[0001] Die Erfindung betrifft eine Durchstanzbewehrung für Flachdecken gemaß dem Oberbegriff
des Anspruchs 1.
[0002] Gemäß Sonderdruck "Elementdecken im Durchstanzbereich von Flachdecken" der Zeitschrift
"Betonwerk + Fertigteil-Technik", Heft 6/1997, S. 96 - 104, ist es zum Verhindern
des Durchstanzversagens in punktgestützten Flachdecken bekannt, im Bereich der Stützung
senkrechte oder geneigte Bewehrungsbügel oder Bolzensysteme mit auf Stahlleisten aufgeschweißten
Kopfbolzen oder mit Einzelbolzen mit aufgestauchten Köpfen einzubauen. Der Einbau
dieser Systeme erfordert einen hohen Aufwand. Ferner ist es bekannt, die Durchstanzbewehrung
durch mit Zwischenabständen achsparallel eingelegte Gitterträger zu bilden, die einfach
eingebaut werden können und ein ausreichendes Verankerungsverhalten zeigen. Allerdings
ist die Lasterhöhung beim Durchstanzversagen der Stahlbetonplatten gegenüber Bolzensystemen
geringer.
[0003] In einer aus DE-U 299 93 114 bekannten Durchstanzbewehrung werden Gitterträger mit
Diagonalstrebenschlangen vorgesehen, in welchen die Biegungen der Diagonalstrebenschlangen
exakt mit den Gurten abschließen. Zusätzlich sind Doppelkopf-Querbolzen in Schräglagen
mit den Gurten fest verbunden, z.B. verschweißt oder verrödelt.
[0004] Aus DE-A 34 10 419 ist ein als Durchstanzbewehrung punktförmig belasteter Platten
vorgesehenes Schubbewehrungselement bekannt, das die Form eines in mehreren Windungen
spiralförmig gebogenen Gitterträgers aus einem Obergurt, einem Untergurt und einer
die Gurte verbindenden Diagonalstrebenschlange hat. Die Windungen sind zumindest auf
einer durch die Gurte definierten Oberfläche durch strahlenförmig divergierend angeordnete
Stäbe kraftschlüssig miteinander verbunden und relativ zueinander fixiert. Die Biegungen
der Diagonalstrebenschlange können über den zugehörigen Gurt überstehen und in je
zwei Schweißknoten damit verbunden sein. Auf die Zuordnung angrenzender Bewehrungslagen
wird im Detail nicht eingegangen.
[0005] Weiterer Stand der Technik ist enthalten in EP 0 414 485 A, EP 0 465 776 A, WO89/00226A,
WO93/15287A, DE 24 58 081 A und DE 12 69 324 B.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Durchstanzbewehrung der letztgenannten
Art zu schaffen, die unter Beibehalt des Vorteils des einfachen Einbaus eine ausreichende
Lasterhöhung gegen Durchstanzversagen erbringt.
[0007] Die gestellte Aufgabe wird mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
[0008] Die über den zugehörigen Gurt überstehenden Biegungen der Diagonalstrebenschlangen
gewährleisten eine größtmögliche statische Nutzhöhe des Gitterträgers und einen unproblematischen
Einbau der in diesem Bereich erforderlichen Bewehrungslagen, insbesondere der Plattenlängsbewehrung.
Mit dem Überstand der Biegungen über den zugehörigen Gurt wird sozusagen weitgehend
der für die dort einzubauende Bewehrungslage erforderliche Höhenraum genutzt, um die
statische Nutzhöhe des Gitterträgers zu vergrößern und den Einbau der Bewehrungslage
zu vereinfachen. Das Tragverhalten der Durchstanzbewehrung hängt weitgehend von der
Steifigkeit der Verankerungselemente ab. Ein möglichst geringer Verankerungsschlupf
ist erstrebenswert. Diese Forderung wird hier kombinatorisch durch zwei Maßnahmen
erfüllt. Da pro Biegung zwei Schweißbereiche als Verankerungen im Beton wirken, ergeben
sich pro zu verankerndem Stab ein Schweißbereich und eine vergrößerte wirksame Länge
des zu verankernden Stabs, z.B. des Gurtes. Weiterhin ist die Verankerung des Stabes
mit angeschweißtem Querstab und dahinterliegender Biegung besser als bei direkt am
Stab liegender Biegung. Die optimierte statische Nutzhöhe des Gitterträgers erbringt
eine nennenswerte Lasterhöhung gegen Durchstanzversagen. Dabei sind in der Bewehrungslage
quer zum Gurt verlaufende Querstäbe direkt an den Gurt angelegt, und gegebenenfalls
daran gesichert, oder indirekt, z.B., über Distanzelemente, an den Gurt angelegt und
gesichert Der Überstand der Biegungen über den Gurt sollte relativ exakt der Höhe
der Bewehrungslage entsprechen Günstige statische Verhältnisse mit den in die Durchstanzbewehrung
eingegliederten Gitterträgern ergeben sich, wenn die Biegungen beider Diagonalstrebenschlangen
über den gemeinsamen Obergurt überstehen, um in der Flachdecke, die beispielsweise
von unten punktgestützt ist, eine optimale statische Nutzhöhe innerhalb des für eine
Bewehrung nutzbaren Bereiches der Deckendicke, beispielsweise in der Biegebewehrung,
zu erzielen.
[0009] In Gurtrichtung verlaufende Stäbe der Bewehrungslage sollten neben dem Gurt auf Querstäben
angeordnet sein.
[0010] Sind bei der überstehenden Biegung zwei in Gurtrichtung beabstandete Schweißbereiche
vorgesehen, dann werden die Stabilität des Gitterträgers erhöht und seine Verankerung
im Beton verbessert.
[0011] Im Kern wird die vertikale statische Nutzhöhe des Gitterträgers durch die überstehenden
Biegungen erhöht, und zwar um ein Ausmaß entsprechend der Höhe der in diesem Bereich
vorliegenden Bewehrungslage. Angestrebt wird ein Überstand der Biegung entsprechend
der Höhe der Bewehrungslage. Jedoch erbringen auch schon geringere Überstände eine
verbesserte Verankerung.
[0012] Herstellungstechnisch ist es günstig, die überstehenden Biegungen jeweils mit einem
im wesentlichen kontinuierlichen Biegungsverlauf auszubilden.
[0013] Alternativ kann es zweckmäßig sein, jede überstehende Biegung aus zwei Bögen und
einem dazwischenliegenden in etwa geraden Abschnitt herzustellen. Dann sind die Schweißbereiche
mit den Gurten günstig weit in Gurtrichtung beabstandet, und bieten die Biegungen
große Flächen zur Verzahnung mit dem Beton.
[0014] Günstig wird durch die überstehenden Biegungen, die im Gitterträger oben und/oder
unten vorgesehen sein können, die vertikale statische Nutzhöhe bis auf ca. 110 bis
140 % des gegebenen Hochabstandes zwischen den Ober- und Untergurten erhöht.
[0015] Anhand der Zeichnung werden Ausführungsformen des Erfindungsgegenstandes erläutert.
Es zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Draufsicht auf einen Teil einer Flachdecke, in der bei einer Punktabstützung
eine Durchstanzbewehrung vorbereitet ist,
- Fig. 2
- einen Schnitt in der Ebene II-II in Fig. 1,
- Fig. 3
- eine erste Ausführungsform einer Durchstanzbewehrung in einer Seitenansicht und einem
Querschnitt,
- Fig. 4
- eine zweite Ausführungsform einer Durchstanzbewehrung in einer Seitenansicht und einem
Querschnitt, und
- Fig. 5
- eine weitere Ausführungsform einer Durchstanzbewehrung in einer Seitenansicht und
einem Querschnitt.
[0016] In einer beispielsweise durch eine Säule S punktgestützten Flachdecke D, ist im durchstanzgefährdeten
Bereich eine Durchstanzbewehrung F vorgesehen. Bei der Flachdecke D kann es sich um
eine sogenannte Elementdecke (wie gezeigt) oder um eine Ortbetondecke (nicht gezeigt)
handeln. Eine Durchstanzbewehrung F ist nicht nur bei Punktabstützung von unten erforderlich,
sondern gegebenenfalls auch unter einer aufstehenden Säule oder im Anschlussbereich
einer vertikalen unteren/oberen Wand bzw. in einem Eckenbereich.
[0017] Mit Baufugen 3 sind vier Elemente E um die Säule S verteilt. Die Baufugen 3 sind
(Fig. 2) mit Ortbeton 7 ausgefüllt. Unterseitig ist wenigstens je ein mit einer Bewehrungslage
B versehenes Element als Fertigbetonschicht 6 vorgesehen. Auf die Betonschichten 6
ist wenigstens eine untere Bewehrungslage B
U aufgelegt, die z.B. aus Quer- und Längsstäben 1, 2 gebildet ist. Auf die untere Bewehrungslage
B
U oder die Bewehrungslage B in jeder Betonschicht 6 (in Fig. 2 links angedeutet) sind
mit Zwischenabständen um die Säule S verteilt mehrere Gitterträger T gesetzt. Die
Gitterträger T können wie gezeigt achsparallel oder in etwa radial (sternförmig) zum
Abstützpunkt verlaufen (nicht gezeigt). Im Bereich der Säule S können die Gitterträger
T ausgespart sein, wenn dort der Anschluss der Säule S von unten in die Flachdecke
D eingreift (nicht gezeigt). Jeder Gitterträger besteht z.B. aus zwei Untergurten
U
1, U
2, einem Obergurt O und zwei Diagonalstrebenschlangen A, die an den Gurten festgeschweißt
sind und obere und untere Biegungen C
O und C
U aufweisen. Auf die Gitterträger T ist eine obere Bewehrungslage B
O aufgelegt (Biegebewehrung), die beispielsweise aus Längs- und Querstäben 4, 5 gebildet
oder eine Bewehrungsmatte ist. Die obere Bewehrungslage B
O kann in üblicher Weise an den Gitterträgern fixiert sein.
[0018] Um die statische Nutzhöhe H (Fig. 3) der Gitterträger im Vergleich zum Hochabstand
X zwischen den Gurten so groß wie möglich zu gestalten, stehen die oberen Biegungen
C
O der Diagonalstrebenschlangen A über den Obergurt O über, und zwar mit einer Höhe
h1 entsprechend der Höhe der oberen Bewehrungslage B
O. Von der oberen Bewegungslage B
O sind die Querstäbe 5 auf die Obergurte O aufgelegt und gegebenenfalls mit Bindedraht
18 oder auch Heftschweißungen (nicht gezeigt) fixiert, während die Längsstäbe 4 auf
den Querstäben 5 angeordnet sind. Die oberen Konturen der überstehenden Biegungen
C
O schließen z.B. in etwa mit der Ebene der Längsstäbe 4 der oberen Bewehrungslage B
O ab. Es muss allerdings der Überstand der Biegungen C
O über den Obergurt O nicht der gesamten Höhe h1 entsprechen. Auch bei kleinerem Überstand
würde bereits die Verankerung im Beton spürbar verbessert und der Verankerungsschlupf
deutlich vermindert. Der Überstand könnte auch höher als gezeigt sein.
[0019] Die statische Nutzhöhe H der Gitterträger beträgt bei einem Abstand X von ca. 180
mm zwischen den Gurten in etwa 200 bis 220 mm. Die Höhe der unteren Bewehrung B
U ist mit h2 angedeutet und kann der Höhe h1 entsprechen. Die Untergurte U
1, U
2 können auf den Querstäben der unteren Bewehrung B
U ruhen.
[0020] Jede untere Biegung C
U ist mit einem Untergurt U
1, U
2 in mindestens einem Bereich 17 verschweißt, während jede obere, über den Obergurt
O überstehende Biegung C
O in zwei in Gurtrichtung beabstandeten Bereichen 16 mit dem Obergurt O verschweißt
ist.
[0021] Bei der Ausführungsform der Fig. 4 sind die oberen Biegungen C
O ohne nennenswerten Überstand am Obergurt O in jeweils einem Bereich 17 festgeschweißt,
während die unteren Biegungen C
U nach unten über die Untergurte U
1 und U
2 um die Höhe h2 überstehen und in jeweils zwei Bereichen 16 damit verschweißt sind.
Es entspricht der Überstand der unteren Biegungen C
U in etwa der Höhe h2 der unteren Bewehrungslage B
U. Die statische Stützhöhe H des Gitterträgers T ist hier nach unten vergrößert.
[0022] In Fig. 5 lässt sich bei gegebenem Hochabstand zwischen den Gurten eine noch größere
statische Stützhöhe H erzielen, indem sowohl die oberen als auch die unteren Biegungen
C
O, C
U der Diagonalstrebenschlangen A über den jeweiligen Gurt überstehen und in die Bewehrungslage
B
O bzw. B
U eindringen. Jede Biegung C
O und C
U ist in zwei Bereichen 16 mit dem zugehörigen Gurt O, U1, U2 verschweißt.
[0023] Jede Biegung C
O, C
U kann entweder mit einem in etwa gleichmäßigen Biegungsverlauf 12 geformt sein, oder
(wie in Fig. 5 alternativ gezeigt) mit zwei in Gurtrichtung beabstandeten Bögen 13,
14 und einem dazwischenliegenden, im wesentlichen geraden Bereich. Im letztgenannten
Fall kann der in Gurtrichtung gesehene Abstand zwischen den Schweißbereichen 16 vergrößert
und auch die zur Verankerung mit dem Beton nutzbare Oberfläche der Biegung unterhalb
(bzw. oberhalb) des zugehörigen Gurts vergrößert sein. Es wäre denkbar, nur die Biegungen
einer Diagonalstrebenschlange A überstehen zu lassen.
[0024] Sollte die untere und/oder obere Bewehrungslage aus nur einer Stablage oder aus mehr
als zwei Stablagen oder Matten bestehen, sollte der Überstand der zur Vergrößerung
der statischen Stützhöhe H über den zugehörigen Gurt hinaus geführten Biegung der
Diagonalstrebenschlange zweckmäßigerweise der Höhe dieser Bewehrungslage entsprechen,
um die optimale Stützhöhe H zu erzielen. Dies könnte auch der Fall sein, falls zwischen
die Längs- und Querstabe der Bewehrungslage Distanzelemente gesetzt sein sollten.
1. Durchstanzbewehrung für Flachdecken (D), insbesondere punktgestützte Element- oder
Ortbetondecken, mit mehreren Gitterträgern (T), die angrenzend an mindestens eine
Bewehrungslage (BU, BO) angeordnet sind, wobei jeder Gitterträger (T) mindestens zwei beabstandete Untergurte
(U1, U2), wenigstens einen Obergurt (O) sowie dachförmig angestellte, im Bereich ihrer
Biegungen (C) an den Gurten festgeschweißte Diagonalstrebenschlangen (A) aufweist,
dadurch gekennzeichnet, dass die Biegungen (CO, CU) zumindest einer Diagonalstrebenschlange (A) in Hochrichtung des Gitterträgers (T)
um in etwa die Höhe (h1, h2) der Bewehrungslage (BO, BU) über zumindest einen Gurt (O, U1, U2) überstehen, und dass in der Bewehrungslage (BU, BO) quer zum Gurt (O, U) verlaufende Querstäbe (8; 10) direkt oder indirekt an den Gurt
angelegt sind
2. Durchstanzbewehrung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass im Gitterträger (T) die Biegungen (CO) beider Diagonalstrebenschlangen über den Obergurt (O) überstehen.
3. Durchstanzbewehrung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass in etwa in Gurtrichtung liegende Langsstäbe (9; 11) der Bewehrungslage an der
dem Gurt abgewandten Seite auf den Querstäben angeordnet sind.
4. Durchstanzbewehrung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass jede überstehende Biegung (C, CO, CU) in zwei in Gurtrichtung beabstandeten Bereichen (16) mit dem Gurt verschweißt ist.
5. Durchstanzbewehrung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die vertikale statische Nutzhöhe (H) des Gitterträgers (T) durch zumindest über
den Obergurt (O) überstehende Biegungen (CO) der Diagonalstrebenschlangen (A) erhöht ist.
6. Durchstanzbewehrung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Verankerung der Diagonalstreben der Diagonalstrebenschlangen (A) im Beton
ein angeschweißter Gurt mit überstehender Biegung ist.
7. Durchstanzbewehrung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die über den Gurt überstehende Biegung (CO, CU) der Diagonalstrebenschlange (A) mit einem im wesentlichen kontinuierlichen Biegungsverlauf
(12) ausgebildet ist.
8. Durchstanzbewehrung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die über den Gurt überstehende Biegung (CO, CU) aus zwei Bögen (13, 14) und einem dazwischenliegenden, in etwa geraden Abschnitt
(15) besteht.
9. Durchstanzbewehrung nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass bei gegebenem Hochabstand (X) zwischen den Ober- und Untergurten die vertikale
statische Nutzhöhe (H) des Gitterträgers (T) zwischen ca. 110 - 140 % von X, vorzugsweise
zwischen ca. 115 - 133 % von X, beträgt.