[0001] Die Erfindung befaßt sich mit einem Verfahren zur Erzeugung einer Dampf- und Feuchtigkeitssperre
in keramischen Kamin-Rauchrohren und entsprechend behandelte Rauchrohre.
[0002] Das in der Heiz- und Feuerungstechnik bestehende Bestreben, die Abgastemperatur des
Rauchgases möglichst weit zu senken, um den Heizwert des Brennmaterials voll auszunutzen,
erschwert die Ableitung des Rauchgases durch Schornsteine. Denn infolge der niedrigen
Rauchgastemperatur ist der Auftrieb des Rauchgases gering, so daß in den Fällen besonders
niedriger Rauchgastemperatur, nämlich bei Heizwertgeräten, durch Überdruck im Rauchrohr
dafür Sorge getragen werden muß, daß das Rauchgas rasch genug abtransportiert wird.
Weiterhin tritt aufgrund der niedrigen Rauchgastemperatur über eine beträchtliche
Länge des Rauchrohrs Kondensation auf, bei der aus dem Rauchgas aggressive Bestandteile
in dampfförmiger und flüssiger Form austreten.
[0003] Flüssiges und dampfförmiges Kondensat wandert durch das poröse Kapillargefüge keramischer
Rauchrohre nach außen und tritt an der Außenseite des Rauchrohrs als Feuchtigkeit
auf, die durch verschiedene Maßnahmen beseitigt werden muß. So ist es bekannt, bei
dreischaligen Kaminen, in denen das Rauchrohr von einer Wärmedämmschicht umgeben ist,
Hinterlüftungskanäle in der Wärmedämmschicht vorzusehen, um ein Eindringen der Feuchtigkeit
in die Wärmedämmschicht zu verhindern. Häufig sind am Kaminfuß auf der Außenseite
des Rauchrohrs Auffangschalen oder dergleichen zur Aufnahme von außen herablaufendem
Kondensat vorgesehen. Eine weitere bekannte Maßnahme besteht darin, in keramischen
Rauchrohren von vornherein eine Sperre gegen das Hindurchtreten von Dampf und Feuchtigkeit
aus dem Rauchgas aufzubauen. Dies erfolgt entweder durch Erzeugung einer Glasur zumindest
auf der Rauchrohrinnenwand oder durch ein Silikonisieren, um dadurch das keramische
Kapillargefüge "abzudichten". Das Aufbringen einer Glasur ist relativ aufwendig und
auch nicht in allen Fällen wirkungsvoll, weil die Glasur spröde ist und daher Sprünge
oder Beschädigungen erfahren kann, durch die Feuchtigkeit hindurchtreten kann. Da
außerdem Rauchrohre ab und zu durch den Kaminkehrer ausgebrannt werden, wobei die
Temperatur vorübergehend sehr rasch auf bis zu 1000° C ansteigen kann, muß durch diesen
Wärmestoß mit Sprüngen in der Glasur gerechnet werden, der ihre Funktion als Feuchtigkeitssperre
beseitigt. Die Silikonisierung hat den Nachteil, daß sie die Wirkung als Feuchtigkeitssperre
nur bei relativ niedrigen Rauchgastemperaturen (160 bis 200° C) sicher beibehält und
ihre Anwendbarkeit an Rauchrohren daher beschränkt ist. Außerdem behindert die durch
das Silikonisieren erzielte Polysiloxan-Schicht auf dem Rauchrohr die Anwendung von
Verbindungsmaterialien wie Mörtel oder Kleber, die zum Verbinden von Rauchrohrabschnitten
miteinander oder zum Anbringen von Abzweigungen, Anschlußstutzen oder dergleichen
benötigt werden.
[0004] Die vorliegende Erfindung befaßt sich mit einem solchen Verfahren zur Erzeugung einer
Feuchtigkeitssperre in keramischen Rauchrohren, wobei ihr die Aufgabe zugrunde liegt,
das Verfahren einfach zu gestalten und die Wirksamkeit der Feuchtigkeitssperre temperaturmäßig
und zeitlich erheblich auszudehnen.
[0005] Erfindungsgemäß wird dies durch das Verfahren gemäß Patentanspruch 1 erreicht.
[0006] Als anorganisch-organische Hybridpolymere kommen Verbindungen in Betracht, die ein
molekulares oder nanostrukturiertes Basismaterial mit anorganischen und organischen
Elementen aufweisen (vgl. "First European Workshop, on Hybrid Organic-Inorganic Materials
- Centre National de la Recherche Scientifique, Château de Bierville, 8.-10. November
1993). Solche Hybridpolymere sind bekannt unter dem Markennamen ORMOCER des Fraunhofer-Instituts
für Silikat ISC, Würzburg oder durch die Firma nanogate GmbH, Saarbrücken. Hergestellt
werden die Hybridpolymere überwiegend durch Hydrolyse und Kondensation von Kieselsäureestern
und Metallalkoholaten als Grundmaterialien. Spezielle Eigenschaften erhalten diese
Systeme durch den Einbau von organisch modifizierten Kieselsäurederivaten in das Silikat-Netzwerk.
Dadurch können gezielt erwünschte Eigenschaften eingestellt werden und außerdem bewirken
die organischen Anteile den Aufbau eines organischen Polymer-Netzwerks.
[0007] Die Hybridpolymere können in Wasser oder Lösemitteln dispergiert oder gelöst werden,
so daß das Auftragen auf die zu behandelnde Oberfläche mit den üblichen Beschichtungstechniken
wie Tauchen, Schleudern, Gießen oder Spritzen möglich ist. An das Auftragsverfahren
schließt sich ein Trocknungs- oder Härtungsprozeß an, der durch thermische Behandlung
oder mit Hilfe von UV- oder Wärmestrahlung durchführbar ist. Je nach Bestimmungsart
der Hybridpolymere kann die thermische Behandlung und Trocknung zwischen Raumtemperatur
und 400°C durchgeführt werden.
[0008] Da die die Hybridpolymere aufbauenden Teilchen eine Größe im Nano-Bereich haben und
daher in das keramische Kapillargefüge leichter und tiefer als Polysiloxane eindringen
können, ist es bei entsprechend ausreichender Einwirkungsdauer der das oder die Hybridpolymere
enthaltenen Flüssigkeit möglich, die Hybridpolymere als Feuchtigkeitssperre nicht
nur als Schicht an der Rauchrohroberfläche, sondern auch über mehrere Millimeter tief
in dem oberflächennahen Kapillargefüge auszubilden. Dadurch können die Poren des Kapillargefüges
verstopft werden, so daß die unter der Oberfläche befindliche Feuchtigkeitssperre
selbst dann wirksam bleibt, wenn die auf der Oberfläche befindliche Hybridpolymerschicht
beschädigt sein sollte.
[0009] Nach Anspruch 2 kommen erfindungsgemäß zur Erzeugung einer Dampf- und Feuchtigkeitssperre
an keramischen Rauchrohren auch Fluorsilane zum Einsatz. Als Fluorsilane kommen fluoralkylfunktionelle
Silane in Betracht, die mit Wasser unter Hydrolyse und Abspaltung von Ethanol zu einem
reaktiven Silanol reagieren, wobei das Silanol chemisch an ein anorganisches Substrat
gebunden werden kann. Durch chemische Reaktion mit der zu behandelnden Oberfläche
wird eine Si-O-Bindung an die Oberfläche ausgebildet. Daran schließt sich eine Quervernetzung
unter Ausbildung eines Siloxan-Netzwerks an. Die Fluorsilane ergeben außerordentlich
dünne Schichten im Nanometerbereich, die in den Porenöffnungen des Kapillargefüges
der keramischen Oberfläche und auf den freien Flächen des Kapillargefüges nahe der
Oberfläche im Inneren des Keramikkörpers aufgebaut werden.
[0010] Fluorsilane der beschriebenen Art sind im Handel unter dem Markennamen DYNASYLAN
F 8261 (in Abwandlungen davon unter F 8262 und F 8263) der Firma Sivento Chemie GmbH,
Düsseldorf, erhältlich.
[0011] Die Fluorsilane können mit Wasser und Lösemitteln, z. B. Ethanol, gemischt werden,
so daß das Auftragen auf die zu behandelnde Oberfläche mit den üblichen Beschichtungstechniken
wie Tauchen, Sprühen, Streichen oder Polieren möglich ist. An das Auftragverfahren
schließt sich ein Trocknungs- oder Vernetzungsprozeß an, der durch thermische Behandlung
oder mit Hilfe von UV- oder Wärmestrahlung durchführbar ist. Die thermische Behandlung
kann zwischen 80 und 150°C durchgeführt werden. Günstiger ist jedoch ein Einbrennvorgang
bei Temperaturen bis 600°C, weil sich gezeigt hat, daß dadurch ohne ins Gewicht fallende
Herabsetzung der durch das Fluorsilan erhaltenen hydrophoben Eigenschaft eine erhebliche
Steigerung der mechanischen Belastbarkeit, wie Abriebfestigkeit, mit einhergeht.
[0012] Die geschilderten Hybridpolymere und Fluorsilane halten Temperaturen bis zu 600°C
stand, d. h. Temperaturen, die zumindest bei Hausschornsteinen nicht oder selten überschritten
werden.
[0013] Es hat sich gezeigt, daß die im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens eingesetzten
Hybridpolymere und Fluorsilane eine hohe mechanische Widerstands- und Haftfestigkeit
an der keramischen Oberfläche des Rauchrohrs entfalten. Das beruht offenbar darauf,
daß Komponenten des Silikat-Netzwerks dieser Verbindungen eine Bindung an SiO
2-Reste des Rauchrohr-Keramikmaterials eingehen, die zu der beträchtlichen Haftfestigkeit
führt. Die Hybridpolymere können weiterhin auch durch den Einbau von die Oberflächenenergie
heraufsetzenden Gruppen oder Radikalen so ausgelegt werden, daß die Haftung von Mörtel
und Kleber als Verbindungsmaterialien nicht beeinträchtigt, sondern eher gefördert
wird. Darüber hinaus beschleunigt das bekannte hydrophobe Verhalten der Hybridpolymere
und Fluorsilane das Ablaufen von flüssigem Kondensat an der Innenwand des Rauchrohrs
und die Mitnahme von Festkörperteilchen wie Ruß oder dergleichen.
[0014] Obwohl das Auftragen der Hybridpolymere und Fluorsilane mit unterschiedlichen Auftragverfahren
durchführbar ist, eignet sich hierfür die Behandlung der Rauchrohre im Tauchverfahren
am besten. Dadurch werden die Außen- und Innenflächen des Rauchrohrs beschichtet.
Es kann jedoch daran gedacht werden, zur Herabsetzung von Materialkosten das Beschichten
der Rauchrohre auf deren Innenfläche zu beschränken, was mit einem Sprühverfahren
durchgeführt werden kann. Da sich gezeigt hat, daß das Keramikmaterial bei erhöhter
Temperatur die die Hybridpolymere bzw. das Fluorsilan enthaltende Flüssigkeit stärker
und bis hin zur Sättigung damit aufnimmt, wird zweckmäßig in beiden Fällen das Rauchrohr
auf eine Temperatur von beispielsweise 150°C aufgeheizt.
1. Verfahren zur Erzeugung einer Dampf- und Feuchtigkeitssperre in einem keramischen
Kamin-Rauchrohr, bei dem die Innen- und/oder Außenfläche des Rauchrohrs mit einer
ein anorganisch-organisches Hybridpolymer enthaltenden Flüssigkeit behandelt und anschließend
getrocknet wird.
2. Verfahren zur Erzeugung einer Dampf- und Feuchtigkeitssperre in einem keramischen
Kamin-Rauchrohr, bei dem die Innen- und/oder Außenfläche des Rauchrohrs mit einer
ein Fluorsilan enthaltenden Flüssigkeit behandelt und anschließend getrocknet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Rauchrohr während einer Zeitdauer behandelt wird, die ein Eindringen der Flüssigkeit
in das keramische Kapillargefüge des Rauchrohrs erlaubt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Rauchrohr in der Flüssigkeit getaucht wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Innenfläche des Rauchrohrs mit der Flüssigkeit besprüht wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Rauchrohr vor oder bei dem Behandlungsvorgang aufgeheizt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Rauchrohr auf eine Temperatur von 150°C aufgeheizt wird.
8. Rauchrohr, das auf der Innen- und/oder Außenfläche mit einem anorganisch-organischen
Hybridpolymer beschichtet ist.
9. Rauchrohr, das auf der Innen- und/oder Außenfläche mit einem Fluorsilan beschichtet
ist.
10. Rauchrohr nach Anspruch 8 oder 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Hybridpolymer bzw. das Fluorsilan in einer oberflächennahen Schicht des keramischen
Kapillargefüges enthalten ist.