE-Metall zumindest als Mantel auf der Drahtseele aufgebracht
ist.
[0002] Die Erfindung geht aus von einem zweistufigen Veredelungsverfahren für NE-Metalldrähte,
wie es in der DE-PS 3420514 der Anmelderin beschrieben ist. Dort werden die Drähte
zunächst feuerverzinnt und anschließend galvanisch (elektrolytisch) verzinnt. Dieses
Verfahren hat sich sehr bewährt, die so behandelten Drähte können jedoch nicht jene
Kundenwünsche erfüllen, welche eine besonders hohe Verschleißfestigkeit der Drahtoberfläche
bei gleichzeitiger geringer Schichtdicke beinhalten.
[0003] Bei der Verzinnung von Drähten für elektrotechnische Zwecke sind zwei Verfahren üblich,
nämlich das Feuerverzinnen oder das galvanische bzw elektrolytische Verzinnen; beide
Verfahren haben spezifische Vor- und Nachteile. Vorteile des Feuerverzinnens sind
die gute Lötbarkeit, die Härte und Verschleißfestigkeit der Schicht, welche auch eine
bessere Lagerungsfähigkeit ergibt sowie die gute Haftung der Zinnschicht auf dem Drahtwerkstoff.
Der Vorteil dieser guten Haftung wird durch einen selbsttätigen Prozeß an der Sperrschicht
von Basismaterial Kupfer und Zinnschicht erzeugt, der gleichzeitig aber auch die Basis
für einen wichtigen Nachteil der Feuerverzinnung darstellt. Es erfolgt eine Diffusion
von Zinn in die Kupferschicht des Drahtes und eine Diffusion von Kupfer in das Zinn.
Die sich bildende Diffusionsschicht wächst in etwa gleichmäßig nach innen und außen
und kann im Lauf von Jahren eine Dicke von bis zu insgesamt 4 µm erreichen. Dies bedeutet,
daß die Diffusionsschicht bei nicht ausreichender Dicke der Zinnschicht durch diese
hindurchwachsen kann und an den betreffenden Stellen eine Lötbarkeit des Drahtes verhindert
bzw. zum "Aufgehen" einer bereits vorhanden Lötstelle führt. Hinzu kommt, daß bei
der Feuerverzinnung bei den bekannten Verfahren die Schichtdicke variiert, was sich
prinzipbedingt durch die Verwendung von Abstreifsteinen ergibt. Aus diesem Grunde
können wegen der Gefahr des Anwachsens der Diffusionsschicht und der ungleichmäßigen
Beschichtung selbst beim Feuerverzinnen Schichtdicken von einigen µm nicht unterschritten
werden.
[0004] Die galvanische Verzinnung hat den Vorteil, daß das Anwachsen der Zinnschicht auf
dem Draht konzentrisch erfolgt, also eine sehr gleichmäßige Schichtdicke erzeugbar
ist. Diese Schicht ist jedoch relativ weich und besitzt geringere Verschleißfestigkeit
bei hoher Beanspruchung. Es bildet sich auch unmittelbar keine Diffusionsschicht zwischen
Draht und Zinnschicht, so daß die letztere keine so gute Haftung auf dem Draht besitzt
und daher leichter eine Abplatzen der Zinnschicht beim Biegen des Drahtes erfolgt.
[0005] Bei der Verwendung von reinem Zinn als galvanisch aufgebrachte Zinnschicht besteht
die Gefahr der Bildung von Whiskern wenn die Zinnschicht nicht wenigstens 10 µm Dicke
aufweist. Whisker sind nadelförmige Kristalle, welche aus der Schicht herauswachsen
können. Durch die Hinzugabe von Blei in das Zinnbad wird in der sich bildenden Zinn-Blei-Schicht
eine Whiskerbildung vermieden. Es sind drei Güteklassen genormt, nämlich Zinn-Blei-Legierungen
mit 5% oder 40% oder 70% Bleianteil.
[0006] In der vorerwähnten DE-PS 3420514 ist ein Verfahren beschrieben, welches die Vorteile
beider Verzinnungsverfahren verbindet. Die Erfindung schlägt ein Alternativverfahren
hierzu vor. Ihr liegt die Aufgabe zugrunde, ein zweischichtiges Veredelungsverfahren
zu schaffen, welches eine sehr harte Oberfläche bei gleichzeitig geringer Schichtdicke
des aufgebrachten Materials besitzt.
[0007] Zur Lösung dieser Aufgabe schlägt die Erfindung die in Anspruch 1 gekennzeichneten
Merkmale vor.
[0008] Die Erfindung geht von dem Gedanken aus, daß die Außenschicht des Drahtes eine Feuerverzinnung
aufweisen soll wegen der geschilderten Oberflächeneigenschaften und der guten Lötbarkeit.
Durch die Verwendung einer Nickelschicht als Auftrag auf dem Draht, welcher vorzugsweise
ein Kupfer- oder Kupferlegierungsdraht ist, ergibt sich keine Diffusionsschicht wie
im Fall der Verwendung von Zinn. Bei dem anschließenden Aufbringen einer Zinnschicht
beim Feuerverzinnen tritt auch zwischen dem Nickel und dem Zinn eine Diffusionsschicht
Ni3Sn4 auf. Die theoretisch mögliche Bildung dieser Diffusionsschicht erfolgt so langsam,
daß sie während des üblichen Gebrauchs solcher Drähte während einiger Jahrzehnte keine
Rolle spielt. Trotzdem besitzt diese Nickelschicht eine sehr gute Haftung auf dem
Draht. Durch das galvanische Aufbringen kann diese Schicht dünn gehalten werden, bei
sehr gleichmäßiger Dicke dieser Schicht. Es erfolgt somit kein Anwachsen einer Diffusionsschicht
durch die Zinnschicht, so daß die letztere dünn aufgetragen werden kann. Die Ungleichförmigkeit
der Feuerverzinnungsschicht ist zwar nach wie vor prinzipbedingt vorhanden, die minimal
zulässige Schichtdicke für das Zinn beträgt jedoch 0,5 µm, vorzugsweise 1 µm. Damit
kann man den Gesamtauftrag an Zinn vor allem gegenüber dem üblichen Feuerverzinnen
deutlich reduzieren.
[0009] Gemäß der Erfindung erfolgt die Vernickelung des Drahtes in einem galvanischen Bad
mit einer Durchlaufgeschwindigkeit von 15 - 360 m/min., vorzugsweise 17 m/min. Die
Feuerverzinnung erfolgt in einer Schmelze bei Temperaturen zwischen 400°C und 260°C
bei einer Verweilzeit zwischen 2 und 30 sec.
[0010] Als NE-Metall kann im Sinne der Erfindung für den Draht Aluminium oder eine Aluminiumlegierung
verwendet werden.
[0011] Gemäß weiterer Ausbildung der Erfindung muß der Draht nicht aus Vollmaterial bestehen,
sondern es können Kupfermanteldrähte mit einer Stahlseele verwendet werden, auf die
die Schicht aus Kupfer oder Kupferlegierungen in bekannter Weise auf mechanischem
oder elektrolytischem Weg aufgebracht ist. Die Art der Ausbildung dieser Kupfermanteldrähte
- diese sind bekannt - sind nicht Gegenstand der Erfindung und werden hier nicht näher
beschrieben.
[0012] Im Sinne der Erfindung ist es auch möglich, daß in der ersten Stufe der Veredelung
anstelle einer galvanischen Vernickelung eine galvanische Versilberung erfolgt. Die
Verwendung von Silber anstelle Nickel als erste Auftragsschicht bietet ähnliche Vorteile
wie eine Nickelschicht, wird aus Kostengründen jedoch nur dort verwendet, wo die bessere
Leitfähigkeit von Silber gegenüber Nickel eine Rolle spielt.
[0013] Für die Feuerverzinnung kann die Schmelze entweder reines Zinn oder vorzugsweise
eine Zinn-Blei-Legierung mit einem Anteil von Blei von 5% oder 40% oder 70% enthalten.
[0014] Für die Durchführung der Feuerverzinnung ist gemäß Weiterbildung der Erfindung vorgesehen,
daß das überschüssige Zinn bzw. Zinn-Blei am Draht nach dessen Durchlauf durch das
Feuerverzinnungsbad an einem Abstreifstein zur Erzielung der gewünschten Schichtdicke
abgestreift wird. Die Erfindung ist nicht auf die Verwendung von Abstreifsteinen beschränkt.
Auch andere Verfahren zur Erreichung der gewünschten Schichtdicke des Zinns beim Auslauf
des Drahtes aus dem Feuerverzinnungsbad sind anwendbar.
[0015] Durch das erfindungsgemäße Verfahren können NE-Drähte für elektrotechnische Zwecke
mit einem Durchmesser von 0,1 bis 2 mm veredelt werden. Anstelle von Kupferdrähten
oder Kupfermanteldrähten können auch solche aus Kupferlegierungen wie z. B. Neusilber,
Bronze und Messing verwendet werden.
[0016] Nachfolgend soll die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels der Veredelungsanlage
noch näher erläutert werden.
[0017] Es zeigen:
- Figur 1
- den Schichtaufbau eines Drahtes
- Figur 2
- die Anlage zur galvanischen Veredelung
- Figur 3
- die Anlage zur Feuerverzinnung
[0018] In Figur 1 ist ein Draht im Schnittbild dargestellt, dessen Kernmaterial 1 aus Kupfer
oder einer Kupferlegierung besteht. Eine Zwischenschicht 2 besteht aus Nickel mit
einer Schichtdicke von etwa 2 µm. Darüber befindet sich als Deckschicht eine Zinnschicht
3, welche aus Zinn-Blei mit einer Schichtdicke von minimal 1 µm befindet. Diese Zinnschicht
3 ist in der Zeichnung gleichmäßig in ihrer Schichtdicke dargestellt, aus den vorerwähnten
Gründen kann diese Schicht jedoch eine ungleichmäßige Dicke aufweisen.
[0019] In Figur 2 ist die Anlage zur galvanischen Vernickelung in einer Prinzipskizze dargestellt.
[0020] Von einem Spuler 4 läuft der Blankdraht 5 durch ein Entfettungsbad 6, aus dem der
Draht anschließend in eine Spüle 7 und daraufhin in eine Beize 8 gelangt. An die letztere
schließt sich das galvanische Vernickelungsbad 9 an, in welchem mehrere Umlenkrollen
10 und 11 angeordnet sind. Zur Erzielung einer entsprechenden Verweilzeit des Drahtes
in dem Vernickelungsbad, bei geringer räumlicher Ausdehnung des letzteren, ist der
Draht in mehreren Windungen über die Umlenkrollen geführt. Zur Überwindung des sich
hierdurch ergebenden mechanischen Widerstandes sind die Rollen 10 durch einen Motor
12 angetrieben. Nach dem Verlassen des Vernickelungsbades durchläuft der Draht eine
Spüle 13.
[0021] Vor dem Einlauf in die Feuerverzinnungsanlage kann es notwendig sein, daß der Draht
ein Aktivierungsbad 14 durchläuft, um eine eventuell bereits vorhandene Passivierung
der Nickeloberfläche durch Luftsauerstoff zu beseitigen.
[0022] Nach Durchlaufen einer Spüle 15 gelangt der Draht in den Bereich der Feuerverzirtnurtgsanlage,
die in Figur 3 dargestellt ist.
[0023] Über Umlenkrollen 16 und 17 durchläuft der Draht 5 ein mit Lötwasser gefülltes Flußmittelbecken
18 Aus diesem läuft der Blankdraht über eine Umlenkrolle 19 schräg in ein Zinnbad
20 ein, welches eine Temperatur von etwa 260°C bis 400°C aufweist. In dem Bad befindet
sich eine weitere Umlenkrolle 21, über welche der Draht senkrecht nach oben umgelenkt
wird und im Bereich eines Abstreifsteines 22 das Zinnbad verläßt. Anschließend durchläuft
der Draht in senkrechter Richtung nach oben eine Kühlstrecke 23, welche eine Länge
von etwa 2,5 - 3,0 m aufweist. Die Kühlstrecke wird dabei durch ein Rohr gebildet,
in welchem der Draht verläuft und mit Luft im Gegenstrom angeblasen wird. An einer
Umlenkrolle 24 wird der Draht 5, der nun fertig feuerverzinnt ist, nach unten umgelenkt
und von einem Spuler 25 aufgewickelt.
1. Verfahren zur Herstellung verzinnter Drähte aus NE-Metallen, insbesondere Kupfer oder
Kupferlegierungen für elektrotechnische Zwecke durch zweistufige Veredelung, wobei
die Drähte einen Durchmesser von 0,1 - 2 mm besitzen und wobei das NE-Metall zumindest
als Mantel auf der Drahtseele aufgebracht ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß der in üblicher Weise vorbehandelte Draht in einer ersten Stufe galvanisch mit
einer Schichtdicke von 0,5 - 5 µm vernickelt und in einer zweiten Stufe mit einer
Schichtdicke von 0,5 - 10 µm, vorzugsweise 1 - 5 µm, feuerverzinnt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Vernickelung in einem galvanischen Bad mit einer Durchlaufgeschwindigkeit
von 15 - 360 m/min., vorzugsweise 17 m/min., erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Feuerverzinnung in einer Schmelze mit Temperaturen zwischen 400°C und 260°C
und einer Verweildauer zwischen 2 und 30 sec. erfolgt.
4. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß als NE-Metall für den Draht Aluminium oder Aluminiumlegierungen verwendet werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Drahtmaterial Kupfermanteldrähte mit einer Stahlseele verwendet werden, auf
die die Schicht aus Kupfer oder Kupferlegierungen in bekannter Weise auf mechanischem
oder elektrolytischem Weg aufgebracht ist.
6. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß in der ersten Stufe der Veredelung anstelle einer galvanischen Vernickelung eine
galvanische Versilberung erfolgt.
7. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Schmelze reines Zinn enthält.
8. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Schmelze Zinn-Blei mit einem Anteil von 5% oder 40% oder 70% enthält.
9. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das überschüssige Zinn bzw. Zinn-Blei am Draht nach dessen Durchlauf durch das
Feuerverzinnungsbad an einem Abstreifstein zur Erzielung der gewünschten Schichtdicke
abgestreift wird.
10. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Draht nach der Vernickelung und vor dem Feuerverzinnungsprozeß ein Aktivierungsbad
für die Nickeloberfläche durchläuft.