[0001] Elektromotorisch betriebene Öffnungssysteme für Rauch- und Wärmeabzugsanlagen nach
dem thermischen Auftriebsprinzip, bestehen aus mindestens einer zentralen Steuereinheit,
der angeschlossenen Sensorik, sowie der Motorik zur Betätigung verschiedenster Öffnungsklappen.
Die Öffnungsklappen sind im zu entrauchenden Raum verteilt. Beim Vorliegen definierter
Parameter ( z.B. Temperatur, Dichte der Schwebstoffe in der Umgebungsluft ) wird die
Anlage durch die angeschlossene Sensorik automatisch, oder durch besonders gekennzeichnete
Taster manuell ausgelöst. Durch weitere Sensorikelemente, sowie Taster, können die
Öffnungsklappen auch zur täglichen Raumlüftung und automatisiert, zur Raumklimaregelung
verwendet werden. Um die Funktionssicherheit der Anlage zu erhöhen, die Zuordnung
der einzelnen Öffnungsklappen zu Lüftungsgruppen variabel zu gestalten, einzelne Klappen
zu parametrieren, sowie Energieresourcen durch die Minimierung der elektrischen Kabelverlegung
zu schonen, sind die Öffnungsmotorik und die Sensorik untereinander über das LON-WORKS-
Bus - System miteinander und mit mindestens einer Zentralbefehlseinheit verbunden.
[0002] Die Erfindung betrifft elektrisch oder mechanisch betätigte Öffnungssysteme für natürliche
Rauch- und Wärmeabzugsanlagen ( RWA - Anlagen ), die nach dem Prinzip des thermischen
Auftriebes arbeiten und auch die mechanische herbeigeführte Entrauchung mittels Brandgasventilatoren
beinhalten können. Diese Anlagen gehören zum Gesamtkonzept des vorbeugenden Brandschutzes
in Gebäuden unterschiedlicher Nutzung. Hierbei besteht das Ziel darin, die Brandbeanspruchung
der Bauteile durch rechtzeitige Abführung von Wärme und Brandgasen zu reduzieren.
Ein weiteres wichtiges Ziel ist die angestrebte Rauchfreihaltung der Rettungs- und
Fluchtwege. Daher werden Öffnungen geschaffen, durch welche die, gegenüber der Umgebungsluft,
wärmeren und dadurch noch oben steigenden Brandgase abgeführt werden können. Da diese
Öffnungen jedoch i.a.R. für den bestimmungsgemäßen Gebrauch der Räumlichkeiten nicht
ständig offen gehalten werden können, sind sie mit unterschiedlichen Bauelementen
verschlossen, die über elektrische Stellmotoren, pneumatische oder mechanische Stellelemente
geöffnet werden.
[0003] Bei den elektrischen Stellmotoren handelt es sich um 24 Volt Gleichspannungsmotoren,
die für den Einsatzfall in Rauch- Wärmeabzugsanlagen geprüft sein müssen. Pneumatische
und mechanische Stellelemente müssen ebenfalls für diesen Einsatzfall geprüft sein.
Die Öffnungen innerhalb eines Raumes werden je nach der Raumgröße ggf. in unterschiedliche
Gruppen zusammengefaßt, die dann gruppenweise, manuell oder automatisch ausgelöst
werden können. Die Gruppenbildung zur täglichen Raumlüftung, bzw. der Raumklimatisierung
geschieht hierbei nach anderen Kriterien und kann völlig anders zusammen gestellt
werden. Eine gezielte automatische Einzelauslösung einer bestimmten Rauchabzugsöffnung,
z.B. bei Überschreiten einer bestimmten Temperatur an diesem Gerät ist bei erfindungsgemäßer
Ausbildung leicht möglich. Mit der herkömmlichen Technik ist dies nur mit sehr viel
Aufwand realisierbar. Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Motorik sowie
die Sensorik der Anlage mit einer maximalen Flexibilität, bei gleichzeitig minimiertem
und somit kostenreduziertem Verkabelungsaufwand zu erstellen und dabei die Funktionssicherheit
der Anlage gegenüber der herkömmlichen Technik zu erhöhen. Diese Aufgaben werden in
der Praxis mit der erfindungsgemäßen RWA - Anlage in LON-WORKS-Technik gelöst.
[0004] Bei der erfindungsgemäßen RWA - Anlage in LON-WORKS-Technologie sind die Motoren
über die Anbindung eines Motorcontrollers und die Sensorik, d.h. Rauchabzugstaster
(Handmelder), Rauchmelder, Thermomelder, Thermodifferenzialmelder ( automatische Melder)
und Taster für die Funktion der täglichen Lüftung (Lüftertaster) über das BUS - System
untereinander sowie mit einer Zentralbefehlseinheit verbunden. Über dieses BUS-System
kann jeder Motor, bzw. jedes Sensorikelement von der zentralen Befehlseinheit, oder
von verknüpften Busteilnehmern ( Knoten ) aus angesteuert werden. Weiter werden die
beschriebenen Anlagenteilelemente mittels eines Heartbeatbefehls in einer variablen
Zeit redundant überwacht. Dies hat in Folge einer Datenverstümmelung oder des Gesamtausfalls
der BUS-Datenleitung zur Folge, daß der Motorcontroler vor Ort einerseits in einen
sicheren Zustand übergeht und andererseits weitere erreichbare Folgeknoten zur Einnahme
des sicheren Zustandes veranlaßt. Jeder Knoten erhält eine eigene Adresse bzw. Identifikationsnummer,
über die das jeweilige Element von der Befehlseinheit oder von weiteren Busteilnehmern
aus angesprochen werden kann. Dadurch ist es sehr einfach, Stellelemente bestimmter
Öffnungselemente, nach unterschiedlichen Auswahlkriterien, zu beliebigen Gruppen oder
Funktionseinheiten zusammenzufassen. Die Gruppenzusammenfassung, sowie die Wertigkeit
und Vorgabe von Kriterien, ist jederzeit änderbar. Ebenfalls lassen sich beliebige
angeschlossene Sensorelemente, ob manuell oder automatisch wirkend, jederzeit anderen
Stellelementen und / oder Gruppen von Stellelementen zuordnen und überwacht in Funktion
und Redundanz verknüpfen. Hierzu werden von der Befehlseinheit aus lediglich die entsprechenden
Motorcontroler oder Sensorikelemente über ihre Adressen oder Identifikationsnummern
angesprochen. Bei der herkömmlichen Technik ist dies nur durch die sehr aufwendige,
hardware-mäßige Änderung der Verkabelung im Gebäude möglich.
[0005] Der Motorcontroler übernimmt ebenfalls sicherheitsrelevante, dezentrale Aufgaben.
Der als Bestandteil der Elektronik eingesetzte Temperatursensor ist für die Alarmauslösung,
sowie für die Raumklimasteuerung mit unterschiedlichen Ansprechparametern zu versehen.
Dadurch wird das zuverlässige Öffnen der Klappen ermöglicht, bevor im Brandfall Temperaturgrößen
erreicht werden, die die Elektronik bzw. die gesamte Stelleinheit dauerhaft schädigen.
[0006] In Verbindung mit Stelleinheiten, die auf die Standfestigkeit bei erhöhten Temperaturen
geprüft sind, ergibt sich somit eine zuverlässige Öffnung und Offenhaltung der Klappen.
Bei erfindungsgemäßer Ausbildung und Einsatz eines 24 V Gleichspannungsmotors überprüft
der Heartbeat - Befehl im einstellbaren Takt die Funktion des angeschlossenen Motors,
durch Ansteuerung desselben und Vergleich der Funktions- und Laufeigenschaften. Ebenso
wird die Verbindung zur zentralen Befehlseinheit im einstellbaren Takt überprüft.
Dies gilt für alle angeschlossenen Knoten ( Sensoren, Aktoren, Router). Fehler werden
grundsätzlich an der zentralen Befehlseinheit angezeigt. Zusätzlich ist diese Anzeige
an dezentralen Befehlseinheiten möglich. Durch die zugeordneten Identifikationsnummern
der einzelnen Knoten ist eine einfache, sichere und schnelle Identifizierung des fehlerhaften
Knotens möglich. Falls die BUS - Verbindung unterbrochen sein sollte, kann durch Parametrierung
festgelegt werden, welche Folgefunktion ausgeführt werden soll, z.B. Öffnen, oder
Schließen der zugehörigen Klappen. Eine Fehlermeldung erfolgt auch in diesem Zustand
an der zentralen Befehlseinheit, sowie am zugeordneten Rauchabzugstaster (Handmelder),
oder weiteren Elementen.
[0007] Funktionen die der Raumklimasteuerung dienen, werden von der zentralen Befehlseinheit
oder weiteren Netzknoten verwaltet und angeregt, wobei die sicherheitsrelevanten Funktionen
erhalten bleiben und Vorrang haben. So ist über die Parametrierung der Temperatursensoren,
in Verbindung mit einer vorgegebenen Hysterese und damit verbundener Wegvorgabe der
Stellelemente eine komfortable, natürlich wirkende Raumklimasteuerung zu realisieren.
Übergeordnete Sensoren, wie die Erfassung von Niederschlag, Windgeschwindigkeit, Luftfeuchte,
Lichtintensität sowie Außentemperatur können in die Regelung einbezogen werden. Deren
Prioritäten sind frei wählbar. Ebenso kann mittels einer Zeitschaltuhr zu vorgegebenen
Zeiten ein definiertes Öffnen und Schließen der Klappen erfolgen. Bei all diesen Funktionen
behält der RWA - Notbefehl oberste Priorität ( Vorrangsteuerung ). Die Weitermeldung
eines aufgetretenen Fehlers oder Alarms an andere Stelle ist einfach durch potentialfreie
Schnittstellen oder direkt im BUS - System möglich. Ebenso können akustische und /
oder optische Alarmmittel angeschlossen werden. Es besteht zudem die Möglichkeit,
bei vorher festgelegten bzw. bei allen auftretenden Fehlern, Störungen oder Alarmen
mittels Modem einen Telefonanschluß, oder ein Telefaxgerät anzuwählen und dadurch
eine Meldung abzusetzen.
[0008] Um eine gesicherte Stromversorgung bei Netzstromausfall zu erreichen, wird das gesamte
System, einschließlich der Spannungsversorgung bei Einsatz von Motoren, auf 24 Volt
Gleichspannungsbasis betrieben. Die RWA wird daher mit zwei von einander unabhängigen
Energiequellen betrieben, d.h. es ist für eine gesicherte Ersatzstromversorgung in
Form von VdS - geprüften Akkumulatoren gesorgt. Diese werden bei Bedarf automatisch
zugeschaltet. Der Betriebs- und Ladezustand wird zyklisch geprüft. Um die durch den
physikalisch auftretenden Spannungsfall notwendigen Kabelquerschnitte auf ein praktikabel
zu handhabendes Maß zu begrenzen, werden bei größeren Anlagen Router eingebaut, von
denen Einzelmotoren oder Gruppen von Motoren mit der erforderlichen Spannung, einschließlich
Ersatzspannung, versorgt werden. Die Verbindung zum BUS - Netz bleibt hiervon unberührt.
Eine Überwachung des Gesamtsystems ist weiterhin, wie beschrieben mit gleichen Mitteln,
gewährleistet.
[0009] Die durch Umbauten, Nutzungsänderung oder Anpassung notwendigen Umstellung der Parameter,
oder Neuzuordnung von Adressen ist sehr einfach über die menügesteuerte Computersoftware
möglich. Hierdurch verringern sich die zu erwartenden Kosten gegenüber der herkömmlichen
Technik erheblich. Sinngemäß gilt dies für die Fehlersuche, oder die spätere Erweiterung
der Anlage.
[0010] Weitere Merkmale der Erfindung ergeben sich aus den Patentansprüchen und der Zeichnung,
die den schematischen Aufbau der Anlage darstellt.
1. Rauch- und Wärmeabzugsanlage, die mindestens einen Sensor und einen Aktor an Versorgung
und BUS, oder Versorgung mit Datenübertragungsmöglichkeit angeschlossen haben.
2. Anlagen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß diese Teil eines LON - Netzwerks
oder eines anderen BUS - Systems sind, wobei die angeschlossenen Sensor - und Aktoreinrichtungen
mindestens einen Knoten als Koppelglied zum BUS besitzen, oder durch LON - Knoten
an das Gesamtsystem gekoppelt sind.
3. Anlagen nach Anspruch 1, bei denen die im Stellelemente integrierten, oder extern
angebrachten BUS - Knoten Steuer- und Regelaufgaben, sowie die Absicherung im Fehlerfall,
übernehmen.
4. Anlagen nach Anspruch 1, die zur Übernahme der nötigen Funktionen dezentral Microcontroler
einsetzen und diese durch ein beliebiges Netzwerk miteinander verbinden, unabhängig
der genutzten Kraftenergie zur Ansteuerung der Stellelemente ( elektrisch, pneumatisch
oder hydraulisch ). Vorzugsweise werden hierzu NEURON - Chips eingesetzt, die im Bedarfsfall
den Datenaustausch der einzelnen Komponenten über die zugeführte Betriebsspannung
ausführen.
5. Anlagen nach Anspruch 1, deren Befehlseinheit zentral oder dezentral in Form eines
PCs oder eines Mensch - Maschine - Interfaces ausgeführt ist.
6. Anlagen nach Anspruch 1, deren Sensorikelemente intern oder extern ausgewertet werden
können und allen am BUS befindlichen Komponenten den Zugang zu und die Reaktion auf
die erfaßten Daten ermöglichen und deren Sensoren und Aktoren mittels einer zentralen
oder dezentralen, unterbrechungsfreien Stromversorgung, auch bei Ausfall der Netzspannungsversorgung,
versorgt werden.
7. Anlagen nach Anspruch 1, deren Stellelemente als Motoren in Niederspannungstechnik
ausgeführt sind und die Niederspannungsleitung als Datenübertragungsmedium nutzen,
deren Anlagenteile, auch vom Benutzer vor Ort, in beliebige Bezirke unterteilt werden
können und deren Anlagenteile mittels Repeater oder Router in Daten- und Spannungsversorgung
gekoppelt werden.
8. Anlagen nach Anspruch 1, deren Datenstrecken mittels einer softwareseitigen Routine
ständig und fehlersicher redundant überwacht werden, wobei im Idealfall ein fehlertolerantes
System geschaffen wird. Die Befehlsgeräte geben dem Benutzer eine Übersicht über die
Funktionen des Systems und weisen auf Fehler und / oder eine notwendige Wartung /
Instandsetzung hin. Im Not- oder Fehlerfall werden durch redundante Sicherheitsroutinen
die Funktionen der unterbrochenen BUS - Datenleitung mittels Softwarefunktionen ersetzt
und sichere Zustände angenommen.
9. Anlagen nach Anspruch 1, die im Aufbau keiner geordneten Struktur folgen müssen, sondern
vom Planer, Errichter oder Benutzer frei zu konfigurieren sind, ohne die sicherheitsrelevanten
Strukturen zu beeinflussen. Hierbei sind auch nachträgliche Veränderungen zur Anpassung
an neue Situationen softwareseitig schnell und sicher durchzuführen, ohne die Hardware,
einschließlich der Leitungsverlegung, zu verändern.
10. Anlagen nach Anspruch 1, die weitere Systeme zur Sicherung von Flucht- und Rettungswegen,
sowie Entrauchungs- und Löscheinrichtungen steuern und überwachen können ( Brandabschlußtüren,
Jalousien, Beleuchtung, Ventile, Generatoren, Brandgasventilatoren, usw. ) und die
Funktion einer selbständigen, zentral oder dezentral automatisierten Lüftungsfunktion
zur natürlichen Raumklimatisierung gewährleisten.