[0001] Die Erfindung betrifft ein Lenk-, Navigations- und Regelsystem für zielverfolgende
Flugkörper mit Sensor- und Signalverarbeitungsmitteln im Flugzeug, Sensor- und Signalverarbeitungsmitteln
im Flugkörper und Datenübertragungsmittel zwischen Flugzeug und Flugkörper.
[0002] Ein Flugzeug enthält Sensoren. Das sind Trägheitssensoren für die Flugregelung und
Navigation und Empfänger für die Satelliten-Navigation. Ferner enthält ein Flugzeug
Radar. Kampfflugzeuge enthalten Infrarotsensoren (FLIR). Es sind auch verschiedene
Kommunikations-Systeme vorgesehen. Diese Sensoren und Systeme dienen der Flugführung
des Flugzeugs. Sie dienen auch dem Erfassen und Identifizieren von Zielen, die von
dem Flugzeug z.B. mit einem Flugkörper angegriffen werden können. Das Flugzeug enthält
weiterhin eine
Missionseinheit", welche auf Grund der Sensordaten dem Piloten eine Missionsplanung
liefert und z.B. berechnet, welcher von mehreren vorhandenen Flugkörpern mit größter
Trefferwahrscheinlichkeit ein bestimmtes Ziel erreicht.
[0003] Das Flugzeug dient als Träger des Flugkörpers, der in einem Startgerät gehaltert
ist. Auch der Flugkörper weist Sensoren auf. Das sind einmal Sensoren, welche ein
Ziel erfassen und Signale liefern, aus denen Lenksignale für den Flugkörper abgeleitet
werden, so daß der Flugkörper das Ziel verfolgt. Solche Sensoren können Radar-Sensoren
oder ein Suchkopf mit passiven Infrarotsensoren sein. Der Flugkörper enthält üblicherweise
auch Inertialsensoren zur Stabilisierung des Suchkopfes und zur Entkopplung des Suchkopfes
und des Infrarotsensors von den Bewegungen des Flugkörpers. Der Flugkörper enthält
häufig auch Inertialsensoren für die Navigation des Flugkörpers.
[0004] Üblicherweise werden von dem Flugzeug vor dem Abschuß einzelne Datensätze, z.B. die
Position des Flugzeugs oder eine Einweisung des Flugkörpers auf ein bestimmtes Ziel
über eine
Nabelschnur" an den Flugkörper übertragen. Ein weiteres Zusammenwirken zwischen Flugzeug
und Flugkörper findet nicht statt.
[0005] Durch die DE 197 16 025 A1 ist weiterhin bekannt, in einem von einem Flugzeug abzuschießenden,
zielverfolgenden Flugkörper eine
Flugkörper-Missionseinheit" vorzusehen. In dieser Flugkörper-Missionseinheit sind
die für die Mission des Flugkörpers relevanten Daten und Fakten als Wissen gespeichert.
Auf die Flugkörper-Missionseinheit sind weiterhin Daten von Sensoren aufgeschaltet.
Die Flugkörper-Missionseinheit liefert aus dem gespeicherten Wissen und den von den
Sensoren gelieferten Daten Entscheidungs-Kriterien für das Abschießen des Flugkörpers.
Diese Flugkörper-Missionseinheit ist mit dem Flugzeug über eine standardisierte Schnittstelle
verbunden. Damit liefert jeder Flugkörper selbst Entscheidungs-Kriterien für sein
Abschießen über eine standardisierte Schnittstelle. Wenn an das Flugzeug ein neuer
Flugkörpertyp angehängt wird, braucht an dem Flugzeug, etwa der Missionseinheit des
Flugzeugs, nichts geändert zu werden. Jeder Flugkörper
sagt" also dem Piloten, ob er auf Grund seiner bekannten, in der Flugkörper-Missionseinheit
gespeicherten Eigenschaften bei dem jeweils vorliegenden Flugzustand ein bestimmtes
Ziel, auf das er eingewiesen ist, zu treffen vermag.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, ein verbessertes Lenk-, Navigations- und
Regelsystem für Flugkörper zu schaffen.
[0007] Insbesondere liegt der Erfindung die Aufgabe zu Grunde, ein Lenk-, Navigations- und
Regelsystem für Flugkörper zu schaffen, das eine Ziel-Erfassung und -Identifikation
und einen Einsatz des Flugkörpers gegen hochmanövrierfähige Ziele auch unter ungünstigen
Bedingungen, z.B. jenseits der optischen Sichtweite, ermöglicht.
[0008] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß die Sensor- und Signalverarbeitungsmittel
im Flugzeug und die Sensor- und Signalverarbeitungsmittel im Flugkörper durch die
Datenübertragungsmittel zu einem zusammenwirkenden System für die Lenkung, Navigation
und Regelung des Flugkörpers integriert sind.
[0009] Nach der Erfindung werden nicht nur bestimmte Daten von den bordeigenen Sensoren
und Rechnern des Flugzeugs vor dem Abschuß auf den Flugkörper übertragen. Es werden
auch nicht nur Informationen über den Flugkörper an die Missionseinheit des Flugzeugs
übermittelt. Vielmehr werden die Sensor- und Signalverarbeitungsmittel von Flugzeug
und Flugkörper zu einem System integriert, in welchem die Sensoren des Flugkörpers
(oder verschiedener Flugkörper), Kommunikationsmittel des Flugzeugs und die Signalverarbeitungsmittel
des Flugzeugs zusammenwirken. Die Flugkörper können z.B. Sensoren aufweisen, die im
Flugzeug nicht vorhanden sind. Signale von solchen Sensoren werden dann mit verwendet,
um etwa ein Ziel zu identifizieren. Flugzeugeigene Sensoren wie Radar können andererseits
entfernte Ziele erfassen, die der Sucher des Flugkörpers noch nicht
sieht", und die Bahn des Flugkörpers entsprechend programmieren oder den Flugkörper
auf ein so vom Flugzeug erfaßtes Ziel lenken. Die Sensoren und sonstigen Elemente
von Flugzeug und Flugkörper können zusammenwirken bei der Fehlererkennung und Fehleridentifikation
und bei der Rekonfiguration von Elementen, wenn Fehler auftreten. Flugzeug und ein
oder mehrere Flugkörper bilden somit ein verglichen mit dem Stand der Technik wesentlich
effizienteres System für die Lenkung, Navigation und Regelung des Flugkörpers.
[0010] Der Ausdruck
Flugzeug" soll hier auch unbemannte und ggf. autonom operierende Träger von zielverfolgenden
Flugkörpern umfassen.
[0011] Für die Integration der Systeme können die flugzeugseitigen Sensor- und Signalverarbeitungsmittel
und die flugkörperseitigen Sensor- und Signalverarbeitungsmittel über eine Schnittstelle
im Startgerät miteinander in Datenaustausch stehen. Es können aber auch alternativ
oder zusätzlich die flugzeugseitigen Sensor- und Signalverarbeitungsmittel und die
flugkörperseitigen Sensor- und Signalverarbeitungsmittel über drahtlose Datenübertragungsmittel
("Data Link") miteinander in Datenaustausch stehen.
[0012] Durch die Fusion der Sensoren und der Signalverarbeitungsmittel von Flugzeug und
Flugkörper können die Anforderungen erfüllt werden, die an taktische Flugkörper mittlerer
Reichweite zur Luftverteidigung gegen moderne, hochmanövrierfähige Ziele gestellt
werden. Diese Anforderungen umfassen: Die Gewinnung von Informationen über Ziele und
deren Bewegungen sowie Störmaßnahmen, die Bewertung der Informationen und das Treffen
situationsbedingter Entscheidungen, die Erzeugung von Kommandosignalen zur optimalen
Lenkung des Flugkörpers in das Ziel und die schnelle und robuste Regelung des dynamischen
Verhaltens des Flugkörpers im gesamten Einsatzbereich unter Berücksichtigung von Störmaßnahmen.
Jedes dieser Probleme ist nichtlinear, zeitvariabel und unsicher bezüglich der bei
der Lösung zu treffenden Annahmen.
[0013] Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand weiterer Unteransprüche.
[0014] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist nachstehend unter Bezugnahme auf die zugehörigen
Zeichnungen näher erläutert.
- Fig.1
- ist ein Blockdiagramm des Gesamtsystems von Flugzeug und Flugkörper.
- Fig.2
- ist ein Diagramm und zeigt die hierarchische Kontrollstruktur.
- Fig.3
- zeigt eine erste Ausführung der Regelkreise, durch welche der Flugkörper zu dem Ziel
geführt wird.
- Fig.4
- zeigt eine zweite Ausführung der Regelkreise, durch welche der Flugkörper zu dem Ziel
geführt wird, unter Verwendung lernfähiger Strukturen.
- Fig.5
- veranschaulicht den Lernvorgang unter Verwendung genetischer Algorithmen.
- Fig.6
- zeigt ein erweitertes Zielmodell unter Verwendung von Vorwissen über das zu erwartende
Verhalten des Ziels.
- Fig.7
- zeigt eine Weiterbildung der Regelkreise von Fig.4, bei welcher unterschiedliche dynamische
Verhalten des Flugkörpers autonom verfügbar sind.
[0015] In Fig.1 ist mit 10 ein Flugzeug bezeichnet. Das Flugzeug 10 trägt einen Flugkörper
12. Der Flugkörper 12 wird von dem Flugzeug 10 abgeschossen. An dem Flugzeug 10 sind
verschiedene Sensoren vorgesehen, nämlich ein Radar 14, ein Flugkörper-Annäherunssensor
(MAWS) 16, ein Infrarotsensor (FLIR) 18, ein Empfänger für die Freund-Feind-Kennung
(IFF) 20 und ein Sensor 22, der durch Integration von Trägheitsnavigations-System
(INS) und Satellitennavigations-Empfänger (GPS) die Position des Flugzeugs liefert.
Mit 24 sind Kommunikations-Einrichtungen (COMM) bezeichnet, über welche das Flugzeug
und der Pilot Informationen erhält. Schließlich bezeichnet ein Block 26 ein Helmvisier
(HMS).
[0016] Die Informationen von diesen Sensoren oder Einrichtungen sind auf Signalverarbeitungsmittel
28 für die Erkennung (Detektion), Identifizierung und Verfolgung eines Ziels aufgeschaltet.
[0017] Das Flugzeug 10 enthält weiterhin eine Missionseinheit 30 für die Missionsplanung.
Dazu gehört die Feuerleitung und die Planung der taktischen Dynamik. Die Missionseinheit
ist in Datenaustausch nach beiden Richtungen mit den Signalverarbeitungsmitteln 28.
Die Missionseinheit 30 ist auch in Datenaustausch mit anderen Mitwirkenden, also insbesondere
mit anderen
freundlichen" Flugzeugen. Diese anderen Mitwirkenden sind durch einen gestrichelt
gezeichneten Block 32 dargestellt. Durch diesen Datenaustausch kann auch eine Zielbestimmung
durch einen Dritten erfolgen, z.B. wenn dieser Dritte das Ziel besser erkennen kann
oder das Flugzeug 10 stark gefährdet ist. Diese Zielbestimmung durch einen Dritten
ist durch einen Block 34 symbolisiert. Block 36 symbolisiert die informationsmäßige
Vernetzung mehrerer Flugzeuge zur koordinierten Steuerung eines Angriffs (Internetted
Strike Package Management Control).
[0018] Die Missionseinheit 30 liefert weiterhin Daten an ein Informations-Verteilungssytem
(MIDS) 38.
[0019] Der Flugkörper 12 enthält eine Missionskontrolleinheit 40. Die Missionskontrolleinheit
40 erhält Daten von flugkörpereigenen Sensoren, die hier durch im K-Band und im X-Band
arbeitenden Radar-Sensoren 42 bzw. 44 dargestellt sind. Weiterhin enthält auch der
Flugkörper 12 eine Trägheitsmeßeinheit (IMU) 46 und einen Empfänger 48 für die Satellitennavigation
(GPS). Die Signale der Trägheitsmeßeinheit 46 und des Empfängers 48 sind auf Signalverarbeitungsmittel
50 zur integrierten Verarbeitung der Signale von Trägheitsmeßeinheit 46 und Empfänger
48 aufgeschaltet. Die Signalverarbeitungsmittel 50 bewirken eine Initialisierung des
Flugkörpers und weiterhin die Positionsberechnung auf Grund der Signale von Trägheitsmeßeinheit
46 und Empfänger 48. Die so erhaltenen Positionsdaten sind ebenfalls auf die Missionskontrolleinheit
40 aufgeschaltet.
[0020] Die Missionskontrolleinheit 40 ist vor dem Abschuß des Flugkörpers 12 über eine Startgerät-Schnittstelle
52 in zwei Richtungen mit den Signalverarbeitungsmitteln 28 des Flugzeugs 10 in Datenaustausch.
Dadurch bilden die Sensor- und Signalverarbeitungsmittel des Flugzeugs 10 und die
Sensor und Signalverarbeitungsmittel des Flugkörpers 12 ein integriertes System, das
auf alle Sensoren und alle Signalverarbeitungsmittel von Flugzeug 10 und Flugkörper
12 zurückgreifen kann.
[0021] Die Missionskontrolleinheit 40 enthält Mittel 53 zur Daten- und Sensorfusion zur
Erzeugung von Zielvektoren, zur Situationserkennung und zur Erzeugung eines Situationsvektors,
wobei die Komponenten der Zielvektoren und des Situationsvektors Größen sind, die
zur Charakterisierung des Ziels bzw. der Situation dienen, sowie Mittel 55 zur Entscheidung
und Planung. Die Mittel zur Entscheidung und Planung treffen auf Grund der zugeführten
Daten Entscheidungen über das zu verfolgende Ziel, eine Bedrohung, Täuschkörper-Trennung
vom Ziel, die Zielwahl, die Bahnoptimierung und die Sensorlenkung.
[0022] Nach dem Abschuß sind die flugkörperseitige Missionskontrolleinheit 40 und die Signalverarbeitungsmittel
28 des Flugzeugs 10 noch über eine drahtlose Datenübertragung 54 (Data-Link) in ggf.
etwas eingeschränktem Datenaustausch. Auch während des Fluges werden daher dem Flugkörper
12 Informationen von den Signalverarbeitungsmitteln 28 des Flugzeugs 10 übermittelt
und erhalten die Signalverarbeitungsmittel 28 Informationen von dem Flugkörper 12,
z.B. Informationen von den zielerfassenden Sensoren 42, 44 des Flugkörpers 12 oder
Informationen über die Position des Flugkörpers von den Signalverarbeitungsmitteln
50. Über die Missionseinheit 30 des Flugzeugs 10 können auch Zielbestimmungen durch
Dritte an den Flugkörper übermittelt werden.
[0023] Die Missionskontrolleinheit 40 des Flugkörpers 12 liefert Daten an ein Lenk- und
Regelsystem 56. Das Lenk- und Regelsystem 56 enthält einen Lenkprozessor 58. Der Lenkprozessor
58 gibt Kommandos auf einen Autopiloten 60. Der Autopilot steuert u.a. einen Machzahlregler
62.
[0024] Mit der beschriebenen Struktur werden die Funktionen der drei Missionsphasen, nämlich
vor dem Abfeuern (Pre-Launch), Marschflug (Midcourse) und Endanflug (Terminal), des
Flugkörpers 12 durch Software in einer eine Echtzeitverarbeitung ermöglichenden Hardware-Konfiguration
realisiert. Die wesentlichen Elemente dieser Sensordaten- und Informationsverarbeitung
sind: Die Missionskontroll-Funktion mit Daten- und Sensorfusion sowie Entscheidung
und Planung, die optimale Lenkung und hochdynamische Regelung der Flugkörper-Zelle,
die integrierte Navigation durch Verarbeitung der Signale von Trägheitsmeßeinheit
46 und Satelliten-Empfänger 48 und die Initialisierung, Kalibrierung und Ausrichtung
der Trägheitsmeßeinheit durch das hochgenaue Trägheitsnavigations-System 22 des Flugzeugs
10, wodurch ein gemeinsames Referenzsystem für Flugzeug und Flugkörper festgelegt
wird.
[0025] Bei der Sensordaten- und Informationsverarbeitung werden wissensbasierte und lernfähige
Elemente eingesetzt, um eine hohe Autonomie des Flugkörpers und große Anpassungsfähigkeit
an Veränderungen im Szenario und Missionsverlauf zu erreichen.
[0026] Fig.2 zeigt die hierarchische Kontrollstruktur in der Anordnung von Fig. 1.
[0027] Übergeordnet ist die Missionskontrolle, die in Fig.2 durch einen Block 64 dargestellt
ist. Die Missionskontrolle gibt an, was geschehen soll, z.B. welcher Flugkörper auf
welches Ziel abgeschossen werden soll. Die nächste Stufe der "Hierarchie" ist das
Sensor-Subsystem mit der Verarbeitung der Suchersignale. Das ist durch Block 66 dargestellt.
Dieses Sensor-Subsystem umfaßt sowohl z.B. die Sensoren 14 und 18 des Flugzeugs als
auch die Sensoren 42, 44 des Flugkörpers. Der Sucher gibt an, wo das von der Missionskontrolle
bestimmte Ziel sich befindet. Auf Grund dieser Suchersignale erzeugt eine Lenk-Verarbeitung,
dargestellt durch Block 68 Lenkkommandos für Marschflug ("Midcourse") und Endanflug.
Die Lenkkommandos werden von einem Autopiloten 60 ausgeführt, das ist in Fig.2 dargestellt
durch Block 70.
[0028] Als höchste Ebene der in Figur 2 gezeigten hierarchischen Kontrollstruktur steuert
somit die Missionskontrolleinheit 40 situationsbedingt die Interaktionen des Flugkörpers
10 mit dem "reale Welt"-Szenario, in dem sich das interessierende Geschehen abspielt.
Sie bedient sich dabei auf der einen Seite der Multi-Sensorik (Situation erfassen)
und auf der anderen Seite der Lenkung und Regelung (Situation beeinflussen durch Interaktion).
[0029] Zu diesem Zweck führt die Missionskontrolleinheit außer dem Flugkörper- und I/O-Management
insbesondere die Funktionen von Daten- und Sensorfusion sowie die situationsbedingten
Planungs- und Entscheidungsprozesse aus. Durch Überlagerung aller verfügbaren Information
und Daten (Sensoren, Data-Link) wird ein Situationsvektor erzeugt und daraus die Extraktion
relevanter Merkmale (Merkmalsvektor) durchgeführt. Dem schließt sich eine Ziel-Identifikation
und -Klassifikation an. Damit ist die Flugkörper/-Ziel-Situation im Szenario global
darstellbar (situation awareness (SITAW)). Mit dieser Information erfolgt der Entscheidungs-
und Planungsprozeß.
[0030] Die wesentlichen Aufgaben dieser Funktionen sind damit zusammenfassend: Unterscheidung,
ob die vom Suchkopf gelieferten Informationen von wirklichen Zielen oder von Täuschkörpern
stammen, intelligente Zielauswahl bei Mehrfachzielen mit und ohne Zuweisungen über
den Datenlink, Bahnoptimierung zur Minimierung der Flugzeit, Erhöhung der Reichweite
sowie zur besseren Unterdrückung von Störern und Steuerung der Suchkopfsensoren zur
Störunterdrückung bzw. Anpassung an Umweltbedingungen.
[0031] Die Ausführung dieser Aufgabe geschieht auf der Basis der Ausgangsinformationen der
"Data- & Sensor Fusion" und der Inertial/GPS Integrationsrechnung. Zur Anwendung gelangen
neben bewährten klassischen auch neuartigen wissensbasierte Verfahren, die mittels
genetischer Modelle über Ziel-und Störerverhalten die Entscheidungen fällen. Ausgabedaten
der Entscheidungs- und Planungsfunktion sind die Kommandos für den Lenkrechner und
die Sensorsteuerung.
[0032] Flugkörper gehören zur Klasse der nichtlinearen, zeitvarianten, multivariablen, dynamischen
Systeme. Die auf sie wirkenden Störungen sind weitgehend unbekannt und zeitvariabel.
Insbesondere in Phasen großer Anstellwinkel treten neben den Veränderungen der Flugkörpermasse
und des Trägheitsmomentes beträchtliche Veränderungen der nichtlinearen Aerodynamik
während des Einsatzes auf.
[0033] Eine besondere Bedeutung kommt der Funktion des Autopiloten für weitreichende Flugkörper
aufgrund des Staustrahltriebwerkes zu. Dies betrifft zum einen die Regelung der Fluggeschwindigkeit
in der Marschphase über den Schub des Triebwerkes. Dabei sind verschiedenste Beschränkungen
in dessen Betriebsbereich zu berücksichtigen. Diese hängen ab von Anströmwinkel, Höhe,
Anströmgeschwindigkeit und Treibstoffdurchsatz.
[0034] Zum anderen werden im Zusammenhang mit dem Staustrahltriebwerk verschiedene Strategien
zur Ansteuerung des Autopiloten untersucht, nämlich "Skid-To-Turn", "Bank-To-Turn"
und "Twist-To-Track".
[0035] Flugkörper gegen schnell manövrierende Ziele müssen im Hinblick auf das Endgame hochagil
sein. Die dazu benötigten hohen Querbeschleunigungen erfordern bei einer Bank-to-Turn
Strategie eine schnelle Rollbewegung des Flugkörpers. Die dabei auftretenden hohen
Rollraten verursachen extrem starke Kopplungen zwischen dem Roll-Kanal und den lateralen
Kanälen und stellen an die Autopiloten hohe Anforderungen.
[0036] Hohe Querbeschleunigungen gehen außerdem mit großen Anstell- und Schiebewinkeln einher,
die nicht nur ab bestimmten Grenzen zu Schubverlusten führen, sondern das Staustrahltriebwerk
gänzlich verlöschen lassen. Um dieses zu verhindern, muß die Bank-To-Turn Steuerung
sowohl die restriktiven Schiebewinkelgrenzen als auch einen im Anstellwinkel asymmetrisch
zulässigen Bereich einhalten.
[0037] Die Auslegung der Bank-To-Turn Autopiloten muß in einer Umgebung geschehen, die alle
sechs Freiheitsgrade berücksichtigt. Die entsprechende Aerodynamik muß dazu zur Verfügung
stehen. Weiterhin sind alle Komponenten der Sensorik und Aktuatorik innerhalb des
Autopiloten-Regelkreises zu berücksichtigen (so z.B. Trägheitsmeßeinheit, Triebwerk,
Ruderstellsystem).
[0038] Das Zusammenspiel des Autopiloten in Verbindung mit der Lenkung muß anhand des validierten
Simulationsprogrammes mit sechs Freiheitsgraden erfolgen. Liegt die Struktur des Autopiloten
fest, kann mit der Generierung operationeller Algorithmen begonnen werden.
[0039] Die benötigten Modelle und Daten zu Aerodynamik, Flugkörper, Sensorik und Aktuatorik
sowie die Anforderungen an den Autopiloten-Regelkreis sind Eingangsgrößen für die
Problemstellung und müssen als solche präzise definiert werden. Entsprechendes gilt
für die operationelle Software.
[0040] Die Lenkung autonomer Flugkörper erfordert die Kenntnis wesentlicher Parameter der
Relativkinematik zwischen Flugkörper und Ziel. Hierzu zählt insbesondere die Richtung
und die intertiale Drehrate der Sichtlinie. Lenkverfahren, die hierauf basieren, gehören
der Klasse der weithin eingesetzten Proportionalnavigationsverfahren an.
[0041] Die Leistungsfähigkeit der Lenkung, insbesondere die Größe der Schußbereiche und
der "no-escape zone" sowie die Trefferablage kann verbessert werden, wenn zusätzliche
Informationen über die Entfernung, die Annäherungsgeschwindigkeit und das Zielmanöver
zur Verfügung stehen. Lenkverfahren, die auf den vollständigen Zustandsvektor der
Relativkinematik zurückgreifen, können über ein zu definierendes Gütekriterium als
"Optimal-Lenkung" (Optimum Guidance) ausgelegt werden. In der Regel stehen diese Informationen
nicht bzw. nicht mit der nötigen Genauigkeit zur Verfügung, so daß in der Praxis häufig
Lösungsansätze verwendet werden, die in irgendeiner Form Ausgangsinformationen zur
Begegnungssituation und/oder Informationen zum Eigenbewegungszustand des Flugkörpers
berücksichtigen, um das Lenkgesetz der aktuellen Begegnungssituation anzupassen. Darüber
hinaus sind die Maßnahmen mit dem größten Erfolg nicht unbedingt durch einen geradlinigen
Entwurf zugänglich, vielmehr müssen die erforderlichen Strategien in langwierigen
Simulationen ermittelt werden.
[0042] Auf der anderen Seite stehen heute leistungsfähige Optimierungsalgorithmen zur Verfügung,
um nichtlineare Steuerungsprobleme numerisch zu lösen. Mit der optimalen Steuerung
liegt das Expertenwissen für eine optimale Lenkung vor, das mit Hilfe wissensbasierter
Informationsverarbeitung in ein kontinuierliches/stetiges Lenkgesetz überführt werden
kann und in Echtzeit implementierbar ist.
[0043] Der hier bisher beschrittene Weg zum Entwurf von Autopilot und Lenkgesetz folgt der
konventionellen, sequentiellen Vorgehensweise: Zunächst wird der Autopilot entworfen.
Das ist ein
innerer Regelkreis". Dann wird das Lenkgesetz ermittelt. Das stellt einen
äußeren Regelkreis" dar. Das ist in Fig.3 als Blockschaltbild dargestellt.
[0044] In Fig.3 symbolisiert ein Block 72 die Zieldynamik. Die Zieldynamik 72 liefert einen
Zustandsvektor
xT des Ziels. Aus dem Zustandsvektor
xM des Flugkörpers und dem Zustandsvektor
xT des Ziels ergibt sich die relative Geometrie zwischen Ziel und Flugkörper, die in
Fig.3 durch einen Block 74 symbolisiert ist. Diese relative Geometrie 74 ist durch
einen Vektor
x darstellbar. Der Vektor
x beeinflußt einen Zielsensor 76, welcher das Ziel verfolgt. Die Signale des Zielsensors
76 sind auf ein Filter 78 geschaltet, das unter Berücksichtigung von Störungen, die
durch einen
Eingang" 80 symbolisiert sind, einen Schätzwert
des Vektors
x liefert. Zielsensor 76 und Filter 78 bilden das Sensorsystem 82.
[0045] Der Schätzwert
beaufschlagt die Flugführung, die durch einen Block 84 dargestellt ist. Das sind
die Mittel, welche die Bahn des Flugkörpers vorgeben und Querbeschleunigungs-Kommandos
aMG auf einen Autopiloten 86 geben. In Sinne der Regelungstechnik stellt die Flugführung
84 den Regler 88 dar. Der Autopilot 86 beeinflußt die Flugkörperdynamik, welche durch
einen Block 90 dargestellt ist. Die von dem Autopiloten 86 beeinflußte Flugkörperdynamik
90 liefert den Zustandsvektor
xM des Flugkörpers. Im Sinne der Regelungstechnik stellt der Autopilot 86 und die Flugkörperdynamik
90 das
Stellglied" dar, das durch einen Block 92 symbolisiert ist. Das ist der
äußere" Regelkreis. Ein
innerer Regelkreis" ist durch die Rückführung 94 von dem
Ausgang" der Flugkörperdynamik 90, d.h. dem Zustandsvektor
xM, auf den Eingang des Autopiloten 86 gegeben.
[0046] Im Gegensatz zu dieser konventionellen Realisierungen können auch neue Technologien
herangezogen werden, welche die Verwendung nichtlinearer Autopiloten und Lenkgesetze
mit wissensbasierten Elementen ermöglichen und damit den Weg zur lernenden Flugführung
und Regelung ("Learning Guidance and Control (LGC)") eröffnen.
[0047] Gerade diese neuen, Wissensgewinnung und Verarbeitung ermöglichenden Informationstechnologien,
liefern die Basis für einen neuartigen integrierten simultanen Entwurf von Autopilot
und Lenkgesetz. Dies schafft die Möglichkeit, Kopplungen zwischen der Regelung und
der Lenkung zur weiteren Steigerung der Agilität einzuführen und damit einen wesentlichen
Schritt in Richtung der Nutzung des vollen Manövrierfähigkeis-Potentials des Flugkörpers
zu tun. Das Ergebnis ist eine integrierte, lernende Flugführung und Regelung ("Integrated
Learning Guidance and Control (ILGC)"), mit einer gegenüber Figur 3 veränderten funktionalen
Zuordnung der Elemente der Lenk- und Regelschleife, wie sie in Figur 4 vereinfacht
dargestellt ist. Danach sind die Flugkörperdynamik und die Relativgeometrie zu dem
zu regelnden Prozeß zusammengefaßt, wobei die Zieldynamik als stochastische Störgröße
betrachtet wird; natürlich mit der Möglichkeit einer Modellierung. Der Regler wird
durch die integrierte Funktion aus Autopilot und Lenkgesetz gebildet und wirkt direkt
über die Aktuatoren des Flugkörpers.
[0048] In Fig.4 sind entsprechende Teile mit den gleichen Bezugszeichn versehen wie in Fig.3.
Im Gegensatz zu Fig.3 bilden in Fig.4 die Relativgeometrie 74 und die Flugkörperdynamik
90 zusammen die Regelstrecke, die durch einen Block 96 zusammengefaßt ist. Flugführung
84 und Autopilot 86 bilden zusammen den
Regler" des äußeren Regelkreises.
[0049] Ein Ansatz für die Integration der Regelung und Lenkung kann darin bestehen, daß
die Struktur (Neuro, Fuzzy, Neuro-Fuzzy) für das betreffende Element vorgegeben wird.
Dem schließt sich eine Optimierung der Parameter dieser Struktur und evtl. auch der
Struktur selbst mit Hilfe genetischer oder evolutionärer Algorithmen an. Dabei kann
so vorgegangen werden, daß zunächst eine Regelungsfunktion in den linearen Bereichen
der Strecke optimiert wird und dieses unter schrittweiser Ausdehnung auf den nichtlinearen
Einsatzbereich erweitert wird. Anschließend wird dieser Prozeß in ähnlicher Weise
für die Lenkung durchgeführt.
[0050] Das Ergebnis der genetischen Optimierung eines neuronalen Netzes zur Identifikation
der Dynamik eines Flugkörpers ist in Figur 5 als Beispiel für die Leistungsfähigkeit
dieser Methode gezeigt.
[0051] In Fig.5 ist durch Block 100 die Flugkörper-Dynamik symbolisiert. Diese Flugkörper-Dynamik
ist nichtlinear und zeitvariabel. Diese Flugkörper-Dynamik 100 soll durch genetische
=ptimierung auf ein neuronales Netz 102 abgebildet werden. Das neuronale Netz 102
hat 7 Prozessoreinheiten und 28 Gewichte. Block 104 symbolisiert die
Chromosome" der genetischen Optimierung. Block 106 zeigt den Vorgang der genetischen
Optimierung: Durch Block 108 ist eine Anfangspopulation dargestellt. Diese wird genetischen
Operatoren unterworfen, die hier als
Reproduktion" 110,
Partnerpool" 112,
Kreuzung" 114 und
Mutation" 116 gekennzeichnet sind. Block 118 symbolisiert bei der
Kreuzung" den Vater, Block 120 die
Mutter". Es ergibt sich eine
Nachwuchs-Population" 122, welche die Ausgangspopulation 108 verändert, wie durch
Schleife 124 dargestellt ist. Die
Kinder" sind Zustände des neuronalen Netzes 102.
[0052] Block 126 zeigt in einer Simulation wie nach 8572
Generationen" einmal die Flugkörper-Dynamik 100 und einmal das neuronale Netz auf
Stufeneingänge reagiert. Die Antworten auf Stufeneingänge sind praktisch übereinstimmend.
[0053] Ein Ziel kann durch einen Zustandsvekor
xT repräsentiert werden, der sich mit der Zeit nach einer nichtlinearen Zustandsgleichung
entwickelt und mit den durch das Sensorsystem 82 (Sucher) meßtechnisch zugänglichen
Größen durch eine ebenfalls nichtlineare Beziehung
zusammenhängt; darin sind
w und
v zufällige System- bzw. Meßrauschprozesse.
[0054] Durch Linearisierung der zuvor genannten Zusammenhänge und Annahme normalverteilter
weißer oder farbiger Rauschprozesse für
w und
v läßt sich mit Hilfe von Kalman-Filtern ein Schätzwert
xT und die zugehörigen Kovarianz des Schätzfehlers berechnen.
[0055] Probleme dieses Ansatzes liegen in der notwendigen Initialisierung des Kalman-Filters
(
xT (0)) sowie in der Tatsache, daß bei einem reinem IR-Sensor die meßbare Information
für eine Schätzung des Zielzustandsvektors nicht ausreicht. Deshalb wird bei IR-Flugkörpern
überwiegend auf die Zielmodellierung verzichtet und proportional zur Sichtlinie und
deren zeitlicher Änderung gelenkt.
[0056] Eine Möglichkeit zur Abhilfe besteht zunächst in der passiven Gewinnung von Initialisierungsinformation
(z.B. Abstand Flugkörper-Ziel) durch Verarbeitung von Sichtlinieninformation mehrerer
Flugkörper vor dem Abschuß. Damit kann dann auch bei IR-Flugkörpern eine Zielmodellierung
u.U. sinnvoll sein, wobei sich die Schätzung jedoch auf eine reine Prädiktion reduziert.
Diese kann wiederum dadurch verbessert werden, daß im Zielmodell Zustände enthalten
sind, die die Manövrierfähigkeit des Zieles beschreiben (analytisches Vorwissen über
die Zielkinematic). Es ist grundsätzlich denkbar, für jedes potentielle Ziel einen
derartigen Schätzer/Prädiktor einzuführen. Der damit verbundene Rechenaufwand ist
jedoch erheblich und steht einer Echtzeit Implementierung entgegen. In zukünftigen
IR-Suchern erscheint eine Laser-Komponente realisierbar. Damit stünde eine Abstandsinformation
zur Verfügung, allerdings wegen der begrenzten Reichweite des Lasers wohl nur im Endanflug.
[0057] Darüber hinaus wird an Methoden gearbeitet, um mit abbildenden IR-Suchern Änderungen
des Abstands zu bestimmen. Bei weitreichenden Flugkörpern ist über die Radar-Suchkomponente
eine (aktive) Abstandsinformation verfügbar.
[0058] Der Schritt in Richtung auf ein erweitertes Zielmodell ist besonders interessant,
wenn außer den zuvor genannten Maßnahmen ein Suchkopf mit Multi-Sensorik verwendet
wird. Derartige Sucher werden angesichts zu erwartender hochentwickelter Ziele mit
ihren Gegenmaßnahmen notwendig.
[0059] Durch die erweiterte Zielmodellierung soll eine Verbesserung der LGC und/oder ILGC
erreicht werden, indem relevantes verfügbares Wissen über potentielle Ziele in Echtzeit
genutzt wird. Dieses Wissen umfaßt z.B. a priori Wissen über das Zielverhalten, das
sich in linguistischen Regeln oder in der Kenntnis der Manövriereigenschaften manifestiert.
Dieses Wissen wird im allgemeinen nur spärlich verfügbar sein. Trotzdem erscheint
auch die Nutzung dieses Wissens sinnvoll, indem z.B. in einem ersten Lösungsansatz
Mehrfach-Hypothesen über Zielmanöver und Bewegung aufgestellt und on-line unter Verwendung
der hier betrachteten wissensbasierte Elemente verarbeitet werden.
[0060] Ein konzeptioneller Entwurf eines solchen erweiterten Zielmodells ist in Fig.6 dargestellt.
[0061] Das erweiterte Zielmodell ist in Fig.6 durch einen Block 128 dargestellt. Das Zielmodell
128 erhält Zielsensordaten, wie durch einen Pfeil 130 dargestellt ist. Weiterhin erhält
das Zielmodell vorliegende Informationen über Eigenschaften und Verhalten möglicher
Ziele. Das ist in Fig.6 durch einen Pfeil 132 dargestellt. Das Zielmodell liefert
Informationen an die Flugführung 84. Das ist durch Pfeil 134 dargestellt.
[0062] Mit 136.1 bis 136.n sind dynamische, neuronale Netzwerke bezeichnet. In diesen neuronalen
Netzwerken sind Informationen über verschiedene mögliche Ausweichmanöver eines potentiellen
Zieles gespeichert. Diese Informationen beruhen auf Vorwissen über die Eigenschaften
des Zieles. Es sind im allgemeinen Kenntnisse darüber verfügbar, welche Ausweichmanöver
ein bestimmtes
feindliches" Flugzeug oder verschiedene solche Flugzeuge beim Anflug eines Flugkörpers
ausführen können und in der Regel ausführen. Diese Ausweichmanöver werden als
Hypothesen" in den neuronalen Netzwerken 136.1 bis 136.n gespeichert. Zu diesem Zweck
werden die Netzwerke mit einer Analyse der Ergebnisse von optimalen Ausweichmanövern
des Ziels trainiert.
[0063] Mit 138.1 bis 138.m sind neuronale Netwerke bezeichnet, die in der nächsthöheren
Ebene als nichtlineare Filter und Prädikatoren ausgelegt sind. Die Ausgänge aller
neuronalen Netzwerke 136.1 bis 136.n werden auf alle neuronalen Netzwerke 138.1 bis
138.m aufgeschaltet. Diese Netzwerke 138.1 bis 138.m benutzen die Zielsensordaten
x und die Ausgänge der
Hypothesen"-Netzwerke 136.1 bis 136.n. Die Netzwerke 138.1 bis 138.m prüfen, wie die
verschiedenen
Hypothesen" mit den tatsächlich beobachteten Sensordaten übereinstimmen und schätzen
daraus den Zielzustandsvektor
xT in Echtzeit. Die Netzwerke 138.1 bis 138.m sind mit den Daten einer SDRE- oder erweiterten
Kalmanfilter-Auslegung off-line trainiert.
[0064] Die Ausgangsgrößen der Netzwerke 138.1 bis 138.m werden einer Inferenzeinheit 140
zugeführt. Die Inferenzeinheit 140 ist als fuzzy-neuronales Netz ausgeführt, um für
den Inferenzprozess wichtiges heuristisches Wissen in Form von linguistischen Regeln
berücksichtigen zu können. Die Inferenzeinheit korreliert die Informationen und führt
eine Schlußfolgerung bezüglich des besten verfügbaren Schätzwertes des Zustandsvektors
xT des Ziels durch. Dieser Schätzwert wird dann zur Weiterverarbeitung für die Lenkung
als Ausgangsgröße zur Verfügung gestellt.
[0065] Es kann sinnvoll oder sogar notwendig sein, im Rahmen der lernenden Flugführung und
Regelung oder der integrierten, lernenden Flugführung und Regelung unterschiedliche
dynamische Verhalten des Flugkörpers in den wissensbasierten Elementen der Lenkung
und Regelung abzubilden und damit autonom verfügbar zu haben. Das ist in Fig.7 durch
Vermehrfachung der betreffenden Blöcke Flugführung 84, Autopilot 86 und Flugkörperdynamik
90 angedeutet. Ansonsten entspricht Fig.7 im wesentlichen der Fig.4 und entsprechende
Teile sind mit den gleichen Bezugszeichen versehen wie dort.
[0066] Mit dieser Fähigkeit ist es möglich, die Flugkörperdynamik in Abhängigkeit vom Flugzustand
autonom und on-line zu verändern.
[0067] So kann z.B. im Endanflug zu Gunsten einer höherenManövrierfähigkeit bis an die Grenzen
der Stabilität gegangen werden, ggf. unter Aufgabe der aerodynamischen Stabilität
bei einem entsprechend konfigurierten Flugkörper. Darüberhinaus ermöglicht diese Fähigkeit
die Implementierung einer Auto-Rekonfigurierung der Lenkung und Regelung im Falle
von Fehlern an Subsystemen, z.B. Bias Ruder Stellsystemen.
[0068] Die hier unter Bezugnahme auf die Figuren 4 bis 7 beschriebene Ausführung der Flugfügrung
und Regelung mit lernfähigen Strukturen ist auch für sich, d.h. ohne die in Fig. 1
beschriebene Integration der Systeme von Flugzeug und Flugkörper anwendbar.
1. Lenk-, Navigations- und Regelsystem für zielverfolgende Flugkörper (12) mit Sensor-
und Signalverarbeitungsmitteln (14,16,18,20,22 bzw. 28,30) im Flugzeug (10), Sensor-
und Signalverarbeitungsmitteln (42,44 bzw. 40) im Flugkörper (12) und Datenübertragungsmitteln
(52) zwischen Flugzeug (10) und Flugkörper (12), dadurch gekennzeichnet, daß die Sensor- und Signalverarbeitungsmittel (14,16,18,20,22 bzw. 28,30) im Flugzeug
(10) und die Sensor- und Signalverarbeitungsmittel (42,44 bzw. 40) im Flugkörper (12)
durch die Datenübertragungsmittel (52,54) zu einem zusammenwirkenden System für die
Lenkung, Navigation und Regelung des Flugkörpers (12) integriert sind.
2. Lenk-, Navigations- und Regelsystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die flugzeugseitigen Sensor- und Signalverarbeitungsmittel (14,16,18,20,22 bzw. 28,30)
und die flugkörperseitigen Sensor- und Signalverarbeitungsmittel (42,44 bzw. 40) über
eine Schnittstelle (52) im Startgerät miteinander in Datenaustausch stehen.
3. Lenk-, Navigations- und Regelsystem nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die flugzeugseitigen Sensor- und Signalverarbeitungsmittel (14,16,18,20,22 bzw. 28,30)
und die flugkörperseitigen Sensor- und Signalverarbeitungsmittel (42,44 bzw. 40) über
drahtlose Datenübertragungsmittel ("Data Link" 54) miteinander in Datenaustausch stehen.
4. Lenk-, Navigations- und Regelsystem nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß über die drahtlosen Datenübertragungsmittel (54) Daten von Dritter Seite auf den
Flugkörper (12) aufschaltbar sind.
5. Lenk-, Navigations- und Regelsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die flugzeugseitigen Sensor- und Signalverarbeitungsmittel (14,16,18,20,22 bzw. 28,30)
Mittel (28) zur Ziel-Detektion, -Identifikation und - Verfolgung enthalten, auf welche
flugzeugseitige Sensoren (14,16,18,20,22) aufgeschaltet sind.
6. Lenk-, Navigations- und Regelsystem nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß flugzeugseitig eine Einheit (30) zur Missionsplanung und -kontrolle vorgesehen und
einerseits mit den Mitteln (28) zur Ziel-Detektion, -Identifikation und -Verfolgung
und andererseits mit dem Flugkörper (12) in Datenaustausch stehen.
7. Lenk-, Navigations- und Regelsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die flugkörperseitigen Sensor- und Signalverarbeitungsmittel (42,44 bzw. 40) eine
Missionskontrolleinheit (40) enthalten, auf welche Daten von dem Flugzeug (10) über
die Schnittstelle (52) und/oder die drahtlosen Datenübertragungsmittel (54) aufschaltbar
sind.
8. Lenk-, Navigations- und Regelsystem nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß auf die Missionskontrolleinheit (40) Daten von Radarsensoren (42,44) aufschaltbar
sind.
9. Lenk-, Navigations- und Regelsystem nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß auf die Missionskontrolleinheit (40) kombinierte Daten von einer Trägheitsmeßeinheit
(46) und einem Satellitennavigations-Empfänger (48) aufschaltbar sind.
10. Lenk-, Navigations- und Regelsystem nach einem der Ansprüche 7 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, daß die flugkörperseitige Missionskontrolleinheit (40)
(a) Mittel (53) zur Daten- und Sensorfusion zur Erzeugung von Zielvektoren, zur Situationserkennung
und zur Erzeugung eines Situationsvektors aufweist, wobei die Komponenten der Zielvektoren
und des Situationsvektors Größen sind, die zur Charakterisierung des Ziels bzw. der
Situation dienen, sowie
(b) Mittel (55) zur Entscheidung und Planung.
11. Lenk-, Navigations- und Regelsystem nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Mittel (55) zur Entscheidung und Planung Lenksignale auf Lenkmittel (58) aufschalten,
welche in Lenk- und Regelmitteln einen Autopiloten (60) ansteuern.
12. Lenk-, Navigations- und Regelsystem nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Lenk- und Regelmittel einen Machzahlregler (62) enthalten, der von dem Autopiloten
(60) ansteuerbar ist.
13. Lenk-, Navigations- und Regelsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Flugkörperdynamik (90) und die Relativgeometrie (74) von Flugkörper (12) und
Ziel in lernfähigen Mitteln zur Flugführung und Regelung integriert sind.
14. Lenk-, Navigations- und Regelsystem nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß für die Elemente Strukturen (Neuro, Fuzzy, Neuro-Fuzzy) vorgegeben sind, deren Parameter
anschließend optimierbar sind.
15. Lenk-, Navigations- und Regelsystem nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß die Optimierung durch genetische Algorithmen erfolgt.
16. Lenk-, Navigations- und Regelsystem nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß die Optimierung durch evolutionäre Algorithmen erfolgt.
17. Lenk-, Navigations- und Regelsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 16, dadurch gekennzeichnet, daß die flugkörperseitigen Signalverarbeitungsmittel in lernfähigen Strukturen (98) integriert
einen Flugführungs-Rechner (84) und einen Autopiloten (86) enthalten.
18. Lenk-, Navigations- und Regelsystem nach Anspruch 17,
dadurch gekennzeichnet, daß der Flugführungsrechner
(a) eine Bank von dynamischen neuronalen Netzwerken (136.1 ... 136.n) enthält, die
das Wissen über die optimalen Ausweichmanöver potentieller Ziele abbilden, sowie
(b) die Ausgänge dieser neuronalen Netzwerke (136.1 ... 136.n) einer Bank von neuronalen
oder fuzzy-neuronalen Netzwerken (138.1 ... 138 .m) einer darüberliegenden Ebene zugeführt
werden, die als nichtlineare Schätzer/Filter/Prädikatoren unter Verwendung von Zielsensordaten
den Zielzustandsvektor (xT) in Echtzeit schätzen.
19. Lenk-, Navigations- und Regelsystem nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, daß die Ausgangsgrößen der Netzwerke (138.1 ...138.m) der darüberliegenden Ebene auf
eine Inferenzeinheit (140) aufgeschaltet sind, welche die Informationen korrelieret
und eine Schlußfolgerung hinsichtlich des besten verfügbaren Schätzwertes des Zielzustandsvektors
(xT) durchführt und diesen zur Weiterverarbeitung für die Lenkung als Ausgangsgröße zur
Verfügung stellt.
20. Lenk-, Navigations- und Regelsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 19, dadurch gekennzeichnet, daß unterschiedliches dynamisches Verhalten des Flugkörpers in wissensbasierten Elementen
der Lenkung und Regelung abgebildet und damit autonom verfügbar ist (Fig.7).