(19)
(11) EP 0 853 133 B1

(12) EUROPÄISCHE PATENTSCHRIFT

(45) Hinweis auf die Patenterteilung:
23.05.2001  Patentblatt  2001/21

(21) Anmeldenummer: 97119976.5

(22) Anmeldetag:  13.11.1995
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7C22C 21/08, B22D 17/00

(54)

Verwendung einer Aluminiumlegierung zum Druckgiessen

Use of an aluminium alloy for pressure die casting

Utilisation d'un alliage d'aluminium pour moulage sous pression


(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT DE ES FR GB IT SE

(30) Priorität: 15.11.1994 CH 341894

(43) Veröffentlichungstag der Anmeldung:
15.07.1998  Patentblatt  1998/29

(62) Anmeldenummer der früheren Anmeldung nach Art. 76 EPÜ:
95937067.7 / 0792380

(73) Patentinhaber: ALUMINIUM RHEINFELDEN GmbH
79618 Rheinfelden (DE)

(72) Erfinder:
  • Koch, Hubert
    79618 Rheinfelden (DE)

(74) Vertreter: Patentanwälte Breiter + Wiedmer AG 
Seuzachstrasse 2 Postfach 366
8413 Neftenbach/Zürich
8413 Neftenbach/Zürich (CH)


(56) Entgegenhaltungen: : 
DE-A- 3 838 829
GB-A- 1 384 264
DE-B- 1 758 441
   
  • DATABASE WPI Derwent Publications Ltd., London, GB; AN 211600 XP002053498 -& JP 01 149 938 A (UBE INDUSTRIES KK) , 13.Juni 1989
  • DATABASE WPI Derwent Publications Ltd., London, GB; AN 003621 XP002053499 -& JP 03 257 134 A (SKY ALUMINIUM KK) , 15.November 1991
  • PATENT ABSTRACTS OF JAPAN vol. 017, no. 567 (C-1120), 14.Oktober 1993 -& JP 05 163546 A (NIPPON LIGHT METAL CO LTD;OTHERS: 02), 29.Juni 1993,
   
Anmerkung: Innerhalb von neun Monaten nach der Bekanntmachung des Hinweises auf die Erteilung des europäischen Patents kann jedermann beim Europäischen Patentamt gegen das erteilte europäischen Patent Einspruch einlegen. Der Einspruch ist schriftlich einzureichen und zu begründen. Er gilt erst als eingelegt, wenn die Einspruchsgebühr entrichtet worden ist. (Art. 99(1) Europäisches Patentübereinkommen).


Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung einer Aluminiumlegierung zum Druckgiessen, für das Thixocasting oder das Thixoschmieden.

[0002] Die Druckgusstechnik hat sich heute soweit entwickelt, dass es möglich ist, Gussstücke mit hohen Qualitätsansprüchen herzustellen. Die Qualität eines Druckgussstückes hängt aber nicht nur von der Maschineneinstellung und dem gewählten Verfahren ab, sondern in hohem Masse auch von der chemischen Zusammensetzung und der Gefügestruktur der verwendeten Gusslegierung. Diese beiden letztgenannten Parameter beeinflussen bekanntermassen die Giessbarkeit, das Speisungsverhalten (G. Schindelbauer, J. Czikel "Formfüllungsvermögen und Volumendefizit gebräuchlicher Aluminiumdruckgusslegierungen" Giessereiforschung 42, 1990, S. 88/89), die mechanischen Eigenschaften und -- im Druckguss ganz besonders wichtig -- die Lebensdauer der Giesswerkzeuge (L.A. Norström, B. Klarenfjord, M. Svenson "General Aspects on Wash-out Mechanism in Aluminium Diecasting Dies", 17. International NADCA Diecastingcongress 1993, Cleveland OH).

[0003] In der Vergangenheit wurde der Entwicklung von speziell für den Druckguss anspruchsvoller Gussstücke geeigneten Legierungen wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Die meisten Anstrengungen wurden auf die Weiterentwicklung der Verfahrenstechnik des Druckgussprozesses verwendet. Gerade von Konstrukteuren der Automobilindustrie wird aber immer mehr gefordert, schweissbare Bauteile mit hoher Duktilität im Druckguss zu realisieren, da bei hohen Stückzahlen der Druckguss die kostengünstigste Produktionsmethode darstellt.

[0004] Damit die geforderten mechanischen Eigenschaften, insbesondere eine hohe Bruchdehnung, erreicht werden können, müssen die Gussteile einer Wärmebehandlung unterzogen werden. Diese Wärmebehandlung ist zur Einformung der Gussphasen und damit zur Erzielung eines zähen Bruchverhaltens notwendig. Eine Wärmebehandlung bedeutet in der Regel eine Lösungsglühung bei Temperaturen knapp unterhalb der Solidustemperatur mit nachfolgendem Abschrecken in Wasser oder einem anderen Medium auf Temperaturen <100°C. Der so behandelte Werkstoff weist nun eine geringe Dehngrenze und Zugfestigkeit auf. Um diese Eigenschaften auf den gewünschten Wert zu heben, wird anschliessend eine Warmauslagerung durchgeführt. Diese kann auch prozessbedingt erfolgen, z.B. durch eine thermische Beaufschlagung beim Lackieren oder durch das Entspannungsglühen einer ganzen Bauteilgruppe.

[0005] Da Druckgussstücke endabmessungsnah gegossen werden, haben sie meist eine komplizierte Geometrie mit dünnen Wandstärken. Während des Lösungsglühens und besonders beim Abschreckprozess muss mit Verzug gerechnet werden, der eine Nacharbeit z.B. durch Richten der Gussstücke oder im schlimmsten Fall Ausschuss nach sich ziehen kann. Die Lösungsglühung verursacht zudem zusätzliche Kosten und die Wirtschaftlichkeit dieser Produktionsmethode könnte wesentlich erhöht werden, wenn Legierungen zur Verfügung stehen würden, die die geforderten Eigenschaften ohne eine Wärmebehandlung erfüllen.

[0006] Aus JP-A-1149938 ist eine Druckgusslegierung mit 3 bis 6% Mg, 0,3 bis 2,5% Si, 0 bis 2% Mn, 0,03 bis 0,40% Ti sowie wahlweise noch 0,001 bis 0,01% Be sowie Al als Rest bekannt. Eine beispielhaft angeführte Legierung weist folgende Zusammensetzung bezüglich ihrer Hauptlegierungselemente auf: 5% Mg-2,2%Si- 0,4%Mn.

[0007] In DE-B-1758441 ist eine Al-Gusslegierung mit 0,6 bis 1,2% Mn, 4,5 bis 7,5% Mg, 0,8 bis 2,5% Si, 0,1 bis 0,3% Ti sowie 0,2 bis 1,0% Cu offenbart.

[0008] GB-A-1384264 beschreibt eine Al-Gusslegierung mit 3,5 bis 7% Mg, 0,8 bis 2,5% Si sowie 0,6 bis 1,8% Mn. Eine beispielhaft angegebene Legierung weist bezüglich ihrer Hauptlegierungselemente die folgende Zusammensetzung auf: 0,85% Mn, 4,7% Mg sowie 1,7% Si.

[0009] Angesichts dieser Gegebenheiten hat sich der Erfinder die Aufgabe gestellt, eine Aluminium-Gusslegierung zu entwickeln, die folgende Eigenschaften aufweist:
  • gute mechanische Eigenschaften im Gusszustand, insbesondere eine hohe Bruchdehnung
  • gute Vergiessbarkeit
  • keine Klebeneigung, gute Entformbarkeit
  • hohe Gestaltsfestigkeit
  • gute Schweissbarkeit


[0010] Zur erfindungsgemässen Lösung der Aufgabe führt eine Aluminiumlegierung bestehend aus

5,4 bis 5,8 Gew.% Magnesium

1,8 bis 2,5 Gew.% Silizium

0,5 bis 0,9 Gew.%Mangan

max. 0,2 Gew.%, insbesondere 0,1 bis 0,2 Gew.-% Titan

max. 0,15 Gew.% Eisen

sowie Aluminium als Rest mit weiteren Verunreinigungen einzeln max. 0,02 Gew.%, insgesamt max. 0,2 Gew.%. Der zur Herstellung der Legierung verwendete Reinheitsgrad des Aluminiums entspricht einem Hütten-Aluminium der Qualität A199.8H.

[0011] Diese Legierung weist im Gusszustand eine gut eingeformte α-Phase auf. Das Eutektikum, überwiegend bestehend aus Mg2Si- und Al6Mn-Phasen, ist sehr fein ausgebildet und führt daher zu einem hochduktilen Bruchverhalten. Der eutektische Anteil von etwa 30% gewährleistet eine ausgezeichnete Giessbarkeit. Durch den Anteil an Mangan wird das Kleben in der Form vermieden und eine gute Entformbarkeit gewährleistet. Der Magnesiumgehalt in Verbindung mit Mangan gibt dem Gussstück eine hohe Gestaltsfestigkeit, so dass auch beim Entformen mit sehr geringem bis gar keinem Verzug zu rechnen ist.

[0012] Obwohl die erfindungsgemässe Aluminiumlegierung zur Verarbeitung im Druckguss vorgesehen ist, kann sie selbstverständlich auch mit anderen Verfahren vergossen werden, z.B.

Sandguss

Schwerkraftkokillenguss

Niederdruckguss

Giessschmieden

Thixocasting/Thixoschmieden



[0013] Die grössten Vorteile ergeben sich jedoch bei Giessverfahren, die mit hohen Abkühlungsgeschwindigkeiten ablaufen, wie beispielsweise beim Druckgiessverfahren.

[0014] Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der erfindungsgemässen Aluminium-Gusslegierung sowie deren hervorragende Eigenschaften ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels.

[0015] Eine Legierung mit der Zusammensetzung
Si:
2,2 Gew.%
Mn:
0,86Gew.%
Mg:
5,4 Gew.%
Ti:
0,14Gew.%
Fe:
0,1 Gew.%


[0016] Rest auf der Basis Hütten-Aluminium der Qualität Al99.8H, wurde im Druckguss vergossen. Als Form diente eine Platte mit einer Dicke von 4mm. Aus diesen Platten wurden Probestäbe für Zugversuche herausgearbeitet.

[0017] Die nachfolgenden mechanischen Eigenschaften, Mittelwerte aus 21 Einzelmessungen, wurden im Gusszustand ermittelt:
Rp0,2 :
180 N/mm2
Rm
: 314 N/mm2
A5
: 17,2%


[0018] Vergleichsweise werden für eine Legierung des Typs AlMg5Si für die mechanischen Eigenschaften im Gusszustand die folgenden Werte angegeben:
Rp0,2 :
110-150 N/mm2
Rm
: 150-240 N/mm2
A5
: 3-8%


[0019] Der Vergleich zeigt, dass die erfindungsgemässe Aluminiumlegierung im Gusszustand sowohl bezüglich der Dehngrenze (Rp0,2) als auch bezüglich der Bruchdehnung (A5) den heute bekannten Legierungen weit überlegen ist.

[0020] Die Legierung ist wärmebehandelbar, schweissbar und zeigt ein ausgezeichnetes Giessverhalten. Ein bevorzugter Einsatz der erfindungsgemässen Aluminiumlegierung liegt im Druckguss für Bauteile mit hohen Anforderungen an die mechanischen Eigenschaften, ohne dass hierzu eine Wärmebehandlung erforderlich ist.


Ansprüche

1. Verwendung einer Aluminiumlegierung bestehend aus

5,4 bis 5,8 Gew.% Magnesium

1,8 bis 2,5 Gew.% Silizium

0,5 bis 0,9 Gew.%Mangan

max. 0,2 Gew.% Titan

max. 0,15 Gew.% Eisen

sowie Aluminium als Rest mit weiteren Verunreinigungen einzeln max. 0,02 Gew.%, insgesamt max. 0,2 Gew.%, zum Druckgiessen, für das Thixocasting oder das Thixoschmieden.
 
2. Verwendung einer Aluminiumlegierung nach Anspruch 1 für ohne nachfolgende Wärmebehandlung hergestellte Bauteile mit hohen Anforderungen an die mechanischen Eigenschaften.
 


Claims

1. Use an aluminium alloy consisting of:

5.4 to 5.8 w.% magnesium

1.8 to 2.5 w.% silicon

0.5 o 0.9 w.% manganese

max 0.2 w.% titanium

max 0.15 w.% iron

and aluminium as the remainder, with further contaminants individually max. 0.02 w.%, total max. 0.2 w.%, for diecasting, thixocasting or thixoforging.
 
2. Use an aluminium alloy according to claim 1 for components produced without subsequent heat treatment with high requirements for mechanical properties.
 


Revendications

1. Utilisation, pour la thixocoulée ou le thixoforgeage, d'un alliage d'aluminium de coulée sous pression composé de:

5,4 à 5,8% en poids de magnésium,

1,8 à 2,5% en poids de silicium,

0,5 à 0,9 % en poids de manganèse,

max. 0,2 % en poids de titane,

max. 0,15 % en poids de fer

   et d'aluminium pour le solde, dans lequel la teneur maximale en impuretés additionnelles est de 0,02 % en poids individuellement et de 0,2 % en poids au total.
 
2. Utilisation d'un alliage d'aluminium selon la revendication 1 pour des composants fabriqués sans traitement thermique ultérieur, répondant à de hautes exigences en propriétés mécaniques.