[0001] Die Erfindung betrifft Hydraulikpressen zur Hochdruckumformung, wie Aussen- oder
Innenhochdruckumformung, und insbesondere das Zuhalte- oder Verriegelungssystem dieser
Pressen.
[0002] Das vorgeschlagene Verriegelungskonzept ermöglicht den Bau von Pressen mit vergleichsweise
niedriger Bauhöhe und Gewicht bei hoher Biegesteifigkeit des Oberholms. Ein weiterer
Vorteil besteht in den kurzen Ver- und Entriegelungszeiten durch die entsprechende
Gestaltung der Riegel.
Stand der Technik
[0003] Einfahrbare Riegel oder Distanzen sind bekannt, ihre Funktion ist die sichere Zuhaltung
von Werkzeugen in denen ein Umformprozess durch Einsatz von unter hohem Druck stehendem
Medium stattfindet. Der für das Öffnen und Schliessen des Werkzeuges erforderliche
druckmittelbetriebene Zylinder wird somit nicht durch hohe Umformkräfte belastet.
In der DE 196 07 257 A1 oder DE 198 19 950 A1 sind entsprechende einfahrbare Riegel
offenbart. Ein anderes Konzept zeigt die EP 0 665 072 B1 in der die Verriegelung nach
Art eines Bajonettverschlusses einschwenkbar angeordnet ist. Diese Lösungen erfüllen
die geforderte Funktion. Nicht erkannt und somit auch nicht offenbart wurde die Möglichkeit
durch entsprechende konstruktive Gestaltung und Anordnung der Riegel und durch deren
gemeinsame Wirkung mit dem Oberholm der Presse eine sehr biegesteife und doch kostengünstige
Lösung zu realisieren.
Aufgabe und Vorteil der Erfindung
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verriegelungssystem vorzuschlagen,
welches bei geringem Materialeinsatz in Wirkverbindung mit dem Oberholm ein System
hoher Steifigkeit ergibt.
[0005] Diese Aufgabe wird ausgehend von einer Presse nach dem Oberbegriff des Anspruch 1,
durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruch 1 gelöst.
[0006] In den Unteransprüchen werden vorteilhafte und zweckmässige Weiterbildungen vorgeschlagen.
[0007] Der Erfindung liegt der Kerngedanke zugrunde, durch die Addition der Höhen von einfahrbaren
Riegeln und vertikalen Oberholmwänden den aus der Festigkeitslehre bekannten günstigen
Einfluss der Höhe auf das Trägheits- und Widerstandsmoment von Bauteilen nutzbar zu
machen.
[0008] Da die Höhe in zweiter Potenz in das für die Festigkeitsberechnung wesentliche Widerstandsmoment
eingeht und sogar in dritter Potenz bei dem für die Durchbiegung massgebenden Trägheitsmoment
ist für den Durchschnittsfachmann der Einfluss der Bauteilhöhe zweifelsfrei erkennbar.
[0009] Wie dem Fachmann ebenfalls bekannt werden, bei vergleichbaren Trägheits- und Widerstandsmomenten,
bei Bauteilen mit grösseren Höhen deutliche Gewichtsreduzierungen erreicht. Werden
evtl. zu berücksichtigende Schubverformungen sinnvoll bei der Dimensionierung berücksichtigt,
so ist diese Gewichtsreduzierung ein weiterer Vorteil der Erfindung.
[0010] Ebenfalls von Vorteil ist die gewählte Lage der einfahrbaren Riegel und zwar wird
der Freiraum ausgenutzt, der nach dem Schliessen des Werkzeuges zwischen Oberholm
und Stössel bei einfachwirkenden Pressen entsteht. In Analogie dazu kann bei doppeltwirkenden
Pressen, sog. Ziehpressen, sowohl der Freiraum zwischen Oberholm und Ziehstössel,
als auch der Freiraum zwischen Oberholm und Blechhalter für die Riegelhöhe genutzt
werden. Somit ist trotz der erzielbaren günstigen Steifigkeitswerte, aufgrund der
dann wirksamen Bauteilhöhe, der Oberholm von vergleichbar geringer Höhe, wodurch auch
eine günstige Gesamthöhe der Presse erreichbar ist. Wesentlich für die vorteilhafte
Wirkung der Riegel ist, dass eine Erstreckung über die gesamte Stössellänge vorgesehen
ist und somit eine Minimierung der Verformung erreicht wird. Die Riegel können dabei
aus einem Stück oder aus sich addierenden Einzelstücken bestehen. Die vorgeschlagene
Lösung beabsichtigt nahezu die Steifigkeit eines Querhauptes zu erreichen, dessen
Gesamthöhe um die Riegelhöhe ergänzt würde.
[0011] Für die Verschiebung der Riegel können verschiedenste bekannte Antriebe Anwendung
finden, wie z.B. mit Druckmittel beaufschlagte Zylinder oder Motoren, Linearantriebe
usw. Zur Führung dienen Gleit- und Führungsleisten, Spindeln, Rollenführungen oder
dergleichen. Ein schnelles ein- und ausfahren der Riegel wird durch die kurzen erforderlichen
Fahrwege ermöglicht.
[0012] Durch die Anordnung entsprechender Ausgleichs- oder Keilplatten wird die Werkzeuggesamthöhe
konstant gehalten und somit ein stets gleicher Schließhub der Presse erreicht. Jedoch
sind durch die konstruktive Gestaltung der Riegel variable Schließhübe möglich. Es
können z.B. miteinander verbundene in der Höhe abgestufte Riegel verwendet werden
und der Verriegelungs- und Entriegelungsweg ist dann ebenfalls variabel. Somit würde
z.B. bei kleinerem Schließhub auch eine geringere Riegelhöhe H2 eingefahren werden.
[0013] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich anhand der Ausführungsbeispiele
für eine einfachwirkende- und einer doppeltwirkenden Presse und aus der nachfolgenden
Figurenbeschreibung.
[0014] Diese Figuren zeigen:
- Figur 1
- Frontansicht einer einfachwirkenden Presse
- Figur 2
- Seitenansicht der Presse in Schnittdarstellung gemäss Schnittlinie A - A mit geschlossenem
Werkzeug und Zuhaltesystem verriegelt
- Figur 3
- Wie Figur 2, jedoch Werkzeug geöffnet
- Figur 4
- Frontansicht einer doppeltwirkenden Presse
- Figur 5
- Seitenansicht der doppeltwirkenden Presse in Schnittdarstellung mit geschlossenem
Werkzeug und Zuhaltesystem verriegelt
- Figur 6
- wie Figur 5, jedoch Zuhaltesystem entriegelt und Werkzeug geöffnet
[0015] Die Figur 1 zeigt eine einfachwirkende Presse 1, d. h. diese Presse verfügt nur über
einen Umform- oder Ziehstössel. Die dargestellte Presse 1 ist zum Umformen unter Verwendung
eines Medium, welches unter Hochdruck steht, vorgesehen. Bekannte Verfahren sind beispielhaft
das Innen- (IHU) oder Aussenhochdruckumformen (AHU), Die Presse 1 besteht aus einem
Unterholm 2 mit Tischplatte 3, Umformstössel 4, Oberholm 5, Ständer 6 und die die
gesamte Presse verbindenden und vorspannenden Anker mit Muttern 7. Auf der Tischplatte
3 ist das Unterwerkzeug 8, an dem Umformstössel 4 ist das Oberwerkzeug 9 befestigt.
Bekannte Ausgleich- oder Keilplatten 15 dienen zur Einstellung konstanter Werkzeuggesamthöhen.
Verbunden mit dem Umformstössel 4 ist der oder sind die Antriebszylinder 10. Zwischen
Oberholm 5 und Umformstössel 4 sind die Distanzen oder Riegel 11 angeordnet. Die eigentlichen
Zuhaltezylinder 12 befinden sich zwischen Unterholm 2 und Tischplatte 3.
[0016] Gemäss der Darstellung ist die Presse geschlossen und die Riegel 11 sind eingefahren,
wie dieses für den Umformvorgang erforderlich ist. Die, für die Umformung erforderlichen,
Hochdruckanschlüsse beim Aussenhochdruckumformen (AHU) oder Andockzylinder für die
Innenhochdruckumformung (IHU) sind bekannt und nicht näher dargestellt.
[0017] Über die als Kurzhubzylinder ausgebildeten Zuhaltezylinder 12 wird die für den Umformprozess
erforderliche Zuhaltekraft aufgebracht. Für die Funktion der Zuhaltezylinder 12 ist
es von Bedeutung das diese zunächst im ersten Teil der Hubbewegung die im System vorhandenen
Spiele und Toleranzen, die z.B. für das einfahren der Riegel 11 erforderlich sind,
eleminieren und dann die Zuhaltekraft aufbringen. Die jeweils aktive Zahl der Zuhaltezylinder
12 ist nach Bedarfsfall wählbar. Idealerweise wird dabei die Anordnung so gewählt,
dass das Werkzeug an jeder Stelle mit gleicher Flächenpressung beaufschlagt wird.
Die durch die Zuhaltekraft auftretenden Verformungen werden durch die Zuhaltezylinder
12 so geregelt, dass sich das Werkzeug mit parallelen Biegelinien verformt. Die Verspannung
des Gesamtsystemes Werkzeug/Presse bewirkt dabei eine sichere Zuhaltung. Die Antriebszylinder
werden bei der vorgeschlagenen Anordnung nicht mit der Umformkraft belastet.
[0018] Figur 2 zeigt die Presse in gleicher Funktion wie in Figur 1, d.h. Werkzeug geschlossen
und Presse verriegelt. Besonders deutlich ist der erfinderische Gedanke erkennbar
und zwar sind die vertikalen Wände 13 mit ihrer Höhe H1 des Oberholm 5 so angeordnet,
dass sie mit ihrem unteren Ende in Wirkverbindung mit den eingefahrenen Riegeln 11
stehen. Die Höhe H2 der Riegel 11 erstreckt sich über den gesamten vertikalen Bereich
zwischen Umformstössel 4 und Oberholm 5 der durch den Werkzeugschliessweg verfügbar
geworden ist. Die für die Bauteilsteifigkeit massgebliche Gesamthöhe ergibt sich somit
aus der Addition der Höhen H2 und H1.
[0019] Die Riegel 11 können beispielhaft auf dem Umformstössel 4 angeordnet sein und einzeln,
paarweise oder alle gemeinsam verbunden und verschiebbar sein. Die Verschiebung der
Riegel 11 bewirken im Ausführungsbeispiel Zylinder 14.
[0020] Als weiterer Vorteil der Erfindung ist aus der Figur 2 zu ersehen, dass die Anordnung
von Riegel 11 und Oberholmwände 13 eine Stösselkippung bei aussermittiger Belastung
sicher vermeidet.
[0021] In Figur 3 ist der Umformstössel 4 mit Oberwerkzeug 9 durch den Antriebszylinder
10 in die obere Position gefahren. Die Grösse des Hebehubes ergibt sich dabei aus
dem erforderlichen Freiraum zwischen Unterwerkzeug 8 und Oberwerkzeug 9. Dieser Freiraum
ist so bemessen, dass das Werkstück aus der unteren Formhälfte angehoben und durch
eine Automatisierungseinrichtung entnommen werden kann. Aufgrund dieser Funktionsabläufe
ergibt sich zwangsweise immer eine beträchtliche Höhe für die Riegel 11. Wie aus der
Darstellung erkennbar müssen diese Riegel 11 nicht sehr breit ausgeführt werden und
das Verhältnis Höhe zu Breite beträgt mindestens 3:1. Diese schmalen Riegel 11 ermöglichen
kurze Einfahrwege für die Ver- und Entriegelung des Gesamtsystems was sich durch die
Reduzierung der Nebenzeit günstig auf die Taktzeit der Presse auswirkt.
[0022] Günstig für die Dimensionierung und Energiebilanz wirkt sich auch aus, dass der Antriebszylinder
10 im Prinzip nur ein Hebezylinder ist, der das Gewicht vom Umformstössel 4 und Oberwerkzeug
9 anheben muß, d.h. der Zylinder 10 muss keinerlei Umformkräfte aufbringen oder abstützen.
[0023] Bei der doppeltwirkenden Presse 16 gemäß Figur 4 ist neben dem Umform- oder Ziehstössel
4 ein separater Blechhalterstössel 17 vorgesehen. Der Blechhalterstössel 17 ist in
Form eines geschlossenen Rahmens um den inneren Stössel 4 angeordnet und über ein
Mitnahmesystem 18 mit dem Umformstössel 4 verbunden. Somit wird die Öffnungs- und
Schließbewegung gemeinsam durch Zylinder 10 bewirkt. Zusätzlich ist nach eine Relativbewegung
zwischen Umformstössel 4 und Blechhalterstössel 17 durch die Gestaltung des Mitnahmesystem
18 möglich.
[0024] Figur 5 zeigt die Presse in geschlossener und verriegelter Darstellung. Das formbildende
Oberwerkzeug 9 ist am Umformstössel 4 befestigt. Um ein prozeß- und umformgerechtes
nachfließen des Werkstoffes bzw. der Platine 21 zu gewährleisten, sind zwischen Blechhalterstössel
17 und Rahmen 19 Zylinder 20 angeordnet.
[0025] Diese Zylinder 20 sind regelbare Blechhalterzylinder. In Wirkverbindung mit Rahmen
19 und Unterwerkzeug 8 kann während dem Umformprozeß eine optimale Haltekraft für
Platine 21 einreguliert werden. Die Regelung kann weg- und/oder zeitabhängig erfolgen.
Die Anzahl der Zylinder 20 und deren Haltekraft wird teilespezifisch ermittelt. Aufgrund
des gewählten Antriebskonzeptes können die Zylinder 20 als Kurzhubzylinder ausgeführt
werden.
[0026] Im Gegensatz zur einfachwirkenden Presse sind die Riegel 11 aufgeteilt in solche
die den Umformstössel 4 und solche die den Blechhalterstössel 17 verriegeln. Entsprechend
dem Umformvorgang kann somit beispielhaft zunächst der Blechhalterstössel 17 und zeitversetzt
der Umformstössel 4 verriegelt werden. Die Funktion der Zuhaltung und insbesondere
auch der Zuhaltezylinder 12 entspricht der Beschreibung von Figur 1.
[0027] Die geöffnete Stellung der doppeltwirkenden Presse 16 ist in Figur 6 dargestellt.
Zylinder 14 haben die Riegel 11 in die Entriegelungsstellung gefahren. Hebezylinder
10 hat Umformstössel 4 und Blechhalterstössel 17 angehoben. Durch das Mitnahmesystem
fand eine Relativbewegung zwischen Umformstössel 4 und Blechhalterstössel 17 statt.
Das umgeformte Werkstück ist entnommen und für den nächsten Zyklus kann eine Platine
eingelegt werden.
[0028] Die Erfindung ist nicht auf das beschriebene und dargestellte Ausführungsbeispiel
beschränkt. Sie umfasst auch alle fachmännischen Ausgestaltungen im Rahmen des geltenden
Anspruch 1.
Bezugszeichenliste:
[0029]
- 1
- Einfachwirkende Presse
- 2
- Unterholm
- 3
- Tischplatte
- 4
- Umformstössel, Umformstössel
- 5
- Oberholm
- 6
- Ständer
- 7
- Anker
- 8
- Unterwerkzeug
- 9
- Oberwerkzeug
- 10
- Antriebszylinder
- 11
- Riegel
- 12
- Zuhaltezylinder
- 13
- Oberholmwände
- 14
- Zylinder
- 15
- Ausgleichs- oder Keilplatten
- 16
- Doppeltwirkende Presse
- 17
- Blechhalterstössel
- 18
- Mitnahmesystem
- 19
- Rahmen
- 20
- Blechhalterzylinder
- 21
- Platine
1. Verriegelungseinrichtung für einfach- oder doppeltwirkende Pressen zum Hochdruckumformen,
wie Innen- oder Aussenhochdruckumformung, mit auf- und abwärts bewegbaren und durch
Riegel (11) in Umformposition verriegelbaren Stössel (4, 17), dadurch gekennzeichnet,
dass das Mass für die Höhe (H2) der Riegel (11) in Abhängigkeit von dem Schliesshub
der Presse (1, 16) ist und diesem angenähert oder gleich ist.
2. Verriegelungseinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, das Riegel (11)
in verriegelter Stellung als vertikale Verlängerung der Oberholmwände (13) angeordnet
sind.
3. Verriegelungseinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, das die Höhe H2
von Riegel (11) mindestens 3 mal größer ist als seine Dicke.
4. Verriegelungseinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, das die Länge von
Riegel (11) ca. der Länge der Stössel (4, 17) entspricht und aus einem Stück oder
mehreren Segmenten besteht.
5. Verriegelungseinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, das die Riegel (11)
einzeln, paarweise oder in ihrer Gesamtheit durch Verschiebeeinrichtung (14) verschiebbar
sind.
6. Verriegelungseinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, das Riegel (11)
auf dem Stössel (4, 17) angeordnet sind.
7. Verriegelungseinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, das Riegel (11)
in der Höhe H2 abstufbar sind.
8. Verriegelungseinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass bei einer doppeltwirkenden
Fresse Stössel (4, 17) zeitversetzt und separat verriegelbar sind.
9. Verriegelungseinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, das bei Presse (1,
16) Zuhaltezylinder (12) als Kurzhubzylinder vorgesehen sind.