[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren nach dem Oberbegriff des ersten Patentanspruches
und eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens. Die Erfindung ist überall dort
anwendbar, wo halogenbelastete kohlenstoffhaltige Rest- und Abfallstoffe unter Erzeugung
eines kohlenmonoxid- und wasserstoffhaltigen Gases bei gleichzeitiger Gewinnung von
halogenhaltigen Wertstoffen zu verwerten sind.
[0002] Unter halogenbelasteten kohlenstoffhaltigen Rest- und Abfallstoffen sind mit organischen
oder anorganischen Halogenverbindungen belastete Kohlenwasserstofföle, chlorhaltige
Kunststoffe, halogensalzinfiltrierte kohlenstoffhaltige Materialien, mit Halogenverbindungen
belastete Klärschlämme, verunreinigte Halogenwasserstoffsäuren sowie verunreinigte
Halogenkohlenwasserstoffe oder deren Mischungen zu verstehen.
[0003] Es ist bekannt, halogen- und kohlenstofhaltige Rest- und Abfallstoffe unter Nutzung
der entstehenden Wärme sowie zur Gewinnung halogenhaltiger Wertstoffe zu verbrennen
oder zu vergasen.
[0004] Bei der Verbrennung besteht jedoch die Gefahr der Bildung von hochtoxischen Substanzen,
die sowohl das Abgas oder auch gewonnene Wertstoffe, wie beispielsweise Salzsäure,
belasten. So führen bereits geringe Gehalte von polychlorierten Biphenylen, wie vielfach
in Altölen aus elektronischen Einrichtungen und Hydraulikanlagen gefunden, zur Gefahr
der Bildung von extrem toxischen polychlorierten Dibenzodioxinen (PCDD) und Dibenzofuranen
(PCDF). Eine zusammenfassende Darstellung ist gegeben in "Dioxine - Entstehung, Verteilung
und Eintrag in die Umwelt", Prof. Dr. Hutzinger, Nov. 1990, Universität Bayreuth.
[0005] In der Technik der Gaserzeugung ist die Verwertung halogenbelasteter Rest-und Abfallstoffe
langjährig bekannt. So beschreibt DE 41 09 231 C2 ein Verfahren zur Verwertung halogenbelasteter
kohlenstoffhaltiger Abfallstoffe, in dem diese gemeinsam mit Sauerstoff in der Flamme
eines Flugstromvergasers unter Bildung eines CO- und H
2-reichen sowie halogenwasserstoffhaltigen Gases umgesetzt werden. Der Flugstromvergaser
besteht aus einer Reaktionskammer, dem eine Quenchung des heißen Vergasungsgases nachgeordnet
ist (J. Carl, P. Fritz, Noell-Konversionsverfahren, EF-Verlag für Energie und Umwelttechnik
GmbH 1996). Im Reaktionsraum herrscht ein Druck von 26 bar. Die für den Prozess notwendigen
Temperaturbedingungen im Reaktionsraum werden durch Regelung des Verhältnisses von
Sauerstoff zu Rest- und Abfallstoff gesteuert. Es wird eine Temperatur am Ausgang
des Reaktionsraumes von 1350 °C bis 1400 °C eingestellt. Durch die begrenzte Umsatzgeschwindigkeit
der Rest- und Abfallstoffe und die unvollständige Durchmischung der Reaktionspartner
infolge der hohen Zähigkeit der Gasphase verläuft der Vergasungsprozess in diesem
Einkammerreaktor entgegen dem thermodynamischen Gleichgewicht nicht vollständig.
Während des Vergasungsprozesses gebildeter Ruß sowie Reste von höhermolekularen organischen
und halogenorganischen Verbindungen erfordern eine aufwendige Aufbereitung des Vergasungsgases
und beeinträchtigen die Qualität und Verwertbarkeit der halogenhaltigen Wertstoffe
wie beispielsweise Salzsäure, die durch Absorption von Chlorwasserstoff in Wasser
in Quench- und nachfolgenden Waschprozessen gewonnen wird. Weiterhin führen die im
Vergasungsprozess gebildeten Ruß-und Reststoffe zur Korrosion der Anlage.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Möglichkeit der Vergasung nach dem
Prinzip der partiellen Oxydation im Flugstrom für die Verwertung halogenhaltiger Rest-
und Abfallstoffe zu nutzen und ein vielseitig einsetzbares kohlenmonoxid- und wasserstoffhaltiges
Gas und hochqualitative Wertstoffe, wie Halogenwasserstoffsäuren oder Halogensalze,
so zu erzeugen, dass aus dem Halogengehalt des Einsatzmaterials resultierende Umweltbelastungen
für Atmosphäre, Wasser und Boden durch toxische Stoffe vermieden und Korrosionen in
der entsprechenden Anlage weitgehend eingeschränkt bleiben.
[0007] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren nach dem kennzeichnenden Merkmal des ersten
Patentanspruches und eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens gelöst.
Unteransprüche geben vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung wieder.
[0008] Das erfindungsgemäße Verfahren geht davon aus, dass halogenenthaltende und kohlenstoffhaltige
Rest- und Abfallstoffe in einem fließfähigen Zustand und ein freien Sauerstoff enthaltendes
Vergasungsmittel in Form einer Flammenreaktion bei einem erhöhten Druck mehrstufig
zu einem kohlenmonoxid-, wasserstoff- und halogenwasserstoffhaltigen Rohgas umgesetzt
werden.
[0009] Erfindungsgemäß wird das bei einer Temperatur von mindestens 1100 °C in einer ersten
Reaktionskammer erzeugte Rohgas, das noch nicht umgesetzte Bestandteile aufweist,
weiteren Reaktionskammern zugeführt, in denen durch die Strömungsführung eine intensive
Durchmischung erfolgt, die zum weiteren Umsatz der noch nicht vergasten Bestandteile
führt. Zur Steuerung der Reaktion kann den nachgeordneten Reaktionskammern zusätzlich
freien Sauerstoff enthaltendes Vergasungsmittel zugeführt werden.
[0010] Die Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens weist mindestens zwei oder mehr hintereinander
angeordnete Reaktionsräume auf. Diese können unterschiedlich groß sein und durch sich
verengende Querschnitte oder geteilte Zwischenböden voneinander abgegrenzt sein. Sie
können auch in eigenen, miteinander verbundenen Druckkörpem angeordnet sein.
Die Erfindung wird durch drei Ausführungsbeispiele und eine dazugehörende schematische
Darstellung erläutert. Die Figuren zeigen:
- Figur 1
- die schematische Darstellung eines Vergasungsreaktors zur Vergasung halogenbelasteter
Rest- und Abfallstoffe mit drei Reaktionskammern und Sauerstoffzuführung in der zweiten
Reaktionskammer,
- Figur 2
- die schematische Darstellung eines Vergasungsreaktors mit konstruktiv getrennten Reaktionskammern,
- Figur 3
- die schematische Darstellung eines Vergasungsreaktors mit Unterteilung der Reaktionskammern
durch geteilte Bodenplatten.
[0011] Die Fig. 1 zeigt einen Vergasungsreaktor für den Betrieb bei hohen Temperaturen.
Der obere Reaktionsraum 2 ist mit einem Brenner 1 vorgesehen. Diesem Brenner 1 wird
über Förderleitungen der halogenhaltige Rest- oder Abfallstoff und technischer Sauerstoff
zugeführt. Beide Komponenten reagieren unter Bildung einer Flamme innerhalb des Reaktionsraumes
2 miteinander, wobei CO-, H
2- und halogenwasserstoffhaltiges Gas erzeugt wird. Im Reaktionsraum 2 herrscht ein
Druck >2 bar. Die für den Prozess notwendigen Temperaturen im Reaktionsraum werden
durch Regelung des Verhältnisses von Sauerstoff zu Einsatzstoff gesteuert Es wird
eine Temperatur am Ausgang des Reaktionsraumes 2 größer als 1100 °C eingestellt. Zur
weiteren Reaktion der noch nicht in CO, H
2 und Halogenwasserstoff umgesetzten Bestandteile wird das heiße Vergasungsgas in den
zweiten und dritten Reaktorraum 2 übergeleitet, wo sich durch intensive Durchmischung
die restliche Umsetzung der noch nicht vergasten Bestandteile vollzieht. Zur Unterstützung
der Reaktion kann im zweitwn und dritten Reaktorraum 2, hier beispielhaft gezeigt,
über Zuführungskanäle 6 zusätzlich ein freien Sauerstoff enthaltendes Vergasungsmittel
zugeführt werden. Das CO-, H
2- und halogenwasserstoffhaltige Gas verlässt über die Austrittsvorrichtung 5 die letzte
Reaktionskammer 2 und gelangt in die nachfolgenden Kühl-, Wasch-und Reinigungssysteme.
[0012] Die Fig. 2 zeigt drei Reaktoräume 3, die nicht in einem einheitlichen Druckgefäß
untergebracht sind, sondern in drei einzelnen Druckgefäßen 3, die miteinander verbunden
sind. Der Vorgang der Vergasung vollzieht sich in der im Beispiel 1 aufgeführten Weise.
[0013] Die Fig. 3 zeigt drei Reaktionsräume 2 in einem einzigen Reaktor. Die Reaktionsräume
2 werden hierbei innerhalb eines einheitlichen Druckgefäßes durch geteilte Bodenplatten
4 getrennt. Die Zuführung der Vergasungsmedien sowie die Abführung 5 der Vergasungsprodukte
5 erfolgen wie in Fig. 1 beschrieben.
1. Verfahren zur Verwertung halogenbelasteter kohlenstoffhaltiger Rest-und Abfallstoffe
durch Vergasung im Flugstrom unter Zuführung eines freien Sauerstoff enthaltenden
Vergasungsmittels bei gleichzeitiger Gewinnung von halogenhaltigen Wertstoffen bei
Temperaturen höher als 1100 °C bei Drucken größer Atmosphärendruck, besonders zwischen
2 und 20 bar, in einem Flugstromreaktor, dadurch gekennzeichnet, dass im Reaktor dem
Vergasungsraum (2) Mischkammern (3) nachgeschaltet sind, in denen vergleichbare Temperatur-
und Druckverhältnisse herrschen wie im Vergasungsraum (2) und in denen eine Nachvergasung
von im Vergasungsraum (2) gebildeten Ruß und anderer die Reinheit des Vergasungsgases
beeinträchtigende Störstoffe wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, die
chlorfrei oder chlorhaltig sein können, stattfindet.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das freien Sauerstoff enthaltende
Vergasungsmittel dem Vergasungsraum (2) und einer oder mehreren Mischkammern (3) und/oder
(4) zugeführt wird.
3. Vorrichtung zur Durchführung eines Verfahrens nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
dem Reaktorraum (2) eine Mischkammer (3) nachgeordnet ist.
4. Vorrichtung zur Durchführung eines Verfahrens nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
dem Reaktorraum (2) zwei Mischkammern (3, 4) nachgeordnet sind.
5. Vorrichtung nach den Ansprüchen 3und 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Vergasungsraum (2) und die Mischkammern (3, 4) unterschiedlich groß sind.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 3 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Vergasungsraum (2) und die Mischkammern (3, 4) durch sich verengende Querschnitte
voneinander abgegrenzt sind.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 3 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
sich der Vergasungsraum (2) und die Mischkammern (3, 4) in eigenen, untereinander
verbundenen Druckkörpern (3) befinden.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 3 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Vergasungsraum (2) und die Mischkammern (3, 4) durch geteilte Zwischenböden (4)
voneinander abgegrenzt sind.