[0001] Die Erfindung betrifft in erster Linie einen wassergekühlten Verbrennungsrost zur
Kehricht- bzw. Müllverbrennung. In zweiter Linie betrifft die Erfindung ein Verfahren
zum Verbrennen von Kehricht oder Müll auf einem derartigen Verbrennungsrost.
[0002] Verbrennungsroste für die Verbrennung von Kehricht sind in vielen verschiedenen Ausführungen
bekannt. Von einem besonderen Typ Verbrennungsrost ist dabei der sogenannte Schubverbrennungsrost,
welcher bewegliche Teile einschliesst, die geeignet sind, Hübe auszuführen, wodurch
das Brenngut auf dem Rost gefördert und geschürt wird. Grundsätzlich sind dabei die
Vorschubvon den Rückschubrosten zu unterscheiden. Auf den ersten wird das Brenngut
in Vorwärtsrichtung zur Brenngut-Beschickung gefördert, auf den letzteren in Rückwärtsrichtung
dazu, wobei es in Vorwärtsrichtung infolge der starken Neigung des Rückschubrostes
allein aufgrund der Schwerkraft abwärts kollert.
[0003] Am besten kann man sich einen solchen konventionellen Vorschubrost vorstellen, wenn
man sich ein gewöhnliches Ziegeldach vor Augen führt. Die einzelnen Ziegel stellen
dann die einzelnen sogenannten Roststäbe des Vorschubrostes dar, während eine horizontal
verlaufende Reihe von Ziegeln einer horizontal verlaufenden Reihe von Roststäben entspricht,
welche zusammen je eine einzelne Roststufe bilden. Jede Roststufe überlappt somit
die nächsttiefer angeordnete. Die typische Neigung eines Verbrennungs-Vorschubrostes
beträgt dabei etwa 20 Winkelgrade, kann aber auch grösser oder kleiner sein. Bei einem
solchen Vorschubrost ist nun jede zweite Roststufe ortsfest angeordnet und die dazwischenliegenden
Roststufen sind mechanisch beweglich gelagert. Eine mechanische Antriebsvorrichtung
sorgt dafür, dass jede solche zweite Roststufe einen Hub ausführen kann, welcher darin
besteht, dass diese Roststufen in Fallrichtung ihrer Neigung kollektiv hin und her
bewegt werden. Damit wird erreicht, dass der auf dem Vorschubrost liegende, brennende
Kehricht bei einer hohen Verweilzeit von 45 bis 120 Minuten langsam transportiert
und dabei auch umgelagert und auf dem Rost gleichmässig verteilt wird. Am oberen Rostanfang
wird der Vorschubrost mit Kehricht beschickt. In diesem sogenannten Beschickungsbereich
wird der ankommende Kehricht vorerst durch die auf ihn einwirkende Wärmestrahlung
getrocknet. Danach folgt ein Bereich auf dem Vorschubrost, in welchem die Vergasung
einsetzt, in der nämlich die festen Bestandteile des Kehrichts in den gasförmigen
Zustand wechseln und Energie freisetzen. Es folgt dann eine Primärverbrennungszone
und dann eine Ausbrandzone.
[0004] Im Vergleich zum Vorschubrost ist der Rückschubrost mit einem Ziegeldach mit umgekehrter
Neigung zu vergleichen. Er bringt den Vorteil, dass die direkt auf dem Rost aufliegende
Glutmasse von den kollektiv bewegten Roststufen zum Rostanfang zurückgeschoben wird,
während die höheren Brennbettschichten in der allgemeinen Transportrichtung abwärts
kollern. Vom Rostanfang bis zu seinem Ende erstreckt sich überlappend die Primärverbrennung.
Dieses intensive, direkt am Rostanfang beginnende Kehrichtfeuer ist ein wesentliches
Merkmal bei einem Rückschubrost. Es entsteht, indem bereits brennende Kehrichtbestandteile
mit der aufwärts gerichteten Förderwirkung des Rostes mit noch nicht gezündeten Brenngutanteilen
zusammengebracht und gemischt werden, wodurch eine Zone sehr hoher Temperatur mit
grosser Verbrennungsintensität bereits am Rostanfang erzeugt wird. Die Schürbewegung
besteht einerseits aus der natürlichen Abwärtsbewegung des Brenngutes infolge der
Schwerkraft und der entgegengesetzt wirkenden Schubbewegung des Rostes. Mit einem
Rückschubrost lässt sich eine gewisse Pufferwirkung gegenüber Heizwertschwankungen
des Brenngutes erzeugen, indem ein Abreissen der Zündung oder ein Weglaufen des Feuers
in Richtung Rostende zuverlässig verhindert wird. Solche Rückschubroste sorgen für
eine gleichmässig hohe Brennschicht ohne Löcher, die den Rost unbedeckt lassen würden
und damit zu seinem thermischen Verschleiss führen würden.
[0005] Die in Vorwärtsrichtung nach abwärts geneigten Vorschubroste einerseits und Rückschubroste
andrerseits sind seit Jahrzehnten bekannt und haben als luftgekühlte Roste, die aus
gusseisernen Roststäben aufgebaut sind, eine grosse Verbreitung in Kehrichtverbrennungsanlagen
gefunden. In den letzten Jahren haben sich jedoch wassergekühlte Roste durchgesetzt,
weil sie die Trennung der Kühlfunktion von der Primärluftzufuhr ermöglichen, was bei
den luftgekühlten Rosten nicht der Fall ist, weil dort die Primärluft gleichzeitig
die Kühlfunktion übernehmen muss. Ein solcher wassergekühlter Verbrennungsrost geht
namentlich aus der EP 0'621'449 hervor. Die Roste können dank der Wasserkühlung auf
einer viel tieferen Betriebstemperatur gehalten werden, was deren Verschleiss dramatisch
reduziert. Weiter kann die Primärluftzufuhr, weil die Primärluft von der Kühlfunktion
entlastet ist, örtlich und zeitlich ganz fein an den tatsächlichen Bedarf des Feuers
angepasst werden, indem sie ganz gezielt durch eine Anzahl Zufuhröffnungen geblasen
wird. Indem die wassergekühlten Roste aus breiten Rostplatten aufgebaut werden, die
sich womöglich über die ganze Rostbahnbreite erstrecken und dabei eine ganze Reihe
herkömmlicher gusseiserner Roststäbe ersetzen, gelingt es auch, den Rost konstruktiv
stark zu vereinfachen und den Rostdurchfall praktisch zu eleminieren. Diese hohlen
Rostplatten können also einzelne herkömmliche Roststäbe ersetzen, oder aber gleich
zwei oder mehrere, ja vorteilhaft sogar eine ganze Reihe, sodass sich eine Rostplatte
also über die ganze Breite einer Rostbahn erstreckt. Die tiefe Betriebstemperatur
der Roste ermöglicht es schliesslich sogar, die einzelnen beweglichen Rostplatten,
vorallem wenn diese sich über die ganze Breite der Rostbahn erstrecken, mit individuellen,
direkt unter der Rostplatte angeordneten Antriebsmitteln zu bewegen. Aus der EP 0'874'195
ist ein wassergekühlter Schub-Verbrennungsrost bekanntgeworden, bei welchem die Rostplatten
einzeln angetrieben sind, und wie er auch bei der vorliegenden Erfindung zum Einsatz
kommen kann. Je nach Einbaurichtung und Neigung kann ein solcher Rost als Vorschub-
oder Rückschubrost ausgelegt werden. Solche wassergekühlten Vorschub- oder Rückschubroste
ermöglichen mittels ihrer zusätzlichen Reguliermöglichkeiten, ihren Betrieb viel feiner
an das gerade zu fahrende Feuer anzupassen und auf die verschiedenen Einflussgrössen
Rücksicht zu nehmen.
[0006] Eine möglichst zu jeder Zeit und an jedem Ort des Rostes definierte Verbrennungsluftzufuhr
ist die wichtigste Voraussetzung für den Betrieb einer Kehrichtfeuerung, die möglichst
niedrige Emissionen aufweisen soll. Das Erreichen dieses Ziel wird in der Praxis mehr
und mehr dadurch erschwert, dass die Qualität des Kehrichts im Laufe der auf mindestens
20 Jahre konzipierten Betriebsdauer einer Kehrichtverbrennungsanlage variiert. Nebst
der grundsätzlichen physikalischen und chemischen Zusammensetzung des Kehrichts ist
es vorallem der sehr stark variierende Heizwert des Kehrichts, welcher Probleme verursacht.
Stieg der Heizwert noch vor wenigen Jahren infolge von Gewerbemüll und des Aussortierens
von schwer brennbaren Stoffen wie zum Beispiel Grünabfällen und kompostierbaren Stoffen
kontinuierlich auf ca. 12'000 kJ/kg, vorallem wegen der Kunststoff-Anteile, der ständig
angestiegen ist, so brachte der Übergang zum gezielten Ausscheiden der Kunststoffe
den Heizwert auf Werte um die 8'000 kJ/kg herunter. Die Kunststoffe werden nämlich
zunehmend als Primärenergieersatz in speziellen Sortier- und Aufbereitungsanlagen
vorgängig extrahiert. Ausserdem werden die Abfallerzeuger über zum Beispiel erhobene
Abfallgebühren dazu angehalten, die Abfallmenge zu reduzieren. Sie tun dies, indem
sie den Abfall sortieren und zu Hause schon ein Triage durchführen. Glas geht in die
Glasabfuhr zur Rezyklierung, Holz ins Sperrgut, Papier und Karton wird ebenfalls einer
Rezyklierung zugeführt, ebenfalls zum Beispiel PET-Flaschen. All diese Massnahmen
führten zu einer drastischen Reduktion der Heizwerte. Es ist jedoch denkbar, dass
durch weitere Massnahmen in der Zukunft die Heizwerte wieder ansteigen. Letztlich
hängt es nicht zuletzt vom Verlauf der weiteren technischen Entwicklung ab, welche
Abfallstoffe in zum Beispiel 10 Jahren anfallen werden, und in welcher Menge. Was
schliesslich in die Kehrichtverbrennungsanlagen gelangt, ist auch abhängig vom Verhalten
der Abfallerzeuger, welches wiederum beeinflusst wird von politischen Massnahmen,
namentlich der Gebührenpolitik in der Abfallwirtschaft.
[0007] Es ist heute grundsätzlich sehr schwierig, eine Anlage zu planen, welche der sich
im Laufe der Zeit ändernden Kehrichtqualität vollumfänglich Rechnung zu tragen vermag.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, einen wassergekühlten Verbrennungsrost
für Kehricht und ein Verfahren zu dessen Betrieb anzugeben, welcher im Betrieb universeller
an sich verändernde Kehrichtqualitäten anpassbar ist, und somit den Bau einer Verbrennungsanlage
oder - maschine ermöglicht, die künftig mit allem und jedem zu Verbrennenden eine
optimale Verbrennung durchzuführen erlaubt, wobei nur noch ein minimaler Schlackenanteil
mit möglichst Inertstoff-Qualität übrigbleibt, und ein möglichst perfekter Ausbrand
für höchste Kesseleffizienz bei gleichzeitig optimaler Rauchgas-Qualität erzielt werden
kann.
[0008] Diese Aufgabe wird gelöst von einem wassergekühlten Verbrennungsrost zum Verbrennen
von Kehricht, bestehend aus wassergekühlten, aufeinander aufliegenden Rostplatten,
die sich über einen Teil der Rostbahnbreite oder über die ganze Rostbahnbreite erstrecken
und je eine Roststufe bilden, wobei mindestens jede zweite Roststufe beweglich ausgeführt
ist, und der von Primärluftzufuhröffnungen durchsetzt ist, durch welche einzeln oder
zonenweise Pirmärluft dosiert dem Feuer zuführbar ist, der sich dadurch auszeichnet,
dass der Verbrennungsrost aus einer Kombination eines Vorschub- und eines Rückschubrostes
besteht.
[0009] Die Aufgabe wird weiter gelöst von einem Verfahren zum Verbrennen von Kehricht auf
einem Verbrennungsrost nach Anspruch 1, das dadurch gekennzeichnet ist, dass
a) das ankommende Brenngut auf dem Vorschubrost mittels individueller Steuerung der
Hublänge und Hubfrequenz der einzelnen Rostplatten zu einem gleichmässigen Brennbett
auseinandergezogen und dann als solches unter Ausbrand der leicht brennbaren Stoffe
weiter transportiert wird und schliesslich auf den nachgeschalteten Rückschubrost
gelangt,
b) das Brenngut auf dem nachgeschaltelten Rückschubrost individueller Steuerung der
Hublänge und Hubfrequenz der einzelnen Rostplatten so lange geschürt wird, bis ein
möglichst vollständiger Ausbrand aller Stoffe erreicht ist.
[0010] In den Zeichnungen ist als Beispiel ein wassergekühlter Schubrost in bezug auf seinen
grundsätzlichen Aufbau gezeigt, wie er für die Realisierung des Einzelantriebes der
Roststufen aufgebaut sein kann. Weiter ist eine Kombinationen eines Vorschub- und
Rückschubrostes dargestellt. Diese Roste sind nachfolgend ausführlich beschrieben
und ihre Funktion für den verfahrensgemässen Betrieb wird erläutert.
[0011] Es zeigt:
- Figur 1:
- Ein Längsabschnitt eines wassergekühlten Schubrostes in einer perspektivischen Ansicht,
mit zum Teil entfernten Rostplatten;
- Figur 2:
- Eine Kombination eines Vorschubrostes mit einem Rückschubrost, von der Seite her gesehen
in einem Längsschnitt, schematisch dargestellt;
- Figur 3-5:
- Verschiedene Phasen im Zug der Verbrennung einer Charge von Kehricht auf einer Kombination
eines Vorschub- und eines Rückschubrostes, die hierzu für die Betrachtung herausgegriffen
sind;
[0012] Der grundsätzliche Aufbau dieses Schub-Verbrennungsrostes mit seinen wesentlichen
Elementen ist aus Figur 1 ersichtlich, egal, ob es sich im Einzelfall um einen Vorschubrost
oder um einen Rückschubrost handelt. Hier ist ein Längsabschnitt eines Vorschubrostes
in einer perspektivischen Ansicht gezeigt, wie er sich während des Aufbaus präsentiert,
wo also einzelne Rostplatten noch fehlen und somit der Blick auf den Unterbau freigegeben
ist. Bei einem gleichartig aufgebauten Rückschubrost wird die Neigung umgekehrt ausgeführt.
Zwei senkrecht stehende, parallel zueinander verlaufende seitliche Stahlwände 1,2
sind hier mit einer Anzahl von Distanzrohren 3,4 stabil miteinander verbunden. Diese
Distanzrohre 3,4 verlaufen quer zum Rost und erstrecken sich auf zwei unterschiedlichen
Ebene über die lichte Weite zwischen den beiden seitlichen Stahlwänden 1,2. Die beiden
Stahlwände 1,2 links und rechts des Rostes können dabei aus mehreren Stahlplatten
oder Teilen bestehen, die in geeigneter Weise miteinander verschraubt sind. Die Distanzrohre
3,4 durchsetzen diese Stahlwände, weisen beidseits ein Gewinde auf und sind mittels
darauf sitzender Konusse und Muttern 7 fest mit den seitlichen Stahlwänden 1,2 verschraubt.
Die Distanz- oder Querrohre 3 der oberen Ebene dienen gleichzeitig als Trägerrohre
für die auf ihnen aufliegenden stationären Rostplatten 5. Die unterste stationäre
Rostplatte 5 liegt mit ihrem vorderen Rand auf einer fest zwischen den seitlichen
Stahlwänden 1,2 eingeschweissten Auswurf-Lippe 22 auf, und mit ihrem hinteren Bereich
ist sie über das erste obere Distanz- oder Querrohr 3 gehängt. Als nächstes folgt
eine bewegliche Rostpatte 6, die mit ihrer vorderen Unterkante auf der ersten, unter
ihr liegenden stationären Rostplatte 5 aufliegt. Auf ihr selbst liegt dann wiederum
die vordere Unterkante der nächsthöher angeordneten stationären Rostplatte 5 auf,
und so weiter. Im gezeigten Beispiel erstrecken sich die Rostplatten also je über
die ganze Breite der Rostbahn und bilden so eine Roststufe. Alternativ können aber
auch mehrere nebeneinanderliegende solche Rostplatten eine Roststufe bilden. Die einzelnen
Rostplatten sind an ihrer abgeschrägten Vorderseite von Primärluftschlitzen 25 durchsetzt,
durch die von unterhalb des Rostes Primärluft für die Verbrennung ins Brenngut geblasen
wird. Längs des oberen Randes der Stahlwände 1,2 verlaufen zwei zueinander etwas verschoben
aufeinanderliegende Hohlprofile in Form von Vierkant-Rohren 8,9, die an ihrem tiefergelegenen
Ende verschlossen sind, indem sie dort zugeschweisst sind. Diese Vierkantrohre 8,9
bilden die seitlichen Planken der Rostbahn und begrenzen im Betrieb das Brenngutbett
seitlich. Sie sind wassergekühlt und werden von unten nach oben zwangsweise von Wasser
durchströmt, sodass also ihr Inneres stets gänzlich mit Wasser ausgefüllt ist. Die
einzelnen Rostplatten 5,6 sind aus Stahlblech gefertigt und ebenfalls als Hohlkörper
konzipiert, welche zwangsweise so von Wasser durchströmt werden, dass ihr Hohlraum
stets gänzlich mit Wasser gefüllt ist und keine Luftblasen in ihrem Innern entstehen
können. Alle Stahlblechteile des Rostes, seien es nun die seitlichen Planken 8,9 oder
die Rostplatten 5,6, welche mit dem Brenngut in Berührung kommen, sind somit auf der
hinteren Blechseite ständig von Wasser bedeckt. Somit können alle mit dem Feuer in
Kontakt tretenden Teile ständig gekühlt und auf einer stabilen Temperatur gehalten
werden, sodass praktisch keine Dilatationen auftreten. Dadurch ist es nicht nötig,
seitlich der Rostplatten irgendwelche Ausgleichselemente vorzusehen. Der Rost wird
dadurch in seiner Konstruktion sehr stark vereinfacht. Die Stabilität der Rost-Konstruktion
wird im wesentlichen durch die Distanz- oder Querrohre 3,4 erzielt, die in zwei parallelen
Ebenen zueinander die beiden äusseren Stahlwände 1,2 verstreben und verspannen, wie
das schon beschrieben wurde. Zwischen diesen beiden Ebenen von Querrohren 3,4 verlaufen
längs des Rostes beidseits dessen Längsmitte zwei weitere Hohlprofile in Form von
Vierkantrohren 10,11, die unten und oben an einigen Stellen mit den quer zu ihnen
verlaufenden Querrohren 3,4 verbunden sind. Eines der Vierkantrohre, nämlich das Vierkantrohr
10, führt von unten nach oben das Kühlwasser für die Rostplatten 5,6, während das
andere Vierkantrohr 11 Spülluft und Kühlluft für die Antriebe der beweglichen Rostplatten
6 zuführt. Zwischen diesen beiden parallel zueinander verlaufenden Vierkantrohren
10,11 sind Stützelemente 12 für die beweglichen Rostplatten 6 eingebaut. Diese Stützelemente
12 sind hierzu mittels zweier Bolzen 13,14, welche die beiden Vierkantrohre 10,11
durchsetzen, an jenen gehalten. Die Vierkantrohre oder Hohlprofile 10,11 weisen zu
diesem Zweck eingeschweisste Querrohre mit einem solchen Innendurchmesser auf, dass
die Haltebolzen 13,14 für die Stützelemente 12 in diese einpassen. Die Stützelemente
12 selbst weisen je eine parallel zur entsprechenden Rostplattenebene liegende Stahlrolle
15 auf, sowie links und rechts je eine dort in der vertikalen Ebene laufende Stahlrolle
16,17. Gleichzeitig ist an jedem solchen Stützelement 12 ein Hydraulikzylinder 18
angelenkt, dessen Kolbenstange 19 seinerseits an der Unterseite der von ihm bewegten
beweglichen Rostplatte 6 angelenkt ist. Die Rostplatte selbst, welche auf dem hier
eingezeichneten Stützelement 12 ruht, ist hier nur mit gestrichelten Linien angedeutet.
Sie weist auf ihrer Unterseite eine zentrale Führungsnut auf, mit welcher sie auf
den Stahlrollen 16,17 aufliegt, die beim Verschieben der Rostplatte auf dem Boden
dieser Führungsnut abrollen. Die lichte Weite der Führungsnut ist so gewählt, dass
sie geringfügig grösser als der Durchmesser der liegenden Stahlrolle 15 ist, wodurch
die Rostplatte von der Rolle 15 in Querrichtung zur Rostbahn hinreichend geführt ist.
Zur Führung der Vorderseite der beweglichen Rostplatte sind an den Planken 8 weitere
liegende Stahlrollen 20,21 angebaut. Die zugehörige bewegliche Rostplatte weist nun
auf ihrer vorderen Unterseite seitlich solche Ausnehmungen auf, dass auf jeder Seite
eine Führungsfläche an ihr gebildet ist, die parallel zur Seitenfläche der Rostplatte
verläuft, jedoch gegenüber dieser zurückversetzt ist, und auf welcher diese Stahlrollen
20,21 beim Hin- und Herbewegen abrollen. Damit weist jede bewegliche Rostplatte gewissermassen
eine Dreipunktlagerung auf Hinten in der Mitte, wo der Antrieb sitzt, ist die Rostplatte
horizontal und vertikal von den entsprechenden Stahlrollen 15,16,17 geführt, und vorne
ist sie seitlich links und rechts von den Stahlrollen 20,21 geführt, während sie mit
ihrer vorderen Unterkante auf der nächsttiefer liegenden stationären Rostplatte aufliegt
und darauf beim Hin- und Herbewegen gleitet. Ihre vordere Unterkante ist hierzu eigens
mit einem Gleitschuh aus Verschleissmaterial versehen, der von Zeit zu Zeit ausgewechselt
werden kann, ohne dass die eigentliche Rostplatte dadurch ersetzt werden muss. Ein
Vorteil der hier beschriebenen Konstruktion ist nun der, dass die beweglichen Rostplatten
präzis geführt sind und seitlich keine Reibung mehr entsteht, weil die seitliche Führung
so eingestellt wird, dass zwischen dem seitlichen Rand der beweglichen Rostplatte
6 und der anliegenden Planke 8 ein konstanter knapper Abstand eingehalten wird, sodass
keine verklemmenden Kleinteile in diesen Schlitz fallen können und gleichzeitig der
Schlitz aber so weit ist, dass eben keine Gleitreibung zustandekommt. Die Rostplatte
kann sich wegen dieser präzisen Führung auch nicht mehr verkanten, wie das bei herkömmlichen
Konstruktionen noch möglich war. Wenn bisher eine Verkantung eintrat, wurde die Platte
einfach gegen die stark erhöhte Gleitreibung mit grosser Kraft hin- und herbewegt,
bis das die Verkantung auslösende Klemmteil hinunterfiel oder sich aus dem Schlitz
zwischen Rostplatte und Planke herausarbeitete. Bis das jedoch erfolgte, entstanden
hohe Gleitreibungskräfte, die einen entsprechend grossen Verschleiss nach sich zogen.
Dieser Verschleiss ist mit der hier gezeigten Lagerung und Führung der beweglichen
Rostplatten eliminiert, wodurch deren Standzeit erhöht wird. Ein weiterer Vorteil
der Konstruktion ist darin zu sehen, dass die Kräfte zum Betätigen der Rostplatten
infolge deren Führung an Stahlrollen erheblich kleiner sind als wenn reine Gleitreibung
zu überwinden ist. Das wiederum erlaubt den Einsatz von kleinen Antriebseinheiten
in Form von kompakten hydraulischen Zylinder-Kolbeneinheiten, wobei für jede einzelne
bewegliche Rostplatte eine eigene solche Antriebseinheit zum Einsatz kommt. Dadurch
kann auch jede bewegliche Rostpatte individuell angetrieben werden, was den Anforderungen
zum Fahren eines möglichst geometrischen Feuers gerecht wird. Je nach dem Ablauf der
Verbrennung und dem Verhalten des Brenngutes kann nämlich gezielt an bestimmten Stellen
mit kleinen Hubbewegungen der Rostplatten das Feuer geschürt oder aber mit grösseren
Hüben das Brenngut auf dem Rost transportiert werden. Die konstruktive Lösung mit
den Stützelementen 12 zwischen den längs verlaufenden beiden Vierkantrohren 10,11
erlaubt sogar das Auswechseln einer Antriebseinheit während des Betriebs des Rostes.
Das ist deshalb möglich, weil sich die Rostplatten 5,6 entweder einzeln über die ganze
Rostbahnbreite erstrecken oder in einer Variante mehrere Rostplatten so nebeneinander
miteinander verbunden sind, dass sie ohne Schlitze zwischeneinander die ganze Rostbahnbreite
abdecken und dadurch kaum ein Rostdurchfall auftritt, welcher auf die sich unter dem
Rost aufhaltenden Monteure herabfallen könnte. Im Fall, dass mehrere Rostplatten zu
einer Roststufe zusammenverbunden werden, kann dies zum Beispiel durch Zusammenschrauben
oder Zusammenschweissen solcher einzelner Rostplatten erfolgen, die sich über je einen
Teil der Rostbahnbreite erstrecken. In dieser Weise können also zwei, drei oder mehr
nebeneinander angeordnete Rostplatten zu einer einzigen Roststufe zusammengefasst
werden. Weiter bleibt wegen der das ganze Brennbett umfassenden Wasserkühlung die
Temperatur unterhalb des Rostes in einem Bereich, der den Aufenthalt und das Arbeiten
unter dem Rost ohne weiteres ermöglicht. Schliesslich ist jedes Stützelement 12 mittels
der Bolzen 13,14 an den Vierkantrohren 10,11 so aufgehängt, dass durch Herausschlagen
des hinteren Bolzens 13 das ganze Stützelement nach hinten gekippt werden kann, wonach
die Anlenkung des Hydraulikzylinders 18 zugänglich wird und dieser ohne weiteres ausgebaut
werden kann. In Figur 1 ist ein Längsabschnitt einer Rostbahn gezeigt. Die ganze Rostbahn
besteht oft aus mehreren solcher Abschnitte. Hierzu sind die Enden der Vierkantrohre
10,11 und der Planken 8,9 mit Flanschen 51,52 ausgerüstet, sodass sie wasserdicht
mit den Planken und Vierkantrohren des anschliessenden Abschnittes zusammengeflanscht
werden können. Diese Bauweise erlaubt es, einzelne Längsabschnitte einer Rostbahn
in der Werkstatt einbaufertig vorzubereiten und vor Ort ganze solche Rostbahnabschnitte
rasch zusammenzubauen. Komplizierte Spezialtransporte einerseits oder langwierige
Montagearbeiten vor Ort andrerseits werden dadurch vermieden. Die Wasserkühlung der
Rostplatten erfolgt durch Anschlüsse am Vierkantrohr 10, in welchem Kühlwasser von
unten nach oben strömt. Es wird ausgehend von einem offenen Ausgleichsbehälter, der
sich zum Beispiel etwa auf dem Niveau der Einschüttgosse oder höher angeordnet befindet,
durch eine Leitung mittels einer Elektropumpe unten in das Vierkantrohr 10 gepumpt
und darin auf einem Druck von 3-4 bar gehalten. Je zwei benachbarte Rostplatten werden
in Serie zu einem Kühlkreislauf geschaltet, da sie ja gemeinsam stets eine konstante
Rostfläche bilden. Hierzu wird für jeweils zwei Rostplatten über einen Nippel oder
eine Muffe vom darunter verlaufenden Vierkantrohr 10 Wasser abgenommen und durch einen
temperaturfesten Schlauch in die erste Rostplatte geführt. Darin strömt das Wasser
zwangsweise durch ein Labyrinth, das so gestaltet ist, dass nirgends Luftblasen entstehen
können, sondern der ganze Hohlraum im Innern der Rostplatte vollständig von Wasser
ausgefüllt ist. Am Ende des Strömungskanals im Innern der Rostplatte ist wiederum
ein Anschluss vorhanden, von dem aus ein weiterer temperaturfester Schlauch zur zweiten,
benachbarten Rostplatte führt, in welcher das Wasser abermals einen Strömungskanal
durchfliesst und schliesslich ab dessen Ende über einen Schlauch in ein Rücklaufrohr
führt, das selbst zurück in den offenen Ausgleichsbehälter führt und in diesen einmündet.
Für je zwei benachbarte Rostplatten ist also ein Wasseranschluss am Vierkantrohr 10
vorhanden, und das entsprechende Kühlwasser wird über jeweils ein gesondertes Rücklaufrohr
zum Ausgleichsbehälter zurückgeführt. Das Vierkantrohr 11 hingegen führt kein Wasser,
sondern Luft auf einem Ueberdruck, den eine Luftpumpe aufrecht erhält, und zwar zu
folgendem Zweck: Für jede bewegliche Rostplatte ist eine eigene Antriebseinheit mit
Hydraulikzylinder vorhanden. Diese Hydraulikzylinder sind je in einem Rohrmantel untergebracht,
sodass zwischen jenem und dem eigentlichen Hydraulikzylinder ein Freiraum bleibt.
Dieser Freiraum wird von Luft aus dem Vierkantrohr 11 umspült, sodass also der Rohrmantel
einen Spülzylinder bildet. Hierzu wird an jeder Stelle des Vierkantrohres 11, wo sich
ein Hydraulikzylinder befindet, über einen Anschluss Luft vom Vierkantrohrinnern abgezapft,
und diese Luft wird über einen Schlauch in den Rohrmantel geführt, welcher den Hydraulikzylinder
als Spülzylinder umhüllt. Der Rohrmantel ist vorne offen, sodass dort die Spülluft
wieder ausströmen kann und schliesslich in die Zone unterhalb des Rostes gelangt,
wo sie sich mit der Primärluft vermischt. Die Volumina dieser Spülluft sind jedoch
im Vergleich zur eingesetzten Primärluft vernachlässigbar und haben somit kaum einen
Einfluss auf die Verbrennung. Durch diese Spülung der Mantelrohre werden die eigentlichen
Hydraulikzylinder und die aus ihnen herausführenden Kolbenstangen stets von Staub
und Schmutz freigehalten, was einer langen Lebensdauer der Antriebseinheit förderlich
ist. Andrerseits wird mit dieser umströmenden Luft natürlich eine Kühlwirkung erzielt,
was dazu beiträgt, dass das eingesetzte Hydrauliköl niemals überhitzt wird. Der Bereich
unterhalb der Rostplatten ist über die Rostbahnlänge in mehrere Unterwindzonen aufgeteilt.
Jeweils unterhalb einer stationären Rostplatte ist eine Trennwand eingebaut, welche
die benachbarten Unterwindzonen praktisch luftdicht voneinander trennt. In die einzelnen
Unterwindzonen wird mittels je eines gesonderten Ventilatorgebläses Primärluft eingeblasen,
die dann durch die Primärluftschlitze 25 in den Feuerraum gelangt. Die Primärluftmenge
kann dabei durch die Variation der Drehzahl der einzelnen Ventilatoren reguliert werden.
Auch diese Variabilität der Primärluftzufuhr in den einzelnen Rostzonen trägt dazu
bei, ein geometrisches Feuer zu fahren, indem das Feuer ganz gezielt lokal mit Luft
in der gerade benötigten Menge versorgt werden kann.
[0013] Herkömmliche Anlagen, die nur entweder aus einem reinen Vorschubrost oder aus einem
reinen Rückschubrost bestehen, sind vorallem in den Grenzfällen schwierig zu handhaben.
Betrachten wir zum Beispiel deren Verhalten beim Verbrennen von Kehricht mit besonders
hohem Heizwert. Gerade beim Rückschubrost führt dann das kurze und intensive, gleich
am Rostanfang einsetzende Feuer zu einer Schieflage im Kesselraum in bezug auf die
Strömung der Rauchgase. Diese streichen längs der vorderen Kesselwand nach oben und
gleichzeitig wird die hintere Kesselwand zuwenig belastet. Beim Rückschubrost kann
der Transport des Brenngutes kaum beschleunigt werden. Mit den Rückschub-Hüben kann
einzig die Glut im Grund des Brennbettes zurückgeschoben werden, wobei die obere Schicht
des Brennbettes nach unten kollert. Es kann also im Prinzip nur das Brennbett umgelagert
und der Transport höchstens noch gebremst werden. Bei Kehricht mit hohem Heizwert
wäre es aber wünschbar, dass das Brenngut nach der Beschickung, wenn es in einem hohen
Haufen auf dem Anfangsberich des Rostes liegt, möglichst rasch auseinandergezogen
und auf dem gesamten Rost unterhalb des Kessels gleichmässig verteilt würde und dann
ein geometrisches Feuer unterhalten würde, bis am Rostende schliesslich die ausgebrannte
Schlacke übrigbliebe. In der Praxis aber brennt der Kehricht mit hohem Heizwert meist
viel zu früh ab und der zweite Teil des Rostes sowie der hintere Kesselteil bleiben
unterbelastet. Der Abbrand erfolgt also mit einer erheblichen Schieflage. Der Rückschubrost
ist somit besser für Kehricht mit niederigem Heizwert geeignet. Hier kann er seinen
Vorteil ausspielen, dass das Brenngut beliebig lange umgelagert und geschürt werden
kann, wobei die Glut immer wieder zurück gestossen werden kann, bis ein vollständiger
Ausbrand erzielt wurde.
[0014] Betrachten wir umgekehrt die Situation, welche sich mit einem Kehricht von besonders
tiefem Heizwert bei einem Vorschubrost ergibt. Hier besteht dann das Problem darin,
dass beim Bewegen der Roststufen wohl eine Schürung des Feuers erzielt wird, jedoch
gleichzeitig das Brenngut immer auch transportiert wird, und zwar rascher als einem
lieb ist. Im Extremfall besteht also das Problem darin, dass der Ausbrand unvollständig
ist, weil das Brenngut die Rostoberfläche zur rasch durchläuft.
[0015] Eine Kombination eines Vorschubrostes mit einem nachgeschalteten Rückschubrost erweist
sich als überraschende Lösung für das aufgezeigte Dilemma. In Figur 2 ist nun eine
solche Kombination eines Vorschubrostes nach zu Figur 1 beschriebener Bauart mit einem
Rückschubrost von prinzipiell gleicher Bauart von der Seite her gesehen dargestellt.
Das Brenngut gelangt durch einen Schüttkanal 26 auf eine Beschickschurre 27, die von
einer hydraulischen Zylinder-Kolbeneinheit 28 angetrieben wird und das Brenngut möglichst
gleichmässig auf den Rost befördert. Die Beschickschurre 27 fährt hierzu langsam vor,
wobei laufend Kehricht über die Kante 29 auf den Rost fällt. Aus der vordersten Position
der Beschickschurre 27 fährt diese rasch zurück und beginnt, wenn nötig sofort, neu
von hinten langsam Kehricht nach vorne zu stossen, sodass also auf Wunsch eine beinahe
gleichförmige Zufuhr von Kehricht auf den Rost möglich ist. Ein Vorschubrost 30 mit
einer Neigung von hier 22° bildet den ersten Rostbereich. Er besteht aus elf stationären
und wassergekühlten Rostplatten 5 und aus dazwischen angeordneten zehn beweglichen
wassergekühlten Rostplatten 6. Die beweglichen Rostplatten 6 sind je mit einer unterhalb
der Rostplatte angeordneten Zylinder-Kolbeneinheit 18,19 ausgerüstet. An der Vorderkante
der Rostplatten 5,6 sind Primärluftöffnungen 25 vorhanden, die durch Rohrstücke gebildet
werden, welche die Rostplatten 5,6 von unten durchsetzen. Die Primärluftöffnungen
25 der ersten sechs Rostplatten 5,6 sind der Primärluftzone 32 zugeordnet, jene der
nächsten acht Rostplatten 5,6 werden aus der Primärluftzone 33 gespiesen, und die
letzten sieben Rostplatten 5,6 werden aus der Primärluftzone 34 mit Primärluft versorgt.
Diese verschiedenen Primärluftzonen 32-34 sind voneinander getrennt und zusätzlich
können zu jeder dieser Zonen gezielt verbrennungsfördernde Gase, zum Beispiel reiner
Sauerstoff, zugeführt werden. Im Anschluss an diesen Vorschubrost 30 ist ein Rückschubrost
31 angebaut, welcher eine grössere Neigung, hier 26°, aufweist, weil auf einem Rückschubrost
ja das Brenngut allein aufgrund der Schwerkraft transportiert wird. Dieser Rückschubrost
31 aus in gleicher Weise wassergekühlten stationären 5 und dazuwischen angeordneten
beweglichen Rostplatten 6 ist hier in zwei Primärluftzonen 35 und 36 unterteilt. Das
Besondere an diesem gesamten Rostsystem ist es, dass ein Vorschubrost 30 mit einem
Rückschubrost 31 kombiniiert wird. Weil die Roste wassergekühlt sind und ausserdem
jede bewegliche Roststufe individuell beweglich ist, und zwar sowohl in bezug auf
die jeweilige Hublänge wie auch in bezug auf die Hubgeschwindigkeit und die Häufigkeit
der Schübe, kann das auf dem Rost liegende Brenngut lokal und zeitlich separat beliebig
behandelt werden und namentlich transportiert und geschürt werden. Ausserdem kann
die Primärluftzufuhr zonenweise reguliert werden, und die bedarfsweise Zudosierung
von Sauerstoff kann auch schwer brennbaren Stoffe zu einem völligen Ausbrand verhelfen.
Dieser Rost ermöglicht daher eine viel universellere Anpassung der bedeutsamen Bedingungen
für den Ausbrand eines bestimmten gerade anfallenden Brenngutes. Es kann deshalb gezielt
Rücksicht auf die Heizwerte und die Zusammensetzung des Kehrichtes genommen werden
und in jedem Fall ein optimaler Ausbrand erzielt werden.
[0016] In den Figuren 3 bis 5 wird eine Charge von Kehricht in verschiedenen Abbrandphasen
dargestellt. Zunächst und unmittelbar nach der Beschickung des Rostes liegt der Kehricht,
egal, ob er einen hohen oder tiefen Heizwert aufweist, in Form eines relativ hohen
Haufens 37 auf dem vordersten Teil des Vorschubrostes 30 auf, wie das in Figur 3 gezeigt
ist. Würde er hier belassen, und wäre der Heizwert besonders hoch, so würde ein rascher
Abbrand erfolgen, wobei aber das Feuer sehr einseitig unter dem Kessel lokalisiert
wäre. Der Kessel würde sehr ungleichmässig belastet. Wäre der Heizwert hingegen besonders
niederig, so käme nur ein schwaches Feuer zustande und die unteren Schichten des Kehrichthaufens
37 würden kaum brennen. Die Lösung besteht daher in beiden Fällen darin, den Haufen
37 rasch auseinanderzuziehen, sodass er den ganzen Vorschubrost 30 mit einem gleichmässig
hohen Brennbett bedeckt. Hierzu werden die beweglichen Rostplatten 6 entsprechend
betätigt. Die ganz am Rostanfang liegenden beweglichen Rostplatten 6 werden wenig
oder gar nicht bewegt, und je weiter die Rostplatten 6 vom Rostanfang entfernt liegen,
umso intensiver und mit grösseren Hüben werden sie bewegt, bis sich schliesslich das
Bild ergibt, wie es in Figur 4 gezeigt ist. Mit einem solchen gleichmässig dicken
Brennbett 38 wird nun die Primärverbrennung möglichst optimal zu Ende geführt. Hier
können auch sehr hohe Abbrandtemperaturen in Kauf genommen werden, die dank der Wasserkühlung
des Rostes keinerlei Problem darstellen. Die thermische Belastung begrenzt in keiner
Weise die Durchsatzleistung eines derartigen wassergekühlten Rostes, sondern sie wird
einzig von der Geschwindigkeit des völligen Abbrandes begrenzt. Je tiefer der Heizwert
des aktuellen Brenngutes ist, umso länger wird die nötige Verweilzeit auf dem Rost
ausfallen. Wenn nötig wird über die ganze Länge des Vorschubrostes 30 mit kurzen Hüben
geschürt, sodass nur eine kleine Transportkomponente resultiert, bis der Ausbrand
hinreichend erfolgte. Sodann können im letzten Teil des Vorschubrostes 30 die Hübe
verlängert werden, sodass das fast ausgebrannte Brenngut über die Auswurflippe 22
auf den nachgeschalteten Rückschubrost 31 geschoben wird.
[0017] Das von der ursprünglichen Charge übriggebliebene und im Volumen stark geschrumpfte
Brenngut 39 liegt nun unterdessen vollständig auf dem nachgeschalteten Rückschubrost
31, wie das in Figur 5 gezeigt ist. Hier nun bietet sich die Gelegenheit, dieses Brenngut
39 durch fast beliebig lang betriebene intensive Schürung zu einem vollständigen Ausbrand
zu führen, weil das Schüren auf einem solchen Rückschubrost 31 keinen direkten Transport
des Brenngutes 39 nach sich zieht. Vielmehr wird dabei bloss die unterste Brennschicht,
die Glut, zurück nach oben auf die nächstfolgende Roststufe geschoben. Material, das
sich oberhalb der oberen, zurückschiebenden Kante der jeweils schürenden Roststufe
befindet, kollert infolge der Schwerkraft weiter nach unten. Somit wird durch mehrere
Schürhübe lokal eine Umlagerung des Brenngutes 39 erzielt. Die tiefen, von den Primärluftzonen
34 und 35 aus gut mit Primärluft versorgten Schichten gelangen im Brennbett 39 in
höhere Lagen, wärend die oberen, noch nicht vollständig ausgebrannten Schichten im
Brennbett 39 sozusagen untergepflügt werden und somit der Hitze und der Primärluftzufuhr
ausgesetzt werden, sodass sie ebenfalls völlig ausbrennen. Nach und nach fällt die
ausgebrannte Schlacke schliesslich am Ende des Rückschubrostes 31 über die letzte
Roststufe in einen Schlackensammler.
[0018] Jede einzelne bewegliche Rostplatte 6 sowohl des Vorschub- 30 wie auch des Rückschubrostes
31 lässt sich also ganz individuell und je nach Bedarf bewegen, wodurch der aktuellen
Feuerungssituation optimal Rechnung getragen werden kann. Zwischen der Schür- und
Transportfunktion kann insbsondere beim Vorschubrost 30 gespielt werden. Als Steuergrössen
können namentlich die Temperaturen der Rückläufe der Wasserkühlkreisläufe der einzelnen
Roststufen 5,6 dienen, zusammen mit der optischen Erfassung des Feuers mittels Pyrometern.
Einen weiteren Parameter, zusätzlich zum lokalen und zeitlichen Transport und der
Schürung bildet die Primärluftzufuhr. Zonenweise kann die Menge der zugeführten Luft
variiert werden, je nach Bedarf. Ausserdem kann zonenweise die Primärluft mit reinem
Sauerstoff angereichert werden, oder es kann mit Sauerstoff angereicherte Luft zusätzlich
in die Primärluftzonen 32-36 eingeblasen werden. Die Primärluft-Zufuhrrohre, welche
die Rostplatten durchsetzen, münden etwas oberhalb der Oberfläche der Rostplatten
5,6 und weisen vorteilhaft einen langloch-förmigen Querschnitt auf, wobei sich die
Langlöcher in Richtung der allgemeinen Transportrichtung des Rostes erstrecken. Dadurch
wird vermieden, dass durch diese Rohre übermässig viel Schlacke durch den Rost fällt.
Die Mündungen 25 dieser Primärluftrohre oder entsprechender Primärluft-Zufuhrkanäle
sind mit Leitelementen in Form von zum Beispiel bügelförmigen Leitblechen versehen,
die einfach auf die Rostplatten-Oberseite aufgeschweisst sind. Der obere Abschnitt
der Leitbleche ist im Querschnitt V-förmig. Der von unten auf diese Leitbleche auftreffende
Primärluftstrahl wird daher von den Leitblechen geteilt, seitlich abgelenkt, seine
Geschwindigkeit reduziert und die Luft verwirbelt. Die Wirkung ist, dass die Luft
mit deutlich reduzierter Geschwindigkeit und sozusagen diffus in das Brenngut eindringt.
Die Luft, welche durch die in einer Reihe angeordneten Primärluftmündungen 25 einströmt,
vermag damit das Brennbett in seiner ganzen Breite diffus zu durchdringen, sodass
der Luftsauerstoff viel homogener als bisher der Verbrennung zugeführt wird. Es wird
sozusagen ein das ganze Brennbett durchsetzender Luftteppich erzeugt und schädliche
Durchbläser können vermieden werden. Durchbläser sind Primärluftströme, welche das
Brennbett lokal durchbrechen und viel Staub und Asche in den Kesselraum hinauftragen,
was sehr unerwünscht ist. Gleichzeitig decken die bügelförmigen Leitbleche die Mündungen
25 in Schubrichtung des Rostes ab, sodass das Brenngut um die Leitbleche herumgeleitet
wird und nicht direkt die Primärluftmündungen 25 überstreicht.
[0019] Gemäss dem hier beschriebenen Verfahren erfolgt also die Verbrennung des Kehrichts
grundsätzlich zuerst auf einem Vorschubrost und hernach zur Erzielung eines optimalen
Ausbrandes auf einem nachgeschalteten Rückschubrost. Die Anlage kann von Fall zu Fall
ausgelegt werden. In den Extremfällen ist der Vorschub- oder Rückschubrost nur von
sehr kurzer Länge und umfasst vielleicht nur gerade eine einzige bewegliche Roststufe.
Als wichtige Voraussetzung für den Betrieb des Rostes ist neben seiner Kombination
von Vorschub- und Rückschubrost auch die Möglichkeit zu sehen, dass die beweglichen
Roststufen individuell bewegt werden können, und zwar sowohl in bezug auf die Hublänge
wie auch in bezug auf die Hubgeschwindigkeit und Hubfrequenz. Geringe Hublängen bewirken
dann eine lokale Schürung, ohne dadurch eine wesentliche Transportwirkung auf das
Brenngut nach sich zu ziehen. Selbstverständlich ist es auch möglich, mehrere Roststufen
gleichförmig zu bewegen, um zum Beispiel das Brennbett über einen ganzen Längenabschnitt
gleichförmig zu transportieren. Schliesslich ist die Art und Weise der Zufuhr der
Primärluft entscheidend. Diese kann zonenweise mittels separater Luftgebläse reguliert
werden und schliesslich bietet sich die Möglichkeit, bei schwer brennbarem Kehricht
gezielt verbrennungsfördernde Gase zuzudosieren, namentlich etwa reiner Sauerstoff.
Als Besonderheit können gewisse Zufuhröffnungen in den Roststufen ähnlich wie Primärluftzufuhröffnungen
ausgelegt sein, aber so gestaltet sein, dass über sie zu verbrennende Medien, zum
Beispiel Filterasche oder getrockneter Klärmschlamm, von unten in das Brenngut eingebracht
werden können. Diese Zufuhröffnungen weisen einen grösseren Querschnitt auf und durch
sie können solche Stoffe mittels eines hydraulisch betätigten Kolbens direkt in das
Brennbett gepresst werden, sodass sie gezielt jeweils direkt in die heissesten Stellen
im Feuer injiziert werden können.
[0020] Der hier vorgestellte wassergekühlte Verbrennungsrost und das mit diesem betriebene
Verbrennungsverfahren ermöglicht wegen der vielen Freiheitsgrade eine universelle
Anpassung der Verbrennung an verschiedenste Kehrichtqualitäten. Vorallem die Kombination
von Vorschub- und Rückschubrost erweist sich als Schlüssel, denn nur diese Kombination
erlaubt es, den Transport und die Schürung in einem breiten Bandbereich zu variieren,
sodass Kehricht mit hohem Heizwert rasch transportiert wird und umgekehrt schwer brennbarer
Kehricht in der Ausbrandzone besonders lange umgelagert werden kann, viel länger als
das auf einem reinen Vorschub- oder auf einem Rückschub-Rost der Fall sein könnte,
wenn gleichzeitig im Anfangsbereich des Rostes neuer Kehricht aufgenommen werden soll.
Die Luftführung mit separaten Zonen und abgedeckten Luftaustrittsöffnungen sowie die
Möglichkeit, reinen Sauerstoff zudosieren zu können, ist einer optimalen und vollständigen
Verbrennung weiter förderlich.
1. Wassergekühlter Verbrennungsrost zum Verbrennen von Kehricht, bestehend aus wassergekühlten,
aufeinander liegenden Rostplatten (5,6), die sich über einen Teil der Rostbahnbreite
oder über die ganze Rostbahnbreite erstrecken und je eine Roststufe bilden, wobei
mindestens jede zweite Roststufe beweglich ausgeführt ist, und der von Primärluftzufuhröffnungen
(25) durchsetzt ist, durch welche einzeln oder zonenweise Pirmärluft dosiert dem Feuer
zuführbar ist, dadurch gekennzeichnet, dass der Verbrennungsrost aus einer Kombination
eines Vorschub- (30) und eines Rückschubrostes (31) besteht.
2. Wassergekühlter Verbrennungsrost nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass in
Beschickrichtung zuerst ein Vorschubrost (30) angeordnet ist, und anschliessend an
den Vorschubrost (30) ein Rückschubrost (31) mit grösserer Neigung so angeordnet ist,
dass er vom Vorschubrost (30) beschickbar ist.
3. Wassergekühlter Verbrennungsrost nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass über den Mündungen der Primärluftzufuhröffnungen (25) Leitelemente
auf dem Rost angeordnet sind, auf welche die austretende Primärluft zwecks diffuser
Verteilung und Vermeidung von Durchbläsern aufzutreffen bestimmt ist.
4. Wassergekühlter Verbrennungsrost nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass sowohl dem Vorschubrost (30) wie auch dem Rückschubrost (31)
je mehrere separate Zonen (32-36) mit eigenem Luftgebläse zugeordnet sind, über welche
durch den Rost von unten Primärluft in das Brennbett zuführbar ist.
5. Wassergekühlter Verbrennungsrost nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass Zufuhrkanäle den Vorschubrost (30) oder den Rückschubrost (31)
durchsetzen, durch welche zu verbrennendes Medium durch den Rost hindurch direkt von
unten in das Brennbett einpressbar ist.
6. Verfahren zum Verbrennen von Kehricht auf einem Verbrennungsrost nach Anspruch 1,
das dadurch gekennzeichnet ist, dass
a) das ankommende Brenngut auf dem Vorschubrost (30) mittels individueller Steuerung
der Hublänge und Hubfrequenz der einzelnen Rostplatten (6) zu einem gleichmässigen
Brennbett (38) auseinandergezogen und dann als solches unter Ausbrand der leicht brennbaren
Stoffe weiter transportiert wird und schliesslich auf den nachgeschalteten Rückschubrost
(31) gelangt,
b) das Brenngut auf dem nachgeschalteten Rückschubrost (31) mittels individueller
Steuerung der Hublänge und Hubfrequenz der einzelnen Rostplatten (6) so lange geschürt
wird, bis ein möglichst vollständiger Ausbrand aller Stoffe erreicht ist.
7. Verfahren zum Verbrennen von Kehricht nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass
aa) im ersten Rostbereich das Brenngut mittels individueller Steuerung der Hublänge
und Hubfrequenz der einzelnen Rostplatten (6) des dortigen Vorschubrostes (30) das
Brenngut zu einem gleichmässigen Brennbett (38) auseinandergezogen wird,
ab) im zweiten Bereich des Vorschubrostes (30) das gleichmässige Brennbett (38) mittels
individueller Steuerung der Hublänge und Hubfrequenz der einzelnen Rostplatten (6)
so schnell bzw. langsam transportiert wird, dass die leicht brennbaren Stoffe restlos
ausbrennen,
b) auf dem nachgeschalteten Rückschubrost (31) die noch nicht ausgebrannten Stoffe
mittels individueller Steuerung der Hublänge und Hubfrequenz der einzelnen Rostplatten
(6) solange geschürt werden, bis sie vollständig ausgebrannt sind.
8. Verfahren zum Verbrennen von Kehricht nach einem der Ansprüche 6 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
dass die Primärluft für den Vorschub- (30) und den Rückschubrost (31) zonenweise separat
über gesonderte Luftgebläse zugeführt wird, und der Primärluft bedarfsweise zonenweise
gezielt reiner Sauerstoff zudosiert wird.
9. Verfahren zum Verbrennen von Kehricht nach einem der Ansprüche 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
dass die Steuerung von Schürung, Transport und zonenweiser Primärluftzufuhr sowie
allenfalls der zonenweisen Zudosierung von Sauerstoff abhängig von wenigstens der
Temperatur der Rückläufe der Wasserkühlung der einzelnen Rostplatten (5,6) gesteuert
wird.
10. Verfahren zum Verbrennen von Kehricht nach einem der Ansprüche 6 bis 9, dadurch gekennzeichnet,
dass zu verbrennende Medien über Zufuhrkanäle, welche den Vorschubrost (30) oder den
Rückschubrost (31) durchsetzen, durch den Rost hindurch direkt von unten in das Brennbett
eingepresst werden.